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05.09.2020
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Vor siebenhundertdreizehn Tagen wurde P von einem Regenwurm gefressen. Nicht, dass diese Zeitspanne für ein Phosphoratom relevant ist, es ist immerhin schon seit viereinhalb Milliarden Jahren unterwegs. Es war ihm gleich, samt dem Überbleibsel eines Eschenblattes in den Schlund des Wurms gesogen zu werden. Nach Durchlaufen der hundertsechsundzwanzig Segmente dieses stattlichen Exemplars wurde P Teil eines kleinen Haufens Regenwurmexkremente und damit zu Humus. Das war es, was ein Atom machte: Es bestand und wanderte, wie ein Nomade, der sich im Strom des Geschehens treiben ließ.
Während dieses feuchtwarmen Sommers spülten viele Regenschauer P in seiner Verbindung mit mehreren Os ins Erdreich. Andreas Weber, Diplom-Lebensmittelchemiker, liebte es, sich solche Verbindungen bildlich vorzustellen. Wie das Phosphoratom mit seinen winzigen, offenen Elektronenärmchen die Sauerstoffatome in Empfang nahm, denn in ihrer Verbindung waren sie stabiler als jedes für sich.

Ziemlich genau so war es bei Andreas und seiner Verlobten. Wie P und O, so hatten auch er und Franka einen vollständigen Kern. Nach außen hin jedoch hatte jedem Einzelnen von ihnen etwas gefehlt, ein wenig Liebe, ein paar Elektronen, etwas Zweisamkeit, durch die alle Beteiligten einen vollständigeren Zustand erreichten. Nachdem er jahrelang nicht die richtige Partnerin hatte finden können, nahm er Franka mit offenen Armen in sein Leben auf und teilte es jetzt mit ihr.

Knappe zwei Jahre bevor P von Frankas geliebtem Diplom-Lebensmittelchemiker gegessen wurde, sickerte es also mithilfe von Wasser – einer besonders glücklichen Dreisamkeit von einem O und zwei Hs – samt vier anderen Os aus dem Regenwurmhaufen in den Boden. Dieses Fleckchen Erde lag nicht weit vom Haus, in das Andreas und Franka eingezogen waren. Ohne es zu wissen lief Andreas bei seiner täglichen Joggingrunde in genau dem Moment an der Stelle vorbei, in dem ein unterirdischer Pilz P in die Wurzel eines Birnenbaums transportierte, um dafür ein wenig C zu bekommen.

Zwei Sommer später war es so heiß, dass Andreas Weber auf einer dieser Runden vor Anstrengung schwindelig wurde und er eine Pause brauchte. Nicht ahnend, dass seine Schlappheit nicht allein durch die Hitze bedingt war, flüchtete er in den Schatten eines Birnenbaums. Nachdem Andreas sich etwas besser fühlte, pflückte er sich eine reife Birne und verschlang sie. So passierte es, dass P, welches zuvor vom Birnenbaum in genau diese Frucht integriert wurde, als Teil des Fruchtfleisches Andreas’ Speiseröhre hinabglitt und im Magen landete. Als Andreas sich einigermaßen erholt hatte, trug er P in seinem Bauch nach Hause.
»Na, Schatz, wie war’s?«
»Geht so. War ziemlich kaputt, bin nicht weit gekommen.«
»Ich hab dir doch gesagt, dass du noch warten sollst. Mit deinem Husten und der Hitze.«
»Hast ja recht«, sagte Andreas und gab ihr einen verschwitzten Kuss auf die schmalen Lippen. »Ich geh mal duschen.«
»Mach das. Und vergiss nicht, dass wir heute Mittag bei den Nachbarn zum Grillen eingeladen sind.«
Statt zu den Nachbarn fuhren sie ins Krankenhaus: Während Andreas das kalte Wasser auf den Kopf rauschte, wurde er von einem Hustenanfall gepackt, dessen Auswürfe das Wasser um seine Füße für kurze Zeit rot färbten. Erschrocken rief er nach seiner Frau, kurz darauf waren sie sich in ihrer Umarmung so nah wie das P den Os.
Inzwischen hatte eine Mannschaft von Enzymen P und alle anderen Nährstoffe aus den Birnenstücken in Andreas’ Magen befreit. Auf der Fahrt ins Krankenhaus wurde P unbemerkt aus dem Dünndarm des Diplom-Lebensmittelchemikers in eine der vielen kleinen Blutgefäße befördert, die den langen Schlauch umschließen wie die Hyphen eines Pilzes die Wurzeln der Bäume. Das verlobte Paar saß im Wartesaal, als P aus Andreas’ Blut gefiltert und in eine Zelle des linken Lungenflügels transportiert wurde. Es war jedoch nicht irgendeine Zelle. Sie war Teil eines kleinen Haufens aus mittlerweile vielen Millionen Zellen, deren gemeinsame Urahnin bereits zu mutieren begann, als Andreas noch nicht von der Existenz seiner jetzigen Verlobten wusste.
Von der Existenz des kleinzelligen Bronchialkarzinoms erfuhr er erst ein paar Wochen später, als die mutierte Zellfamilie unweit seines Herzens so weit gewachsen war, dass sie die Onkologen auf computertomografischen Bildern erkennen konnten. Onkelogen, hatte Andreas bei einem seiner Besuche im Krankenhaus verstanden, als er sechs Jahre alt war. Damals lag dort sein an Krebs erkrankter Opa, und er dachte, dass die Ärzte eine spezielle Art von Onkeln waren. Heute war er schlauer.
Inzwischen hatte P längst seinen Platz in der DNA der Bronchialkarzinomzelle eingenommen. Was das Ganze für Andreas und Franka bedeutete, davon wusste P nichts.

Der Diplom-Lebensmittelchemiker tat sein Bestes, mit der Diagnose klarzukommen. Wozu sich aufregen, eine unsichtbare Gewalt anprangern, sie beschimpfen, er habe doch nie geraucht, sich nicht allzu schlecht ernährt. Das Problem mochte in seinen Genen liegen, wie P jetzt, denn viele Mitglieder seiner Familie waren von dieser Krankheit heimgesucht worden. Das war es, was Franka sagte: heimgesucht. Wie ein Dämon. Andreas glaubte nicht an Dämonen, er war Chemiker, wusste, wie die Welt funktioniert. Und so wusste er auch, dass es keine paranormale, böse Macht war, die sich in seinen Körper eingenistet hatte, sondern konnte es sachlich und fachlich erklären. Ein Schutzmechanismus war ausgefallen, der Zellen daran hinderte, sich weiter zu teilen. Wie ein Airbag im Auto defekt sein und den Unfalltod des Fahrenden herbeiführen kann: Pech, in der Natur der Dinge liegend, nicht zu ändern.
Eine Behandlung lehnte Andreas ab, sie hätte höchstens ein paar Wochen rausgeholt, vielleicht zwei Monate, aber wozu? Franka war am Boden zerstört, für sie war ihr Mann das Wichtigste im Leben, heiraten wollte sie ihn und mit ihm das Leben teilen. Sie mochte seine Art, die Dinge etwas anders zu sehen, aber wie konnte sie sich damit abfinden, dass er ihr genommen würde? Sie weinte viel, Andreas tröstete sie. Manchmal umgekehrt. Er ging weiter zur Arbeit so lang es ging, konzentrierte sich auf seine Chemie. Doch immer öfter driftete er ab, wenn er im Labor saß, schaute aus dem Fenster und stellte sich die Chemie seines eigenen Körpers vor. Besonders dann, wenn die Gewissheit über das baldige Ableben dieses Körpers sich in den Kopf desselben drängte und ihn Gefühle überkamen wie Verzweiflung und Verwirrung, welche ihn bisher nicht allzu oft belästigt hatten. In diesen Momenten erinnerte er sich an das Wunder, dass dieser komplexe Körper überhaupt funktionierte, nicht nur jede einzelne Zelle – für sich bereits erstaunenswert −, sondern vor allem die Gesamtheit der körperlichen Prozesse. War es da nicht überraschend, dass nicht viel öfter etwas schieflief?
»Ich weiß, also habe ich keine Angst«, sagte er sich.

Hundertsechzehn Tage später passierte es. Auf der Palliativstation im gleichen Krankenhaus, in dem Andreas seine Diagnose bekam. Nachdem sein Herz aufhörte zu schlagen − das hatte der Lebensmittelchemiker seiner Frau noch erklärt − war es kein P, sondern ein O, welches den Tod bedingte, oder besser gesagt seine Abwesenheit: »Der Zweck, den der Sauerstoff in den Zellen erfüllt, ist sehr simpel«, sagte er, was ihm half, sich mit dem baldigen Sterben auseinanderzusetzen. Jedenfalls glaubte er das. Und so erzählte er ihr über die Kette von Molekülen in den Mitochondrien aller Zellen, in der Elektronen von einem zum anderen transportiert würden, so wie Dachdecker sich Ziegel zuwarfen. Die freiwerdende Energie werde in kleinen Molekülen gespeichert, die alle Prozesse am Laufen hielten. Und der Sauerstoff, den wir einatmen, sagte er, werde dafür benötigt, die Elektronen am Ende der Transportkette aufzunehmen, nichts weiter. Ein O breite seine winzigen Elektronenärmchen aus, nehme zwei Elektronen und zwei Hs auf, und so werde aus Sauerstoff und Wasserstoff ein Wassermolekül: H2O. Das sei alles. War das nicht erstaunlich und wunderschön? Seine Worte brachten Franka zum Weinen.
Nach drei Tagen Dämmerzustand gab es dann in den Zellen von Andreas’ Körper keine neuen Os mehr, die über die Blutbahn ständig jede der etwa fünfzig Billionen Zellen mit seinen sechzig Billiarden Mitochondrien erreichten, weil seine Lunge aufhörte zu atmen. Die Kette stoppte und es gab keine Energie mehr zum Leben, keine Lebensenergie, sodass der Lebensmittelchemiker schließlich starb.

Und so kam es, dass P mitsamt aller Os, Cs, Hs, Ns und einigen anderen Elementen in einer Urne landete. In etwas mehr als drei Kilogramm dunkelgrauer, grober Asche. Eine Weile stand sie bei Franka im Wohnzimmer und brachte sie immer wieder zum Weinen. Manchmal dachte sie an Andreas’ Sicht der Dinge, seine Faszination über die Chemie des Lebens, die Os und die Hs und die Ps, und sie musste schmunzeln, lachen sogar, bevor der nächste Schwall an Tränenflüssigkeit sich seinen Weg auf ihre Wangen bahnte.

Wenige Wochen später nahm Franka die etwa drei Kilogramm, die von ihrem Diplom-Lebensmittelchemiker übriggeblieben waren, auf einem Spaziergang mit in den Wald und streute sie unter einem Baum in die Erde, so wie ihr geliebter Andreas es gewollt hatte.
»Stell dir nur vor, wie diese gewaltige Menge an Atomen, die mir für eine Weile von der Natur überlassen wurde, sich dort in der Erde wieder mit dem Rest vermischt. Ich habe sie gegessen und getrunken, in Form von Gemüse und Obst und Getreide und Wasser, allesamt aus dem Boden. Jetzt gehen sie dorthin zurück. Ist das nicht unglaublich? Ist das nicht schön?«, hatte er sie gefragt, und sie hatte genickt und gedacht, sie sollen noch nicht zurückgehen.

Wenige Monate später wurde P von einer Made gefressen.

 

Moin @rainsen,

ui, das war mal ne Wendung ...! Aber toll, hat mir sehr gut gefallen. Eine wunderbar originelle Idee mit einem spannenden Thema umzugehen -- der Sterblichkeit und der eigenen Unbedeutsamkeit im Universum. Und ein paar Sachen hab' ich sogar aus dem Biologie-Untericht wiedererkannt :).

Kleinkram hier, Kleinkram da:​

Nicht, dass diese Zeitspanne für ein Phosphor-Atom relevant wäre, es ist immerhin schon seit Milliarden Jahren unterwegs. Genauso wenig hat es ihm etwas ausgemacht, von seinem Platz in dem alten Stück Eschenblatt in den Schlund​
Mich verwirrt dieses Genauso wenig. Also das würde ja implizieren, dass das Davorstehende und das Darauffolgende zwei unterschiedliche Dinge sind, aber macht es ihm nicht gerade deswegen nichts aus, aufgefressen zu werden, weil die Zeitspanne im Vergleich zu seinem Leben irrelevant ist?
Er hatte seine Verlobte Franka mit seinen aus sehr vielen Atomen und noch mehr Elektronen bestehenden Armen in sein Leben aufgenommen und teilte es jetzt mit ihr. Wie P und O, so hatten auch Andreas und Franka einen weitestgehend vollständigen Kern. Nach außen hin jedoch fehlte etwas, ein wenig Liebe, ein paar Elektronen, etwas Zweisamkeit, wodurch alle Beteiligten einen vollständigeren Zustand erreichten und äußeren Einflüssen besser trotzen konnten.
Ich finde der Teil wirkt hier merkwürdig gekünzelt und ist ja auch später nicht mehr wirklich relevant; würde ich einfach rauslassen. Sicherlich ein nettes Detail, das die Figuren etwas dreidimensionaler machen könnte, aber weil es hier nur gesagt wird, ich aber in den Interaktionen der beiden das nicht merke, erreicht es dieses Ziel nicht. Und die Geschichte würde auch ohne funktionieren.
− es bestand, existierte, war lediglich auf einer kurzen Zwischenstation seiner Reise.
Ich bin mir unsicher, ob es dienlich ist, das hier explizit zu erwähnen. Du bringst diese Aussage so kraftvoll rüber (vor allem durch das Ende), dass das an der Stelle auf mich aufgesetzt wirkt.

