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Phönix

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Phönix

PHÖNIX

PHÖNIX

Ich hatte es so verdammt eilig, und trotzdem trat ich nicht darauf, als es vor mir lag, aufgeweicht vom Regen der letzten Tage, direkt da, wo ich eben meinen Fuß hinsetzen wollte. Hätte es nicht so geregnet, wäre ich vielleicht draufgestiegen, wie schon einige andere zuvor, hätte nicht der Pfützen wegen zu Boden geblickt. Doch ich konnte meinen Schritt noch rechtzeitig bremsen, hob dieses Bild auf und strich damit über meine Jeans, um es abzutrocknen. Es stammt aus einem Ausstellungskatalog und zeigt ein Selbstportait des Fotografen Egon Kersting, aber es erinnerte mich sofort an Dich, ich konnte gar nicht anders, ich habe Dein Leben darin erkannt - dass das genau zehn Jahre nach Deinem Tod passiert....


Da warst Du wieder lebendig und stiegst aus den Tiefen meiner Erinnerung auf, wie der Phönix, den Du einst weinen hörtest. Ich konnte es nicht erwarten, nach Hause zu kommen und Dein Gedicht herauszukramen, das Du uns allen hinterlassen hast....

Die Tränen, die der Phönix weint,
heilen, was die Welt zerbrach,
mit seinem himmlischem Gesang
kuriert er sterbend noch die Welt.

....Ja, ich höre ihn. Und ich fühle wieder jene, fast übermenschliche, von Dir ausgehende Kraft, die mich schon bei unserer ersten Begegnung berührt hat. Deine Ausstrahlung, die optimistische Energie und zugleich Zufriedenheit, gepaart mit Fröhlichkeit vermittelte, wie ich sie bei keinem Menschen jemals wiederfand. Jeden, der Dir nah war, der imstande war, zu fühlen, überkam eine Art seelische Geborgenheit, die mich förmlich süchtig nach Dir machte.

Jetzt lege ich schnell die Kassette auf, mit Deiner Lieblingsmusik, Edie Brickell, Pink Floyd, spanische Lieder,... und ich mache die Augen zu, bade im Fühlen Deiner Anwesenheit. Ich mache die Augen auf und sehe Dich vor mir, seltsam, und ich höre Dich – genau wie damals:
„Na, wie geht´s Dir denn?“ – es klingt so anders als die oft verwendete, aber selten ernstgemeinte Phrase. Deine Stimme lädt mich ein, wirklich zu erzählen, Dein Lächeln nimmt gleichzeitig jede mißmutige Stimmung von mir und Deine Augen zeigen echtes Interesse, das sich durch Deine Worte immer auch bestätigt hat.....
Ich höre wieder Deine Stimme:
„Na komm schon, erzähl´, Du siehst doch, ich bin da....“
„Ja, wärst Du es nur wirklich, oder besser gesagt, für immer.... Ich bin schon so lange auf der Suche, einen Freund wie Dich zu finden, einen, der so ist, wie Du.“
„Und, was glaubst Du, warum Du ihn nicht findest?“
„Ich weiß es nicht....“
„Versuch´nicht, mich zu ersetzen, kein Mensch ist wie ein anderer.“
„Ja, ich weiß schon, ich darf nicht Dein Bild auf andere projizieren und schauen, ob es passt, ident ist, da werde ich nur enttäuscht. – Darüber hatten wir doch schon mal geredet, jetzt fällt´s mir wieder ein....“
„Das freut mich....“
„In meiner Erinnerung lebst Du ja weiter.....“
„Es ist mir ein Blumenpflücken....“


Schon, als Du geboren wurdest, sollst Du ein Lichtblick für Deine Eltern gewesen sein, Deine Geburt war ein Freudenschrei – das erste von vier Kindern.
„Wir hatten es schön, als wir klein waren, wir haben im Grünen gewohnt. Unsere Eltern waren ganz in Ordnung, sie ließen uns tun, was wir wollten, aber wenn wir sie mal brauchten, waren sie immer für uns da.“
„Hast Du denn das Gefühl gehabt, daß Du zu Hause willkommen, akzeptiert - geliebt bist?“
„Du meinst, ob ich mich geborgen fühlte? Ja, das hab ich wohl.... .“
Ich beneidete Dich darum - doch, als ich erfuhr, daß diese, doch recht sonnige Kindheit auch schon die Hälfte Deines Lebens gewesen sein soll, konnte ich nur mit Schaudern daran denken. Ein kurzes Aufflackern, einmal hell leuchten, und das soll es dann auch schon gewesen sein, ein kurzes Nachglühen, um dann in Rauch aufzugehen....? - Nein, ich wollte nicht mit Dir tauschen, aber ich nahm gerne von der Kraft, die Du zu geben imstande warst – und Du verteiltest sie gerne und bedingungslos....

