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Nuttenduft

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08.01.2002
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Nuttenduft

Nuttenduft

Meistens steht die Sonne schon hoch, wenn ich sie wecke. Ich steige seitlich auf ihr Kopfkissen und stapfe darauf so lange mit meinen Vorderpfoten, bis sie sich bewegt. Ich stupse sie an. Erst ganz zärtlich, dann stürmischer. Ist sie wach, reibe ich mein Gesicht an ihrer Wange.

Ihr Atem riecht fast jeden Morgen gleich, eine Mischung aus Verdautem, Fuseligem vermischt mit Nikotin. Danach wird sich der Geruch des Kaffees darüber legen, aber nicht lange. Am Tage überbieten sich der Tabakgeruch und der billige säuerlich-weinige Geruch eines Sektes. Manchmal Pfefferminz, und, wenn sie in ihr Brötchen beißt, der sahnige Geruch von Butter.

Geduscht riecht sie wie eine Säule aus Seife, unerträglich.
Bevor einer ihrer Kunden kommt, streift sie einen sonderlichen Geruch über sich, betäubend und undurchdringlich. Nur ich kann ihren Körperschweiß darunter erschnuppern.

Sie läßt mich in dem Zimmer verweilen, in das sie ihre Kunden führt.
Selten passiert es, dass ich rausgeschickt werde.

Lautlos nehme ich die Witterung auf. Die meisten sind so wie sie in einen Duftnebel gehüllt.
Eine unharmonische Komposition aus einem Durcheinander von Stoffen dampft um sie herum. Nirgendwo in der Natur gibt es solche Mischungen.
Hätte ich nicht eine so feine Nase, würde die Verwirbelung der beiden Duftnebel dazu führen, dass ich sie nicht mehr erschnuppern könnte aus dem Bündel Mensch, das sie mit ihren Kunden bildet.

Aber ihr Körperschweiß ist untrüglich. Aus tausend schwitzenden Leibern würde ich sie herausfinden.
Ihr unwiderstehlicher Geruch hat viele Facetten.

Der Schweiß, wenn sie sich anstrengt, hart an ihren Kunden arbeitet, sich windet und biegt, bückt und dreht und heftig bewegt. Dann strömt eine Energiewolke zu mir herüber und bringt mir ihren Schweiß in die Nase. Ich mag ihn, er ist vermengt mit dem ihrer Kunden. Er riecht nach Ehrlichkeit.

Was sie ausströmt, wenn sie liebt, wenn ich in ihren Schoß geschmiegt bin und meine Hitze sie erwärmt, das ist der betörendste Geruch. Mein Fell ist mit ihrer Haut verbunden und nach einer Weile quellt ein leichter Körperduft empor. Der Geruch des Glücks. Vor Wonne kann ich meine Nase nicht tief genug in ihre Haut drücken und fange an zu schnurren.

Und dann gibt es den Geruch der Gefahr. Er haftet manchen ihrer Kunden an. Sie bringen ihn mit sich wie ein Netz, das sie über ihr auswerfen. Die Maschen ziehen sich immer enger, pressen sie zusammen.

Meine Nase wird unruhig und mein Körper spannt sich an. Ich kenne genau die Wellen, in denen ihr Angstschweiß herüber strömt.
Erst ist er gemischt mit dem Geruch des Zweifels, dann mit dem der gnadenlosen Erkenntnis.
Mischt er sich mit dem Geruch der Verzweiflung fahre ich meine Krallen aus, bin mit jedem Muskel zum Sprung bereit.
Ich habe nur diesen einen Sprung, nur diese einzige Möglichkeit, zu überraschen.
Ich warte. Ich warte auf das Signal ihres Schweißes, auf den Geruch ihrer Mutlosigkeit.
Dann springe ich, ein fauchendes Bündel, pfeilschnell mit messerscharfen Krallen, in diesen Dunst ihrer Todesangst, in das Gesicht des Mannes.

 

Liebe Elvira,
nun bin ich auf einigen Umwegen wieder bei Deiner Geschichte gelandet, nachdem ich sie vor einigen Tagen nur kurz überflogen habe und dann abgelenkt wurde.