Knappe vier Monate später passierte es. Auf der Palliativstation im gleichen Krankenhaus, in dem Andreas seine Diagnose bekam. Nachdem sein Herz aufhörte zu schlagen − das hatte der Lebensmittelchemiker seiner Frau noch erklärt − war es kein P, sondern ein O, welches den Tod bedingte:
Perfekt gelöst. Wie du hier den Tot nur so erwähnst, um dich dann auf die Atome zu konzentrieren. Is ja eben doch nicht Andreas' Geschichte, sondern die des kleinen P.
Wenige Monate später wurde P von einer Made gefressen.
Musste lachen. Tolles Ende! Schöner Zirkelschluss und es zeigt perfekt, dass Andreas eben nur ein kleiner Schritt auf der großen Reise des kleinen P war.

Sehr gerne gelesen,
Manfred​

 
Zuletzt bearbeitet:

@rainsen ,

was machst du denn da??? :D
Ein seltsamer, hartschaliger Text. Aber ich habe mich gerne ein bisschen eingegraben. Diesen Text nach schreibhandwerklichen Maßstäben zu kommentieren, ist eine ziemliche Herausforderung, finde ich. Ich werde eh nur einen Bruchteil der Gedanken und inneren Anmerkungen wiedergeben können, die mir beim Lesen so durch den Kopf gingen. Wahrscheinlich bin ich nicht der Einzige. Immerhin gibt es bislang noch keinen Kommentar, obwohl die Story schon ein paar Stunden online ist, du ein Vielkommentator und die Story nicht äußerst lang (Edit: Sehe gerade beim Schreiben, dass jemand kommentiert hat :)).
Ich beginne mal beim ersten, was mir einfällt.

1. Es gibt hier diesen seltsamen Mix aus Elementen eines Erwachsenentexts und eines Textes für Kinder und jüngste Lesende. Da musste ich vom Topos an die Geschichte von Fliege denken (Ein J sucht seines asper).

2. Der Text ist dann doch ziemlich dicht, komplex, schwer zugänglich. Das liegt an der Fachsprache, aber auch diesem ständigen Stilmix, würde ich sagen. Das fällt mir weder positiv noch negativ auf.

3. Ich finde, der Text wird der darin verarbeiteten Idee nur stellenweise gerecht. Bis zum ersten Wendepunkt (Diagnose) wirkt das auf mich sehr willkürlich organisiert. Da finde ich, hast du es nicht richtig durchgezogen oder sprachlich durchziehen können. Fast als wäre das nicht dein Text, nicht das, was du schreiben willst. (Das ist eine ähnlich blöde Kritik wie meine letzte, obwohl das schon ein sehr anderer Text ist). Du erreichst für mich nicht das Level, wo du dem Gewicht dieser Idee gerecht wirst. Für mich bleibt das ein Effekt und hat dadurch etwas von einer Schreibübung, so anfängermäßig wie Malen nach Zahlen. Ich sage das nicht, um dich zu ärgern, sondern weil ich einfach das Gefühl hab, dass du was auf dem Kasten hast, was für mich bislang noch nicht so die richtige Form (das richtige Thema, die richtige Schreibweise) gefunden hat. Ich sags besser mal dazu: Das kann natürlich alles reine Projektion sein und ist selbstverständlich mit Vorsicht zu genießen, was ich da schreibe. Aber so empfinde ich das. Ich würde dir mal empfehlen, etwas ganz Unaufgeregtes zu schreiben. Vielleicht eine spannende Begebenheit aus deinem Leben. Etwas, das keine allzugroße Konstruktion zulässt. Ich hoffe, ich beleidige dich nicht in irgendeiner Weise oder bin respektlos. Ich habe Respekt vor deinem Schreiben oder vor dem, was ich in dieser Komplexität zu erkennen meine. Lieber mal zum nächsten ...

4. Den Wendepunkt finde ich gut. Da bekommt das endlich Gewicht.

5. Die Komplexität des Textes finde ich an sich gut. Sie zeigt, dass du hier gearbeitet hast. Ohne jetzt mit Weisheiten, die ich selbst nur bisweilen befolge um mich schmeißen zu wollen: Ich denke, fleiß alleine reicht beim Schreiben nicht aus. Entweder man muss streng mit sich sein und sehr konzentriert schreiben oder man ist so spielerisch unterwegs, dass man immer den richtigen Ton trifft. In beiden Fällen hat das was mit Rhythmus und Spannung im ästhetischen Sinn zu tun (also mit der Gespanntheit der Form; nicht 'Suspense', das meine ich hier mit Spannung nicht; eher der Unterschied zwischen einem welken und einem prallen Apfel). Wenn das weder streng noch spielerisch 'genial' ist (oder in einer Weise, die mir jetzt gerade nicht einfällt :D), dann wird auch das Ergebnis, egal wie viele tausend Stunden da rein investiert wurden, nicht zufriedenstellen. Das ist traurig, aber ich glaube, es ist wahr. Und das bedeutet, man sollte in irgendeiner Weise herausfinden, worüber man sehr gerne schreiben will. Dann ist das mit dem Spielerischen leichter und auch mit der Disziplin. Deswegen der Hinweis mit dem Autobiografischen. Ich hoffe, das hier ist dir nicht alles ein bisschen zu meta-mäßig. Ich könnte es, um ehrlich zu sein, verstehen. Aber ich habe auch das Bedürfnis, dir diesen Eindruck zu teilen.

Die große Reise des kleinen P

Ich finde diesen Titel aus mehreren Gründen unglücklich. "Der kleine P" klingt in meinen vulgären Ohren wie eine witzige Paraphrase für einen kleinen Penis.
Das Geschlecht, Neutrum, lässt sich da nicht rauslesen. Deshalb entsteht dieses Problem, denke ich (und aufgrund meiner vulgären Ohren :D).

Dann finde ich, ist das ein typischer Kinderbuchtitel. Er führt genre-mäßig in die Irre. Das ist, glaube ich, selten eine gute Idee.

Und ich finde auch, dieser Titel ist etwas abgenutzt. Das hat man einfach schon oft gehört, sowas.

alten Stück Eschenblatt

Diese Formulierung zum Beispiel wirkt auf mich irgendwie lasch oder welk, um beim Apfel-Beispiel zu bleiben. Davon gibt es für mich viele in diesem Text und sie verraten mir (in meiner vielleicht merkwürdigen Interpretation), dass das nicht dein Text ist, weil da Können ist und trotzdem die Lust zu fehlen scheint, hier nach den richtigen Details zu suchen und eben tiefer zu bohren bei dieser Idee der Personifizierung bzw. Reifizierung eines chemischen Elements.

Er hatte seine Verlobte Franka mit seinen aus sehr vielen Atomen und noch mehr Elektronen bestehenden Armen in sein Leben aufgenommen

hier auch so eine Stelle. Von Atomen und Elektronen zum Arm. Da sind schon noch ein paar tausend Stufen dazwischen.

Wie P und O, so hatten auch Andreas und Franka einen weitestgehend vollständigen Kern

Diesen metaphernmäßigen Sprung finde ich zum Beispiel sehr schön. Da liegt etwas in diesem Satz, woraus ich eben auch schließe, das du nach meinen angesetzten Maßstäben schreiben kannst.

Es ist sogar gut möglich, dass Andreas bei seiner täglichen Joggingrunde in dem Moment an der Stelle vorbeilief, in dem ein unterirdischer Pilz P in die Wurzel eines Baums transportierte, um dafür ein wenig C zu bekommen.

Das habe ich in meiner Aufzählung weiter oben vergessen. Die Erzählposition ist ziemlich unklar. Da stecken Ideen drin, das ist komplex. Das finde ich weder was Gutes noch was Schlechtes. Besonders leserInnenfreundlich ist das aber nicht (was ja wie gesagt kein Muss ist).

pflückte er sich schließlich eine reife Birne und verschlang sie mit großem Durst

Gefällt mir, dass er die Birne mit 'Durst' verschlingt :-)

in genau diese Frucht integriert wurde

Auch wieder so eine welke Stelle. Ich weiß bei dem Erzähler auch so gar nicht, wann intoniert er jetzt wen. So würde ja wahrscheinlich weder der Chemiker noch das P sprechen. Der Chemiker hätte vielleicht einen geschickteren Ausdruck (sorry, falls du einer bist :D) und das P würde vielleicht in dieser Fiktion eher andere Wörter nutzen als diesen kühlen, technischen Ausdruck.

»Na, Schatz, wie war’s?«, hätte P Frankas Stimme gehört, besäße es diese Fähigkeit.
»Geht so. War ziemlich kaputt heute, nicht weit gekommen.«
»Ich hab dir doch gesagt, dass du noch warten sollst. Dein Husten ist immer noch nicht weg, und außerdem ist es viel zu heiß heute.«
»Du hast ja recht, meine Liebe. Ich hätte wohl auf dich hören sollen«, sagte Andreas und gab ihr einen verschwitzten Kuss auf die schmalen Lippen. »Ich geh mal duschen.«

Das finde ich keinen guten Dialog. Das ist irgendwie flach, finde ich. Unterm Strich wieder so eine welke Stelle für mich.

Von der Existenz des kleinzelligen Bronchialkarzinoms

Der Twist ist gut, finde ich.

reaktivierte regelmäßig Heulkrämpfe

Das klingt in meinen Ohren als Form von Humor unpassend an der Stelle. Vielleicht wolltest du dem damit Schwere nehmen. Aber für mich klingt das auch ziemlich fies in einer Lesart.

Wenige Monate später wurde P von einer Made gefressen.

Der ewige Kreislauf. Naja, ich weiß nicht. Von der Idee schon ganz stimmig so. Aber in der Formulierung hat es auch etwas unfreiwillig Komisches. In Zusammenhang mit Punkt 3 und 5 entfaltet dieses Ende sich dann auch nicht, wirkt wie ein Cliché (im Sinne eines Abklatschbildes).

Okay Rainsen, das ist 'harte Arbeit' (Chinesisch: Kung Fu). Aber es ist ja auch Sparring-Time und Wortkriegerbereich. Ich denke, du kannst gut schreiben, und das blitzt mehr als ein paar Mal in dem Text für mich auf. Nimmt dir von meinen Anmerkungen was du brauchen kannst.

Gruß
Carlo

Edit: haha, wie NGKs Kommentar einfach mit genau so einer Frage beginnt :lol: :lol: :lol: RAINSENNNN!!!!!

 

Hallo @rainsen,

was tust du? Jetzt sitze ich hier nach Monaten voller Lernen - Biologie, Anatomie, Chemie, Pflanzenernährung - will endlich auf Wortkrieger entspannen und was lese ich da von Atomen, Phosphaten, der Atmungskette - sogar Mykorrizha-Pilze habe ich entdeckt. Da wird mir ja ganz anders.

Irgendwie hat es auch Spaß gemacht, deine ganzen Beschreibungen und Andeutungen zu entwirren. Da komm ich mir ja ganz klug vor. :schiel:
Aber etwas anstrengend war es schon. Da frage ich mich, wie das wohl jemandem geht, der kein Lebensmittelchemiker ist.

Die Idee finde ich generell ganz cool. Eine Kindergeschichte ist das eindeutig nicht, aber hast du ja auch nicht getaggt. Aber auch wir Erwachsenen müssen uns manchmal vor Augen führen, was für ein Wunder das Leben ist und wie unbedeutend ein einzelnes im Kreislauf ist.

Ich finde aus deinem Text spricht oft die Begeisterung dafür, wie unsere Welt funktioniert. Das kann ich gut nachvollziehen. Alleine Wasserstoffbrückenbindungen! Was man auf einmal alles erklären kann! Aber wie gesagt, ich weiß nicht, ob das bei den meisten Lesern, sie sich nicht mit dieser Materie beschäftigt haben so ankommt.

Du willst ja keinen Lehrtext schreiben. Und deswegen glaube ich wäre es sinnvoll, an manchen Stellen etwas rauszunehmen. Hier zum Beispiel:

Inzwischen hatte P längst seinen Platz in der DNA der Bronchialkarzinomzelle eingenommen: Es war bei der Teilung, die gerade stattfand, in den duplizierten Strang von Genen eingebaut worden, immer noch in seiner Langzeitbeziehung mit den vier Os.

Und so erzählte er ihr über die Kette von Molekülen in den Mitochondrien aller Zellen, in der Elektronen von einem zum anderen transportiert würden, so wie Dachdecker sich Ziegel zuwarfen. Die freiwerdende Energie werde in kleinen Molekülen gespeichert, die alle Prozesse am Laufen hielten. Und der Sauerstoff, den wir einatmen, sagte er, werde dafür benötigt, die Elektronen am Ende der Transportkette aufzunehmen, nichts weiter. Ein O breite seine winzigen Elektronenärmchen aus, nehme zwei Elektronen und zwei Hs auf, und so werde aus Sauerstoff und Wasserstoff ein Wasser-Molekül: H2O.

Vielleicht kannst du P eher noch etwas vermenschlichen. Wie geht es ihm von einem Ort zum anderen zu wandern? Will er er auch mal irgendwo ankommen? Und dann wird er verbrannt, fortgerissen von den Freunden, die so lange hatte. Könnte mir vorstellen, dass das den Text etwas zugänglicher machst. Aber vllt willst du das ja gar nicht. Dann lass ihn einfach so. :)

Ich finde es übrigens gut, wie distanziert du den Tod und die Trauer beschreibst. Das passt zu dem Text.

Liebe Grüße,
NGK

 

Hahaha, da muss ich erstmal ordentlich lachen, und das ist schonmal was Gutes!
Ich gehe der Reihe nach durch.

