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Ohne Worte

Seniors
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24.04.2003
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Ohne Worte

In jungen Jahren wollte ich Feuerwehrmann werden. Später dann Schriftsteller.
Schlussendlich bin ich überhaupt nichts geworden.

Martha, meine Nachbarin, hämmert wie eine Bescheuerte gegen die Wand, weil der Fernseher recht laut ist.
Kümmert mich das? Ich meine, soll ich jetzt extra leiser machen?
Wer nichts gelernt hat, der weiß es einfach nicht. Ich beschließe daher, die Lautstärke beizubehalten.
Martha hämmert weiter.

Aber mal ehrlich ... wie oft schon habe ich diesen Gedanken gehabt. Eigentlich eher die innere Stimme: "Los, komm schon, du machst was aus dir, talentierter Bursch!"
Und dann bin ich losgegangen, habe Schnaps und Süßigkeiten gekauft, um meinen Plan für die Zukunft auszuarbeiten.
Die Süßigkeiten liegen immer noch hier. Der Schnaps nicht. Und düster muss ich feststellen: Der Plan ist nicht wirklich zustande gekommen.
Dafür habe ich eine Burg aus Gummibärchen gebaut, die tapfer jedem Luftzug standhält.

Mein bester Freund, Cristopher oder so, hat einmal gesagt: "Du solltest es wie der Dalalala Lama machen. Einfach medididitieren. Das machst du doch sowieso den ganzen Tag."
Danach hat er weiter gekotzt, aber die Botschaft war übermittelt.
Fortan habe ich die Wohnung nur noch in Schluppen und Unterwäsche verlassen, was nicht besonders schwer fiel, da ich es vorher auch nicht anders gehandhabt hatte.
Doch plötzlich, den Techno Remix von California Dreaming im Gehör, reagierte ich lockerer, liebte die Menschen, und sprach sie auf offener Straße an.

Der Messiahs, der früher ein Messi gewesen war, offenbarte sich denen, die innerhalb ihrer Rasse zusammen in der Großraumwohnung genannt Erde lebten.
Die tollste WG im Universum, und ich war der, der fortan darauf aufmerksam machte.
Ich schrieb total freundliche Parolen auf große Schilder, die ich alten Leuten in die Hand drückte, und die damit meine Botschaft der Brüder- und Schwesterlichkeit verbreiteten.
Ich küsste wildfremde Frauen auf den Mund und gab Fersengeld, oder zündete auch schonmal eine Mülltonne an.
Kleinigkeiten.
Als es Zeit für Größeres wurde, betete ich zum Nichts und fand totale Stille. In dieser verharrte ich für mehrere Monate.
Dann wandte ich mich an die lokale Dorfzeitung. Doch die wollte nichts von Liebe wissen.

Irgendwann dann, ich war kurz davor aufzugeben, klingelte ein Zeuge Jehovas an meiner Tür.
Ich nahm den Butterkeks, den er mir anbot, aß diesen, fragte nach einem zweiten Keks, aß diesen ebenfalls, und bat den guten Mann anschließend herein.
Er lehnte ab und ich verstand.
Leider habe ich diesen Geistesblitz heute vergessen, aber worauf ich eigentlich hinauswill:

Liebe machen ist doch das selbe, wie einen Fernseher lautstellen zu dürfen. Ich frage mich, was Martha davon hat, ständig gegen die Wand zu böllern.

Achso ... mein bester Freund jedenfalls, Christopher glaub ich, ist dann irgendwann zu Fuß nach Afrika aufgebrochen, und hat mir zwei Wochen später auch einen Brief geschickt, in dem es hieß, dass er inzwischen schon in Holland angekommen sei, und dass es dort eigentlich besser als in Afrika sei. Danach ist der Kontakt leider abgerissen.
Man lebt sich auseinander.

Ein kleines Gedicht von mir:

Auf großer Reise war ich.
Auf großer Reise bin ich.
Auf großer Reise werde ich immer sein.

Julia, meine dicke Ex, hat immer gegrunzt, wenn sie Liebe wollte.
Ich fand und finde das primitiv. Trotzdem hat sie mich dem chilligsten Kerl vorgestellt.
Heute Nachmittag war ich beim Dicken B, das ist der coolste HipHop Nigger in der Stadt, und ich hab´ ihm mein Gedicht gezeigt.
Er hat gesagt: "Ein Gedicht? Biste schwul geworden?"
Ich habe gegrinst und ihm gesagt: "Les´ doch erstmal!"
Hinterher hat er dann geweint und mir ein Gramm Gras geschenkt, das ich blöderweise in der Wohnung seiner Eltern liegengelassen habe.

Auf dem Nachhauseweg (schreibt man das zusammen?) hat ein Polizeiwagen die Sirene angemacht, weil ich bei rot über die Straße gekrochen bin.
"Es ist rot", haben sie mich aufmerksam gemacht.
Als sie ausstiegen, habe ich beide Beamten in die Arme genommen und ihnen was von Liebe erzählt.

Sie ließen mich gehen, lachten sogar!

Das Leben ist schön!

 

Hallo Cerb!

Die Süßigkeiten liegen immer noch hier. Der Schnaps nicht.
Der zweite Satz macht den Gag zu einer lahmen Ente. ;)

Der Messiahs
Ohne h.

die innerhalb ihrer Rasse zusammen in der Großraumwohnung, genannt Erde, lebten.

oder zündete auch schonmal eine Mülltonne an.
schon mal

aber worauf ich eigentlich hinauswill
hinaus will

Liebe machen ist doch das selbe
dasselbe

Von einigen recht unterhaltsamen Formulierungen, ist diese Geschichte nichts Halbes und nichts Ganzes. Dein Prot ist ein Verlierer, der seine Bestimmung entdeckt um später mit der Formulierung „Das Leben ist schön.“ zu enden.
Mir fehlt hier einfach die Struktur. Auch ist die Ich-Perspektive ein Grund dafür, dass der Text bei mir nicht so richtig ziehen will. Spannender und abwechslungsreicher wäre es vielleicht geworden, wenn du aus der Sicht einer dritten Person, über das Leben von diesem „Lebowski“ und seinem Kumpel Christopher erzählt hättest.
So hat mir das leider nicht sonderlich gefallen.


LG
flash

 

Den Witz (falls es einer sein soll) mit Messi habe ich nicht verstanden (das mag daran leigen, dass ich die Bedeutung von "Messi" nicht kenne ...)

Auf dem Nachhauseweg (schreibt man das zusammen?)
War das ne Frage oder gehört das in die geschichte?
Ach so
Heute Nachmittag war ich beim Dicken B
wohnt der zufällig oben an der Spree? :)
flash schrieb:
ist diese Geschichte nichts Halbes und nichts Ganzes.
Mehr so drei Viertel. Oder nee, schon sieben Achtel.
Also, die geschichte hat mir vom Schreibstil her eigentlich gefallen, aber Humor hab ich fast keinen entdecken können.
Tserk

 

hello cerberus81,

munter erzählt, aber ich habe die Story nur in Grenzen als humorvoll empfunden - eigentlich bloß vom Stil her.

Amüsant: 'Mein bester Freund, Cristopher oder so..'Allerdings kommt der Scherz zwei Mal, ich würde ihn nicht tottreten.

Diesen Satz 'Der Schnaps nicht' solltest Du wirklich streichen, dann entsteht im Kopf die Vermutung, dass der Schnaps erledigt ist.

Viele Grüße vom gox

 

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