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17.02.2021
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Okay

Als ich aus der Straßenbahn aussteige, bleibe ich im Spalt zwischen der Tür und dem Bahnsteig hängen. Ich sehe den nassen Boden schon auf mich zukommen, kann mich aber gerade noch so halten. Es hat seit Tagen ununterbrochen geregnet. Heute, wo ich das Haus verlassen muss, hat es einfach so aufgehört. Trotzdem ist das Wetter irgendwie unangenehm. Eine Art Nebel steht zwischen den Häusergassen und hüllt die Welt in einen Schleier. Alles wirkt ein bisschen surreal, als wäre ich kilometerweit von allem entfernt.
Ich war noch nie in diesem Viertel der Stadt. In der Mitte der Straße stehen große alte Eichen, umrahmt von alten Sandsteinhäusern. Die Fenster sind beschlagen. Ich muss nur geradeaus die Straße herunter. Und dann am besten nicht die Hausnummer zweiundsechzig übersehen. Das Pflaster ist uneben. Immerhin befinde ich mich auf der richtigen Straßenseite. Heute habe ich Glück. Irgendwie. Meine Hände fühlen sich eisig an, obwohl es eigentlich nicht kalt ist.
Ich verpasse die Hausnummer nicht. Das Haus ist aber auch kaum zu übersehen. An der Hauswand befindet sich ein riesiges Schild, damit auch ja jeder weiß, weshalb man ins Gebäude geht. Ich hatte mir das alles ein bisschen diskreter vorgestellt. Mühsam drücke ich die schwere Holztür auf, als mir geöffnet wird. Direkt vor mir befindet sich ein moderner Aufzug, der sicher nachträglich eingebaut wurde. Das ganze Treppenhaus wirkt irgendwie unproportional. Ich muss in den zweiten Stock. Die Aufzugstür klemmt.
An der Anmeldung sitzt eine junge Frau. Sie fragt nach meiner Versichertenkarte. Ich könne schon mal ins Wartezimmer, die Karte brächte sie mir gleich wieder. Es dauert nicht lange, bis ich aufgerufen werde und in das Behandlungszimmer darf. Die Einrichtung ist so, wie ich sie erwartet habe. In der Ecke steht eine Couch, gegenüber ein Sessel. Alles ist schwarz und weiß gehalten, einige Bilder an der Wand sind die einzigen Farbtupfer im Raum. Ich vermisse einen esoterischen Flair. Die ältere Frau mit den kurzen grauen Haaren reicht mir die Hand und stellt sich als Frau Winter vor. Meinen Namen kennt sie schon, ich habe eigentlich gar keine Lust mit ihr zu reden. Sie schiebt den Sessel zur Seite und setzt sich auf die Couch.
“Erzählen Sie mal, Frau Schneider, warum sind Sie heute hier?”
“Naja, mein Hausarzt meinte ich soll mal zu Ihnen.”
“Nur deshalb sind Sie hier?”
Ich schweige und schaue aus dem Fenster.
“Na gut, dann …”, sie schaut auf ihre Unterlagen. “Also, ihr Hausarzt meint Sie sollen her kommen, weil Sie Zeugin eines Unfalls geworden sind, ja?”
Ich schaue sie an, während ich über eine passende Antwort nachdenke. Ihr Gesicht verrät mir nichts.
“Ich denke Zeugin trifft es nicht wirklich.”
“Wie würden Sie es denn formulieren?”
“Involviert.”
“Ach so”, antwortet sie knapp und mustert mich und meinen Rollstuhl von oben bis unten. Kalt erwischt. Ich schiebe meine Unterlippe vor und nicke langsam. “Gut kombiniert”, denke ich mir.
Sie schweigt eine Weile, muss wohl ihr Gedanken ordnen. Auf der Straße scheppert etwas.
“Erzählen Sie mir doch einmal, wie dieser Unfall abgelaufen ist.”
Ich bin überrascht, hatte mit einer anderen Frage gerechnet.
“Ich bin mit meinem Fahrrad die Landstraße lang gefahren. Ein Auto hat mich überholt, ist in das entgegenkommende Auto gefahren und dann auf die Seite über mich gekippt. Ich bin also quasi ein Nebenprodukt.”
“Warum ein Nebenprodukt?”, fragt sie und schaut mich leicht schockiert an.
“Ich war ja nicht wirklich beteiligt.”
“Aber die Verletzungen haben Sie doch.”
“Offensichtlich.”
Eine kurze Pause entsteht, etwas Wasser läuft langsam die Scheibe herunter.
“Hatten Sie noch andere Verletzungen?”
Ich schiebe mein Pony zur Seite und fahre dabei an der langen Narbe entlang, die sich fast über meine gesamte Stirn zieht.
“Kotflügel”, sage ich.
Sie schaut mich fragend an. Ich verstehe nicht was sie möchte.
“Kotflügel?”, sagt sie schließlich.
“Das Teil am Auto?”, sage ich verständnislos. Ich versuche mir nicht anmerken zu lassen, dass mich ihre Nachfrage aus dem Konzept gebracht hat.
“Wieso Kotflügel?”
“Naja, der Kotflügel vom Auto.”
Sie antwortet nicht, sieht mich nur erwartungsvoll an.
“Der Kotflügel vom Auto hat mich gestreift und geschnitten. Find ich irgendwie ironisch - rückblickend. Weil ich mir in dem Moment sicher ‘Scheiße’ gedacht hab.”
Sie nickt und notiert etwas.
“Können Sie sich an alles erinnern?”
“Fast. Ich kann mich nicht daran erinnern, wie ich gefallen bin. Ein paar Sekunden fehlen mir.”
“Und was ist das Erste, an das Sie sich danach wieder erinnern?”
“Das Auto lag neben mir. Auf dem Dach. Ich konnte reingucken.”
Das Fenster ist jetzt fast klar, warme Sonnenstrahlen scheinen auf die Sitzecke. Ich spiele an meinem Armband.
“Er hing da, irgendwie in seinem Sitz, kopfüber und hat mich angeschaut. Er hat geblutet, weil überall Glas von den Scheiben war.”
“Wie haben Sie sich gefühlt?”
“Ich wollte, dass er wegschaut, die Augen zumacht, irgendwas. Aber er hat mich einfach nur angestarrt. So lange, bis sich jemand vor mich gestellt hat.”
Ein kleiner Vogel fliegt am Fenster vorbei. Frau Winter sagt nichts. Sie schaut nur vielsagend. Während ich die Blätter im Wind beobachte, sehe ich, wie sie wieder Notizen macht. Ein Blatt fällt vom Baum.
“Er ist gestorben.”
Sie nickt.
“Ich habe seine Frau getroffen. Sie hat sich entschuldigt oder hat es versucht, ich weiß gar nicht wofür eigentlich. Ist ja nicht ihre Schuld.”
“Manchmal fühlen wir uns schuldig, obwohl wir nicht schuld sind”, stellt Frau Winter fest.
Sie schaut mich erwartungsvoll an. Zum ersten Mal in diesem Gespräch habe ich das Gefühl, genau zu wissen, was sie von mir hören möchte. Aber wahrscheinlich müsste ich lügen.
“Sie hat mir eine Schildkröte geschenkt.”
Ich krame in meinem Rucksack und hole die kleine blaue Schildkröte heraus.
Frau Winter bekommt strahlende Augen.
“Das ist ein Lapislazuli”, erklärt sie mir. Ich lege die Schildkröte auf den Tisch.
“Finden Sie das nicht ironisch?” fragt sie.
“Was?”
“Die Schildkröte.”
“Nein?”
“Denken Sie mal darüber nach, wofür die Schildkröte steht.”
“Sie ist langsam.”
“Und Sie sehen keine Ironie darin, dass Ihnen die Frau eine Schildkröte geschenkt hat? Wo Sie doch jetzt langsamer sind als vor dem Unfall?”
Ich lache kurz. Nein, so hatte ich das noch nicht gesehen. Gemeinsam schauen wir auf die Schildkröte.
“Bedeutet diese Schildkröte etwas für Sie?” fragt sie, ohne die Augen vom Stein zu nehmen.
“Nein.” Die Schildkröte hat kleine dunkle Einschlüsse.
“Eigentlich müsste ich doch jetzt beleidigt sein”, denke ich laut.
“Sie müssen nicht, aber Sie könnten.”
“Sie hätte den Stein behalten sollen.”
“Warum?”
“Ich konnte sie nicht mal anschauen. Sie wollte etwas von mir, das ich nicht sagen konnte.”
“Was meinen Sie, was sie von Ihnen wollte?”
“Vergebung? Ich glaube sie wollte hören, dass es okay ist.”
“Aber es ist nicht okay?”
“Es war nicht okay. Ich könnte immer noch drauf verzichten, aber es ist okay.”
Auf dem Baum streiten zwei Tauben.

