Was ist neu

Omsk

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28.12.2009
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Omsk

Was is denn Liebe? Kannst du mir das sagen? Die meisten glauben ja, die kennen ne Antwort, die glauben, die wissen Bescheid, aber eigentlich plappern die doch auch nur was nach. Was die mal gehört haben oder was die gesehen habn in nem Film, Heirat und rosarote Brille und alle sind glücklich undsoweiter. Sind immer alles die Schönen, die Weiber mit hübscher Fresse und die Jungs dünn wie n Spargel, und alle verdienen sie ne Menge Kohle. Aber das is doch nich die Wahrheit, sag ich, das sag ich auch immer zu meiner Mutter: Mamm sag ich, das stimmt nie und nimmer. Guck, so einer wie ich kann sich das doch abschminken, und tja, so eine wie du doch im Grunde auch, wenn wir mal ehrlich sind. Der Alte hat dich immer behandelt wie n räudigen Hund und nachher warste doch froh, alsser den Löffel endlich abgegeben hatte. Hast du noch ein paar Jahre Ruhe vor dir, bisschen gutes Leben. Und das andere ist einfach Schwachsinn, das sind Lügen, hier vom TV und aus der GALA, Liebe … die Wahrheit is doch, s weiß keiner so genau was Liebe is, oder?

Na ja, so ganz stimmt das nicht. Ich glaub, die Leute suchen alle das Gleiche, so in etwa, die suchen jemanden, der da ist, der ihnen auch mal zuhört, der sich mit dir hinsetzt nach nem langen Tag und dich reden lässt, so was eben. Aber wo finden, das ist die Frage, ja? Guck mal, ich bin 58 Jahre alt und ich wieg Hundertfünfzehn, und ich weiß, ich sauf zu viel. Das sind ja alles so Faktoren, die da ne Rolle spielen. Ich wohn bei der Mamm in der Einlieger und arbeite im Wettbüro an der Barbarastraße. Und weißte, wenn ich meine eigene Visage im Spiegel seh morgens, dann denk ich auch, nee, also so einen würde ich auch nicht nehmen wollen, wenn ich ne Frau mit halbwegs Klasse wär. Ist einfach so. Mir macht das ja auch nichts aus, ‘s ja nicht wegen dem bißchen Popperei, da fahr ich nach Bonn 17 und zahl ‘n Fuffi und dann such ich mir eine aus, aber dafür machste das ja nich. Liebe. Um ehrlich zu sein, hatte ich das schon abgeschrieben, aber dann hatte der Uli plötzlich was von ner festen Flamme erzählt, und ich dachte, Moment mal? Der Uli? Wie hat der denn das gemacht, wo der doch selbst kaum aus der Bude kommt? Wenn der nur am malochen is? Das dachte ich mir. Und dann hat der Uli mir über die Möglichkeiten im Internet erzählt, was es da so alles gibt und wie man das macht undsoweiter, Onlinedating und andere Sachen, wo man vielleicht was investieren muss, schon bißchen was, aber nix nur für hier schnelle Nummer, sondern für was Festes. Ich hab das alles nicht für so ganz wahr gehalten, weil ich mich damit auch nicht auskenn, hier mit Internet und allem, da mach ich sonst nix mit. Der Uli hat mir das dann gezeigt, die Seiten und so, wie man da was macht und alles. Knapp Achthundert hab ich bezahlt, um an die richtigen Profile zu kommen, sechs Freundschaftskontakte, so nennen die das, und das musst du schon berappen, auch um einfach mal was zu sehen von denen, und die Agentur sucht die ja für dich aus, die Frauen, von denen die glauben, die passen dann später zu einem. Ich sag immer, kostenlosen Käse gibts nur in der Mäusefalle. Hab ich bezahlt, und dann gings weiter, aber das ist ja noch nicht alles, du musst auch schon selber was machen, was über dich schreiben undsoweiter, weil die ja auch wissen wollen, mit wem sie es zu tun haben, das ist ja verständlich, oder?

Und am Anfang, da war das schon ganz schön komisch, du sollst da was über dich hinschreiben und dir fällt erstmal nix ein, was soll man da schon über sich schreiben? Na ja, ich geh gerne Bier trinken und guck den Effzeh im Fernsehen? Das ist ja die Wahrheit, nur du kennst das doch, die Frauen wollen das nicht hören, so was, wie es wirklich is, also die guten Frauen jedenfalls. Ich hab den Uli gefragt, was er da hingeschrieben hat und der meinte, das sei doch im Grunde vollkommen egal, die wollen hier rüber, die Muschis, die wollen in den Westen, bei den Russinnen kannst du aussehen wie ein Affe, denen ist das egal. Das meinte der Uli so, wie er das sagte, aber das habe ich ehrlich gesagt ja gar nicht geglaubt, ich meine, wie ein Affe! Ich hab einfach n anderes Photo genommen, also von wem anders, keins von mir, sondern von irgendeinem, hab ich aus dem Internet runterkopiert, natürlich nicht von so nem Hollywoodtypen, weil das würde die ja sofort merken, sondern von wem anders, ich glaub, nem Versicherungstypen, also so einen, den die nicht auf den ersten Blick erkennt, ja? Weil, wie sähe das denn aus? Dann biste ja gleich ne Lachnummer. Also habe ich das so gemacht. Und hab das dann hochgeladen in diesem Profil. Sonst hab ich gar nich so viel geschrieben, weil auch der Uli meinte, das sei denen nich so wichtig. Was soll ich sagen? Ich musste echt nich lange warten, das ging schnell. Ich konnte das kaum glauben zuerst - ich meine, hier sind die Frauen so … die deutschen Frauen, die deutschen Frauen, ja? Die gucken dich mit dem Arsch nich an, für die bin ich ja wie Luft. Und dann das. Man konnte das ja genau sehen, wer da auf meinem Profil war. Nur Schüsse. Konnte ich auch kaum glauben am Anfang, aber so war’s wirklich. Ich hab dann stundenlang vor der Kiste gehockt und hab mir die Profile von denen angesehen, alles nur schöne Frauen, junge Frauen, wirklich. Na ja, du denkst, warum sind die alle da, finden die keinen anderen? Finden die sonst keinen Mann, wie alle anderen auch? Ich meine, wie kann das sein, so tolle Frauen, und dann will die keiner haben? Glaub ich ja nich, hab ich gesagt, kann nich sein. Aber der Uli, der meinte, ich soll das mal anders sehen, denn das sind vielleicht alles super Mäuse und so, aber bei denen fehlt eben die Patte, da in Omsk oder Novosibirsk oder wie die alle heißen, die Städte von denen, da hat ja keiner jemals was von gehört, die kennt ja keiner und auch immer saukalt, hier minus 50 und wasweißich und kein richtiger Sommer, da ist das Geld halt nicht so da, ich meine, das kann ich verstehen, das kann ja jeder verstehen, die wollen halt n besseres Leben, und das würde ich genauso machen, hundertprozentig, ich würds genauso machen, und dann machen die ‘s eben so, sag ich mal. Ja? Also, so sehe ich das. Und da waren viele dabei, die mir schon gefallen haben, die mir richtig gut gefallen haben, alle toll, alle nett und lieb, aber eine war dabei, Gesicht wie Schneewittchen, wirklich astrein. Irina hieß die. Bei der war ich dann echt jeden Tag aufm Profil, halt auch blutjung und alles, hatte irgendwas studiert, aber das Gesicht, das … ich weiß nicht, immer wieder auf das Profil, immer wieder, die mir angeguckt, und dann, echt erst Wochen später, da hab ich die dann angeschrieben, einfach so, Wie gehts dir?, Was machst du so?, nach dem Motto, weil mir nichts eingefallen is, ich meine, wann sprech ich mal Frauen an, ja? Machste doch nich, einfach so, oder? Nee. Und am Anfang, da bin ich mir richtig beknackt vorgekommen, da jetzt einfach was zu schreiben und dann so nem Schuss, du denkst ja auch, du weißt’s ja einfach, dass du nicht der Einzige bist, so einer schreiben ja sicher Tausende, Tau-sen-de sag ich dir, und warum soll die ausgerechnet mir antworten? Da hatte ich dann Glück, weil die Irina direkt geschrieben hat, und so nett auch noch dabei, ganz lieb, das dachte ich ja sofort, und dann ging das eben so hin und her, so in halb deutsch, Affendeutsch wie der Uli meinte, aber manchmal hat sie auch englisch geschrieben, so kurze Sachen, die hab ich dann übersetzt im Internet, das hatte mir der Uli gezeigt, so eine Seite, wo man das machen konnte, einfach reinkopieren, I like you und so Sachen eigentlich nur, aber na ja. So hat sich das entwickelt. Also, ich kann sagen, da habe ich mich irgendwann schon echt anders gefühlt, das merkte man richtig, auch die anderen, die dann so: Heinz, gut drauf heute?, obwohl ja nix passiert war eigentlich, aber immer wenn ich das Schneewittchengesicht gesehen hab von der Irina, da is mir das Herz aufgegangen, wirklich.

Ich hatt nie viel Geld. Hatte mal bisschen was auf die Seite gelegt, kleine Erbschaft vom Op auf der hohen Kante, aber du weißt ja, wie das ist. Ich hab immer versucht, da mehr draus zu machen, Hunderter aufs Derby, fünfhundert auf die zweite spanische Liga, aber mal gewinnst du und mal verlierst du, und zuletzt habe ich halt immer verloren, aber ich will hier nich groß kühmen. Mehr war da nie. Nichts wo du rumposaunst. Und Uli ist dann nach Novosibirsk geflogen und hat sich da mit seiner Natascha getroffen, also so richtig in echt, der war ne ganze Woche weg, und als er dann wieder da war, da meinte er irgendwann, dasser seine Natascha jetzt bald ganz rüberholen würd, aber das verschob sich immer wieder, einfach weil er die Kohle dafür nicht zusammenbekam. Ganz schöne Summe, die zehn Riesen fürs Erste, aber der Uli meinte, das wäre schon okay so, das höre sich zwar erstmal nach viel an, aber du musst ja bedenken, die regeln auch schließlich alles für einen, vom Pass bis zu den ganzen Genehmigungen und was du da nicht alles brauchst. Und kennst du dich da genau aus?, hat der Uli mich gefragt. Willst du dich da vertiefen in den Bürokratenscheiss? Du musst ja überlegen, das ist ne eigene Sprache, die verstehst du ja als Normalsterblicher fast gar nicht, und da kommst du dann schon ans Nachdenken. Uli sagte aber auf einmal: Kann ich nich, zehn Riesen, das bring ich einfach nich. Ich denke - ich meine, das hab ich ihm nicht gesagt oder so, aber der hat kalte Füße bekommen. Das ist, was ich denke. Wenn er die Natascha rübergeholt hätte und alles, dann hätte der gar nicht gewusst, wie mit so ner Frau umgehen. Dem wär das alles übern Kopf gewachsen. Ich meine, wissen tue ichs nicht. Ich nehms aber an. Ich kenn ja den Uli.

Um ehrlich zu sein, da war schon was. Ich hab da schon was gespürt, wenn ich mit der Irina geschrieben hab. Sagen wir so, ich krieg schnell Gefühle, war schon immer so, also sagen wir mal wenn ich n jungen Hund seh zum Beispiel oder was anderes, was schön ist, da werd ich schnell weich, auch wenn ich aussehen tue wie n Klotz. Manchmal wein ich auch vorm Fernseher, wenn es ne traurige Serie is oder so, aber ich will nich, dass das jemand mitkriegt, weil die Leute zerhacken dich ja ewig, wenn die so was von dir wissen, die lassen einen dann nicht mehr in Ruh damit - n erwachsener Mann der rumflennt vor der Glotze! Da biste direkt abgestempelt, hier Waschlappen und Heulsuse. Also was? Auf die Lippen beißen, das tuste.

