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Nimm mir eines meiner Augen

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10.11.2003
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Nimm mir eines meiner Augen

Es war einmal ein Bauer. Er war nicht besonders reich und auch nicht besonders schlau, aber das waren die anderen Bauern im Dorf auch nicht. Das Leben war ein ruhiger Fluß, einzig das Wetter brachte etwas Abwechslung hinein. Je nach Wetter fiel die Ernte mal üppig mal weniger üppig aus, doch das war nicht wirklich von Bedeutung, die dann fallenden oder steigenden Marktpreise für ihre Produkte trafen alle Bauern gleichermaßen, und beim Dorfwirt, nach dem Kirchgang, konnten sie sich immer wieder gegenseitig bescheinigen, wie ungerecht die Welt sei, ihnen die harte Arbeit und die ewige Ungewißheit, wie es mit dem Wetter sein würde, nicht entsprechend zu lohnen.

Eines Tages jedoch, es war Montag und tiefster Winter, traf unser Bauer im Wald eine Frau, die sich im hohen Schnee offenbar verlaufen hatte oder nur nicht schnell genug weg konnte, als der Bauer mit seinem Traktor angerast kam – sie hatte wohl den technischen Fortschritt unterschätzt. Trotz Kälte war sie nur in eine Art Schal gewickelt, an mehr als einer Stelle schimmerte ihre weiße Haut durch den dünn gewebten, durchsichtigen Stoff, von ihren nackten Schultern und Armen ganz zu schweigen. Barfuß stand sie im Schnee, den Bauern verschmitzt anlächelnd.

Dem war seine Überraschung anzusehen, kein Wort konnte er herausbringen, starrte sie nur an und war gerade noch fähig, den laut tuckernden Motor abzustellen. Als ob sie sich der Wirkung ihrer Blöße eben erst bewußt geworden wäre, zog sie sich züchtig den Schal etwas enger um die Brust, setze ein bezauberndes Lächeln auf und sprach ihn mit engelsgleicher Stimme an:
„Ach, lieber Mensch, könntest du mir bitte aus diesem tiefen Schnee helfen und nach Hause bringen?“
Der Bauer sagte trotz seines offenen Mundes nichts. Er war für seine Verhältnisse schon viel herumgekommen in der Welt, aber einer so wundervollen Frau war er weder in der Kreisstadt, noch im fernen München begegnet, wo er einmal zum Oktoberfest weilte und mit seinen Kumpels ein Bordell besuchte.
„Aber … aber natürlich!“, brachte er schließlich hervor und wollte vom seinem Traktor steigen, als sie plötzlich schon neben ihm auf dem Kotflügel saß.
„Danke, lieber Mensch, für deine Hilfe.“
„Aber … aber ich habe doch gar nichts … ich meine, ich …“
Er verstummte. Sie war dabei, ihre, offenbar während des Sprungs auf den Traktor in Unordnung geratene Kleidung so zu drapieren, daß die strategisch wichtigsten Stellen ihres Körpers wieder bedeckt waren. Als sie das zu ihrer Zufriedenheit geschafft hatte, blickte sie ihn wieder an. Schmunzelnd.
Und er fühlte sich ertappt, fast wäre er rot geworden.
„Wo soll’s hingehen?“, fragte er schnell, damit seiner Scham Einhalt gebietend.
„Nirgendwohin. Das ist nicht mehr nötig, dein guter Wille genügt mir“, sagte sie mit einem Lächeln, das ernster war als vorhin, „Du hast dir eine Belohnung verdient und hast einen Wunsch frei.“
Dem Bauer verschlug es erneut die Sprache. Eine Fee! Eine Fee wie aus dem Märchen und doch echt. Er sah ihren roten Mund, er sah ihren Busen, wie er sich bei jedem Atemzug hob und senkte, er sah ihre Hände auf dem Schoß liegen, wie zu einem Gebet gefaltet.
„Einen Wunsch? Egal welchen?“, sagte er schließlich, ohne seinen Blick zu heben.
„Ja, ich mache alles, was du willst. Aber ich muß dich warnen: Bei deinem Nachbarn werde ich es zweimal machen.“