Die finsterste Zeit war wohl die, vor Deinem Coming-Out.... Du hörtest immer nur Negatives über Homosexualität und spürtest sie doch in Dir, konntest Deine Gefühle nicht verleugnen und wolltest es auch gar nicht, es wäre eine Lebenslüge gewesen – aber noch warst Du nicht ganz soweit, das auch zu leben.
„Kannst Du Dir vorstellen, wie das ist, wenn Du merkst, Du bist anders und solche wie Du werden überall nur verspottet? Ich hatte damals nicht den Mut, es ihnen zu sagen.“
Aber es waren doch Schreie der Angst in Deiner Brust, die herauswollten und nicht durften, so verfinsterte sich Dein Himmel für die nächsten Jahre in ein tiefes dunkles, depressives Grau.

Die Sonne brach in dem Moment durch die Wolken, als Du den für Dich richtigen Menschen begegnet bist und Dein Leben so leben konntest, wie es Deinem Inneren entsprach und nicht den Schwarz-Weiß-Malereien, die uns so gerne aufgedrückt werden.
Selbst Deine sonst so vernünftigen Eltern haben falsch reagiert, als Du es ihnen erzähltest. „Ich dachte, sie würden auch das akzeptieren – sie waren doch sonst so tolerant -, aber da habe ich mich schwer getäuscht, meine Mutter wurde laut und ich erkannte sie kaum wieder, als sie schrie `Nein, das darf nicht wahr sein! Unser Sohn schwul! Wie sollen wir das unseren Verwandten beibringen?´, später sagte sie dann in einem Ton, der keine Diskussion mehr zuließ: `Du bist eine Schande für die Familie, pack deine Sachen und zieh aus! Was sollen sich denn die Leute von uns denken?! Was soll aus deinen Geschwistern werden? Diese Schande willst du uns doch nicht antun, also nimm deine Sachen und geh´. - Hätte ich geahnt, daß sie so reagiert, hätte ich nie und nimmer einen Ton davon erwähnt, dann wäre es ganz egal gewesen.... Sie stellte sich wahrscheinlich vor, ich würde ab nun Orgien in ihrem Haus feiern.“ – Du hast das Warum niemals wirklich verstanden, ich auch nicht und es war auch nicht zu verstehen.
Deine Familie waren fortan Deine Freunde. Sie haben Dir Halt gegeben und wieder Licht ins Grau Deines Lebens gemischt. Es wurde ein Hochsommer, der ewig hätte dauern können, so zufrieden wurdest Du, als Du Dich nicht mehr verstecken brauchtest.

Ein Leben verläuft nicht nur Schwarz oder Weiß. Es gibt so viel dazwischen, daß man oft gar nicht sagen kann, von welcher der beiden Farben es denn nun mehr hat - es ist immer von beiden da. Unendlich viele Abstufungen, vom zarten, noch fast weißen Grau, bis zum finstersten Dunkel - das Leben hat alles das zu bieten. Manches wird mit der Zeit dunkler, wenn man es länger betrachtet, anderes frischt auf und verliert den Grauschleier, der darüber lag, es verliert an Gewicht. Dir hat die Zeit, in der Du - von der Sonne beschienen - Dich als glücklichster Mensch des Universums fühltest - sicher geholfen, das Kommende zu überstehen.

Es wurde ein finsterer Winter, den die Saatkrähen mit ihrem bis ins Mark dringenden Geschrei so plötzlich ins Land holten. Vollkommen ohne Sonne, nur eine schwarze Decke breitete sich über Dir – und damit über uns allen – aus.
Es war in erster Linie Dein Lebenswille, der Dich aus dieser Agonie herausholte, aber auch Deine Freunde, die Dir halfen, Dein Leben weiterzuzeichnen und mit sanftem Licht zu mischen. Die Krähen in ihren weißen Mänteln schrien, Du hättest gute Chancen, noch zehn Jahre zu leben – und Du wolltest sie natürlich nicht ungenutzt verstreichen lassen.
„Ich hab im ersten Moment geglaubt, die Welt bricht über mir zusammen, Du weißt, in welch tiefe depressive Phase ich gefallen bin, es war ein abgrundtiefes Grauen. Aber es hat keinen Sinn im eigenen Leiden zu versinken. Es gibt viel zu tun....“


Während ich dieses Bild betrachte, erkenne ich, daß Deine letzten Jahre vielleicht sogar die hellsten Deines kurzen Lebens waren.... Die Kindheit, als Stütze des Lebens, hell und freundlich; Dein Leben selbst, ein Auf und Ab aus verschiedenen Graustufen, das in Form des Gesichtes Ausdruck findet.
Diese Augen sprechen von Deiner Zukunft – sie ist finster, schwarz, aber ein kleiner Lichtpunkt ist darin. Und gerade dieser unscheinbare, leuchtende Punkt war es, der Dich die letzten Jahre emporsteigen und Licht verstreuen ließ.
Das Wichtigste, Aussagekräftigste an diesem Bild, ist aber trotz allem die Hand, die Dein Tun, Dein Handeln, veranschaulicht, sie ist voll von Sonne beschienen – umgibt alles Dunkel und zeichnet nicht nur mehr Dein Leben, nein, Du hast so vielen geholfen....

Du warst es, der auch die anderen alle herausgeholt hat, niemand weiß, wie viele Du vor Selbstmord bewahrt hast, nachdem sie die Wahrheit ins Gesicht geschleudert bekamen und nach Hause geschickt wurden, mit den Worten: „Wir können leider Nichts weiter für sie tun.“
Doch Du hast den Pinsel in die Hand genommen, hast für sie alle mitgezeichnet, „positiv leben“ ins Leben gerufen, eine Lichtquelle für ebenso Leidende. Gott hat Euch nicht geholfen - Du warst es und Du durftest zurecht darauf stolz sein, obwohl Du es nie wirklich warst, denn Du hieltest es für selbstverständlich, daß Du das tust. Du hast Unmengen an Wärme und Kraft verschenkt, Deine Hand hat die Farben im Leben so vieler wieder – zumindest ein bisschen - zum Leuchten gebracht!

Ihr habt Euch nicht nur seelischen Beistand gegeben, der gewiss sehr wichtig war. Niemand anderer hätte ihn Euch in der Form geben können, wie Ihr selbst. Dein Engagement bestand vor allem in gemeinsamen Aktivitäten, Grillabenden, Wanderungen - und wer ausser Dir wäre schon auf die Idee gekommen, von der Bundesbahn einen ganzen Waggon voller Fahrräder auszuleihen?

Du warst die treibende Kraft, die alle mitriss.

Doch dann mußte es unweigerlich kommen, irgendwann hast Du Dich verkühlt und da war sie ausgebrochen, die todbringende Krankheit AIDS. Deinen voraussichtlich letzten Winter wolltest Du in Spanien verbringen und alle haben Dir geholfen, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen – obwohl wir alle das flaue Gefühl der Angst dabei hatten, Dich nicht wieder zu sehen. Angst hatten wir, aber wir wollten sie nicht zeigen, es wäre so egoistisch gewesen.....
„Ganz sicher komm´ ich wieder, macht´s euch keine Sorgen um mich.“ – als hättest Du Gedanken gelesen und diese beantwortet – „Wenn es mir sehr schlecht gehen sollte, komm´ ich doch sowieso nach Hause. Ich will auf jeden Fall hier sterben – und in meinem Bett.“ Obgleich der Tragik, die in diesen Worten steckte, waren sie doch sehr beruhigend....

Spanien hat die Lebenslust in Dir noch einmal so richtig hochleben lassen – sodaß Du gleich nach Deiner Rückkehr auch noch nach Berlin gefahren bist. – Ja, Du hast Dich wohl von allen verabschiedet....