Du weißt ja irgendwann ist deine Zeit vorbei, und dann wars das, da hast du eben deine paar guten Jahre gehabt wenns hoch kommt, und danach wartest du im Grunde doch nur noch auf die Kiste, so isses eben. Hilft ja nix, ist die Wahrheit, und der musst du halt ins Auge sehen. Deswegen sag ich ja, das mit der Irina war so eine Sache, die man eigentlich nicht wirklich begreift, die man nicht verstehen kann, wenn mans nicht selbst erlebt, weißt du, was ich meine? Die Irina … zehn Riesen für alles. Woher nehmen, wenn nicht stehlen, das denkst du dir. Na ja, ich bin zum Fred, das ist der, dem das Wettbüro gehört und hab eben den gefragt, der macht nicht gleich Terz weil ich ihn nach Geld frag, und auch, weil der Fred kein Schwätzer ist, der jedem da direkt was von erzählt. Nicht für die ganze Summe hab ich gefragt, nur für n Teil, weil ich erstmal gucken wollte, wie sich das anlässt, und ich hab auch nich gesagt, wofür ich das genau brauche. Für die Mamm, hab ich nur gesagt, ich will den Söller ausbauen, bisschen was an der Wohnung machen, wird ja auch nich jünger, die Gute. Ich denk aber, der Fred wusste schon, was Sache ist. Klar, der hats sich nur nicht anmerken lassen. Wie hätte das auch ausgesehen? Ist ein Ehrenmann. Kam abends zu mir in die Einlieger und hats mir in nem Briefumschlag gegeben. Ich hab nich nachgezählt oder so, weil ich dem Fred vertrau. Er hat nur gemeint, ich soll mir Zeit lassen mitm Zurückzahlen, das hätt keine Eile. Mach du mal, hatter gesagt.

Aber da war noch ne Sache. Ich lüg nicht gerne, da bin ich altmodisch, so hab ich das eben gelernt. Mein Alter hat mich mal vertrimmt, so richtig mitm Gürtel, weil ich ihn angelogen hab, ich hatte n Heiermann vom Tisch genommen um meiner Mutter Oppenheimer Krötenbrunnen von Kaisers zu holen, weil die doch immer so durstig war, aber mein Alter hatte ihr gesagt, nur eine am Tag und das wär eben schon ihre zweite gewesen, ich hab dann das Geld genommen und mich rausgeschlichen, weil ich dachte, ich tu der Mamm was Gutes, aber natürlich hat der mich erwischt, der hat mich mit der Pulle in der Hand erwischt und mich gefragt, wo ich das Geld für den Krötenbrunnen her hätte, und da hab ich gesagt, die Mamm hätts mir gegeben, und da meinte mein Alter, hör mal zu Jung, du kriegst jetzt keine Senge, weil du der Mamm den Krötenbrunnen kaufen gehen wolltest, das war schon in Ordnung so. Du kriegst Senge weil du mir den Heiermann geklaut hast, damit hat die Mamm nix zu tun, auf die bin ich sauer, weil die den Hals nie vollkriegt, aber das hier war deine Schuld, und zwar deine Schuld alleine, und dann hab ich se gesickt bekommen, frag nich nach Sonnenschein. Der Alte hätt mir das Geld so oder so nich gegeben, das war mir auch klar, und mit der Gürtelschnalle hat der mich dann so unter den Rippen erwischt, dass ich noch Wochen später Blutergüsse hatte. Das mit dem Lügen bringt nichts, das bringt keinem was, das hab ich schon ganz früh gelernt. Also bin ich in die Badewanne und hab mich erstmal richtig einweichen lassen, und dann hab ich alles andere gemacht, vernünftig rasieren mit ner nagelneuen Klinge, Haare raus ausn Ohren und der Nase, n frisches Hemd angezogen, das beste, was ich hab, n dunkelblaues ausm Kaufhof, und so bin ich runter in die Stadt und hab da n Foto von mir machen lassen, richtig beim Fotografen, ich will da gut drauf aussehen, hab ich gesagt zu dem, ich glaub, das war n Schwuler, so mit Pferdeschwanz und Ohrring, aber der hats dann doch gut hingekriegt, meine ich, jedenfalls sah ich da gar nicht aus wie ich, auf dem Photo, also schon, aber anders, das meinte auch die Mamm, siehst aus wie bei der Kommunion oder so, wie n braver Junge, aber bist ja auch n braver Junge, sagt sie, und wofür ich das denn überhaupt brauch, so was?

Früher, in der Schule, da musst ich immer hinten in der Ecke stehen, wenn der Fotograf kam um die Klasse abzulichten. Jedes Jahr die gleiche Scheiße, und anfangs raffst du das ja nicht, warum der Lehrer dich wieder und wieder dahinstellt, rechts oben, Heinz, links oben, Heinz, da denkst du noch, vielleicht weil de so groß bist, größer als die anderen, aber irgendwann biste eben nicht mehr größer, und dann sickert das so langsam ein, warum du immer da am Rand stehen musst, denn auf die Fressen am Rand, da achtet niemand so richtig, die musst du schon suchen, ist ja nur die Wahrheit, auch wenn mans selber nich gerne hören tut, so isses.

Und klar, da war auch was mit Frauen, so wars ja nicht. Gab eine, kurz nach der Ausbildung war das, die hat ihm Büro gearbeitet, die Helga, bißchen drall war die, und du wusstest auch, dass die mal fett wird, aber ich hab mir gedacht, besser als nix, und war ja auch nicht so, als ob ich se mir hätte aussuchen können, aber die Helga war gar nicht verkehrt, das war ne ganz Sanfte, hat nie auch nur einen Mucks gemacht und kochen konnte se auch ganz gut, paar Jahre hat das gehalten, wir habn sogar zusammen gewohnt, in ner kleinen Zwei-Zimmer an der Dohkaule, war ne schöne Zeit, wenn ich da jetzt so dran zurückdenk, schon lange her, aber trotzdem. Irgendwann wars dann vorbei, sie is aufgegangen wie n Hefekuchen und hatte auch zu nix mehr Lust, ich meine, was willst du da machen? Da is ja kein vor und kein zurück, und dann in der engen Bude mit nichts auf der Naht, da willst du dir nachher nur noch an die Kehle, und das kanns ja auch nicht sein. Danach, na ja, sagen wir mal so, da hatte sich das erstmal erledigt mit Frauen, da lief nix mehr. Hab viel gearbeitet, bei Henrich im Lager, Baustoffe und so, bis das nicht mehr ging wegen dem Rücken, dann hatt ich paar Operationen direkt hintereinander, danach denkst du eh nich mehr dran, an ne Frau oder sonstwas, Beziehung, da willst du nur wieder geradeaus laufen können.

Man kommt auch gut alleine klar, denk ich immer, kommst von der Arbeit nach Hause, machst die Kiste an und trinkst n Bier, manchmal gehste auch in die Kneipe zu den anderen Deppen und hörst dir da die gleichen alten Geschichten an, da ändert sich ja auch nie was. Du bist das schnell über, na klar, aber was willst du machen? Mir macht keine Frau schöne Augen, nicht einfach so, und dann wird das auch immer schwerer, je älter du wirst. Man wird auch stiller, man will immer weniger reden, weil es ja auch nix zu sagen gibt, wer will schon deine Geschichten hören vom Wettbüro? An der Theke sag ich, ich hab da mit viel Geld zu tun, aber die Wahrheit is, ich guck nach den Automaten und mach was sauber, ich putz den Boden wenn alle gegangen sind, ich bin da der Kalfaktor. Mir juckts ja in den Fingern, wieder mal aufm Bau, aber ist nicht drin mit dem Rücken, so läppsch das auch klingt. Ich krieg nich mal mehr n Wasserkasten gehoben, ohne das mir das Kreuz wehtut.

Der Fotograf hat mir mein Foto auf n Stick gezogen und mir erklärt, wie ich das dann mach, wo ich den genau im PC reinsteck undsoweiter, das war auch gut so, denn ich wollt den Uli nicht deswegen anrufen, der hatte sich eh schon was rar gemacht, weil der sein Maul so weit aufgerissen hatte und dann nachher nix passiert ist. Was soll ich sagen? Den ganzen Nachmittag hab ich dagesessen, sonntags, von mittags bis abends, die Mamm lag auf der Couch und ich saß im Zimmer und hab mich selbst angeguckt, wie ich so ausseh, auf dem Bildschirm, und dann war ich mir gar nicht mehr so sicher. Ich hatt gelogen, natürlich hatt ich das, das wusste ich ja auch, und schlecht gefühlt habe ich mich deswegen, weil du weißt ja, das mit dem ersten Eindruck und das alles, was die Leute sagen, das stimmt ja auch, aber vor allem hatt ich Schiss, dass die Irina jetzt sagt, mit so nem Schrumpfgermanen will sie nix zu tun haben, dann wär alles vorbei gewesen und ich hätt mir keine Gedanken mehr machen müssen. Und, da bin ich ganz ehrlich, ganz tief in mir drin hab ich mir das auch n bißchen gewünscht, hätt mir wahrscheinlich gar nicht so viel ausgemacht, paar Tage die Birne ausknipsen mit Zinn 40 und dann weiter wie immer, nur die Ruhe hätt ich wieder gehabt, ich hätt da nicht mehr ständig dran denken müssen, an Irina und wie das gehen soll und ob das überhaupt klappt, und du merkst das dann ja auch, wie du da schon dran hängst, an so ner Sache, wie schnell dir das zu Kopf steigt, man ist gar nicht mehr man selbst, das wär alles vorbei gewesen.

Mutig war ich nie, ich hab immer nur daneben gestanden, ehrlich, und ich hab se auch oft gekriegt und nie was gesagt, weil ich immer dachte, dann gibts noch mehr Ärger, ich hab immer alles geschluckt und ich hab viel geschluckt, das kann ich dir sagen, ich denk das kommt daher, dass du glaubst, du hast das schon so verdient, also von vorneherein, und da ist auch keiner, der dir was anderes sagt, und dann geht dir das irgendwann in Fleisch und Blut über, du wehrst dich einfach nicht mehr, obwohl ich se im Grunde hätt kaputtmachen können, Kraft hab ich, ich hätt se zu Brei geschlagen alle miteinand, aber was hätt das gebracht? Gibt immer mehr Ärger, zieht immer weiter Kreise, und davon wirds ja auch nicht besser, also was solls? Im Leben kann nicht jeder Glück haben, denk ich mir, aber beschwert hab ich mich nie, das ist die Sache, das hab ich ja nie gemacht, rumjammern.

Das Photo hab ich dann am Abend hochgeladen, als die Mamm schon im Bett lag und alles ruhig war. Nützt ja alles nix, hab ich mir gedacht, so gehts jedenfalls nicht weiter, man muss schon mit offenen Karten spielen. Na ja, du wartest eben ab, was passiert, und hätt ja sein können, dass da jetzt wirklich Schicht im Schacht is, dass da nix mehr passiert, aber so wars nicht. Lief einfach weiter, als sei nix passiert, und da dacht ich schon, das ist der vielleicht gar nicht aufgefallen, das mit dem Photo, und eigentlich wollt ich nachfragen, ich wollt fragen, wie sie das denn findet, aber da kommst dir auch irgendwie blöd vor, als würdest du jetzt hören wollen, dass die sagt, dass du gut aussiehst, wo ich doch weiß, das stimmt nicht und sie weiß es ja auch, und dann habs ichs gelassen. Ne halbe Stunde hab ich mich selbst angeglotzt aufm Bildschirm, bis mein Blick richtig stier wurd, danach wars mir egal. Wir haben dann weiter hin und hergeschrieben und das war vielleicht n Kauderwelsch, die Hälfte musstest du dir zusammenreimen oder gleich ganz raten, was die meint, aber mir ging doch jedes Mal s Herz auf, wenn ich abends ausm Wettbüro kam und mich an den Rechner gesetzt hab und da war dann ne neue Nachricht von der Irina - ich hab das ja immer gleich mitgekriegt, denn da leuchtet was überm Postfach auf bei ner neuen Nachricht, und wenn das so war, dann hab ich mich gleich besser gefühlt, da hab ich gedacht, das hat ja irgendwie doch alles seinen Sinn, jemand ist da und denkt an dich, du bist doch nicht ganz allein. Man will ja immer das Gute sehen, das Positive, also ich jedenfalls.

