Was ist neu

Ohne Worte

Mitglied
Beitritt
22.11.2008
Beiträge
3

Ohne Worte

I.

Er sackte in den Sessel. Wie glühende Messer schneideten sich die gelesenen Worte in sein Hirn. Stoisch blickte er auf das rosane Briefpapier, das er in seinen vor Erregung zitternden Händen hielt.
"...ich liebe ihn, aber nicht so wie ich dich liebe...". Das ist doch eindeutig, schimpfte er zu sich selbst. Traurigkeit befiel ihn, dann wieder Angst, dann Wut. Er rang nach einem Gleichgewicht, sprang aus dem dem Sessel und fing an, im Wohnzimmer hin- und herzulaufen.
Objektiv bleiben, sagte er zu sich selbst. Immerhin liebt sie mich. Er fuhr mit einer Hand durch sein Haar. "Aber nicht so, wie sie IHN liebt", presste er zu sich selbst heraus. "Scheiße". Er schaute an die Decke und krampfte seine Augenlider zusammen. "Scheiße, Scheiße, Scheiße. Sie wird mich verlassen, früher oder später, wegen diesem IHM". Er musste tief seufzen. Er spürte die Ohnmacht, die der gelesene Satz in ihm auslöste. Zweite Wahl, schoss es ihm durch den Kopf. Er braucht bloß zu schnippen, und sie wird ihm alles geben. ALLES: Was bin ich? Warteschleife? Sprungbrett?. Im lauten Ton redete er nun zu sich selbst. "Verdammte Scheiße, Mann". Er knüllte den Brief und warf ihn gegen die Wand, wo er langsam auf seine Stereoanlage fiel. "Heute morgen geht das Miststück noch aus dem Haus, als sei nichts, gar nichts." Er trat gegen den Hocker, welcher mit lauten Knarren über das Parkett rutschte, aber nicht umfiel. "Ich liebe dich mein Schatz, bis heute Abend", äffte er sie nach. "Scheiße tut sie".
Er nahm sich eine Zigarrette vom Couchtisch und rollte sie zwischen seinen Fingern. "Jetzt werde ich auch wieder zum Raucher, Klasse hingekriegt, ganz Toll." Demonstrativ zu sich selbst zündete er sich die Lucky Strike an und sog den Qualm tief ein.
"Ich bin cool, ganz cool, wer ist er schon? Sie ist sich mir nur zu sicher, oder wie soll man so einen Satz deuten, häh?. Wer kann sich überhaupt den Luxus eines solchen Satzes leisten, wenn man nicht zwei Deppen um die Finger gewickelt hat? Ich bin ein Depp und der werte Herr Er genauso. Scheiße." Abermals zog er einen langen Zug an der Zigarette. " Aber warte nur, das geht zu weit, ich lass mich doch nicht zum Deppen machen". Er lief schneller im Zimmer hin und her. "Ich gehe, ich ziehe aus". Doch so kraftvoll er von diesem Satz im einen Moment überzeugt war, verließ ihn diese Überzeugung im nächsten Moment. Hektisch holte er den zerknüllten Brief wieder aus der Ecke und versuchte krampfhaft zwischen den Zeilen etwas positives für sich zu entdecken.
"...wir schauen, was passiert, aber ich werde immer ein Teil von dir bleiben..." Das saß ein weiteres Mal.Voller Wut zog er an der Couchtischdecke, daß sämtliche Utensillien darauf auf den Boden fielen. Die zwei Weingläser vom Vorabend schepperten auf den Boden.
"Wieso? Was mache ich falsch? Bin ich so Scheiße?" Er ließ sich wieder in den Sessel fallen und zog an der Zigarette. Langsam blies er den Rauch aus. Jetzt sage ich bestimmt auch gleich noch, was hat er, was ich nicht habe. Still stierte er auf das angerichtete Chaos. "Was hat er, was ich nicht habe?", schrie er laut und musste kurz lachen. Er zog nochmal an der Zigarette und drückte sie im Aschenbecher aus, welcher auf den Boden gefallen war.
"Pfffff, sie liebt mich, und dann braucht bloß Hans Wurst kommen und dann hat es sich ausgeliebt, häh? Will gar nicht wissen, was die schon alles getrieben haben". Er ballte die Fäuste, daß sich seine Fingernägel ins Fleisch schnitten. Gedanklich malte er sich aus, was ER alles mit ihr anstellen durfte. Ein tiefer Schmerz durchfuhr ihn.
"Nicht mit mir", rief er aus und sprang aus dem Sessel mit einem Schwung, als wollte er damit sämtliche Gedanken fortschwingen und rannte in die Küche.
"Ich brauche Schnaps." Er griff nach der Flasche Glenfidden, verzichtete auf ein Glas und trank einen kräftigen Schluck, das es ihn schüttelte. "Ekelhaft", prustete er mit verzogenem Gesicht heraus um dann gleich einen weiteren Schluck zu nehmen.
"Ich liebe sie", sagte er nun melancholisch zu sich selbst, "Scheiße, ich liebe sie. Was soll ich nur machen? Sie hat mich doch eigentlich schon verlassen, oder etwa nicht? Immer ein Teil von dir, so, wie ich dich liebe.." Er wiederholte die schmerzhaften Sätze langsam und kuschelte sich an die Whiskyflasche. Er ließ sich nach hinten fallen und riß dabei den Vierzehnteiligen Messerblock um, so das sich die Messer laut klirrend auf den Küchenkachelboden verteilten. Er hob die Flasche und gurgelte den Whisky, bis der Brechreiz kam und er vornüber laut hustend auspuckte und dabei die Flasche auf dem harten Küchenboden zerschellen ließ.
"Ich kann nicht ohne sie, ich kann sie nicht gehen lassen". Auf seinen Knien gestützt, wanderte er über den Küchenboden. "Schöne Sauerei". Sein Blick blieb an dem langen Fleischermesser hängen.
"Ich kann sie nicht gehen lassen, ich kann sie nicht gehen lassen." Weinerlich ließ er sich er sich auf den Boden fallen und spürte die Scherben nicht, die sich stellenweise in sein Fleisch schnitten. Er griff nach dem Fleischermesser und schaute die Klinge wie paralysiert an.
"Ich liebe sie doch über alles, warum tut sie mir das an, warum tut sie UNS das an?
Plötzlich hörte er, wie jemand die Haustür öffnete und ins Wohnzimmer trat.
"Schatz? Bist du da? Schatz? Was war denn hier los".
Er horchte auf. Hatte sie nicht eine schöne Stimme? Schatz? Wie sie das sagt, als meinte sie das ernst. Er biss sich auf die Lippen. Wer weiß, was sie gerade eben mit IHM getrieben hat. Sie hat IHM einen geblasen, die Beine breit gemacht und IHM ein wollustiges Fick mich zugehaucht. Sein Magen drehte sich beim Gedanken daran.
Dann stand sie vor ihm, wie er blutend auf dem Küchenboden lag.
"Oh mein Gott, Schatz, was ist denn los?" säuselte sie, hockte sich hinunter und versuchte ihn hochzuziehen. "Was ist denn passiert?"
Das war zuviel für ihn. Sie wusste doch ganz genau was passiert ist, das Misttsück. Eben noch wild rumgevögelt und jetzt einen auf treue, sorgende Freundin machen. Aber nicht mit mir, Schlampe. Wenn ich dich nicht haben kann, dann soll dich keiner haben. Innerlich musste er lachen. Wie im schlechten Krimi. Wie war das vorhin, was hat er was ich nicht habe? Er spürte, wie sie ihn an sich ranzog.
"Jetzt sag doch was, Schatz, du machst mir Angst?"
Er presste seinen Augenlider zusammen, als würde er so ihre Worte nicht hören können. Und plötzlich sah er die Bilder, wie er sie das erste Mal anlächelte, wie er sie das erste Mal verführte, ihren schönen Körper, wie sie sich ihm immer lustvoll hingab. Doch dann sah er IHN statt sich, wie sie IHM zwischen den Beinen glücklich machte, wie sie sich für IHN gehen ließ. Und er biss sich dabei auf seine Lippen und schüttelte heftig seinen Kopf, als könne er so die Gedanken wegschütteln. Doch die Bilder gingen nicht. Er presste sie fest an sich und musste schluchzen.
"ich liebe dich doch, ich liebe dich doch so sehr." Er küsste ihren Hals, wanderte zu ihrem Gesicht, suchte ihre Lippen.
"Ich dich doch auch, mein Schatz, aber sag mir doch, was ist denn passiert?"
Warum lügt sie mich selbst jetzt an,wo alles herausgekommen ist? Er umfasste das Fleischermesser, drückte seine Lippen auf ihre und dann stach er zu, immer öfter, während er sie küsste.


