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Nur ein kurzer Augenblick

Seniors
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31.10.2003
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Nur ein kurzer Augenblick

Die Erschöpfung in seinem Körper ließ ihn kurz anhalten, seine Hand umklammerte das Geländer. Er musste sich ausruhen, seinem alten Leib eine kurze, unumgängliche Pause gönnen. Er lächelte. Die zweiundachtzig Jahre seines Lebens forderten ihren Tribut, ließen seine Beine schmerzen, ebenso wie seine Füße, seine Schultern und seinen Arsch.
Sein Blick wanderte über die unzähligen Menschen des Einkaufszentrums. Ein hektisches Treiben schob ihre Körper in unbestimmte Richtungen, eine unsichtbare Barriere mit sich führend, die verhinderte, dass sie zusammenstießen.
Bartholomäus Richter entdeckte eine Bank neben einer gigantischen Palme in einem ebenfalls gigantischen Blumentopf.
Mein Gott, Barth, du bist so verdammt alt geworden. Sein Grinsen wurde breiter. Und ich fühle mich, verdammt noch mal, richtig gut.
Seit Annis Tod vor zwölf Jahren hatte er angefangen mit sich selbst zu reden. In seiner Wohnung sprach er laut, doch wenn er unter Menschen war, beschränkte er sich wohlweislich auf Gespräche in seinem Kopf.
Es gab ja niemanden mehr, mit dem er sonst noch hätte reden können; er war einer jener Männer, die es geschafft hatten, seine gesamte Familie zu überleben. Na ja, da war noch der Pfarrer, aber den konnte er auch noch vollschwatzen, wenn Gott der Meinung war, seine Zeit sei gekommen.

Bartholomäus hatte die Bank erreicht. Seine faltige Haut zitterte, als er die Lehne fasste und sich auf die Sitzfläche fallen ließ. Er keuchte hörbar, spürte, wie sich zäher Schleim in seinen Bronchien sammelte. Schnell kramte er nach seinem Taschentuch, hielt es sich vor den Mund und beförderte die grün-gelbe Konsistenz röchelnd in den Stoff.
Und wenn er schon dabei war, befreite er auch trompetend seine Nase. Kurz vor Annis Weggehen hatte er sich das Rauchen abgewöhnt und noch immer löste sich übelriechender Schleim aus seiner Lunge.
Egal.

Er steckte das Tuch zurück. Seine Finger berührten die Marlboroschachtel in der Tasche. Seit damals trug er sie bei sich. Barth wollte eigentlich nie ganz aufhören, irgendwann wieder anfangen. Irgendwann, wenn die Lust größer war als die Vernunft. Irgendwann würde es soweit sein. Oh ja, das würde es.
Anni und er waren früher oft in diesem Einkaufszentrum gewesen. Nie hatten sie etwas gekauft, sie waren einfach nur hindurchgeschlendert, hatten das wuselnde Treiben beobachtet, Hand in Hand wie ein frisch verliebtes Paar. Dabei kannten sie sich schon seit hundert Jahren.
Barth grinste. Er hatte sich nie merken können, in welchem Jahr er Anni kennengelernt hatte. Ebenso hatte er jedes Jahr ihren Hochzeitstag vergessen. Anni hatte dann jedes Mal gefragt, warum sie so einen unsensiblen Kerl wie ihn überhaupt geheiratet hatte. Und dann hatte er sie zum Essen eingeladen und sie hatten sich danach in ihrem großen Ehebett geliebt. Oh ja, das ging noch bis kurz vor ihrem Tod.

Heute war wieder einer jener Tage, an der die Melancholie drohte, die Oberhand zu gewinnen. Trotzdem war Bartholomäus Richter noch glücklich. Glücklich darüber, dass er hier in diesem großen Einkaufszentrum sitzen konnte, glücklich, dass er Menschen um sich herum hatte, deren Treiben er in aller Ruhe beobachten konnte.