Moin @Manfred Deppi,

cool, dass du den Text gelesen hast, danke dafür schonmal!

ui, das war mal ne Wendung ...! Aber toll, hat mir sehr gut gefallen. Eine wunderbar originelle Idee mit einem spannenden Thema umzugehen -- der Sterblichkeit und der eigenen Unbedeutsamkeit im Universum. Und ein paar Sachen hab' ich sogar aus dem Biologie-Untericht wiedererkannt
Das freut mich, dass es bei dir funktioniert hat :)

Mich verwirrt dieses Genauso wenig. Also das würde ja implizieren, dass das Davorstehende und das Darauffolgende zwei unterschiedliche Dinge sind, aber macht es ihm nicht gerade deswegen nichts aus, aufgefressen zu werden, weil die Zeitspanne im Vergleich zu seinem Leben irrelevant ist?
Also es ist einmal diese Zeitspanne, die ihm egal ist, und zweitens dass er gegessen wurde.
Du hast aber gewissermaßen recht, dass das nicht so ganz rund ist. Ich muss das noch ein paarmal lesen..

Er hatte seine Verlobte Franka mit seinen aus sehr vielen Atomen und noch mehr Elektronen bestehenden Armen in sein Leben aufgenommen und teilte es jetzt mit ihr. Wie P und O, so hatten auch Andreas und Franka einen weitestgehend vollständigen Kern. Nach außen hin jedoch fehlte etwas, ein wenig Liebe, ein paar Elektronen, etwas Zweisamkeit, wodurch alle Beteiligten einen vollständigeren Zustand erreichten und äußeren Einflüssen besser trotzen konnten.
Ich finde der Teil wirkt hier merkwürdig gekünzelt und ist ja auch später nicht mehr wirklich relevant; würde ich einfach rauslassen. Sicherlich ein nettes Detail, das die Figuren etwas dreidimensionaler machen könnte, aber weil es hier nur gesagt wird, ich aber in den Interaktionen der beiden das nicht merke, erreicht es dieses Ziel nicht. Und die Geschichte würde auch ohne funktionieren.​
Hier will ich ja die gewissen Gemeinsamkeiten auf beiden Levels zeigen, auf dem atomaren und dem menschlichen: dass auf beiden Levels Verbindungen eingegangen werden, die den jeweils einzelnen Part kompletter machen. Somit ist es schon relevant für die Geschichte.
Ich hab aber mal den letzten Anhang, nach und, rausgenommen, das ist vielleicht etwas too much.

− es bestand, existierte, war lediglich auf einer kurzen Zwischenstation seiner Reise.
Ich bin mir unsicher, ob es dienlich ist, das hier explizit zu erwähnen. Du bringst diese Aussage so kraftvoll rüber (vor allem durch das Ende), dass das an der Stelle auf mich aufgesetzt wirkt.
Hast du wahrscheilnich recht, nehme ich mal raus - danke!

Musste lachen. Tolles Ende! Schöner Zirkelschluss und es zeigt perfekt, dass Andreas eben nur ein kleiner Schritt auf der großen Reise des kleinen P war.
Sehr cool, dass es dir gefallen hat, das freut mich.
Werde demnächst auch mal bei dir vorbeischauen! Besten Dank für deinen netten Kommentar.

__________________________________
So, und jetzt zu dir, @Carlo Zwei :)

Wie gesagt, ich musste laut lachen, als ich deinen Kommentar gesehen habe...
Also wie du schon bemerkt hast: das war ein kleines Experiment, und ich wusste, dass die Lesereindrücke in alle Richtungen gehen können, von daher bin ich nicht unbedingt überrascht...

1. Tja, irgendwie ist das beim Schreiben so rausgekommen - ich wollte schon bewusst versuchen, auf eine Weise neutral zu schreiben, und das ist es vielleicht, was du damit meinst. Das sollte schon auch ab und zu zum Schmunzeln sein, aber dass es wie eine Kindergeschichte wirkt (teilweise), das hatte ich so klar nicht gesehen.

2./3. Also ich muss schon zugeben, dass der Text natürlich eine ziemliche Erzähl-/Erklärkomponente hat. Vielleicht liegt das einfach am Thema... Ich bin ja ein alter Biologe und mir war schon klar, dass da nicht jeder etwas mit anfangen kann, mit diesen Details, mit diesem Fachkram. Aber was mir halt immer wieder auffällt ist, wie wenig Leute oft wissen über diese Grundlegenden Dinge. Mich fasziniert das halt total und das ist es eben auch, was ich rüberbringen wollte. Die mikroskopische Welt, die Basis aller Dinge, die Grundlage des Lebens, auf der alles basiert... Immer, wenn ich jemandem (das kommt nicht so oft vor, sogar fast nie :)) etwas in die Richtung erkläre, also selbstverständlich aus einem natürlichen Kontext heraus, dann merke ich, wie die Zuhörer fasziniert sind. Hier habe ich versucht, ein klein wenig davon in einer Geschichte unterzubringen - ganz klar ein Experiment, denn wie schreibt man eine Geschichte aus der Sicht eines Atoms...daher auch der Drift in das Leben des Lebensmittelchemikers (ich bin keiner, und keine Angst, du kannst mir alles sagen, ich nehme es nicht als Kritik bzw persönlich).

Du erreichst für mich nicht das Level, wo du dem Gewicht dieser Idee gerecht wirst.
Hat offensichtlich, zumindest für dich, nicht geklappt. Ich will auch gar nicht behaupten, dass ich das finde - ich hatte Null Ahnung, wie dieser Text wirkt, ob er funktioniert... Aber daher umso wichtiger, dass du (und die anderen) mir ihre Eindrücke dalassen, ich finde das spannend.
Keine Angst, ich schreibe schon auch andere Sachen - bzw NUR andere Sachen, daher die Bezeichnung des Textes als Experiment. Ist also aus deiner Sicht nicht geglückt, alles klar, schade, aber das ist völlig okay.

4. Na immerhin!!! Schön! :D

5.

tausend Stunden da rein investiert wurden,
Naja, nicht ganz so viele ;P
Ich hoffe, das hier ist dir nicht alles ein bisschen zu meta-mäßig.
Check ich gar nich, kannste mir das nochmal erklären?
Scherz ;P Wie gesagt, ich verweise nochmal auf die Experiment-Erklärung oben..

"Der kleine P" klingt in meinen vulgären Ohren wie eine witzige Paraphrase für einen kleinen Penis.
:rotfl:

Samma, wie alt biste nochmal??? Also der Gedanke ist mir nun wirklich überhaupt nicht gekommen... Dass der Titel schon sehr, wie soll ich sagen - abgenutzt, so nennst du es auch - ist, jo gebe ich dir recht. Ich guck mal ob ich da was ändere. Im Moment bin ich gespannt, was andere Leute denken.

Diese Formulierung zum Beispiel wirkt auf mich irgendwie lasch oder welk
Die Formulierung mit dem Stück Blatt finde ich jetzt gar nicht so schlimm.

und trotzdem die Lust zu fehlen scheint, hier nach den richtigen Details zu suchen
Die Lust fehlt gar nicht, warum sonst hätte ich den Text geschrieben und hochgeladen? Ich beschreibe eben die Dinge, die ich in der Handlung für wichtig halte und nicht mehr und nicht weniger.
Okay, das mit den Armen aus Atomen und Elektronen, da geb ich dir recht - das hab ich rausgenommen. (Wobei ich deine Begründung hier nicht unbedingt ganz nachvollziehen kann - da sind noch ein paar Stufen zwischen... Warum kann ich die paar Stufen nicht auslassen? Findest du es unvollständig? - ich habe es jetzt geändert, weil ich es etwas kitschig finde tatsächlich..)
Ich werd mir das alles nochmal genauer ansehen und gucken, ob ich da weitere Formulierungen ändern/rausnehmen sollte.

Diesen metaphernmäßigen Sprung finde ich zum Beispiel sehr schön. Da liegt etwas in diesem Satz, woraus ich eben auch schließe, das du nach meinen angesetzten Maßstäben schreiben kannst.
Hach, dieses Lob aus deinem Mund (oder Fingern?), das ist rar und ich genieße das :D

Die Erzählposition ist ziemlich unklar.
Meinst du damit den Wechsel zwischen der Erzählposition aus der Sicht von P und Andreas?

Gefällt mir, dass er die Birne mit 'Durst' verschlingt :-)
:)

Ich weiß bei dem Erzähler auch so gar nicht, wann intoniert er jetzt wen.
Das P kann der Erzähler nicht intonieren, dass ist ja ein Atom :-P Nee, aber es ist ja nunmal offensichtlich ein auktorialer Erzähler, der über dem Geschehen steht. Es werden ja Dinge erzählt, die weder der eine noch der andere wissen kann. Ist das denn so wichtig, dass das immer aus der Sicht einer Figur intoniert ist?

Das finde ich keinen guten Dialog. Das ist irgendwie flach, finde ich.
Da muss ich dir wohl recht geben - hab ich umgeschrieben!

Der Twist ist gut, finde ich.
Bam!

Das klingt in meinen Ohren als Form von Humor unpassend an der Stelle. Vielleicht wolltest du dem damit Schwere nehmen. Aber für mich klingt das auch ziemlich fies in einer Lesart.
War mir nicht bewusst, dass das humormäßig-fies klingt...hab ich geändert!

Aber in der Formulierung hat es auch etwas unfreiwillig Komisches.
Tja...ein bisschen Humor sollte ja auch drin sein (ich kann dir gar nicht genau sagen warum, das schwang einfach so mit). Ob das dem Text schlecht tut - ich muss einfach nochmal beim Durchlesen drauf achten.

In Zusammenhang mit Punkt 3 und 5 entfaltet dieses Ende sich dann auch nicht, wirkt wie ein Cliché (im Sinne eines Abklatschbildes).
Schade, dass es nicht geklappt hat bei dir... Wie gesagt, ich war mir selbst nicht so ganz sicher, was ich von dem Text halten soll.

Aber es ist ja auch Sparring-Time und Wortkriegerbereich. Ich denke, du kannst gut schreiben, und das blitzt mehr als ein paar Mal in dem Text für mich auf.
Na das ist es doch grade, was das Forum hier so großartig macht - keiner nimmt ein Blatt vor den Mund (oder die Finger?) und das bringt einfach am meisten! Von daher tausend Dank dir für dein ehrliches feedback (und ein wenig Lob ;P)

Edit: haha, wie NGKs Kommentar einfach mit genau so einer Frage beginnt :lol: :lol: :lol: RAINSENNNN!!!!!
Allein dafür hat sich der Text gelohnt!
:rotfl:

Und was deine Aussagen "das bist nicht du" (oder so ähnlich) angeht....du hast da vielleicht nicht ganz unrecht. Irgendwie hat das wohl etwas Klamaukiges bekommen, der Text, aber mir war einfach auch danach...wer weiß, vielleicht schreib ich ihn nochmal komplett neu!

__________________________________
Hey @Nichtgeburtstagskind!

Danke auch dir fürs Lesen erstmal!

was tust du?
Hehe, tja. Ich muss schon zugeben, dass das ans Erklärerische (gibt's das Wort?) bzw Erzählerische grenzt. Wie ich schon Carlo geschrieben habe - das war einfach ein Experiment und ich wusste nicht so richtig, wie ich das sonst machen soll, verpacken soll.

Irgendwie hat es auch Spaß gemacht, deine ganzen Beschreibungen und Andeutungen zu entwirren
Da war ich mir nicht ganz sicher, hatte es aber schon befürchtet...schön, dass es dir ein bisschen Spaß gemacht hat, aber ja, ein Lehrtext sollte es natürlich nicht werden.

Aber auch wir Erwachsenen müssen uns manchmal vor Augen führen, was für ein Wunder das Leben ist und wie unbedeutend ein einzelnes im Kreislauf ist.
Ganz genau darum ging es mir. Aber das in einem Prosa-Text vernünftig zu verpacken und rüberzubringen, vielleicht hat das nicht ganz geklappt.

Dein erstes Beispiel habe ich rausgenommen, da stimme ich total zu (das mit der DNA). Was das zweite angeht - mir ist schon klar, dass das eine Erklärung ist, aber ich wollte es eben irgendwie rüberbringen. Vielleicht muss ich das anders versuchen (oder lassen).

Vielleicht kannst du P eher noch etwas vermenschlichen. Wie geht es ihm von einem Ort zum anderen zu wandern? Will er er auch mal irgendwo ankommen? Und dann wird er verbrannt, fortgerissen von den Freunden, die so lange hatte. Könnte mir vorstellen, dass das den Text etwas zugänglicher machst. Aber vllt willst du das ja gar nicht. Dann lass ihn einfach so. :)
Das ist ein wichtiger Punkt: vermenschlichen wollte ich P halt grade nicht - dann wäre es tatsächlich eine Kindergeschichte geworden, mEn. Klar fände ich es nett, wenn ich es zugänglicher machen könnte, aber ob das geht, ohne in eine Kindergeschichte abzudriften, das weiß ich auch noch nicht. Ich guck mal.

Ich finde es übrigens gut, wie distanziert du den Tod und die Trauer beschreibst. Das passt zu dem Text.
Das ist schön, dass dir das gefällt, denn das sollte auch so sein - wenigstens hat das geklappt ;) Danke dir!


Vielen Dank nochmal euch dreien für eure Zeit und euren Input!
Liebe Grüße,
rainsen

 

Hey @rainsen ,

danke, dass du meine Kritik so gelassen nimmst. Das ist für meine Verhältnisse schon sehr direkt. Vielleicht weil ich denke, dass du das wegsteckst. Obwohl Lob in aller Regel besser ist als 'Schelte'. Es ist nur auch manchmal schwer das andersherum zu betrachten. Also vom Positiven auszugehen und nicht dem, was zu bemängeln ist. Da mache ich es mir manchmal einfach ... blabla, ich komme hier irgendwie ständig in diesen Erklärbär-Modus. Eigentlich wollte ich doch nur kurz auf deine Fragen eingehen :D

Die Erzählposition ist ziemlich unklar.
Meinst du damit den Wechsel zwischen der Erzählposition aus der Sicht von P und Andreas?

