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Operation Morgenthau

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10.05.2003
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Operation Morgenthau

Um Deutschlands Stärke als Militärmacht zu zerstören, soll die Erzeugung von Waffen, Munition und Gegenständen des militärischen Bedarfs, sowie aller Arten von Flugzeugen und seetüchtigen Schiffen verboten und verhindert werden... Betriebe, die für eine Erzeugung im Rahmen des erlaubten Maßes nicht benötigt werden, sind gemäß dem Beschluß von der alliierten Reparations-Kommission ins Ausland zu überführen oder zu zerstören. Die deutsche Wirtschaft soll so bald wie möglich dezentralisiert werden... Bei der Organisierung der deutschen Wirtschaft ist das Hauptgewicht auf die Entwicklung der Landwirtschaft und der einheimischen, für friedliche Zwecke arbeitenden Industrien zu legen...
(Auszug aus dem Morgenthau-Plan nach der Potsdamer Dreierkonferenz)

*

Captain Mandell wickelte seinen abgetragenen Trenchcoat noch enger um seine dürre Gestalt. Es war kalt. Wie immer um diese Jahreszeit; Februar: Schnee, Eis, Kälte.
Er fluchte leise, trat aber dann doch auf die Straße, mitten hinein in das Schneegestöber. Die Alleen Berlins lagen tief verschneit, nur wenige Menschen wagten sich aus ihren Häusern. Etwas entfernt kämpfte sich eine Postkutsche ihren Weg zum Bahnhof; an der nächsten Häuserecke stand ein Panzer vom Typ Greyhound. Ein amerikanisches Fahrzeug.
Mandell beachtete es nicht weiter, sondern überquerte schnurstracks die Straße und beeilte sich in seinen Wagen zu kommen. Als Offizier der Besatzungsmacht konnte er sich den Luxus, ein Auto zu besitzen durchaus leisten. Was ihn vom größten Teil der deutschen Bevölkerung unterschied. Die Produktion von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren war äußerst eingeschränkt.
Nachdem er die Heizung angestellt hatte, griff er in seine Manteltasche und holte das Stück Papier hervor, welches er kurz zuvor eingesteckt hatte. Langsam faltete er die Nachricht auseinander und überflog die wenigen Zeilen, die dort standen:
Seien sie vorsichtig, Captain Mandell. Mischen Sie sich nicht in Angelegenheiten ein, die Sie nichts angehen! Halten Sie sich etwas zurück, ansonsten werden Sie es bereuen.
Wir beobachten Sie!

Mandell lächelte und steckte den Zettel wieder in seinen Trenchcoat. Er nahm die Drohung nicht sonderlich ernst. Sein Beruf, vor allem aber sein Aufgabengebiet, brachte es mit sich, dass er bei der Bevölkerung nicht sonderlich beliebt war. Das war ihm bewusst. Schließlich war er in diesem Bezirk dafür verantwortlich, dass die Richtlinien des Morganthau-Planes auch alle eingehalten wurden.
Ohne auch nur einen weiteren Gedanken an die Nachricht zu verschwenden, startete er seinen Wagen und scherte aus der Parklücke aus. Während er kurz nach hinten blickte, um auf den nachfolgenden Verkehr zu achten, fiel ihm ein Mann auf, der an der Straßenkreuzung neben dem Panzer stand und scheinbar in seine Richtung blickte. Nichts wirkte an dem Mann verdächtig, nicht das Geringste. Beinahe schien es Mandell, als ob er etwas auffällig unauffällig aussehen würde.
Doch dann schüttelte er den Kopf. Sollte er sich auf seine alten Tage wirklich noch durch einen solchen albernen Brief einschüchtern lassen? Er lachte auf, auch wenn es etwas gezwungen klang, und fuhr los. Die Kreuzung und der Unbekannte blieben im dichten Schneetreiben zurück.
Langsam bahnte sich das Fahrzeug seinen Weg durch die ungeräumten Straßen von Berlin und vergeblich versuchten die Strahlen der Scheinwerfer die kaum erkennbare Fahrbahn etwas auszuleuchten.
Zu allem Überfluss wurde es auch schon dunkel und schon bald konnte Mandell die Hand vor Augen nicht mehr sehen. Er fuhr nur im Schritttempo; mehr als einmal überholten ihn hastig vorbeieilende Fußgänger.
So atmete Mandell auch endlich auf, als er aus dem Zentrum der Metropole herauskam und das von den Amerikanern okkupierte Gelände vor der Stadt erreichte. Hier waren die Straßen wieder geräumt und auch die Laternen funktionierte durchgehend. Die Amerikaner achteten auf eine funktionierende, moderne Infrastruktur auf ihrem Gelände. So waren auch die umliegenden Häuser klar zu erkennen. Die meisten von ihnen standen leer. Nicht mehr viele Berliner lebten noch in der Hauptstadt. Die meisten waren auf das Land gezogen oder hatten es noch vor dem Bau der Mauer durch die Alliierten in den Osten geschafft, wo sie sich ein besseres Leben erhofften, als es der Westen bot.
Irgendwie konnte es ihnen Mandell nicht verdenken, dass sie ihr Glück bei den Kommunisten probierten. Die Menschen hatten hier nun einmal nichts mehr.
Viele Arbeitsplätze waren durch die Demontage von Fabriken und das Auflassen ganzer Firmen verloren gegangen. Und die neu geschaffenen landwirtschaftlichen Betriebe konnten den Bedarf an Arbeitsplätzen bei weitem nicht decken.
Schon jetzt lag die Arbeitslosenrate weit über jener der Zwischenkriegszeit und sie würde in den kommenden Monaten und Jahren noch steigen. Denn noch immer waren genügend illegale Fabriken in Betrieb; doch diesen würde Mandell in nächster Zeit den Hahn zudrehen. Deswegen war er schließlich auch aus Washington gekommen.
Erschöpft vom langen Arbeitstag und mit vor Konzentration tränenden Augen, parkte er den geschlossenen Jeep vor seinem Wohnbungalow. Früher war hier ein riesiges Fabrikgelände gewesen. Die gesamte Anlage hatte man jedoch bereits zu Beginn von Mandells Arbeitszeit, vor nunmehr zwei Jahren, abmontiert, gesprengt und geschliffen. Heute erinnerte nichts mehr daran.
Mandell schaltete den Motor ab, nahm seinen Aktenkoffer vom Rücksitz und riss die Tür auf. Sofort fegte ein eisiger Schneesturm in den Wagen und er beeilte sich auszusteigen und in sein Haus zu kommen.
Dort umfing ihn sofort wohlige Wärme. Und auch sein Hund Happy; eine Mischung aus einem Deutschen Schäferhund und einem reinrassigen Husky.
Happy begrüßte sein Herrchen recht ausgelassen und auch Mandell war froh ihn zu sehen. Er lebte allein in diesem Bungalow und unter den anderen Soldaten hatte er noch keine wirklichen Freunde gefunden. Sah man einmal von den Leuten aus seinem Team ab, mit denen er sich ganz gut verstand. Aber im allgemeinen mied man seine Gegenwart, so wie er auch keinen Kontakt zu den anderen suchte. Das lag zum einen daran, dass er ein ohnedies etwas zurückgezogener und ruhiger Mensch war, zum anderen, weil er seine Verlegung nach Europa immer noch als Strafversetzung ansah. Und die wollte er sobald als möglich rückgängig machen. Darum hatte er nicht vor sich hier gute Freunde zu machen, die er dann vermissen würde, wenn er in die Staaten zurückkehrte.
Nachdem sich der Hund beruhigt hatte, konnte sich Mandell endlich aus seinem alten Trenchcoat schälen, den er für gewöhnlich nur innerhalb seiner eigenen vier Wände ablegte.
Er hing den Mantel in der Garderobe auf und ging Richtung Wohnzimmer. Er hatte vor, es sich dort mit Happy etwas gemütlich zu machen. Da klingelte das Telefon. Auch der Luxus eines Fernmeldeapparates stand ihm als Offizier zu. Im restlichen Deutschland war die Gesamtzahl der an das Netz gebundenen Telefone exakt vorgeschrieben.
Missmutig starrte Mandell das scheppernde Gerät an. Er hatte durchaus Lust nicht zu Hause zu sein. Letztendlich, als das Klingen gar nicht mehr enden wollte, hob er doch noch ab.
„Wer stört?“, fragte er, schlecht gelaunt.
„Tut mir leid, Sir, dass ich Sie zu so später Stunde noch belästigen muss.“, drang die Stimme seines Stellvertreters, Lieutenant Davenports, aus dem Hörer. Er klang reichlich nervös.
„Schießen Sie los, Lieutenant.“, forderte ihn Mandell schließlich resignierend auf, als dieser nicht weiter sprach.
„Na wissen Sie, Sir... Also Sie sollten sich das wirklich selbst ansehen. Wir haben hier etwas gefunden, das, nun ja...“
„Lieutenant!“, fuhr Mandell seinen Untergebenen grob an. „Wenn Sie mich schon außerhalb meiner Dienstzeit stören, dann sagen Sie mir gefälligst auch warum!“
„Natürlich Sir.“, klang die Stimme Davenports nun noch nervöser auf. „In der Fabrik, die Sie heute Vormittag kontrolliert haben... nun, in deren Keller haben wir ein Waffendepot gefunden. Es scheint den gesamten Keller einzunehmen.“
Sekundenlang verschlug es Mandell die Sprache. Er erinnerte sich sehr gut an die weiten Hallen und Gänge der Fabrik. Sie sollte in den nächsten Tagen gesprengt werden, weshalb er sie noch einmal kurz angesehen hatte. Wenn der Keller voll mit Waffen sein sollte...
„Ich komme sofort. Und Davenport...“, teilte er seinem Stellvertreter kurz mit, während er mit der linken Hand bereits nach seinem Trenchcoat angelte.
„Ja Sir?“
„Rufen Sie sofort den General an. Er soll eine Abteilung schicken und das Gelände absperren lassen.“
„Selbstverständlich, Sir.“
Ob Davenport noch etwas anderes hinzufügte, konnte Mandell nicht mehr hören; er hatte bereits aufgehängt.