Und irgendwann gings ans Eingemachte, klar. Hatt das fast vergessen, aber eins lernst du ja, nix is umsonst, und so war das eben auch hier. Also was machste? Ich war dann im Reisebüro gleich umme Ecke, und da hab ich gefragt, wegen Flug und Hotel undsoweiter, ich wollte das so preisgünstig wie möglich, weil sowieso alles knapp auf Kante genäht war und dann guckst du eben doppelt, normal. Die Kleine in dem Reisebüro da, die saß wie festgenagelt hinterm Computer und hat auf die Mattscheibe gestarrt, und ich wusste, die ekelt sich, die ekelt sich vor dir, die hat so an mir vorbeigesehen und den Mund verzogen, so was spürt man einfach, da brauchte die gar nix sagen. Wer fragt nach so Reisen, wer will schon nach Omsk und dann auch noch schön billig? Musst du nicht drauf antworten, aber ich habs ja gesehen, ich hab gesehen was die gedacht hat über mich, hier ab in den Bumsbomber, so n fetter Sack mit Halbglatze der mal ner Olga übern Bär streicheln will. Ich hab gar nix gemacht, gar nix, ich hab mir alles ausdrucken lassen und gesagt, ich überlegs mir noch mal, und dann bin ich beim Spiro in Stüffche und hab mir einen gelötet. Den Zettel hab ich noch, da wo alles drauf steht, wann die Flüge gehen und wie das Hotel heißt und alles, der hängt vorne am Kühlschrank. Ich guck jeden Morgen drauf, wenn ich am Tisch sitze und die erste Tasse trink, und manchmal denk ich, wär vielleicht doch ganz nett geworden. Omsk. Sag das dreimal hintereinander ganz schnell, da schüttelts dich im Rachen wie kurz vorm Kotzen.

Die Wahrheit is - auf mich wird nie jemand warten. Und das is mir einfach klar geworden, als ich da beim Spiro am Tresen saß und ins leere Glas geguckt hab. Da wusste ichs einfach, das kam von ganz tief unten. Irina, Schneewittchengesicht, alles gut, alles schön, aber wie hätt das gehn solln? Dann is dir hier und sitzt in der engen Bude mit der Mamm und versteht kein Wort und du musst zur Maloche die Kohle ranschaffen, weil so ne Frau ja auch was verlangt von dir, nich nur Ravioli und Frühstücksfleisch, und dann hast du keine ruhige Minute mehr, weil du ständig dran denken musst, das ne anderer n Auge auf sie geworfen hat, weil so ne Frau kannst du einfach nicht verstecken, die wird auch von anderen gesehen. Normalerweise müsstest du die ja anketten, damit die die Bude nich verlassen kann, aber ich meine, wer macht das?

Ich glaub, ich hätt so nich leben können, also mit dem Gefühl, dass die sich schon lange n anderen ausgeguckt hat, dass die eigentlich nur drauf wartet dich wieder abzuservieren. Weil es is ja so, wenn die einmal hier war und dann einfach wieder verschwindet, so mir nix dir nix, dann weißt du ja, wies mit der gewesen is. Dann weißt du immer, was du vermissen wirst. Und das fällt runter wie n Stein, wenns dir einmal klar geworden is. Manchmal denk ich auch, dass es die Irina gar nicht wirklich gegeben hat. Vielleicht war das einfach so n kleiner Russ der mich übers Ohr hauen wollte. Der n Photo von seiner Schwester genommen hat und damit einfach nur meine Kohle abgreifen wollte, weil er genau weiß, dass es so Typen wie mich gibt, die sich an ihrem Schwanz festhalten müssen und dann von so was wie Liebe träumen, davon gibts ja reichlich sag ich dir. Ich kam an dem Abend so richtig vollgeladen wieder nach Hause und hab mich im Spiegel angesehen, und weißte, es is so, in dem Scheißlicht von Mamms Alibert siehste alles, jede Aknenarbe und das rote Spinnennetz vom Saufen inner Fresse, und da wusste ichs einfach, da hab ich mich dann mal so gesehen wie all die anderen, die Fotze vom Reisebüro und die ganzen anderen Weiber. So hab ich mich gesehen. Ob jetzt Zehn oder Hunderttausend, da machste nix mehr, so was kauft keiner, unds wird ja auch nich mehr besser. Ich denk, ich hab das gebraucht. Ist ja nicht so, dass ichs nich schon wusste. Aber ich sag mal so, ich träum gern, und dann isses manchmal so, das man schon mal denken kann, da wird was draus, aus so nem Traum, der bleibt eben nich nur n Traum. Und kennste das, wenn du was träumst und beim Aufwachen nich mehr weißt, ob es nich vielleicht doch passiert is, so echt war das alles, so echt hat sich das angefühlt, dass du nachher denkst, die Irina liegt wirklich neben dir mit ihrem Schneewittchengesicht? Dass du nich mehr weißt, was wahr is und was nicht. Aber nichts davon is wahr. Das verstehste manchmal gar nich, da kann man das nich mehr richtig auseinanderhalten, dann is alles wie hinter nem Schleier, da würdeste glatt vonner Rheinbrücke springen unds nich mal merken wenn de im eiskalten Wasser landest. Als hätt dir einer im Kopp rumgerührt und da alles durcheinandergebracht. Und jetzt isses eben so, wenn die Mamm mal nich mehr is, dann komm ich heim und schließ die Tür hinter mir zu und dann is die Bude eben so still wie ne Gruft. Dann sitz ich halt alleine vor der Glotze und sauf mir einen rein und penn auffer Couch, weil warum noch ins Bett? Nee, schön is das nich, aber so isses dann eben. Na ja, und ich sach mal, die Träume, die bleiben einem ja. Wenn die mal nich mehr sind, isses Zeit zu gehen.

Was mit dem Geld war? Ich kann dir sagen, was mit dem Geld war. Ich habs dem Fred wiedergegeben, aber nicht sofort und nicht gleich alles, weil ich dachte, wie sieht das denn aus, wenn ich dem das einfach so wiedergebe, als hätt ichs gar nich gebraucht? Ich bin mit nem Tausender ins Wettbüro am Südend, bei den Albanern, die kennen mich ganz gut, und da hab ich auf spanische zweite Liga gesetzt, San Sebastian glaub ich, hab eigentlich keine Ahnung vom Fuppes, aber klang irgendwie gut, und klar hab ich verloren, aber weißte, ich habs mit nem Lächeln verloren. Denn wie oft haste das im Leben, dass du einmal was riskierst und sofort das große Los ziehst? Eben.

Neulich hab ich mitm Fred beim Spiro gesessen, da hat er mir ne Tsipouro ausgegeben, der hat gebrannt wie Feuer sach ich dir, und da haben wir dann auch bißchen drüber geredet, wie das so war mit Irina und Natascha, aber da gabs im Grunde nich mehr viel zu sagen, das Thema war beendet irgendwie, wir haben sogar drüber gelacht, glaub ich, als wärs alles nur n Scherz gewesen, n dummer Scherz, und vielleicht wars das auch, könnt ja sein, oder? Ich mein, was glaubst du denn? Glaubst du, es war n Scherz, das Ganze? Kannst ruhig sagen, sag.

 

Lieber Jimmy,

ich habe deine Geschichte echt gern gelesen. Bereits im dritten Absatz dachte ich, ok der wird verarscht, oh nein, ich sehe das tragische Ende. Naja und am Ende freut man sich für ihn, dass ers gelassen hat. Insofern: Nicht vorhersehbar.
Ich mag die Sprache, sie wirkt authentisch, nicht too much, und passt zu deinem Protagonisten, tolles Antiheldenbild, hätte nicht gedacht, dass er mir tatsächlich sympathisch wirkt:)

In der Mitte gehts los mit ein paar Längen.

Hier ein paar Vorschläge:

ber da war noch ne Sache. Ich lüg nicht gerne, da bin ich altmodisch, so hab ich das eben gelernt. Mein Alter hat mich mal vertrimmt, so richtig mitm Gürtel, weil ich ihn angelogen hab, ich hatte n Heiermann vom Tisch genommen um meiner Mutter Oppenheimer Krötenbrunnen von Kaisers zu holen, weil die doch immer so durstig war, aber mein Alter hatte ihr gesagt, nur eine am Tag und das wär eben schon ihre zweite gewesen, ich hab dann das Geld genommen und mich rausgeschlichen, weil ich dachte, ich tu der Mamm was Gutes, aber natürlich hat der mich erwischt, der hat mich mit der Pulle in der Hand erwischt und mich gefragt, wo ich das Geld für den Krötenbrunnen her hätte, und da hab ich gesagt, die Mamm hätts mir gegeben, und da meinte mein Alter, hör mal zu Jung, du kriegst jetzt keine Senge, weil du der Mamm den Krötenbrunnen kaufen gehen wolltest, das war schon in Ordnung so. Du kriegst Senge weil du mir den Heiermann geklaut hast, damit hat die Mamm nix zu tun, auf die bin ich sauer, weil die den Hals nie vollkriegt, aber das hier war deine Schuld, und zwar deine Schuld alleine, und dann hab ich se gesickt bekommen, frag nich nach Sonnenschein. Der Alte hätt mir das Geld so oder so nich gegeben, das war mir auch klar, und mit der Gürtelschnalle hat der mich dann so unter den Rippen erwischt, dass ich noch Wochen später Blutergüsse hatte. Das mit dem Lügen bringt nichts, das bringt keinem was, das hab ich schon ganz früh gelernt. Also bin ich in die Badewanne und hab mich erstmal richtig einweichen lassen, und dann hab ich alles andere gemacht, vernünftig rasieren mit ner nagelneuen Klinge, Haare raus ausn Ohren und der Nase, n frisches Hemd angezogen, das beste, was ich hab, n dunkelblaues ausm Kaufhof, und so bin ich runter in die Stadt und hab da n Foto von mir machen lassen, richtig beim Fotografen, ich will da gut drauf aussehen, hab ich gesagt zu dem, ich glaub, das war n Schwuler, so mit Pferdeschwanz und Ohrring, aber der hats dann doch gut hingekriegt, meine ich, jedenfalls sah ich da gar nicht aus wie ich, auf dem Photo, also schon, aber anders, das meinte auch die Mamm, siehst aus wie bei der Kommunion oder so, wie n braver Junge, aber bist ja auch n braver Junge, sagt sie, und wofür ich das denn überhaupt brauch, so was?
Der komplette Absatz kann raus, bringt die Geschichte nich weiter. Wenn es dir wichtig ist, zu erwähnen, dass er verdroschen wurde, dann beschränke es auf zwei Sätze. Ist etwas redundant und später spielt das Detail ja keine Rolle mehr.

Früher, in der Schule, da musst ich immer hinten in der Ecke stehen, wenn der Fotograf kam um die Klasse abzulichten. Jedes Jahr die gleiche Scheiße, und anfangs raffst du das ja nicht, warum der Lehrer dich wieder und wieder dahinstellt, rechts oben, Heinz, links oben, Heinz, da denkst du noch, vielleicht weil de so groß bist, größer als die anderen, aber irgendwann biste eben nicht mehr größer, und dann sickert das so langsam ein, warum du immer da am Rand stehen musst, denn auf die Fressen am Rand, da achtet niemand so richtig, die musst du schon suchen, ist ja nur die Wahrheit, auch wenn mans selber nich gerne hören tut, so isses.
Richtig toll sein äußeres Beschrieben, show dont tell, großartig!