Ein Monat später warst Du, das lasen die Ärzte aus Deinen Blutwerten, klinisch tot.
Aber Du wolltest noch nicht aufgeben, hast mit aller Kraft gekämpft. Wenn ich daran denke, wie schaurig mir jeden Tag zumute war, wenn ich Dir Deinen Lieblings-Tee und Obst ins Pulmologische Zentrum auf der Baumgartner Höhe gebracht habe... Täglich das Nichtwissen, ob Du nicht schon tot bist, wenn ich zu Dir komme und diese riesigen Bäume, die das Nachtquartier dieser schwarzen Saatkrähen sind, die aus Rußland im Winter zu uns kommen, waren der perfekte Hintergrund. In der Dämmerung ging ich nach der Arbeit jeden Tag dort hinauf bis zum vorletzten Pavillon, sicher waren es tausend dieser Vögel, die von überall krähten – es war wie in einem Gruselfilm – aber ich durfte mich Tag für Tag wieder freuen, daß es nicht umsonst war. Die Saatkrähen sind wieder nach Rußland geflogen und als Du nach einem halben Jahr das Krankenhaus wieder verlassen konntest, war die Freude natürlich am allergrößten.....

Es ging uns allen wieder so gut und Du hast Dir nicht einmal etwas anmerken lassen. Und jeder wäre in Deiner Situation ausgerastet, als dieser Typ, ich hab den Namen vergessen, meinte, er habe erfahren, daß er HIV-Positiv sei. Du hast Dir die größte Mühe gegeben, ihn zu trösten, zu beruhigen – wie sehr muß es Dich selbst innerlich aufgewühlt haben – und dann stellte sich heraus, daß alles nur ein schlechter Scherz war. Selbst ich habe ihn verflucht, habe ihm gewünscht, statt Dir zu sterben. Aber was hast Du gemacht? Du bist mit ihm stundenlang gesessen und hast ihm erklärt, warum solche Scherze nicht lustig sind, ich glaube, Du hast versucht, ihm das Menschsein von Grund auf näher zu bringen – Du hast mir mit Deiner Ruhe sehr zu denken gegeben. Vieles, was ich mir von meiner Mutter nicht abschauen konnte, habe ich bei Dir gelernt – Du warst und bist mir ein Vorbild.

Du erlebtest sogar noch ein Kommen der Krähen, die Du immer wieder erwähntest. Vielleicht hätte es Dir nicht ganz so gut gehen sollen, dann wäre nicht die ganze WG, in der Du in der Rosa-Lila-Villa wohntest, ausgeflogen. Ich sollte Rudis Pflanzen gießen und wollte an diesem Montag gerade um fünfzehn Uhr von zu Hause aufbrechen, als mein Mann unerwartet früh heimkam und sich beschwerte, dass ich jetzt weggehen wollte. Ich gab nach, verschob es auf den nächsten Tag....

Um siebzehn Uhr wurdest Du von der Rettung abgeholt. Kein Mensch hat sich unter dem Krankenhauspersonal befunden, der irgendjemanden angerufen hätte. Du bist vollkommen allein in der kalten, weissen Umgebung, in einem kalten, weissen Bett, unter kalten, weiss gekleideten Personen gestorben. – Ich fühle mich so schuldig daran, weil ich es hätte verhindern können, Dir ermöglichen, in Deinem Bett zu sterben, wäre ich doch Blumengießen gefahren. Und jetzt tropfen meine Tränen auf dieses Bild, in dem Dein Leben steht, und ich kann nichts anderes tun, als Dir zu sagen

„Es tut mir so verdammt leid.....“,

und ich höre, was Du mir darauf antwortest.....


~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


Susi P.

gewidmet:
Hannes Pähler, geboren am 1. Juni 1963, gestorben am 13. Jänner 1992
Gründer der Selbsthilfegruppe „positiv leben“

[Beitrag editiert von: Häferl am 06.04.2002 um 04:27]

 

Mein lieber Peter! (mit unilateralem Meidlinger "L")

Hab doch gleich gesagt, Du sollst zum Arzt gehen.... ;)
Danke, daß Du Dir trotz der Unannehmlichkeiten die Mühe gemacht hast, den Phönix zu lesen!

Was die Geschichte an sich betrifft, möchte ich jetzt mal dazu Stellung nehmen: Eigentlich ist es ja eine Geschichte (bzw. ein Nachruf) in der Geschichte. Die Geschichte selbst, die ja im Hintergrund bleibt, ist ja, in ganz kurzen Worten, daß ich das Bild aufhebe und dann der Phönix (in meiner Erinnerung) aufsteigt....

Daß Du, wie andere auch, meine Worte als liebevoll empfinden, sehe ich als großes Lob und freue mich, daß es mir gelungen ist. :)

Denke gerade darüber nach, ob sich als "Nachrufschreiber" was dazuverdienen läßt?