*

Es bereitete Mandell keine Schwierigkeiten zu der aufgelassenen Fabrik zu finden. Trotz des anhaltenden Schneegestöbers. Doch selbst wenn er selbst den Weg nicht mehr gewusste hätte, er hätte einfach nur dem Aufgebot an Panzern, LKWs und Jeeps folgen müssen, die der General in Marsch gesetzt hatte.
„Was zum Teufel haben meine Leute dort unten gefunden?“, fragte er sich halblaut und zündete sich während des Fahrens mit einer Hand eine Zigarette an. Er rauchte nur ganz selten; entweder wenn er unter Stress stand, oder nervös war. Im Moment brauchte er aber einfach nur eine Ablenkung.
Leicht schleudernd kam er vor dem halb verfallenen Gebäude zum Stillstand. Aus den Fenstern und etlichen Löchern in den Wänden strömte grelles Scheinwerferlicht auf den Vorhof und tauchte die gesamte Szenerie in ein unwirkliches Licht. Soldaten mit Waffen rannten, nur als Schatten erkennbar, über den Hof. Im Hintergrund waren die monströsen Schemen mehrere Panzerfahrzeuge zu erkennen, an denen in unregelmäßigen Abständen ebenfalls Scheinwerfer aufleuchteten.
„Was um alles in der Welt...“, fragte sich Mandell noch einmal und setzte dazu an auszusteigen. In diesem Moment knackte das Funkgerät, welches in seinem Auto eingebaut war.
Verdutzt blickte er es an. Er benutzte es nur selten, weil man damit ohnehin nur eine Handvoll verschiedene Militärdienststellen erreichen konnte: Es gab nur zehn verschiedene, voreingestellte Frequenzen.
Noch bevor es ein weiteres Mal knacken konnte, hatte er es eingeschaltet.
„Captain Mandell hier.“
Sekundenlang war nichts außer einem leisen Rauschen zu hören. Mandell fluchte innerlich. Wahrscheinlich hatte er hier draußen keinen Empfang. Doch dann war ein deutliches Räuspern zu hören.
„Wir wiederholen unsere Warnung, Captain Mandell. Mischen Sie sich nicht in Dinge ein, die Sie nichts angehen. Es könnte sein, dass diese Dinge eine Nummer zu groß für Sie sind. Ich hoffe wir haben uns verstanden?“, drang eine dunkle Stimme, klar und deutlich aus dem Empfänger.
Mandell blinzelte verdutzt.
„Wer spricht da?“
Als Antwort aber kam nur wieder ein Rauschen. Der Unbekannte hatte die Verbindung unterbrochen.
Verwirrt schaltete Mandell das Funkgerät ab. Die Sache begann interessante Ausmaße anzunehmen. Aber gerade das machte es noch spannender; auch wenn er wusste, dass es ihn gerade dann das Leben kosten konnte.
Aber er hatte das Risiko gekannt, als er sich für diesen Job im Westsektor beworben hatte. Wenn er schon in Europa stationiert sein musste, dann konnte es ruhig etwas aufregend zugehen. Also atmete er noch einmal tief durch und stieg aus dem Wagen. In der Zwischenzeit hatte es nachgelassen zu schneien und an einigen Stellen war sogar die Wolkendecke aufgerissen, so dass man die Sterne sehen konnte.
Mit weit ausholenden Schritten marschierte Mandell auf den Eingang des Gemäuers zu und kniff dabei die Augen zusammen, um gegen das grelle Licht der Flutlichtscheinwerfer, die im Inneren brannten, überhaupt etwas sehen zu können. Dennoch sah er zuerst nur einen flüchtigen Schatten, der auf ihn zueilte und konnte diesen erst bei näherer Betrachtung als seinen Stellvertreter erkennen.
„Captain, gut dass Sie endlich da sind. Die Männer des Generals beginnen bereits mit dem Abtransport.“, begrüßte ihn der kleine, etwas dicklichere Lieutenant.
Mandell nickte nur als Antwort und schlängelte sich dann an seinem Assistenten vorbei in das Innere des Werks. Dort herrschte ein noch größeres Durcheinander als auf dem Hof, nur war das Licht hier besser. Überall standen Scheinwerfer, kein Bereich der Halle blieb im Dunklen.
Für eine Sekunde blieb Mandell in der Tür stehen und machte sich einen ersten Eindruck von der Lage. Tatsächlich hatten einige Soldaten schon damit begonnen große Holzkisten aus dem Kellergewölbe zu holen und nach draußen zu bringen, wo sie wahrscheinlich auf Lastwagen verfrachtet wurden.
Da ihn niemand beachtete, durchquerte Mandell die Halle und stieg die schmale Treppe in den Keller nach unten.
Abgestandene, kühle Luft schlug ihm entgegen. Auch hier unten beleuchtete hellstes Scheinwerferlicht sie Kulisse; auch hier Soldaten und abermals Kisten. Jedoch nicht nur einige wenige, sondern Hunderte, die sich teilweise bis unter die Decke stapelten.
Mandell pfiff leise durch die Zähne und trat näher an eine der Kisten heran, die bereits jemand geöffnet hatte. Der Inhalt war auf den ersten Blick zu erkennen. 10 moderne Maschinenpistolen eingepackt in eine schützende Hülle aus Stroh.
„Wie viele Kisten befinden sich hier schätzungsweise, Lieutenant?“, fragte Mandell an seinen Assistenten gewandt, der ihm in den Keller gefolgt war.
„Nun, etwa drei- oder vierhundert. Denke ich, Sir.“
Mandell kratzte sich nachdenklich am Kinn. Er sollte sich dringend wieder einmal rasieren...
„Woher kommen diese Waffen? Es sind keine amerikanischen, britischen oder französischen Produkte. Aber auch keine sowjetischen.“
„Vielleicht wurden sie hier in Berlin produziert?“, schlug Davenport vor.
Mandell schüttelte den Kopf.
„Produktionsanlagen in dieser Größe hätten uns in unserem Sektor doch schon längst auffallen müssen. Schließlich gibt es regelmäßig Inspektionen. Außerdem glaube ich nicht, dass die Deutschen jetzt einen Aufstand wagen; und selbst wenn: eine Widerstandsorganisation wäre nicht so verrückt und würde ein Waffenlager in dieser Größenordnung anlegen. Nein, hinter dem hier“, dabei klopfte er auf die Kiste, „steckt etwas anderes. Ich frage mich nur was.“
Wieder begann er zu grübeln und schritt dabei langsam die langen Reihen an aufgestapelten Kisten ab.
„Die Waffen können hier nicht verwendet werden. In unserem Sektor würde jeder Widerstand schnellstens entdeckt und ausgelöscht werden. Sie müssen für Westdeutschland bestimmt sein. Das heißt aber, dass sie in den nächsten Tagen abtransportiert werden hätten sollen. Vielleicht sogar schon heute Nacht.“
Ihm ging ein Licht auf. Schnell drehte er sich zu Davenport um und stieß ihm den Zeigefinger vor die Brust.
„Lieutenant, schnappen Sie sich sofort unsere Leute und besetzen Sie jeden Ausgang aus Berlin. Jeder Wagen und jedes Flugzeug, das innerhalb der nächsten 72 Stunden aus der Stadt will, wird gefilzt. Dazu gehören auch alle Militärkonvois.“
„Aye, Sir.“, meinte Davenport etwas verdattert und wandte sich zum Gehen.
„Und Lieutenant!“
„Ja Captain?“
„Sagen Sie niemandem etwas davon. Nicht einmal dem General. Ich befürchte nämlich, wir haben auch einen oder mehrere Spitzel in den oberen Bereichen unserer eigenen Reihen.“
Von dem geheimnisvollen Telefonanruf auf der militärinternen Leitung sagte er nichts. Das behielt er besser noch etwas für sich. Man konnte ja nie wissen.

