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Pi, Lami und Marsu

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15.03.2008
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Pi, Lami und Marsu

"Schweinebacke auf dem Balkon des elterlichen Anwesens", sagte Pi und ließ den beiden einen Moment Zeit, das Bild zu betrachten, bevor er zum nächsten klickte. "Von wo er dieses freundliche Geschöpf unter anderem als Butterblume und Igelschnäuzchen titulierte." Der Mauszeiger deutete auf eine füllige Frau in hautengem Joggerdress.
"Wirkt auch etwas unvorteilhaft", sagte Marsu vorsichtig.
Pi ging nicht darauf ein. "Bezeichnungen", sagte er, "deren Sinn sich mir auch mit Nachdenken nicht erschlossen haben. Doch steht die bösartige Absicht hinter diesen außer Frage. Schweinebackes Tonfall und diverse Gesten ließen praktisch keinen Interpretationsspielraum."
Das nächste Beweisstück: ein Video. Mehrere junge Männer stiegen vor dem Hintergrund derselben Stadtvilla in zwei am Straßenrand parkende weiße Stretchlimousinen. Jeder oder fast jeder hatte ein Bier in der einen und eine Zigarette in der anderen Hand. Man trug vorwiegend Stoffhosen und Polohemden in Pastelltönen, Türkis, Rosa und Blau; Sonnenbrillen waren auf die sorgfältig gegelten Haare geschoben. Schweinebacke trat jemandem in den Arsch, was der Rest mit lautem Lachen quittierte.
"Ja, und?", fragte Marsu.
"Dummheit, gepaart mit Arroganz", sagte Pi, "Verschwendungssucht."
Er klickte weiter. Ein Foto nach dem anderen füllte den Bildschirm, Pis Kommentare die Ohren seiner beiden Zuhörer. "Hier erwischte ich ihn, als er seinen Einweggrill in die Alster schmiss, obwohl wenige Meter entfernt ein extra dafür vorgesehener Müllcontainer stand", sagte er.
"Und hier", sagte Pi, "das Bild spricht wohl für sich."
Lami und Marsu beugten sich vor. Sagten ein paar Sekunden nichts. Endlich kniff Marsu die Augen zusammen und näherte sich dem Fall vorsichtig per Bildbeschreibung. "Nun", sagte er, "da steht Schweinebacke vor einem Segelboot und legt den Arm um eine Tussi ... " Sekundenlanges Schweigen.
"Ja, und?", fragte Pi.
"Genau", sagte Lami, "wo liegt das Problem?"
"In solchen Momenten bezweifle ich, dass wir aus dem selben Genpool stammen", sagte Pi,"er trägt smaragdgrüne Slipper aus Schlangenleder zu einer hellblauen Stoffhose von Prada – man achte auf die akkurate Bügelfalte! - und einem rosa Hemd von Ralph Lauren. Eine Katastrophe!"
Lami sah ihn schräg von der Seite an. "Verbuchen wir das unter persönlicher Abneigung", sagte sie.
"Wie auch immer", sagte Pi, "wir haben hier mehr als genug Beweismaterial für bestrafungswürdige Vergehen ..."
"... im Sinne der Satzung", sagte Lami, "ja ja, schon klar."

"Schweinebacke muss bestraft werden", sagte Pi, "leider ist der Schweinepriester praktisch immer von seinen Novizen umgeben. Man wird ihn kidnappen müssen, nehme ich an." Und, nach einer Kunstpause: "Danke, dass ihr mitmacht. Ich und die Gerechtigkeit wissen das sehr zu schätzen. Ohne euch wäre der Verein zur Bestrafung Falschdenkender ein Nichts."
"Wahre Worte, Kauboi", sagte Lami, "wir drei sind die einzigen Mitglieder." Sie zog Rotz die Nase hoch - mit dem unverwechselbaren Geräusch, das ihre Ma verlässlich zur Weißglut trieb – und spuckte aus dem offenen Fenster.
"Du brauchst dich nicht zu bedanken, Pi", sagte Marsu. "Mach nur deine Drohung nicht wahr. Erzähl Ma nichts von den Pflanzen im alten Gewächshaus. Das reicht."
Pi nickte. "Und warum bist du dabei?", fragte er Lami.
Die zuckte ihre braunen Schultern und zündete einen Spliff an. "Keine Ahnung, Ärger machen", sagte sie und blies den Rauch langsam und hochkonzentriert aus. Sie bewegte ihre Lippen in einem komplizierten Rhythmus, der an die wellenartigen Schwimmbewegungen mancher Tiefseeschnecken erinnerte. Aus dem Qualm formte sich ein nackter Rauchmann. Auf seinem durchtrainierten Oberkörper glitzerten Wasserperlen.
"Ein Klippenspringer, was?", fragte Marsu.
"Möglich", sagte Lami.