Und klar, da war auch was mit Frauen, so wars ja nicht. Gab eine, kurz nach der Ausbildung war das, die hat ihm Büro gearbeitet, die Helga, bißchen drall war die, und du wusstest auch, dass die mal fett wird, aber ich hab mir gedacht, besser als nix, und war ja auch nicht so, als ob ich se mir hätte aussuchen können, aber die Helga war gar nicht verkehrt, das war ne ganz Sanfte, hat nie auch nur einen Mucks gemacht und kochen konnte se auch ganz gut, paar Jahre hat das gehalten, wir habn sogar zusammen gewohnt, in ner kleinen Zwei-Zimmer an der Dohkaule, war ne schöne Zeit, wenn ich da jetzt so dran zurückdenk, schon lange her, aber trotzdem. Irgendwann wars dann vorbei, sie is aufgegangen wie n Hefekuchen und hatte auch zu nix mehr Lust, ich meine, was willst du da machen? Da is ja kein vor und kein zurück, und dann in der engen Bude mit nichts auf der Naht, da willst du dir nachher nur noch an die Kehle, und das kanns ja auch nicht sein. Danach, na ja, sagen wir mal so, da hatte sich das erstmal erledigt mit Frauen, da lief nix mehr. Hab viel gearbeitet, bei Henrich im Lager, Baustoffe und so, bis das nicht mehr ging wegen dem Rücken, dann hatt ich paar Operationen direkt hintereinander, danach denkst du eh nich mehr dran, an ne Frau oder sonstwas, Beziehung, da willst du nur wieder geradeaus laufen können.
Das ist mir auch etwas zu ausgewalzt, da reichen zwei Sätze für, weil überraschend kommt da nichts, man denkt gleich "ah ja, war klar".

Und irgendwann gings ans Eingemachte, klar. Hatt das fast vergessen, aber eins lernst du ja, nix is umsonst, und so war das eben auch hier. Also was machste? Ich war dann im Reisebüro gleich umme Ecke, und da hab ich gefragt, wegen Flug und Hotel undsoweiter, ich wollte das so preisgünstig wie möglich, weil sowieso alles knapp auf Kante genäht war und dann guckst du eben doppelt, normal. Die Kleine in dem Reisebüro da, die saß wie festgenagelt hinterm Computer und hat auf die Mattscheibe gestarrt, und ich wusste, die ekelt sich, die ekelt sich vor dir, die hat so an mir vorbeigesehen und den Mund verzogen, so was spürt man einfach, da brauchte die gar nix sagen. Wer fragt nach so Reisen, wer will schon nach Omsk und dann auch noch schön billig? Musst du nicht drauf antworten, aber ich habs ja gesehen, ich hab gesehen was die gedacht hat über mich, hier ab in den Bumsbomber, so n fetter Sack mit Halbglatze der mal ner Olga übern Bär streicheln will. Ich hab gar nix gemacht, gar nix, ich hab mir alles ausdrucken lassen und gesagt, ich überlegs mir noch mal, und dann bin ich beim Spiro in Stüffche und hab mir einen gelötet. Den Zettel hab ich noch, da wo alles drauf steht, wann die Flüge gehen und wie das Hotel heißt und alles, der hängt vorne am Kühlschrank. Ich guck jeden Morgen drauf, wenn ich am Tisch sitze und die erste Tasse trink, und manchmal denk ich, wär vielleicht doch ganz nett geworden. Omsk. Sag das dreimal hintereinander ganz schnell, da schüttelts dich im Rachen wie kurz vorm Kotzen.
Auch super beschrieben.

Ich finde, immer, wenn es szenisch wird, hast dus richtig drauf.

Ich hoffe, du kannst mit dem Feedback was anfangen,

Chris

 
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Hallo @jimmysalaryman!

Ich habe deine Geschichte gerne gelesen. Der Stil bzw. die Sprache war anfangs gewöhnungsbedürftig, aber ich bin dann recht schnell rein gekommen und in der gesamten Geschichte hatte ich das Gefühl ganz nah am Charakter zu stehen. Das mit der Sympathie war auch so ne Sache. Der Protagonist erzählt seine Geschichte aus seiner Sicht und einerseits hatte ich Mitgefühl mit ihm, andererseits hätte ich ihn für manche Aussagen und Gedankengänge schlagen können. Das gefiel mir gut, passiert nicht häufig in einer Geschichte, dass ich den Protagonisten nicht in "mag ich/mag ich nicht" einordnen kann. Ich denke, das zeugt von Charaktertiefe. Ich habe auch keine negativen Anmerkungen - vielleicht könnten ein paar Szenen um ein paar Sätze kürzer sein, aber es war nichts so lange, dass ich mir gedacht hätte "Boah, jetzt reicht's einmal" - die Gedankengänge an sich waren flüssig und es gefiel mir gut, wie du zwischendurch die Erinnerungen ganz organisch in die "große Geschichte" eingewebt hast.

Onlinedating und andere Sachen, wo man vielleicht was investieren muss, schon bißchen was, aber nix nur für hier schnelle Nummer, sondern für was Festes.
Bei der Stelle hat das "hier" gestört.

Das mit dem Lügen bringt nichts, das bringt keinem was, das hab ich schon ganz früh gelernt.
runter in die Stadt und hab da n Foto von mir machen lassen, richtig beim Fotografen, ich will da gut drauf aussehen
Hier fand ich die Erinnerung mit dem Vater und dem Lügen sehr gut eingebaut, weil ab dem Moment, wo es um das Treffen geht, fragt man sich natürlich auch als Leser: Oh, wie wird das mit dem falschen Bild. Du löst das hier sehr schön mit einer Erinnerung, die mir den Protagonisten näher gebracht hat. Es ist auch - durch seine Probleme mit dem Aussehen, die du ja auch immer wieder gut einbringst - verständlich, wieso er überhaupt erst das falsche Foto genommen hat und später lässt du ihn ja auch noch einmal über diese Entscheidung reflektieren. Das fand ich sehr gut geschrieben.

Irgendwann wars dann vorbei, sie is aufgegangen wie n Hefekuchen und hatte auch zu nix mehr Lust, ich meine, was willst du da machen? Da is ja kein vor und kein zurück, und dann in der engen Bude mit nichts auf der Naht, da willst du dir nachher nur noch an die Kehle, und das kanns ja auch nicht sein.
Das war so einer der Momente (davon gab's einige), wo ich mein Mitgefühl ihm gegenüber ein wenig verloren habe - keine Kritik - du beschreibst ihn halt sehr gut, sehr greifbar, lebensecht - wie einen richtigen Menschen halt. Selten ist es ja so, dass man sich mit den Taten (oder Gedanken) einer anderen Person (vollständig) identifizieren kann und nicht auch mal "entsetzt" im schlimmsten Fall sogar angewidert ist - so schlimm war's in dem Text jetzt nicht. Ich hab das Gefühl, dass er eigentlich ein guter Kerl ist, der viel zu oft gefühlt hat, dass er nicht dem Schönheitsideal entspricht und dadurch auch (groteskerweise, aber das ist ja meistens so) einen "verschärften Blick" auf "Schönheit und Hässlichkeit" bekommen hat.

Und, da bin ich ganz ehrlich, ganz tief in mir drin hab ich mir das auch n bißchen gewünscht, hätt mir wahrscheinlich gar nicht so viel ausgemacht, paar Tage die Birne ausknipsen mit Zinn 40 und dann weiter wie immer, nur die Ruhe hätt ich wieder gehabt, ich hätt da nicht mehr ständig dran denken müssen, an Irina
Das war der Moment, wo ich mich am meisten mit ihm identifzieren konnte. Wirklich auch hier sehr schön beschrieben - zuerst die Zweifel (auch bezüglich des neuen Fotos, die nicht komplett aufgefaltet werden), dann das Näherrücken des wirklichen Treffens und der (eigene) Realismus, der dann einschlägt, mit all dem Aufwand, der damit verbunden ist. Ich fand auch noch toll, wie er später dann Wetten geht:

San Sebastian glaub ich, hab eigentlich keine Ahnung vom Fuppes, aber klang irgendwie gut, und klar hab ich verloren, aber weißte, ich habs mit nem Lächeln verloren. Denn wie oft haste das im Leben, dass du einmal was riskierst und sofort das große Los ziehst? Eben.
Das war ein schöner Bogen zu der Sache mit Irina.

Also insgesamt eine tolle Geschichte - schön kann ich nicht sagen, weil sie lässt mich ein wenig deprimiert zurück.

LG Luzifermortus

 

Hallo @jimmysalaryman

Wow, kannst Du gut schreiben. Man könnte neidisch werden....

Ich habe ihn gemocht, den 58 jährigen, übergewichtigen Mann, der bei Mamm wohnt und sich Gedanken über die Liebe und das Leben macht. Er hat kein Selbstvertrauen und meint, er sei zu hässlich, um eine Frau zu finden. Eigentlich möchte er einfach eine nette Frau, die ihn abends fragt, wie es ihm gegangen ist bei der Arbeit. Und dann bekommt er den Tip mit dem Internet. Hier dachte ich, oh man, das wird eine Romance Scam Geschichte und der arme Kerl wird fürchterlich abgezockt.

Die Wahrheit is - auf mich wird nie jemand warten. Und das is mir einfach klar geworden, als ich da beim Spiro am Tresen saß und ins leere Glas geguckt hab. Da wusste ichs einfach, das kam von ganz tief unten. Irina, Schneewittchengesicht, alles gut, alles schön, aber wie hätt das gehn solln? Dann is dir hier und sitzt in der engen Bude mit der Mamm und versteht kein Wort und du musst zur Maloche die Kohle ranschaffen,
Und dann die Erkenntnis, dass nie jemand auf ihn warten wird (wie traurig, Kloss im Hals traurig) und die Geschichte dreht. Er merkt, dass das Ganze nicht funktionieren kann und bezweifelt, dass es Irina wirklich gibt. Die Realität kickt ein und am Schluss findet er, dass er von schönen Dingen träumen kann und es ihm dadurch besser geht. Heikel wird es, wenn einmal seine Mamm nicht mehr ist, aber vermutlich wird er auch dann einen Weg finden.

Wie @Luzifermortus finde ich auch, der Charakter hat Tiefe, obwohl er als einfacher Mann dargestellt wird. Und deshalb mochte ich ihn, auch wenn er hässlich und übergewichtig ist und sich ungehobelt ausdrückt.

Wenn überhaupt eine Kritik, dann vielleicht, die eine oder andere Stelle etwas kürzen. Aber dies ist Geschmacksache.

Ausgesprochen gerne gelesen. Den Stil finde ich für diesen Text sehr passend.

LG
Aida Selina

PS: ich glaube nicht, dass es ein Scherz war, aber es tut gut, im Nachhinein darüber zu lachen. Oder?

 

Ich mag die Sprache, sie wirkt authentisch, nicht too much, und passt zu deinem Protagonisten, tolles Antiheldenbild, hätte nicht gedacht, dass er mir tatsächlich sympathisch wirkt
Hallo @ChrisRedfield

danke dir für deine Zeit und deinen Kommentar. Und herzlich Willkommen hier!

Ich denke, das ist schon schwierig, vielleicht das Schwierigste; einen Charakter erschaffen, der tatsächlich ambivalent ist und dadurch echt wirkt. Echt ist ja für jeden etwas anderes, und nur weil ich denke, der Charakter ist echt, muss das ja für einen anderen Leser nicht auch so sein. Sympathie, ja. Das ist auch so eine Sache. Es gibt ja viele Beispiele in der Literatur, wo der Protagonist ein richtiges Arschloch ist (ich denke an Bateman, Harry der Aufreißer aus Selbys "Dämon", oder unzählige andere), denen man wirklich auf jeder Zeile bis in den Abgrund folgt, trotzdem hält sich das Gerücht ja hartnäckig, der Leser brauche zur Identifikation einen sympathischen Charakter. Ich glaube, einen wirklich ambivalenten Charakter zu erschaffen gelingt einem nicht oft. Die Sympathie entwickelt sich ja wahrscheinlich eher am Ende des Textes, wenn man denkt, okay, vielleicht ist es auch eine tragische Figur, dann übersieht man die Ecken und Kanten eher, da ist man gnädiger.

Zu den Kürzungsvorschlägen: Ich bin immer für Kürzungen auch radikaler Natur zu haben, aber ich habe mir bei den von dir zitierten Textpassagen natürlich auch irgendwie etwas gedacht. Lass mir damit einfach noch etwas Zeit, weil mich erstmal auch interessieren würde, was andere Kommentatoren so sagen. Ich kann deine Punkte nachvollziehen, weil die Passagen wahrscheinlich aus dem organischen Fluss etwas herausfallen, vielleicht würde man das nicht genau so wörtlich erzählen, und nicht zu diesem Zeitpunkt, da wird dann die Gemachtheit des Textes eher deutlich, die Intention des Autoren, noch etwas erklären zu wollen.

Ich finde, immer, wenn es szenisch wird, hast dus richtig drauf.
Ja, ich mag Szenen. Ich weiß nicht, ob man innerhalb dieser Rollenprosa von Szene oder szenisch sprechen kann, weil für mich zu einer Szene irgendwie immer mehr als ein Sprecher gehören, da braucht es zwei, eine Interaktion, eine Bewegung, vielleicht ist das auch totaler Unsinn, aber wenn ich so monologisierende Texte schreibe, dann sehe ich zwar auch eine Szene vor meinem inneren Auge, aber rein handwerklich gesehen wären es ja Nacherzählungen, es ist eine retrospektiv erzählte Szene von der Perspektive, außer es ist eben im Präsens, aber selbst da könnte es derjenige der spricht in der Vergangenheit erzählen, wie er es hier tut (tut er doch, oder? äh ...) Ist interessant, dass du das so liest, als Szene, weil ich mir dahingehend noch nie Gedanken gemacht habe.

Ich hoffe, du kannst mit dem Feedback was anfangen,
Selbstverständlich! Vielen Dank dafür, und noch viel Spaß hier.

Gruss, Jimmy

wird fortgesetzt

 

Hallo Jimmy,

ganz dicht war ich an ihm dran, konnte förmlich riechen, wie er schwitzt bei all seinen Glaubenssätzen, wie er sie hin und her wälzt, wie er sich fühlt und schlussendlich auch genauso aussieht. Was Du denkst, wirst Du erleben. Du bist das Produkt Deiner selbst. usw. All die überliefert bekommenen Muster, Erfahrungen und Meinungen schmeißen ihn durch´s Leben wie einen Gummiball - er stößt überall an und meist an sich selbst. So tragisch, so elendig - möchte man ausrufen und doch erwischt man sich selbst, wie wir alle ja nur Menschen sind und "eigentlich" an der gleichen "Krankheit" leiden. Liebesmangel. Nicht alle, aber sehr viele.
Du vermittelst hier die unstillbare Sehnsucht, die Selbstgefälligkeit, Mutlosigkeit, Ignoranz und seine Träume. Alles in eine Waschmaschine und volle 100°C bei 1000 Umdrehungen. Das muss Dir erst einer nachmachen. Manchmal klappt es nicht ganz, in seiner Denke zu schreiben - z.B. schreibst Du manchmal nich und dann wieder nicht, manchmal lässt Du die Schreibe schleifen und dann wieder tritt Dein Intellekt zu Tage. Aber es ist schon ein masterpiece an Schreibkunst. Alle Achtung.
Grüße - Detlev

 

So einen unmittelbaren, ungekünstelten, selbstgesprächigen, zuhörerbezogenen, monologisch-dialogischen mlnd-screen findet man seltenst.

Hallo @Willibald

danke dir für deine Zeit und deinen Kommentar. Bist ein interessanter Kommentator, der twin von Friedrichard denke ich mir manchmal, und ich habe, wie bei ihm auch, selten das Gefühl, deine Texte auch nur so halbwegs zu durchblicken, haha. Ja, freut mich wenn er dir gefällt, der Text hier. Ich schreibe gerne in Rollenprosa, ich finde, das ist immer dann wirklich gut, wenn es einem gelingt, total im Register zu bleiben, das es oral klingt und da nicht der Autor zu viel durchrutscht, das ist oft auch schwer festzustellen für den Autoren, weil man da schnell den Überblick verliert und dann auch alles immer nur so spekulativ ist, hier läuft ja alles auf die Frage der Plausibilität heraus - denkt und spricht jemand so?, da kann man sich schwer vertuen, und es ist auch immer so, dass man selbst sofort an einen bestimmten Typus denkt, so etwas wie einen Archetypen, den man im Unterbewußtsein hat und auf den man zurückgreift, das ist ja ein Muster, nach dem man urteilt, ganz automatisch, und wenn das nicht passt, glaubt man den Text auch nicht. Das ist natürlich nur meine aus der Hüfte geschossene Theorie, aber so stelle ich mir das vor, so geht es mir jedenfalls. Neulich einen Roman gelesen, auch in Rollenprosa, da schlichen sich aber immer wieder in das eher schlichte Gemüt des Protagonisten so total präzise, poetische Beobachtungen, und ich dachte mir, nee, das kann so nicht hinkommen, das ist der Autor, der sich dazwischenschiebt und nochmal kurz mit einem Satz glänzen möchte. Ich denke, das sollte man dann sein lassen, nicht das Ego polieren wollen, es sind also meistens Texte, die wirklich blank und bare bones sind, finde ich jedenfalls, die sich ganz auf den Charakter einlassen und den auch zum Zentrum des Geschehens werden lassen, man bleibt immer bei ihm und verlässt ihn nicht für ein Kabinettstücken. Insofern natürlich ein Kompliment, den du dem Text gemachst hast.

Gruss, Jimmy

wird fortgesetzt

 

Das gefiel mir gut, passiert nicht häufig in einer Geschichte, dass ich den Protagonisten nicht in "mag ich/mag ich nicht" einordnen kann. Ich denke, das zeugt von Charaktertiefe.

Hallo @Luzifermortus

danke dir für deinen Kommentar und deine Zeit.

Ja, ich lese selber gerne Charaktere, die nicht eindimensional sind. Das ist, wie gesagt, schwierig zu bewerkstelligen; manchmal versucht man das total exakt zu konstruieren, zwei Seiten zu bedienen, aber dann wird das offensichtlich, dann spürt man die Konstruktion, das Gemachte, das Gewollte. Um es möglichst organisch hinzubekommen, braucht man da eine irgendwie richtige Metrik, es muss gut austariert sein, vielleicht ist mir das hier ganz gut gelungen.

Hier fand ich die Erinnerung mit dem Vater und dem Lügen sehr gut eingebaut, weil ab dem Moment, wo es um das Treffen geht, fragt man sich natürlich auch als Leser: Oh, wie wird das mit dem falschen Bild.
Das ist für mich interessant, weil der erste Kommentator diese Sequenz mehr oder weniger ersatzlos streichen würde. Es ist schon richtig, dass die die Story nicht voranbringt, aber ich frage mich eben auch - muss man das hier? Oder anders: Ist das eine Story, wo man wirklich etwas voranzubringen hat? Ist ja kaum Plot vorhanden. Ich meine, ich verstehe das natürlich, das man sagt, man sollte auch so einen Text möglichst slim machen, um ihn nicht unnötig in die Länge zu ziehen, aber es nimmt eben eventuell auch etwas von der Tiefe.
Das war so einer der Momente (davon gab's einige), wo ich mein Mitgefühl ihm gegenüber ein wenig verloren habe - keine Kritik - du beschreibst ihn halt sehr gut, sehr greifbar, lebensecht - wie einen richtigen Menschen halt.
Ich glaube, vielleicht ist es so, viele Menschen denken tatsächlich so, es ist eben ein wenig der naturalistische Fehlschluss, vom Sollen aufs Sein zu schließen: nicht alle sind ethisch korrekte Typen, die ihre Emotionen total unter Kontrolle haben. Das ist einfach so, Menschen, und im Speziellen Männer in Bezug auf Frauen, haben oft solche Gedanken; abwertend, objektifizierend, oder aber erhöhend und romantisierend. Da gibt es zwischen Madonna und Hure oft nicht viel. Ich denke, das ist irgendwie normal, aber niemand würde das wohl so zugeben.
Das war der Moment, wo ich mich am meisten mit ihm identifzieren konnte. Wirklich auch hier sehr schön beschrieben - zuerst die Zweifel (auch bezüglich des neuen Fotos, die nicht komplett aufgefaltet werden), dann das Näherrücken des wirklichen Treffens und der (eigene) Realismus, der dann einschlägt, mit all dem Aufwand, der damit verbunden ist.
Der Text ist ein Teil einer Serie, die ich eigentlich als eine Art Hörspiel konzipiert habe. Es geht dort um Geld, also folge dem Geld und siehe wo es hingeht. Das war so der grobe Aufhänger. Da steckt natürlich auch dieser Zwiespalt drin; wir sind ja umgeben von schönen Menschen. Ich finde das faszinierend, wenn attraktive 90-60-90 Bikini-Mädchen in ihren Instagrammposts immer davon erzählen, dass es keine Rolle spielt, wieviel man wiegt und wie man aussieht: Just be yourself! Hey, klar, wenn ich von der Natur begünstigt wurde, kein Problem. Wenn Brad Pitt dir hinterherpfeift, Kompliment! Wenn es der fette, verschwitzte Bauarbeiter tut, sexual harrassment! Ich weiß nicht, ob man das so verallgemeinern kann, aber so kommt es mir oft vor. Es gibt, finde ich, kein Recht auf Liebe, und auch kein Recht auf Sex oder eine Beziehung oder sonstwas. Das Leben schuldet dir erstmal gar nichts. Was machen also Menschen, die wirklich unattraktiv sind? Geben die sich mit so einem Kalenderspruch ab? Sprechen die in der U-Bahn die Frau an, die ganz klar nicht in ihrer Liga spielen und riskieren eine demütigende Abfuhrt? Vielleicht einige, aber sicher nicht die Mehrheit. Wie erfüllen diese Menschen ihre Sehnsucht? Das passiert ja meistens ungesehen, davon erfährt niemand, oder man macht eben eine Trash-TV Show daraus, die so ganz ungeniert Menschen und ihre nachvollziehbaren Träume bloßstellt, einen voyeuristischen Spaß für die ganze Familie daraus macht. Natürlich präsentiert von attraktiven Fernsehmenschen!
Also insgesamt eine tolle Geschichte - schön kann ich nicht sagen, weil sie lässt mich ein wenig deprimiert zurück
Ja, "schön" in dem Sinne sollte die natürlich auch nicht sein, ich weiß aber natürlich, wie du es meint. Sometimes a punch in the gut is not a bad thing.

Gruss, Jimmy

wird fortgesetzt

 

Ich habe ihn gemocht, den 58 jährigen, übergewichtigen Mann, der bei Mamm wohnt und sich Gedanken über die Liebe und das Leben macht. Er hat kein Selbstvertrauen und meint, er sei zu hässlich, um eine Frau zu finden.

Danke dir für deine Zeit und deinen Kommentar.

Ich denke, es gibt einige solcher Menschen, nicht nur Männer. Ich finde es ja immer ein klein wenig übergriffig, wenn Autoren für sich in Anspruch nehmen, die Geschichten derer zu erzählen "die sonst keine Stimme haben." Ich meine ja, niemand hat sie gefragt, für sie zu sprechen, und sie sind auch nicht zu dumm, ihre Geschichten selbst zu erzählen. Vielleicht ist das hier also tatsächlich eine Gratwandern und ethisch nicht einwandfrei, ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich wollte einfach diese Geschichte erzählen, ein einsamer Mann, der sich nach Liebe sehnt, nach einem Zuhause, nach Wärme. Ich bin selbst immer kritisch bei Texten, die sich das Leid anderer Menschen aneignen um dieses als Effekt zu benutzen, und natürlich weiß ich aber auch, dass jeder Geschichte auch immer irgendwie ein Drama ist, also sind Leid und Schmerz und Verlust immanent. Seltsamerweise moniert niemand das Gegenteil - wenn man eine Geschichte mit Happy End erzählt, wo allen die Backen glühen vor Glück, da sagt auch niemand: Ja, also unmöglich, wie sich hier der Autor die Freude und Euphorie der Protagonisten angeeignet hat! Oder doch? Ich weiß es nicht, haha.

