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Oma Klausens Entscheidung

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05.10.2007
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Oma Klausens Entscheidung

Oma Klausen hatte ihren Tod gut vorbereitet. Seit Monaten verlangte sie von Ihrem Arzt immer stärkere Schlaftabletten. Er gab sie ihr ohne Argwohn, war es doch zu verstehen, dass eine Frau, die von solchen Schicksalsschlägen getroffen worden war, keinen Schlaf finden konnte.

Oma Klausen hatte keine Tränen mehr, zuviel hatte sie vergossen. Sie war ausgetrocknet, erstarrt in ihrem Leid. Es wunderte sie überhaupt, dass ein Mensch so viel ertragen konnte, dass sie nicht ebenfalls gestorben war. Getötet von Gottes Unbarmherzigkeit. Alles hatte er ihr genommen. Den Sohn, die Schwiegertochter, die Enkelkinder und zu guter Letzt auch noch den Mann.

Es war an einem Sonntag, als Oma Klausen und ihr Mann Fritz im Radio vernahmen, dass eine Swissair-Maschine über Frankreich abgestürzt war. Ihre Herzen setzten aus, begannen zu rasen, ihnen wurde schwindlig und schlecht. "Bitte lieber Gott, lass es nicht die Maschine sein, in der unser Sohn mit seiner Familie unterwegs in die Ferien ist".

Es war diese Maschine. Keiner hatte überlebt. Ihr Sohn und seine Familie waren von einer Sekunde auf die andere ausradiert. Aus, Schluss, vorbei. Oma Klausen und Fritz waren verzweifelt, am Boden zerstört. Ihr Sohn wurde ihnen genommen, ihre Enkelkinder an denen sie mit einer innigen Liebe hingen waren tot, ihre Schwiegertochter, die sie wie ein eigenes Kind liebten, lebte auch nicht mehr. Verzweifelt klammerten sie sich aneinander. Jeder suchte Trost beim andern. Mein Gott, beinahe wäre Oma Klausen mitgefahren. Nur weil Fritz gesundheitlich nicht ganz auf der Höhe war, ist sie zuhause bei ihm geblieben. Oma Klausen dachte, dass sie am liebsten ebenfalls tot sein möchte. Sofort schämte sie sich dieses Gedankens. Dann wäre ihr geliebter Fritz ja ganz alleine.

Als ob Gott nicht schon streng genug zugeschlagen hatte, er nahm ihr auch noch das Allerletzte. Zwei Monate nach dem Tod ihrer Familie stand Fritz eines morgens einfach nicht mehr auf. Still und leise, so wie er gelebt hatte, verstarb er im Schlaf. Sogar ein Lächeln lag auf seinem Gesicht. als sie ihn am Morgen fand. Er lächelte, wohl weil er zu seinem Sohn gehen konnte. Und Oma Klausen liess er ganz alleine zurück!

Die Trauer, die sie empfand. wich sehr schnell einer stillen Entschlossenheit. Die Verzweiflung legte sich. Sie würde die Konsequenz ziehen. Was sollte sie denn noch hier, wenn all ihre Lieben tot waren. Sie wollte zu ihnen, so schnell wie möglich. Also begann Oma Klausen Schlaftabletten zu sammeln und wartete auf eine günstige Gelegenheit. Es war nur etwas, vor dem sie Angst hatte. Sie wollte nicht wochenlang tot in ihrem Haus liegen, bis der Verwesungsgeruch die Nachbarn alarmieren würde. Sie wollte rasch gefunden und beerdigt werden, damit ihre Seele aufsteigen konnte. So stellte sie es sich vor. Aus dem Sarg entschwindet die Seele in den Himmel, zu Gott und ihren Lieben. Sie wusste, dass das kindliche Vorstellungen waren, aber sie glaubte ganz fest daran.

Als sich eine Sozialhelferin der Altenbetreuung telefonisch bei Oma Klausen anmeldete wusste diese, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen war. Am Dienstag wollte die Frau kommen, also musste es am Montag geschehen.

Montagmorgen in der Frühe erwachte Oma Klausen nach einem kurzen unruhigen Schlummer. Sie hatte ein Geräusch gehörte, es kam wohl aus dem Garten. Als es nicht aufhörte zu kratzen und scharren schaute sie nach.

Auf einem Gartenstuhl lag eine total zerzauste, dreckige kleine Katze. Ihr Fell war ganz schwarz, mit einer lustigen weissen Zeichnung im Gesicht. Der kleine Wuschel mauzte jämmerlich, kratzte sich ständig und sah Oma Klausen mit weidwunden Augen an. Voll Entsetzen und Mitgefühl nahm sie das kleine Tierchen auf den Arm und brachte es in die Küche. Vorsichtig setzte sie es auf den Boden und stellte ihm ein Tellerchen mit Milch hin. Wie ausgehungert stürzte sich das Kätzchen darauf und im Nu war alles aufgeschleckt. Nachdem Oma Klausen dem Kätzchen noch zweimal „nachgeschöpft“ hatte fragte sie sich, was sie nun tun sollte. Sie konnte das Tierchen auf keinen Fall hier lassen, sie wollte ihren Plan in die Tat umsetzen und das Kätzchen konnte sie dabei nicht gebrauchen. Vielleicht dauerte es doch ein bis zwei Tage bis man sie finden würde, und das Kätzchen würde dann erneut hungern müssen. Was tun? Wieder nach draussen lassen? Das brachte sie einfach nicht fertig, das arme Tierchen würde vielleicht sterben.