Nach der Vielzahl der Kommentare habe ich nun ein ähnliches Problem wie Du bei mir. Ich versuche dem zu begegnen, indem ich die Anmerkungen der anderen einfach mal ausblende und Deine Geschichte noch mal ganz unbefangen lese. :read:

Hier also meine Gedanken nach dem Lesen:
Die Überschrift "Nuttenduft" ist toll, passt aber nicht so richtig zu der Geschichte. Warum? "Nutte" ist eine abschätzige Bezeichnung für eine Hure. Diese Bezeichnung im Titel lässt Derbes erwarten. Raue Worte, hartes Business, nicht so etwas Liebevolles, Feinsinniges, wie du es aus der Sicht eines Geschöpfes schreibst, das diese Frau liebt.
Zu der Geschichte würde ich eine Überschrift passender finden, die etwas stärker auf die Zusammensetzung des Duftes aus ist. Oder einfach in Anlehnung an den jetzigen Titel "Hurenduft" oder "Der Duft der Hure".

Bei der Beschreibung des Duftes fällt mir auf, dass Du an zwei Stellen Ekel erzeugst, der mir nicht so richtig zur Geschichte zu passen scheint:

... eine Mischung aus Verdautem, Fuseligem vermischt mit Nikotin.

und:

... überbieten sich der Tabakgeruch und der billige säuerlich-weinige Geruch eines Sektes.

Dieser Ekel mag zwar real sein, aber in die Geschichte passt er nicht, weil die Katze mit Zärtlichkeit über ihre Herrin berichtet, sonst würde sie am Ende nicht den Mann angreifen. Betonst du den Ekel, fragt man sich, warum sie am Ende ihre Herrin schützt, wo die doch so hundserbärmlich stinkt. ;)

Was ich mir wünsche: Mehr Sorgfalt bei der Beschreibung des Duftes. (Hast Du mal von Patrick Süßkind "Das Parfüm" gelesen?) Du kannst ihn beschreiben, ohne direkt mit der Wortwahl Ekel zu erzeugen. Die Katze riecht den Hauch von Knoblauch und exotischen Gewürzen vom letzten Abendessen mit einem Besucher, die Spuren von Zigarettenrauch in ihrem erschöpften Atem, meinetwegen den schalen Auszug vor Stunden geleerter Sektflaschen.
Ich kann das auch nicht so spontan, aber ich denke, in die Richtung lohnt es sich zu arbeiten. :comp:

Ansonsten noch ein paar Kleinigkeiten.

Erst ganz zärtlich, dann stürmischer.

Das Füllwort "ganz" kannst Du Dir sparen, bei "stürmisch" die Steigerungsform. Aber meinst du wirklich stürmisch oder nicht vielmehr übermütig, verspielt, fordernd. Bei einer stürmischen Begrüßung würde ich um die Integrität des Federkissens bangen. ;)

Selten passiert es, dass ich rausgeschickt werde.

Wenn's geht, würde ich Nebensätze vermeiden und aktiv statt passiv formulieren. z.B. so:

"Selten nur schickt sie mich hinaus."

Komposition aus einem Durcheinander von Stoffen (...) Nirgendwo in der Natur gibt es solche Mischungen.

Durcheinander von Textilien oder Gerüchen? Dass es diese Mischung in der Natur nicht gibt, ist gar nicht das wesentliche, glaube ich. Diese Mischung ist absolut individuell und einzigartig. Das würde ich betonen, nicht den Unterschied zur Natur. Die Katze ist ja auch kein Puma. ;)

Der Schweiß, wenn sie sich anstrengt, hart an ihren Kunden arbeitet, sich windet und biegt, bückt und dreht und heftig bewegt. Dann strömt eine Energiewolke zu mir herüber und bringt mir ihren Schweiß in die Nase.

"Heftig bewegt" ist zu allgemein. Vorher beschreibst du ja auch mit treffenderen Verben. Wie wär's noch mit "sich aufbäumt"? Zweimal kommt der Schweiß rüber. Ich würde den letzten Nebensatz nach herüber einfach streichen.

Was sie ausströmt, wenn sie liebt, wenn ich in ihren Schoß geschmiegt bin..

