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Nur ein paar Tage

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24.12.2004
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Nur ein paar Tage

„Es ist kalt geworden draußen, zieh dir eine Jacke an“, ermahnt mich meine Mutter, als ich das Haus verlasse. Ich hab es eilig und bin in Eile. Die Zeit raubt mir das Leben. Hektisch schließe ich dir Tür hinter mir und fahre die wenigen Kilometer bis zur Bushaltestelle. An diesem Morgen habe ich meine Taschenlampe vergessen und da das Licht an meinem rad sowieso kaputt ist, muss ich im Dunkeln fahren. Manchmal ist man von so viel Dunkelheit umgeben, dass man glauben könnte, es gäbe nichts außer Dunkelheit. Dunkelheit, immer und überall.
Auf dem Bürgersteig liegt das letzte Laub. Ein letzter Überrest eines herrlichen Sommers.
Dieser Sommer öffnete mir mein Leben und mein Leben öffnete sich mir. Ich steuere zielbewusst auf den Fahrradständer zu, schließe das Rad an und denke beim Anblick des Fahrradschlosses daran, wie sicher und geborgen ich mich bei ihr fühle.
Der Nebel verleiht der Straße etwas geheimnisvolles, fast mystisches.
Es fängt an zu regnen und ich stelle mich in das Wartehäuschen. Es regnet fast jeden Tag, aber bei solch niedrigen Temperaturen, ist das Warten auf den Bus wirklich eine Qual.
Manchmal ist das, was man so sehr braucht, so weit weg
Warum kann ich sie nicht sehen, warum muss immer so viel zwischen uns sein, dass wir uns so selten nah sein können?
Ein einziger Kuss! Er würde meine Qualen erlösen. Und doch würde ich mich nach mehr sehnen.
Warum will man immer das haben, was unerreichbar ist?
Und wie paradox ist die Situation doch?
Wenige tausend Meter trennen zwei Herzen, die nichts mehr wollen, als vereint sein.
Es sind doch nur ein paar Tage.

Ich steige in den Bus ein und begrüße den Busfahrer mit einem gelangweilten „Morgen“. Vorbei an den Anderen suche ich mir meinen Platz, lege den Rucksack ab und setze mich auf den Sitz.
Meistens schlief ich morgens im Bus, doch aus irgendeinem Grund, kann ich nicht einschlafen.
Ich denke nach, oder besser gesagt, ich erinnere mich an die vergangenen Tage. Ich verbringe oft viel Zeit damit, über das Geschehene zu reflektieren. Manchmal bewusst, manchmal unbewusst. Manchmal über etwas Negatives, manchmal über etwas Positives.
Es sind weniger die Erlebnisse, über die ich nachdenke, sondern die Gefühle.
Es ist schon seltsam.
Manchmal betrachte ich mich selbst dabei, wie ich nachdenke. Meine Augen sehen dann immer so ausdruckslos aus. Es fällt mir dann schwer, mich selbst zu erkennen.

Nach einer knappen Stunde war die Fahrt am Ende angelangt. Ich steige aus, irgendjemand ruft mir nach, ich gehe weiter. Ignoranz.

Vorbei an den mehrstöckigen Häusern, über den Schulhof, in die Klasse.

Und so beginnt ein Tag. Einer von vielen.
Es sind doch nur ein paar Tage.
Jeder Tag eine Qual. Jeden Tag das gleiche stumpfe Gefühl. Jeden morgen in einem leeren Bett aufwachen.
Manchmal muss man eben warten. Die Zeit steht still.
Ungewissheit vermischt sich mit anderen Gefühlen.

Liebe kann einen den um den Verstand bringen!
Nur ein paar Tage!

 

Hallo bmt_hethske,

herzlich willkommen auf dieser Seite und in dieser Rubrik.

Wenn ich meinen Lesereindruck von deiner Geschichte zeichnen sollte, würde ich einen Abschnitt aus einer Sinuskurve wählen: Dem gleichmäßigen Anstieg folgt der Abfall. Du verstehst es, in der ersten Hälfte der Geschichte eine gewisse Spannung und Interesse für deinen Protagonisten aufzubauen, aber sobald ich ahnte, dass keine erklärende Auflösung folgen wird, wechselte mein Gefühl zu leichter Verärgerung; eine ähnliche Reaktion wie auf Leute, die anscheinend eingeschnappt sind, aber auf die Frage "Was ist los?" unbekümmert tun und die Karten nicht auf den Tisch legen.