Ja, das auch. Unklar heißt für mich erstmal nur 'nicht eindeutig markiert'. Ein Holzhammer-Beispiele für eine Klärung so einer Multiperspektivität wäre für mich in diesem Zusammenhang die aktuelle Geschichte von Chutney. Da wechselt das pro Absatz. Das ist natürlich nur eine von vielen Möglichkeiten. Du hast hier halt so einen omnipotenten Erzähler. Der ist omniszient und geht dann aber auch teilweise in Richtung Personaler Erzähler. Ich finde schon, dass das irgendwie funktioniert. Aber es erscheint mir auch recht undurchsichtig. Insgesamt aber finde ich das nicht schlimmt. Das ist ja auch eine schöne Sache am freien, kreativen Schreiben. Der Text schafft sich seine Zielgruppe selbst und nicht umgekehrt. Ist die Erzählperspektive offen und etwas diffus, dann ist das unter Umständen eine größere Herausforderung für LeserInnen. Das ist eben nicht per se schlecht oder gut, finde ich.

Die Lust fehlt gar nicht, warum sonst hätte ich den Text geschrieben und hochgeladen? Ich beschreibe eben die Dinge, die ich in der Handlung für wichtig halte und nicht mehr und nicht weniger.

Das zweifle ich gar nicht an. Ich glaube, du hast eine sehr gute Motivation. Sonst würdest du hier auch nicht so aktiv sein. Und dann würde dich eine härtere Kritik wahrscheinlich auch mehr dämpfen. Was ich damit sagen wollte, ist im Grunde eine vielleicht krude Theorie, an die ich glaube. Es ist dieses: "Wenn dir etwas Spaß macht, geht es leichter." Persönlich, das hört sich vielleicht komisch an, bin ich gar nicht der Typ, der so sehr an Spaß und Glück interessiert ist (okay, das hört sich echt komisch an). Viel spannender finde ich, etwas zu tun, das ich für richtig halte. Beim Schreiben deckt sich das bei mir glücklicherweise. Ich halte es für richtig, über Dinge zu schreiben, von denen ich denke, dass sie zu mir gehören. Gelegentlich weiche ich von diesem Kurs ab, weil ich denke, es müsste doch auch anders gehen. Doch dann werde ich meistens doch wieder darauf zurückgeworfen. Das alles setzt natürlich eine weitere These voraus: Nämlich dass es Themen und Inhalte gibt, die zu einem gehören (Jimmy, Peeperkorn, AWM, Zigga, Chai und andere mehr schreiben sehr oft über 'dieselben' Themen, nutzen ähnliche Erzählpositionen, Stimmungen, Figuren etc.). Das meine ich. Ein Stück weit ist das natürlich auch etwas Künstliches. Viele legen das auch fest ab einem gewissen Punkt, schauen, was funktioniert gut, was kann ich.
Um auf die Aussage zurückzukommen: Ich behaupte, an deinem Umgang mit dem Thema sehen zu können (definitiv eine steile und nicht bewiesene These), dass dieses Thema nicht dein Ding ist, weil ich davon ausgehe, dass du viel bessere (subjektiv/dünnes Eis, ich weiß) Texte schreiben kannst. Warum glaube ich das? Weil ich eben genau deine Motivation sehe, weil du sehr gute Kommentare schreibst und weil deine Texte auch sehr gute Stellen haben. Ich sehe das also und denke mir: Wenn der Typ das richtige Thema, den richtigen Zugang hätte, würden da sehr fette Teile rauskommen.

Diese Annahmen stecken natürlich voller Wertungen und Vermutungen. Nicht mehr und nicht weniger ist das also. Eine Einzelmeinung.
Ich hoffe, ich texte dich hier nicht in belästigender Weise zu :D Ich weiß auch nicht, weshalb ich bei dem Thema ausgerechnet so redseelig werde ...

Wobei ich deine Begründung hier nicht unbedingt ganz nachvollziehen kann - da sind noch ein paar Stufen zwischen... Warum kann ich die paar Stufen nicht auslassen? Findest du es unvollständig?

So eine poetische Reduktion funktioniert oder sie funktioniert nicht. Man kann ganze Epochen in zwei Sätzen zusammenfassen und das äußerst wirkungsvoll tun. Ich finde, hier geht es ja um diese mikroskopische Ebene. Vielleicht erwarte ich da einfach etwas anderes. Ich versuche das mal zu illustrieren. Da gibt es aber AutorInnen, die gerade so einen wissenschaftlichen Kosmos genial literarisch verarbeiten können, was ich selbst nicht so hinbekommen würde. Mir fallen nur KGs ein, die ich mal gelesen habe. Könnte was raussuchen, aber habe die Namen jetzt so aus der Kalten nicht parat. Ansonsten hat Handke so etwas drauf (Langsame Heimkehr). Vielleicht könnte der in dem Zusammenhang (Experiment) auch spannend sein.

Vor etwa zwei Jahren wurde P von einem Regenwurm gefressen. Nicht, dass diese Zeitspanne für ein Phosphor-Atom relevant wäre, es ist immerhin schon seit Milliarden Jahren unterwegs.


--> Vor vierhundertdreiundzwanzig Tagen, dreihundervierundachtzig Sekunden und der Zeit zwischen dem Herabfallen zweier Regentropfen im Urwald wurde ein argloses Phosphoratom zunebst Myriaden anderer argloser Atome von einem Regenwurm der Gattung Lumbricus (gemeinhin auch als Tauwurm oder gewöhnlicher Regenwurm bekannt) verspeist.

Ist natürlich kein richtiger Vergleich. Ich habe mehr geschrieben und auch andere Informationen präsentiert. Aber vielleicht kann ich hieran illustrieren, was ich meine. Das ist auch nur etwas Themenspezifisches. Einerseits veranschaulicht und simuliert das Beispiel eine Präzision. Andererseits bricht es auch damit und erzeugt dadurch etwas Witziges ("verspeist" – das ist ja stark vereinfacht und auch ein wenig personifiziert). "Herabfallen zweier Regentropfen im Urwald" könnte darauf hinweisen, dass Zeit relativ ist. "Gattung Lumbricus" und dann ist das nur der "gewöhnliche Regenwurm". Nominal/Wissenschaftlich, ohne Punkt und Komma, lange Syntax und dann lapidar auf umgangssprachlich 'verspeist' enden usw.
Natürlich ist das wieder nur eine Art mit so einer Idee umzugehen. Habe mal einen Text gelesen, wo solche Abläufe auf poetischste Weise aber ohne jeglichen Humor und Vermenschlichung geschrieben wurden. Das hat mich einfach umgehauen (ist auch dieser Text, den ich erwähnt habe). Aber bei dir ist es ja auch eher das Humorige. Deswegen dachte ich, der Vergleich passt vielleicht.

So. Genug des Schwafelns. Zeit fürs Bett ... :D
Mach dir einen schönen Abend!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @rainsen,

danke fürs Teilen deiner Geschichte. Ich schreib dir meine Gedanken zum Text. So ausführlich und fachlich fundiert wie manch andere Autoren bekomme das allerdings nicht hin. :schiel:

Kurzer Opener :shy:
Lieblingswitz meines Sohnes: Steht ein Neutron vor dem Club. Sagt der Türsteher: "Heute nur geladene Gäste."

Die Handlung deiner Geschichte beruht auf aneinander gereihten, zufälligen Begegnungen. Eine Dynamik à la Chaostheorie. Wäre Andreas eine andere Strecke gelaufen, hätten die beiden woanders gebaut, usw. käme wohl ein Cousin von P zum Zug. Hast du gut konstruiert und weitergesponnen, dieses Leben der verschiedenen Ebenen in Koexistenz, als fortlaufender Prozess. :)
Deine Reise kleinster Teilchen durch verschiedene Körper, erinnert mich an "Es war einmal das Leben". Die Filme habe ich als Kind geliebt. Sprachlich gibt es nix zu meckern. Zu den Figuren. Dass du P nicht vermenschlichst, finde ich gut. Aber Andreas und Frauke – ihre Berufe, ihre Lebensweise, ihr Miteinander – waren mir am Anfang der Geschichte zu stereotypisch, nicht unsympathisch, nur irgendwie zu sachlich dienlich. Deshalb traf mich Andreas’s(ich vermeide in Geschichten Namen, die auf s enden) Diagnose vielleicht kaum? Wäre ich ihm an dieser Stelle gefühlsmäßig näher, käme der Kontrast zum kühl existierenden P krasser. Weißt du, was ich meine? Daran könntest du eventuell noch schrauben. Im Anschluss an die Diagnose, seine Überlegungen zum großen Ganzen, die ihm Trost spenden, das fand ich dann richtig gut. Die letzten gemeinsamen Tage am Krankenbett und dann das Ascheverstreuen als Rückgabe zum Lebenszyklus, da war ich nah dran an den beiden. Das fand ich sehr schön.

Die große Reise des kleinen P
Noch eine kleine Rückmeldung zum Titel. Auch Andreas und nicht zuletzt Frauke durchleben in deiner Geschichte eine Reise.

»Ich weiß, also habe ich keine Angst«, sagte er sich.
Gutes Mantra. Beschreibt ihn auch sehr gut.

Und so erzählte er ihr über die Kette von Molekülen in den Mitochondrien aller Zellen, in der Elektronen von einem zum anderen transportiert würden, so wie Dachdecker sich Ziegel zuwarfen. Die freiwerdende Energie werde in kleinen Molekülen gespeichert, die alle Prozesse am Laufen hielten.
schön
Die Kette stoppte und es gab keine Energie mehr zum Leben, keine Lebensenergie, sodass der Lebensmittelchemiker schließlich starb
Satzpunkt fehlt.
»Stell dir nur vor, wie diese gewaltige Menge an Atomen, die mir für eine Weile von der Natur überlassen wurde, sich dort in der Erde wieder mit dem Rest vermischt. Ich habe sie gegessen und getrunken, in Form von Gemüse und Obst und Getreide und Wasser, allesamt aus dem Boden. Jetzt gehen sie dorthin zurück. Ist das nicht unglaublich? Ist das nicht schön?«, hatte er sie gefragt,
Hach. Jeder von uns ist doch nur ein winziges Rädchen im Getriebe des Universums.

und sie hatte genickt und gedacht, sie sollen noch nicht zurückgehen.
herzzerreißend :cry:


Gern gelesen.
Viele Grüße
wegen

 

Hallo @rainsen,

hab die Kommentare nur überflogen, aber offenbar haben andere ähnliche Probleme wie ich.

Den Anfang fand ich klasse. So anschaulich hätte ich mir den Schulunterricht in den Naturwissenschaften gewünscht, zu denen ich leider (sicher auch wegen manch unmotiviertem Lehrer) nie einen Zugang hatte.

Im Verlauf des Textes wird es mir dann aber zu kompliziert. Weil du die Geschichte unter: Seltsam getagged hast, habe ich immer auf das große Ungewöhnliche gewartet. Vielleicht, dass sich Andreas Weber in einen Wurm verwandelt o.ä. Wenn ich das richtig verstehe, erklärst du hier aber biologische Vorgänge, die so sind wie sie sind. Da fand ich Seltsam etwas verwirrend.

Leider wurde es mir dann auch zu viel im Laufe der Geschichte, ich wurde immer wieder rausgeworfen. Mir fehlt hier eine weitere Ebene, die das Ganze zum persönlichen Schicksal von Andreas und Franka werden lässt. Momentan kommt es mir zu zerstückelt vor, ein wenig wie eine wissenschaftliche Arbeit anhand eines Fallbeispiels. Ich finde, da könntest du mehr rausholen.

Vor etwa zwei Jahren wurde P von einem Regenwurm gefressen. Nicht, dass diese Zeitspanne für ein Phosphor-Atom relevant wäre, es ist immerhin schon seit Milliarden Jahren unterwegs.
Den Anfang finde ich, wie gesagt, klasse. Zieht mich gleich rein.

Wie das Phosphor-Atom mit seinen winzigen, offenen Elektronenärmchen die Sauerstoff-Atome in Empfang nahm, denn in ihrer Verbindung waren sie stabiler als jedes für sich.
Hier wird es für mich sehr lehrbuchmäßig.

Nach außen hin jedoch fehlte etwas, ein wenig Liebe, ein paar Elektronen, etwas Zweisamkeit, wodurch alle Beteiligten einen vollständigeren Zustand erreichten.
Die Verbindung gefällt mir. Schöner Gedanke.

Es ist sogar gut möglich, dass Andreas bei seiner täglichen Joggingrunde in dem Moment an der Stelle vorbeilief, in dem ein unterirdischer Pilz P in die Wurzel eines Baums transportierte, um dafür ein wenig C zu bekommen.
Die Art des Erzählens und die Haltung dahinter gefällt mir sehr. Nur die ganzen C's und O's und ... na ja, du weißt schon ...

Während Andreas das kalte Wasser auf den Kopf rauschte, wurde er von einem Hustenanfall gepackt, dessen Auswürfe das Wasser um seine Füße für kurze Zeit rot färbten.
Ab hier habe ich eine Wendung ins Seltsame erwartet.


Dem Text fehlt mMn eine Richtung. Teilweise sehe ich Ansätze von Satire, die sich bei dem Thema ja auch anbieten würde, dann eben eine wissenschaftliche Erklärung der Vorgänge am Beispiel von Andreas, über dessen persönliche Geschichte ich gerne mehr erfahren hätte.
Bin gespannt, was du noch draus machst.