"Und, was machen wir?", fragte Marsu. "Beschmieren wir das Haus des Falschdenkenden, wie beim letzten Mal?"
"Nein, nein", sagte Pi, "schon wieder eine schneeweiße Jugendstilvilla per Spraydose zum Kunstwerk aufwerten hielte ich für einfallslos. Überlegen wir uns dieses Mal etwas anderes. Es gibt keine größere Sünde als mangelnde Originalität."
"Was soll'n der Scheiß von wegen Originalität", fragte Lami, "biste dem Zeitgeist aufgesessen oder was?"
"Nein ... ja, kann schon sein", sagte Pi, "aber in dem Fall hätte der Zeitgeist ausnahmsweise Recht."
Marsu und Lami sahen sich an, Lami rollte die Augen. Pi bekam davon nichts mit. Sein Blick ging in die Unendlichkeit. "Ich sehe eine Schweineschnauze", sagte er, "sehe sie auf einem bekannten Internetportal ihre Missetaten gestehen. Sehe all die falschen Freunde von Schweinebacke, sehe sie sich angeekelt abwenden, bevor sie grausam über ihren einstigen Gesinnungsgenossen lachen und lästern werden. Sehe ein sorgfältig gepflegtes Image zerbrechen ..." Pi schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, strahlten sie begeistert. "Ich habe einen Plan", sagte er.

Sie hatten Schweinebacke und seine Anhänger seit Tagen observieren lassen, hatten die spionierenden Kiddies mit Unmengen Süßigkeiten, Videospielen ab 18 und Schmuddelheftchen entlohnt. Natürlich hatten sie viel zu viel bezahlt. Die georgischen Asphaltratten sind verdammt geschäftstüchtig – allerdings auch ihren Preis wert, meinte Pi.
Vor knapp einer Stunde hatte der siebte Sohn der Kelek-Familie angerufen und knapp und sachlich berichtet, dass Schweinebacke und seine Kumpel eine Grill-Party steigen ließen. "Aufbereitete visuelle Daten folgen via Netz", sagte er.
Die angekündigten Bilder blinkten wenige Minuten später In Pis Mail-Account. Hier zeigten sich die Früchte der umfassenden Selbstausbildung des siebten Sohnes durch Bond- und Bourne-Filme. Er hatte die Gesellschaft fotografiert. Die digitalen Fotos auf ein Netbook geladen, Schweinebacke, das Haus dessen Vaters und verschiedene Büsche und Bäume mittels Paintbrush markiert. Zielperson stand am Ende eines Pfeiles, der zu Schweinebacke führte. Feindliches Headquarter bezeichnete das Haus seines Vaters. Über die Büsche und Bäume hatte er geschrieben: mögliche Scharfschützennester.

Pi hatte die Fotos gesichtet, mit der Faust auf den Tisch geschlagen und "das ist die Gelegenheit!!", gerufen, hatte eine Zigarre angezündet und sein Zimmer vollgepafft, während er folgendes dozierte: "Erfahrungsgemäß dauern ihre geistlosen Orgien bis spät in die Nacht oder gar zum nächsten Morgen", sagte er, "wir haben genug Zeit alles vorzubereiten. Sogar mehr, als nötig ist. Wir werden ihn kriegen!"
Es war kaum vierzig Minuten her gewesen, dass Pi begonnen hatte, ein paar Leute zusammen zu trommeln. Marsu hatte sich ein Läuferdress angezogen, das Lami so geschickt mit Tüchern und Filz ausgestopft hatte, dass niemand den athletischen Körper darunter vermuten würde, der tatsächlich in dem Dress steckte. Dann war er losgelaufen. Ein fetter schwarzer Mann, der joggend abnehmen wollte. Eine Einladung an jede Schweinebacke, bösartig zu sein; eine Gestalt, von der Schweinebacken Unterwürfigkeit erwarteten. Marsu, der Lockvogel.