Mir egal, dachte der Bauer, was geht mich mein Nachbar an!
Sein erster Gedanke war, sie zu ficken. Auf der Stelle. Fee oder nicht, wann bekommt man schon so ein Weib vor die Flinte! Mit seinem Blick versuchte er den sie umschwebenden Schleier zu durchdringen, doch mehr als eine steife Brustwarze, die sich durch den dünnen Stoff deutlich abzeichnete, konnte er nicht erspähen. Schon wollte er ihr den Fetzen herunterreißen, als er plötzlich innehielt. Was für ein Unsinn! Er kann sich doch hundert, nein tausend solche Frauen wünschen! Auf der Stelle! Nein, das ginge nicht, wo sollte er sie alle hintun? Er mußte doch zurück zur Frau und Kindern, die sollten auch was davon haben, nicht?! Am besten wäre es wohl, sich Geld zu wünschen. Dann könnte er wöchentlich nach München fahren und sich jedes Mal die beste Hure der Stadt kaufen. Und das wäre ja nur ein Nebeneffekt, er könnte sich mit dem Geld endlich einen neuen Stall bauen, in dem natürlich nicht mehr zwanzig Kühe wie jetzt, sondern hundert stünden. Oder …

Scheiße! Er hatte den Nachbarn vergessen. Gäbe die Fee ihm hundert Kühe, dann müßte sie dem Nachbarn zweihundert geben. Nein, nein, das ginge dann doch zu weit! Und mit dem Geld wäre genau das Gleiche – der Nachbar bekäme immer das Doppelte. Scheiße, scheiße, scheiße! Und das für nichts und wieder nichts! Was hatte dieser Nachbar schon geleistet, hm? Also doch die Gute hier flachlegen? Es konnte ihm doch egal sein, ob der Nachbarn sie auch bekam, er wäre der Erste, sie war sicher noch Jungfrau, so jung wie sie aussah? Wann hatte er zuletzt eine Jungfrau gehabt? In der Hochzeitnacht, genau, seine Frau, die Züchtige, hatte ihn vorher nicht rangelassen. War ohnehin nur ein kurzes Vergnügen damals, und das würde auch heute nicht anders sein. Mist, ein Fick von einer Viertelstunde, was war das schon! Auf einmal reute es den Bauern, eine solche Gelegenheit fast ungenützt vorbeigehen zu lassen. Verdammt noch mal, konnte er sich nicht etwas wünschen, das von Dauer wäre und gleichzeitig nicht dem Nachbarn zugute käme?! Etwas, das nur ihm Vorteil brächte? Wenn er schon verzichten mußte, dann sollte der Nachbar auch verzichten müssen. Jawohl!

Verzicht? Wie wäre es, wenn er auf irgend etwas verzichtete? Dann müßte der Nachbar das auch, und zwar auf die doppelte Menge! Der Bauer ging im Geiste durch all seinen Besitz und den seines Nachbarn, was gar nicht schwer war, sie wußten ja alles voneinander, den Stammtischgesprächen sei Dank. Und wie nicht anders zu erwarten, er fand gleich das Passende: Die Kühe. Beide hatten zwanzig Kühe. Und wenn ihm die Fee zehn Stück davon wegnähme, dann müßte sie dem Nachbarn alle wegnehmen! Mann! Daß er nicht gleich daran gedacht hatte! So wird dieser glückliche Zufall nur ihm und seiner Familie etwas bringen.
„Ich möchte, daß du mir zehn Kühe wegnimmst. Geht das?“
„Sicher geht das“, sagte die gute Fee, „Wenn du nach Hause kommst, sind die nicht mehr da.“
Sie lächelte dabei wie schon die ganze Zeit und schien nicht bestürzt zu sein ob seines verschlagenen Wunsches. Er konnte nicht wissen, daß sie Schlimmeres gewohnt war – beim letzten Mal, vor tausend Jahren, hatte ein Mensch noch zu ihr gesagt: „Nimm mir eines meiner Augen.“