Liebe Grüße,
Chai

 
Zuletzt bearbeitet:

Hello again @Carlo Zwei,

danke, dass du meine Kritik so gelassen nimmst. Das ist für meine Verhältnisse schon sehr direkt.
Hehe, also ich denke ein großer Faktor ist dabei, dass du mir sympathisch bist und demnach fühle ich mich Null angegriffen - du sagst halt deine Meinung, aber auf eine nette Art und Weise, das ist schon einiges wert, so sollte es sein ;-)

Obwohl Lob in aller Regel besser ist als 'Schelte'.
Klar, es sollte möglichst ein Mix sein, der aber ehrlich ist. Positive Dinge hervorzuheben finde ich genauso wichtig und hilfreich, wie es bei negativen der Fall ist. Das weiß jeder, der schonmal eine Kritik zu einem seiner Texte bekommen hat.

die aktuelle Geschichte von Chutney. Da wechselt das pro Absatz.
Gutes Beispiel, da hatte Chutney ja auch dran feilen müssen, um es etwas verständlicher zu machen; habe ich auch schon ausprobiert und finde ich super, diese Art (zwei sehr coole Beispiele sind vom Aussie Christos Tsiolkas - The Slap (eine Backpfeife auf einem Kindergeburtstag und die innerfamiliären Konsequenzen, aus mehreren Sichtweisen der Beteiligten erzählt) und Seven Types of Ambiguity von Elliot Perlman; hier eine vermeintliche Kindesentführung, wobei die Geschichte weiterlaufend aus 7 Perspektiven erzählt wird - richtig gut!).
In diesem Fall war das mMn nicht ganz so einfach, wenn überhaupt möglich. Grund ist einfach, dass P ein Atom ist und ich es nicht vermeschlichen wollte.

Ich halte es für richtig, über Dinge zu schreiben, von denen ich denke, dass sie zu mir gehören.
Verstehe ich voll und ganz - nicht umsonst schreiben viele Autoren zumindest teilweise autobiografisch. Ist total logisch, dass ein Text so zwangsläufig glaubwürdiger wird, und die Wahrscheinlichkeiit, dass er gut wird vielleicht höher ist.

dass dieses Thema nicht dein Ding ist
Angeknüpft an den Punkt oben muss ich dir hier widersprechen: das ist schon mein Thema. Aber: ist natürlich einfacher (vermeintlich) über zB die Beziehung zweier Menschen zu schreiben, oder eine Handlung, diie man selbst erlebt hat. Mich interessiert das Thema, das ich gewählt habe sehr (warum sonst würde ich drüber schreiben?), nur ist es eben nicht so einfach, das in eine gute Geschichte zu verpacken (Experiment...). Aber es war ein Versuch wert, und bei anderen kommt der Text auch gar nicht so schlecht an. Ich sehe aber deinen Punkt und verstehe ihn!

Vor vierhundertdreiundzwanzig Tagen, dreihundervierundachtzig Sekunden und der Zeit zwischen dem Herabfallen zweier Regentropfen im Urwald
Kann man natürlich so schreiben. Ob das den Text arg verbessert, weiß ich nicht so ganz. Aber ich verstehe was du meinst: sprachlich die mikroskopische Ebene rüberbringen zB. Die Irrelevanz der Zeit sprachlich darstellen, auch eine gute Idee. Ich denke mal drüber nach.
Mir hat der Erzählstil, den ich gewählt habe, irgendwie gefallen, aber du hast schon recht, zB beim ersten/zweiten Satz kommt da etwas Komisches bei durch. Auch das kam beim Schreiben automatisch. Dass es dem Text schlecht tut, da bin ich mir noch nicht schlüssig.

Andererseits bricht es auch damit und erzeugt dadurch etwas Witziges ("verspeist"
Okay, erwischt! Du findest etwas Witziges also doch gar nicht so schlecht ;P
Tja, wie du siehst, bin ich mir selbst noch unsicher, ob ich eine humorlose, vielleicht lyrischere Schreibweise, in diesem Fall für den Text nicht besser fände... Ich grüble weiter und sehe mir weitere Eindücke anderer Wortkrieger an.

Danke für deine Zeit und deine Geduld, mir deine Sicht zu erläutern - hoffe, du hast gut genächtigt ;)

____________________________
Hi @wegen,

So ausführlich und fachlich fundiert wie manch andere Autoren bekomme das allerdings nicht hin.
Da sind wir in einem Boot, aber ich kann dir jetzt schon sagen, dass das überhaupt nichts macht und für mich dein Kommentar sehr hilfreich ist.

Lieblingswitz meines Sohnes: Steht ein Neutron vor dem Club. Sagt der Türsteher: "Heute nur geladene Gäste."
:rotfl:
Der ist echt gut!

Hast du gut konstruiert und weitergesponnen, dieses Leben der verschiedenen Ebenen in Koexistenz, als fortlaufender Prozess.
Cool - genau das war mein Ziel, denn für mich basiert das Große und Ganze komplett auf Zufall, eben auch die Tatsache, dass es diese Erde und das Leben darauf überhaupt gibt, und demnach gilt es für alle darunterliegenden Level.

erinnert mich an "Es war einmal das Leben". Die Filme habe ich als Kind geliebt.
Tatsächlich habe ich da leider nur mal eine Folge von gesehen, in der Schule über VHS Videokassette.

Dass du P nicht vermenschlichst, finde ich gut. Aber Andreas und Frauke – ihre Berufe, ihre Lebensweise, ihr Miteinander – waren mir am Anfang der Geschichte zu stereotypisch, nicht unsympathisch, nur irgendwie zu sachlich dienlich. Deshalb traf mich Andreas’s(ich vermeide in Geschichten Namen, die auf s enden) Diagnose vielleicht kaum?
Okay, bei P sind wir einer Meinung, schön.
Was Andreas und Franka angeht, tja. Tatsächlich war es meine Absicht, da nicht allzu viel der Nähe, des Menschlichen, Gefühlvollen reinzupacken. Wie Manfred Deppi oben richtig erkannt hat, soll es ja vornehmlich die Geschichte des kleinen P sein. Aber: du hast natürlich insofern recht, als dass ich A und F mit reingenommen habe...denn was ist eine Geschichte, wenn man als Leser/in überhaupt keinen Bezug dazu aufbauen kann? Ist demnach also ein kleiner Zwiespalt, den ich mir da selbst gebaut habe, denn ich habe ja menschliche Gefühle beschrieben - wenn Menschen keine Gefühle haben, könnte man das sicherlich eine Art psychische Krankheit nennen. Allerdings habe ich ja nicht zufällig einen Lebensmittelchemiker gewählt, denn er hat ein Auge, ein Verständnis für die mikroskopischen Level, für das, was sich unterhalb der Oberfläche abspielt. Klar ist das stereotypisch dargestellt, da hast du schon recht. Wobei ja selbst bei Andreas etwas Gefühl durchkommt - er ist ja immernoch ein Mensch - und bei Franka ja umso mehr. Nur wollte ich den Fokus nicht darauf setzen, denn die beiden sind ja eben nur eine Zwischenstation von P.
Dass das problematisch ist, hast du mir klargemacht. Man wünscht sich wohl automatisch eine größere Nähe zu den Figuren einer Geschichte, denn das ist eins der Geheimnisse, wie man eine/n Leser/in berührt. Muss ich mich also entscheiden, ob ich da dennoch mehr drauf fokussieren will - momentan bin ich mir unschlüssig und bleibe mal bei meiner ursprünglichen Absicht, muss ich natürlich in Kauf nehmen, dass ich nicht so stark berühren kann mit dem Text.

Achso - und du schreibst, der Kontrast zum P käme deutlicher rüber. Da hast du natürlich auch recht, und das ist ein ziemlich guter Punkt. Das lass ich mir nochmal durch den Kopf gehen....

NACHTRAG:

Eine Behandlung lehnte Andreas ab, sie hätte höchstens ein paar Wochen rausgeholt, vielleicht zwei Monate, aber wozu? Franka war am Boden zerstört, für sie war ihr Mann das Wichtigste im Leben, heiraten wollte sie ihn und mit ihm ihr Leben teilen. Sie mochte seine Art, die Dinge etwas anders zu sehen, aber wie konnte sie sich damit abfinden, dass er ihr genommen würde? Sie weinte viel, Andreas tröstete sie. Manchmal umgekehrt.
Ich habe hier mal ein klein wenig dazugeschrieben, um vielleicht zumindest Frankas (menschliche) Sicht der Dinge deutlicher zu machen. Ich sehe mal, ob ich da noch mehr machen kann, denn das denke ich könnte diesen Kontrast viellleicht etwas hervorheben.

Im Anschluss an die Diagnose, seine Überlegungen zum großen Ganzen, die ihm Trost spenden, das fand ich dann richtig gut. Die letzten gemeinsamen Tage am Krankenbett und dann das Ascheverstreuen als Rückgabe zum Lebenszyklus, da war ich nah dran an den beiden. Das fand ich sehr schön.
Das freut mich total, dass diese Parts bei dir funktioniert haben :)

Noch eine kleine Rückmeldung zum Titel. Auch Andreas und nicht zuletzt Frauke durchleben in deiner Geschichte eine Reise.
Ja...wie ich schon sagte, es soll die Reise des P im Vordergrund stehen, aber ohne Andreas und Franka geht es nicht (oder aber es gäbe keine Ebene, über die ich Nähe aufbauen kann).
In dem Sinne stimme ich dir sowohl zu, als auch nicht, 50/50 also....ein Dilemma :Pfeif:

Gutes Mantra. Beschreibt ihn auch sehr gut.
Schön!

Hach. Jeder von uns ist doch nur ein winziges Rädchen im Getriebe des Universums.
Damit habe ich doch zumindest einen Teil meines Zieles erreicht :)

herzzerreißend :cry:
Na, ein wenig Gefühl ist ja dann zum Glück bei dir angekommen, juhu :)

Freut mich sehr, dass du es gern gelesen hast. Dein Komm ist super hilfreich, besten Dank dafür!

____________________________
Hallo @Chai,

auch dir vielen Dank für deinen Eindruck. Also dir geht es so wie NGK, bzgl der Erklärungen...das kann ich voll verstehen, und ich werde mal sehen, ob/wie ich das ändern könnte, ohne, dass der Text seinen Sinn verliert.

Den tag Seltsam hab ich direkt rausgenommen, denn Andreas sollte sich nicht in einen Regenwurm verwandeln ;) Ich finds schon erstaunlich, wie sehr das manche beeinflusst, zB dich. Ehrlich gesagt lese ich immer nur den Titel und gucke nie auf die tags, aber das ist natürlich ein individuelles Ding. Ich mag auch überhaupt nicht gerne Filmtrailer sehen, da sie mir oft zu viel verraten, die guten Szenen dann im Film so, achja, das ist das also-mäßig sind. Auch beim Klappentext bin ich oft vorsichtig, wobei ich finde, dass die meist nicht zu viel verraten - man muss ja auch ein wenig getriggert werden, das weiß ich schon. Aber ja, seltsam habe ich nur deshalb gewählt, weils vielleicht keine typische Geschichte ist (wobei, was ist schon typisch?)...egal, ist raus.

Den Anfang finde ich, wie gesagt, klasse. Zieht mich gleich rein.
Voll gut, das freut mich!

Wie das Phosphor-Atom mit seinen winzigen, offenen Elektronenärmchen die Sauerstoff-Atome in Empfang nahm, denn in ihrer Verbindung waren sie stabiler als jedes für sich.
Hier wird es für mich sehr lehrbuchmäßig.
Hm, also die Stelle finde ich gar nicht so lehrbuchmäßig - hier will ich ja nur die Sicht von Andreas verdeutlichen, und durch seine Augen die Welt des P veranschaulichen. Da finde ich schon eher später die Erklärung der zellulären Atmung lehrbuchmäßig. Vor allem...

Nach außen hin jedoch fehlte etwas, ein wenig Liebe, ein paar Elektronen, etwas Zweisamkeit, wodurch alle Beteiligten einen vollständigeren Zustand erreichten.
Die Verbindung gefällt mir. Schöner Gedanke.
...würde dann dieser Part nicht so richtig funktionieren, den auch du ja magst :)

Die Art des Erzählens und die Haltung dahinter gefällt mir sehr. Nur die ganzen C's und O's und ... na ja, du weißt schon ...
Schön, dass dir die Art des Erzählens gefällt, das freut mich! Die Cs und Os und so, tja, das ist nunmal Teil des Kerns der Geschichte.

Ab hier habe ich eine Wendung ins Seltsame erwartet.
Schade, dass dich der seltsam-tag so beeinflusst hat...

Dem Text fehlt mMn eine Richtung.
Schon schwierig, und das hatte ich auch geahnt, dass das Teil der Schwierigkeit mit dem Text sein wird. Zum einen will ich die Reise des P beschreiben; dafür nutze ich einen Zwischenstopp im Menschen, was ich nicht zu sehr im Detail beschreiben wollte, allerdings auch nicht zu wenig. Habe versucht, da immer wieder Ps "Erlebnisse" wenn man so will, einzustreuen, in die Zeilen in denen es um Andreas, die Diagnose und die Folgen geht.
Du sehnst dich - wie das bei wegen auch ein wenig der Fall war - nach der Geschichte von Andreas und Franka. Das finde ich interessant, aber auch wenig überraschend...wie ich irgendwo oben schon schrieb: Das ist nunmal so in uns Menschen drin, dass wir die menschliche Ebene im Text suchen, die, mit der wir uns identifizieren können, denn erst dann kann eine richtige Nähe, eine (emotionale) Tiefe entstehen. Macht total Sinn für mich, und ich stecke da mit diesem Text in einem Dilemma, glaube ich. Weil ich eben nicht die Geschichte von Andreas u Franka in den Fokus setzen möchte, sondern den Lauf der Dinge, des Lebens und Sterbens (Manfred Deppi hat das anscheinend so sehr gut erreicht, ist also wieder mal was Individuelles). Das sind eben Dinge, die uns Menschen etwas fern sind, über die wir nicht oft nachdenken, die teilweise auch unseren Horizont überschreiten: wir sind gebunden an Konzepte wie Zeit, Verstand, Gefühle..so funktionieren wir eben. Naja, ich könnte noch stundenlang weiterschreiben, aber am Ende muss ich mich wohl entscheiden, was ich mit der Geschichte will.