Ein junges Mädchen saß neben ihm auf der Bank; zuerst hatte er nur ihr leises Atmen gehört. Jetzt sah er sie an. Hatte sie gerade dort auch schon gesessen? Doch eine Überlegung diesbezüglich war sowieso sinnlos, denn wenn er etwas nicht wusste, dann fiel es ihm auch nicht mehr ein, egal wie lange er sich den Kopf darüber zerbrach.
Ihre Hände lagen auf ihrer löchrigen Jeans, ihr Kopf war gesenkt und strähniges Haar hing herab.
Barth betrachtete sie, ihr gebeugter Rücken hob und senkte sich sanft unter dem Shirt. Ihrem Körper nach zu urteilen, musste sie recht jung sein. Vielleicht vierzehn oder fünfzehn.
Wieder dachte er an Anni, dachte an Sandra, seine Tochter. Sie war ebenfalls seit einer Ewigkeit tot. Auch das konnte er sich nicht merken; vielleicht wollte er es auch gar nicht. Es ist nicht angenehm über den Tod der eigenen Kinder nachzudenken.
Das Mädchen neben ihm drehte ihren Kopf, blickte durch die fettigen Strähnen ihrer Haare hindurch, sah ihn an.
Bartholomäus erschrak ein wenig. Ihr junges Gesicht war über und über mit Akne überzogen; die leuchtenden Pickel drängten sich auf engstem Platz, einige glänzten rot, andere waren kurz vorm Platzen.
Trotz allem war es ein sehr schönes Gesicht, wohl und symmetrisch geformt. Er stellte fest, dass er mit seiner Vermutung des Alters wohl richtig gelegen hatte. Sie hatte gerade mit den grausamen Auswirkungen der Pubertät zu kämpfen. Ihre Augen spiegelten einen traurigen Glanz wider.

„Ich möchte dir ganz gern etwas sagen.“ Bartholomäus erschrak über seine Stimme.
Das Mädchen runzelte die Stirn. Ihre Pickel schienen einen ausweglosen Kampf zu fechten. Die Haut glänzte.
Barth lächelte sie an, doch ihre Mundwinkel blieben starr.
„Du hast ein sehr hübsches Gesicht“, sagte er.
„Woll´n Sie mich verarschen?“ Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht.
Barth lächelte; ihre Reaktion war durchaus nachvollziehbar. „Die Pickel werden verschwinden.“
Sie wurde rot. Ihre Augen zuckten nervös.
„Nein, ganz im Ernst. Dein Gesicht ist sehr schön. Du kannst mir glauben.“ Barth atmete hörbar aus. „Ich habe schon viele Gesichter gesehen.“
Jetzt lächelte auch sie ein wenig. „Das glaube ich Ihnen sogar.“ Sie blickte beschämt in ihren Schoß.
„Du hast ganz tolle Augen.“ Barth überlegte kurz, ob dieser Spruch inzwischen abgedroschen war.
Das Mädchen lächelte. „Danke.“
Er war es immer noch nicht. Wahrhaftig hatte er in seinem Leben viele Gesichter gesehen. Schon immer hatte ihn das weibliche Antlitz fasziniert. Es gab für ihn keinen Traumtyp, jede Frau hatte ihren eigenen Reiz, ihre ganz individuelle Schönheit. Und Barth konnte von sich behaupten, diese Schönheit immer erkannt zu haben. Um Anni tat es ihm im Nachhinein leid, doch sie hatte nie etwas davon erfahren.
Einmal hatte er ihr an ihrem Grab alles gebeichtet, und er hoffte, sie hatte ihm verziehen.
„Warum sagen Sie so was?“ Die Frage des Mädchens ließ ihn zusammenzucken. „Machen Sie sich lustig über mich?“
Eine tiefe Traurigkeit durchflutete seinen alten Körper. Er sah das Mädchen an; mit Sicherheit war es für sie nicht einfach. Mit Sicherheit hatte ihr noch niemand gesagt, dass sie schön war. Mit Sicherheit hatte sie es selbst noch nicht erkannt.
„Nein“, sagte er.
„Was nein?“
„Ich mache mich nicht lustig.“
„Aber Sie können mich noch sehen, oder?“
Barth lachte. „Du trägst ein weißes T-Shirt. Es steht …“ Jetzt musste er sich doch ein Stück näher heranbeugen. „… Zicke drauf. Deine Augen sind dunkelbraun. Sie glänzen …“ Er stockte für einen Moment. Sie hob die Brauen. „Sie glänzen einfach himmlisch.“
Sie lehnte sich zurück, blickte wieder nach unten.
„Entschuldige den Kitsch, aber ich weiß nicht, wie sich die Jugend heute auszudrücken pflegt.“
„Ist schon okay“, sagte sie leise. „Es hört sich sehr schön an. Und …“
„Und?“
Jetzt sah sie ihn wieder an, und er stellte fest, dass ihre Augen ihm für einen Moment den Atem raubten.
„Es tut gut.“
Er sah sie an. Die Menschen um ihn herum waren verschwunden, nur noch dieses picklige Mädchen saß in seinem Leben. „Wenn ich sechzig Jahre jünger wäre.“
Sie lächelte. „Ja?“
Jetzt wurde er für einen Augenblick verlegen. „Nun, ich hätte dich ins Kino eingeladen.“
„Ins Kino.“
„Geht man heute nicht mehr ins Kino?“
Sie lachte. „Ja klar. Nur vor sechzig Jahren?“
Jetzt lachten sie beide, und in diesem Moment war Barth wieder zwanzig. „Du wirst sehr schön werden“, sagte er leise. „Glaub mir das.“
Der leuchtende Glanz in ihren Augen reichte ihm als Antwort.