Als ich die Praxis verlasse, riecht es nach Sommerregen. Ich kaufe mir in der Bäckerei ein paar Häuser weiter eine Apfeltasche. Am Tag des Unfalls hatte ich eine dabei, kam aber nicht dazu sie zu essen. Seitdem wollte ich keine. Ich fahre mit dem Rücken an eine Hauswand und beobachtete die Menschen, die auf der anderen Straßenseite vorbeigehen. Nach einer Weile schaue ich auf meine Uhr und stelle fest, dass ich schon fast eine Stunde auf dem Gehweg stehe. Ich stecke die leere Papiertüte in meinen Rucksack und gehe zur Straßenbahn. Es sind nur drei Haltestellen, bis ich wieder aussteigen muss. Ein Passant hält mir das Tor zum Schotterweg auf. Mühsam arbeite ich mich über den unebenen Boden. Ich fahre systematisch die Wege des Friedhofs ab, bis ich sein Grab gefunden habe. Es ist still, unterwegs bin ich niemandem begegnet. Unentschlossen stehe ich eine Weile da, mustere den Stein. Er ist hübsch. Unter seinem Namen sind mehrere Kreuze kunstvoll angeordnet. Ich nehme die Schildkröte aus meiner Hosentasche und drehe sie eine Weile zwischen meinen Fingern. Fast lande ich in der matschigen Erde, als ich die Schildkröte und einen Zettel zum Grablicht lege. Das Tor am Eingang schlägt zu und ich manövriere mich schnell aus dem feuchten Rasen. Beim Verlassen des Friedhofs trifft mich das Tor unsanft im Rücken. Aber das ist okay.

 

Herzlich Willkommen @Ginty,

Du schreibst in deinem Profil, dass du wieder mit dem Schreiben begonnen hast. Für mich schimmert die Vorerfahrung aus diesem Text. Du machst wenige Fehler, die Geschichte ist für mich komplett erzählt, gut gemacht! Vor allem hast Du die Begriffe sehr organisch im Text untergebracht, sie wirken nicht hineingepappt.

Was Du erzählst, diesen Friedensschluss mit dem eigenen Schicksal, damit, dass Dinge passieren, nicht aus Vorsehung, sondern aus Zufall, das finde ich gut. Und auch, dass das seine Zeit braucht, das schilderst Du ganz unaufgeregt. Da strömt eine gewisse Ruhe auch im Text, sie steht eine Stunde auf dem Bürgersteig, fällt dabei ein wenig aus der Zeit oder der Besuch auf dem Friedhof beim Grab des Verursachers, die kalten Finger, das sind eindrückliche Bilder.

Zwei Dinge sind mir grundsätzlich aufgefallen.

Zum einen die Abfolge der Informationen. Du als Autorin bist gegenüber der Leserschaft immer mehrere Schritte voraus. Da musst Du die Abfolge im Blick behalten, welche Infos braucht es wann und wie detailliert? Das Beispiel mit "Die ältere Frau" s.u. habe ich aufgeführt, es dauert aber auch, bis ich als Leser die Prota im Rollstuhl sitzen sehe. Erst hier weiß ich das: “Achso”, antwortet sie knapp und mustert mich und meinen Rollstuhl von oben bis unten.
Das könntest Du früher deutlich machen, sonst wirkt das wie ein Überraschungseffekt, den ich nicht bräuchte.

Zum anderen finde ich die Führung der Dialoge mit Einbettung in Redebegleitsätze und Umgebungsbeschreibungen manches Mal nicht glücklich abgestimmt, ich werde aus dem Flow geworfen. Da hilft oft lautes Vorlesen, Dir oder besser auch anderen, meistens fallen die kritischen Stellen dann sofort auf. Gerade da würde sich Polieren am Text lohnen.

Textkram:

Als ich aus der Straßenbahn aussteige(Komma) bleibe ich im Spalt zwischen der Tür und dem Bahnsteig häng

Heute, wo ich das Haus verlassen muss(Komma) hat es einfach so aufgehört.

Die ältere Frau mit den kurzen grauen Haaren reicht mir die Hand und stellt sich als Frau Winter vor.
Die Frau erscheint das erste Mal im Text, deswegen besser: Eine ältere Frau mit kurzen grauen Haaren ... Unklar ist auch, ist Frau Winter schon im Behandlungszimmer (dann wird deine Prota wohl kaum die Bilder zuerst anschauen) oder kommt sie erst herein?

“Achso”, antwortet sie knapp
Ach so trennen.

“Gut kombiniert”, denke ich mir.
Finde ich überflüssig.

Ich bin überrascht, hatte mit einer anderen Frage gerechnet. Aber Psychologen sind wohl wirklich eine andere Art Mensch.
Da ist eine (Ab-)Wertung einer ganzen Berufsgruppe drin versteckt, die ich rausnehmen würde.

Ein Auto hat mich überholt, ist in das entgegenkommende Auto gefahren und dann auf die Seite über mich gekippt
So richtig kann ich mir das nicht vorstellen. Ist das Auto über sie drübergeflogen oder auf sie drauf oder an ihr vorbei? Was genau ist passiert?

Ich versuche mir nicht anmerken zu lassen, dass mich ihre Nachfrage aus dem Konzept gebracht hat.
Das lenkt mich nur ab vom Dialog Ping Pong.

Ein paar Sekunden weiß ich nicht
Kann man Sekunden wissen? Vllt. Ein paar Sekunden sind weg.

Und was ist das erste, an das Sie sich danach wieder erinnern
Das Erste

dass er wegschaut, die Augen zu macht
zumacht.

Zum ersten Mal in diesem Gespräch habe ich das Gefühl(Komma) genau zu wissen, was sie von mir hören möchte.

“Das ist ein Lapislazuli”, erklärt sie mir.
Oft finde ich einfache Redebegleitsätze wie "sagte sie" besser, weil ich über das "erklärte sie" gestolpert bin, weil ich mich frage: "Was erklärt sie denn?"

“Sie müssen nicht, aber die könnten.”
sie.

“Aber es ist nicht okay?”
“Es war nicht okay. Ich könnte immer noch drauf verzichten, aber es ist okay.”
Verwirrend, würde ich klarer herausstellen, "Damals war es nicht okay, mittlerweile ist es ... Klar, ich könnte immer noch drauf verzichten, aber es ist okay."

Als ich die Praxis verlasse(Komma) riecht es nach Sommerregen.

und beobachtete die Menschen, die auf der anderen Straßenseite vorbei gehen.
vorbeigehen.