PS: Ich habe zumindest mal probiert, da noch etwas mehr menschliche Ebene reinzubringen, das habe ich oben im Komm zu wegen schon zitiert:
Eine Behandlung lehnte Andreas ab, sie hätte höchstens ein paar Wochen rausgeholt, vielleicht zwei Monate, aber wozu? Franka war am Boden zerstört, für sie war ihr Mann das Wichtigste im Leben, heiraten wollte sie ihn und mit ihm ihr Leben teilen. Sie mochte seine Art, die Dinge etwas anders zu sehen, aber wie konnte sie sich damit abfinden, dass er ihr genommen würde? Sie weinte viel, Andreas tröstete sie. Manchmal umgekehrt.
Ist natürlich sehr tellig, und ob das reicht, weiß ich auch nicht. Aber vielleicht wäre das etwas, das das Menschliche etwas verdeutlicht?

Jedenfalls sehr denkanstoßend dein Kommentar, hilfreich, zu verstehen inwieweit der Text funktioniert und auf Leser wirkt. Vielen lieben Dank dafür!

Viele Grüße,
rainsen

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @rainsen,

mir gefällt die Idee von deinem Text, diese übergeordnete Perspektive des "Alles ist mit allem verbunden". Ja, wir sind alle nur eine Ansammlung von Atomen, für mich dürftest du aber auch noch weiterreisen und beim Urknall beginnen. Denn so klischeehaft der Satz "Wir sind alle Sternenstaub" wohl mittlerweile klingt, so wahr ist er doch. Diese übergeordnete Perspektive hast du mMn nicht voll ausgenutzt bzw. erschien sie mir beim Lesen etwas schwammig. Ist das jetzt ein auktorialer Erzähler oder doch ein personaler Erzähler? Falls ich deinen Text richtig gelesen und deine Intention richtig verstanden habe, dann wäre ein auktorialer Erzähler sicher keine schlechte Wahl.

Vor etwa zwei Jahren wurde P von einem Regenwurm gefressen. Nicht, dass diese Zeitspanne für ein Phosphor-Atom relevant wäre, es ist immerhin schon seit Milliarden Jahren unterwegs. Genauso wenig hat es ihm etwas ausgemacht, von seinem Platz in dem alten Stück Eschenblatt in den Schlund des Wurms gesogen und nach Durchlaufen der hundertsechsundzwanzig Segmente dieses stattlichen Exemplars schließlich Teil eines kleinen Haufens zu werden
Ich empfinde deinen Einstieg als holprig. Als Leserin wünsche ich mir relativ schnell verortet zu sein, in einer KG schneller als in einem Roman vermutlich - das gilt natürlich nicht für Texte, die genau damit spielen, aber das tut dein Text ja nicht. Du fängst zwar mit einer konkreten Figur an (P) und auch einer Situation (wird gefressen), aber zeitlich und örtlich wabere ich so herum, wieso ist es relevant, dass es vor zwei Jahren war? Und wieso "etwa"? "Warum weiß das der Erzähler nicht? Ist er überhaupt geeignet die Geschichte zu erzählen (etwas übertrieben gefragt)? Wenn du mit diesem unverorteten Rückblick anfangen willst, warum dann nicht mit: Vor genau zwei Jahren, 67 Tagen und 4 Stunden wurde P von einem Regenwurm gefressen. Und ich verstehe auch nicht, den Konjunktiv von "relevant wäre", es ist doch nicht relevant, oder? Also mMn eher: Nicht, dass diese Zeitspanne für ein P-Atom relevant ist ... Das "genauso wenig hat es ihm etwas ausgemacht" ist auch nicht korrekt, denke ich, das zeigt ja eine Relation an: genauso wenig wie x hat ihm y ausgemacht. Vorher steht aber nichts davon, dass ihm irgendetwas nichts ausmacht, sondern dass es nicht relevant ist.
Meine Idee zu deinem Text ist, volle Lotte auktorial rein und dann gerne auch vor 14 Millionen Jahren beginnen, als aus einem Punkt im Nichts Raum und Zeit entstand und auch P (Materie).

Das war es, was ein Atom so machte in seinem Dasein: Es bestand, wanderte, war ein kleiner Nomade.
Das gefällt mir, wobei ich "in seinem Dasein" als redundant empfinde.

Während dieser feuchtwarmen Zeit spülten viele Regenschauer P in seiner Verbindung mit mehreren Os ins Erdreich. Andreas Weber, Diplom-Lebensmittelchemiker, liebte es, sich solche Verbindungen bildlich vorzustellen. Wie das Phosphor-Atom mit seinen winzigen, offenen Elektronenärmchen die Sauerstoff-Atome in Empfang nahm, denn in ihrer Verbindung waren sie stabiler als jedes für sich.
Was bedeutet, "während dieser feuchtwarmen Zeit"? Ist damit Sommer gemeint oder eher eine globale Klimaphase im Gegensatz zur Eiszeit? Du könntest hier auch den auktorialen Erzähler nutzen, seine Omnipräsenz stärker hervorholen und sowas schreiben wie: Während viele Regenschauer P in einer Verbindung mit mehreren Os ins Erdreich spülte, stellte sich Andreas Weber vor, wie ein Phosphor-Atom ...
EDIT: Mein Beispiel ist schlecht gewählt, weil auch nicht korrekt, weil Andreas' Vorstellung sonst ganz schön lange dauern würde ...

Ziemlich genau so wie bei Andreas, in dessen Körper sich P jetzt übrigens befand. Er hatte seine Verlobte Franka in sein Leben aufgenommen und teilte es jetzt mit ihr. Wie P und O, so hatten auch Andreas und Franka einen weitestgehend vollständigen Kern. Nach außen hin jedoch fehlte etwas, ein wenig Liebe, ein paar Elektronen, etwas Zweisamkeit, wodurch alle Beteiligten einen vollständigeren Zustand erreichten.
Vielleicht geht das nur mir so, aber ich finde das klingt nicht korrekt. Das "ziemlich genau so wie bei Andreas" bezieht sich doch auf "denn in ihrer Verbindung waren sie stabiler als jedes für sich" Und ich weiß, was du meinst, aber mir erscheint das grammatikalisch falsch aufeinander bezogen, weil es einmal um P und O geht, also um ein Paar, und dann bezieht es sich in dem Satz auf Andreas?
Wieso haben denn P und O und Andreas und Franka nur weitesgehend einen volllständigen Kern, bei Andreas und Franka, könnte ich ja noch Vermutungen anstellen, aber bei P und O? Haben die keinen vollständigen Kern? Das will ich dann aber jetzt echt genauer wissen, was die für einen Kern haben.
Lange bevor P von Frankas geliebtem Diplom-Lebensmittelchemiker gegessen wurde, sickerte es also mithilfe von Wasser – einer besonders glücklichen Dreisamkeit von einem O und zwei Hs – samt vier anderen Os aus dem Regenwurmhaufen in Form von Phosphat in den Boden. Dieses Fleckchen Erde befand sich nicht weit vom neu gebauten Haus, in das Andreas und Franka vor wenigen Monaten eingezogen waren.
Oben in dem Zitat hast du geschrieben, dass etwas Liebe fehlte ... widerspricht sich das nicht mit dem "geliebtem"? Und auch hier, bin ich es vielleicht wieder, aber der erste Satz ist sehr allgemein: P sickert in den Boden. Das ist ja erstmal sehr global: der Boden. Und im nächsten Satz bist du bei: Dieses Fleckchen Erde ... Für mich passt das irgendwie nicht zusammen. Wieso bist du nicht gleich so konkret? Also: ... sickerte es ... nicht weit von dem Haus, in das Andreas und Franka gezogen waren, in den Boden. Dies nur als Beispiel, was ich meine.

Es ist sogar gut möglich, dass Andreas bei seiner täglichen Joggingrunde in dem Moment an der Stelle vorbeilief, in dem ein unterirdischer Pilz P in die Wurzel eines Baums transportierte, um dafür ein wenig C zu bekommen. Denn diese Runde, zu der sich Andreas selbst quälte, um seine Figur zu straffen und somit seine Verbindung zu Franka zu festigen, zog ihn raus aus dem Ort und entlang der Felder und Obstbäume.
Auch hier: Lass es doch einfach so sein, statt nur eine Möglichkeit, also: In dem Moment als Andreas ...
Dann habe ich hier auch wieder das schon beschriebene Bezugsproblem: Denn diese Runde zog ihn raus aus dem Ort ... Worauf bezieht sich das "Denn?" Und worauf bezieht sich der "Ort", du hast zumindest noch keinen Ort eingeführt, nur das Fleckchen wo P versickerte und das Haus von Franka und Anderas. Außerdem frage ich mich, ob man sich "zu etwas quälen kann". Quält man sich nicht eher mit etwas?

Im darauffolgenden Sommer war es so heiß, dass Andreas Weber auf einer dieser Runden eine Pause brauchte. Er war gerade auf dem von Obstbäumen gesäumten Weg und flüchtete in den Schatten eines Birnenbaums, an dessen Stamm er sich lehnte. Nicht ahnend, dass seine Schlappheit nicht allein durch die Hitze bedingt war, pflückte er sich schließlich eine reife Birne und verschlang sie mit großem Durst. So passierte es, dass P, welches zuvor vom Birnenbaum in genau diese Frucht integriert wurde, als Teil des Fruchtfleisches Andreas’ Speiseröhre runterrutschte und im Magen landete. Als Andreas sich einigermaßen erholt hatte, trug er P in seinem Bauch nach Hause.
Hier finde ich kommt der auktoriale Erzähler schön zur Geltung. Aber auch hier, finde ich, könntest du präziser formulieren. Warum brauchte er eine Pause? "dass Andreas Weber auf einer dieser Runden so schwindelig wurde /so außer Atem war, dass er eine Pause brauchte ..." Auch das "war" könntest du konkretisieren, zB: Er lief gerade ... das "schließlich" impliziert für mich irgendwie, dass das Anlehnen länger dauerte, vielleicht das "schließlich" einfach weglassen? Das nach Hause tragen ist sicherlich auch Geschmackssache, ich verbinde damit etwas anderes als du meinst. Muss der Satz überhaupt sein? Ist doch klar, dass er ihn nach Hause mitnimmt, wenn er ihn gerade runtergeschluckt hat.

»Na, Schatz, wie war’s?«, hätte P Frankas Stimme gehört, besäße es diese Fähigkeit.
Hier wirkt der Erzähler bspw. personal.
Erschrocken rief er nach seiner Frau, kurz darauf waren sie sich so nah wie das P den Os.
Für mich passt das Bild nicht. Das P und die Os bilden doch ein Molekül, sie erschaffen etwas ganz Neues. Andreas und Franka sind nur nah beieinander, aber immer noch getrennt, sie machen nichts neues.
Es mochte in seinen Genen liegen, wie P jetzt, denn viele Mitglieder seiner Familie waren von dieser Krankheit heimgesucht worden.
P liegt jetzt in seinen Genen? Also P kommt vom Darm in die Blutbahn in die Lunge wo ein Tumor wächst, von dem P als Teil einer Zelle ein Teil ist und in der Zelle ist P Teil der DNA? Klar, es werden ja tagtäglich neue Zellen gebildet und ich habe mich tatsächlich noch nie gefragt, woher die Atome dazu eigentlich kommen ;-) Spannend.

Ich muss jetzt leider los und breche darum mal hier ab. Für mich und für dich als Fazit: Die Perspektive könnte klarer herausgearbeitet werden und insgesamt etwas präziser formuliert. Ansonsten finde ich die Idee schön und deinen Text lehrreich :-) Musste an manchen Stellen an "Es war einmal das Leben" denken.

Ich hoffe, es ist etwas hilfreiches für dich bei meinem Kommentar dabei. Ich habe natürlich nur meinen ganz persönlichen Leseeindruck geschildert.

Viele Grüße
Katta

 

Hallo @Katta,

vielen Dank für deinen Kommentar - du hast einen verdammt präzisen Blick und ich danke dir für deine guten Hinweise! Einige deiner Vorschläge habe ich umgesetzt, über andere muss ich nochmal nachdenken. Zum detaillieren Antworten komme ich grade leider nicht (Arbeit..), aber das folgt noch.

Vielen Dank und liebe Grüße,
rainsen

 

Was das Ganze für Andreas bedeutete, davon wusste P nichts.

»Ich weiß, also habe ich keine Angst«, sagte er sich.

Zwei Sätze, die eigentlich die ganze Welt beschreiben – die einen wissen nix und wollen’s vielleicht auch gar nicht – zumindest nicht so genau, man muss ja den Kopf freihalten für angenehmere Dinge, die andern begründen eine ganze Philosphie darüber.

Ein Atom, das den Griechen noch „Unteilbare“, kleiner als ein Staubkorn als „fabelhaften“ Hauptdarsteller in der Geschichte von Andreas („der Tapfere, Mannhafte“) und Franka (die Frank und Freie [eine Redewendung, die eigentlich nur „frei“ verdoppelt, denn „frank“ = „frei“]) einzuführen und wie wahr und weise waren die Gelehrten an den Wassern Babylons, als sie erkannten »... Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück.« (1. Mose 3,19), dass selbst die/der reinliche Hausfrau/-mann mit dem Staubwedel gottgleich wirkt, und der Enkel darauf hinweist, dass etwa Omama unterm Wohnzimmerschrank liege ...

lieber rainsen,

und bis auf ein, nee, zwo Sätze kann ich das Flusenlesetuch dank Vorarbeit zur Seite legen. Und auch diese Sätze sind keineswegs falsch – aber, wie ich finde täuschen sie im „sich befinden“ -

Ziemlich genau so wie bei Andreas, in dessen Körper sich P jetzt übrigens befand.