Und dann die Erkenntnis, dass nie jemand auf ihn warten wird (wie traurig, Kloss im Hals traurig) und die Geschichte dreht. Er merkt, dass das Ganze nicht funktionieren kann und bezweifelt, dass es Irina wirklich gibt. Die Realität kickt ein und am Schluss findet er, dass er von schönen Dingen träumen kann und es ihm dadurch besser geht. Heikel wird es, wenn einmal seine Mamm nicht mehr ist, aber vermutlich wird er auch dann einen Weg finden.
Ich glaube ja, dass dieses Weitermachen in Geschichten oft übersehen wird; es ist immer die Frage nach dem danach. Irgendetwas passiert in einem Leben, für einen Moment begleiten wir den Protagonisten, erleben mit ihm Niederlagen oder großes Glück, und dann steigen wir wieder aus. Und dann?, frage ich mich. Dieser Alltag ist natürlich etwas, dass sich nicht sehr erzählenswert anfühlt, aber gerade da finde ich oft die besten Inspirationen. Kleine Dinge, Mythen des Alltags sozusagen, die sich zu einem großen Ganzen zusammenfügen, die für mich "Leben" bedeuten. Leben ist ja nicht die Besteigung des Mount Everest, das sind ja Verzückungsspitzen, sondern Leben ist Frühstück, Arbeit, Pause, Kollegen, Kunden, Rechnungen etc. Der underbelly of existence.
Wenn überhaupt eine Kritik, dann vielleicht, die eine oder andere Stelle etwas kürzen. Aber dies ist Geschmacksache.
Ich verstehe. Ich sehe mir den Text nochmals genauer an. Braucht immer etwas Zeit, damit er ruhen kann (ich nenne es "kochen"), und dann sticht mir das selbst viel eher ins Auge, wo noch Kürzungsbedarf ist.

PS: ich glaube nicht, dass es ein Scherz war, aber es tut gut, im Nachhinein darüber zu lachen. Oder?
Ich weiß es nicht, ist sicher ein bitteres Lächeln, was man hätte, wenn überhaupt, aber es entlässt den Leser nicht ganz so hoffnungslos in die ohnehin vorhandene Tristesse.

Gruss, Jimmy

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Ich sag immer, kostenlosen Käse gibts nur in der Mäusefalle.

Hallo @jimmysalaryman

Hat mir gut gefallen. Klingt so, als würde ich die Geschichte am Tresen bei ein paar Bierchen erzählt bekommen. Ein einsamer, einfach gestrickter Typ aus der Arbeiterklasse/Unterschicht - vielleicht auch ein Kollateralschaden des Feminismus, einer der berüchtigten "Abgehängten", deren Sorgen und Probleme in der Öffentlichkeit nicht so sehr Gehör finden, da sie keiner diskriminierten Minderheit angehören - philosophiert über die Liebe und das Leben. Er sucht nach einer Frau, findet aber keine, weil er potthässlich ist, und was willste dagegen machen? Insofern ist er auch ein Opfer der gesellschaftlichen Schönheitsideale, sein Hirn versengt von Fernsehen und Gala. Er will eine junge, hübsche Frau, anstatt sich eine zu suchen, die in seiner Liga spielt. Mein Mitleid hält sich in Grenzen.
Man kann sich auch fragen, ob der Erzähler zu diesen ganzen Selbstreflektionen fähig ist, dazu kognitiv in der Lage ist, und wenn man das glaubt, wieso er nicht sein Leben grundlegend ändert, wo er sich doch die Ursachen seiner Probleme bewusst machen kann, das auch ausdrücken kann, auf seine Art. So nach der psychologischen Faustregel: Wer seine Probleme formulieren kann, kann sie auch lösen, oder zumindest einen Umgang damit finden, ohne in ständigem Selbstmitleid zu versumpfen. Das wäre auch mein einziger "Kritikpunkt" an dem Text: Dass er auf Dauer wie ein Leierkasten klingt, die Kurbel wird gedreht und die Klagen erklingen. Für eine Kurzgeschichte passt das, aber auf einer längeren Strecke würde ich deinem Erzähler nicht folgen wollen, weil er sich ständig im Kreis dreht. Ich mein, das Potential zum Ausbruch hätte er, nur ist es schwer vorstellbar.

Gut gefallen hat mir, dass der Erzähler authentisch wirkt, ich hab da ein Bild von dem im Kopf, und das verwendete Vokabular und die Gedankengänge wirken einfach echt. Und ich schluck auch die Selbstreflektiertheit, weil er zwar ungebildet ist, aber darum nicht dumm sein muss. Ich bin beim Lesen nie aus der Illusion rausgefallen, dass mir der Erzähler die Geschichte erzählt und nicht du, der Autor.

Na ja, und ich sach mal, die Träume, die bleiben einem ja. Wenn die mal nich mehr sind, isses Zeit zu gehen.
Brutal, aber wohl die Wahrheit. Hab ich gern gelesen.

Grüße
Mand

 
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Hallo @jimmysalaryman
Feine, traurige, aber ehrliche Geschichte über einen, der das Glück zu kaufen sucht, sich dabei selber findet und den Status Quo – nicht glücklich, aber mit sich im Reinen – akzeptiert.

bei den Russinnen kannst du aussehen wie eine Affe,
ein

Ich hab einfach n anderes Photo genommen, also von wem anders, keins von mir, sondern von irgendeinem, hab ich aus dem Internet runterkopiert, natürlich nicht von so nem Hollywoodtypen, weil das würde die ja sofort merken,
Ich mag das. Dein Prota ist zwar ein Arbeiter am Rande der Gesellschaft, aber er ist nicht blöd, wie das Erscheinungsbild so nah an Kante genäht weismachen könnte.
Er ist sich zu jeder Zeit bewusst, wie er wirkt und ich nicke oft bei seiner Selbstreflektion. Überhaupt finde ich das eine sehr intime Geschichte.

Ich konnte das kaum glauben zuerst - ich meine, hier sind die Frauen so … die deutschen Frauen, die deutschen Frauen, ja?
Eher stilistische Frage. '–' oder '...'

und hab mir die Profile von denen angesehen, alles nur schöne Frauen, junge Frauen, wirklich. Na ja, du denkst, warum sind die alle da, finden die keinen anderen?
Hier traue ich ihm mehr zu. Oder ignoriert er absichtlich die mögliche Wahrheit bewusster Täuschung durch faked pictures? Er hat ja auch n Banker hochgeladen. Ähem.

und warum soll die ausgerechnet mir da antworten? da hatte ich dann Glück,
Da hatte ich ...

aber immer wenn ich das Schneewittchengesicht gesehen hab von der Irina, da is mir das Herz aufgegangen, wirklich.
Und so könnte es doch ewig weiter gehen, denn am glücklichsten ist er immer dann, wenn er von der nächsten Stufe träumt.
Wenn es dann ans Umsetzen, Weiterentwickeln geht, kommen die Zweifel und zerstören das schöne Gefühl. Seufz.

und da kommst du dann schon ans Nachdenken.
ins, oder gehört sich das im Dialekt so?
Na ja, ich bin zum Fred, das ist der, dem das Wettbüro gehört und hab eben den gefragt, weil ich nicht flüssig war und ich wusste, der macht nicht gleich Terz weil ich ihn nach Geld frag,
Geschwärztes weg. Ergibt sich aus bisherigem Kontext.

Aber da war noch ne Sache. Ich lüg nicht gerne, da bin ich altmodisch,
Hier dachte ich zunächst, er meint die Lüge bei Fred. Erst gegen Ende des Exkurses in die Gewalt/Misshandlung geprägte Jugendzeit dreht es zur Lüge mit dem Profilbild. Eventuell eine kleine Anspielung zu Beginn des Absatzes und je länger ich darüber nachdenke, je mehr verblasst mein Einwand. Klasse, dot, das hilft jimmy total, hr, hr.

ich bin da der Kalfaktor.
Ich kannte das Wort zu meiner Schande nicht, und Google sagt mir, dass wir in CH die Gefangenen mit besonderen Aufgaben auf Station so nennen. Ansonsten wohl einfach Hausmeister. Wieder was gelernt, he he.

paar Tage die Birne ausknipsen mit Zinn 40 und dann weiter wie immer,
Da isser ja wieder, Prost.

Dann is dir hier und sitzt in der engen Bude
die

Ich kann ich dir sagen, was mit dem Geld war.
Hm, ein ich zuviel.

Glaubst du, es war n Scherz, das Ganze? Kannst ruhig sagen, sag.
Da bleibe ich eine Antwort schuldig, denn die steckt mir als Klos im Hals.

Sehr gerne gelesen, auch wenn hier das Leben für deinen Protagonisten nicht gross Rosinen übrig lässt.

Liebe Grüsse, dot

 

Ich finde es ja immer ein klein wenig übergriffig, wenn Autoren für sich in Anspruch nehmen, die Geschichten derer zu erzählen "die sonst keine Stimme haben." Ich meine ja, niemand hat sie gefragt, für sie zu sprechen, und sie sind auch nicht zu dumm, ihre Geschichten selbst zu erzählen. Vielleicht ist das hier also tatsächlich eine Gratwandern und ethisch nicht einwandfrei, ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich wollte einfach diese Geschichte erzählen, ein einsamer Mann, der sich nach Liebe sehnt, nach einem Zuhause, nach Wärme.
Hallo Jimmsalaryman

Ja, das ist eine wichtige Frage. Was mir dazu einfällt: wenn man die Geschichte mit Respekt und Feingefühl erzählt und nicht um bloss zu stellen oder auf jemandem mit dem Finger zu zeigen, dann finde ich, darf man das. Vielleicht ist es auch gut, jemandem eine Stimme zu geben, der es sich nicht zutraut oder gar nicht auf die Idee kommt, dass er eine Geschichte wert ist?
Vor einigen Jahren habe ich eine Kollegin vertreten, die einen Kurs geleitet hat, der "Schreibwerkstatt für Menschen mit Psychiatrieerfahrung" oder so ähnlich hiess. Ich erinnere mich noch gut daran, was für eindrückliche Geschichten da zusammen kamen. Nicht fehlerfrei oder grammatikalisch korrekt geschrieben, aber inhaltlich sehr speziell und zum Teil richtig gut.

Dieser Alltag ist natürlich etwas, dass sich nicht sehr erzählenswert anfühlt, aber gerade da finde ich oft die besten Inspirationen. Kleine Dinge, Mythen des Alltags sozusagen, die sich zu einem großen Ganzen zusammenfügen, die für mich "Leben" bedeuten. Leben ist ja nicht die Besteigung des Mount Everest, das sind ja Verzückungsspitzen, sondern Leben ist Frühstück, Arbeit, Pause, Kollegen, Kunden, Rechnungen etc. Der underbelly of existence.
Schön beschrieben, finde ich auch. Von grossen Gefühlen, unendlicher Liebe, abgrundtiefer Trauer zu schreiben, wird vielleicht irgendwann auch langweilig? Ich persönlich mag die leisen Töne lieber.

Vielen Dank für das Zurückschreiben.

Viele Grüsse
Aida Selina

 

Manchmal klappt es nicht ganz, in seiner Denke zu schreiben - z.B. schreibst Du manchmal nich und dann wieder nicht, manchmal lässt Du die Schreibe schleifen und dann wieder tritt Dein Intellekt zu Tage.

Hallo @Detlev , und danke dir für deine Zeit und deinen Kommentar.

Der Text ist über einen längeren Zeitraum entstanden, da hab ich wohl geschludert, es ist nicht einheitlich geworden, ich setz mich nochmals dran. Mit dem Intellekt ist das so eine Sache; es darf nicht zu offensichtlich werden, dass die Stimme eben keine echte Stimme ist, sondern nur gemacht. Ich weiß nicht, wo dezidiert dir das aufgefallen ist, aber es wäre hilfreich, wenn du mir eventuell bestimmte Stellen zitieren könntest, um mir die mal genauer anzusehen.

Hallo @Mand Dank auch an dich für Zeit und Kommentar.

Man kann sich auch fragen, ob der Erzähler zu diesen ganzen Selbstreflektionen fähig ist, dazu kognitiv in der Lage ist, und wenn man das glaubt, wieso er nicht sein Leben grundlegend ändert, wo er sich doch die Ursachen seiner Probleme bewusst machen kann, das auch ausdrücken kann, auf seine Art. So nach der psychologischen Faustregel: Wer seine Probleme formulieren kann, kann sie auch lösen, oder zumindest einen Umgang damit finden, ohne in ständigem Selbstmitleid zu versumpfen.

Ist ein sehr guter Punkt und eine sehr gute Frage. Ich glaube ja, er versucht mit dieser Aktion, Irina kennenzulernen oder sich weiter um sie zu bemühen etc, sein Leben zu ändern. Das geschieht auch nur, weil es einer seiner "Freunde" ebenso versucht, also er sieht schon, da wäre etwas möglich, nur wie erreichen? ... so weit meine Theorie. Natürlich könnte man sagen, was soll ein hässlicher Mann machen? Abnehmen, fit werden, sich irgendwelchen Operationen unterziehen oder auch nur regelmässig Gesichtsmasken oder Kosmetikbehandlungen? Das kann ich mir alles vorstellen, und es wäre in sich auch logisch, ein logischer Schritt, aber ich denke, es gibt da große Barrieren. Meldet sich ein solcher Mann im Fit-X an, wo fast auch nur schöne Menschen an ihren Körpern arbeiten? Traut man sich so was? Ich weiß es nicht, ich bin mir nicht sicher. Ich schwanke im Gewicht auch immer wieder erheblich, im letzten Jahr habe ich 25 Kilo abgenommen, ohne Fitnessstudio, bei mir ist direkt eins umme Ecke, und ich glaube, mit 110 gehe ich noch einfach so da rein; da braucht man allerdings schon auch ein gewisses Selbstvertrauen, und wenn das nicht mehr da ist oder nie da war? Das sind schwierige Fragen. Ich glaube ja auch, dass er damit umgehen kann, mit seiner Situation, er ist nicht verblendet, er durchdringt diese Illusion, dieses Verliebtsein und kommt wieder auf den Teppich; er bleibt halt einsam, und ich denke, es ist nicht nur die Angst vor der Enttäuschung, sondern auch die Einsicht, dass es nicht funktionieren wird. Vielleicht kann man sich ab einem gewissen Punkt nicht mehr so ändern, wie es gut für einen wäre.
Für eine Kurzgeschichte passt das, aber auf einer längeren Strecke würde ich deinem Erzähler nicht folgen wollen, weil er sich ständig im Kreis dreht. Ich mein, das Potential zum Ausbruch hätte er, nur ist es schwer vorstellbar.
Absolut, ich denke, die ist mir auch etwas zu lang schon geraten. Einen ganzen Roman so, nein danke. Ich finde ja Rollenprosa ist dann am stärksten, wenn sie komprimiert ist, einheitlich, in einem Zug zu lesen, dann steckt man ganz im Kopf drin und erliegt wahrscheinlich auch leichter dem Sog, also die Immersion wirkt stärker, weil dieser Sound auch so schön einlullend sein kann.

Das wäre auch mein einziger "Kritikpunkt" an dem Text: Dass er auf Dauer wie ein Leierkasten klingt, die Kurbel wird gedreht und die Klagen erklingen.
Haha, ja stimmt. Ist ja das, was ich vielen anderen Texten ebenso "vorwerfe", dass sie mit dem Leid spielen, ist wahrscheinlich grundsätzlich ein wesentlicher Punkt beim Erzählen. Man könnte auch sagen, das sei Gefühlskitsch nur andersherum und hätte damit nicht Unrecht. Ich denke, jeder Text operiert mehr oder weniger an diesen Grenzen, und deswegen ist Textarbeit so wichtig, weil man selbst nicht immer so sicher sein kann, ob und wo es umschlägt und dann unangenehm abdriftet, in so ein Leidensporn oder Gefühlsduselei oder Kitsch. Ich weiß auch nicht, ob der Protagonist hier unbedingt klagt, er beklagt sich ja nicht direkt, er legt die Gründe dar, wie sie sind, er sucht ja auch keine Schuld oder so, er beschreibt seine Situation relativ nüchtern, er weiß um sie, träumt jedoch trotzdem von Veränderung, oder er erhofft sie sich zumindest, aber ich denke, aufgrund seiner Persönlichskeitsstruktur ist ein Scheitern vorprogrammiert. Ich will den Text jetzt nicht verteidigen, weil er so ist wie er ist, aber ich will dennoch erklären, wie ich den sehe; vielleicht als fatalistisches Dilemma, falls es so einen Begriff gibt, haha.

Gruss, Jimmy

wird fortgesetzt

 

Feine, traurige, aber ehrliche Geschichte über einen, der das Glück zu kaufen sucht, sich dabei selber findet und den Status Quo – nicht glücklich, aber mit sich im Reinen – akzeptiert.

Hallo @dotslash

danke dir für deine Zeit und deinen Kommentar.

Stimmt, er akzeptiert sein Schicksal mehr oder weniger und bleibt allein. Er versucht etwas, von dem er selbst nur kurz glaubt, dass es funktionieren könnte. Im Grunde natürlich auch irgendwie eine tragische Geschichte.

Er ist sich zu jeder Zeit bewusst, wie er wirkt und ich nicke oft bei seiner Selbstreflektion. Überhaupt finde ich das eine sehr intime Geschichte.
Ja, ist schön, wenn du das so liest. Es ist schwierig, beim Schreiben die Gedanken so zu formulieren, das sie nicht so gemacht klingen; wie spricht so jemand? Ich muss sagen, ich hab da immer gewisse Personen vor Augen, teilweise Familienmitglieder, und dieser Sound ist sehr nah an dem, wie bei mir zuhause gesprochen wurde. Das ist ja mehr oder weniger Kauderwelsch, und beim Schreiben vermengt sich das natürlich mit den Begriffen, die ich im Kopf habe, da merke ich schnell, dass ich aus dem Sound rauskomme und das etwas schreibe, was unser Heinz so nie sagen würde.
Und so könnte es doch ewig weiter gehen, denn am glücklichsten ist er immer dann, wenn er von der nächsten Stufe träumt.
Das ist fein beobachtet. Es geht glaube ich, gar nicht so sehr um ein tatsächliches Treffen oder eine wirkliche Beziehung, sondern um die Vorstellung davon. Das ist ja oft so, man merkt es auch daran, dass diese Menschen sich oft nie einen finalen Termin setzen, Ziele sind immer in der vagen Zukunft. Es ist auch immer seltsam, dass Menschen vor Prüfungen plötzlich die Reißleine ziehen, das habe ich immer wieder erlebt, Lehre, Meisterschule, also es gibt so Menschen, die nicht nur Prüfungsangst haben, sondern wahrscheinlich auch davor, Fakten zu schaffen.
Hier dachte ich zunächst, er meint die Lüge bei Fred.
Nee, stimmt schon, kann man so denken wie du es gemacht hast. Muss ich gucken, dass ich das klarer macht, danke fürs genaue Lesen, ist mir nicht aufgefallen.

Da bleibe ich eine Antwort schuldig, denn die steckt mir als Klos im Hals.
Ist vielleicht etwas manipulativ, wie? Also, ich glaube, ich würde das einem fremden Text natürlich ankreiden, bei meinem eigenen ist das selbstverständlich Weltklasse gelöst! :D Ich brauchte eben einen Zirkelschluss zum Beginn, wo es ja auch mit einer Frage schließt, und hier habe ich es dann eben so gemacht, dass es eben so endet und auch noch mal diese orale Vermittlung etwas signifikanter nach vorne ins Bewußtsein rückt, diese intime Sprech und Erzählsituation.
Sehr gerne gelesen, auch wenn hier das Leben für deinen Protagonisten nicht gross Rosinen übrig lässt.

Danke dir, dot. Grammatik und Kürzungen nehme ich im Laufe des Tages vor.

Gruss, Jimmy

wird forgesetzt

 

Was mir dazu einfällt: wenn man die Geschichte mit Respekt und Feingefühl erzählt und nicht um bloss zu stellen oder auf jemandem mit dem Finger zu zeigen, dann finde ich, darf man das.

Hallo und danke dir für deine erneute Rückmeldung.

Ja, das ist wirklich eine schwierige Frage. Ich glaube, da kann es keine endgültige oder alle zufriedenstellende Antwort geben. Der Autor bleibt immer ein dunkler Hexer im Hintergrund, der Charaktere erschafft, die er dann leiden lässt. Ich denke, das ist auch unabhängig vom Genre, ob Horror oder Fantasy, das Prinzip ist ja das Gleiche; der Autor entscheidet, was mit wem und wie geschieht. Das ist wohl ein kreatives Dilemma.

Ich denke, ein Autor schreibt am besten in seinem Erfahrungshorizont. Ich vergleiche das gerne mit dem Method acting bei Schauspielern - man braucht eine emotionale Verbindung zum Personal seiner Geschichten, man zapft den gleichen Urstrom an sozusagen. Na ja, vielleicht eine steile These, ich weiß es ja auch nicht besser, haha.

Gruss, Jimmy

 

Servus Jimmy,

souverän geschrieben, mir gefällt das Teil. Die Gedanken über Liebe und die Twists im Text, ob Irina kommt oder nicht kommt und weswegen, fand ich auch sehr gut. Ich finde, auch dieses Gefühl von Verliebtsein kommt gut rüber, wie er vor dem PC sitzt und sich in die Nachrichten der schönen Frau verliebt. Welcher Typ in Zeiten von Tinder hat das nicht ansatzweise hinter sich? :D

Ich hab deinen Erzähler gut vor Augen, der Schlag Mensch, klingt jetzt gehässiger als ich es meine, ich sag mal, Männer wie er sind mir jetzt nicht fremd. Es ist natürlich die Frage, wie du die Figur aufziehst, im Sinne von, wer soll der Erzähler sein? Er ist so ein Typ, der labern kann, der ein wirklich guter Erzähler ist, und das nehme ich der Story absolut ab, das passt alles finde ich. An manchen Stellen ist er mir aber, im wirklich Feinen, ein wenig zu eloquent bzw. zu selbstreflektiert und er denkt für mich ein, zwei Schritte zu weit. Das klingt jetzt vielleicht böse oder dass ich Leuten wie deinen Erzähler eine gewisse Art der Intelligenz abspreche. Ich merke selbst, während ich das tippe, dass ich mich ein wenig schäbig fühle. Es kommt auch nur in Feinheiten im Text vor, die den Text jetzt nicht runterziehen, aber für mich wäre das noch authentischer, wenn du an manchen Stellen die Selbstreflektiertheit und Eloquenz deines Prots zurückschrauben würdest. Ich kenne Männer wie ihn, und da kommt oft richtig Gutes, richtige Lebensweisheiten, aber an manchen Stellen habe ich mich in der Vergangenheit dann gewundert, dass es nicht "weiterging" in solchen Gedankenwegen bei Gesprächen mit Männern wie deinem Erzähler; letztendlich versteht der Leser alles, was gemeint wird, ohne dass es der Erzähler ausführen muss. Die Stellen, auf die ich mich beziehe:

Sagen wir so, ich krieg schnell Gefühle, war schon immer so, also sagen wir mal wenn ich n jungen Hund seh zum Beispiel oder was anderes, was schön ist, da werd ich schnell weich, auch wenn ich aussehen tue wie n Klotz.
Das finde ich aus der Außenperspektive betrachtet: "Auch wenn ich aussehe wie ein Klotz." Das ist so für den Leser als Erinnerung: Aber denk daran, wie er aussieht! Ich weiß nicht, ob dein Protagonist so über sich sprechen würde, in der Situation

Ne halbe Stunde hab ich mich selbst angeglotzt aufm Bildschirm, bis mein Blick richtig stier wurd, danach wars mir egal.
Das fand ich etwas drüber und unpassend für deine Figur, dass er sich eine halbe Stunde auf dem Bildschirm anschaut und das dann so reflektiert wiedergibt ... ist eine wirklich feine Kleinigkeit, aber war mein Bauchgefühl an der Stelle

Weil es is ja so, wenn die einmal hier war und dann einfach wieder verschwindet, so mir nix dir nix, dann weißt du ja, wies mit der gewesen is. Dann weißt du immer, was du vermissen wirst. Und das fällt runter wie n Stein, wenns dir einmal klar geworden is.
Hier würde ich z.B. den durchgestrichenen Teil kürzen. Das kommt an beim Leser, man versteht das. Ich fände das authentisch, wenn dein Leser hier stoppen würde in seinem Gedankengang; manchmal weiß man dann nicht, ob das Scham des Erzählers ist, das nicht weiter auszuführen, oder ob er das richtige Bauchgefühl hat, aber den Gedanken nicht weiter ausformulieren kann.