Was trennt den Erzähler von seinem Liebesobjekt? Stimmungsmäßig entwirfst du die Dramatik eines Romeo-und-Julia-Plots, aber dann geht es nur um ein paar Tage. Hat sie Hausarrest oder ist krank (denn verreist kann sie nicht sein, wenn nur wenige Kilometer die Liebenden trennen)? Dann ist dieser Eindruck von auswegloser Sehnsucht, den du transportierst, unrealistisch. Oder wolltest du eine Persiflage auf den Überschwang erster Liebe abliefern? In diesem Fall ist der satirische Unterton sehr tief unten. Fragen über Fragen...

... die dir allerdings nicht die Textarbeit ersparen. Hier eine (unvollständige) Liste:

Ich hab es eilig und bin in Eile.
Eins von beiden reicht.
... und da das Licht an meinem rad sowieso kaputt ist...
siehe Markierung
Auf dem Bürgersteig liegt das letzte Laub. Ein letzter Überrest...
zweimal "letzte(r)" sehr dicht hintereinander.
Vorbei an den Anderen
"anderen"
Meistens schlief ich morgens im Bus,
Da du im Präsenz schreibst, plädiere ich für "schlafe", um die aktuelle Normgewohnheit zu beschreiben.
Ich verbringe oft viel Zeit damit, über das Geschehene zu reflektieren. Manchmal bewusst, manchmal unbewusst.
"unbewusst reflektieren" scheint mir ein Widerspruch in sich.
Manchmal betrachte ich mich selbst dabei, wie ich nachdenke.
Geht das überhaupt? Beim Nachdenken ist die Konzentration nach innen gerichtet, beim Blick in den Spiegel nach außen.
Nach einer knappen Stunde war die Fahrt am Ende angelangt.
... ist die Fahrt...
Jeden morgen in einem leeren Bett aufwachen.
Jeden Morgen...

Nicht erschrecken, ich gebe zu, das ist eine ganze Menge pingeliges Ameisen-Ficken. Nicht entmutigen lassen, denn dein sezierend genau beobachtender Stil verrät auf jeden Fall Talent.

LG, Chica

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo bmt_hethske!
Ich wollte dir jetzt gar nichts zum Inhaltlichen sagen, sondern zu der Art und Weise wie du erzählt hast. Am Anfang hat mir die Wahl deiner Worte und Sätze nicht so gut gefallen. Es klang für mich ein wenig zu abgehackt, auch wenn das manchmal auch gut ist. Ein Beispiel:

Auf dem Bürgersteig liegt das letzte Laub. Ein letzter Überrest eines herrlichen Sommers.
Dieser Sommer öffnete mir mein Leben und mein Leben öffnete sich mir.
Ich finde, du hast hier zu gewollt den letzten Satz eingeschoben.
Meiner Meinung nach besser: Auf dem Bürgersteig liegt das letzte Laub eines herrlichen und vergangenen Sommers. Dieser Anblick erinnert mich an die unheimliche Kraft dieser Zeit, die mein Leben sich mir öffnen ließ.
Am Ende hingegen hast du genau das gemacht, was ich an Texte sehr schön finde:
Nach einer knappen Stunde war die Fahrt am Ende angelangt. Ich steige aus, irgendjemand ruft mir nach, ich gehe weiter. Ignoranz.
Dieses nachgeschobene "Ignoranz" ist für mich hier gut eingebaut und scheint für mich auch nicht zu gewollt.

Wollte dir dies nur sagen, damit du mal siehst, wie unterschiedlich verschiedene Sätze wirken können.
Liebe Grüße,
Dome
PS: Mir gefällt auch der Inhalt deiner Geschichte ;)

 

Kleine Korrektur, Dome!

Der Autor der Geschichte ist bmt_hethske. Ich habe nur einen Kommentar geschrieben. :-)

 

oh sorry chica :) hab dann wohl falsch geschaut! kommt nicht wieder vor :Pfeif:

 

Hej bmt_hethske!

Deine Geschichte ist weniger eine solche, als eine unvollständige Momentaufnahme. Der Leser erfährt kaum etwas über den Protagonisten und nichts über seine Liebe, seine Freundin (?), die Zweifel und Gedanken, die ihn bewegen. Um den Leser zu erreichen, musst Du ihn ins Geschehen hineinziehen, ihn an den Gefühlen des Protagonisten teilhaben lassen und dafür sorgen, dass er unbesdingt wissen will, was los ist. Leider bekommt der Leser nicht mal am Ende eine Erklärung. Zwischen Erkältung und Tod ist alles möglich, was wiederum sehr unbefriedigend ist.

Versuch, Deine Geschichte dahingehend zu überarbeiten, dass auch jemand, der Dich nicht kennt und nicht wissen kann, was Dir vorschwebte, als Du die Geschichte geschrieben hast, nachempfinden kann, worum es Dir / dem Protagonisten geht.