 

Hallo Dion,
mmh, seltsamer Text. Warum geht der Bauer davon aus, dass der Nachbar immer das doppelte kriegt? Ist das irgendein ungeschriebenes Feengesetz? Den Mittelteil finde ich sprachlich ein wenig deftig, wirkt, als würdest du einfach nur billig provozieren wollen, aber wahrscheinlich willst du das auch.
Das Ende finde ich wenig überraschend, der Text könnte genau so gut in Gesellschaft oder wo auch immer stehen, ist er doch weniger ein Märchen als ein Gleichnis...

gruß
vita
:bounce:

 

vita schrieb:
Warum geht der Bauer davon aus, dass der Nachbar immer das doppelte kriegt?
Darum:
Dion schrieb:
„Ja, ich mache alles, was du willst. Aber ich muß dich warnen: Bei deinem Nachbarn werde ich es zweimal machen.“

vita schrieb:
Den Mittelteil finde ich sprachlich ein wenig deftig, wirkt, als würdest du einfach nur billig provozieren wollen, aber wahrscheinlich willst du das auch.
Deftig? Ich dachte, diese Rubrik wäre für Märchen für Erwachsene. ;) Und nein, mit dieser Geschichte wollte ich nicht provozieren – ich beschreibe nur ein mögliches Verhalten eines heutigen Menschen.

vita schrieb:
Das Ende finde ich wenig überraschend, der Text könnte genau so gut in Gesellschaft oder wo auch immer stehen, ist er doch weniger ein Märchen als ein Gleichnis...
Ja, damit konntest du recht haben. Aber hier paßt der Text auch - oder willst du ihn nicht hier in "deiner" Rubrik haben? :D

Dion

 

Jau,

@vita: Lies Dir noch mal die Warnung der Fee durch !! (juchuuu, besser aufgepasst... ;-)

So, wenn ich jetzt mit Feiern fertig bin, komm ich zum Rest ...

Gruß
Leser1000

PS: Mist, zu spät ...

 

Hi Dion,
ein Märchen von dir - nun, das hat meine Aufmerksamkeit erregt.

Tja, ein böses Weltbild hat der Prot: keine Win-Win-Situation, sondern ein geringerer Verlust als sein Nachbar , bedeutet für ihn Glück. Nette Idee.

Sein erster Gedanke war, sie zu ficken.
Diese beiden folgenden Absätze sehe ich mal als deine Signatur an, damit man merkt, dass man einen "echten Dion" vor sich hat.

Mir egal, dachte der Bauer, was geht mir mein Nachbar an!
mich

Gruß, Elisha

 

Hallo nochmal,
Ah, dann habe ich das überlesen... *verwirrtsei*
Die Geschichte kann meiner Meinung nach gern hier stehenbleiben. Ich sage nur, dass sie auch in Gesellschaft - genau so gut wie hier mmn - eine Daseinsberechtigung hätte.
Dieses ganze Gerede von Ficken und Jungfrauen, ich bin nicht sicher, ob das eine Grundvoraussetzung ist, um ein "Märchen für Erwachsene" zu sein. Für mich klingt es overdosed und ziemlich lächerlich, mag aber auch daran liegen, dass ich hauptsächlich Mittelstufler auf dem Schulhof höre, die sich so unterhalten. Wirkt auf mich intellektuell minderbemittelt... :D

gruß
vita
:bounce:

 

Elisha schrieb:
Tja, ein böses Weltbild hat der Prot: keine Win-Win-Situation, sondern ein geringerer Verlust als sein Nachbar , bedeutet für ihn Glück. Nette Idee.
Nicht nur eine Idee, Elisha, es ist die Realität. Neid ist eine sehr starke Triebfeder, er veranlaßt uns, gegen unsere eigenen Interessen zu handeln.