Gerne gelesen, peace, linktofink

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @linktofink,

danke für die Begrüßung und deinen netten Kommentar.
Und besonders: Danke, dass Du trotz des Kommafehlers im ersten Satz dran geblieben bist.

Rechtschreibung und Kommafehler habe ich gleich korrigiert, der Rest folgt, wenn ich ein paar ruhige Minuten habe.

es dauert aber auch, bis ich als Leser die Prota im Rollstuhl sitzen sehe. Erst hier weiß ich das: “Achso”, antwortet sie knapp und mustert mich und meinen Rollstuhl von oben bis unten
Das ist so beabsichtigt, schade, dass es (für Dich) nicht funktioniert. Vielleicht führe ich das früher ein. Für mich ist es Teil des Kontrastes zwischen dem Anfang und dem Ende, an dem der Rollstuhl mehr Raum einnimmt. Mal schauen, ob hierzu noch jemand kommentiert.

Die Frau erscheint das erste Mal im Text, deswegen besser: Eine ältere Frau mit kurzen grauen Haaren ... Unklar ist auch, ist Frau Winter schon im Behandlungszimmer (dann wird deine Prota wohl kaum die Bilder zuerst anschauen) oder kommt sie erst herein?
Stimmt. Das überarbeite ich.

“Gut kombiniert”, denke ich mir.
Finde ich überflüssig.
Ich auch, an dieser Stelle habe ich viel überlegt. Mein Problem: Ich weiß nicht, ob "Ich schiebe meine Unterlippe vor und nicke langsam" ausreicht, um den Gedanken "not bad" auszudrücken. Hierzu gerne Input.

Da ist eine (Ab-)Wertung einer ganzen Berufsgruppe drin versteckt, die ich rausnehmen würde.
Den Satz wollte ich noch vor dem Posten rausnehmen, habe es aber vergessen. Danke.

So richtig kann ich mir das nicht vorstellen. Ist das Auto über sie drübergeflogen oder auf sie drauf oder an ihr vorbei? Was genau ist passiert?
Gedacht habe ich mir das so, dass das Auto über die Seite auf das Dach "rollt". Ehrlich gesagt hatte ich einfach gehofft keiner merkt, dass ich den Unfallhergang nicht richtig rekonstruiert habe. Da muss ich Nachsitzen.

Das lenkt mich nur ab vom Dialog Ping Pong.
Den Dialog werde ich, auch wegen Deiner allgemeinen Anmerkung, noch einmal überarbeiten. Für mich war es sehr schwer den Dialog und die Handlungen auszubalancieren. So eine "Dialogwand" habe ich zum ersten Mal geschrieben.

Ein paar Sekunden weiß ich nicht
Kann man Sekunden wissen? Vllt. Ein paar Sekunden sind weg.
Ist ein meinem Sprachgebrauch normal, mag eine regionale Sache sein. Habe es in "Ein paar Sekunden fehlen mir" geändert.

Oft finde ich einfache Redebegleitsätze wie "sagte sie" besser, weil ich über das "erklärte sie" gestolpert bin, weil ich mich frage: "Was erklärt sie denn?"
Hier wollte ich ausdrücken, dass sie belehrend wirkt. Ich denke mal darüber nach, ob und wie ich das ändere.

“Aber es ist nicht okay?”
“Es war nicht okay. Ich könnte immer noch drauf verzichten, aber es ist okay.”
Verwirrend, würde ich klarer herausstellen, "Damals war es nicht okay, mittlerweile ist es ... Klar, ich könnte immer noch drauf verzichten, aber es ist okay.
Kannst Du mir genauer schreiben, was hier verwirrend ist? Ich hänge nicht an dem Teil, sehe aber nicht, was daran verwirrend ist.

Liebe Grüße
Ginty

 

Hallo @Ginty

ich habe Deine Geschichte gerne gelesen. Sie entwickelt sich langsam, Stück für Stück erfahre ich mehr, kann einzelne Puzzleteile zusammenfügen. Mir gefallen die Gedanken, die ihr während den Dialogen im Sprechzimmer immer wieder durch den Kopf gehen. Das kommt sehr glaubhaft rüber. Obwohl Du ihre Gefühle und Gedanken beschreibst, kann ich nicht so recht Nähe aufbauen. Das ist sehr schade. Ich erfahre, dass es einen Unfall gab, dass sie sehr tapfer ist, versucht, mit ihrem Schicksal klarzukommen, zur Therapie geht. Dennoch empfinde ich eine gewisse Distanz. Vielleicht magst Du da noch ein bisschen dran arbeiten?

Hier ein paar Anmerkungen:

Die Fenster sind beschlagen. Ich muss nur geradeaus die Straße herunter. Und dann am besten nicht die Hausnummer zweiundsechzig übersehen.

Das klingt ein wenig seltsam.
Vorschlag: ... die Straße herunter, bloß nicht die Hausnummer zweiundsechzig übersehen.

Meine Hände fühlen sich eisig an, obwohl es eigentlich nicht kalt ist.

Könnte man streichen. Unnötiges Füllwort.

as Haus ist aber auch kaum zu übersehen. An der Hauswand befindet sich ein riesiges Schild, damit auch ja jeder sehen kann, weshalb man ins Gebäude geht.

Wortwiederholung

Mühsam drücke ich die schwere Holztür auf, als mir geöffnet wird.

Hier verstehe ich nicht, wer ihr öffnet? Geht der Türsummer? Ist es ein hilfsbereiter Passant? Krieg da kein klares Bild im Kopf.

“Erzählen sie mal, Frau Schneider, warum sind sie heute hier?”

Wird in Dialogen groß geschrieben. An manchen Stellen hast Du es richtig gemacht.

“Das Auto lag neben mir. Auf dem Dach. Ich konnte rein gucken.”

reingucken

Das Auto lag neben mir. Auf dem Dach. Ich konnte rein gucken.”
Das Fenster ist jetzt fast klar, warme Sonnenstrahlen scheinen auf die Sitzecke. Ich spiele an meinem Armband.
“Er hing da, irgendwie in seinem Sitz, kopfüber und hat mich angeschaut. Er hat geblutet, weil überall Glas von den Scheiben war.”

Ich mag diese Gedankengänge während den Dialogen.

“Die Schildkröte.”
“Nein?”

Warum das Fragezeichen?

Am Tag des Unfalls hatte ich eine dabei, kam aber nicht dazu sie zu essen. Seitdem wollte ich keine.

Seitdem wollte ich keine mehr.

Ich hoffe, Du kannst mit meinem Feedback etwas anfangen.

Ganz liebe Grüße und einen sonnigen Sonntag,
Silvita

 

Hallo @Silvita,

vielen Dank fürs Lesen und Dein Feedback.
Es freut mich besonders, dass Dir die Gedanken zwischen den Dialogen gefallen. Die Stellen waren mir beim Schreiben besonders wichtig.

Dennoch empfinde ich eine gewisse Distanz.
Die Distanz ist so gewollt, funktioniert aber zugegebenermaßen mit dem Ende, das sich letztendlich anders entwickelt hat als geplant, weniger gut. Mal schauen, ob ich es schaffe das besser auszubalancieren.

Hier verstehe ich nicht, wer ihr öffnet? Geht der Türsummer? Ist es ein hilfsbereiter Passant? Krieg da kein klares Bild im Kopf.
Gemeint ist ein Türsummer, das Wort hat mir gefehlt. Danke dafür.

Wird in Dialogen groß geschrieben. An manchen Stellen hast Du es richtig gemacht.
Stimmt, ist mir an ein paar Stellen leider durchgerutscht. Ist korrigiert.

Ginty schrieb:
“Die Schildkröte.”
“Nein?”

Warum das Fragezeichen?
Das "Nein" soll "Nein, warum?" implizieren. Ist es problematisch, das so zu machen? In meinem Kopf erzeugt das Fragezeichen ein klares Bild ihrer Reaktion. Einordnen würde ich das zwischen Unverständnis und Neugier.

Ich freue mich über jede Anmerkung, die ich bekomme und versuche mein Bestes etwas für diese oder andere Geschichten mitzunehmen.

Liebe Grüße und einen guten Start in die Woche
Ginty

 

Hallo @Ginty,

ich tue mich mit deinem Text schwer, was ich schade finde, weil ich mag, wie du schreibst. Das liegt an zwei Dingen. Ich finde, dass es keine klare Beschreibung gibt, wie genau der Zustand deiner Protagonistin ist. Manchmal schreibst du, dass sie geht und dann sitzt sie auf einmal im Rollstuhl und fährt. Das hat mich gestört und die Geschichte für mich unglaubwürdig gemacht. Ein weiterer Punkt der mich gestört hat, ist, die unpräzise Sprache am Anfang. Du verwendest da häufig "irgendwie" und darunter kann ich mir wenig vorstellen.


Als ich aus der Straßenbahn aussteige, bleibe ich im Spalt zwischen der Tür und dem Bahnsteig hängen.
Sie steigt aus der Straßenbahn aus, darunter verstehe ich ganz klar, dass sie selbst gehen kann. Ich finde das unglücklich, weil, wenn ich es richtig verstehe, sie ja eigentlich im Rollstuhl sitzt und von dem Unfall schwer verletzt wurde. Ich habe mich auch gefragt, ob jemand der nach einem Unfall im Rollstuhl sitzt wirklich in der Straßenbahn unterwegs ist. Da gibt es doch bestimmt ein spezielles Taxi, was sich auf Rollstuhlfahrende spezialisiert hat oder zumindest würde ich sonst denken, dass sie jemand begleitet.

Heute, wo ich das Haus verlassen muss, hat es einfach so aufgehört. Trotzdem ist das Wetter irgendwie unangenehm.
Was genau bedeutet es denn, dass das Wetter "irgendwie unangenehm ist"? Ich bin als Leser darüber gestolpert, hat für mich nicht funktioniert.

Eine Art Nebel steht zwischen den Häusergassen und hüllt die Welt in einen Schleier.
Eine "Art Nebel"? Das war mir persönlich auch zu unklar. Vom Gefühl her würde ich "Art" streichen.

Ich war noch nie in diesem Viertel der Stadt.
Ich finde, dass du das hier richtig gut machst. Du startest mit der Aussage, die dann elaboriert wird. Das hat für mich gut funktioniert.

Heute habe ich Glück. Irgendwie. Meine Hände fühlen sich eisig an, obwohl es eigentlich nicht kalt ist.
Wieder das Irgendwie und dann gibt es noch ein eigentlich. Ich würde das präziser machen oder komplett streichen. Es kann natürlich auch daran liegen, dass ich das als Leser gar nicht gerne lese. Ich finde jedenfalls, dass das die Wirkung deiner Sätze abschwächt und mich als Leser frustriert zurücklässt.

Ich verpasse die Hausnummer nicht. Das Haus ist aber auch kaum zu übersehen. An der Hauswand befindet sich ein riesiges Schild, damit auch ja jeder weiß, weshalb man ins Gebäude geht.
Etwas viel "Haus". Ich würde das zusammenfassen oder das zweite Haus durch ein "es" ersetzen.

Das ganze Treppenhaus wirkt irgendwie unproportional.
Wieder das "irgendwie", die Wirkung auf mich habe ich oben erläutert.

Ich könne schon mal ins Wartezimmer, die Karte brächte sie mir gleich wieder.
Vom Gefühl her würde ich "brächte" durch "bringe" ersetzen. Klingt für mich richtiger.

Die Einrichtung ist so, wie ich sie erwartet habe.
Ich vermisse einen esoterischen Flair.
Das habe ich nicht verstanden. Es ist alles genau so, wie sie erwartet. Wie kann sie dann etwas vermissen, wenn es doch genau ihrer Vorstellung entspricht? Da bin ich kurz drüber gestolpert.

“Ach so”, antwortet sie knapp und mustert mich und meinen Rollstuhl von oben bis unten.
Das meinte ich oben, dass der Zustand von ihr für mich nicht klar war. Wenn ich das hier richtige verstehe, dann sitzt sie im Rollstuhl. Da kann sie für mich weder gehen noch aussteigen geschweige hängenbleiben (ich habe mir darunter vorgestellt, dass sie mit ihrem Fuß hängenbleibt).

“Warum ein Nebenprodukt?”, fragt sie und schaut mich leicht schockiert an.
“Ich war ja nicht wirklich beteiligt.”
“Aber die Verletzungen haben Sie doch.”
“Offensichtlich.”
Großartige Stelle. Die Dialogführung hat mir gefallen, weil du dadurch deine Protagonistin charakterisierst. Sie kommt mir ziemlich merkwürdig vor, so als würde sie sich von ihrem eigenen Schicksal bewusst entfernen wollen. Ich habe es so gelesen, dass sie diesen Abstand braucht, um weiterleben zu können.

Das Fenster ist jetzt fast klar, warme Sonnenstrahlen scheinen auf die Sitzecke. Ich spiele an meinem Armband.
Das Fenster ist fast klar, ist für meinen Geschmack auch noch etwas ungenau. Finde es allerdings gut gemacht, dass sie an ihrem Armband spielt. Das hat meine Interpretation von ihr verstärkt.

“Er ist gestorben.”
Sie nickt.
“Ich habe seine Frau getroffen. Sie hat sich entschuldigt oder hat es versucht, ich weiß gar nicht wofür eigentlich. Ist ja nicht ihre Schuld.”
Das finde ich eine unglaubwürdige Stelle. Die Frau des Mannes hat ihren Mann verloren, er ist doch gestorben, während die Protagonistin ja überlebt hat. Ich glaube, dass die Frau unter dem Tod ihres Mannes massivst leidet und da hat sie meiner Einschätzung nach, nicht die Ressourcen, um sich bei der Frau zu entschuldigen, die ja doch mit dem Leben davongekommen ist. Wenn es andersherum wäre, dann fände ich es plausibler. Also, wenn z.B. der Unfallfahrer überlebt hätte, aber der Freund der Frau umgekommen wäre. So liest sich diese zentrale Stelle deiner Geschichte für mich leider unglaubwürdig.

“Sie hätte den Stein behalten sollen.”
“Warum?”
“Ich konnte sie nicht mal anschauen. Sie wollte etwas von mir, das ich nicht sagen konnte.”
“Vergebung? Ich glaube sie wollte hören, dass es okay ist.”
Ich glaube einfach nicht, dass sie nach dem Verlust ihres Mannes, Vergebung von der Frau bekommen möchte. Der Verlust muss sie doch fast um den Verstand bringen, damit muss sie erst einmal zurecht kommen. Ihre gesamte Lebenswelt ist eingestürzt. Ich denke, dass sie hier vor allem Trauer empfindet, aber keine Schuld.

Ich stecke die leere Papiertüte in meinen Rucksack und gehe zur Straßenbahn.
Sie geht zur Straßenbahn. Das passt nicht, sie sitzt doch im Rollstuhl? Oder kann sie aufstehen und hat den Rollstuhl einfach so dabei? Ich habe das nicht verstanden.

Ich fahre systematisch die Wege des Friedhofs ab, bis ich sein Grab gefunden habe.
Das Tor am Eingang schlägt zu und ich manövriere mich schnell aus dem feuchten Rasen.
Hier fährt sie dann wieder, was darauf hindeutet, dass sie im Rollstuhl sitzt und sie manövriert ihren Rollstuhl. Wenn sie aufstehen könnte, dann müsste sie das ja nicht tun.