Auch von mir bekommst Du noch eine Handvoll Anmerkungen, eininge davon hat Chica schon gemacht:

Ich hab es eilig und bin in Eile.
Das ist redundant. Einmal "Eile" reicht völlig.
Hektisch schließe ich die Tür hinter mir und fahre die wenigen Kilometer bis zur Bushaltestelle.
An diesem Morgen habe ich meine Taschenlampe vergessen und da das Licht an meinem Rad sowieso kaputt ist, muss ich im Dunkeln fahren.
Wäre das Licht heil, bräuchte er die Taschenlampe nicht, Du kannst den Zusatz mit dem kaputten Licht im Prinzip weglassen, allerdings solltest Du dann einen Satzteil einfügen, in dem der Leser sieht, dass Dein Protagonist mit dem Fahrrad fährt.
Ich steuere zielbewusst auf den Fahrradständer zu, schließe das Rad an und denke beim Anblick des Fahrradschlosses daran,
Fahrradständer, Rad und Fahrradschloss - die Wörter sind zum einen nah verewandt und wirken daher wie Wiederholungen, zum anderen sind das erste und das letzte derart sperrig, dass Du sie verändern oder umschreiben solltest. Wenigstens das Fahrradschloss.
Der Nebel verleiht der Straße etwas Geheimnisvolles, fast Mystisches.
Es fängt an zu regnen und ich stelle mich in das Wartehäuschen. Es regnet fast jeden Tag, aber bei solch niedrigen Temperaturen KEIN KOMMA ist das Warten auf den Bus wirklich eine Qual.
Hier kannst Du kürzen. Zweimal warten, zweimal regnen ist jeweils einmal zu viel. Zeig dem Leser lieber, wie nass und eklig es ist, anstatt den Protagonisten dies zweimal sagen zu lassen. Es wirkt direkter und liest sich zudem spannender.
Manchmal ist das, was man so sehr braucht, so weit weg PUNKT
Warum kann ich sie nicht sehen, warum muss immer so viel zwischen uns sein, dass wir uns so selten nah sein können?
Hier fragt sich der Leser auch, warum das so ist. Leider bekommt er keine Antwort. Zeig die Empfindungen Deines Prots, indem Du ihn direkt an den Umständen zweifeln lässt ("Könnte sie doch direkt nebenan wohnen, statt im übernächsten Ort." - "Es ist nicht fair, dass ihre Eltern unsere Beziehung verbieten." - "Ach, hätte ich doch schon den Führerschein, so dass ich häufiger zu ihr fahren könnte!" oder ähnlich - es muss natürlich zum Rest Deiner Geschichte passen).
Vorbei an den anderen suche ich mir meinen Platz, lege den Rucksack ab und setze mich auf den Sitz.
Meistens schlafe ich morgens im Bus, doch aus irgendeinem Grund, kann ich heute nicht einschlafen.
Tempusfehler.
Ich denke nach, oder besser gesagt, ich erinnere mich an die vergangenen Tage. Ich verbringe oft viel Zeit damit, über das Geschehene zu reflektieren. Manchmal bewusst, manchmal unbewusst. Manchmal über etwas Negatives, manchmal über etwas Positives.
Hier erzählst Du dem Leser nur, was der Prot tut, ohne, dass es in ihm lebendig werden kann. Zeig die Gedanken und Gefühle, die er hat, damit der Leser seine Situation, seine Sehnsucht nachempfinden kann!
Nach einer knappen Stunde war die Fahrt am Ende angelangt.
Der Satz enthält zum einen einen Tempusfehler, ist zum anderen aber auch sprachlich eher mangelhaft: Die Fahrt hat sich nicht bewegt und kann daher auch nicht am Ende angelangen. Formuliere um, zum Beispiel so: Nach einer knappen Stunde endet die Fahrt.

Liebe Grüße
chaosqueen

 

Ich werde die Geschichte noch einmal überarbeiten (ob es sich überhaupt lohnt...mal sehen). Soll ich die überarbeitet Version dann hier wieder reinstellen? Danke für eure Hilfe, habe mir alles durchgelesen und fange gleich an zu berichtigen. Danke

 

hallo...
ja, das kannst du machen, ich lese es mir gerne noch einmal durch...
dome

 

Hej bmt_hethske,

die überarbeitete Version kannst du einfach als Posting unter diese Geschichte stellen, ich setze Dir dann einen Link im ersten Posting zur Überarbeiteten Version. Oder Du ersetzt die alte durch die neue Version, ganz, wie Du möchtest. Nur öffne bitte keinen neuen Thread, da es dann unübersichtlich wird.

Danke und Gruß
chaosqueen

 

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