Elisha schrieb:
Diese beiden folgenden Absätze sehe ich mal als deine Signatur an, damit man merkt, dass man einen "echten Dion" vor sich hat.
Ich würde mich an deiner Stelle schon fragen, auf was für Gedanken du in so einer Situation kämst, ich meine, ein halbnackter Jüngling und eine Frau voll im Saft … Aber wenn du meinst, ich kann mit dieser Wertung leben. :D


vita schrieb:
Dieses ganze Gerede von Ficken und Jungfrauen, ich bin nicht sicher, ob das eine Grundvoraussetzung ist, um ein "Märchen für Erwachsene" zu sein. Für mich klingt es overdosed und ziemlich lächerlich, mag aber auch daran liegen, dass ich hauptsächlich Mittelstufler auf dem Schulhof höre, die sich so unterhalten. Wirkt auf mich intellektuell minderbemittelt.
Dieser Bauer ist ja nicht besonders schlau, man könnte auch sagen, nicht besonders intelligent, das entspräche ja deiner Mittelstufe, oder? :D

Und ein Märchen für Erwachsene ist dieser Text sicher nicht nur wegen – wie du sagst – deftiger Sprache, sondern wegen des Inhalts, spricht wegen der Aussage, die ein Kind sicher nicht, und ein Jugendlicher nur im Ausnahmefall begreifen dürfte.

Danke euch fürs Lesen, Kommentieren und Korrigieren.

Dion

 

Hallo Dion,
Mir fällt zu der Geschichte nur ein: deftig, aber wahr...
Ich fand es ganz amüsant zu lesen, muss ja nicht immer ganz klassisch märchenhaft sein...
Kurze gedankliche Auseinandersetzung, also eher weniger konstruktiv, eher deskriptiv und auch nicht als Kritik zu verstehen:
ich fand es ein bisschen erstaunlich, dass die Fee die schwanzgesteuerte Hilfeleistung nicht durchschaut... und war dann auch froh, dass sie ihm mit dem Wunsch eher eins auswischt, als ihn glücklich zu machen... mein Gedanke war aber sofort, er sollte sich wünschen, nie mehr Geldprobleme zu haben, oder dass alle seine Wünsche in Erfüllung gehen, dann könnte das von dem Nachbar nicht mehr so gesteigert werden (hab mich also ganz gut in sein Dillemma reinversetzen können, dank deiner klischeehaften Bauernbeschreibung), fand dann aber das Ende eben Klischee-Bauernhaft und hätte ihm gerne wenigstens ein bisschen Grips gewünscht...

Naja, soviel hierzu!
Gerne gelesen!!!
Juhulala

 

juhulala schrieb:
Mir fällt zu der Geschichte nur ein: deftig, aber wahr...
Danke, es freut mich, wenn meine Absicht durch die Geschichte klar wurde.


juhulala schrieb:
ich fand es ein bisschen erstaunlich, dass die Fee die schwanzgesteuerte Hilfeleistung nicht durchschaut... und war dann auch froh, dass sie ihm mit dem Wunsch eher eins auswischt, als ihn glücklich zu machen...
Verstehe ich nicht: Was soll die Fee nicht durchschaut haben? Sie begegnet ihn halbnackt, tut verschämt und lasziv, will ihn auf die einfachsten Gedanken bringen (Sex), aber nein, der Mensch wählt wieder die gleiche Option wie schon vor tausend Jahren, wenn auch eine weniger drastische. Die Fee will ihm auch nicht eines auswischen, eine gute Fee ist ja dazu verdammt, Menschen glücklich zu machen. Aber es gibt eben viele Arten von Glück, und außerdem: Alles hat seinen Preis, um nicht zu sagen, jede Medaille hat zwei Seiten, die zweite, also die Rückseite auch gut zu finden, ist nicht jedem oder besser gesagt nur Heiligen gegeben, .