„Hey, alter Sack!“
Barth zuckte zusammen. Die Welt um ihn herum kehrte zurück. Das Mädchen blickte erschrocken auf.
Ein Junge mit schmierigem Haar und weiter Hose kam auf sie zu. Er steckte seine Hände in die ausgebeulten Taschen, blieb etwa einen Meter vor Barth stehen. In seinem Rücken tummelten sich zwei weitere Typen. Drei gestylte Mädchen mit auffallend blondem Haar und pickelfreiem Gesicht kicherten neben ihnen.
„Alter, was willst du von meiner Schwester?“ Seine Beine tänzelten.
Barth legte den Kopf schief. Jetzt war er wieder zweiundachtzig. Leider …
Der Junge ging auf das verpickelte Mädchen zu, legte seine sonnenbankgebräunte Hand auf ihre Schulter.
„Was wollte der geile Sack von dich?“
Dich? Barth schüttelte unmerklich den Kopf.
"Da haben sich ja die richtigen gefunden", jolte ein anderer, den Arm stolz um seine Freundin geschlungen.
"Halt die Fresse", sagte der Bruder. Der andere grinste ihn an.
„Wir haben uns nur kurz unterhalten“, sagte das Mädchen jetzt. „Lass ihn einfach in Ruhe.“
Die anderen traten heran. Alle hatten die gleichen, viel zu großen Hosen an. Einer trug sogar offene Schuhe.
„Der geile Sack hat sich an meine Schwester rangemacht“, grölte jetzt der erste wieder.
Der andere grinste. „Lass uns einfach abhauen.“
„Kinderficker!“
"Lasst den alten Mann zu Frieden", sagte eine Passantin und war im selben Moment wieder verschwunden.
Barth spürte einen harten Schmerz an seinem Schienbein, als eines der blonden Mädchen dagegen trat. "Der verwest doch schon fast."
Ihr verachtender Blick tat Barth mehr weh als der Tritt.
Einer der Jungen trat an Barth heran, nahm eine kampfbereite Stellung ein.
„Ey, du alter Kinderficker. Sollen wir die Bullen rufen?“

„Lasst die Scheiße!“ Das war das pickelige Mädchen. Sie war aufgestanden und hatte sich vor Barth gestellt.
Ihr Bruder packte sie am Arm, zog sie zu sich heran. „Lasst uns abhauen. Der Kinderficker kratzt eh bald ab.“
Er schob seine Schwester beiseite, spuckte Barth ins Gesicht, und schob sie davon.

Während Bartholomäus sein Taschentuch herausholte, blickte er ihnen nach. Die wuselnde Menschenmenge hatte sie kurz darauf verschluckt. Eine seltsame Leere breitete sich in seinem Körper aus; seine Gedanken schwirrten umher, taten es der Menge gleich.
Dann sah er das Mädchen wieder zwischen den Leibern hervortreten. Sie rannte auf ihn zu, lächelte.
„Ich wollte mich noch einmal bedanken“, sagte sie. „Sie haben mir sehr geholfen.“
Jetzt runzelte Barth seine Stirn. „Geholfen?“
Sie nahm seine Hand, umfasste sie, drückte etwas hinein. „Ja“, sagte sie. Dann rannte sie zurück.

