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Parkplatznot

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25.08.2007
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Parkplatznot

Heiß war’s. Verdammt heiß. Hochsommerlich heiß. Aber okay, es war auch Hochsommer, also ging das schon in Ordnung. Ich hatte den Arbeitstag einigermaßen sauber hinter mich gebracht, war halbwegs mit mir und der Welt im Einklang und nun auf dem Weg zur U-Bahn. Plötzlich, auf der Höhe eines Supermarktes, ließ mich ein Radau aufhorchen, innehalten und den Kopf auf neun Uhr drehen. Was ich sah, war ein Kleinwagen auf der Fahrbahnseite gleich links neben mir; mit einer Frau am Steuer.

Sie hatte in zweiter Reihe geparkt, und hinter ihr stand ein ziemlich dicker BMW. In dem saß ein Kerl hinterm Lenkrad, einer von der schon etwas älteren Sorte. Er wollte unbedingt an der Karre vor ihm vorbei, aufgrund des Gegenverkehrs ging das aber nicht. Er hämmerte wie blöd auf die Hupe, sein Gesicht konnte ich ganz gut sehen, es war bissig und wutverzerrt; die linke Hand – also die, die nicht damit beschäftigt war, wie blöd auf die Hupe zu hämmern – hatte er zur erhobenen Faust geballt. Und dazu deckte er die Vorderfrau mit Flüchen ein: „Du blöde Kuh, was soll denn die Scheiße ... Schleich dich doch, du dumme ...“ – und so weiter und so fort. Das Fenster der Fahrertür war offen, na ja, wie schon gesagt, es war heiß; und so bekam man, oder zumindest bekam ich seine Tirade prima mit.

Die Dame in der zweiten Reihe musste ihn auch gehört haben, schließlich hatte sie ebenfalls das Fenster runtergekurbelt. Sie blieb aber cool, verzog keine Miene, beließ es bei einem knappen „Ach, halt doch die Fresse!“ - und blieb stur stehen. Dann war die Gegenfahrbahn schließlich frei. Der ältere Typ nutzte die Gelegenheit, der Frau beim Vorbeifahren den Finger zu zeigen und noch mal ein paar laute Flüche abzulassen. Dann war er weg, und die Frau stieg aus. Langsam, gemächlich. Sie schob ihre Sonnenbrille hoch und ging an mir vorbei Richtung Supermarkttür. Ehe diese aufging, hörte ich sie brabbeln: „Kauf dir halt’n kleineres Auto, wenn du vorbei willst!“ An ihrem Wagen hatte sie die Warnblinkanlage ausgeschaltet gelassen.

Und während sie im Supermarkt verschwand, kriegte ich plötzlich die Wut: „Warum haben wir eigentlich so lächerliche Waffengesetze?“, schoss es mir durch den Kopf. In den USA, da hätten beide ihre Knarren gezückt, sich gegenseitig die Rüben weggeblasen, und die Welt wäre zwei Arschgeigen auf einen Schlag los gewesen. Meine Fresse, wenn ich mal was in diesem Scheißland zu sagen habe, dann gibt’s Ballermänner und Munition im Discounter zu kaufen. Gleich neben dem Valium, dem Speed und dem Schnapsregal. In allen Größen, Formen und Farben. Und dann Halali. Dachte ich so für mich. Aber vorerst blieb mir nichts anderes übrig, als auf den Boden zu spucken und mich darüber zu ärgern, dass mir diese beiden Gestalten ein paar Minuten meiner wertvollen Zeit gestohlen hatten. Ich machte mich wieder auf zur U-Bahn und hoffte, dass ich sie noch erwischen würde.

 

Grüß Dich, Hardcore13,

und ein herzliches Willkommen auf KG.de!

Eine kleine (kurze) Geschichte erzählstu uns da, wie sie jedem schon einmal in dieser oder jener Variante vorgekommen ist, ob als Betroffener oder Teil des Publikums. Ob eine Passage des Wunschdenkens wie bei Dir bei jedermann vorkommt, vermag ich nicht zu sagen: für mich kann ich solch einen Gedanken bestätigen.

Zwei kleine Anmerkungen: Der (abschließende) Punkt nach wörtlicher Rede ist entbehrlich, sofern kein übergeordneter/Begleitsatz mehr folgt und auch nicht weitergeführt wird, ansonsten wär’ auch ein Komma angesagt. „Ach, halt doch die Fresse!“. „Kauf dir halt’n kleineres Auto, wenn du vorbei willst!“.

Der abschließende Konjunktiv ist nicht inkorrekt „Ich machte mich wieder auf zur U-Bahn und hoffte, dass ich sie noch erwischen würde“, klänge aber (zumindest für mein Ohr) eleganter und wäre vor allem einfacher in der Form: „Ich machte mich wieder auf zur U-Bahn und hoffte, sie noch zu erwischen.“

Ein guter Einstand!

Gruß

Friedrichard

 

Hi Friedrichard,

danke für deinen Kommentar. Bezüglich des "abschließenden Punkts nach wörtlicher Rede" hast du Recht, werde ich gleich noch ändern.

Der Schlusssatz ist eine Stil- bzw. Geschmacksfrage, wie du auch schreibst, hier bleibe ich lieber bei meiner Variante.

 

Hallo Hardcore13,

Nette kleine Story über zwei Spasten, die uns aus Alltag und vielleicht auch Familie/Bekanntschaft bestens bekannt sind.
Das einzige, was an dieser Geschichte jetzt aber so Besonders ist, wäre die Tatsache, dass der Typ seine Zeit gelassen hat, nur um den Ausgang dieser Konfrontation der Autofahrer zu sehen.

Mehr will mir die Geschichte jetzt nicht sagen.
Trotzdem sehr gut geschrieben! :thumbsup:

Gruß
Bantam

 

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