Ach ja, das Du und Dein usw. habe ich in dieser Geschichte absichtlich groß geschrieben, wie Du ja schon sagst, "engelsgleich" - also auch die Anrede groß.... (Rechtschreibung by Häferl)

Alles liebe und noch
weiter gute Besserung!
Susi

[Beitrag editiert von: Häferl am 10.04.2002 um 22:39]

 

an das mit dem kleinen "du" kann ich mich nicht gewöhnen. Man hat es ja auch scon vorher nicht überall groß geschrieben... aber wenn man jetzt die Anrede klein schreibt, dann kommt sich das Gegenüber doch ( zB in einem Brief ) verarscht vor, oder nicht? ( zumal inkonsequent bei "Sie" ) Ich meine: daran gewöhnt man sich dch genausowenig, wie daran, daß man angeblich nicht mehr "Gesundheit" sagen soll, wenn jemand nießt!

also ihc geb Susi recht: es drückt das aus, was hier stehen soll: DU bist wichtig in dieser KG, deshalb schreibe ich DICH groß... ;)

Lieben Gruß,
Frauke

 

steht wohl im neuen Knigge. aber den les ich ja nicht ( auch nicht den alten nicht ;) )
das ist wohl jetzt "usus" sein - nein, soll es wohl werden - weil man au das nießen nicht mehr eingehen sollte...

so ein blödsinn! ich bin allergiker... und niemand würde mehr mit mir reden, wenn nicht gelegentich ein "Gesundheit" von Fremden... :( ( höhö ) ... ich würd doch sonst vereinsamen...

Lieben Gruß,
Frauke

 

An alle Rechtschreibfanatiker und Orthographiefetischisten!

Die Neue Rechtschreibreform hat unser Leben stark verändert.
Rasant hat sie uns jedes Telephon genommen, Schiffahrtgesellschaften konnten zusperren und niemand gibt auch nur noch einen Kuß von sich.
Doch sie hat auch ihre guten Seiten. Es ist kein Muß mehr zu sterben, niemand wird mehr als Phantast bezeichnet und es ist unmöglich geworden, beim Bootfahren in den Fluß zu fallen.
So ist es ein ständiges Hin und Her.

Nur die Literatur, und ich spreche hier von einer künstlerischen Literatur, macht weiter was sie will. Vor allem Frau H. aus Wien - aus Datenschutzgründen dürfen wir den Namen Häferl nicht nennen - widersetzte sich in ihrer Geschichte dem Gebot, das "DU" klein zu schreiben. Was sollen wir tun? Teeren und Federn? Foltern? Aus dem Challenge werfen?

Hmmm...

Wahrlich, so finde ich all das angebracht. :p

Auch die Ausrede, dass das "Du" persönlicher ist, hat keinen Wert, wird wohl keine Person, die man duzt, beleidigt sein, ein "du" zu sein. Vielleicht sollte man diese Person sonst besser Siezen.

Einzig und allein das Argument, dass das "Du", in seiner figure grande, etwas engelsgleiches darstellt, kann man gelten lassen. So wird in einschlägiger Literatur, wie Bible u.ä., das Er großgeschrieben, falls man von "Gott" spricht. Es wird wohl weiterhin Pronomen in großer Form geben, aber glauben Sie mir, ich geben nicht auf! Auch dieses Teufelswerk werde ich austreiben!

Falls Sie mich unterstützen wollen, spenden Sie auf dieses Konto:
PSK 007 253 765 232

Schöhne Grüsse, ihr Graf von Ortho

P.S. ;)

[Beitrag editiert von: Peter Hrubi am 12.04.2002 um 17:19]

 

werthester Graph!
die Orthographie treibt wunderlichste Blüten, fürwahr. Ihr Relevanzgutachten hat Überzeugungswert, auch dies sei zugestanden. Darf ich wohlgleich hinzufügen, daß Biblisches noch mehr zu bietene hat, als einen großen "Er"?
In früherer Zeit schrieb man Worte, die wichtig waren, mit einem Großbuchstaben, noch wichtigere auch mit zweien dieser Art zu deren Beginn.
Keine Seltenheit war es, eines Wortes gewahr zu werden, daß sich folgendermaßen darstellte:
GOtt. GLaube. auch wohl das Wort LIebe oder das Wort CHrist wurden größer als andere geschrieben.
Einem Engel ein großes D zu erlauben, ist auch meiner Ansicht nach, ein wahrlich fürtreffliches Zeichen der Ehrerbietung.

Gegrüßet seid Ihr alle,

arc en ciel

 

Liebe Susi,

die Geschichte hat mich aus zwei Gründen stark berührt: Zum einen, weil Du sie bewegend und wunderbar geschrieben hast, und zum anderen, weil sie mich sehr an persönliche Erlebnisse im Familienkreis erinnert.
Sie hat mir sehr gut gefallen. :)

Du hast hier einen etwas anderen Stil verwendet als z.B. in den Anna Irene-Geschichten und beweist damit Deine Vielseitigkeit. Außerdem hast Du ein gutes Gespür, bei welcher Geschichte Du welchen Stil am besten verwendest, denn auch hier passt er sehr gut, wie ich finde.
Die Sprache ist poetischer als bei vielen Deiner anderen Geschichten, aber bei dieser Geschichte, die innerhalb der Rahmenstory eine gedankliche Ansprache an einen toten Freund ist, wirkt das sehr gut. Bei „bade im Fühlen Deiner Anwesenheit“ oder „Deine Hand hat die Farben im Leben so vieler wieder ... zum Leuchten gebracht“ werde ich neidisch. :D

Der Phönix ersteht wieder aus der Asche, Menschen können das nicht mehr. Und das tut uns sehr weh, vor allem, wenn es ein geliebter Mensch, ein naher Verwandter oder ein guter Freund ist, der nicht mehr aufstehen kann. Und Freunde, die eine solche Ausstrahlung haben und so viel Kraft geben können, findet man leider nur sehr selten.
Umso schöner, wenn dieser Mensch zumindest aus der Erinnerung wie ein Phönix wieder aufsteigt – und dort dann verweilen kann. :)

Ein paar Anmerkungen hab ich noch:

„genau zehn Jahre nach Deinem Tod passiert....
>>> Du hast meist vier oder fünf Auslassungspunkte. Drei genügen. ;)

„Deine Ausstrahlung, die optimistische Energie und zugleich Zufriedenheit, gepaart mit Fröhlichkeit vermittelte“
>>> „gepaart mit Fröhlichkeit“ sehe ich als Einschub, daher würde ich danach einen Beistrich setzen, auch wenn Lord Arion im ersten Posting genau das Gegenteil vorgeschlagen hat. Du hattest den Beistrich wohl in der Erstfassung drin, und das war in meinen Augen richtig. :)

„Versuch´nicht, mich zu ersetzen, kein Mensch ist wie ein anderer.“
>>> Versuch´(Leerzeichen) nicht, mich ...

„Die finsterste Zeit war wohl die, vor Deinem Coming-Out“
>>> Den Beistrich hier würde ich streichen

„als sie schrie `Nein, das darf nicht wahr sein! Unser Sohn schwul! Wie sollen wir das unseren Verwandten beibringen?´, später sagte sie dann in einem Ton, der keine Diskussion mehr zuließ: `Du bist eine Schande“
>>> als sie schrie: `Nein ... beibringen?’ (evtl. groß weiter) Später sagte sie ...

„Das Wichtigste, Aussagekräftigste an diesem Bild, ist aber trotz allem die Hand“
>>> Den Beistrich nach Bild würde ich rausnehmen

„Du bist vollkommen allein in der kalten, weissen Umgebung, in einem kalten, weissen Bett, unter kalten, weiss gekleideten Personen gestorben“
>>> weißen, weiß

Am Schluss würde ich hinter „...als Dir zu sagen“ einen Doppelpunkt setzen.

Das Gedicht gefällt mir in der später bei den Kommentaren geposteten Version am besten:
„Die Tränen, die der Phönix weint,
heilen, was die Welt zerbrach,
denn mit himmlischem Gesang
kuriert er sterbend noch die Welt.“
>>> In der Geschichte steht noch die Version mit „mit seinem himmlischem Gesang“.

Alles liebe :kuss:
Dein Christian

 

Liebster Christian!

Erst mal danke ich Dir fürs Lesen und Kommentieren - damit hast Du mir jetzt eine große Freude gemacht! :)

Was die Fehler betrifft: Man achte aufs Datum... :rolleyes:
Wenn ich die Geschichte demnächst durchgehe, finde ich sicher auch noch mehr, was ich verbessern könnte, drum mach ich es nicht gleich, sondern erst, wenn ich mir auch genug Zeit dafür nehmen kann... (jaja, drei Punkte genügen :lol: )

Alles liebe :kuss:
Deine Susi

 

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