Dieses Fleckchen Erde befand sich nicht weit vom neu gebauten Haus, in das Andreas und Franka vor wenigen Monaten eingezogen waren.
was m. E. gehobene Sprache vortäuscht und vergessen lässt, dass ein schlichtes „sein“ auch als Vollverb genutzt werden kann und substantiviert gar ganze Philosphien entstehen lässt, wo „befinden“ in Befindlichkeiten endet

Und hier kommen – wenn auch in kleinen Dosen – im Possessivpronomen Verlustängste vor

Er hatte seine Verlobte Franka in sein Leben aufgenommen und teilte es jetzt mit ihr.
Wie sollte er sie in ein anderes Leben übernehmen?

Und auch hier nix falsch,

So passierte es, dass P, welches zuvor vom Birnenbaum in genau diese Frucht integriert wurde, als …
die Sorge um den Gleichklang eines gedoppelten [das], wobei historisch gesehen, das „dass“ (als Konjunktion) aus dem umfassenderen „das“ (Artikel, diverse Pronomen) herausgefiltert wurde

gern gelesen - mit einem kleinen Wehmutstropfen zum „Leuchtenden“ als Feuerwaffe …

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @rainsen

eine so ganz andere Geschichte von dir, meinen Geschmack hast du damit getroffen. Zum einen, weil ich gerne Geschichten lese, bei denen ich etwas lerne oder die mich an etwas erinnern, was ich manchmal vergesse.
Das wir alle Teil eines großen Kreislaufs sind und nichts von uns verloren geht.

Die große Reise des kleinen P
Tatsächlich hat es mich auch gleich an Flieges (hat mir sehr gefallen) Geschichte vom: Ein„J" sucht seinen „asper"erinnert.
Für mich hat eine Reise einen Anfang und ein Ende also von A nach B.
Während dein P mMn Teil eines großen Kreislaufs ist.
Vor etwa zwei Jahren wurde P von einem Regenwurm gefressen. Nicht, dass diese Zeitspanne für ein Phosphor-Atom relevant wäre, es ist immerhin schon seit Milliarden Jahren unterwegs. Es war ihm gleich, von seinem Platz in dem alten Stück Eschenblatt in den Schlund des Wurms gesogen und nach Durchlaufen der hundertsechsundzwanzig Segmente dieses stattlichen Exemplars schließlich Teil eines kleinen Haufens zu werden – ein Haufen Regenwurm-Exkremente, Humus.
Mir hat den Anfang gut gefallen. Er hat mich neugierig gemacht.

Wie das Phosphor-Atom mit seinen winzigen, offenen Elektronenärmchen die Sauerstoff-Atome in Empfang nahm, denn in ihrer Verbindung waren sie stabiler als jedes für sich.
So ist es wohl mit fast allem im Leben.
Ziemlich genau so war es bei Andreas – in dessen Körper sich P jetzt übrigens befand – und seiner Verlobten: Nachdem er jahrelang nicht die richtige Partnerin hatte finden können, nahm er Franka mit offenen Armen in sein Leben auf und teilte es jetzt mit ihr.
Gefällt mir die Verbindung zu den Elektronenärmchen.

Wie P und O, so hatten auch Andreas und Franka einen vollständigen Kern.
Was meinst du hier damit? Dass jeder für sich eine Persönlichkeit ist oder sprichst du hier von Atomkernen?
Nach außen hin jedoch fehlte etwas, ein wenig Liebe, ein paar Elektronen, etwas Zweisamkeit, wodurch alle Beteiligten einen vollständigeren Zustand erreichten.
Auch hier bin ich mir nicht sicher was du meinst? Fehlte da etwas Spannung in der Beziehung? Die Fragen dürfen auch gerne offen bleiben es ist schön, wenn man über etwas rätseln kann
unterirdischer Pilz P in die Wurzel eines Birnenbaums transportierte, um dafür ein wenig C zu bekommen
Das ist Leben ein ständiger Austausch, so schön.
, kurz darauf waren sie sich so nah wie das P den Os.
Wie nah? Haben Sie miteinander geschlafen?
Existenz seiner jetzigen Verlobten wusste.
Diesen Bezug habe ich auch nicht ganz verstanden.
Damals lag dort sein an Krebs erkrankter Opa, und er dachte, dass die Ärzte eine spezielle Art von Onkeln waren.
Ach Mensch, wie schön, typisch kindlicher Gedanke.
Heute war er schlauer, hätte sie lieber nicht wiedergesehen
Diesen Satz im Anschluss hätte es für mich nicht gebraucht.
Es mochte in seinen Genen liegen, wie P jetzt,
Etwas, dass ich nicht verstehe. Den P liegt ja nicht in den Genen. Ich weiß, es kann beim Wachstum von Tumoren eine Rolle spielen!

Eine Behandlung lehnte Andreas ab, sie hätte höchstens ein paar Wochen rausgeholt, vielleicht zwei Monate, aber wozu? Franka war am Boden zerstört, für sie war ihr Mann das Wichtigste im Leben, heiraten wollte sie ihn und mit ihm ihr Leben teilen. Sie mochte seine Art, die Dinge etwas anders zu sehen, aber wie konnte sie sich damit abfinden, dass er ihr genommen würde? Sie weinte viel, Andreas tröstete sie. Manchmal umgekehrt. Er ging weiter zur Arbeit so lang es ging, konzentrierte sich auf seine Chemie.
Finde ich toll geschrieben wie er damit umgegangen ist.
über das baldige Ableben dieses Körpers sich in den Kopf desselben drängte und ihn Gefühle überkamen wie Verzweiflung und Verwirrung, welche ihn bisher nicht allzu oft belästigt hatten.
Hätte ich gerne mehr erfahren über die Verzweiflung und die Verwirung.
War es da nicht überraschend, dass nicht viel öfter etwas schieflief?
»Ich weiß, also habe ich keine Angst«, sagte er sich.
Da teile ich ein Gefühl mit deinem Prot. Es ist schon ein Wunder dass nicht noch mehr schief läuft.
Und so erzählte er ihr über die Kette von Molekülen in den Mitochondrien aller Zellen, in der Elektronen von einem zum anderen transportiert würden, so wie Dachdecker sich Ziegel zuwarfen.
Der Vergleich mit dem Dachdecken gefällt mir.
Diplom-Lebensmittelchemiker übriggeblieben waren, auf einem Spaziergang mit in den Wald und streute sie unter einem Baum in die Erde, so wie ihr geliebter Andreas es wollte.
Ein schöner Gedanke. In einer Geschichte darf er ja auch stehen. Nur leider ist es ja verboten.


Vielleicht kannst du ja mit dem ein oder anderen Gedanken etwas anfangen.
Mir hat die Geschichte von dem P und Teil der Biografie des Lebensmitteltechnikers gut gefallen.
Es war schön, eine neue Geschichte von dir zu lesen.
Liebe Grüße
CoK

 

Lieber @Friedrichard, liebe @CoK,

nur eine kurze Zwischenmeldung samt schlechten Gewissens - bin leider einfach nicht zur detaillierten Rückmeldung gekommen...

Dabei hab ich mich sehr über euer Lesen und die Kommentare gefreut! Einiges hatte ich direkt geändert, nachdem eure Komms kamen. In den nächsten Tagen hoffe ich auch, dass ich mich nochmal ausgiebig mit euren Vorschlägen auseinandersetzen und sie beantworten kann.

Bis dahin, vielen Dank und sonnige Tage,
rainsen

 

Lieber @rainsen

bitte kein schlechtes Gewissen. Manchmal ist es eben so …
Ebenso schöne sonnige Tage
Liebe Grüße CoK

 

Hey @Katta,

mit etwas Verzögerung meine Antwort auf deinen Kommentar.

Schön, dass dir die Idee gefällt.
Ich denke man kann den Erzähler als auktorial bezeichnen, ja. Einige deiner Anmerkungen dazu habe ich geändert, dazu gleich im Detail mehr.

Als Leserin wünsche ich mir relativ schnell verortet zu sein
Nachdem ich etwas Abstand zum Text hatte, musste ich dir und CarloZwei zustimmen, dass das "etwa zwei Jahre" nicht so viel Sinn macht. Habe ich jetzt genauer beschrieben.

Und ich verstehe auch nicht, den Konjunktiv von "relevant wäre", es ist doch nicht relevant, oder?
Haste recht, habe ich geändert.

Das "genauso wenig hat es ihm etwas ausgemacht" ist auch nicht korrekt
Dito, und danke für die präzisen Hinweise!

Das gefällt mir, wobei ich "in seinem Dasein" als redundant empfinde.
Cool! (Ist raus)

Oben in dem Zitat hast du geschrieben, dass etwas Liebe fehlte ... widerspricht sich das nicht mit dem "geliebtem"?
Ich habe den Absatz teils umgeschrieben und teils umstrukturiert. Es war so gemeint, dass ihnen bevor sie sich gefunden haben, Liebe fehlte. Hoffe, dass es nun genauer und verständlicher ist.

Hier finde ich kommt der auktoriale Erzähler schön zur Geltung. Aber auch hier, finde ich, könntest du präziser formulieren. Warum brauchte er eine Pause?
Das freut mich! Was die Info zur Pause angeht, das will ich ja hier noch nicht verraten, sondern erst später.

»Na, Schatz, wie war’s?«, hätte P Frankas Stimme gehört, besäße es diese Fähigkeit.
Hier wirkt der Erzähler bspw. personal.
Ich bin, was diese Perspektiven angeht, kein Experte - kann ein auktorialer Erzähler nicht auch personale Aspekte haben? Und außerdem: warum ist es personal? Der auktoriale Erzähler berichtet ja nur, dass P diese Fähigkeit nicht besitzt.

Erschrocken rief er nach seiner Frau, kurz darauf waren sie sich so nah wie das P den Os.
Für mich passt das Bild nicht. Das P und die Os bilden doch ein Molekül, sie erschaffen etwas ganz Neues. Andreas und Franka sind nur nah beieinander, aber immer noch getrennt, sie machen nichts neues.
Ich weiß was du meinst und auf eine Weise hast du recht. Ich habe nun "...waren sie sich in ihrer Umarmung so nah..." draus gemacht. Klar, sie gehen keine kovalente Bindung ein und können sich auch wieder lösen, aber näher als in einer Umarmung können sie sich quasi nicht sein, und P und die Os sind sich auch so nah wie sie können - demnach ist es zumindest auf dem Level korrekt ;) Und was Neues machen sie ja in dem Sinne auch, denn sie bilden aus zwei einzelnen Einheiten eine Einheit - wenn auch nur für eine kurze Zeit.
Finde ich sehr gut, dass du da so ein genaues Auge hast!

P liegt jetzt in seinen Genen? Also P kommt vom Darm in die Blutbahn in die Lunge wo ein Tumor wächst, von dem P als Teil einer Zelle ein Teil ist und in der Zelle ist P Teil der DNA? Klar, es werden ja tagtäglich neue Zellen gebildet und ich habe mich tatsächlich noch nie gefragt, woher die Atome dazu eigentlich kommen ;-) Spannend.
Genau so ist es :)

Die paar Dinge, die ich nicht erwähnt habe, hab ich entsprechend überarbeitet.

Vielen Dank nochmal für deinen Kommentar, der sehr hilfreich war!

__________________
Lieber @Friedrichard,

auch dich habe ich nicht vergessen!

Zwei Sätze, die eigentlich die ganze Welt beschreiben – die einen wissen nix und wollen’s vielleicht auch gar nicht – zumindest nicht so genau, man muss ja den Kopf freihalten für angenehmere Dinge, die andern begründen eine ganze Philosphie darüber.
So ist es! Man kann das Wissen und den Drang danach als Fluch sehen. Und selbst wenn wir ein jeweiliges Wissen erlangt haben, ist da ja immer noch dieses fiese limbische System, das immer alles bewerten und mit Gefühlen behaften muss...schrecklich, aber auch fantastisch! :)

„frank“ = „frei“
Im Englischen ja passenderweise "ehrlich", was nicht so weit entfernt ist von "frei."
Eigentlich hätte er demnach Frank heißen müssen (sein Wissen befreit ihn von der Angst) und sie....Andrea?

dass selbst die/der reinliche Hausfrau/-mann mit dem Staubwedel gottgleich wirkt, und der Enkel darauf hinweist, dass etwa Omama unterm Wohnzimmerschrank liege ...
:D Da sag nochmal einer Staub wäre minderwertig...

was m. E. gehobene Sprache vortäuscht und vergessen lässt, dass ein schlichtes „sein“ auch als Vollverb genutzt werden kann und substantiviert gar ganze Philosphien entstehen lässt, wo „befinden“ in Befindlichkeiten endet
Das zweite habe ich geändert - das erste nicht...da finde ich tatsächlich, dass es einfach besser klingt.

Die Possessivpronomen habe sich in den digitalen Mülleimer begeben, was beim Überarbeiten bereits automatisch passiert ist - danke für den Hinweis!

Vielen Dank, wie immer hilfreich und lehrreich!
__________________

Liebe @CoK,

so, das schlechte Gewissen ist gleich abgearbeitet ;) Aber so schlimm war es dann auch nicht.
Das hat mich aber so richtig gefreut, dass dir die Geschichte gefallen hat!

Für mich hat eine Reise einen Anfang und ein Ende also von A nach B.
Während dein P mMn Teil eines großen Kreislaufs ist.
Klar, mit dem Kreislauf hast du schon recht. Aber im Großen und Ganzen gesehen hat die Reise von P ja auch einen Anfang (möglicherweise der Urknall) und vielleicht irgendwann ein Ende (das wissen wir nicht). Naja, und außerdem ist mir bisher kein besserer Titel eingefallen...