"Ein Kaffer!", rief der erste, "schneller, Kaffer", rief er, "die Hunde kommen!"
Marsu imitierte den angestrengten Gesichtsausdruck von jemandem, der eine Beleidigung ignoriert. "Hinter dem ist bestimmt der Ku-Klux-Klan her", rief ein anderer. Schweinebacke und seine Kumpels brachen in viehisches Gelächter aus. Einer wollte noch eins drauf setzen, und schrie am lautesten. "Wichser!!!", rief er. Marsu empfand tiefes Mitleid für den letzten Rufer.
Aber das war die Gelegenheit sie auf seine Spur zu locken. Marsu machte ihnen ein Angebot, das sie nicht ablehnen konnten. Er verlangsamte seinen Schritt, blieb bald stehen und drehte sich um, sah der Gang von Muttikindern direkt ins vieläugige Antlitz. "Was denn mit dem Nigger los", fragte einer, "dem ist der Niggerakku durchgebrannt. Bleibt einfach stehen."
Wie in Zeitlupe hob Marsu den rechten Arm, mit dessen spitzer werdendem Winkel seine vollen Lippen breit und breiter grinsten. Dann fuhr er langsam den Mittelfinger aus.
Etwa zehn Sekunden Bewegungslosigkeit. Marsu sah jegliche Überheblichkeit aus den Gesichtern verschwinden, sah sich mit vielgesichtigen Universen der Leere konfrontiert. Dann rannte er los. Das schreckte Schweinebackes Bande aus dem Schock. "Hinterher!", rief einer und folgte ihm. Seine Kumpels taten es ihm nach, johlend und grölend, mit Bier und Zigarette in der Hand.
Marsu hörte die Meute hinter sich herstampfen. Sein Läufergesicht verzog sich zu einem milden Lächeln des Verständnisses für die hedonistischen Säcke, die sie Körper nannten. Ich darf den Abstand zwischen mir und denen nicht zu groß werden lassen, dachte er.

Ein paar Mal drehte er sich während des Laufens halb um und erinnerte die Verfolger an das Aussehen seines Mittelfingers. Auf Höhe der Alsterperle bekam er allerdings den Eindruck, dass dieser kleine Motivationsschub seine Wirkung eingebüßt habe. Nächste Stufe. Marsu zwang sich zu einem ungeschickten Schritt, stolperte über die eigenen Füße, fiel hin und rollte sich ab. Die Meute johlte. "Gleich haben wir ihn!!", schrie jemand.
Marsu wartete kaltblütig, bis der erste auf etwa fünfzig Meter aufgeschlossen hatte, dann tat er, als erhöbe er sich unter Schmerzen und lief humpelnd um die Kurve. "Schneller, er entkommt!", rief einer, "keine Sorge, der ist angeschlagen", erinnerte ein anderer. Zielgerade, dachte Marsu.

An der Ampel vor dem Royal Meridian musste Marsu die Straße überqueren, was ihm keine Sorgen machte, aber die Verfolger hielt er für dämlich und ungeschickt genug, sich überfahren zu lassen. Um das zu verhindern, schlug er nebenbei auf den Ampelsummer, so dass es Grün war, als die Meute ihrerseits die Straße überquerte.
Bloß keine Sirene auf den Plan rufen, dachte Marsu, das wird intern geklärt.
Die Verfolger indes empfanden das Grün als positives Zeichen und hetzten mit neuer Kraft weiter. Einige warfen ihre Bierdosen weg, so sehr hatte sie das Jagdfieber gepackt.
Kurz vor der Langen Reihe begann Marsu zu taumeln, als fehlte ihm Kraft, er hielt sich die fette, mit Tüchern und Filz ausgestopfte Taille, als hätte er Seitenstechen. Marsu schlingerte durch die Lange Reihe, rempelte den ein oder anderen Tisch an, und überquerte die Straße in Richtung Steindamm. Dicht hinter ihm die Verfolger. "Der ist geliefert!!!", schrie einer und setzte "der Wichser!!!" hinterher. Sie tobten durch den schmalen Korridor, der nicht von Tischen verstellt war. Mehrere Gäste standen auf, beschwerten sich und riefen hinter ihnen her. Adrenalin, dachte Marsu lächelnd, ist unbezahlbar.

Auf der anderen Seite der Langen Reihe begann ein anderes Sankt Georg. Das Licht war hier etwas schummriger, die Lichtquellen weiter voneinander entfernt. Es waren weniger Menschen unterwegs und zu dieser Uhrzeit vor allem welche, denen nicht jeder unbedingt begegnen wollte. Marsu hätte kein Problem damit, einem von ihnen zu begegnen. Er kannte sie alle.

