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Nur eine Bierflasche
Wach wurde ich von einer, zu Bruch gehenden Flasche.Ich hörte das Zerschmettern, als ich im Bett auffuhr.Verwirrt schaute ich mich in meinem Zimmer um, als ich noch mal das vertraute Klirren hörte.
Ich stand auf, weil ich wusste, was los war.
Mein Gott, dachte ich, ich muss doch morgen zur Schule, ich brauch meinen Schlaf!
Langsam stieg ich die Treppen hinunter und gerade als ich unten ankam, sah ich meine Mutter, wie sie sich in der Küche vornüber gebeugt übergab.
Angewidert wandte ich den Blick ab.
Das kann doch alles gar nicht wahr sein, dachte ich, wieso tut sie mir das an?`
„Mama?“ , fragte ich vorsichtig.
Ruckartig hob meine Mutter ihren Kopf hoch. Ihr Gesicht war voll mit Make-up und ihre Wimperntusche war verlaufen. Offensichtlich hatte sie geweint. Ihre Haare waren zerzaust und verklebt vom Haarspray.
„Hey mein Schatz!“ , rief sie laut aus, worauf ein schrilles Lachen folgte, „ich glaub, ich hab hier ein bisschen was schmutzig gemacht...“, lallte sie entschuldigend. Sie kicherte wieder.
Mir wurde plötzlich übel. Am liebsten hätte ich mich auch übergeben.
„Mama, ich denke du solltest jetzt ins Bett gehen“, antwortete ich ruhig.
Als ich ein paar Schritte auf sie zuging, stieß sie einen schrillen Schrei aus und zuckte zurück.
„Hey! Fass mich nicht an!“, schrie sie mir ins Gesicht, „ich kann selbst gehen. Und sag mir nicht was ich tun soll!“
Plötzlich veränderte sich ihr Gesichtsausdruck wieder.
„Und außerdem Schatz“, jetzt lächelte sie mich sogar an, „ist es doch nur eine Bierflasche.“
Sie kicherte wieder, als sie lachend auf die Scherben der Flaschen blickte.
„Es sind zwei“, murmelte ich ausdruckslos.
Verwundert blickte meine Mutter auf.
„Hast du was gesagt?“, fragte sie lallend mit schief gelegtem Kopf.
Ich merkte wie mir Tränen in den Augen brannten.
Ein Gefühl der völligen Hilflosigkeit überfiel mich.
Deshalb drehte ich mich um und stieg die Treppen zu meinem Zimmer wieder hinauf.
Weit entfernt hörte ich meine Mutter noch verwundert sagen: „Schätzchen?“