*

Es graute bereits der Morgen als Mandell endlich wieder aus der Fabrik kam. Er war hundemüde und war vollkommen verschwitzt. Doch er wusste, dass er jetzt noch immer nicht zum schlafen kommen würde. Zuerst musste er noch den Bericht für den General aufsetzen, mit diesem noch ein persönliches Gespräch führen und zu guter letzt konnte er sich noch den ersten Report von Lieutenant Davenport vorlegen lassen. Das konnte ja ein heiterer Tag werden.
Erschöpft wie er war setzte er sich in seinen Wagen und fuhr los. Das Schneetreiben hatte nun endgültig aufgehört und der Himmel strahlte in klarem Blau. Doch hatten es die schwachen Strahlen der Sonne noch immer nicht geschafft die dicke Schneedecke von den Straßen zu schmelzen. So schloss sich Mandell einer der abrückenden Fahrzeugkolonnen an, hinter denen die Straße gut befahrbar war.
Um nicht vollkommen einzuschlafen schaltete Mandell das Radio ein, hörte aber nur mit einem Ohr zu, da gerade Nachrichten waren:
„Heute teilte der türkische Staatspräsident Ismet Inönü unter großem Jubel der Bevölkerung den Anschluss der Türkei an den Warschauer Pakt mit. US-Präsident Truman sprach von einem großen Verlust für die westliche Welt und bedauerte es sehr, die Türkei nicht für den Westen gewonnen zu haben. Zugleich wurde auch wieder Kritik an der bisher in Europa betrieben Politik des Morgenthau-Planes laut, welche an dem ungebrochenen Vormarsch des Kommunismus schuld sein soll. Verteidigungsminister Marshall forderte sogar eine sofortige Aufhebung dieser Operation und erbat noch einmal, seinen Vorschlag einer Aufbauförderung in Deutschland und einer friedlichen Lösung des Ost-West-Konfliktes zu diskutieren. Doch scheint in dieser Debatte noch lange kein gemeinsamer Nenner gefunden zu sein...“
Es dauerte eine geraume Weile, bis Mandell das Hauptquartier der amerikanischen Streitkräfte in Berlin erreicht hatte. Ein großer hässlicher Bau, der eher an einen Bunker als an ein Hauptquartier erinnerte. Dennoch hatte sich Mandell in den letzten beiden Jahren an das Aussehen gewöhnt.
Wie üblich stellte er den Wagen auf seinem Parkplatz ab und stieg in den dritten Stock zu seinem Büro hinauf.
Es war nicht sonderlich groß, besaß nur ein winziges Fenster und war bis auf den hölzernen Schreibtisch mit einer Schreibmaschine und einem Telefon, zwei Stühle und einen Aktenschrank vollkommen leer. Mandell störte das aber nicht, da er ohnehin so gut wie nie darin arbeitete. Sein eigentliches Büro waren die Straßen, vor allem aber die Fabriken in und rund um Berlin.
Müde ließ er sich auf seinem Stuhl nieder, wischte sich mit den Händen über die Augen und besah sich dann den Ordner, der bereits vor ihm auf der Tischplatte lag, um durchgelesen zu werden. Er stammte von Davenport. Anscheinend hatte er seine Arbeit schon erledigt.
Missmutig, da er nicht erwartete etwas aufschlussreiches zu finden, schlug er die Akte auf... und pfiff erstaunt durch die Zähne.
„Bingo!“, entfuhr es ihm.
Die Durchsuchung der ausreisenden Fahrzeuge hatte bereits erste Erfolge erzielt. Ein Konvoi, der Geräte aus einem aufgelassenen Werk nach Westdeutschland hätte bringen sollen, hatte neben den vorgesehenen Maschinenteilen auch etliche Kisten mit Waffen und zwei Dutzend Flüchtlinge beherbergt. Erstere waren bereits von der Militärpolizei beschlagnahmt worden, letztere waren auf dem Weg zum Hauptquartier um hier verhört zu werden.
„Da wird sich der General aber freuen, wenn er erfährt, welche Zustände in seinem Sektor herrschen.“, sagte Mandell bei sich und machte sich auf den Weg in das Büro seines Vorgesetzten.
Dazu musste er mehrere Stockwerke überwinden, bis hinauf in das fünfte, das oberste Geschoss. Hier, am Ende eines langen Ganges, von dem ansonsten keine Türen abzweigten, befand sich das geräumige Büro des Generals. Mandell klopfte zweimal an der Tür, trat dann aber ohne eine Aufforderung abzuwarten, ein. Der Kommandeur saß hinter seinem wuchtigen Eichenholzschreibtisch in einem recht bequem aussehenden Lehnstuhl; er telefonierte gerade und musterte den eintretenden Captain mit leichtem Unwillen. Doch Mandell ließ sich davon nicht beeindrucken und setzte sich auf den für Besucher reservierten Sessel, der bei weitem nicht so luxuriös war, wie der des Generals.
Während der Kommandeur sein Gespräch noch beendete, sah sich Mandell ein wenig um. Er kam nicht sehr oft hier herauf. Das Büro war um ein vielfaches größer als sein eigenes, und auch besser ausgestattet. An den Wänden hingen wertvoll aussehende Bilder, Teppiche bedeckten den Boden und auch der Schreibtisch zeigte, dass der Eigentümer des Büros in eine hohe Gehaltsklasse einzuordnen war.
„Natürlich Schatz, ich werde daran denken, wenn ich zurückfahre. Ja, ich liebe dich auch.“, beendete der General das Gespräch mit sichtlichem Unbehagen und wandte sich dann seinem Untergebenen zu.
„Was gibt es denn, dass Sie so unaufgefordert in mein Büro platzen, Captain Mandell?“, fragte er mit wütendem Unterton.
Mandell wusste, dass man es sich mit dem General nicht verscherzen sollte; er war ein recht reizbarer Mann.
„Wir haben ein erstes positives Ergebnis zu verzeichnen, Sir. Die Überprüfung eines Konvois hat eine ganze Ladung von zu schmuggelnden Waffen zu Tage befördert.“