Huch? Die poppt mit der Katze im Schoß?? :eek2:

quellt ein leichter Körperduft empor

Quillt, oder? Aber das klingt auch ein bisschen sonderbar. Wie gefällt dir "steigt empor"?

Ich kenne genau die Wellen, in denen ihr Angstschweiß herüber strömt.

..in denen ihre Angst herüber strömt, würde auch reichen.

Ich warte auf das Signal ihres Schweißes, auf den Geruch ihrer Mutlosigkeit.

Schon wieder Schweiß. Oder: Ich warte auf ihr Signal, auf den Geruch ihrer Mutlosigkeit?

Am Schluss würde ich genau mit dem Sprung aufhören, nicht mit dem Ziel. Es ist klar, dass die Katze angreift. Aber lass doch dem Leser die Fantasie, ob sie nicht eine sehr empfindsamere Stelle weiter unten attackiert. ;) (Entschuldige meine schmutzigen Fantasien!)

Ach ja, nun doch eine Anmerkung zu einer Anmerkung: Bitte :huldig: nicht den ersten Satz ändern!

Meistens steht die Sonne schon hoch, wenn ich sie wecke.

Da ist zwar der grammatikalische Bezug nicht ganz korrekt, aber der Mensch verfügt in der Regel über einen gesunden Verstand und kapiert auf diese Weise sehr schnell, dass hier niemand die Sonne wecken muss.

So, das war's vorerst. Ich freue mich schon auf die nächste Version Deiner Geschichte und hoffe, Du konntest mit meinen Überlegungen etwas anfangen.

LG, Nyx

 

So, das ist das zweite Mal, dass ich die Geschichte lese, und eines kann ich sagen:

Also ehrlich, Du hättest da aber mehr draus machen können! Die Idee ist gut, ich habe ja selbst einmal versucht mit Düften herum zu experimentieren und vielleicht mag ich deswegen Deine Idee. Es ist einfach faszinierend, wieviel man mit verschiedenen Gerüchen/Düften ausdrücken kann.

Dein Text ist zu kurz! Ich wünsche mir mehr Handlung. Die Katze beschreibt, besser wäre es wenn sie beobachtete. Eine stille Beobachterin, die mit ihrer Nase erzählt und zum Schluss ihrer Freundin den Liebesbeweis erbringt. Vielleicht das einzig bisschen Liebe, die ihre Freundin hat.

Ideen aufschreiben und ausbauen! Da kannst Du noch viel draus machen. Wenn Du Dich nicht sofort hinsetzen kannst, was ich nachvollziehen kann, dann sammel schon einmal Geruchseindrücke oder dergleichen. Das kann inspirieren. Vielleicht wäre es gut, nicht allzu viel über den Text nachzudenken (das lähmt meist), sondern sich von Düften und Gefühlen einfangen zu lassen. Wenn Du in die Welt dieser Katze eintauchen willst (was Du mit dem Schreiben ja tust), dann mach es wirklich ein wenig! Das wird Dich sensibilisieren.

Vielleicht habe ich Unrecht: Aber ich habe manchmal das Gefühl, dass man wie ein Schauspieler in seine Protagonisten schlüpfen muss, um überzeugend zu wirken. Du hast ja eh Katzen lieb, also wird es Dir nicht schwer fallen.

 

Hallo Columbus
hallo Winternachtstraum
hallo Peterle
hallo Nyx
hallo Zaza,

ich bin ganz baff, wieviel Resonanz diese unfertige Geschichte bei euch hervorruft und wieviele wertvolle, gut durchdachten Tipps und Verbesserungsvorschläge ich von euch bekommen habe.

Ihr macht mich ehrlich sehr verlegen. :shy:

Ich möchte, ohne, dass ich jetzt auf jeden einzelnen direkt eingehe, mich bei allen ganz herzlich dafür bedanken, dass ihr mir eure Gedanken geschenkt habt.
Statt euch nun detailliert zu antworten, werde ich lieber die Zeit für eine Neufassung der Geschichte nutzen.

