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Patrick
Ihr, die ihr da wartet auf das Ende der Welt ... lasst euch sagen: Längst habt ihr es bereits verpasst!
Der Morgen schmeckte grau wie die Erinnerung des Traumes, die Jonathan beim Zähneputzen hervorwürgte.
Hier ein wenig mehr, dort ein bisschen weniger. Man kreierte sich gefügig. Loslassen und vom Rande der Welt springen. Sollte es Purzelbäume hageln.
Obligatorische Mitnahme: Autoschlüssel, Portemonnaie und Rachenbonbons.
Alles unterliegt dem Plan. Deodorant, After Shave, stutzen der Augenbrauen (lächeln, immer bloß lächeln) ... die Mannigfaltigkeit des Daseins. Rechter Fuß vor den Linken; geradeaus marschieren, dabei nie vergessen, wer man gewesen ist.
Nur kurz die Jacke berührt. Es ist wie ein Traum auf einer weiten, von Bergen umgebenen Alm voller Einhörner. Wie schön sie ist, diese Welt.
Um sieben Uhr vorbei an Türmen; gigantischer Betonwuchs zu allen Seiten hin, und verschlinge mich, was auch kommen mag. Es ist mein Imperium.
Tristesse füllt das Hirn mit erfundenen Farben. Alles ist immer herbeigesehnt. So drehst du nicht durch.
Routine macht Klick, und Wahnsinn macht Klack. Eine Symbiose.
"Guten Morgen Frau ..."
Leere, hell gestrichene Wände und endlose Korridore. Türen über Türen. Hinter jeder von ihnen erwartet einen das spiegelverkehrte, diagonal und waagerecht versetzte Zimmer von gegenüber, obendrüber, vorne links und rechts.
Die Koordinate verliert sich, ist ein mathematisches Problem innerhalb des Gebäudes. Jonathan steigt jeden Morgen in der zwanzigsten Etage aus.
***
Es ist hell und die Luft duftet nach Honig.
"Wer bist du", fragt Jonathan das seltsame Wesen. Befreiung liegt in der Luft. Es ist die Entspannung, die in seinen Kindheitstagen kleben geblieben ist, wie Honig an einem scharfen Messer.
Manchmal vertrocknet unbestrichenes Brot.
"Das weißt du", flüstert das Wesen.
Jonathan stützt sich auf seine Ellebogen.
Eine gigantische Wiese breitet sich vor ihm aus. Im Hintergrund die schneebedeckten Bergkuppen. Ein Paradies auf Abruf. Wie von einem entspannten Maler in seine inhaltslosen Wünsche gemalt, zerfällt das Gemälde urplötzlich zu Staub.
***
Mit jedem Atemzug, jeder Handlung, und jeder unnützen Tat verlierst du. Es ist ein sich im Kreis drehendes Fiasko. Du teilst die Karten aus, aber mischen ... mischen tust du sie nicht.
Das Meeting ist nach dem Essen angesetzt.
Du sprichst Hülsen ohne Bedeutung, vollführst ausschweifende Gestik ohne Sinn. Das ist dein Leben. Ein Theaterstück mit gestohlener Hauptrolle.
Ich bin ein Zuschauer meiner Selbst geworden. Muss ich bei bestimmten Stellen klatschen?
Man reicht einem das Telefon. Nicht jetzt, willst du sagen, denn es ist inmitten einer Besprechung. Doch dein Sohn ist auf dem Weg zur Schule ...
***
"Ich finde es gemütlich hier."
Das seltsame Wesen nickt.
"Ja, es ist sehr angenehm. Du solltest öfter mal kommen."
Einige weiße Wolken ziehen über den Himmel; zerreißen an den Spitzen der hohen Berge, und teilen sich entzwei.
"Es ist, als würde ich träumen."
Das Wesen kuschelt sich an dich, und lässt dich seine Wärme spüren.
"Wir haben alle mal schlechte Tage."
Hier ist nur Wiese. Es ist schön, da zu sein.
***
Alles, was existiert, verschwindet ... irgendwann.
Als er vor dem Grab steht, beginnt er zu weinen.