Damit überreichte er dem Kommandeur die Unterlagen, die er bereits von Davenport bekommen hatte. Der General blinzelte die dünne Mappe auf dem Tisch einige Male etwas unsicher an, bevor er vorsichtig danach griff und darin blätterte. Sein Gesicht blieb ausdruckslos, doch fuhr er sich mehrmals mit der rechten Hand über seine Glatze, als wollte er sich die Haare raufen.
Minutenlang saß Mandell schweigend in seinem Stuhl und wartete auf ein Bemerkung seines Vorgesetzten. Doch dieser brummte nur einige Male und legte die Akte dann ohne weitere Kommentare weg. Mehrere Sekunden lang sagte er gar nichts, dann stand er auf und ging zum Fenster. Mandell ließ ihn dabei nicht aus den Augen.
„Captain, ich möchte, dass Sie mich in Zukunft über alle Schritte informieren, die Sie anordnen. Solche Alleingänge wie heute Nacht möchte ich nicht noch einmal erleben.“, begann der General dann plötzlich, ohne sich jedoch umzudrehen.
„Natürlich, Sir.“, antwortete Mandell, etwas aus dem Konzept gebracht. Eigentlich hätte er sich etwas anderes erwartet.
„Außerdem werden Sie diesen Fall nicht länger behandeln.“, fuhr der General ungerührt fort.
„Sir?“
„Captain Becker wird diese unangenehme Geschichte weiter verfolgen. Sie sollten sich stattdessen wieder der Demontage der Anlagen kümmern, damit wir dieses Kapitel auch endlich einmal abhaken können.“
Mandell blickte seinen Vorgesetzten erstaunt an.
„Sir, bei allem Respekt, aber meine Kontrollen bei den Demontagen werden durch die Untersuchung dieser Schmuggelaffäre nicht im geringsten beeinträchtigt. Außerdem bin ich sehr wohl der Meinung, dass dies noch immer in mein Ressort fällt.“, versuchte Mandell den General mit etwas erhobener Stimme zu überzeugen.
Dieser fand es nun doch für wert sich umzudrehen und seinen Gesprächspartner anzusehen. Sein Gesichtsausdruck war ebenso ausdruckslos wie zuvor.
Doch hatten seine dunkelbraunen Augen einen stechenden Charakter angenommen und seine dunkle Bass-Stimme nahm einen etwas drohenden Klang an, als er fort fuhr:
„Wie Sie meinen, Captain. Ich hoffe aber für Sie, dass Ihnen die Sache nicht zu groß wird.“
Daraufhin erhob sich Mandell, grüßte militärisch und verließ verdattert das Büro. Der General war ihm schon immer etwas seltsam vorgekommen, aber heute...
Kopfschüttelnd betrat er den Aufzug und fuhr zwei Stockwerke nach unten, zurück zu seinem Büro. Dort angekommen stellte er fluchend fest, dass er noch keine Kopie von der Akte gemacht hatte. Notgedrungen musste er nun also wieder in das Büro des Generals hinauf. Seufzend machte er sich auf den Weg zurück und stand einige Minuten später wieder vor der Tür. Kurz setzte er dazu an zu klopfen, doch entschied er sich, da er von drinnen Stimmen hörte – der General also anscheinend schon wieder telefonierte -, ohne zu klopfen einzutreten. Leise öffnete er die Tür.
„Ja, ich habe davon gehört, deswegen rufe ich an.“, hörte er die Stimme des Kommandeurs durch den Türspalt.
„Wem wir das zu verdanken haben? Diesem Captain Mandell... Ja ich weiß... Nein, er wird uns in Zukunft keine Probleme mehr bereiten... Nein, ich konnte ihn nicht abziehen, das wäre zu auffällig gewesen... Wir werden ihn schon beschäftigen... Nein, es besteht keine Chance, dass er unsere Fabrik findet... Im Notfall werden wir ihn beseitigen müssen... Überlassen Sie das ruhig mir.“
Mandell hörte nicht mehr zu. Schnell schloss der die Tür genauso leise, wie er sie geöffnet hatte. Er konnte nicht glauben, was er gerade gehört hatte. War es möglich, dass der Kommandeur in die Angelegenheit mit der illegalen Waffenproduktion und dem Waffenschmuggel verwickelt war?
Das würde zumindest einiges erklären...
Mandell machte auf dem Absatz kehrte und lief so schnell er konnte den Gang hinunter, sein Trenchcoat wehte wie eine Fahne hinter ihm her. Sein Ziel war sein Büro, von wo aus er Davenport zu sich rief, doch traf er ihn nicht in seinem Arbeitszimmer, sondern vor dem Hauptquartier auf dem Parkplatz.
„Sir, was gibt es denn dringendes?“, fragte Davenport, als er seinen Chef erreichte, der schon seit einigen Minuten an der kalten Winterluft stand und bereits die dritte Zigarette rauchte.
„Davenport, trommeln Sie das gesamte Team zusammen. Alle Leute, die Hundertprozentig vertrauenswürdig sind. Wie schnell können Sie das erledigen?“, fragte der Captain.
„Eine Stunde wird es schon dauern.“
„Gut, das dürfte reichen.“, fuhr Mandell mit leicht nervöser Stimme fort, während er sich immer wieder wie ein gehetztes Tier umsah. Die aktuelle Situation behagte ihm überhaupt nicht.
„Hören Sie mir gut zu Davenport. Niemand außerhalb der Gruppe darf etwas mitbekommen. Das ist ganz wichtig! Und wir können uns nicht im Hauptquartier treffen. Bringen Sie die Leute zu meinem Bungalow. Ich werde Sie dort erwarten. Habe Sie verstanden?“
„Natürlich, Sir. Aber wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, Captain: Sie sollten einen Arzt aufsuchen. Sie sehen nämlich gar nicht gut aus.“
Mit diesen Worten wandte sich der Lieutenant kopfschüttelnd ab, wickelte sich fester in seinen dicken Wintermantel und stapfte zum Hauptquartier zurück. Mandell sah ihm kurz nach, warf dann noch einen vorsorglichen Blick in die Runde und stieg anschließend in sein Auto. Mit durchdrehenden Reifen fuhr er davon.

*

Mandell hielt die gesamte Fahrt über ein atemberaubendes Tempo durch und so dauerte es nicht lange, bis er seinen Bungalow erreicht hatte. In aller Eile sprang er aus seinem Jeep, eilte zu seinem Haus und öffnete die Tür.
„Happy! Ich bin wieder da!“, rief er in das Dämmerlicht des Flurs hinein.
Mandell tippte auf den Lichtschalter, doch nichts geschah. Sofort wurde er stutzig. Das Licht funktionierte nicht und es war auffallend kalt in dem Bungalow. Hier stimmte eindeutig einiges nicht...
Zögernd griff er unter das Jackett seiner Uniform und zog eine Pistole hervor; sie gehörte zur Dienstausrüstung. Mit einem schnappenden Geräusch entsicherte er die Waffe und brachte sie in Anschlag. Dermaßen geschützt drang er in das Wohnzimmer ein, welches durch zwei Glastüren, die auf die Terrasse führten, besser beleuchtet war als der Flur. Happy lag regungslos auf dem Teppich. Mandell blinzelte mehrmals um einige Tränen zu vertreiben; er musste nicht näher heran um zu wissen, dass der Hund tot war. Doch wer immer Happy auf dem Gewissen hatte, er konnte noch nicht weit sein.
So trat er entschlossen durch die Tür in das Zimmer. Seine Augen hatten sich mittlerweile an das Dämmerlicht gewöhnt und er sah nun schon Einzelheiten.
Das gesamte Zimmer war durchwühlt worden, mehrere Bilder an den Wänden waren zerschnitten. Eine der Glastüren war teilweise zerbrochen und nicht verschlossen sondern nur angelehnt. So hatten sich die Eindringlinge also Zugang verschafft. Sein Blick schweifte weiter durch das Zimmer... und blieb schließlich an einem Mauerstück hängen. Die Täter hatten dort mit Spray eine Nachricht hinterlassen:
DAS WAR UNSERE LETZTE WARNUNG, DAS NÄCHSTE OPFER WIRST DU SEIN.
Doch Mandell war mittlerweile fest entschlossen diese ganze Angelegenheit endgültig aufzuklären. Zu verlieren hatte er ja nun wirklich nichts mehr... außer seinem Leben, aber das war ihm auch schon egal...
Ein Geräusch ließ ihn auffahren und herumwirbeln. Es klopfte.
Mit rasendem Herzen und die Waffe im Anschlag näherte er sich mit vorsichtigen Schritten der Tür. Es klopfte wieder. Kurz schloss Mandell die Augen, atmete tief durch; dann riss er mit Schwung die Tür auf, darauf gefasst vor schwer bewaffneten Gegnern zu stehen. Doch stattdessen sah er Davenport und die anderen aus dem Team vor sich.
Erleichtert ließ er die Waffen sinken, während ihn die Männer vor der Tür entgeistert ansahen.
„Geht es Ihnen gut, Sir?“, fragte Davenport mit besorgter Stimme.
Mandell sah ihn kurz an und lachte dann hysterisch auf.
„Ob es mir gut geht? Ha! Kommen sie herein und sehen sie es sich selbst an. Ich werde dann den Rest erklären.“
Ohne weitere Worte führte Mandell seine Crew in das Wohnzimmer, wo Happy immer noch in seiner eigenen Blutlache lag, die Beine im Todeskampf verkrampft.
„Oh mein Gott, was ist den hier passiert?“, fragte Davenport. Und dann erklärte ihnen Mandell, was er herausgefunden hatte.
Schweigend hörte das Dutzend Männer den erschreckenden Details zu, welche Mandell ihnen vorbrachte.
„Und was sollen wir nun tun?“, fragte einer der Soldaten, nachdem Mandell seinen Report vollendet hatte. „Wenn der General in die Sache involviert ist, dann müssen wir damit rechnen, dass auch andere aus dem Hauptquartier von der Sache wissen und darin verwickelt sind.“
„Richtig“, stellte Mandell klar fest. „Wir dürfen niemandem mehr trauen. Keinem Vorgesetzten, niemand aus einer anderen Abteilung. Wir sind auf uns allein gestellt. Doch haben wir dennoch einige Vorteile zu unseren Gunsten.“
Davenport verzog das Gesicht und fragte mit zweifelnder Stimme:
„Und welche sollen das sein, Sir? Ich persönlich sehe nur Nachteile.“
„Zum einen“, begann Mandell, „wissen sie nicht, dass ich euch in die Sache eingeweiht habe. Solange ihr euch ruhig verhaltet, weiß nur ich von der Sache. Allerdings werde ich noch heute um meine Versetzung ansuchen. Dann sind diese Typen für das Erste beruhigt; ihr könnt sie also leicht beobachten und wenn sie dann auch nur einen Fehler machen, oder aber auch wenn wir ihre Zentrale finden, dann schlagen wir zu.“
„Wir sollen gegen unsere eigenen Leute kämpfen?“
Mandell zuckte mit den Schultern.
„Wenn Soldaten aus unserem Sektor dabei sind, dann auch sicher einige Engländer, Franzosen und natürlich Sowjets, denn irgendwie mussten sie die Lieferungen schließlich auch ungesehen durch Ostdeutschland schaffen.“
„Sir, haben Sie eigentlich auch schon einmal daran gedacht, dass die Lieferungen für den Osten bestimmt sein könnten?“, erkundigte sich Davenport, der mit dem Plan seines Vorgesetzten nicht einverstanden schien, aber sonst kein Kommentar abgab.
„Warum sollten wir hier in Westberlin für Ostdeutschland Waffen erzeugen.“, fragte Mandell zurück und fügte gleich erklärend hinzu: „Die haben dort viel größere Anlagen. Außerdem haben es die Sowjets den Deutschen erlaubt Waffen, in einem gewissen Umfang, herzustellen. Die erlaubte Anzahl liegt aber weit über dem tatsächlichen Bedarf. Es würde keinen Absatz geben.“
Davenport winkte ab:
„Das weiß ich auch. Nein, ich meine, dass sie die Waffen direkt an die Sowjets weitergeben.“
Nach diesem Kommentar trat in dem kaum beleuchteten Wohnzimmer Stille ein. In dem herrschenden Zwielicht zeichneten sich die plötzlich erstarrten Gesichter des Kommandos deutlich ab. Sie alle wussten, was geschehen konnte, sollte sich diese Vermutung als Tatsache herausstellen. Ein Krieg zwischen den Alliierten Mächten und der Sowjetunion wäre die Folge. Wahrscheinlich ein atomarer Krieg, der nicht nur die USA und Sowjetrussland vernichten würde, sondern den gesamten Globus.
„Aber warum sollten die Sowjets dieses Risiko eingehen?“, frage jemand nach.
„Das kann uns im Moment egal sein. Wir sollten diese Sache einfach schleunigst beenden.“, schloss Mandell die inoffizielle Besprechung und fügte abschließend noch hinzu: „Und wenn möglich ohne Blutvergießen.“

*
Wenige Stunden suchte Mandell bei dem General um eine Versetzung aus persönlichen Gründen an, die auch sofort bewilligt und dann in einem beinahe schon unheimlichen Tempo durchgeführt wurde. Mandell hatte noch nie von einem Fall gehört, in dem ein Offizier noch am selben Tag seines Ansuchens in eine andere Einheit versetzt worden war.
Doch obwohl es Mandell irgendwie freute, da durch die sonst üblichen bürokratischen Hürden ihr Plan nicht weiter verzögert wurde, hatte er doch ein unangenehmes Gefühl. Denn die schnelle Versetzung konnte nur eines bedeuten: Es war nicht nur der General in diese Waffenschiebergeschäfte verwickelt, sondern auch noch einige andere hochrangige Offiziere. Und die würden sich gegenseitig sicherlich decken. Es würde also schwer werden, auch nach dem erbringen aller notwendigen Beweise, die Verantwortlichen vor Gericht dingfest zu machen.
Noch während Mandell seinen Antrag ausfüllte, postierten sich seine Leute rund um das Hautquartier und überwachten nun alle Ausgänge, um den General auf keinen Fall entkommen zu lassen.
Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis der General, eingehüllt in einen teuren Pelzmantel, eilig das Gebäude verließ. Er sprang in seinen wartenden Wagen, der wie immer von seinem Chauffeur gefahren wurde.
Davenport, der gemeinsam mit einem anderen Kollegen vor dem Haupteingang gewartet hatte, folgte dem General mit seinem eigenen Jeep. Währenddessen setzte sein Partner über Funk die anderen in Kenntnis.
Mandell wurde informiert, kaum, dass er seine Versetzung fertig unterschrieben hatte. Als er von der Aktion des Generals erfuhr, huschte kurz ein Lächeln über sein ernstes Gesicht. Der Mann hatte schneller seinen ersten Fehler gemacht, als er je zu hoffen gewagt hätte.
Dann folgte er seiner Einheit mit seinem eigenen Wagen.
Mittels Funkgeräts wurde er von Davenport, der sich unauffällig hinter dem General hielt, quer durch den westlichen Teil Berlins navigiert. Die Fahrt endete letztendlich vor einem verlassenen Bürokomplex, der nahe der Mauer stand. Der Wagen des Generals verschwand in einer Parkgarage, wohin ihm Davenport nicht folgen konnte. Es war ohnehin ein Wunder, dass er bis jetzt noch nicht bemerkt worden war. In dem Parkdeck allerdings hätte dem General klar werden müssen, dass sich einige seiner Soldaten an seine Fersen geheftet hatten.
So warteten sie denn, versteckt hinter einem nahen Häuserblock, auf die anderen Mitglieder ihrer Einheit. Mandell war es schließlich, der als letzter von allen eintraf.
„Wie sieht’s aus?“, fragte er Davenport, kaum das er die Tür seines Autos geöffnet hatte und sich mit seinem Trenchcoat herausquälte.
„Bis jetzt keine Veränderung der Lage, alles ruhig. Niemand hat das Gelände verlassen oder betreten. Zumindest nicht, soweit wir das von hier beobachten konnten.“
Mandell nickte leicht und zog seine Waffe hervor. Sorgfältig überprüfte er das frisch eingelegte Magazin noch einmal. Seine Männer sahen ihn etwas zweifelnd an, machten es ihm dann aber nach.
„Nur für den Fall der Fälle.“, versuchte Mandell die Leute zu beruhigen. Doch er bemerkte, dass seine Worte unerhört blieben. Die Männer blieben nervös. Wobei sie der Captain allerdings gut verstehen konnte. Auch Mandell war der Gedanke, vielleicht auf amerikanische Staatsbürger schießen zu müssen, sehr zuwider. Doch vielleicht würde ihnen keine andere Wahl bleiben.

