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Novara's Rache
„Du verdammtes Schwein! Das wirst du bereuen! Du wirst das verlieren, was dir am Wichtigsten ist!“ Novara stürmte wütend aus dem Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Ich konnte durch das Fenster sehen, wie sie an den Strand hinunter ging, an dem wir uns kennen gelernt hatten.
Weiber! Wieso sind sie denn auch so naiv und glauben, ich würde meine Versprechen nach der ersten Nacht halten?
Ich löschte das Licht und ging zu Bett.
Etwas juckte an meinen Beinen. Es fühlte sich so an, als krieche etwas unter meiner Haut. Doch als ich das Licht anschaltet und die Decke beiseite schob, sah ich nur die Kratzspuren, die ich hinterlassen hatte. Und auch so schienen die Beine vollkommen in Ordnung zu sein. Aber vielleicht half ja eine kalte Dusche gegen das Jucken.
Ich stieg aus dem Bett und ging auf die kleine Badezimmertür direkt neben dem Schlafzimmer zu. Licht schien unter dem Türspalt hervor. War ich die Nacht irgendwann aufs Klo gegangen und hatte vergessen, das Licht auszustellen? Ich wusste es nicht. Dennoch beschlich mich ein unheimliches Gefühl und ich öffnete vorsichtig die Tür. Doch das Bad war leer. Was hatte ich erwartet? Vielleicht, dass Novara zurückgekehrt war, um sich zu rächen? Was für ein Hirngespinst!
Ich drehte die Dusche auf und stellte mich unter das warme Wasser.
Irgendwas nach dem Duschen war seltsam. Zwar war das unerträgliche Jucken verschwunden, doch nun schien mir das Atmen schwerer zu fallen. Hatte ich vielleicht irgendeine allergische Reaktion? Sollte ich vielleicht den Arzt verständigen? Zumindest war an Schlaf nun erst einmal nicht zu denken, das Wasser hatte meinen Geist angeregt. Und es hatte noch etwas anderes geweckt.
Ich legte mir einen Porno in den DVD-Player und setzte mich mit geöffnetem Bademantel in den Sessel.
Bereits nach zehn Minuten hatte ich meine erste Ladung verschossen und ich war am überlegen, ob ich einer meiner Mädels anrufen und um eine gemeinsame Nacht bitten sollte, denn nun hatte ich Lust auf etwas Frischfleisch. Doch diese Lust verfolg augenblicklich, als ich sah, was ich da ins Taschentuch gewichst hatte. Erschrocken schleuderte ich es durch den Raum, als würde das etwas an der Tatsache ändern, dass sich Blut darin gesammelt hatte. Ich starrte auf meinen Schwanz. Was stimmte nicht mit mir? Ich würde den Arzt anrufen und der würde für mich die Sache klären. Bestimmt hatte ich irgendwas Falsches gegessen und hatte eine Infektion in der Harnröhre, mehr nicht.
Ich stieg aus dem Sessel, knickte jedoch um und schlug mit dem Kopf gegen den Boden. Was war los? Meine Beine gehorchten mir nicht mehr. Sie hatten zwar nicht mehr angefangen zu jucken, doch war eine plötzliche Taubheit eingetreten. Schwarze Punkte tanzten vor meinen Augen. Aber ich musste zum Telefon!
Mit Armen und Oberkörper versuchte ich mich durch das kleine Wohnzimmer zu robben, doch das verstärkte den Schmerz im Kopf und irgendwann lag ich nur noch reglos und schnaufend auf dem Boden. Das Atmen fiel mir immer schwerer.
Ich musste eingeschlafen sein. Aber wie lange?
Die Taubheit in den Beinen war nun bis zur Hüfte hochgekrochen und ich konnte nur noch röchelnd atmen. Was stimmte mit mir nicht?
Ich versuchte abermals zum Telefon zu robben, dieses Mal mit Erfolg. Ich griff nach dem Hörer und drückte die Schnellwahltaste für das Krankenhaus. Eine weibliche Stimme meldete sich.
„Schnell“, röchelte ich, „ich kann nicht atmen und meine Beine … meine Beine …“ Erst jetzt warf ich wieder einen Blick darauf und das Herz setzte für einen Augenblick aus. Ich häutete mich! Und unter der alten Haut kamen blau-grau schimmernde Schuppen zum Vorschein. Mit der freien Hand griff ich an meinen Hals und ertastete schmale Rillen in der Haut, die sich mit jedem Atemzug öffnete und immer größer wurden. Das gab es doch nicht! Das musste ein Albtraum sein!
„Ich werde zum Fisch!“, schluchzte ich schwer atmend in den Hörer und lies in dann fallen.
Zur Badewanne! Ich brauchte Wasser zum Atmen! Das war es!
Langsam bewegte ich mich auf die Badezimmertür zu. Mit jeder Bewegung fehlte mir mehr Atem. So würde ich die Badewanne niemals erreichen.
Da hörte ich das Öffnen einer Tür. War das die Haustür? „Hilfe!“, krächzte ich, kaum lauter als das Ticken der Uhr. Auf dem Bildschirm lief immer noch der Porno. Ich hatte ihn auf Wiederholen gestellt.
Die Tür zum Wohnzimmer öffnete sich und ich war im ersten Augenblick erleichtert, Novaras Gesicht zu sehen. Doch wieso hatte sie Algen in ihrem wunderschönen, blonden Haar?
Lächelnd trat sie vor mich und packte mich unter den Armen. Bevor sie mich zum Meer schleifte raunte sie in mein Ohr: „Nun, ich hoffe, die Art, wie wir Fische uns fortpflanzen wird dir gefallen.“