Ich hab mir auch gedacht: Wem erzählt er das eigentlich? Seiner Mutter nicht, weil er ja über sie in der dritten Person spricht; seinem Kumpel auch nicht, wegen dem gleichen Grund. Es klingt letztendlich wie ein Interview oder Therapiegespräch; nur so Gedanken, tut dem Lesevergnügen des Textes keinen Abbruch.

Also, für mich ist das ein fertiges Teil, sehr gerne gelesen. So im absolut Feinen könntest du mMn nachüberlegen, ob der Erzähler wirklich alles auserzählen muss (ich beziehe mich auf meine Zitate), oder ob nicht mehr Authentizität dahinter stecken könnte, wenn er manchen eloquenten Gedankengang mal auf halber Strecke abbrechen würde. Aber das sind wirkliche Feinheiten. Auch womöglich im Sinne davon, wem dein Erzähler die Story erzählt. Er ist ja ein eher verschwiegener Typ, was seine Emotionen angeht, erzählt er ja selbst, obwohl er eigentlich äußerst sensibel ist. Also er müsste sich in einem speziellen Rahmen oder vor einer sehr besonderen Person befinden, das alles so ehrlich zu erzählen. Den Gedanken könnte man weiterspinnen, und die von mir zur Kürzung infrage gestellten Stellen davon abhängig machen. Dann wäre der Grund für das Verschweigen der restlichen Gedankengänge, dass ihm seine Emotionen zu peinlich sind. Ich würde aber tatsächlich dafür plädieren, ihn manche Gedankengänge nicht so eloquent und philosophisch zuende führen zu lassen, weil er wie gesagt vllt das richtige Bauchgefühl hat, aber nicht genügend Ressourcen, das so auszuformulieren. Aber ja, Peanuts.

Beste Grüße
zigga

 

Das klingt jetzt vielleicht böse oder dass ich Leuten wie deinen Erzähler eine gewisse Art der Intelligenz abspreche. Ich merke selbst, während ich das tippe, dass ich mich ein wenig schäbig fühle.

Hallo @zigga

nee, ich weiß genau, was du meinst. Deine Kürzungsvorschläge machen ja auch einfach Sinn. Es ist so, manchmal hast du Erlebnisse, da kommen Dinge aus Menschen heraus, die du nicht für möglich gehalten hast; da sagen die Sätze, die total präzise und elaboriert klingen, und du merkst, du hast es denen nicht zugetraut. Ich kenne das Gefühl selbst; ich kenn es auch andersherum, dass Leute mir nicht zutrauen, "solche" Gedanken zu haben und dann ganz überrascht sind. Ich denke, das ist normal. Krass war es, als ich diesen Schreibkurs im Knast gegeben habe, da habe ich Sachen gehört von LL-ern, da dachte ich, Wahnsinn!, und war sehr überrascht, auch über mich selbst, weil ich es denen nicht zugetraut habe. Da merkt man dann, wie schnell man doch mit Vorurteilen ist. Ist immer so die Frage, ob es nicht auch eine Art Spiegelung ist, ich lese etwas und werte den Ton und den Sound aus eigener Erfahrung; kann der das sagen? Ich glaube ja, oder eben nein, weil wir es abgleichen mit ähnlichen Erfahrungswerten. Meinten ja schon andere Kommentatoren, dass es manchmal etwas drüber wäre vom Intellekt her, von der Eloquenz, da mag sicher was dran sein. Ist so die Frage, ob das wirklich eloquent ist, was er denkt; ich weiß es nicht, aber ich denke, es ist eben auch zu einem guten Teil der Autor, den man da rausliest, der noch konstruiert und da etwas verdeutlichen will, der Figur bzw der Darstellung dieser noch nicht ganz traut. Das ist weniger der Figur an sich geschuldet, glaube ich, sondern eher dem Autor, der sich da nochmal einmischt. Ich finde es schwierig, diesen Sound immer voll durchzuziehen, weil der sich ja unweigerlich mit deinem eigenen Ich vermengt, und so ist das zu einem guten Teil auch immer ein wenig man selbst, es sind auch eigene Gedanken und Emotionen, die da mit reinspielen, und dann wird es schwer, das zu trennen.

Ich hab mir auch gedacht: Wem erzählt er das eigentlich? Seiner Mutter nicht, weil er ja über sie in der dritten Person spricht; seinem Kumpel auch nicht, wegen dem gleichen Grund. Es klingt letztendlich wie ein Interview oder Therapiegespräch; nur so Gedanken, tut dem Lesevergnügen des Textes keinen Abbruch.
Das habe ich mich ehrlich gesagt, gar nicht gefragt. Das könnte man ja bei Rollenprosa immer fragen, auch bei Texten in anderen Erzählperspektiven. Er könnte es einfach einem Freund erzählen oder sonstwem; ich denke ja auch, das ändert nichts in der Anlage der Erzählung, sie würde so bleiben, oder? Klar kann man da jetzt einen echten Erzählrahmen drumbasteln, aber Therapeut oder so fände ich jetzt nicht so prall, das würde für mich auch nicht so richtig passen.
Also er müsste sich in einem speziellen Rahmen oder vor einer sehr besonderen Person befinden, das alles so ehrlich zu erzählen.

Hmm, ich weiß nicht, ob der verschwiegen ist, wie du es im Kommentar sagst, das wissen wir im Grunde ja auch nicht, wäre auch irgendwie etwas kontraindikatorisch, wenn er einerseits als guter Erzähler wahrgenommen wird und andererseits als verschwiegen, da passt doch was nicht, oder? Der mag sensibel sein, das stimmt. Wir lernen ihn ja so kennen, als redefreudig, auch dass er es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt und schon einen relativ ungeschminkten Blick auf seine eigenen Situation hat. Ich weiß nicht, aber ich habe in Eckkneipen schon genau solche Sachen gehört, so beim Feierabendkölsch (gut, dem fünften oder sechsten eben), aber da haben mir Leute wirklich ganz intime Dinge erzählt, mehr oder weniger ungefragt, du wirst da richtig in Beschlag genommen. Ich glaube, es ist oft so, dass Menschen genau dieses Ventil suchen, die setzen sich an die Theke und das ist dann deren Therapie; dort hört ihnen jemand zu. Ähnlich ist das mit Kunden, mit denen ich ja über einen längeren Zeitraum enger zusammenarbeite; da habe ich schon alles mitgekriegt, Eheprobleme, Suizid der Kinder, Schuldenberge, auch tolle Geschichten, Auswandern, Reisen, klar, aber dass man für so etwas einen speziellen Rahmen braucht wie eine Therapie oder so, davon bin ich jetzt nicht überzeugt. Ich kenne die ja jetzt weder persönlich gut noch sonst irgendetwas, dass mich da jetzt auszeichnet; ich denke, es ist vielleicht die Zeit und die Ruhe, wenn Menschen Zeit und Ruhe haben, dann fangen sie an zu erzählen. Oder sagen wir es so: mein Erfahrungshorizont sagt mir, dass man keine besondere Person braucht, um so ein Erlebnis oder ähnliche Erlebnisse zu schildern, kein geschützter Raum oder so, da reicht glaube ich ein wenig Grundvertrauen aus, ein Platz an der Theke wo man denkt, man trifft auf einen Gleichgesinnten, da entsteht eine Art eigener Blase, in der man sich da befindet. Na ja, so meine Theorie. Für mich sind da auch schon Indikatoren im Text, er sagt öfters: das kennst du doch auch und andere Sachen, also ich nehme an, einem vollkommen Fremden erzählt er das nicht, und ich glaube auch, dass er diesbezüglich, also dem Erzählten bezüglich, selbst unsicher ist, wie er das einsortieren soll, war es ein Witz, ein Scherz? Was denkt der andere darüber?, damit schließt ja die Erzählung. Es gibt manchmal so Momente, da hat man etwas erzählt und man weiß dann nicht, wie das wahrgenommen wurde, und dann ist man sich plötzlich selber nicht mehr sicher, und vielleicht ist das hier so auch; er beginnt, erzählt, weiß etwas (Liebe ist das und das) und dann zerstreut sich diese Gewissheit immer mehr, bis er am Ende nachfragen muss, wie der andere das sieht, so eine Bestätigung von außen, das sagt doch auch etwas über den Charakter, er vertraut sich nicht ganz selbst.

Der Text ist für mich noch in Bewegung, da tut sich also auf jeden Fall noch was, die Kürzungen die du vorgeschlagen hast sind sinnvoll, die setze ich alsbald um.

Danke für deine Zeit und den sehr guten Kommentar.

Gruss, Jimmy

 

Moin Jimmy, kurzer Nachtrag:

Mein Gedanke zum Setting war kein Änderungsvorschlag, falls es so rübergekommen ist. Es war nur tatsächlich etwas, das ich mir während dem Lesen gestellt habe, aber damit, dass es unbeantwortet bleibt, bin ich absolut zufrieden. Also das in einem Psychokontext jetzt einzupacken stelle ich mir ebenfalls als Verschlimmbesserung vor. Wollte dir nur meine Gedanken zur Erzählposition mitteilen, womöglich ist die ja bei einigen Rollenprosastücken gleich und eignet sich als Storyband sehr gut, der praktisch den Sprech von Kneipengesprächen einfängt.

da haben mir Leute wirklich ganz intime Dinge erzählt, mehr oder weniger ungefragt, du wirst da richtig in Beschlag genommen.
Unterschreibe ich voll und ganz.

Ich glaube, es ist oft so, dass Menschen genau dieses Ventil suchen, die setzen sich an die Theke und das ist dann deren Therapie; dort hört ihnen jemand zu.
Voll. Das ist es auch, was ich meinte, es hat etwas Therapeutisches, dass das womöglich im Kneipenkontext stattfindet hatte ich auch in Gedanken.
Beste Grüße
zigga

 

Es war nur tatsächlich etwas, das ich mir während dem Lesen gestellt habe, aber damit, dass es unbeantwortet bleibt, bin ich absolut zufrieden. Also das in einem Psychokontext jetzt einzupacken stelle ich mir ebenfalls als Verschlimmbesserung vor.
Nee, total super, dass du nachhakst, ich stelle mir diese Frage ja auch. Ich umgehe die Beantwortung nur ganz elegant, in dem ich frage, ist das so wichtig? :D
Ich habe da auch keine Antwort drauf. Ich hatte so einen Art Hörspielreihe im Kopf, wo mehrere Personen auftauchen und sprechen, und wo der Aufhänger Geld in irgendeiner Form ist, und da ist der vorliegende Text eben ein Teil. Ich wollte einfach wissen, wie sich das liest, auch in Textform. Natürlich spielt da auch die Ansprache des Lesers eine Rolle, also im engeren Sinne ein Erzählrahmen; ich habe ja immer das Gefühl, ein Erzählrahmen, da wird es so richtig seriös und das muss dann auch wirklich alles passen, da darf man nicht schludern oder einfach etwas behaupten, dass muss alles Sinn machen und dann muss auch das Gesagte, wie und wann und warum etwas gesagt und erzählt wird, genau zu dem Rahmen un in diesen Rahmen passen, sonst wirkt es eben konstruiert und überheblich. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum ich da noch nicht so sorgfältig und final drüber nachgedacht habe, denn für den Fall müsste sich der Text eventuell noch einmal verändern, aus den oben genannten Gründen. Also ja, ich muss da nochmal drüber brüten und sinnieren, wie ich das anstelle und was sich dadurch verändert. Ist ein guter Punkt.

Gruss, Jimmy

 

Lieber Jimmy, danke für das Herzliche Willkommen. Ich bin gespannt, wie sich der Text noch entwickelt. Wirklich gerne gelesen und werde gleich mal schauen, was es von dir noch so hier gibt :) Viele Grüße

 

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