*

Geduckt huschten sie durch den Schnee vorwärts, jeden Geländepunkt als Deckung nutzend und sich immer gegenseitig Deckung gebend. Es war nicht schwer, bis auf das Gelände zu kommen. Dort boten dann überall angehäufte Schutthaufen und leere Container genügend Schutz vor einer möglichen Entdeckung. Jedoch war sich Mandell noch nicht im klaren darüber, wie sie in das Gebäude selbst gelangen, vor allem aber wo sie in dem riesigen Komplex zu suchen beginnen sollten...
Nach einigen Minuten schließlich waren sie alle in verschiedenen Positionen vor Eingang in Position gegangen.
„Und nun, Sir?“, fragte Davenport etwas außer Atem. Der dickliche Lieutenant hatte sich dicht neben Mandell hinter einem Hügel aus Schutt verschanzt.
Mandell zuckte mit den Schultern und wickelte den Trenchcoat fester um sich. Es war verdammt kalt.
„Wir werden wohl reingehen müssen.“, meinte er mit bibbernder Stimme
„Soll ich zuerst gehen, Sir?“, bot sich Davenport als Freiwilliger an.
Doch der Captain blickte den kleinen Soldaten nur leicht lächelnd an, stand dann selbst auf und überwand die letzten Meter bis zum Eingangsportal mit einigen großen Sprüngen. Dann verschwand er in der Finsternis, die im Inneren des Gebäudes herrschte.
Kurz darauf kehrte er zurück und winkte den anderen ebenfalls näher zu kommen. Nacheinander erhoben sich die Männer seines Kommandos und überwanden den freien Bereich zwischen ihren Deckungen und dem ruinenhaften Bauwerk.
„Ich glaube ich habe Geräusche aus dem Keller gehört.“, erklärte Mandell die Situation kurz, nachdem sich alle um ihn versammelt hatten. „Wir sollten also dort unsere Suche beginnen. Alles klar?“
Er ließ seinen Blick über das Dutzend Männer schweifen. Sichtlich fühlten sie sich alle noch weniger wohl als zuvor.
„Dann los.“
Abermals ging Mandell voran, während ihm die anderen dicht auf folgten. Davenport war nur knapp hinter ihm. Alle hatten sie ihre Waffen im Anschlag und waren auf alles vorbereitet.
Dennoch traf sie der erste Widerstand überraschend. Kurz nachdem sie die Eingangshalle verlassen hatten, in einem langen Gang, heulten plötzlich mehrere Schüsse durch den Korridor. Einer aus Mandells Gruppe ging lautlos zu Boden.
„Deckung!“, brüllte Mandell auf, während er sich gegen die nächste Tür warf um aus der Enge des Korridors zu kommen. Währenddessen fuhren mehrere Salven aus schweren Schnellfeuerwaffen in seine Reihen. Schreie gellten durch das leere Gebäude und kurz darauf gesellte sich zu dem schnellen Rattern der MGs die ersten bellenden Pistolenschüsse.
Mandell lag währenddessen in den Trümmern der von ihm eingetretenen Tür und rang nach Luft. Innerlich fluchte er. Die Aktion war gescheitert, bevor sie erst richtig begonnen hatte. Noch dazu hatte er schon mindestens einen Mann verloren. Das hätte nicht geschehen dürfen!
Mehrmals spuckte er den Dreck aus, den er bei seinem Sturz geschluckt hatte und sah sich um. Er war in einem kleinen Büroraum gelandet, dessen Wände jedoch teilweise schon eingefallen waren. Vielleicht konnte er so die feindliche Stellung erreichen...
Schnell schnappte er sich wieder seine Waffe, die er bei dem Sturz verloren hatte und überwand den Schutthaufen, der sich an der Stelle der alten Wand befand.
So schnell er konnte hechtete er durch mehrere Räume, die alle in gleicher Weise beschädigt waren wie der erste. Sie alle lagen neben dem umkämpften Gang. So kam er beinahe zu schnell zu seinem Ziel. Plötzlich stolperte er mitten in die MG-Stellung, welche die Truppen des Generals am Ende des Ganges aufgebaut hatten.
Das Erschrecken war auf beiden Seiten groß. Die drei hier stationierten Soldaten sahen den wie aus dem Nichts auftauchenden Captain mit großen Augen an. Dann griffen sie blitzartig zu ihren Waffen. Doch Mandell war schneller. Schnell zog er dreimal hintereinander den Abzug durch.
Die Soldaten brachen lautlos zusammen.
Sekundenlang starrte er auf die drei leblosen Körper hinab, die Waffe immer noch im Anschlag. Er rang nach Atem, spürte erst jetzt das Adrenalin in seinem Körper; und erst jetzt sah er, wie sehr seine Hand zitterte. Er schüttelte sich auf Grund dessen, was er gerade getan hatte.
Nur langsam steckte er die Waffe weg und wagte es dann den Kopf auf den Korridor zu stecken.
„Ihr könnt nachkommen. Die Lage ist geregelt.“, rief er seinen Kameraden zu, die sich immer noch verschanzt hielten und es nicht wagten auf den Gang zu kommen. Dort wo die Leichname mehrere Männer lagen. Mandell biss die Zähne zusammen, als er das sah. Mehr als einer hatte diese Aktion schon mit dem Leben bezahlt. Weitere würden wahrscheinlich noch folgen...
Zaghaft wagten sich seine Männer aus ihren Verstecken und kamen durch den Gang auf ihn zu. Alle sahen sie die drei erschossenen Soldaten zu Füssen Mandells liegen, doch niemand verlor ein Wort darüber. Sie sahen es am Gesicht des Captains, dass ihm der Tod dieser Männer sehr nahe ging.
„Wir müssen schnell weiter. Die Schießerei hat sicherlich andere aufgeschreckt und ich möchte ihnen nicht allzu viel Zeit geben sich zu formieren.“
Damit zog er abermals seine Waffe und ging weiter; ohne sich umzudrehen, ob seine Leute ihm folgten.
Der Korridor endete nach einigen wenigen weiteren Metern vor einer Treppe, die in den Keller führte, dorthin also, wohin sie wollten.
Von unten drangen Stimmen und die Geräusche schwerer Maschinen zu ihnen empor.
Ohne lange zu zögern drang Mandell an der Spitze seiner Truppe die schmale Stiege hinab. Die Stufen waren alt und, da aus Holz, schon ziemlich morsch. Doch nahm Mandell darauf keine Rücksicht. In mehreren großen Sprüngen hetzte er hinab und warf sich, kaum das er im Keller angekommen war, auf die Seite. Kugeln zersplitterten das Holz dort, wo er gerade gestanden war.
Schreie gelten durch das Gewölbe; darunter waren auch einige Stimmen in Deutsch.
Mandell rollte sich ab, so gut er konnte. Hinter einem Stapel Kisten fand er ausreichend Deckung um selbst einige Schüsse abzugeben. Jedoch hatte er keine Zeit um zu zielen. Doch reichte seine Gegenwehr um die Anwesenden Schutz suchen zu lassen und somit hatte der Captain Zeit die Situation kurz zu sondieren.
Das Gewölbe bestand aus einer einzigen großen, kaum 2 Meter hohen Halle; überall herumstehenden Maschinen ragten bis zur Kellerdecke und füllten den Raum beinahe aus. Zweifelsohne dienten sie der Herstellung von Waffen. Neben den schweren Apparaten gab es noch eine handvoll Soldaten, welche sich jetzt allerdings verschanzt hielten, und eine größere Menge an Zivilisten, die einen recht verwahrlosten Eindruck machten. Wieviele Arbeiter hier in der Halle waren, konnte Mandell aber nicht abschätzen, dafür hatten sich schon zu viele zwischen den Maschinenblöcken versteckt.
„Ergebt euch, ihr habt keine Chance!“, rief Mandell aus sicherer Deckung hervor und wiederholte seine Worte sicherheitshalber noch einmal auf Deutsch.
Tatsächlich wagten sich einige der Zivilisten mit erhobenen Armen hervor und strebten seine Position an. Doch sie kamen nicht sehr weit. Mehrere aus dem geheimen abgegebene Schüsse ließen sie nach vorne taumeln und dann verletzt oder gar tot zusammenbrechen.
„Niemand rührt sich!“, konnte Mandell daraufhin die tiefe Stimme des Generals hören. Der Chef persönlich befand sich also auch hier. Sehr schön. Dann würden sie auch gleich den Kopf der Bande erwischen...
„Gebt auf! Die Ausgänge sind von meinen Leuten besetzt. Niemand von euch wird ohne unsere Erlaubnis hier noch lebend herauskommen. Ergebt euch, und ihr werdet ein anständiges Gerichtsverfahren bekommen.“, versuchte es Mandell noch einmal.
„Niemals Captain. Sie wissen doch gar nicht, wieweit wir hier alle in die Sache verstrickt sind. Man würde uns ohne langes Überlegen an die Wand stellen; wegen Hochverrats.“, brüllte der General zurück.
„Das glaube ich nicht. Zumindest ihren Männern wird nichts geschehen. Sie könnten aussagen, dass sie gezwungen wurden hier mitzumachen.“, setzte der Captain noch ein Kommentar darauf.
Daraufhin wurde es still. Mehrere Minuten lang geschah gar nichts. Doch Mandell konnte die Spannung spüren, die innerhalb der Halle immer größer wurde. Bei dem geringsten Missverständnis würde die Lage eskalieren. Dann würde es ein Blutbad geben, bei dem auch die Zivilisten nicht verschont werden würden. Zivilisten, von denen Mandell noch nicht sicher wusste welche Rolle sie hier spielten. Arbeiteten sie freiwillig hier, oder wurden sie, wodurch auch immer, zu dieser Arbeit gezwungen? Aber das war ohnehin nicht das vorrangige Problem...
„Wir ergeben uns!“, drang von der anderen Seite der Halle plötzlich eine Stimme zu Mandell durch.
Kurz darauf erhoben sich die ersten Soldaten aus ihren Verstecken, legten demonstrativ die Waffen weg und hoben die Hände hinter ihre Köpfe.
Der General wurde gegen seinen Willen, geführt von zwei Soldaten, nach vorne gebracht. Auch ihn hatte man bereits entwaffnet.
Mandell gab seinen Leuten, die immer noch auf der Treppe standen, einen Wink. Worauf auch sie in die Halle kamen, um bei der Arretierung der Soldaten und der Zivilisten zu helfen.
Währenddessen drangen von draußen Sirenen in den Keller.
„Ich habe mir erlaubt um Verstärkung anzusuchen, Sir. Auch auf die Gefahr hin, dass dieser Offizier ebenfalls in die Sache involviert ist, was aber anscheinend nicht der Fall war.“, erklärte Davenport das Aufgebot an Soldaten und Polizisten, welche nun durch mehrere Eingänge in das Gewölbe strömten um Mandells Truppe zu unterstützen.
Mandell setzte zu einer Antwort an, kam aber nicht dazu. Ein Major in britischer Uniform trat an ihn heran und reichte ihm die Hand.
„Sie haben gute Arbeit geleistet, Captain.“, gratulierte er Mandell zu seinem Sieg. „Sie haben das Schlimmste verhindert.“
„Ich weiß nicht mal was genau ich verhindert habe.“, antwortete Mandell, etwas außer Atem.
„Die geschmuggelten Waffen waren Prototypen der Nazis, welche einige unserer eigenen Soldaten für gutes Geld an die Sowjets verkaufen wollten. Ich habe schon Konstruktionspläne der Waffen gesehen, hätte aber nicht gedacht, dass es dazu bereits stehende Fabriken gibt.“
Mandell bekam große Augen, als er das hörte.
„Man wird Sie dafür sicher belobigen.“, fügte der Brite noch hinzu.
„Das einzige, was ich möchte ist wieder nach Hause zu gehen, Sir. Zurück nach Amerika.“
Der Major legte ihm die Hand auf die Schulter.
„Das wird sich, denke ich, machen lassen.“