Bartholomäus blickte ihr lange nach ohne sie zu sehen. Die Leere in seinem Innern war einer angenehmen Wärme gewichen, seine Beine kribbelten. Er schloss die Augen, sah in ihre, sah ihr Lächeln.
Er öffnete die Hand, die sie gerade geschüttelt hatte und blickte auf die Packung mit den Rasierklingen. Er stand auf, warf sie in den Mülleimer, der neben der Bank stand. Noch einmal blickte er in die Richtung, in der sie verschwunden war.

 

Friedvolle Grüße

Auch vom mir ein Lob, eine gute, einfühlsam erzählte, unspektakuläre Geschichte ist Dir da gelungen.

Allerdings wird sie für meine Begriffe ab dem Moment, in dem die Freunde des Mädchens auftauchen, etwas zu unrealistisch, klischeehaft und kitschig gar.

Zum einen benehmen sich die Jugendlichen total daneben und völlig respektlos dem Alter gegenüber. Ich weiß nicht, wo Du wohnst, ich komme aus Siegen, und hier hat die Jugend noch einigermaßen Respekt vor den älteren Mitbürgern. Hier würde keine Gruppe von Jugendlichen auf die Idee kommen, einen alten Mann so anzumachen, wie Deine Jugendlichen es tun, ihn gar zu treten.

Daß das Mädchen sich umbringen wollte, braucht es auch nicht. Diese Dramatisierung der Geschichte halte ich für unnötig. Sie hat ja offensichtlich einen Bruder (vorher wohl ihr Freund), der sich um sie kümmert, und ihr soviel Zuflucht gibt, das sie nicht in dieses Selbstmord-Loch fällt. Sie sollte einfach nur "Danke" sagen, den Rest solltest Du dem Leser überlassen. So kann der selber darüber reflektieren, was dieses Gespräch für die beiden bedeutet.

Kane

 

Hallo Kane,


Auch vom mir ein Lob, eine gute, einfühlsam erzählte, unspektakuläre Geschichte ist Dir da gelungen.
Der Salem dankt!

Allerdings wird sie für meine Begriffe ab dem Moment, in dem die Freunde des Mädchens auftauchen, etwas zu unrealistisch, klischeehaft und kitschig gar.
Jo, das habe ich schon des öffteren gehört, dass meine Charaktere häufig im Klischee enden.
Ich persönlich finde es nicht schlimm, habe sogar einige dieser typischen Typen lieben gelernt. Aber ist geschmacksache.

Zum einen benehmen sich die Jugendlichen total daneben und völlig respektlos dem Alter gegenüber. Ich weiß nicht, wo Du wohnst, ich komme aus Siegen, und hier hat die Jugend noch einigermaßen Respekt vor den älteren Mitbürgern. Hier würde keine Gruppe von Jugendlichen auf die Idee kommen, einen alten Mann so anzumachen, wie Deine Jugendlichen es tun, ihn gar zu treten.
Zum Glück gibt es immer noch Jugendliche, die diesen Respekt zollen, da gebe ich dir Recht. Aber es gibt auch andere, und diese wollte ich hier herausstellen.
Klar haben wir dann wieder das Klischee, aber sie gehörten hier zu meiner Geschichte.

Daß das Mädchen sich umbringen wollte, braucht es auch nicht. Diese Dramatisierung der Geschichte halte ich für unnötig.
Auch hier gebe ich dir Recht, müsste nicht sein. Ist aber hier so. Dramatik hat immer den unangenehmen Beigeschmack des Kitschigen. Ich wollte hier eine Situation darstellen. Eine Situation über ein Mädchen, das sich umbringen wollte. Durch einen Zufall trifft sie auf Bartholomäus. Und der ist der einzige, der ihr bisher zeigt, dass das Leben auch schön sein kann. Und zwar durch ein simples Gespräch. Sicherlich hätte ich auch das spektakulärer ausbauen können, genauso wie ich den Selbstmord hätte weg lassen können.
Mir schwebte allerdings genau diese Situation vor Augen.
Warum nicht ein wenig Kitsch, Klischee gepaart mit einem Körnchen Dramatik in eine Geschichte packen?
Meine Intention bei Geschichten ist immer die Unterhaltung des Lesers. Wenn ich das schaffe, freue ich mich.

Ich will aber auch mal versuchen, eine Story zu schreiben ohne Happyend, ohne Kitsch usw. Versprochen! Aber das fällt mir soooo schwer ... :shy:


Sie hat ja offensichtlich einen Bruder (vorher wohl ihr Freund), der sich um sie kümmert, und ihr soviel Zuflucht gibt, das sie nicht in dieses Selbstmord-Loch fällt.
Das muss hier nichts heißen, denn der Bruder und seine Freunde haben ja ein "hübsches" Mädel. Wer weiß, was sie alles durchstehen musste, wer weiß, ob ihr Bruder überhaupt etwas von ihren Gedanken mitbekommen hat.
Aber du hast Recht. Klischee ...

Ich danke dir auf jeden Fall für deinen ausführlichen Kommentar und deine ehrliche Meinung. Wie gesagt, ich versuch´s mal ... ;)

Gruß! Salem

 

Kleines Missverständnis: Die Klingen gehörten wirklich dem Mädchen. Sie war es, die verzweifelte Gedanken hegte.
Hi Salem,

da muss ich ja Abbitte leisten. Ich hoffe, du kannst mir diese kleine Unkonzentriertheit verzeihen.

Lieben Gruß, sim

 

da muss ich ja Abbitte leisten. Ich hoffe, du kannst mir diese kleine Unkonzentriertheit verzeihen.
Hm... da ich heute einen besonders gutmütigen Tag habe ... ausnahmsweise mal ... ich weiß nicht ... also gut, ich verzeihe dir, in meiner ganzen umfangreichen Großzügigkeit :D ;)

Ich denke mir aber immer, wenn auch nur ein Leser etwas falsch verstehen kann, dann habe ich etwas falsch gemacht. Habe aufgrund deines Hinweises versucht, besagte Stelle noch einmal deutlicher zu machen.

Gruß! Salem

 

Hi Salem,

mir hat die Geschichte auch gut gefallen :). Wie auch schon andere bemerkt haben, empfinde ich das Auftreten der Jugendlichen etwas übertrieben und auch nur ein paar fiese Bemerkungen hätten doch gereicht, um dem Prot weh zu tun und das Dilemma aufzuzeigen.

Schade fand ich, dass sich das Mädchen, mit dem sich der Prot unterhielt, nicht mehr für ihn eingesetzt hat :(.
Wenn ich als Betroffene eine so aufbauende Unterhaltung mit einem alten Herrn gehabt hätte, hätte ich ihn verteidigt oder zumindest versucht, die anderen mit ihren Gemeinheiten einzudämmen. Wenn's der Bruder ist, könnte man ja auch mal ein ernstes Wort loslassen. Sie war mir da einfach zu passiv.

Eine KG mit interessanter Idee :).

Lieber Gruß
ber

 

Hi bernadette,

vielen Dank für deinen Kommentar.

Wenn ich als Betroffene eine so aufbauende Unterhaltung mit einem alten Herrn gehabt hätte, hätte ich ihn verteidigt oder zumindest versucht, die anderen mit ihren Gemeinheiten einzudämmen. Wenn's der Bruder ist, könnte man ja auch mal ein ernstes Wort loslassen. Sie war mir da einfach zu passiv.
Ein durchaus interessanter Einwand, gefällt mir. Ich glaube, ich werde noch mal ein bisschen dran feilen ...
Vielleicht reagieren sie wirklich zuu heftig; denk ich auch noch mal drüber nach. Mensch, ihr inspiriert mich immer zu Neuem ... :)

Gruß! Salem

 

Hi Salem,

mir scheint, die weiche Welle ist angesagt. Eben habe ich chazar gelesen, jetzt auch deine, in einem für euch ungewohnten Genre. ;)
Doch zeigt es die sanfte Seele. :)

Deine Geschichte hat mir sehr gut gefallen.
Der alte Mann, der in sich ruht. Der so viel Weisheit in sich hat, hinter die Masken der Menschen zu schauen. Der Schönheit sieht, wo andere sich abwenden. Was er bei dem Mädchen bewirkt hat, nenne ich diese kleinen Wunder, denen man immer wieder begegnen kann, wenn man hinsieht.
Solche Menschen, sind die "Engel", die zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sind, auch wenn es ihnen selber nicht bewußt ist.
Er hat mit einfachen Worten ein Leben gerettet. Das Mädchen wird ihn nie vergessen. Mehr noch, es wird ihr Leben prägen. Sie wird keinen alten Mann Kinderficker nennen, oder ihm ins Gesicht spucken.
Vielleicht schafft sie es auch, ihren Bruder und die Freunde zu beschämen.
Denn oft bewirkt eine solche Begegnung, eine Kettenreaktion.

