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Patrick

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24.04.2003
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Patrick

Ihr, die ihr da wartet auf das Ende der Welt ... lasst euch sagen: Längst habt ihr es bereits verpasst!

Der Morgen schmeckte grau wie die Erinnerung des Traumes, die Jonathan beim Zähneputzen hervorwürgte.
Hier ein wenig mehr, dort ein bisschen weniger. Man kreierte sich gefügig. Loslassen und vom Rande der Welt springen. Sollte es Purzelbäume hageln.
Obligatorische Mitnahme: Autoschlüssel, Portemonnaie und Rachenbonbons.
Alles unterliegt dem Plan. Deodorant, After Shave, stutzen der Augenbrauen (lächeln, immer bloß lächeln) ... die Mannigfaltigkeit des Daseins. Rechter Fuß vor den Linken; geradeaus marschieren, dabei nie vergessen, wer man gewesen ist.
Nur kurz die Jacke berührt. Es ist wie ein Traum auf einer weiten, von Bergen umgebenen Alm voller Einhörner. Wie schön sie ist, diese Welt.

Um sieben Uhr vorbei an Türmen; gigantischer Betonwuchs zu allen Seiten hin, und verschlinge mich, was auch kommen mag. Es ist mein Imperium.

Tristesse füllt das Hirn mit erfundenen Farben. Alles ist immer herbeigesehnt. So drehst du nicht durch.
Routine macht Klick, und Wahnsinn macht Klack. Eine Symbiose.
"Guten Morgen Frau ..."
Leere, hell gestrichene Wände und endlose Korridore. Türen über Türen. Hinter jeder von ihnen erwartet einen das spiegelverkehrte, diagonal und waagerecht versetzte Zimmer von gegenüber, obendrüber, vorne links und rechts.
Die Koordinate verliert sich, ist ein mathematisches Problem innerhalb des Gebäudes. Jonathan steigt jeden Morgen in der zwanzigsten Etage aus.

***

Es ist hell und die Luft duftet nach Honig.
"Wer bist du", fragt Jonathan das seltsame Wesen. Befreiung liegt in der Luft. Es ist die Entspannung, die in seinen Kindheitstagen kleben geblieben ist, wie Honig an einem scharfen Messer.
Manchmal vertrocknet unbestrichenes Brot.
"Das weißt du", flüstert das Wesen.
Jonathan stützt sich auf seine Ellebogen.
Eine gigantische Wiese breitet sich vor ihm aus. Im Hintergrund die schneebedeckten Bergkuppen. Ein Paradies auf Abruf. Wie von einem entspannten Maler in seine inhaltslosen Wünsche gemalt, zerfällt das Gemälde urplötzlich zu Staub.

***

Mit jedem Atemzug, jeder Handlung, und jeder unnützen Tat verlierst du. Es ist ein sich im Kreis drehendes Fiasko. Du teilst die Karten aus, aber mischen ... mischen tust du sie nicht.
Das Meeting ist nach dem Essen angesetzt.
Du sprichst Hülsen ohne Bedeutung, vollführst ausschweifende Gestik ohne Sinn. Das ist dein Leben. Ein Theaterstück mit gestohlener Hauptrolle.
Ich bin ein Zuschauer meiner Selbst geworden. Muss ich bei bestimmten Stellen klatschen?
Man reicht einem das Telefon. Nicht jetzt, willst du sagen, denn es ist inmitten einer Besprechung. Doch dein Sohn ist auf dem Weg zur Schule ...

***

"Ich finde es gemütlich hier."
Das seltsame Wesen nickt.
"Ja, es ist sehr angenehm. Du solltest öfter mal kommen."
Einige weiße Wolken ziehen über den Himmel; zerreißen an den Spitzen der hohen Berge, und teilen sich entzwei.
"Es ist, als würde ich träumen."
Das Wesen kuschelt sich an dich, und lässt dich seine Wärme spüren.
"Wir haben alle mal schlechte Tage."

Hier ist nur Wiese. Es ist schön, da zu sein.

***

Alles, was existiert, verschwindet ... irgendwann.

Als er vor dem Grab steht, beginnt er zu weinen.

 

Hi Cerberus,

kryptisch scheint echt in zu sein zur Zeit. Okay, das ist in Ordnung, du malst ein kontrastreiches Bild zwischen belastend langweiligem Arbeitsalltag und der Fantasieflucht, die diesen erträglich macht. Das gefällt mir und der vorletzte Satz kann darin Trost oder Drohung sein, der Alltag verschwindet irgendwann wie die Träume.
Der letzte Satz gibt mir das Gefühl, etwas überlesen zu haben, dass ich auch bei der Wiederholung nicht gefunden habe. Insofern finde ich ihn ärgerlich, weil er mich dumm zurücklässt.
Details:

Der Morgen schmeckte grau wie die Erinnerung des Traumes, den Jonathan beim Zähneputzen hervorwürgte.
würgte er da nicht eher die Erinnerung hervor?
Alles unterliegt dem Plan
Warum ab hier in der Gegenwart?
Die Koordinate verliert sich
Ich muss zugeben, im singular las sich das so komisch für mich, dass ich erstmal geschaut habe, ob es überhaupt möglich ist. Ich kannte das Wort bisher nur im Plural.

Lieben Gruß
sim

 

Hi sim.

kryptisch scheint echt in zu sein zur Zeit.

Nun gut, du kennst einige meiner früheren Geschichten. Daher weißt du: Kryptisch ist bei mir immer in. :D

Den Fehler mit dem Traum / der Erinnerung habe ich ausgebessert, danke.

Warum ab hier in der Gegenwart?

Hmm ... ich finde das so eigentlich passend. Der Plan soll in diesem Zusammenhang ja dauerhaft sein, muss also nicht in der Vergangenheit geschrieben erwähnt werden, oder irre ich mich grad?

Ich muss zugeben, im singular las sich das so komisch für mich, dass ich erstmal geschaut habe, ob es überhaupt möglich ist. Ich kannte das Wort bisher nur im Plural.

Auch hier: Hmm ... ich habe Koordinate schon recht oft gehört. Klingt das wirklich so komisch?


Ansonsten wollte ich dich (und alle anderen Leser) natürlich nicht dumm zurück lassen. Der Schlusssatz steht im Zusammenhang mit dem Anruf, den er während des Meetings erhält, und in dem es um seinen Sohn geht. Daher auch seine Ausflüchte in diese Fantasiewelt.

Vielen Dank fürs lesen und kommentieren.

 

Ich fürchte, du musst mir auf die Sprünge helfen, Cerb, ich lese nichts von einem Anruf, nicht mal zwingend von einem Meeting. Nur in der Überschrift lese ich von einem Patrick (ein Punkt, den ich in meiner Kritik zu erwähnen vergaß, ich hatte schlicht gedacht, du hast bei der Überschrift den Namen verwechselt), der nach deiner Antwort wohl der Sohn ist, aber von dem ich in der Geschichte leider auch nichts finde.

Lieben Gruß
sim

 

Hallo nocheinmal sim.

Ich bin ein Zuschauer meiner Selbst geworden. Muss ich bei bestimmten Stellen klatschen?
Man reicht einem das Telefon. Nicht jetzt, willst du sagen, denn es ist inmitten einer Besprechung. Doch dein Sohn ist auf dem Weg zur Schule ...

Und dann:

Hier ist nur Wiese. Es ist schön, da zu sein.

***

Alles, was existiert, verschwindet ... irgendwann.

Als er vor dem Grab steht, beginnt er zu weinen.


Ich muss zugeben, hier sehr in Rätseln zu sprechen. Hätte ein anderer die Geschichte geschrieben ... ich hätte vielleicht genau so wenig verstanden.
Vielleicht sollte ich das wirklich deutlicher machen.

 

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