*

Aufgrund des jüngsten Zwischenfalls im westlichen Sektor Berlins, worin amerikanische Soldaten und deutsche Zivilisten verwickelt waren, wurde eine größere Untersuchung angeordnet. Nach deren Ergebnissen zu urteilen ist die Lage der Zivilbevölkerung in Westberlin erschreckend; sogar noch schlimmer als in den anderen Teilen Westdeutschlands. Dies erklärt auch die Zusammenarbeit der Bevölkerung mit den mutmaßlichen Waffenschmugglern, welche den für sie arbeitenden Deutschen eine sichere Flucht in den Osten versprochen hatten.
Präsident Truman zeigte sich von diesen Zuständen schockiert und versprach der deutschen Bevölkerung eine Lockerung des Morgenthau-Planes zu überlegen. Sicherte zugleich auch zu, den durch die Demontage arbeitslos gewordenen Menschen durch Subventionen zu helfen. Finanzminister Henry Morgenthau, nach dessen Plänen die Demontage der Fabriken in Deutschland erfolgte, protestierte auf das Heftigste gegen jede Lockerung der Bestimmungen und meinte, dass der Anstieg der Arbeitslosigkeit zu erwarten gewesen wäre, dies aber nun einmal der Preis sei, den man für ein befriedetes Europa zahlen müsse. Weiters drohte er bei einer Lockerung oder gar Aufhebung des Planes seinen Rücktritt an, wovon sich allerdings weder Präsident Truman noch Großbritanniens Premierminister Attlee beeindruckt zeigten.
Der französische Staatspräsident Auriol enthielt sich eines Kommentars zu dieser Debatte, betonte jedoch, dass Korruptionen dieser Art unter den Soldaten der Besatzungsmächte nicht länger geduldet werden können und jener Captain, welcher den Schmuggel aufgedeckt hatte, mit den höchsten Ehren ausgezeichnet werden sollte. Zudem verlangte er eine Erklärung aus der Sowjetunion um ihre Rolle in dem Schmuggel klar zu machen, da die Waffen allem Anschein nach für den kommunistischen Osten gedacht waren. Bis jetzt kam aus der Sowjetunion jedoch noch keine Antwort zu den von den Alliierten gestellten Anschuldigungen. Eine Eskalation des Konfliktes scheint nicht ausgeschlossen...

(Auszug aus einem Artikel der New York Times)

*** *** ***

Die Ausgangssituation dieser Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit. Der amerikanische Finanzminister Henry Morgenthau jr. schlug in der Tat noch während des Krieges das vor, was hier geschildert wurde: Die Auslöschung des Deutschen Staates in seinen Grundzügen. Was heute nur mehr wenige wissen: Die Alliierten standen im Jahr 1945 knapp davor, sich für den Morgenthau-Plan zu entscheiden. Einzig die Proteste des amerikanischen Kongresses hinderten Präsident Roosevelt daran, den Plan in seiner vollkommenen Grausamkeit durchzuführen.
Diese Geschichte soll zeigen, wie es hätte aussehen können.
Ob es so, oder auch vollkommen anders gekommen wäre, das werden wir zum Glück aber niemals feststellen können.

 

Hunter,
Ich finde die Geschichte gut. Alternative History. Ist auch spannend geschrieben. Die Atmosphaere ist duester und kommt gut rueber und der Schreibstil hat die notwendige Knappheit.

Was mir nicht gefaellt, sind einige Adjektive zu viel und unnoetige Laengen.

Beispiele: sonderlich ernst = sonderlich weg
sonderlich beliebt = sonderlich weg
scheinbar in seine Richtung blickte = was heisst scheinbar? Entweder tut ers oder nicht.
fuhr endlich los = endlich weg
etwas auszuleuchten = etwas weg
So atmete Mandell auch endlich auf, = Mandell atmete auf
Häuser klar zu erkennen = klar weg

Und auch sein Hund Happy; eine Mischung aus einem Deutschen Schäferhund und einem reinrassigen Husky. Eine recht eigenwillige Mischung. Die schwarzen Flecken des Schäferhundes waren dem weißen Fell des Huskys gewichen; ebenso wie die Rute und die lange Schnauze.= Die Erklaerung der Rute und der Schnauze ist m.E. fuer die Geschichte nicht erforderlich.

War nur meine persoenlich Meinung. Ich denke jedoch du merkst worauf ich hinaus wollte. In Grammatik bin ich
nicht sehr bewandert, und ich weiss das 'endlich' kein Adjektiv ist. Aber die Geschichte wird praegnanter, wenn dieses Beiwerk seltener benutzt wird. So sehe ich es jedenfalls.

Gruss,
Claudio

 

Hallo Claudio,
Danke, ja ich kenne meinen alten Fehler; aber so sehr ich mich auch bemühe, es werde immer zuviele ausschmückende Beiwörter. Ich werde mich trotzdem nochmal reinknien und versuchen des Text auszumisten.
Und das mit dem Hund: Keine Ahnung warum ich das eingebaut habe, kann man wirklich streichen...

lg Hunter

 

Hallo Hunter!
Interessanter Ansatz, den du da verfolgst. Leider leistest du dir noch ein paar Rechtschreibfehlerchen, die z.T. unten aufgeführt werden.
Außerdem erscheint es mir ganz und gar unlogisch, dass die Sowjetunion Faustfeuerwaffen von wem auch immer bezieht. Der zweite Weltkrieg liegt erst kurz zurück.
Es gibt genug Ausrüstung für Abermillionen Rotarmisten.
Zudem auch mehr als genug Rüstungsbetriebe aus dieser Zeit, zumal die Sowjets besonders die Schwerindustrie ausbauten. Last but not least können sie auf einen gewaltigen Bestand an deutschen Beutewaffen zurückgreifen. Zudem beginnt 1947 die Erfolgsgeschichte des Automat Kalaschnikow.
Deshalb kaufe ich dir einen wesentlichen Pfeiler deiner Geschichte nicht ab. Das Handeln des Generals ist übrigens unerklärlich. Was treibt ihn zum Hochverat? Das bleibt im Dunkeln.

Grüße,
...para

*****************************************************

Die Deutsche Wirtschaft soll so bald wie möglich dezentralisiert werden...

"deutsche"

an der nächsten Häuserecke stand ein moderner Panzer vom Typ M45. Ein amerikanisches Fahrzeug.
Zwar waren die offiziellen Bezeichnungen M4. M5 usw., aber um einiges gebräuchlicher waren "Sherman", "Stuart" usw.
Was ist ein M45? Der Pershing?

Als Offizier der Besatzungsmacht konnte er sich den Luxus ein Auto zu besitzen durchaus leisten.
Während er kurz nach hinten blickte um auf den nachfolgenden Verkehr zu achten fiel ihm ein hagerer, großgewachsener Mann auf,
Müde ließ er sich auf seinem harten Stuhl nieder, wischte sich mit den Händen über die Augen und besah sich dann den Ordner, der bereits vor ihm auf der Tischplatte lag um durchgelesen zu werden.
Du verwendest manchmal sehr wenig Kommas.
Hier:
a) Luxus, ein Auto zu besitzen,
b) Blickte, um (...) achten,
c) (...) um durchgelesen
Wobei dieses "um durchgelesen zu werden" herzlich überflüssig ist.

„Ihr könnt nachkommen. Die Lage ist geregelt.“,
Ergebt euch, und ihr werdet ein anständiges Gerichtsverfahren bekommen.“, versuchte es Mandell noch einmal.
wegen Hochverrats.“, brüllte der General zurück.
"Blabla", sagte er.
Entweder Punkt oder Komma ist überflüssig.

Seien sie vorsichtige Captain Mandell.
"vorsichtig, Captain"

nicht das geringste.
Dann sind diese Typen für das erste beruhigt;
Dann sind diese Typen für das erste beruhigt;
Passiert dir oft:
a) das Geringste
b) das Erste
c) das Erste


„Captain, gut das Sie endlich da sind.
Dort angekommen stellte er fluchend fest, das er noch keine Kopie von der Akte über den Fund von heute Morgen gemacht hatte.
a) "gut, dass"
b) dass
FAUSTREGEL: "dass" immer dann, wenn du weder "dieses" noch "welches" verwenden kannst.

So atmete Mandell auch endlich auf, als er aus dem Zentrum der Metropole herauskam und das von den Amerikanern okkupierte Gelände vor der Stadt erreichte. Hier waren die Straßen wieder geräumt und auch die Laternen funktionierte durchgehend.
Ich verstehe nicht, warum in der Pampa die Straßen so gründlich geräumt werden und in der Stadt nicht. Das gleiche gilt für die Laternen.

Er rauchte nur ganz selten; entweder wenn er unter Stress stand, oder Nervös war.
"nervös"

„Lieutenant, schnappen Sie sich sofort unsere besten Leute und besetzen Sie jeden Ausgang aus Berlin. Jeder Wagen der innerhalb der nächsten 72 Stunden aus der Stadt will, wird gefilzt. Dazu gehören auch alle Militärkonvois.“
Bin mir mal ziemlich sicher, dass das seine Befugnisse bei weitem überschreitet. Was ist ein Captain? Ein popeliger Hauptmann, oder?

„Heute teilte der türkische Staatspräsident Ismet Inönü unter großem Jubel der Bevölkerung den Anschluß der Türkei an den Warschauer Pakt mit.
Atatürk hin oder her: Eine feste Bildung an die gottlose Sowjetunion wäre von der Bevölkerung nicht jubelnd aufgenommen worden.

Er stammten von Davenport.
"stammte"

Dieser fand es nun doch für wert sich umzudrehen und seinen Gesprächspartner anzusehen. Noch immer trug er seinen nichtssagenden Gesichtsausdruck.
Du beschreibst aus Sicht des Captains. Welcher keine Mimik wahrnehmen kann, wenn der General ihm den Rücken zudrehrt.

hatten sich die Eindringlinge also Zuggang verschafft.
"Zugang"


Davenport, der gemeinsam mit einem anderen Kollegen vor dem Haupteingang gewartet hatte, folgte dem General auf den Fuß.
Der General ist motorisiert, und der dicke Leutnant geht zu Fuss hinterher? Erklär mal...

Ohne es zu bemerken stolperte er mitten in die MG Stellung,
Reichlich verstreut, der Gute.
"MG-Stellung"

Das Gewölbe bestand aus einer einzigen großen, kaum 2 Meter hohen Halle, deren Decke jedoch an mehreren Stellen durchbrochen worden war um den großen Maschinen Platz zu bieten, die überall herumstanden.
Tatort: Keller.
Durchbricht man die Decke, ist man im Erdgeschoss. Wo die Eindringlinge herkommen. Fällt dir was auf?
Besser: "zwei"

und etwa Einhundert Zivilisten, die einen recht verwahrlosten Eindruck machten.
Gehen die nicht in Deckung? Wie kann dein Prot das so genau feststellen?
"einhundert"

„Das einzige was ich möchte ist wieder nach Hause zu gehen, Sir. Zurück nach Amerika.“
"Das Einzige, was"

 

Hi Paranova,
zuerst mal danke, für die Ausführliche Analyse der Story. Um die Rechtschreibung werde ich mich die kommenden Tage mal kümmern (bin noch am überarbeiten der Adjekive)

Zu deinen inhaltlichen Bemerkungen:
- Pukto Waffenhandel gebe ich dir recht; ist sicher nicht die plausibelste Handlung, aber das beste was mir eingfallen ist, was zu dieser Parallelwelt passte

- "Die Deutsche Wirtschaft soll so bald wie möglich dezentralisiert werden..." das stammt nicht von mir, sondern von den Übersetzen des am Anfang der Geschichte zitierten Dokuments

- wegen dem Panzer: M45 hat keinen mir bekannten Beinamen (Pershing war M26)

-"Ich verstehe nicht, warum in der Pampa die Straßen so gründlich geräumt werden und in der Stadt nicht. Das gleiche gilt für die Laternen." Weil der Stadtrand von den amerikanischen Soldaten besetzt wird, welche nicht in das Regelement des Morgenthau-Plans fallen

-"Bin mir mal ziemlich sicher, dass das seine Befugnisse bei weitem überschreitet. Was ist ein Captain? Ein popeliger Hauptmann, oder?" der drittniedrigste Offiziersrand, stimmt; aber es fällt imemr noch ins ein Resort.

-"Atatürk hin oder her: Eine feste Bildung an die gottlose Sowjetunion wäre von der Bevölkerung nicht jubelnd aufgenommen worden." Nach dem '45er Jahr tendierte die Türkei mehr in Richtung Osten als Westen. Nur dem Engagement verschiedener amerikanischer Präsdenten und Außenminister ist es zu verdanken, das sie sich der NATO anschloß; so abwegig ist das also nicht

- "... er folgt ihm auf den Fuß" ist für mich nicht unbedingt gleichbedeutend mit hinterherlatschen. Aber ich kann es ändern, wenn es stört.

-"Zitat: Ohne es zu bemerken stolperte er mitten in die MG Stellung...
Reichlich verstreut, der Gute." Bei diesem Kommentar musste ich lachen. Stimmt,klingt etwas seltsam!
:)

Also, ich seh schon, muss die Story nochmal überarbeiten *seufz* Aber danke für die Kritik.

lg Hunter

 

Idee, was so interessant sein könnte:

Deutsches Know-How: Teile von Prototypen (Flugzeuge), Waffensystemen usw. (z.B. die "Wasserfall"- FlaRaks),
Wissenschaftler, hochrangige Militärs (?)

Grüße,
...para

 

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