Dion

 

Alles hat seinen Preis, um nicht zu sagen, jede Medaille hat zwei Seiten, die zweite, also die Rückseite auch gut zu finden, ist nicht jedem oder besser gesagt nur Heiligen gegeben, .
Oh, alle Leute, die nach Win-Win-Situationen suchen, sind Heilige? *neues Selbstbewusstsein hochhalte*
Gruß, Elisha

 

Elisha schrieb:
Oh, alle Leute, die nach Win-Win-Situationen suchen, sind Heilige? *neues Selbstbewusstsein hochhalte*
Bevor du ganz abhebst und dir weiter auf die Brust schlägst, solltest du dich lieber ein Bißchen über Altruismus informieren. Für jetzt nur soviel: Es gibt kaum selbstloses Handeln ohne Eigennutz, d.h. auch derjenige, der anscheinend selbstlos gibt, erwartet für sein Tun eine Belohnung – in der einen oder anderen Weise, für sich oder die Seinen.

Dion

 

Bevor du ganz abhebst und dir weiter auf die Brust schlägst
ich klopfe mir höchstens auf die Schulter ;) auf die Brust schlagen bedeutet doch, Schuld einzugestehen (=mea culpa)

d.h. auch derjenige, der anscheinend selbstlos gibt, erwartet für sein Tun eine Belohnung
Ja, natürlich bin ich ein altruistischer Mensch, weil ich mir sonst selbst nicht ins Gesicht sehen und meinen Ansprüchen genügen könnte. Außerdem habe ich natürlich die vage Hoffnung, dass andere es mir gleich tun - und ich davon profitiere. Und, um es vorweg zu nehmen, dadurch ist - aus wisenschaftlicher Sicht - der biologische Nutzen entstanden, der auch Altruismus genetisch weitergibt.

 

Hallo Dion,

ganz davon abgesehen, dass ich schon verstehe, was du mit der Geschichte rüberbringen möchtest (lieber mir selber schaden, wenn ein andere dafür mehr leiden muss, als ihm etwas gönnen), hängt die Logik trotzdem etwas schief.


Sie begegnet ihn halbnackt, tut verschämt und lasziv, will ihn auf die einfachsten Gedanken bringen (Sex), aber nein, der Mensch wählt wieder die gleiche Option wie schon vor tausend Jahren, wenn auch eine weniger drastische.

Du schreibst, dass die Fee ihn absichtlich auf den Sex-Gedanken bringen möchte, weil sie Gutes tun möchte und nicht Böses. Daran mag etwas Wahres sein, aber dann empfinde ich die Fee als ziemlich doof - sorry. Denn wenn sie dem Bauer einfach nicht sagen würde, dass sein Nachbar die doppelte Belohnung bekommt, würde der sich auch nicht etwas Negatives wünschen. Niemand zwingt sie schließlich dazu, das zu sagen.
Mir ist schon klar, dass ohne diese Aussage die Geschichte nicht funktioniert, aber genau durch diese Tatsache wirkt die Fee auf mich nicht wie eine Wohltäterin, die darunter leidet, nix Gutes tun zu können. eher kommt sie wie eine Moralfigur rüber, die den Menschen ihre eigene Schlechtigkeit vorführen soll.
So hatte ich die Geschichte zuerst gelesen und war - wenn auch nicht restlos begeistert - doch einverstanden. Nachdem du allerdings gesagt hast, wie die Fee wirken soll, kann ich nur sagen, dass das nicht funktioniert.


Ach so, ein, zwei Dinge sind mir noch aufgefallen:

als der Bauer mit seinem Traktor angerast kam

Die Traktoren, die ich kenne, rasen nicht, die fahren so schlappe 15-20 km/h

Trotz Kälte war sie nur in eine Art Schal gewickelt, an mehr als einer Stelle schimmerte ihre weiße Haut durch den dünn gewebten, durchsichtigen Stoff, um von ihren nackten Schultern und Armen ganz zu schweigen.

Brauchst du das "um"? Hat mich im Lesefluss stolpern lassen.

„Ach lieber Mensch,

Hinter ach kommt ein Komma.


Er muß doch zurück zur Frau und Kindern, die sollen auch was davon haben, nicht?!

Verdammt noch mal, kann er sich nicht etwas wünschen, das von Dauer wäre und gleichzeitig nicht dem Nachbarn zugute käme?!

Hm, ich würde das ! streichen. Zwei Satzzeichen sind zu sehr Comicstil.