Den Titel hast du sehr gut gewählt. Ein kurzer Augenblick, kann ein ganzes Leben beinflussen, positiv, wie auch negativ.

Eine wertvolle Geschichte :thumbsup:

ganz lieben Gruß, coleratio

 

mir scheint, die weiche Welle ist angesagt. Eben habe ich chazar gelesen, jetzt auch deine, in einem für euch ungewohnten Genre.
Doch zeigt es die sanfte Seele.
In Wirklichkeit haben wir gar keine mehr ... :baddevil:

Hi coleratio.

Schön, dass es dir gefallen hat.

Denn oft bewirkt eine solche Begegnung, eine Kettenreaktion.
Eine tolle Vorstellung. Ich denke auch, dass soetwas möglich ist. Und hoffe es natürlich.

Den Titel hast du sehr gut gewählt. Ein kurzer Augenblick, kann ein ganzes Leben beinflussen, positiv, wie auch negativ.
Das wollte ich hier tatsächlich zeigen.

Eine wertvolle Geschichte
Vielen Dank für das schöne Kompliment.

Ganz lieben Gruß! Salem

 

Hi Salem
Ich halte mich an das erste Kommentar zu dieser Geschichte - es ist schon spät und ich wollte auch schon längst im Bett sein (weshalb ich jetzt auch nicht alle Kommentare gelesen hab, was ich gern gemacht hätte) aber die Geschichte hat mich gefesselt. Ich fand sie einsame Spitze. Das Thema (Selbstmord) wird schließlich immer aktuell bleiben, weshalb es vielleicht ganz gut ist, diese zwei entfernten Generationen einzubringen. Ich denke auch das so ein Gespräch viel weiter hilft bei vielen Leuten, die Selbstmordgedanken haben - ich habe es selber mal bei jemandem geschafft, insofern kommt mir die Geschichte noch, wie soll ich sagen, realer vor. Und zur Jugendsprache: Tjaa... uups, ich trage auch Baggypants (die weiten Hosen) einfach weil sie so verdammt gemütlich sind, aber trotzdem benutze ich nicht diese grammatikalisch verunstaltete Sprache. Aber ich muss zugeben dass es da eine ganze Menge Leute gibt (und zur Verteidigung - oft sind es auch Punks, die weniger Baggys tragen) die so reden und schreiben. (uuuh, hab heute ein Protokoll von einem Klassenkameraden gesehen - bevor wird bei ihm mit f und h geschrieben - ich trau mich gar nicht es nach zuschreiben - befohr das ist ja wohl schrecklich!) Ich finde, du könntest den Typen auch ruhig noch etwas extremisieren, indem du ihn dieses "coole" Türkendeutsch sprechen lässt - dafür muss er nicht mal Türke sein, denn das machen auch genug deutsche Jungs (hauptsächlich Hauptschüler). (als Anregung: "Alter, willst du Streß mit mir oder was? Hastu meine Schwester angeguckt?") ...
Also, ich find sie krass (ein Wort dass ich auch benutze :) ) und sehr überzeugend geschrieben!

gruß, jonny

 

Hi jonny.

die Geschichte hat mich gefesselt. Ich fand sie einsame Spitze.
Das freut mich. Vielen Dank!


Das Thema (Selbstmord) wird schließlich immer aktuell bleiben, weshalb es vielleicht ganz gut ist, diese zwei entfernten Generationen einzubringen. Ich denke auch das so ein Gespräch viel weiter hilft bei vielen Leuten, die Selbstmordgedanken haben
Das ist sicherlich richtig. Nur war hier in der Geschichte der verhinderte Selbstmord ein angenehmer Nebeneffekt, da Barth ja gar nichts von den Absichten des Mädchens wusste.
Vielleicht hätte ein bewusstes Gespräch, welches den Selbstmord des Mädchens verhindern sollte wesentlich länger dauern müssen; wesentlich intensiver sein müssen.
Barth hat hier durch Zufall in "einem kurzen Augenblick" das Richtige gesagt. Langes Gefasel eines Psychoanalytikers hätte vielleicht gar nichts gebracht,wer weiß ...
Es waren genau diese Worte, vielleicht auch weil sie von genau diesem Mann ausgesprochen wurden.

Tjaa... uups, ich trage auch Baggypants (die weiten Hosen) einfach weil sie so verdammt gemütlich sind, aber trotzdem benutze ich nicht diese grammatikalisch verunstaltete Sprache.
Ich wollte hier auch auf keinen Fall alle Baggypantsträger über einen Kamm scheren. Obwohl ... :D
Kleiner Scherz.


Ich finde, du könntest den Typen auch ruhig noch etwas extremisieren
Durchaus, aber ich kann ja nix dafür, dass diese hier nur so sprechen ... ;)

Vielen Dank für deinen Kommentar, hat mich sehr gefreut.

Bis dahin! Salem

 

Hallo Salem,

so manch alter Mensch wird sich so ein Erlebnis wünschen - endlich wieder einmal das Gefühl etwas bewirkt zu haben, Nähe spüren, selbst einer Unbekannten gegenüber. (Das Schlechte, verkörpert von den Halbstarken, liegt aber auch sehr nah, wie so oft im Leben liegen Freud und leid dicht beieinander). Den alten Mann und die Situation in der er sich befindet ist prima beschrieben, z.B. auch diese Beobachtung:

„Ein hektisches Treiben schob ihre Körper in unbestimmte Richtungen, eine unsichtbare Barriere mit sich führend, die verhinderte, dass sie zusammenstießen.“

Oder:

„Die Menschen um ihn herum waren verschwunden, nur noch dieses picklige Mädchen saß in seinem Leben.“

Der Selbstmordschluss gefällt mir nicht, er wirkt wie eine erzwungene Dramatisierung, etwas glaubwürdiger wäre diese Wendung wenn man einen Hinweis auf tief greifende Probleme des Mädchen hätte.

Änderungsvorschläge:

„beförderte die grün-gelbe Konsistenz röchelnd in den Stoff.“

- Konsistenz im Sinne von Beschaffenheit kann man nicht befördern. Etwas hat eine zähe Konsistenz oder eine klebrige usw.


„Gesicht, wohl und symmetrisch geformt“

- da wohlgeformt in einem Wort geschrieben wird, vermute ich, dass man dies so schreiben muss: wohl- und symmetrisch geformt.


„Sie hatte gerade mit den grausamen Auswirkungen der“

- „grausam“ finde ich übertrieben, wenn das Mädchen dies sagen würde, könnte es (in pubertärer Übergewichtung) passen.

„jolte ein anderer“

- johlte

(Vielleicht ist das schon erledigt, habe die Anmerkung vor kurzen geschrieben).

L G,

tschüß... Woltochinon

 

Lieber Salem!

Ich hab die Geschichte jetzt noch einmal gelesen, nachdem Du sie ja überarbeitet hast, aber irgendwie fand ich den ursprünglichen Schluß schöner, als den jetzigen. Ich fand es überhaupt nicht unstimmig, daß das Mädchen die Freundin des einen Typen war – mein Bild dazu war: Sie ist froh, überhaupt jemanden gefunden zu haben, und er ebenfalls, mit seiner Art. Er wird sie ja vermutlich auch mehr wegen körperlicher Aktivitäten brauchen.
Wie gesagt, so war mein Bild, und das hat mir besser gefallen, als die Version mit der Schwester. Warum sollte er die pickelige Schwester mitschleppen? So eine soziale Ader hat er doch gar nicht.

Aber ansonsten gefällt sie mir immer noch sehr gut, und der Hauptteil ist für mich ja auf jeden Fall das Gespräch zwischen dem alten Mann und dem Mädchen, und der ist Dir ausgesprochen gut gelungen. :)

Ein paar Kleinigkeiten hab ich noch gefunden:

ließen seine Beine schmerzen, ebenso wie seine Füße, seine Schultern und seinen Arsch.
War der Arsch da bei meinem ersten Lesen schon drin? :susp: Würde eher seinen Rücken oder sein Kreuz schreiben. ;)

er war einer jener Männer, die es geschafft hatten, seine gesamte Familie zu überleben. Na ja, da war noch der Pfarrer,
Gehört der Pfarrer denn zur Familie? Vorschlag: Außer dem Pfarrer war da niemand mehr, den er von früher kannte, aber den ...

Das Mädchen neben ihm drehte ihren Kopf, blickte durch die fettigen Strähnen ihrer Haare hindurch, sah ihn an.
- "neben ihm" könntest Du streichen

Ihr junges Gesicht war über und über mit Akne überzogen;
- hm, dieses "überzogen" gefällt mir noch immer nicht, weil es so klingt, als wäre Akne etwas, was auf der Haut außen drauf wäre, es ist aber doch direkt in der Haut drin.

Sie hatte gerade mit den grausamen Auswirkungen der Pubertät zu kämpfen.
Da könntest Du eventuell noch einen kleinen Gedankensprung in seine Jugend einfügen, und sei es nur die Feststellung, daß er sich noch so gut erinnern könne, wie er damals zu kämpfen hatte (das Kurzzeitgedächtnis läßt im Alter zwar nach, aber das Langzeitgedächtnis wird dafür stärker, und manchen Leuten fallen dann Sachen ein, an die sie sich schon fünfzig Jahre oder noch länger nicht erinnert haben).

„Du trägst ein weißes T-Shirt. Es steht …“ Jetzt musste er sich doch ein Stück näher heranbeugen. „… Zicke drauf. Deine Augen sind dunkelbraun. Sie glänzen …“
Also, wenn da nur Zicke draufsteht, dann doch bestimmt in ziemlich großer Schrift, womit er durch das Näher-Heranbeugen eher nicht beweist, daß er noch gut sieht. Ein klein geschriebener Markenname am Ärmel oder so wäre vielleicht besser.

„Was wollte der geile Sack von dich?“
Aua, das mit dem "dich" würde ich lassen. Es wirkt so, als wolltest Du die Typen als Ausländer darstellen, aber ich glaub, das wolltest Du nicht, oder?

Noch einmal blickte er in die Richtung, in der sie verschwunden war.
- die Richtung, in die sie ...

Dann hab ich noch eins bei Woltos Anmerkungen gefunden:

wohl und symmetrisch geformt
- da wohlgeformt in einem Wort geschrieben wird, vermute ich, dass man dies so schreiben muss: wohl- und symmetrisch geformt.
Mein Vorschlag: symmetrisch und wohlgeformt :)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Oh Mann, oh Mann ... Mal wieder Schande über mein Haupt!!!

Liebe Susi, lieber Wolto, ich habe euch übersehen :shy:
Hab mich mal wieder lange nicht in dieser Rubrik sehen lassen und ne Mail hab ich komischerweise auch nicht bekommen (ein verzweifelter Versuch einer Entschuldigung). Tut mir wirklich und ganz echt leid!!!

Werde in den nächsten Tagen genauer auf eure Kritik eingehen; dazu muss ich die Geschichte erst selbst noch mal lesen. So auf Anhieb würde ich aber sagen, dass eure Verbesserungsvorschläge sehr schlüssig sind.

Wolto, den Selbstmord würde ich gern drinlassen (zumindest im Moment noch). Klar dramatisiert er, aber die Geschichte sollte ja zeigen, dass manchmal ein kurzer Augenblick ausreicht, um etwas Dramatisches abzuwenden.

Susi, vielleicht sollte ich die Sache mit den Jugendlichen nochmal komplett überdenken. Das ist inzwischen das, was mir am Wenigsten zusagt. Mal sehen ...

Nochmals ganz, ganz lieben Dank für eure Kommentare und für das Lob des Gefallenhabens :confused:

Melde mich nach der Überarbeitung!
Ein beschämter Salem

 

Hallo salem,

alt trifft jung. Sehr schön geschrieben. Tolle Pointe. Sehr gern gelesen. Sonst kann ich dazu kaum was sagen. Zu bemängeln gibt es nichts! Top!

Aber eine Sache hab ich doch noch ;) :

jolte ein anderer
- Johlte

Einen lieben Gruß...
morti

 

Moin morti.

Schön, dass dir die Story gefallen hat. Danke für dein Kompliment.

Und tatsächlich muss ich nochmal drüber arbeiten :Pfeif:

Lieben Gruß zurück! Salem

 

Oha, da ist mir doch still und heimlich ein Kommentar durchgegangen. Bitte entschuldige, vaca_loca.

Schön, dass dir die Geschichte gefallen hat; muss sie mir selbst nochmal durchlesen, da das letzte Mal endlos her ist :D

Danke auf jeden Fall fürs Lesen und Kommentieren.

Gruß! Salem

 

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