II.

"Was für eine Verschwendung, so ein hübsches Ding". Der Kommissar schüttelte den Kopf und blickte auf das Mädchen auf dem Küchenboden.
"Wie oft hat er auf sie eingestochen?"
Sein Assistent blätterte im Notizblock um auch wirklich die Zahl zu nennen, die der Gerichtsmediziner geschätzt hatte.
"Mindestens 30 mal, könnte aber weitaus mehr sein, genaueres gibts heute Abend noch."
Der Kommissar seufzte:" Was haben wir bis jetzt, was ist das da für ein Brief?"
Der Assistent hielt ihm den Brief hin. "Soweit wir herausgefunden haben, ist der Brief an einen Markus Geber adressiert, der vor 12 Jahren bei einem Motorradunfall gestorben ist. War wahrscheinlich so etwas wie eine Jugendliebe. Das Kuriose, anscheinend wurde dieser Brief erst nach seinem Tod geschrieben. Denke nicht, das das was hiermit zu tun hat."
Der Kommisar schaute kurz auf das rosafareben Briefpapier. "Wie lange waren Täter und Opfer zusammen?"
"Nach Aussagen der Mutter des Opfers haben sie sich vor Sechs Monaten kennengelernt".

 

Hallo Roddrick!

Erstmal willkommen auf kg.de.

Ein paar Details zu deinem Text hat rueganerin ja schon erwähnt. Ich schließe mich an. Statt Großbuchstabenschreibweise solltest du, um etwas zu betonen, es kursiv setzen.
Zeichensetzung solltest du überprüfen, speziell die drei Auslassungspünktchen (die durch ein Leerzeichen vom Wort abgetrennt werden); die Punkte, die innerhalb der wörtlichen Rede gesetzt werden, nicht hinter die Anführungszeichen, und wenn der Satz nach der wörtlichen Rede noch weitergeht, muss ein Komma her.

Außerdem benötigt dein Protagonist einen Namen, denn anonyme "er" und "sie" bleiben dem Leser nie dauerhaft in Erinnerung.
Hier: "Zweite Wahl, schoss es ihm durch den Kopf. Er braucht bloß zu schnippen," und an anderen Stellen bekommst du Bezugsprobleme, wenn keiner einen Namen hat. Woher soll der Leser denn wissen, dass "ihn" und "er" zwei verschiedene Personen sein sollen?

"Er knüllte den Brief und warf ihn gegen die Wand, wo er langsam auf seine Stereoanlage fiel." => Wieso sollte der Zettel denn "langsam" fallen?

"Demonstrativ zu sich selbst" => Was bitte? Und das ständige "selbst" und "seine" kannst du auch weglassen, bzw. ersetzen, da er ja wohl alleine im Raum ist.

"Sie ist sich mir nur zu sicher," => Würde ich umformulieren, da es umständlich zu lesen ist.

"ich lass mich doch nicht zum Deppen machen"." => Er hat doch gerade schon festgestellt: "Ich bin ein Depp"

"Bin ich so Scheiße?" => Naja, der Leser bekommt diesen Eindruck, weil dein Protagonist nur rumheult!

"Jetzt sage ich bestimmt auch gleich noch," => Also, entweder muss das alles in die Vergangenheit, oder du musst es irgendwie als aktive Gedanken kennzeichnen. Ich empfehle: Vergangenheit.

"Was soll ich nur machen?" => Es wird wirklich Zeit, dass irgendetwas passiert! Ich habe vom heulenden Gesülze deines Protagonisten nämlich schon längst die Schnauze voll.

"Er ließ sich nach hinten fallen" => Äh, wieso? Will er Selbstmord begehen, indem er sich den Kopf am Küchenfußboden oder einer Tischkante aufschlägt?

"riß dabei den Vierzehnteiligen Messerblock um, so das sich" => Die s/ss/ß-Regeln solltest du auch noch einmal studieren. Und der Block ist sicher nicht Vierzehnteilig. Es sind vierzehn Messer im Block.

"und er vornüber laut hustend auspuckte" => Und ich dachte, er liegt auf dem Fußboden. Übrigens, es fehlt ein s.