Die kleine Katze unterbrach Oma Klausens Überlegungen, weil sie plötzlich zu zittern und den kleinen Körper aufzubäumen begann. Was war denn jetzt los? Das Tierchen tapste auf unsicheren Beinchen ins Wohnzimmer, sprang auf das Sofa und setzte sich auf die gehäkelte Decke, mit der sich Oma Klausen immer zudeckte beim Fernsehen. Oma Klausen war gerührt. So schnell hatte das Tierchen Vertrauen zu ihr gefasst.

Schon wieder begann sich Wuschel (so nannte sie das Büsi in Gedanken) aufzubäumen, es piepste leise und begann sich intensiv zwischen den Hinterbeinen zu lecken. Erst jetzt sah Oma Klausen das geschwollene Bäuchlein des Tierchens. Was war denn los? Hatte es etwa Würmer, die es plagten? Die Katze unterbrach Oma Klausens Gedanken, weil sie sich um sich selbst zu drehen begann. Sie zitterte, bäumte sich wieder ruckartig auf, schrie laut und plötzlich lag ein schwarzes, nasses und leise piepsendes Etwas zwischen ihren Hinterbeinen, das sofort intensiv abgeleckt wurde.

Jetzt endlich dämmerte es Oma Klausen. Mein Gott, diese Katze kriegte ja Junge. Um Himmels Willen, was sollte sie tun. Kann das denn eine Katze alleine? Sie hatte keine Ahnung. Sie setzte sich neben Wuschel und begann sie ganz fein zu streicheln. Die Katze begann leise zu schnurren, ohne das Schlecken zu unterbrechen. Sie sah Oma Klausen mit lieben, dankbaren Augen an, als wollte sie sagen „schön, dass du mich nicht im Stich lässt“.

Es wurde ein aufregender Tag. Zwei Stunden nach dem ersten Winzling kamen das zweite und weitere vier Stunde später kurz hintereinander das dritte und vierte Büsi auf die Welt. Oma Klausens anfängliche Panik verlief sich und machte einer wachsenden Begeisterung Platz. „Mein Gott, ist das herzig“ dachte sie. Wuschel kümmerte sich rührend um die Babys. Sie schleckte, wärmte und beruhigte sie mit leisem Schnurren. Immer wieder verlangte Wuschel durch ihr schräg aufgerichtetes Köpfchen von Oma Klausen gestreichelt zu werden. Liebe geben, Liebe nehmen. Das wurde hier in diesem Moment eindrücklich demonstriert.

Plötzlich durchfuhr es Oma Klausen eiskalt. Sie wollte doch heute Abend zu Fritz gehen!

Ihr Blick fiel auf das Photo ihres Mannes, dann sah sie wieder die kleine Katzenfamilie an. Ganz langsam glitt ein kleines Lächeln über ihr vom Kummer zerfurchtes Gesicht. „Fritz, du musst noch etwas auf mich warten. Du siehst, ich werde hier gebraucht“.

 

Hallo Wilma und willkommen auf kg.de.

Die Trauer die sie empfand. wich sehr schnell einer stillen Entschlossenheit.
Hinter 'Trauer' fehlt ein Komma und den Punkt solltest du auch durch eines ersetzen.

Der kleine Wuschel
'Wuschel' und 'der' assoziiere ich eher mit einem Hund...

kratzte sich laufend
Ich dachte erst, sie kratzt sich beim Laufen. ;) Aber nein, sie 'kratzte sich ständig'.

Die kleine Katze unterbrach Oma Klausens Überlegungen, weil sie plötzlich zu zittern und den kleinen Körper aufzubäumen begann. Was war denn jetzt los? Die Katze tapste
Um eine Wortwiederholung zu vermeiden könntest du das zweite 'die Katze' durch 'das Tier' ersetzen.

Das Wort musste ich erst im Wörterbuch nachschlagen. Kannst du vom Leser erwarten, dass er das Wort kennt?

„schön dass
Komma vor 'dass'.

Mir hat deine Geschichte auch gefallen. Ich habe zwar ein paar Fehler gefunden, aber lass dich davon nicht entmutigen. Dein Schreibstil ist ausbaufähig, aber soweit ganz gut. Aber ich muss noch anmerken, dass ich wegen 'kleine Katze' an eine junge Katze dachte und ganz erstaunt war, als sie plötzlich Junge gekriegt hat.

Alles in allem: Mach weiter so!

Grüße von Jellyfish

 

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