Grüße,

Ronja

 

Felsenkatze schrieb:
Du schreibst, dass die Fee ihn absichtlich auf den Sex-Gedanken bringen möchte, weil sie Gutes tun möchte und nicht Böses. Daran mag etwas Wahres sein, aber dann empfinde ich die Fee als ziemlich doof - sorry.
Die Fee darf und muß nur das tun, wozu sie verpflichtet ist. Sie muß deswegen dem Menschen sagen, was für Konsequenzen seine Entscheidung haben wird, das ist ein Gebot der Fairneß. Der Mensch hat ja grundsätzlich Entscheidungsfreiheit, doch weil sie weiß, wie seine Entscheidungen in Vergangenheit ausgefallen sind, versucht sie ihn auf dezentem, nonverbalen Weg von einer solchen Entscheidung abzubringen – direkt eingreifen, also ihm sagen, für was er sich am besten entscheiden soll, darf sie ja nicht, da wäre seine Entscheidungsfreiheit gleich beim Teufel.

Ich habe versucht, diese nonverbale Kommunikation auf ein Minimum zu beschränken, mehr als sich mit dem wenigen Stoff, den sie zur Verfügung hat, züchtig zu bedecken, ist in der Geschichte nicht, was ich in diesem Zusammenhang zu Elisha gesagt habe, ist lediglich meine (männliche) Interpretation des Geschehens. Denn natürlich lenkt gerade die Handlung des sich Bedeckens die Aufmerksamkeit des Mannes auf die (leibliche) Reize der Fee, das ist Absicht sowohl in meiner Geschichte als auch im wirklichen Leben – instinktiv agieren so Frauen, die einen Mann auf sich aufmerksam machen wollen (Putzverhalten).

Felsenkatze schrieb:
Denn wenn sie dem Bauer einfach nicht sagen würde, dass sein Nachbar die doppelte Belohnung bekommt, würde der sich auch nicht etwas Negatives wünschen.
Mir ist schon klar, dass ohne diese Aussage die Geschichte nicht funktioniert, aber genau durch diese Tatsache wirkt die Fee auf mich nicht wie eine Wohltäterin, die darunter leidet, nix Gutes tun zu können. eher kommt sie wie eine Moralfigur rüber, die den Menschen ihre eigene Schlechtigkeit vorführen soll.
Wie schon gesagt, die Fee muß genau das tun, was der Mensch sich wünscht. Sie darf nicht darüber urteilen, sie kann höchsten traurig oder/und schon froh sein, wenn, wie in meiner Geschichte, ein geringer Fortschritt zu sehen ist.

Daß der Mensch sich immer wieder für das vermeintlich Böse entscheidet, ist seinem Naturell zu verdanken – er ist damit bisher gut gefahren, sonst wäre es nicht mehr da. :D Der Neid wird gemeinhin als etwas Schlechtes dargestellt, aber Gerechtigkeit, die wie alle gut finden, basiert letztlich auf nichts anderem als Neid. Als Vorbild der Gerechtigkeit gilt der Kommunismus, in dem alle Menschen gleich sein sollen. Um dieses Ziel der Gleichheit zu erreichen, müssen die Menschen erst einmal Verzicht üben. Wir wissen, sie taten das, nicht wenige mit großer Begeisterung. Ihre Maxime war sehr schlicht: Ich bin bereit, darauf zu verzichten, damit es andere (ebenfalls) nicht haben werden (können).

Man sieht, diese Dinge sind komplizierter als man denkt – vor vorschnellen Urteilen wird gewarnt. :D

Danke, Ronja, fürs Lesen und Kommentieren.

Dion

PS: Das mit dem rasenden Traktor muß bleiben, für eine Fee fährt auch ein Traktor rasant – vor tausend Jahren hat es noch keine schnelleren Vehikel gegeben. Bei den beiden Satzzeichen habe ich nur einen Fall korrigiert, das von dir vorgeschlagene Komma gesetzt und auf um verzichtet.

 

Tach Dion,

also, deine Versuche, deine Geschichte im Nachhinein zu intellektualisieren finde ich nur bedingt gelungen. Die Vielschichtigkeit, die du für dein Werk in Anspruch nimmst, kann ich beim besten Willen nicht erkennen, zumal es ungefähr zweiundzwanzigeinhalb Witze gibt, die von der Grundprämisse fehlgeschlagener Wünsche ausgehen. Für mich ist dein Text eine teilweise recht witzige, teilweise etwas langweilig geschriebene Geschichte, die für meinen Geschmack den Zeigefinger am Ende ein wenig zu sehr erhebt. Ich meine, da fehlt doch bloß noch die Aesop-mäßige Moral drunter ("Gutes zu tun hat der Mensch keinen Mut, drum nimmt dem Nachbarn er sein Gut") und fertig ist die Fabel.

Fazit: Ganz netter Text, aber verwurste deine guten GEdanken zu REcht und Moral doch nächstes Mal in einer Gechichte, die deine Leser vor eine etwas größere intellektuelle Herausforderung stellt. Die Botschaft sollte für meinen GEschmack höchstens ein dezent-elegantes Winken mit dem ZAunpfahl sein und kein aufgeregtes Rumgefuchtel mit einem grellgelben Riesenzaunpfahl.

Gruß und so,

Spectator

 

Spectator schrieb:
deine Versuche, deine Geschichte im Nachhinein zu intellektualisieren finde ich nur bedingt gelungen. Die Vielschichtigkeit, die du für dein Werk in Anspruch nimmst, kann ich beim besten Willen nicht erkennen
Ob gelungen oder nicht, Spectator, mit einem hast du hast sicher recht: Die Geschichte ist eher schlicht. Allerdings nur, wenn man sie vordergründig betrachtet. Aber in ihr steckt ein Potential, das sich einem erst auf den zweiten oder dritten Blick erschließt - meine Kommentare sollten dazu dienen, den Lesenden die Augen dafür zu öffnen. Aber das hat natürlich den Nachteil, daß man wie du den Eindruck bekommt, ich versuche die Geschichte im Nachhinein zu intellektualisieren.


Spectator schrieb:
Für mich ist dein Text eine teilweise recht witzige, teilweise etwas langweilig geschriebene Geschichte, die für meinen Geschmack den Zeigefinger am Ende ein wenig zu sehr erhebt.
Ich vermag keinen Zeigefinger zu erkennen, schließlich wird nur gezeigt, wie ein Mensch zu seinem eigenen Vorteil handelt. Dies sieht man überall, im Wirtschaftsleben passieren diese Dinge tagtäglich: Es wird mit Dumpingpreisen, die einem auch selbst schädigen, so lange operiert, bis dem Schwächeren die Puste ausgeht, d.h. ihm keine Kühe mehr bleiben. Wer nicht so handelt, läuft Gefahr, eines Tages selbst der Schwächere zu sein.

Du kannst natürlich sagen, das ist Kapitalismus in seiner schrecklichsten Form, aber wir haben diese Form des Zusammenlebens selbst gewählt - wären wir anders, dann hätten wir jetzt eine andere Gesellschaftsordnung. Deswegen erhebt diese Geschichte keinen Zeigefinger, sie zeigt den Menschen nur wie er ist. Was wir im Spiegel sehen, mag uns nicht behagen, aber dafür ist nicht der Spiegel verantwortlich - er ist kein Zeigefinger, mögen wir das auch anders empfinden.

Aber vielleicht hat vita doch Recht, vielleicht hätte ich diese Geschichte besser in Gesellschaft oder Philosophisches posten sollen, hier erwarten die Leser möglicherweise wirklich, daß man ihnen Märchen erzählt.

Dion

 

Hmmm...

Definitiv sind im Fantasyforum nicht nur harmoniebedürftige Märchenfreaks am Start, gesellschaftliche Relevanz kann durch eine Fantasy-GEschichte wunderbar umgesetzt werden. Aber:

Aber in ihr steckt ein Potential, das sich einem erst auf den zweiten oder dritten Blick erschließt - meine Kommentare sollten dazu dienen, den Lesenden die Augen dafür zu öffnen.

Na ja... wenn dein Text so tiefschürfende Erkenntnisse über die Welt, den Kapitalismus und all die anderen Aspekte enthalten würde, die du für ihn in Anspruch nimmst, müssten diese aus dem Text, TEXTIMMANENT zu erschließen sein. Ich sehe lediglich eiine sehr simple, etwas flache GEschichte und darunter x deiner Kommentare, die auf irgendeine wundersame Weise die gesamte Ideologiegeschichte der westlichen Welt hineininterpretieren.

Na ja, ist ja nur subektiv. Vielleicht erkennen andere die multiplen Ebenen deines TExtes, ich tu es nich.

SChönen Gruß und so,

dat Spectator

 

Spectator schrieb:
Ich sehe lediglich eiine sehr simple, etwas flache GEschichte und darunter x deiner Kommentare, die auf irgendeine wundersame Weise die gesamte Ideologiegeschichte der westlichen Welt hineininterpretieren.
Es ist dein gutes Recht, Spectator, diese Geschichte so zu sehen, aber wie du dazu kommst, meine insgesamt 6 Kommentare (nur 2 davon sind etwas tiefergehend, wovon du einen selbst provoziert hast!) als wundersame Überinterpretation zu bezeichnen, das entschließt sich mir nicht.

Aber das ist kein Beinbruch: Du verstehst mich nicht und ich dich auch nicht – kommt in besten Familien vor. :D

Dion

 

Hi Dion,

mir hat die Geschichte gefallen, neben ein paar Nebensaechlichkeiten hat mich aber das Ende sehr gestoert. Wenn man nach Lesen der Geschichte wieder auf den Titel blickt, dann fuehlt man sich enttauescht, weil mehr versprochen wurde und vorauszuahnen war, als dann tatsaechlich passierte.
Mein Vorschlaege ware,
a) den Titel abzuaendern (wenn ich mir das so erdreisten darf)
b) wirklich ein Auge nehem zu lassen
c) seinen Neid/Hass auf den Nachbarn zu motivieren, beispielsweise, weil dieser ein Auge auf seine Frau geworfen hat (wie aber auch dieser ein Auge auf dessen Frau :D) - nur so eine Idee.
In Punkt c) klingt noch ein weiterer Kritikpunkt an: die Motivation fuer das Handeln des Bauern koennte etwas deutlicher sein. Mich persoenlich erinnert diese Geschichte sehr an eine russische Mentalitaet die auch die Mentaliaet der verbrannten Erde widerspiegelt.

Sorry, dass ich da ganz tief an der Geschichte ruettle und dass ich nicht alle Kritiken gelesen habe. Koennte also sein, dass sich vielleicht etwas wiederholt.

C.U.

sarpenta

 

In der Tat, sarpenta, ist der Titel ein wenig reißerisch, weil er mehr verspricht als er halten kann. Die Geschichte des Bauern, der sich ein Auge abnehmen läßt, damit sein Nachbar ganz blind wird, ist alt und stammt vermutlich aus dem slawischen Raum. Ich habe die Geschichte nicht gelesen, sondern neulich beim Abendessen mit Freunden erzählt bekommen, allerdings ohne alle Details, also praktisch nur die Pointe - ich habe sie etwas ausgeschmückt, in unsere Zeit versetzt und den Menschen etwas besser gemacht als er eigentlich ist. Um das zu erreichen, mußte die Tat des heutigen Bauern weniger „schlimm“ sein, daher mußte der Vergleich mit früher her und mit ihm (nicht unbedingt) der Titel, aber „Nimm zehn meiner Kühe“ fand ich zu schlicht – sollten sich jedoch mehr Leser daran stören, werde ich den Titel ändern.

Zu deinem Vorschlag c kann ich nur sagen: In dieser Version ist der Neid Motivation genug, nur wenn ich deinem Vorschlag b folgen würde, müßte ich vermutlich auch stärkere Geschütze auffahren - aber meine Intention war, wie bereits dargelegt, eine andere.

Danke fürs Lesen und Kommentieren.

Dion

 

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