Pech Gehabt
Nichts bewegte sich, ausser dem kleinen Metall, womit der 15-jährige Junge nervös im Schlüsselloch stocherte. Nach einigen Minuten, die ihm wie Stunden vorkamen, öffnete sich die Tür und er trat ein. Im Flur herrschte völlige Stille. Die Sonne schien durchs Fenster und beleuchtete den ganzen Eingangsbereich. Er wartete eine Zeit lang, und als der Junge kein Geräusch vernahm, schlich er ins Wohnzimmer, wo er abermals stehenblieb. Wo mochte sich wohl der Schmuck befinden? Er begab sich auf die Suche, doch immer wieder hielt er inne und lauschte. Als er schon fast aufgegeben hatte, fand er, wonach er suchte. Da lag, glitzernd im Licht der Nachmittagssonne, in allen Farben des Regenbogens funkelnd, in einer Schatulle der Diamant.
Schnell steckte er ihn ein und trat ins Arbeitszimmer. Der PC, den er dort vorfand, schien sehr neu zu sein, auf jeden Fall fand sich kein Kratzer auf seiner Oberfläche. „Der is voll geil für meinen neuen Ego-Shooter,“ gewiss lag sein Preis bei über 2500€. Dieses Angebot wollte er sich nicht entgehen lassen (wo sollte er denn je wieder so billig einen wahrscheinlich mit gutem Prozessor etc. ausgestatteten PC herbekommen?) und mit einem Ruck riss er die Kabel aus der Steckdose. Im einen Arm den Bildschirm und die Tasche mit dem Diamanten haltend und im anderen den Rechner, ging er zügig den Flur entlang und durch die Tür ins Freie. Vorsichtig schloss er die Tür, damit niemand zu früh auf die Idee kommen konnte, es stimme etwas nicht. Sein Auto hatte er extra genau vor dem Hauseingang geparkt, um den Nachbarn, die nichts Besseres zu tun hatten, als die Leute auf Schritt und Tritt zu beobachten, den Spass zu verwehren, ihn, ein fremdes Haus verlassend, auf frischer Tat zu ertappen. Langsam kam ihm seine Tat töricht vor und er hatte Zweifel, dass er ohne Probleme fliehen konnte. Die aufkeimende Panik schnürte ihm die Kehle zu und nahm ihm den Atem. Immerhin würde die Polizei den Täter nicht in Mulhouse erwarten, da es doch abwegig war zu glauben, ein Mensch würde von dort bis in die Schweiz nach Herrliberg fahren, nur um einen Bonzen zu berauben. Wenn er es überhaupt bis dort schaffte…
Langsam musste er sich auf den Weg machen, um nicht noch an Ort und Stelle des Diebstahls überrascht und gefasst zu werden. Der Junge zog sich seine Hose hoch, die ihm in die Kniekehlen gerutscht war, und stieg in das Auto, das er von seinen Eltern „geliehen“ hatte. Der Motor heulte auf, als er den Schlüssel drehte. Langsam fuhr er los in Richtung Süden. Das war zwar ein Umweg, doch er diente zur Täuschung, würde er jemandem auffallen. Das Licht empfand er als „scheisse“ und viel zu grell und es fiel ihm schwer, sich weiterhin auf die Strasse zu konzentrieren und nicht einfach die Augen zu schliessen. Nachdem er einige Strassen weit gefahren war und einigen Fussgängern den Vortritt verwehrt hatte, entdeckte er zu seinem Entsetzen eine Streife. Voller Panik drückte er das Gaspedal durch und der Motor dröhnte, als die Beschleunigung ihn in den Sitz drückte. Das hatte er befürchtet. Er war fällig.
15-Jähriger verhaftet
Männedorf - Eine Patrouille der Gemeindepolizei
Männedorf hat gestern Nachmittag nach einer
Autoverfolgungsjagd einen Einbrecher verhaftet.
Beim Dieb handelt es sich um einen 15-Jährigen
aus dem französischen Mulhouse. In seinem
Wagen, für den er keinen Ausweis hatte, wurden
Einbruchswerkzeuge gefunden.