Insgesamt finde ich schon, dass du schreiben kannst. Allerdings stören mich die Punkte, die ich dir aufgeschrieben habe. Es kommt mir nicht glaubwürdig vor und mich hat es gestört, dass der Zustand der Frau nicht klar ist. Ich hoffe, du kannst mit dem Kommentar anfangen. Nimm dir, was du brauchen kannst. Solltest du deinen Text überarbeitet haben, kannst du mich gerne verlinken.


Beste Grüße
MRG

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @MRG,

vielen Dank für dein ausführliches Feedback.
Ich fange mal hiermit an:

Ein weiterer Punkt der mich gestört hat, ist, die unpräzise Sprache am Anfang. Du verwendest da häufig "irgendwie" und darunter kann ich mir wenig vorstellen
Das ist mir bewusst und es soll die Unsicherheit der Prota ausdrücken, weshalb die Sprache auch im weiteren Verlauf deutlicher wird. Schade, dass es dich stört. Ich werde es drin lassen, mir ist es wichtig.

Deine Anmerkungen zum Zustand der Prota fasse ich mal zusammen:

Sie steigt aus der Straßenbahn aus, darunter verstehe ich ganz klar, dass sie selbst gehen kann. Ich finde das unglücklich, weil, wenn ich es richtig verstehe, sie ja eigentlich im Rollstuhl sitzt und von dem Unfall schwer verletzt wurde. Ich habe mich auch gefragt, ob jemand der nach einem Unfall im Rollstuhl sitzt wirklich in der Straßenbahn unterwegs ist. Da gibt es doch bestimmt ein spezielles Taxi, was sich auf Rollstuhlfahrende spezialisiert hat oder zumindest würde ich sonst denken, dass sie jemand begleitet.
Das mag subjektiv sein, aber für mich heißt aussteigen nicht explizit "mit zwei Füßen". Klar, es ist die Norm, schließt aber nicht aus, dass man die Bahn im Handstand, auf allen Vieren oder eben im Rollstuhl verlässt. Auf den Rollstuhl weise ich im Einstieg nicht hin, das ist richtig. Aber ich habe schon kleine Hinweise verteilt, z.B. eben der Hinweis, dass sie am Spalt hängen bleibt (mit den kleinen Lenkrädern vorne, die eigentlich über Spalt gehoben werden müssen) oder mit dem Aufzug in den zweiten Stock fährt. Ich habe darüber nachgedacht, ob der Rollstuhl früher erwähnt werden sollte, bin aber zu dem Ergebnis gekommen, dass ich das nicht möchte. Ähnliches gilt für deine Anmerkung zum "zur Straßenbahn gehen" am Ende. "Ich gehe zum Supermarkt" sagt ja auch nicht explizit aus, dass du zu Fuß dorthin gehst. Mich würde es nicht überraschen, wenn du dann mit dem Auto oder Fahrrad dorthin fährst.
Ich denke, es fällt dir schwer dich vom Laufen zu trennen, weil die Prota Dinge tut, die du schwer mit einem Rollstuhlfahrer vereinbaren kannst. Natürlich können Rollstuhlfahrer mit der Straßenbahn fahren, sofern sie mit dem Rollstuhl ausreichend mobil sind und die Haltestelle und Straßenbahn rollstuhlgerecht gebaut sind. Das setze ich in meiner Geschichte voraus.
Eventuell wird dir auch die zeitlichen Abstände nicht klar geworden, da ich dazu im Text nichts beschreibe. Ich kann deine Einwände verstehen, wenn du jemanden im Kopf hast, der erst seit kurzem im Rollstuhl sitzt. So ist das ganze aber nicht konzipiert, der Unfall ist nicht gestern passiert, ich dachte das wird im Text ausreichend deutlich. Ich habe mir ein Zeitfenstern von 1-2 Jahren zwischen dem Unfall und der Geschichte gedacht.

Womit wir zum nächsten großen Punkt übergehen können:

Die Frau des Mannes hat ihren Mann verloren, er ist doch gestorben, während die Protagonistin ja überlebt hat. Ich glaube, dass die Frau unter dem Tod ihres Mannes massivst leidet und da hat sie meiner Einschätzung nach, nicht die Ressourcen, um sich bei der Frau zu entschuldigen, die ja doch mit dem Leben davongekommen ist. Wenn es andersherum wäre, dann fände ich es plausibler. Also, wenn z.B. der Unfallfahrer überlebt hätte, aber der Freund der Frau umgekommen wäre. So liest sich diese zentrale Stelle deiner Geschichte für mich leider unglaubwürdig.
Ich glaube einfach nicht, dass sie nach dem Verlust ihres Mannes, Vergebung von der Frau bekommen möchte. Der Verlust muss sie doch fast um den Verstand bringen, damit muss sie erst einmal zurecht kommen. Ihre gesamte Lebenswelt ist eingestürzt. Ich denke, dass sie hier vor allem Trauer empfindet, aber keine Schuld.
Ich verstehe dein Problem, bin aber anderer Meinung. Natürlich leidet die Frau unter dem Verlust, das steht völlig außer Frage. Sicher kam sie auch nicht zwei Tage nach dem Unfall zur Prota, sondern später. Also nachdem der erste Schock und das Suchen nach Halt schon stattgefunden hat. Irgendwann wird ihr zwangsläufig klargeworden sein, dass ihr Mann einen Fehler gemacht hat, der nicht nur zu seinem eigenen Tod, sondern auch zur Verletzung anderer Menschen geführt hat. Ich halte es nicht für abwegig, dass hier Schuldgefühle entstehen. Dass der Unfallfahrer überlebt ist für mich keine Option, denn dann würde sich die Prota ja mit ihm auseinandersetzen (müssen) und das wäre eine völlig andere Geschichte.

Was genau bedeutet es denn, dass das Wetter "irgendwie unangenehm ist"? Ich bin als Leser darüber gestolpert, hat für mich nicht funktioniert.
Das überdenke ich.

Eine "Art Nebel"? Das war mir persönlich auch zu unklar. Vom Gefühl her würde ich "Art" streichen.
Du hast recht, das werde ich ändern.

Etwas viel "Haus". Ich würde das zusammenfassen oder das zweite Haus durch ein "es" ersetzen.
Ja, werde ich ändern.

Wieder das "irgendwie", die Wirkung auf mich habe ich oben erläutert.
An dieser Stelle kann das wirklich weg, das ist richtig.

Ginty schrieb:
Die Einrichtung ist so, wie ich sie erwartet habe.
Ginty schrieb:
Ich vermisse einen esoterischen Flair.
Das habe ich nicht verstanden. Es ist alles genau so, wie sie erwartet. Wie kann sie dann etwas vermissen, wenn es doch genau ihrer Vorstellung entspricht? Da bin ich kurz drüber gestolpert.
"Die Einrichtung" steht für die Einrichtungsgegenstände. Der "Flair" für den Einrichtungsstil. Um das herauszustellen, habe ich dazwischen die Couch und den Sessel gepackt. Vielleicht kann ich das noch klarer abgrenzen.

Das Fenster ist fast klar, ist für meinen Geschmack auch noch etwas ungenau.
Für mich ergibt das ein Bild, ich denke darüber nach.

