Was ist neu

Nimmermehr

Mitglied
Beitritt
03.12.2002
Beiträge
768

Nimmermehr

Das Publikum harrte in sich selbst und beobachtete, wie die letzte Szene sich zu entfalten begann.
Unter den ruhenden, beobachtenden Augen, saß auch der Vater ohne Kind.
Der Autor schrieb Vergebung, doch der Regisseur inszenierte nur die Sühne.
Das Theater begann Größe zu zeigen und schwoll heran. Auf der Bühne verschwand das Leben.
Der Vater applaudierte. Die Gäste blieben still.
Der Vorhang fiel. Und alles war wie vorher.
Nur ohne den Darsteller; den Vater freuts.

 

Hallo Morti,
wäre das nicht eher was für Experimente?
`Ne Geschichte ist das ja nicht gerade, aber hat was.

Nur ohne den Darsteller; den Vater freuts
Versteh ich nicht.
Gruß, Elisha

 

Hallo Elisha,

ich war mir auch so gar nicht sicher, wohin diese geschichte gehört. es ist ein versuch eine eigentlich lange geschichte auf ein minimum zu reduzieren. die erklärung für den letzten satz, oder die komplette "kg" liefer ich dann noch nach. ich möchte erst einmal andere kommentare abwarten, weil ich wissen will, ob man den inhalt in dieser form versteht.

danke fürs lesen und danke für das "aber hat was" ;). ich sah schon die gefahr, dass dieser kurze text aussagen erhält wie :"kein sinn, kein thema, bitte weg damit"...

ich denke derzeit über eine verschiebung nach experimente nach. mal sehen, was andere dazu sagen.

einen ganz lieben gruß...
morti

 

Hi morti,

leider hast du die Geschichte in meinen Augen wirklich zu sehr gestrafft, so dass sie an Reiz vollkommen verliert.
Der einzige Reiz der bleibt ist, zu spekulieren, was du nun genau meintest.
Folgendes kam mir beim Lesen und danach in den Sinn:
- Du hättest nicht die Formulierung "Der Vater ohne Kind" gewählt, wenn der Prot nicht wirklich ein Vater gewesen wäre.
- Die Vermutung daraus ist zuerst einmal, dass das Kind tot ist.

Und alles war wie vorher.
Nur ohne den Darsteller; den Vater freuts.
- Hier würde ich die Aussage heraus ziehen, dass das Leben für den Vater weitergeht, auch ohne sein Kind.

Nun gehe ich mal zu etwas gewagteren Spekulationen. Mir ist bewusst, dass dieses Bild nicht ganz passt, aber es drängte sich mir einfach auf:

Der Vater sitzt vor Gericht, weil er sein Kind getötet hat. Es ist wie ein Theaterstück, in dem die Darsteller auftreten und die Zuschauer sich zurücklehnen.
Der Verteidiger/Vater plädiert auf Freispruch (Autor -> Vergebung), die Anklage beläuft sich auf Verurteilung (Regisseur -> Sühne).

Auf der Bühne verschwand das Leben.
Hier könnte gemeint sein, dass der Tathergang berichtet wird. Man nimmt Bezug auf den Kindesmord. Die Bühne wäre demnach der Verlauf der Gerichtsverhandlung; die Zeugen/Jury/Zuschauer schweigen, doch der Vater applaudiert.
Dieser Satz ist für mich zwar in das Bild einbaubar, ist aber nicht logisch und macht es damit zunichte, denn wenn der Vater applaudiert käme es einem Geständnis gleich, und somit einer Verurteilung. Der Abschnitt:
Nur ohne den Darsteller; den Vater freuts.
deutet aber darauf hin, dass der Vater frei gesprochen wird.

Wie dem auch sei, vermutlich habe ich gerade voll ins Wasser gehauen. :D
Ich hoffe mal, dass dir meine Gedanken zum Text in irgendeiner Weise helfen die Geschichte auszubauen.
Ich selbst stehe ein wenig ratlos daneben, da die Geschichte sich mir gegenüber nicht von selbst erklärte, deshalb würde ich mich freuen, wenn du sie noch ein wenig straffst und ausbaust. ;)

Gruß, Zensur

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Zensur, Hallo Lukas,

ich muss gestehen...gar nicht mal so schlecht *g* voll ins Wasser gehauen ist was anderes. Es ist keine Gerichtsverhandlung, sondern eine Hinrichtung. Der ursprüngliche Plot sah so aus, dass die Tochter des Vaters vergewaltigt und ermordet wurde. Der Täter wird gefasst und zum Tode verurteilt. Nun läuft die Hinrichtung so ab, das sie von den Betroffenen verfolgt werden kann. Diese sollten dem Täter, dessen Hintergründe so gedacht waren, dass die Tat im Affekt geschah, vergeben.
Der Punkt ist aber, dass alle nur wie gebannt auf sein Ende lauern, und es wie ein Stück sehen, als wäre es nur eine Geschichte, deshalb ist hinterher alles so wie vorher. Es berührt niemanden. Nur der Vater ist zufrieden, weil der Täter "erledigt" worden ist. Aber auch für ihn ändert sich dabei nichts wirklich, weil er seine Tochter nicht zurück bekommt. Der Theatervergleich zielt also auf die Inszenierung einer solchen Hinrichtung ab und auf die eigentliche Unwirklichkeit, die so etwas für die Beobachter beinhaltet.


(An dieser Stelle stand eigentlich ein Vermerk von mir zu Lukas Theaterkritik. Im Nachhinein musste ich mein statement löschen, da es nicht mehr richtig griff. Bei meinen Überlegungen bin ich ein wenig über das Ziel hinausgeschossen und ich musste mich selbst fragen, ob ich es wirklich so gemeint habe. Dieser Kommentar interessiert aber dann nur die, die den alten gelsen haben.)


DANKE FÜRS LESEN UND DANKE FÜR DIE INTERESSANTEN KOMMENTARE, die ja eigentlich verdammt dicht dran waren.

Einen ganz lieben Gruß...
morti

 

Hallo morti,

deine Geschichte ist so sehr reduziert, dass sie zu beliebige Spekulationen zulässt. Dass „Theater“ metaphorisch gemeint ist, wird nicht deutlich. Warum der Autor „Vergebung“ schreiben sollte bleibt unklar (unser Rechtssystem ist nicht darauf angelegt), ganz generell bleibt nur eine kleine, bekannte Botschaft:

„Die Gäste blieben still.

Und alles war wie vorher.“

Man kann natürlich immer diskutieren, ob der Leser eine bestimmte Botschaft des Autoren verstehen muss (manche sagen, der Autor hat hier keine Forderungen zu stellen), oder sich als Autor darauf zurückziehen, man wolle nur Anstöße geben deren Entwicklung der Leser bestimmt - doch in diesem Fall ist mir (trotz aller Liebe zur ultrakurzen Kurzgeschichte) das literarische Eis zu dünn, um dazu eingeladen zu werden Pirouetten der Interpretation auf ihm auszuführen.

L G,

tschüß… Woltochinon

 

Hallo Woltochinon,

seh ich ein, voll und ganz sogar! und sowas hab ich mir ja auch schon gedacht. aber wenn man nicht ab und an mal rumprobiert, hängt man halt irgendwann in einer einzigen schreibweise fest, von daher bin ich jeder kritik (gerade so einer!) dankbar!!!
sollte mich nocheinmal der reiz befallen etwas kurzes zu schreiben, werde ich mehr andeutungen machen, damit die interpretationen nicht völlig fern des geschehens laufen.

einen lieben gruß...
morti

 

Hallo morti,

"aber wenn man nicht ab und an mal rumprobiert, hängt man halt irgendwann in einer einzigen schreibweise fest"

kann ich gut verstehen, manche Themen `schreien´ direkt nach einer ungewöhnlichen Form. Also - viel Erfolg!

Take care,

tschüß... Woltochinon

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom