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Pfefferminztee

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31.01.2015
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Pfefferminztee

Ich warte, bis der Wasserkocher pfeift. Das Ding steht auf der Küchenablage, ich stehe davor, im Nachthemd. Es ist zwei Uhr früh, und ich möchte gerade viel lieber Brusthaar zerwühlen. Brusthaar zerwühlen war von Anfang an wild gewesen.

Überhaupt, der Anfang. Filmreif. Eine langweilige Party. Um ein Haar wäre ich nicht hingegangen, weil Lea mal wieder im letzten Moment abgesagt hatte. Alleine auf Partys zu gehen, bei denen ich nur den Gastgeber kenne – ich weiß wie das läuft: Begrüßung, schön dass du da bist. Wenn man Glück hat, wird man irgendjemandem vorgestellt. Wenn man Pech hat, ist das die langweiligste Person der gesamten Gesellschaft. Und wenn man großes Pech hat, wird man diese Person den ganzen Abend nicht mehr los.
An diesem Abend hatte ich nur Pech.
„Kennst du Ines? Sie ist auch ein Pferdefan, ihr werdet euch blendend verstehen.“
Das Pferdethema war nach drei Minuten abgehandelt, und Ines war so gnädig, sich kurz zu entschuldigen und nicht wiederzukommen. Ich hangelte mich durch die nächsten zwei Stunden, so gut es eben ging. Soviel Anstand musste sein. Hier ein paar Sätze, dort eine Bemerkung, einige unverfängliche Fragen, das Buffet. Schließlich ein möglichst schlecht frequentierter Sessel. Erich eilte heran, prostete mir zu.
„Ach wie schön, dass so viele Leute gekommen sind, ich bin richtig happy! Amüsierst du dich auch gut, Schätzchen?“
Schätzchen amüsierte sich blendend. Noch eine halbe Stunde. Dass mein Abgang schließlich hastig und beinahe heimlich geschehen würde, ahnte ich noch nicht.

Er hieß Jonas, roch wie ein Versprechen und hatte gesagt, dass er zuerst gehen würde. Ich solle fünf Minuten später folgen, er warte an der Ecke. Lange fünf Minuten.
„Hast du Jonas gesehen?“ Wortlos schüttelte ich den Kopf.
„Ach, es ist doch immer dasselbe“, klagte Erich. „Die schönsten Männer verschwinden immer als Erste. Musst du schon gehen, Schätzchen?“
Küsschen links, Küsschen rechts, und ich war draußen. Da, an der Ecke, wartete eine neue Geschichte auf mich, und ich rannte auf sie zu, als seien alle die, die hinter mir lagen, nie geschehen. Diese hier würde anders sein. Das Schicksal würde sich meiner endlich erbarmen und mir, verdammt nochmal, das Happy End bescheren, das mir zustand.

Die Kälte des Küchenbodens kriecht an meinen Knöcheln hoch, ich höre Jonas husten. Im Schrank krame ich nach einer Tasse und den Teebeuteln. Ach, die erste Nacht ... Immer wieder wollte ich sie erleben, in den Wochen danach. Immer wieder Brusthaar, ein wenig Barthaar, zerwühlte Laken, Sommerwind und Mondschein durchs offene Fenster, die Gardinen aufgebläht, die Kerzen flackernd. Bis irgendwann, in der Morgendämmerung, der Rausch abzuklingen begann, sich zögernd aus dem Bett stahl, rückwärts über den Schlafzimmerboden schlich und aus dem Fenster davon wehte. Die Tage damals waren grausam. Nichts als Warten. Nichts im Kopf außer Brusthaar zerwühlen. So lange, bis er nicht mehr anders konnte und zu dem wurde, was ich in der ersten Nacht von ihm gesehen hatte.

Sie sind seltener geworden, diese Nächte. Kürzer. Dauern nur noch Stunden. Heute Abend war seine Stimme ganz rau gewesen, dann begann er zu husten und hörte nicht mehr auf damit. Zerwühlte Laken, aber nicht vom Greifen und Räkeln. Das Fenster ist zu, es ist Spätherbst, der Wind rüttelt an den Jalousien. Ich mache Tee für ihn, er wollte Pfefferminze. Hab ich, zum Glück.
Das Wasser kocht, ich gieße ein. Dampf steigt aus der Tasse und löst sich auf. Etwas ist für immer vorbei. Die Brusthaarnächte werden anders sein. Das erste Kapitel ist abgeschlossen. Ein Hauch Melancholie drängt sich mir auf. Während der Tee zieht, blättere ich ein letztes Mal zurück und lese da und dort eine Passage.
Jonas hustet im Schlafzimmer. Ich ziehe den Teebeutel aus der Tasse und werfe ihn in die Spüle. Als ich die Küche verlasse, weht mir ein leichter Duft von Pfefferminze hinterher.

 

Hey Cynthia,

okay, egal ob aus der Serie oder aus einer Zeitung (und ich wage mal zu behaupten, es war nicht unbedingt die FAZ, in der das stand) - es war ziemlich hohl. Denn wenn ich mal von mir ausgehe: Ich habe viele (vll auch "kreative" Bedürfnisse) was das andere Geschlecht angeht, aber Brusthaare zerwühlen und Pfefferminztee .... ? Findet vielleicht ein Teenie oder die Stylistin-Azubine ansprechend als Gag. ;)
Ich geh jede Wette ein, du bist vielschichtiger.
Lg

 

Hallo Maria
Du schreibst in deinem Profil:

Ich bin eine Meme, die harte Kritik nicht erträgt und dann vor dem PC heult wie ein kleines Mädchen. Habt Gnade mit mir, denn ich tue ja immer noch lernen =D
Dafür kannst du aber ganz schön austeilen ...
Hast du hier auch schon Geschichten publiziert? Darf ich mal was von dir lesen?
Und noch was: Wenn du die vorherigen Kommentare und Antworten zu dieser Geschichte liest, erhältst du einige Antworten auf deine Kritik.
Gruss,
Cynthia

 

maria.meerhaba schrieb:
Zur Seite mit euch und lasst mal den Boss ran!

Es gibt nur einen :)


aber ey, ich habe genug hier gelesen und kommentiert, um Anspruch auf hochwertige Geschichten mit Tiefgang zu stellen!

Maria, gehts noch?

 

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