Allerdings stören mich die Punkte, die ich dir aufgeschrieben habe. Es kommt mir nicht glaubwürdig vor und mich hat es gestört, dass der Zustand der Frau nicht klar ist.
Wie am Anfang meines Kommentars wahrscheinlich deutlich geworden ist, werde ich deine Hauptkritikpunkte wohl nicht ändern. Es würde mir zu viel meiner eigenen Vorstellung der Geschichte, die ich erzählen wollte, nehmen. Es ist schade, dass wir hier anscheinend sehr unterschiedliche Gedanken zu den von mir beschriebenen Themen haben. Da werden wir wohl keinen gemeinsamen Nenner finden.
Dennoch kann ich aus deinen Anmerkungen viel mitnehmen und freue mich, dass dir meine Art zu schreiben gefällt. Vielleicht rücken wir ja bei meiner nächsten Geschichte inhaltlich etwas näher zusammen.

Viele Grüße,
Ginty

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Rob F,

vielen Dank fürs Lesen und dein Feedback.

Ein wenig kalt wirkt hierbei auf mich die Psychologin. Wenig empathisch, eher so, als würde sie ein Interview führen. Aber vielleicht ist das ja so auch realitätsnah, fiel mir halt nur auf, hätte ich etwas anders erwartet.
Wahrscheinlich ist es eher realitätsfern, aber ich schreibe ja nicht, dass die Frau eine Koryphäe ist. Vielleicht arbeite ich hier noch nach, ich befürchte aber, dass ich es damit eher schlechter mache. Ich glaube, da komme ich an meine Grenzen.

Du schließt die Geschichte inhaltlich nachvollziehbar ab, mit dem Besuch auf dem Friedhof. Was mir hierbei nur etwas fehlt, ist ein kleiner Ausblick, vielleicht ein Hoffnungsschimmer, wie das Leben der Frau weitergeht. Also etwas mehr, als dass sie sich mit ihrer neuen Situation, den Einschränkungen arrangiert.
Hier fehlt mir wirklich die Idee oder die Kreativität. Wenn du Zeit uns Lust hast, würde ich mich freuen zu hören, was du dir hier gewünscht hättest. Ich merke, dass ich diesbezüglich häufig auf dem Schlauch stehe.

Ich sehe den nassen Boden schon auf mich zukommen, kann mich aber gerade noch so halten.
"so" würde ich streichen
Ich jetzt auch.

Was ist eine "Art" Nebel?
Ein unglücklicher Ausdruck, der entfernt wird.

Ist nur ein Detail, aber wer hilft ihr? Geht aus dem weiteren Text nicht hervor.
Ihr wird von oben geöffnet. Das ist schon auf meiner Liste, ich bin nur noch nicht dazu gekommen es zu ändern.

Alles ist schwarz und weiß gehalten, einige Bilder an der Wand sind die einzigen Farbtupfer im Raum.
Hierbei würde ich über die Verwendung von "Alles", "einige" und "einzigen" nochmal nachdenken, liest sich in dieser Kombination etwas seltsam.
Vor "schwarz" würde ich noch "in" schreiben.
Stimmt. Werde ich überarbeiten.

“Erzählen Sie mal, Frau Schneider, warum sind Sie heute hier?”
“Naja, mein Hausarzt meinte ich soll mal zu Ihnen.”
“Nur deshalb sind Sie hier?”
Das zweite "sind sie hier" würde ich streichen, das hattest du ja zuvor schon.
Ist richtig, wird überarbeitet.

Ein Auto hat mich überholt, ist in das entgegenkommende Auto gefahren und dann auf die Seite über mich gekippt.
... dann zur Seite auf mich gekippt.
Das macht es klarer, danke!

Den zweiten Satz würde ich nicht auch mit "Er" beginnen.
Und damit beschreibst du im Prinzip auch nur indirekt, warum er blutet, ich würde es deutlicher formulieren. Es blutet ja niemand, nur weil Glas herumliegt.
Das stimmt, ich wollte hier keine dramatische Beschreibung. Die Prota ist ja betont nüchtern, das wollte ich beibehalten. Mal schauen, was ich draus mache.

Ist das hier Absicht, "nicht okay" und "es ist okay"?
Ja, aber da du der zweite bist, der das bemängelt, werde ich mir hier wohl etwas anderes überlegen müssen. Das ist schade, ich mag die Stelle.


Bisher habe ich ich erfolgreich davor gedrückt deine Geschichte der Challenge zu kommentieren. Das muss ich jetzt nachholen, die hat mir nämlich wirklich sehr gut gefallen.

Noch einmal vielen Dank für deinen Input und Grüße
Ginty

 

Hallo @Ginty,

vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Ich finde es wichtig, dass du deinen Text genau so lässt, wie du es dir vorstellst. Mein subjektiver Leseeindruck, ist eben subjektiv. Mein Ziel ist es, dir Impulse und Anregungen zu geben und wenn sie dir gefallen, dann kannst du sie einbauen und wenn nicht, dann eben nicht. :-)

Das ist mir bewusst und es soll die Unsicherheit der Prota ausdrücken, weshalb die Sprache auch im weiteren Verlauf deutlicher wird.
Das ist bei mir nicht angekommen und auch beim erneuten Lesen, kriege ich das nicht so ganz hin. Kann jetzt aber nachvollziehen, weshalb du es so gemacht hast.

Ähnliches gilt für deine Anmerkung zum "zur Straßenbahn gehen" am Ende. "Ich gehe zum Supermarkt" sagt ja auch nicht explizit aus, dass du zu Fuß dorthin gehst. Mich würde es nicht überraschen, wenn du dann mit dem Auto oder Fahrrad dorthin fährst.
Ich glaube, dass ich mich vor allem schwertue mit dem "gehen", weil deine Prota aus der Ich-Perspektive schreibt. Mir kam es nicht glaubwürdig vor, dass eine Rollstuhlfahrerin das Wort "gehen" verwendet. Denn das muss doch die absolute Qual sein, sich allein durch das Aussprechen dieses Wortes an all die Möglichkeiten zu erinnern, die ihr abhanden gekommen sind, weil sie sich eben nicht mehr frei bewegen kann.

Eventuell wird dir auch die zeitlichen Abstände nicht klar geworden, da ich dazu im Text nichts beschreibe. Ich kann deine Einwände verstehen, wenn du jemanden im Kopf hast, der erst seit kurzem im Rollstuhl sitzt. So ist das ganze aber nicht konzipiert, der Unfall ist nicht gestern passiert, ich dachte das wird im Text ausreichend deutlich. Ich habe mir ein Zeitfenstern von 1-2 Jahren zwischen dem Unfall und der Geschichte gedacht.
Ja, das stimmt. Das ist ein total wichtiger Punkt, der mir beim Lesen so nicht klar geworden ist. Woran das liegt? Ich denke es liegt für mich an dieser Stelle:

“Also, ihr Hausarzt meint Sie sollen her kommen, weil Sie Zeugin eines Unfalls geworden sind, ja?”
Das impliziert für mich, dass der Unfall vor kurzem passiert ist. Sie leidet unter den direkten Folgen und ihr Arzt schickt sie daher zur Therapie. Und dann schreibst du ja auch am Anfang, dass sie das erste Mal in dem Viertel ist. Nach meinem Geschmack wäre sie dann aber vorher wahrscheinlich schon psychologisch betreut worden, wenn 1-2 Jahre vergangen sind. Übersehe ich da etwas?

Also nachdem der erste Schock und das Suchen nach Halt schon stattgefunden hat. Irgendwann wird ihr zwangsläufig klargeworden sein, dass ihr Mann einen Fehler gemacht hat, der nicht nur zu seinem eigenen Tod, sondern auch zur Verletzung anderer Menschen geführt hat.
Ja, das ergibt Sinn für mich. Ich denke es war der zeitliche Faktor, den ich mir deutlich kürzer vorgestellt hatte.

