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No Pulse

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19.01.2006
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No Pulse

Der Tag fing an wie jeder andere und es schien auch nichts besonderes an ihm zu sein.
Ich ignorierte die Musik im Radio, die es mir hätte verraten können, denn ich hatte sie selbst ausgesucht.
Im Funkhaus waren die Neonröhren so kalt wie immer und das Essen in der Mensa ohne Liebe gewürzt.
Manchmal hoffte ich persönlichen Kontakt aufzunehmen mit den Menschen in meiner Umgebung, doch das Wort Arbeitskollegen
stinkt. Niemand kuschelt mit Misthaufen, wenn er kein Schwein sein will.
14:30 Uhr, die Zeit an dem man immer daran zweifelt, ob man glücklich ist oder der Kaffee zu stark, ob man sich
wohlfühlt oder zufrieden weil das Deo noch hält. Um 14:35 Uhr weiß man dann, dass die Antworten dieselben bleiben.

Wann hatte ich festgestellt, dass etwas anders war. Ich weiß nur noch, dass ich suchend um mich blickte. Irgendwas verwirrte meinen
Geist wie ein Hauch von einem Parfum oder frischer Luft in der stickigen Redaktion. In meinem Kopf drehte es sich und
die Gedanken rasten, wie aufgescheuchte Enten über das seichte Wasser des Alltags. Wind erhob sich und ich fing an zu atmen, atmete
den Abschaum aus und tropische Wärme ein, die klar und rein war, als käme sie aus den Bergen.

"Wahnsinnig" oder "Nervenzusammenbruch" sollte man später lesen. Massaker und als schlimmster Zwischenfall seit 20 Jahren
wurde es bezeichnet, doch es waren nur 10 Minuten der Veränderung, 10 Minuten live Schreie durch das Radio. 10 Minuten und 10 Tote.

Das Schwert, ein Gastgeschenk eines Auslandskorrespondenten, lag später noch voller Blut auf dem Tisch bei der Pressekonferenz.
Eingepackt in Folie, beschriftet als Beweisstück 3. Ich lag in der Leichenhalle, das Loch in meinem Magen, durch das ich mich selbst
tötete, tat nicht mehr weh, meine Muskeln, mein Kreislauf standen still, aber meine Gedanken waren noch da. Das Geräusch der schreienden, sterbenden
Kollegen und der Geruch und der Geschmack, die Wärme und das Leben, das sich über meine Hände ergoss, konnte ich noch riechen und fühlen.
Ohne einen Ton von mir zu geben, summte ich noch das Leid das ich beim Frühstück hörte: Hi, I got no pulse, I´m motherfucking dead,
you´re motherfucking dead.

 

Hallo Wurzel,

gefällt mir. Super Anfang! Denn nach anfänglicher Verwirrung ergibt alles einen Sinn! Erst dachte ich: Da sollte man eher "CD-Spieler" oder sowas schreiben, weil die Musik im Radio sucht man sich ja nicht aus... Der/Die Protagonist/in aber schon. Dann: "Hä?!? Was soll ihm denn die Musik verraten?" Diese Frage wird ganz am Ende beantwortet:

Hi, I got no pulse, I´m motherfucking dead,
you´re motherfucking dead.
Eine sehr schöne Rahmung also. Was ich bei "Ausflipp-Stories" (ich denke an Filme wie "Scarface", "Taxi Driver" aber natürlich auch "Fight Club") immer problematisch finde, ist, dass der Zusammenbruch / Amoklauf oder sonstwas immer so plötzlich kommt. Natürlich hat der/die Protagonist/in eine Vorgeschichte und diese wird auch dargelegt, aber ich finde es immer reizvoller wenn man das Ausflippen eigentlich gar nicht bemerkt, wenn sich alles immer weiter hochschaukelt und dann plötzlich explodiert irgendwas...
In der Kürze Deiner Geschichte ist das aber auch nicht zu machen.

Die Idee, dass das Massaker über das Radio ausgestrahlt wird, ist super! Auch der Absatz von "Wann hatte ich festgestellt" bis "als käme sie aus den Bergen" ist richtig gut. Um ihn brilliant zu machen, solltest Du die beiden überflüssigen Zeilenumbrüche wegmachen.

So, Schluss jetzt! Sonst liest meinen Post hier ja niemand mehr...
Fazit: 7 Punkte von 10.

Viele Grüße,

Sascha W. :silly:

 

Hi jochen

willste amoklaufen mein lieber? ;D

machst du die absätze absichtlich so oder es könnte auch an meinem bzw. claudias PC hier liegen. ich muss meine finger hier mit blei beschweren, um tippen zu können.

lieblingsstelle: der erste Absatz ist genial!

erst dachte ich, als

Irgendwas verwirrte meinen
Geist wie ein Hauch von einem Parfum oder frischer Luft in der stickigen Redaktion
da dachte ich, der Prot hätte sich verliebt. aber dann will er ja alle umbringen. alltag halt. :D

auch musste ich mich dich erst im "Büro" vorstellen können, um lesen zu können. wenn die sendung im radio läuft, wo du sie alle umbringst, ruf doch bitte vorher an.

hoffentlich bis freitag.

besten Gruß

 

hey

Hallo ihr zwei!

Na, das baut auf. Die Geschichte ist auch wirklich vorhin erst entstanden und naja, nichts gegen meine Kollegen, die mag ich alle. Nur das ich im Radio sitze stimmt auch noch.
Zeilenumbrüche: Bei manchen war das der Editor, manche gefallen mir allerdings ganz gut, werde sie trotzdem nochmal überarbeiten.

Danke erstmal. Back to work.

Wurzelkind

P.s.
Lange Kommentare finde ich nicht schlimm!

 

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