"Auf seinen Knien gestützt, wanderte er über den Küchenboden." => Sorry, aber das gibt mir kein Bild.

"ein wollustiges" => Ich würde "wollüstiges" schreiben; ansonsten fehlt nach neuer RS ohnehin ein l.

"Was ist denn passiert?" => Dem Leser ist schon längst klar, was los ist. Diese ominöse Brief vom Anfang, den der Autor bewusst nicht näher beschrieben hat, ist nicht von ihr oder nicht an ihn. Warum "er" diesen Brief hat, und warum "er" nicht erkennt, dass es entweder nicht "ihre" Schrift ist, oder dass sich der Brief gar nicht auf "ihn" bezieht u.s.w. bleibt natürlich vollkommen im Dunkeln. Nee, sorry, aber wenn ein Autor versucht, Spannung zu erzeugen, indem er etwas für die Handlung eigentlich Wichtiges weglässt, finde ich das gar nicht nett.

"das Misttsück." => RS

"Wie im schlechten Krimi." => Tja.

"Er presste seinen Augenlider" => seine

"Doch dann sah er IHN statt sich," => Hm. Und wie soll dieser "IHN" aussehen, den er ja noch nie gesehen hat?

"ich liebe dich" => Satzanfang, also groß.

"dich doch auch, mein Schatz, aber sag mir doch," => Und auf Wortwiederholungen achten, bzw. Füllwörter ganz streichen.

"Soweit wir herausgefunden haben, ist der Brief an einen Markus Geber adressiert," => Die Polizei findet das sofort raus, aber deinem Protagonisten ist es nicht mal in den Sinn gekommen, auf die Adresse zu sehen? Demnach war/ist er ein Volldepp. Und damit ist fraglich, was "sie" an ihm gefunden hat.

"Denke nicht, das das was hiermit zu tun hat." => Und demnach ist dieser Polizist auch nicht sonderlich intelligent. Übrigens, für den Leser ist fraglich, warum die Polizisten den Täter nicht einfach fragen/verhören, denn sie müssen ihn ja geschnappt haben, oder nicht? (Wenn nicht, könnten sie auch nicht wissen, dass er der Täter ist.)

"rosafareben Briefpapier" => RS

"vor Sechs Monaten" => sechs klein

Also, zusammengefasst: Du solltest nochmal deine Prioritäten bezüglich der Handlung überprüfen. Was willst du erzählen? Bisher besteht der Hauptteil deines Textes im Geheul deines Protagonisten. Aber warum sollte unsereiner das lesen wollen? Die Sache mit dem Brief ist mir zu schwammig. Und Teil II hat praktisch überhaupt keine Bedeutung für den Text, es gibt nichts Neues. Dass er sie umgebracht hat, weiß der Leser doch schon aus Teil I.
Und übrigens, was soll der Titel bedeuten? Worte sind doch genug gesprochen.

Ich empfehle dir wirklich, dich noch einmal eingehend mit deiner Geschichte zu beschäftigen.

Grüße
Chris

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Roddrick,

eine tragische Geschichte! Die Verwechslung könnte man besser ausarbeiten. Ich habe nicht verstanden, wie es dazu kommen konnte, dass "er" den Brief gefunden hat.

Ein paar auf die Schnelle gefundene Details:

uf das rosane Briefpapier, das er in seinen vor Erregung zitternden Händen hielt.
rosa

"Scheiße tut sie".
Das klingt komisch

daß sämtliche Utensillien darauf auf den Boden fielen. Die zwei Weingläser vom Vorabend schepperten auf den Boden.
Wortwiederholung. Und nach der neuen Rechtschreibung: "dass"

Er griff nach der Flasche Glenfidden
Glennfiddich?

Innerlich musste er lachen. Wie im schlechten Krimi.
Handelt es sich hier um Identität oder Ähnlichkeit? ;)

wie sie IHM zwischen den Beinen glücklich machte
ihn


Ich fand es ganz nett, aber irgendwie nicht ausgearbeitet. Ein erster Ansatzpunkt könnte sein, aus den namenlosen und gesichtslosen Protagonisten Menschen mit mehr Eigenheiten zu machen: Warum ist "er" zum Beispiel so eifersüchtig?

Freundliche Grüße,

Berg

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom