Was ist neu

Pascal

Mitglied
Beitritt
22.05.2023
Beiträge
3

Pascal

Pascal hatte eine schrecklich glückliche Kindheit. Als er sechs Monate alt war, biss er vor Vorfreude seiner Mutter mit seinem ersten Milchzahn so stark in die Brustwarze, dass sich eine weitreichende Entzündung ausbreitete, welche nur mit einer Amputation der gesamten Brust gestoppt werden konnte. Die Beziehung von Pascals Eltern litt daraufhin immens unter der versiegten sexuellen Begierde des Vaters. Natürlich war das für ein Baby zu dieser Zeit nicht bemerkbar. Pascal entwickelte sich derweil prächtig, konnte allerdings erst mit fünf Jahren den Kindergarten besuchen. Zuvor rieten Expertinnen und Experten Pascals Eltern dringlich dazu, ihn nicht mit anderen Kindern in einem Raum allein zu lassen. Dies begründete sich mit der verzögerten sprachlichen Entwicklung des Kindes. Zwar konnte er bereits mit zwei Jahren Gesprächen bestens folgen, doch hielt er sich mit eigenen Lauten, Worten oder gar Sätzen sehr zurück. Stattdessen versuchte sich Pascal mit Handbewegungen zu verständigen, welche aber fast immer gegen Augen, Münder und andere Körperöffnungen gerichtet waren. Dies schien alle Pädagoginnen zu zwingen, ihre schützenden Hände über gleichaltrige Kinder zu halten und ein Kindergarten-Verbot für Pascal auszusprechen.

Mit vier Jahren kam es dann doch endlich dazu, dass Pascal zum ersten Mal sprach. Zu der Verwunderung seiner Eltern waren es nicht nur einzelne Worte, sondern ganze Sätze, die seinen Mund verließen und mit einer überraschend männlichen Stimme vorgetragen wurden. Angesichts seiner ersten Aussage „Ich habe Hunger!“ hielt sich die Freude über die neu entwickelten sprachlichen Fähigkeiten vor allem bei Pascals Mutter allerdings in Grenzen. Schockiert griff sie sich ans Herz und an die Stelle, an der sie früher mal eine Brust hatte, als ihr kleines Kind mit der Stimme eines Mannes in den sonst stets stillen Raum rief.

Doch die Entscheidung war getroffen, Pascal sollte schleunigst in den Kindergarten, um sich an andere Kinder gewöhnen zu können und seine neu entdeckte Stimme weiterzuentwickeln. Schon wenige Wochen nach der Eingliederungsphase gab es kaum eine Zeit, in der der Fünfjährige noch seinen Mund hielt. Ununterbrochen sprach er vor sich hin. Unterhielt sich mit Kindern, Erziehern, Eltern und Großeltern. Auch seine Mutter konnte den ersten Schock überwinden und sich mehr und mehr mit ihrem eigenen Kind anfreunden. Das Pascals Lieblingsthema bis weit ins Erwachsenenalter aber immer Essen blieb, ließ ihr regelmäßig einen kalten Schauer über den Rücken laufen.

Auch Pascals Vater schien mit seinem sprechenden Sohn deutlich mehr anfangen zu können als mit dem stillen Wesen von vor wenigen Monaten. Gemeinsam fingen sie an, Tischtennis zu spielen. Einen Sport, den Pascal ob seiner früheren kommunikativen Handbewegungen hervorragend beherrschte. An manchen Tagen kam es dem Vater so vor, als würde er weniger mit seinem Sohn spielen als viel mehr mit einem guten Sportsfreund. Nicht zuletzt aus diesem Grund passierte es des Öfteren, dass er nach einer beendeten Runde mit zwei Bierflaschen in die Garage zurückkehrte und erst beim Öffnen des Kronkorkens bemerkte, dass ein fünf Jahre altes Kind wohl besser noch kein Bier trinken sollte.

Bald schon in der Grundschule schien die Welt für Pascal jeden Tag ein wenig schöner zu werden. Mit vielen Freundinnen und Freunden spielte er auf dem Pausenhof, am Nachmittag mit dem Vater Tischtennis und am Abend kochte er mit seiner Mutter. Es war ein herrliches Leben, welches nur noch besser wurde, als er mit elf Jahren anfing, die ersten Bartstoppeln zu bekommen. Pascal war optisch und auch akustisch in der sechsten Klasse schon völlig erwachsen, doch seine Ausdrucksweise schien noch nicht viel weiter als bei einem Drittklässler zu sein. Seine Mitschüler störte dieser Umstand aber in keiner Weise, da Pascal ihnen regelmäßig Videospiele ab sechzehn und hin und wieder Zigaretten kaufte. Er selbst hatte weder Zeit für Spiele, noch konnte er es sich leisten zu rauchen, da er eine Karriere als Profi-Tischtennisspieler anstrebte und auch seinen Geschmackssinn, für die köstlichen Speisen seiner Mutter, nicht durch den Qualm beeinträchtigen wollte.

Mit vierzehn war es dann so weit: Pascal hatte seine erste Freundin – wohlgemerkt, dass er aussah wie ein Einundzwanzigjähriger. Die deutlich ältere Jasmin hatte sich Hals über Kopf bei einem Tischtennis-Turnier in ihn verliebt. Schon nach kurzer Zeit kamen sie zusammen, denn Pascal gefiel es, seinen Freunden, wenn schon nicht geistig, so doch wenigstens körperlich in jeder Hinsicht voraus zu sein. Pascals Eltern waren natürlich bestrebt, die junge Frau so schnell wie möglich kennen zu lernen. Daher arrangierten sie ein Abendessen, zu dem Pascal gemeinsam mit seiner Mutter ein aufwendiges Essen zubereitete. Zu Tisch war die Stimmung ausgelassen und besonders Pascal strahlte über beide Ohren. Da Jasmin bereits volljährig war und selbst Pascals Eltern das Alter ihres Sohnes regelmäßig vergasen, schenkten sie reichlich Wein aus und nach dem Essen gab es sogar einen Verdauungsschnaps. Normalerweise war Pascal selbstredend strikt gegen Alkoholkonsum, um stets seinen Körper in bestmöglicher Verfassung zu halten. Doch seine Eltern, die er an diesem Tag zum ersten Mal seit Monaten miteinander lachen sah und die schöne Jasmin, ließen ihm keine Wahl. Erheitert von der netten Zusammenkunft und berauscht ob der großen Mengen Alkohol in Pascals vierzehnjährigen Körper, entlud sich nach dem Abendessen die immense sexuelle Spannung zwischen den jungen Liebenden. Sie küssten sich heftig, rissen sich förmlich die Kleider von ihren Körpern und fielen übereinander her. Als Pascal gerade dabei war, sich mit seiner Zunge auf den Weg, vom Hals seiner Geliebten zum Lustzentrum zu begeben – er hatte diese Technik einmal in einem Video gesehen, welches ihm sein Vater nach dem Tischtennistraining gezeigt hatte – berührten seine Lippen sanft ihre Brust. Mit einem Mal war ihm klar, was er jetzt tun musste. Liebevoll züngelte er um die Brustwarzen seiner Freundin, bis er schließlich, so kräftig er konnte, zubiss.

 

Hallo @toniaberanders

Leider konnte mich deine Geschichte trotz Humor-Tag nicht abholen. Klar, das ganze läuft auf die (seichte) Pointe am Ende hinaus, aber auf dem Weg dorthin war auch kaum was humoriges für mich dabei.

Mit vielen Freundinnen und Freunden spielte er auf dem Pausenhof, am Nachmittag mit dem Vater Tischtennis und am Abend kochte er mit seiner Mutter. Es war ein herrliches Leben, welches nur noch besser wurde, als er mit elf Jahren anfing, die ersten Bartstoppeln zu bekommen.
Ja, der kleine Scheisser ist extrem frühreif, warum auch immer, eine Laune der Natur, aber wo bleibt hier das Besondere? Du zeigst mir nichts, lässt niemand sprechen und berichtest nur vom schnellen Heranwachsen eines Jungen. Gegen Ende wird es zwar abstrus, aber die Figuren bleiben blass, die Pointe ist ein Sprung zum Anfangsmotiv, wobei die Motivation des Protagonisten im Dunkeln bleibt.

Bevor ich gross Korrekturvorschläge anbringe, frage ich mich, ob du überhaupt an Textarbeit interessiert bist, da du bei deiner ersten Geschichte dir aufgezeigte Fehler unbeachtet links liegen gelassen hast.

Gruss dotslash

 

Hoi Toni
Ich habe deine Geschichte zwei mal durchgelesen. Dein Schreibstil wirkt flüssig und ausgewogen.
Jedoch gibt es Stellen, die mich irritiert haben.

Pascal hatte eine schrecklich glückliche Kindheit.
Hatte er jetzt eine schreckliche, oder eine glückliche Kindheit? Der Ausdruck „schrecklich glückliche Kindheit“ kling für mich ein wenig Paradox.

Zwar konnte er bereits mit zwei Jahren Gesprächen bestens folgen, doch hielt er sich mit eigenen Lauten, Worten oder gar Sätzen sehr zurück.
Er hat sich mit dem Sprechen ja nicht nur zurück gehalten, er hat gar nicht gesprochen.

als ihr kleines Kind mit der Stimme eines Mannes in den sonst stets stillen Raum rief.
Ja, Pascal entwickelt sich überdurchschnittlich schnell, aber dass ein vierjähriges Kind die Stimme eines Mannes hat ist vielleicht zu viel des Guten.

An manchen Tagen kam es dem Vater so vor, als würde er weniger mit seinem Sohn spielen als viel mehr mit einem guten Sportsfreund.
Wahrscheinlich hast du das nicht abwertend gemeint, jedoch kommt es für mich so rüber.


Leider ist für mich die Pointe überhaupt nicht nachvollziehbar. Warum macht er das? Was sind die Beweggründe dazu?
Für mich ist die einzige Erklärung, dass er an einer unbemerkten posttraumatischen Störung seiner Kindheit leidet. Aber das müsste sich im Verlaufe seines Lebens doch mal zeigen. Somit wirkt das Ende weit hergeholt und auch nicht unbedingt „lustig“.

Wie dotslash bereits anmerkte, hat die Geschichte wenig mit Humor zu tun und beschreibt „nur“ das Leben eines Kindes.
Ich würde mich eher auf Ereignisse konzentrieren, die Pascal und seine Jugend prägen. So könnte man das Ende auch besser nachvollziehen.

Dennoch hoffe ich das ich dir mit meinen Anmerkungen weiterhelfen konnte

Gruss
Craooo

 

Servus @toniaberanders,

gleich vorweg: Nimm meine Kritik nicht persönlich. Am Anfang meiner Tätigkeit hier wurde ich zerrissen, aber ehrlich gesagt hat das meinem Schreiben sehr gut getan. Es folgt eine ehrliche, konstruktive Textkritik.

Pascal hatte eine schrecklich glückliche Kindheit. Als er sechs Monate alt war, biss er vor Vorfreude seiner Mutter mit seinem ersten Milchzahn so stark in die Brustwarze, dass sich eine weitreichende Entzündung ausbreitete, welche nur mit einer Amputation der gesamten Brust gestoppt werden konnte.
Der Einstieg gefällt mir sehr gut. Es steckt dieser Garp und wie er die Welt sah-Vibe darin, das komplette Leben von jemandem auszubreiten, und dieses hat skurille Wendepunkte. Auch spielt die Sexualität hier wie bei Garp eine große Rolle.

Ja, die Figuren im Text sind alle ein wenig drüber, ein wenig "deppert", sie wollen mit einem Kleinkind ein Bier trinken und vergessen Grundsätzliches ständig. Ich finde das ein wenig zu einfach. Also, der Text biegt sich die Realität und das Verhalten der Prots so hin, dass es interessant und humoresk wirkt. Mich erreicht dieser Humor leider nicht, aber ich bin eh ein völlig spaßresistenter Zeitgenosse, gerade was die Literatur angeht. Die Pointe dieses Textes ist, dass sich dein Prot nicht seines Alters gemäß verhält und ihn sein Umfeld ebenfalls nicht altersgemäß behandelt. Sie wollen mit einem Kind Bier trinken und so weiter. Also, mich erreicht dieser Humor nicht. Ich wäre allgemein vorsichtig mit Humor in Texten oder Literatur, weil das oft nach hinten losgehen kann und man wirklich ein sehr passendes Publikum finden muss. Auf Lesebühnen gibt es ja diese grässliche Tendenz, dass die Leute einfach lachen möchten und lustige Texte deswegen gewinnen. Aber das ist ein anderes Thema.

Unterm Strich fehlt mir hier die Aussage, das Originelle. Der Text verlässt sich zu sehr auf die Wirkung seiner Slapstickanteile, er beißt seiner Mutter in die Brust, dann seiner Freundin - aber was bedeutet das alles? Ich finde, ohne es böse zu meinen, der Text übertüncht mit seinem Humor seine Aussagelosigkeit. Ich kann die Figuren auch nicht ernst nehmen bzw. sie können für mich keine echten Menschen werden, deren Verhalten ich nachvollziehen und glaubhaft finde. Sie handeln zu irrational, zu gewollt deppert, und der Text möchte an diesen Stellen, dass ich lache. Aber warum sollte ich lachen? Nur, weil das Verhalten der Figuren überzogen ist und sie Rollen annehmen, die ihnen nicht zustehen: Das Kleinkind verhält sich wie ein Erwachsener, der Sohn wird zum Säugling im Bett mit seiner Freundin. Man kann darüber gackern, aber das ist nix für mich.

Ich glaube, du hast Talent und Bock, und das ist was wert. Ich würde weggehen von dem Versuch, mit Humor zu unterhalten, außer, du bist wirklich ein Meister des Humors und du möchtest auf Lesebühnen oder findest dein Publikum. Probier mal, etwas ernsthaft zu erzählen, am besten am Anfang etwas, was dir selbst widerfahren ist oder was du gehört hast und spannend, erzählenswert fandest. Einfach, weil man dadurch automatisch einiges richtig macht. Dadurch entsteht beim Lesen echter Kontakt und der Leser wird berührt oder kann eine anderweitige Leseerfahrung machen.
Ich glaube eh, dass humorvolle Literatur die schwierigste ist. Ich meine, wenn du auf einer Stand Up Bühne stehst, kannst du mit Mimik, Gestik, allem möglichen, arbeiten zusätzlich zum Text. Im Film sowieso. In der Literatur bist du völlig beraubt und hast nur die blanken Worte. Was auf einem Stand Up zieht, wäre als reine Literatur wahrscheinlich viel zu wenig und würde durchfallen. Man kann das nicht eins zu eins übertragen, und deswegen ist humoreske Literatur eine eigene Kategorie für sich mit ihren eigenen Regeln und Techniken. Gibt es wirklich gute, lustige Literatur? Ich kenne keine. Die Känguruchroniken sind halt etwas für ein junges Publikum, denen man mit ein paar politischen Aussagen etwas Neues erzählen und so einen Aha-Moment schaffen kann. Per Anhalter durch die Galaxis zähle ich auch dazu. Also, es gibt die intelligente, politische Humorliteratur, und dann gibt es den Slapstick, der im Film vielleicht - ich sage es ungern - noch besser funktioniert als in der Literatur. Aber gibt es ansonsten gute Literatur, die wirklich sich im Bereich "Humor" ansiedelt? Vielleicht kenne ich sie nur nicht, wie gesagt, es ist nicht mein Metier. Nur meine persönliche Meinung.

Beste Grüße
zigga

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom