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*****Pauline*****

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30.09.2001
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*****Pauline*****

Eine kleine Weihnachtsgeschichte


Pauline zog sich müde ihre alte Strickjacke an. Es war kalt in der guten Stube und so ging sie erstmal in den Keller um etwas Feuerholz und ein Brikett zu holen. Mühsam ging sie die Kellerstufen hinab. Es fiel ihr nicht mehr so leicht wie früher. Sie hielt sich an dem alten Holzgeländer fest und ging vorsichtig die hohen Stufen hinab. Früher hatten hier im Keller Regale voll mit Eingemachtem gestanden. Den ganzen Herbst wurde eingekocht. Die Äpfel von Frau Ludwig bekamen sie immer geschenkt und sie waren stundenlang damit beschäftigt gewesen, sie fein zu schälen und zu schneiden. *Ach ja, früher* , ein kleiner Seufzer kam aus ihrem Mund. Sie packte das bisschen Feuerholz und ein grosses Brikettstück in einen Korb und machte sich wieder auf den Weg nach oben.

In der guten Stube angekommen, öffnete sie die Lade vom Kohleofen und legte neues Feuerholz nach. Ein Stück Zeitungspapier zur Lunte gerollt, wurde mit einem Streichholz angezündet. Einige wenige Minuten später füllte sich der Raum in behaglicher Wärme. Leise knisterte das Holz und ein leichtes Knacken war ab und an zu hören. Pauline liess sich in den alten Ohrensessel sinken. Abgenutzt und schäbig sah er aus, aber in Paulines Augen war er eine Labsal für ihre Seele. Erinnerungen kamen auf. Kinderstimmen füllten lachend den Raum und kleine Kinderaugen schauten Pauline an. Sie lächelte und fühlte die Zeit. Damals als ihr Edgar noch lebte und sie eine glückliche Familie waren.

Pauline faltete stille ihre kleinen faltigen Hände und träumte den Traum der Vergangenheit. Weisst du noch, sagte der Traum zu ihr und führte sie leise zurück in die Zeiten ihrer Glücksseligkeit. Seichtes Kerzenlicht füllte den Raum und Pauline sah sich in dem grossen Ohrensessel sitzen. Mit leiser Stimme las sie ihren Kindern das Buch von Elli vor. Elli das Waisenkind, welches mit dem alten Gerard von Haus zu Haus ging und Windmühlen aus Papier verkaufte. Paulines Kinder sassen andächtig zu ihren Füssen und hörten leise ihrer Mutter beim Vorlesen zu. Auf dem Tisch dampfte eine grosse Kanne Tee und ein grosser Sonntagskuchen zierte die Tafel.

Pauline spürte die Vergangenheit und legte sich in ihren Sessel zurück. Die Tür ging auf und ihr Mann Edgar betrat den Raum. Die Kinder liefen zu ihrem Vater und er nahm die Kleinen hoch. Das Kleinste wirbelte er durch die Luft und liess es erst wieder hinunter als es quietschte vor Vergnügen. Pauline sass in ihrem Sessel, das Buch in den Schoss gelegt und wartete leise lächelnd bis Edgar sich zu ihr hinab beugte. Jeden Abend wenn er nachhause kam, vergass er nicht ihr einen zärtlichen Kuss zu geben. Pauline vergass die Zeit............. .

Müde machte sie die Augen zu und obwohl der Tag gerade erst begonnen hatte, legte sich eine unendliche Müdigkeit über Pauline. *Paula* leise hörte sie seine Stimme und in ihrem Geist, war es gerade erst gestern. Sie atmete ruhig und fiel in einen tiefen Schlaf. Der Schlaf der Vergangenheit, der Ewigkeit und der Zukunft. Eine bekannte Stimme flüsterte ihr zu. Pauline öffnete die Augen und erhob sich aus ihrem alten Sessel. Vorsichtig legte sie das Buch der Erinnerungen auf den Tisch und strich ein letztes mal mit ihrer Hand die Decke auf dem alten Tisch glatt.

 

Hi!
Eine nette Geschichte hast Du da geschrieben. Interessant ist, daß sich bei mir die heimatliche (weihnachtliche?) Atmosphäre ab dem Moment aufbaut, da der Ofen heizt und sie im Ohrensessel ihrer Vergangenheit gedenkt. Insofern finde ich den Übergang gelungen. Der Gang in den Keller scheint mühsamer Alltag zu sein, ein Warten darauf, daß sie ihrem Mann folgen kann. Die Kinder sind aus dem Haus und kümmern sich nicht mehr um ihre alte Mutter. Die Bilder ihrer Erinnerung finde ich schön gemalt, eine beinahe übertriebene heile Familienwelt, nach der sie sich natürlich sehnt, die sie aber in dieser Welt nicht mehr bekommen kann.

Das Ende kommt mir allerdings etwas unklar vor:

Sie atmete ruhig und fiel in einen tiefen Schlaf.
heißt doch, daß sie nicht stirbt.
Der Schlaf der Vergangenheit, der Ewigkeit und der Zukunft.
Der Satz hat mich etwas verwirrt, weil ich nicht wußte, wie ich ihn zuordnen sollte.

Der letzte Absatz hat insgesamt was Unwiderrufliches - so als stürbe sie doch. ("unendliche Müdigkeit" weiter oben und "...strich ein letztes Mal..." unterstreichen das ja auch.)
Also stirbt sie nun doch...?

Hier habe ich noch ein oder zwei stilistische Sachen, die ich mal eben anmerken wollte:

Es war kalt in der guten Stube und so ging sie erstmal in den Keller
das "gut" vor Stube würde ich weglassen, das ist so eine Redensart, die meiner Meinung nach schriftlich nicht passt. Auch das "erstmal" ist überflüssig und klingt nicht so gut.
...in den Keller um etwas Feuerholz und ein Brikett zu holen. Mühsam ging sie die Kellerstufen hinab. Es fiel ihr nicht mehr so leicht wie früher. Sie hielt sich an dem alten Holzgeländer fest und ging vorsichtig die hohen Stufen hinab.
Hier wiederholst Du Dich zu oft: "...in den Keller...die Kellerstufen hinab....die hohen Stufen hinab."
Müde machte sie die Augen zu und obwohl der Tag gerade erst begonnen hatte, legte sich eine unendliche Müdigkeit über Pauline
Hier ist auch noch einmal so eine Wiederholung:"müde...Müdigkeit"

Gruß Baddax

[Beitrag editiert von: baddax am 02.12.2001 um 15:02]

 

Hallo Baddax,

danke für deine liebe Kritik. Ich schreibe vorwiegend Gedichte, aber gestern kam diese kleine Geschichte. Sie schrieb sich von allein. Bin nie perfekt gewesen und strebe das auch nicht an. Aber das mit den Wiederholungen, das stimmt, da hätte ich besser aufpassen müssen. :) )). Das Ende ist offen..... für den Autor nicht.

 

Ich glaube, beide Enden sind passend und unterstützen die heimatliche Weihnachtsatmosphäre:

  • Sie wartet geduldig auf den Tag, ihrem Mann zu folgen und bezieht ihre Kraft aus ihren Erinnerungen an die Vergangenheit oder
  • sie stirbt und folgt ihrem Mann, der sie anhand der Energieen ihrer Erinnerungen an ihn und die Familie findet und zu sich holt.

Aber vielleicht hat ja jemand noch andere Möglichkeiten... :)

[Beitrag editiert von: baddax am 02.12.2001 um 15:10]

 

Schöne Alltagsgeschichte, gut erzählt...

Einen Kritikpunkt hab' ich: soweit ich das mit der Rechtschreibreform verstanden habe, wurde "ß" doch nicht ganz abgeschafft...nach langen Vokalen schreibt man weiterhin "ß" und nicht "ss"...ist mir besonders in dem Satz

Paulines Kinder sassen andächtig zu ihren Füssen und hörten leise ihrer Mutter beim Vorlesen zu. Auf dem Tisch dampfte eine grosse Kanne Tee und ein grosser Sonntagskuchen zierte die Tafel.

aufgefallen.

Und nochwas: Was soll das mit den Sternchen im Titel? Nur damit es auffällt und gelesen wird? Das ist echt Quatsch...

San

[Beitrag editiert von: Rabenschwarz am 02.12.2001 um 15:13]

 

Da ich nicht vorhabe, meine Geschichten jemals zu veröffentlichen, ausser im Netz, mache ich mir aus purer Faulheit nicht die Mühe krampfhaft mit meinem kleinen Finger die ß - taste zu suchen. Schon schlimm genug, wenn man sich fast den Finger bricht für ein Fragezeichen :) ))))))).

Die Sternchen, tja, weiss auch nicht, die mache ich immer. Vielleicht eine Marotte der Autorin *sei es mir verziehen*.

 

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