Wie am Anfang meines Kommentars wahrscheinlich deutlich geworden ist, werde ich deine Hauptkritikpunkte wohl nicht ändern. Es würde mir zu viel meiner eigenen Vorstellung der Geschichte, die ich erzählen wollte, nehmen. Es ist schade, dass wir hier anscheinend sehr unterschiedliche Gedanken zu den von mir beschriebenen Themen haben. Da werden wir wohl keinen gemeinsamen Nenner finden.
Und das ist doch total okay, am Ende ist es dein Text und wichtig ist, dass du damit gut gehen kannst. Ich finde jedenfalls, dass du gut schreiben kannst und bin auf deine nächste Geschichte gespannt.

Wünsche dir noch einen schönen Tag und habe mich über deine detaillierte Antwort gefreut.


Beste Grüße
MRG

 

Hallo @MRG,

ich freue mich, dass du auf meinen Kommentar geantwortet hast. Es ist interessant, wie unterschiedlich unsere Assoziationen sind.

Ja, das stimmt. Das ist ein total wichtiger Punkt, der mir beim Lesen so nicht klar geworden ist. Woran das liegt? Ich denke es liegt für mich an dieser Stelle:

“Also, ihr Hausarzt meint Sie sollen her kommen, weil Sie Zeugin eines Unfalls geworden sind, ja?”
Das impliziert für mich, dass der Unfall vor kurzem passiert ist. Sie leidet unter den direkten Folgen und ihr Arzt schickt sie daher zur Therapie. Und dann schreibst du ja auch am Anfang, dass sie das erste Mal in dem Viertel ist. Nach meinem Geschmack wäre sie dann aber vorher wahrscheinlich schon psychologisch betreut worden, wenn 1-2 Jahre vergangen sind. Übersehe ich da etwas?
Bei mir steht der Satz für das genaue Gegenteil. Nämlich, dass die Prota Krankenhaus, Reha, etc. bereits hinter sich hat und dort nicht mehr betreut wird. Genau aus dem Grund habe ich auch den Hausarzt genannt und nicht einen anderen Arzt. Es ist möglich, sogar wahrscheinlich, dass sie vor der Geschichte bereits psychologisch Betreut wurde. In dem Viertel war sie aber noch nicht, da sie inzwischen Krankenhaus und Reha verlassen hat. Die Therapie dort ist also (sofern sie stattgefunden hat) beendet. Also ein klares "Jein" zu deiner Frage. Wir haben einfach unterschiedliche Assoziationen.

Ich glaube, dass ich mich vor allem schwertue mit dem "gehen", weil deine Prota aus der Ich-Perspektive schreibt. Mir kam es nicht glaubwürdig vor, dass eine Rollstuhlfahrerin das Wort "gehen" verwendet.
Ich finde es nicht abwegig, da es ein Wort ist, das im normalen Sprachgebrauch sehr häufig und vielseitig (auch bildlich) verwendet wird. Aus dieser Sichtweise habe ich das aber tatsächlich noch nicht betrachtet. Danke für diese Anmerkung, ich werde es bei der Überarbeitung ersetzen.

Mein Ziel ist es, dir Impulse und Anregungen zu geben und wenn sie dir gefallen, dann kannst du sie einbauen und wenn nicht, dann eben nicht.
Das hast du gemacht und es hat mir wirklich geholfen Teile der Geschichte auch aus einer anderen Perspektive zu sehen. Ich habe bisher noch nie solches Feedback zu meinem Geschreibsel bekommen, wie in diesem Forum. Ich muss noch lernen damit zu arbeiten, was auch ein Grund ist, weshalb sich die Überarbeitung hinzieht. Erst mal Gedanken ordnen.

Dein Input hat mir wirklich enorm geholfen. Danke, dass du dir die Zeit genommen hast!

Viele Grüße
Ginty

 

Hallo @Ginty,

will mich noch einmal kurz melden, weil ich das interessant finde. Wir sehen die Dinge wirklich aus ganz unterschiedlichen Perspektiven, finde ich spannend. Nach deinen Erklärungen ergibt deine Perspektive auf jeden Fall Sinn, aber sie ist eben doch echt ganz anders als mein erstes Verständnis. Interessant, wie unterschiedlich die Sichtweisen auf einen Text sind.

Bei mir steht der Satz für das genaue Gegenteil.
Wir haben einfach unterschiedliche Assoziationen.
Ja, das stimmt. Finde ich wirklich interessant, denn wie oben geschrieben, klingt das nach deinen Erklärungen durchaus plausiblen. Ich hätte es nur nie so von mir aus so gelesen.

Das hast du gemacht und es hat mir wirklich geholfen Teile der Geschichte auch aus einer anderen Perspektive zu sehen.
Das freut mich, dass du es so auffassen kannst. Ich finde es immer wichtig, dass sich die Verbesserungspunkte auf den Text beziehen und nie auf die eigene Person. Finde gut, wie du damit umgehst. :)
Dein Input hat mir wirklich enorm geholfen. Danke, dass du dir die Zeit genommen hast!
Sehr gerne, ich mag, dass du so ausführliche Antworten schreibst. Bringt mich dann auch weiter, zeigt mir wie unterschiedliche andere Perspektiven von Lesern oder Leserinnen sein können. Finde ich gerade interessant und das wollte ich dir nur kurz noch mal mitteilen.


Beste Grüße
MRG

 

Hallo @Ginty

die Geschichte entfaltet in ihrer reduzierten Struktur eine Menge Kraft, fängt auf kurzer Strecke die sich wandelnde Stimmung der Ich-Erzählerin recht gut auf. Bis hin zum hoffnungsvollen Schluss.

Mühsam drücke ich die schwere Holztür auf, als mir geöffnet wird. Direkt vor mir befindet sich ein moderner Aufzug, der sicher nachträglich eingebaut wurde. Das ganze Treppenhaus wirkt irgendwie unproportional. Ich muss in den zweiten Stock. Die Aufzugstür klemmt.
Hat was wie hier die Umgebung, das Haus, den inneren Zustand der Erzählerin spiegelt, wie subjektiv sie auf die Umwelt blickt.
“Fast. Ich kann mich nicht daran erinnern, wie ich gefallen bin. Ein paar Sekunden fehlen mir.”
“Und was ist das Erste, an das Sie sich danach wieder erinnern?”
“Das Auto lag neben mir. Auf dem Dach. Ich konnte reingucken.”
Starkes Bild, kann ich mir gut vorstellen, könnte noch einen Ticken länger dranbleiben vertragen
“Sie hat mir eine Schildkröte geschenkt.”
Ich krame in meinem Rucksack und hole die kleine blaue Schildkröte heraus.
Frau Winter bekommt strahlende Augen.
“Das ist ein Lapislazuli”, erklärt sie mir. Ich lege die Schildkröte auf den Tisch.
“Finden Sie das nicht ironisch?” fragt sie.
“Was?”
“Die Schildkröte.”
“Nein?”
“Denken Sie mal darüber nach, wofür die Schildkröte steht.”
“Sie ist langsam.”
na ja, okay, einerseits muss der Lapislazuli rein, andererseits ist die Schildkröte natürlich ein hübsches Symbol, was mir aber fehlt: hat sie nichts gesagt, nichts begründet, als das Geschenk überreicht wurde, ist halt bisschen krass ausrechnet eine Schildkröte zu schenken
Als ich die Praxis verlasse, riecht es nach Sommerregen. Ich kaufe mir in der Bäckerei ein paar Häuser weiter eine Apfeltasche. Am Tag des Unfalls hatte ich eine dabei, kam aber nicht dazu sie zu essen.
gute Stelle: wie schmeckt die Apfeltasche?
Ich stecke die leere Papiertüte in meinen Rucksack und gehe zur Straßenbahn. Es sind nur drei Haltestellen, bis ich wieder aussteigen muss. Ein Passant hält mir das Tor zum Schotterweg auf. Mühsam arbeite ich mich über den unebenen Boden. Ich fahre systematisch die Wege des Friedhofs ab, bis ich sein Grab gefunden habe.
hast du das "gehe" bewusst gesetzt?
Das Tor am Eingang schlägt zu und ich manövriere mich schnell aus dem feuchten Rasen. Beim Verlassen des Friedhofs trifft mich das Tor unsanft im Rücken. Aber das ist okay.
gefällt mir eigentlich, der Schluss; nur wenn sie im Rollstuhl sitzt, trifft das Tor doch eher die Lehne des Stuhls, oder?

viele Grüße und ein Sonnenwochenende
Isegrims

 

Hey Ginty,

das ist ein Text, den ich zwar ganz gerne gelesen habe, der mir aber nicht in Erinnerung bleiben wird, wenn ich ehrlich bin. Unfall, Rollstuhl, Vergebung. Dazwischen noch ein Gespräch, das ich jetzt auch nicht als therapeutisch bezeichnen könnte, das mir jetzt nicht wirklich die Leseraugen öffnet und mich nachvollziehen und oder verstehen lässt, dass von nun an eine Veränderung, Entwicklung bevorsteht. Jo. Nicht missverstehen, sind schon Zutaten, aus denen man was machen kann als Autor, so ist mir das aber zu wenig, da fehlt mir irgendetwas Neues, Frisches, Überraschendes. Überraschend ist aber nur der Springteufel, der recht spät im Text klarmacht, dass deine Prota im Rollstuhl sitzt. Ich gebe @linktofink in dem Punkt recht. Auch ich bräuchte den (schon oft benutzten) Effekt nicht. Würde von Anfang an klarmachen, worum es in deiner Geschichte geht.

Textkram:

Als ich aus der Straßenbahn aussteige, bleibe ich im Spalt zwischen der Tür und dem Bahnsteig hängen. Ich sehe den nassen Boden schon auf mich zukommen, kann mich aber gerade noch so halten.
Mal exemplarisch: Das ist halt so die Krux beim Ich-Erzähler, dieses Ich-ich-mich-mich. Die Kunst, die Aufgabe des Autors besteht mMn darin, diese Herausforderung stilistisch anzunehmen und die Monotonie möglichst klein zu halten. Ich finde, da könntest du den Text noch gewinnbringend überarbeiten. Mich ahnen lassen, dass da jemand schreibt, der gewillt ist, um jeden Satz zu ringen.
Vorschlag (irgendwie so): Mein Rollstuhl bleibt zwischen Tür und Bahnsteig hängen. Der nasse Boden kommt mir (schon) gefährlich nahe, (aber) gerade noch rechtzeitig kann ich das Gewicht verlagern.

Es hat seit Tagen ununterbrochen geregnet.
Hm, nur mal so am Rande, gefühlt will mich (den Leser) jeder zweite Text übers Wetter ködern oder damit symbolträchtig in die Grundstimmung einführen. Das funktioniert bei mir schon lange nicht mehr, ich lese da nur den Autor raus, einen Trick, Effekt, wenn du so willst. Ist aber sehr subjektiv jetzt.
Den ganzen ersten Absatz könntest du mMn verlustfrei streichen und gleich hier einsteigen: Ich war noch nie in diesem Viertel der Stadt. Es sei denn du entscheidest dich, den Rolli früher einzuführen :).

Ich war noch nie in diesem Viertel der Stadt. In der Mitte der Straße stehen große alte Eichen, umrahmt von alten Sandsteinhäusern. Die Fenster sind beschlagen. Ich muss nur geradeaus die Straße herunter[.] und dann am besten nicht die Hausnummer zweiundsechzig übersehen [finden].
Insgesamt könntest du straffen, direkter werden und Wortwiederholungen meiden, finde ich.

Das Pflaster ist uneben. Immerhin befinde ich mich auf der richtigen Straßenseite. Heute habe ich Glück. Irgendwie.
Braucht es das? Welchen Zweck erfüllen die Sätze?

Meine Hände fühlen sich eisig an, obwohl es eigentlich nicht kalt ist.
Das klingt so, als wären die Hände kein Teil ihrer selbst, es sei denn, sie hielte sie sich an die Wangen oder so. Spielt es eine Rolle, dass es eigentlich nicht kalt ist? Ich finde das viel zu kompliziert für eine ganz simple Feststellung. Warum nicht einfach: Meine Hände sind eiskalt. [?]

Mühsam drücke ich die schwere Holztür auf, als mir geöffnet wird.
Ich weiß schon, was du meinst, der Satz ist dennoch schwer zu verstehen.

Und dann am besten nicht die Hausnummer zweiundsechzig übersehen.
...
Ich verpasse die Hausnummer nicht. Das Haus ist aber auch kaum zu übersehen. An der Hauswand befindet sich ein riesiges Schild, damit auch ja jeder weiß, weshalb man ins Gebäude geht. Ich hatte mir das alles ein bisschen diskreter vorgestellt. Mühsam drücke ich die schwere Holztür auf, als mir geöffnet wird. Direkt vor mir befindet sich ein moderner Aufzug, der sicher nachträglich eingebaut wurde.
Vermeidbar.

So, ich breche hier mal ab, was nicht heißen soll, dass ich deine Geschichte nicht zu Ende gelesen hätte. (Übrigens hast du noch ein paar Beistriche vergessen :).)
Ich vermute mal, du wirst nicht mehr allzu viel an deinem Grundgerüst basteln, mMn gewänne der Text aber schon mal, wenn du ihm noch ein, zwei Überarbeitungsschritte gönnen würdest.

Danke fürs Hochladen

hell

 

Hey @Ginty,

bleibe ich im Spalt zwischen der Tür und dem Bahnsteig hängen. Ich sehe den nassen Boden schon auf mich zukommen, kann mich aber gerade noch so halten.
Hängen bleiben und den Boden auf sich zukommen sehen passt nicht so ganz zusammen für mich. Wenn man hängen bleibt, dann ist das an ner kleinen Stufe oder so...kommt der Boden auf einen zu, klingt das nach deutlich mehr.

Eine Art Nebel steht zwischen den Häusergassen und hüllt die Welt in einen Schleier. Alles wirkt ein bisschen surreal, als wäre ich kilometerweit von allem entfernt.
Was ist "eine Art Nebel"?

Die ältere Frau mit den kurzen grauen Haaren
Die kurzen grauen Haare könnten schon ausreichen, um das fortgeschrittene Alter anzudeuten.

Meinen Namen kennt sie schon, ich habe eigentlich gar keine Lust mit ihr zu reden. Sie schiebt den Sessel zur Seite und setzt sich auf die Couch.
Klingt ziemlich klischeeig (Therapie, keine Lust drauf, trotzdem hingegangen...dann die "überraschende" Heilung entgegen jeder Erwartung...?), mal sehen wie's weitergeht.

(Ich lass das Korrekturlesen mal, denn die letzten Kommentare hast du ja noch nicht eingearbeitet, da doppelt sich dann sicher einiges..)

Insgesamt finde ich den Text ganz gut geschrieben. Ein paar Kommafehler aber ansonsten ist das ganz flüssig. Aber wie einige Vorkommentatoren schon geschrieben hatten, könntest du da noch einiges dran machen. Ist ein sehr kurzer Text, du öffnest quasi ein Fenster ins Leben der Prota für einen kleinen Moment, dann schließt du es wieder. Gibt es sicher viele Möglichkeiten, eine wäre, zwischendurch Ausschnitte des Unfalls zu beschreiben, wie er passiert ist. Oder Rückblenden zur Begegnung mit der Frau des Unfallfahrers.

Viele Grüße,
rainsen

 

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