In so einer Community kann man sich ehrlich nur total wohl fühlen. :)

Ich werde, das ist versprochen, mich auf jeden Fall an eine Neufassung dieser Geschichte wagen. Ich weiß noch nicht genau wann und ob sie dann so besonders viel besser sein wird. Aber eure ganzen Gedanken werde ich keinesfalls ungenutzt da stehen lassen, sondern verarbeiten.

Habt alle nochmals Dank.

Lieben Gruß
elvira

 

Hallo Fred,

ich gebe dir in allen Punkten verdammt recht:

die Geschichte ist grottenschlecht
billig in der Darstellung
übertrieben und in manchen Aussagen
haltlos und zudem ist
der Plot so idiotisch,
dass man sich peinlich berührt fühlt.
Alles zusammen genommen eine
peinliche miese Geschichte und
ein noch peinlicheres Commingout der
Autorin, die auf höchst dilettantische Weise
darstellt, wie wenig Ahnung sie vom Leben hat.

Meintest du das so?
Ich geb dir Recht! :D

Die Geschichte wird so nicht bleiben und ich hoffe, du wirst der erste sein, der sich die Freude bereitet, den Neuaufguss in der Luft zu zerfetzen.

Fauch
lakita

 

Hi lakita

Ich habe die Geschichte gerade nur auf Grund der letzten Kritik gelesen, denn die hat mich aufhörig gemacht. Und der gute Titel natürlich.

Ich finde die Geschichte gelungen. Sämtiche Kritik über mir ist unberechtigt. Bereits sehr früh weiß man, dass es eine Katze ist. Und selbst wenn es ein Hund ist, was soll es denn sonst sein?

interessant, eine Geschichte mal nur auf dem Geruchssinn basieren zu lassen.
Mehr Inhalt hätte ich mir auch gewünscht. Es passiert nichts Spezielles.

Und auch ich kann Angst riechen ;D
Oder willst du die chemische Verbindung von Angst in der Geschichte gelistet haben?

Aus der Geschichte hätte man aber auch noch viel viel mehr machen können. Die KAtze zum Beispiel in Handlungen teilhaben lassen. So ist sie ja nur stiller Beobachter und Beriecher. Sie sollte von einem Freier hinweggescheucht werden oder ähnliches.

besten Gruß

 

Moin lakita,

die Geschichtenausgräber sind unter uns und so komme ich auch dazu, mal längst versunkenes zu erkunden.

Ich habe es mir verkniffen, die Kommentare zu lesen. Ich finde die Geschichte einfach bärenstark und am besten den Satz, der mit "Was sie ausströmt, wenn sie liebt" beginnt. Das ist wahre Liebe und ich habe jedenfalls den eindruck, dass sie gegenseitig ist.

Gute Geschichte, hat mir gefallen.

LG

Jo

 

Lieber joLepies, lieber Aris, liebes Jobärli, :)

ich danke euch herzlich dafür, dass ihr euch dieser alten Geschichte angenommen habt, sie kritisiert, teils seziert und gelobt habt.

Zu dir joLepies möchte ich sagen, dass ich dir leider keine Antworten auf deine Fragen geben kann, denn ich habe nur das in die Geschichte hinein gesetzt, was ich gewusst hab. Ich meine damit, dass ich nicht mehr weiß als du. Wäre es anders stünde dort gewiss mehr. Sorry.

Dir Aris möchte ich herzlich fürs Aufrütteln danken, denn ich hab schon seit langem nicht mehr daran gedacht, diese Geschichte zu überarbeiten, es wäre gewiss an der Zeit es mal zu tun, denn sie ist so wie sie da steht, ein wenig handlungsarm. Ich hoffe, dass mir bald mehr einfällt, was ich an Handlung dazu geben kann, aber ich sehe es wie du und einige der anderen Kritiker, dass hier im Grunde die Spannung fehlt, die durch eine gut erzählte Geschichte entstehen könnte und ja, diese Katze könnte viel mehr Aktionen zeigen, ohne deswegen 'nasenlos' zu werden.

Liebes Jobärli,
auch dir danke ich ganz herzlich für dein sehr aufmunterndes Lob, welches ich als Energie bunkere, um mich nochmals deutlich konstruktiver um diese Geschichte zu kümmern.

Liebe Grüße
lakita

 

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