Mir hat den Anfang gut gefallen. Er hat mich neugierig gemacht.
Sehr schön :)

Was meinst du hier damit? Dass jeder für sich eine Persönlichkeit ist oder sprichst du hier von Atomkernen?
Tatsächlich meine ich damit beide Paare: die Atome haben ihren Kern aus Protonen und Neutronen, Andreas und Franka - wie du richtig sagst - haben einen Kern der ihr Selbst darstellt, also was einen erwachsenen Menschen ausmacht (auch Persönlichkeit, Selbstständigkeit, etc). Sie können also auch ohne Partner ein normales Leben führen, aber mit Partner kann es eben noch viel kompletter, besser sein.

Nach außen hin jedoch fehlte etwas, ein wenig Liebe, ein paar Elektronen, etwas Zweisamkeit, wodurch alle Beteiligten einen vollständigeren Zustand erreichten.
Auch hier bin ich mir nicht sicher was du meinst? Fehlte da etwas Spannung in der Beziehung?
Ich hab diesen Absatz etwas umgeschrieben/umstrukturiert, denn eigentlich sollte klarwerden, dass (was ich schon oben geschrieben hab) ihnen, bevor sie sich gefunden haben, eben etwas fehlte, das sie dann in ihrer Beziehung gefunden haben. Ich denke, dass meine Änderung das jetzt deutlich macht - danke für den Hinweis!

Das ist Leben ein ständiger Austausch, so schön.
Find ich auch :)

, kurz darauf waren sie sich so nah wie das P den Os.
Wie nah? Haben Sie miteinander geschlafen?
Auch das habe ich überarbeitet: Franka hat ihn fest umarmt, um ihn zu trösten.

Existenz seiner jetzigen Verlobten wusste.
Diesen Bezug habe ich auch nicht ganz verstanden.
Wenn eine Zelle sich zur Krebszelle entwickelt, dann ist es wohl meist so, dass mehrere Mutationen (also Veränderungen im Erbgut der Zelle) sich über eine längere Zeit anhäufen, womöglich über Jahre, bis dann ein Mechanismus ausfällt und die Zelle beginnt, sich ungehemmt zu teilen. Und als diese Zelle eben zu mutieren begann, da kannte Andreas Franka noch nicht.

Heute war er schlauer, hätte sie lieber nicht wiedergesehen
Diesen Satz im Anschluss hätte es für mich nicht gebraucht.
Ich stimme dir zu, denn das passt auch nicht unbedingt so gut zu seinem Charakter - habe ich rausgenommen.

Etwas, dass ich nicht verstehe. Den P liegt ja nicht in den Genen. Ich weiß, es kann beim Wachstum von Tumoren eine Rolle spielen!
Doch, genau so ist es: P "liegt" in den Genen. Habe ich ja auch ein paar Zeilen drüber geschrieben, dass es in die DNA eingebaut wurde, und die DNA ist ja das Molekül, in dem sich die Gene befinden.

Finde ich toll geschrieben wie er damit umgegangen ist.
:gelb:

Hätte ich gerne mehr erfahren über die Verzweiflung und die Verwirung.
Kann ich verstehen, aber ich wollte es absichtlich knapp halten: anhand seines Wissens (darüber, was sich in seinem Körper abspielt, dass er es erklären kann...die Zellen, die sich einfach weiterteilen) schafft er es ja (zumindest größtenteils), dass sich diese Gefühle auflösen - da er es verstehen und akzeptieren kann.

Der Vergleich mit dem Dachdecken gefällt mir.
:)

Diplom-Lebensmittelchemiker übriggeblieben waren, auf einem Spaziergang mit in den Wald und streute sie unter einem Baum in die Erde, so wie ihr geliebter Andreas es wollte.
Ein schöner Gedanke. In einer Geschichte darf er ja auch stehen. Nur leider ist es ja verboten.
Ja stimmt - ich würde es selbst am liebsten so machen, und im Prinzip verstehe ich auch nicht, was daran falsch sein soll. Man vergräbt ja keine Leichen irgendwo, sondern nur Asche, also wirklich nur das, was andere Organismen direkt wieder verwerten können... Tja..

Hat mich wirklich gefreut, dass dir der Text gefallen hat! Deine Kommentare waren hilfreich und das meiste habe ich umgesetzt.

Vielen Dank nochmal euch allen!
rainsen

 

Hallo @rainsen,

ich hatte sehr viel Spaß dabei deine Geschichte zu lesen, auch wenn ich mich teilweise wirklich konzentrieren musste, um sie zu verstehen. Obwohl ich mich nie sonderlich für Chemie oder Biologie interessiert habe (und zugegebenermaßen den ein oder anderen Begriff nicht verstanden habe), finde ich die Idee dieser Kurzgeschichte sehr kreativ und ungewöhnlich. Ich habe jedenfalls auf sehr unterhaltsame Weise sogar etwas gelernt ;).

Mein Hauptkritikpunkt ist die schwierige Verständlichkeit des Textes. Durch die vielen Fachbegriffe und Elementsbezeichnungen ist der Text ohnehin schon sehr anspruchsvoll. Das kombinierst du aber noch mit teilweise sehr komplizierten Satzkonstruktionen und zeitlichen Sprüngen. Zum Lesen wäre es einfacher, wenn du ein paar der längeren Sätze noch teilst und die Reise von P vielleicht etwas linearer erzählst.

Vor siebenhundertdreizehn Tagen wurde P von einem Regenwurm gefressen.
Toller Einstieg. Das war unerwartet und hat direkt neugierig gemacht.

Es war ihm gleich, samt dem Überbleibsel eines alten Eschenblattes in den Schlund des Wurms gesogen und nach Durchlaufen der hundertsechsundzwanzig Segmente dieses stattlichen Exemplars schließlich Teil eines kleinen Haufens zu werden – ein Haufen Regenwurm-Exkremente, Humus.
Das ist einer der komplizierteren Sätze, der mir aufgefallen ist. Musste ihn mehrmals lesen, um ihn zu verstehen.

Wie das Phosphoratom mit seinen winzigen, offenen Elektronenärmchen die Sauerstoffatome in Empfang nahm, denn in ihrer Verbindung waren sie stabiler als jedes für sich.
Hier musste ich grinsen. Ein tolles Bild, das du da kreierst. :)

Ziemlich genau so war es bei Andreas – in dessen Körper sich P mittlerweile befand
An der Stelle habe ich mich gefragt, wie P denn plötzlich dort gelandet ist. Du erklärst es zwar später, aber erstmal war ich verwirrt.

Wie P und O, so hatten auch Andreas und Franka einen vollständigen Kern.
Toller Vergleich.

Ohne es zu wissen lief Andreas bei seiner täglichen Joggingrunde in genau dem Moment an der Stelle vorbei, in dem ein unterirdischer Pilz P in die Wurzel eines Birnenbaums transportierte, um dafür ein wenig C zu bekommen.
Ich glaube, ich hatte noch nie so bildliches Atom-Kopfkino. :p Das macht richtig Spaß.

Allerdings ist dieser Satz auch wieder sehr lang. Vielleicht lassen sich daraus machen?

Nicht ahnend, dass seine Schlappheit nicht allein durch die Hitze bedingt war, pflückte er sich eine reife Birne und verschlang sie mit großem Durst.
Ok, dieser Satz hat eine Menge Informationen, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen.
Ich gehe davon aus, dass du vereinfacht sagen willst: Es ist heiß. Er fühlt sich schlapp. Denkt, dass er schlapp ist wegen der Hitze. Wasser hat er keines, also isst er die Birne wegen des Fruchtsaftes?

Du deutest hier zum ersten Mal an, dass Andreas krank ist. Das finde ich gut.
Allerdings habe ich mich zuerst gefragt, ob seine Schlappheit wohl etwas mit Durst oder Hunger zu tun hat, weil es darum ja in der zweiten Hälfte des Satzes geht.
Und dann die Kombination von Birne essen und Durst. Das eine wird gegen das andere nur bedingt helfen und man muss noch einmal nachdenken, um den Zusammenhang überhaupt zu verstehen. Das macht deinen Text nur noch komplizierter.

Ich würde zwei Sätze daraus machen. Er fühlt sich schlapp und ahnt nicht, dass es nicht nur wegen der Hitze ist. Er braucht eine Pause, stellt sich in den Schatten eines Birnenbaumes und verschlingt eine Frucht.
Damit trennst du die Schlappheit und das Essen der Birne thematisch. Außerdem würde ich die Andeutung zum Durst einfach weglassen. Das verwirrt nur und tut nichts zur Sache.


Und so erzählte er ihr über die Kette von Molekülen in den Mitochondrien aller Zellen, in der Elektronen von einem zum anderen transportiert würden, so wie Dachdecker sich Ziegel zuwarfen.
Auch ein sehr schöner Vergleich. Noch mehr Kopfkino ;).

sodass der Lebensmittelchemiker schließlich starb
Hier fehlt der Punkt am Ende.

Manchmal dachte sie an seine Sicht der Dinge,
Hier würde ich noch einmal seinen Namen schreiben.

und streute sie unter einem Baum in die Erde, so wie ihr geliebter Andreas es wollte.
'gewollt hatte'
Er ist tot, jetzt will er nichts mehr.

Wenige Monate später wurde P von einer Made gefressen.
Toller letzter Satz. Er spannt wieder den Bogen zum Anfang und hat mich Schmunzeln lassen.


Ich hoffe, meine Kommentare waren hilfreich.

Beste Grüße
Nele

 

Hey @Nele Marie Scambalo,

vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren. Freut mich wirklich sehr, dass dir das Lesen Spaß gemacht und dir die Idee gefallen hat! Deine Hinweise auf die komplizierten Stellen finde ich sehr hilfreich, da arbeite ich direkt dran.

Toller Einstieg. Das war unerwartet und hat direkt neugierig gemacht.
:)

Das ist einer der komplizierteren Sätze, der mir aufgefallen ist. Musste ihn mehrmals lesen, um ihn zu verstehen.
Ich gebe dir recht und habe ihn in zwei geteilt!

Wie das Phosphoratom mit seinen winzigen, offenen Elektronenärmchen die Sauerstoffatome in Empfang nahm, denn in ihrer Verbindung waren sie stabiler als jedes für sich.
Hier musste ich grinsen. Ein tolles Bild, das du da kreierst.
Juhu :gelb:

Ziemlich genau so war es bei Andreas – in dessen Körper sich P mittlerweile befand
An der Stelle habe ich mich gefragt, wie P denn plötzlich dort gelandet ist. Du erklärst es zwar später, aber erstmal war ich verwirrt.
Ja, an der Stelle habe ich schon ein, zweimal geschraubt und schon damit gehadert, ob das nicht zu verwirrend ist. Jetzt habe ich den Einschub einfach rausgenommen und bin definitiv zufriedener, denn die Andeutung braucht es ja auch gar nicht - es kommt ja eh später, und so kommt das Zusammenführen von Andreas und P vielleicht auch noch besser an. Danke für den Hinweis!

Ich glaube, ich hatte noch nie so bildliches Atom-Kopfkino. :p Das macht richtig Spaß.

Allerdings ist dieser Satz auch wieder sehr lang. Vielleicht lassen sich daraus machen?

:) Ich habe drüber nachgedacht, bekomme aber keine Alternative hin, die mir gefällt...ich müsste das zerpflücken, was es irgendwie umständlicher macht, daher lasse ich den Satz erstmal so. Dafür habe ich den ersten (langen) Satz des Absatzes etwas gekürzt.

Nicht ahnend, dass seine Schlappheit nicht allein durch die Hitze bedingt war, pflückte er sich eine reife Birne und verschlang sie mit großem Durst.
Ok, dieser Satz hat eine Menge Informationen, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen.
Auch ein sehr guter Hinweis - ich habe den Satz (und die davor) umgeschrieben und vereinfacht.

Hier fehlt der Punkt am Ende.
Ups! Das passiert wohl, wenn man hier direkt im Fenster überarbeitet...

Hier würde ich noch einmal seinen Namen schreiben.
Würde ich auch, und hab ich jetzt auch ;)

'gewollt hatte'
Er ist tot, jetzt will er nichts mehr.
Aye! Ist geändert.

Toller letzter Satz. Er spannt wieder den Bogen zum Anfang und hat mich Schmunzeln lassen.
Sehr cool, dass er dir gefällt!!

Vielen Dank für deine sehr hilfreiche Rückmeldung und bis später bei Wer bin ich? (ist schon länger auf meiner Liste und ist als nächstes dran) :)

Gruß,
rainsen

 

Hallo @rainsen,

Ich bin, was diese Perspektiven angeht, kein Experte - kann ein auktorialer Erzähler nicht auch personale Aspekte haben? Und außerdem: warum ist es personal? Der auktoriale Erzähler berichtet ja nur, dass P diese Fähigkeit nicht besitzt.
Oje, nee, ich bin auch keine Expertin, weit davon entfernt, wollte nicht den Eindruck erwecken ... Du hast natürlich recht, dass ein auktorialer Erzähler auch alles über die Personen oder eben Atome weiß und darum da natürlich auch beliebig hin- und herspringen könnte, ob das nun sinnvoll ist oder sich gut liest, ist dann sicher eine andere Frage. Ich habe mir die Stelle noch mal angesehen und finde sie schwer zu lesen, aber zu personal oder so ;-), fand ich den Erzähler da nicht (mehr?). Insgesamt hast du den auktorialen Erzähler mMn jetzt besser herausgearbeitet. Dein Einstieg gefällt mir jetzt auch viel besser.

Viele Grüße
Katta

 

Hey @Katta,

danke für die erneute Rückmeldung.

wollte nicht den Eindruck erwecken
Nee, alles gut - ich finds super, dass du den Aspekt angesprochen hast, denn ich hab mich noch nie so wirklich damit beschäftigt. Und außerdem geht es beim Lesen und Rückmelden ja auch immer um den Eindruck, das Gefühl, das man beim Lesen hat, was mMn einfach total wichtig ist. Das hast du sehr gut rübergebracht!

Jedenfalls cool, dass dir die Änderungen zusagen :)

Gruß,
rainsen

 

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