In der Rostocker Straße blieb Marsu vor Lamis Haus stehen, drehte sich um, fingerte das Filz und die Tücher unter seinem Dress hervor und warf alles auf die Straße. Dann wartete er. Da kamen sie um die Ecke, erwartungsgemäß außer Atem, trotz der kurzen Strecke. Marsu lächelte. "Scheiß Neger, dir wird das Lachen vergehn", rief einer und setzte zum Endspurt an.
Marsu öffnete das Stahlgitter zu Lamis Aufgang, knallte das Gitter hinter sich ins Schloss, stellte sich auf die Treppe und pfiff durch zwei Finger. Der Verfolger hatte mittlerweile aufgeschlossen und rüttelte am Gitter.
"Was soll das", rief er, "warum pfeift der?"
Marsu blickte mit engelsgleichem Gesichtsausdruck gen Himmel und zuckte die Schultern. "Ich sage dir was anderes: Liefert Schweinebacke aus, dann wird der Rest von euch mit Blessuren davonkommen."
"Schweinebacke?", echote der Angesprochene. Hinter ihm trafen die anderen ein, gestaffelt nach dem Grad der Kurzatmigkeit. Sie scharten sich zusammen, blickten nervös umher, einige schoben die Sonnenbrillen hoch.

"Sieh an, eine Delegation von Muttikindern in unserem Viertel!", hörte Marsu Pi's Stimme. Auf den Gesichtern der Meute changierte die Nervosität zu deutlichem Unwohlsein. "Scheiße, wasn jetzt los?", fragte einer.
Marsu sah die ersten der von Pi zusammengetrommelten Jungs. Subjekte, mit aufgesetzten Kapuzen und großen Sonnenbrillen vermummt, die in Fünfer-Gruppen näher kamen. Ab und an ließ eines der verbündeten Subjekte eine Klinge im Laternenlicht aufblitzen. "Das sind viele...", stellte der schnellste Verfolger fest, die Hände immer noch ums Gitter geklammert. "Sie haben Messer", ein anderer.
"Gebt uns Schweinebacke, den Häuptling der Muttikinder, und wir lassen den Rest der Bande unehrenhaft ziehen", proklamierte Pi.
"Wer zum Teufel soll Schweinebacke sein", fragte Schweinebacke.
"Du", sagte Pi, "wir werden dich für deine liederliche, respektlose Existenz bestrafen", dann, lauter: "Du bist uns ins NETZ gegangen."
Von oben fiel ein Netz auf die Meute. Wenige schrien um Hilfe, die meisten hatten zu sehr die Hosen voll, als dass sie ein Wort rausgebracht hätten. Beim Versuch, sich zu befreien, verstrickten sie sich nur noch mehr in das stinkende Netz, das Lami von einem Fischer geliehen hatte.
Natürlich half ihnen niemand, keiner öffnete ein Fenster, um nachzusehen, was draußen los sei. Hier wurde öfter geschrien, daran hatte man sich gewöhnt. Die vor dem Donald Duck sitzenden Säufer hatten sich klammheimlich in die Kneipe verkrümelt, als ihnen die Zusammenballung vermummter Subjekte aufgefallen war. Hinter ihnen hatte der Wirt leise die Tür von innen verschlossen. Jetzt wechselte er sich mit den Gästen an den Gucklöchern ab. Die Straße war in der Hand des Vereins zur Bestrafung Falschdenkender.

Lami sah dem Netz hinterher, gluckste und filmte die Muttikinder bei den erfolglosen Versuchen, aus dem Netz zu entkommen. Sie saß auf dem Fensterbrett im dritten Stock, hatte einen Blunt geraucht und Matthew Herbert gehört, bis Pi das Stichwort gesagt hatte.
Ja, die ganze Welt ist Bühne, zitierte sie amüsiert. Sie zog die Nase hoch, mit diesem ekelhaften Geräusch, und rotzte raus.
"Wollt ihr für euren Häuptling ehrenhaft kämpfen oder unehrenhaft auf eure Alsterseite fliehen", fragte Pi. "Wasn fürn Häuptling?", fragte einer.
"Das verstehe ich als Bejahung euer Ehrlosigkeit", sagte Pi und bat ein paar Subjekte mitzuhelfen. Gemeinsam hoben sie das Netz. "Geht", sagte er zu Schweinebackes Kumpels.
"Du nicht, Compañero", sagte Pi, und hielt Schweinebacke am Arm.

Schweinebacke saß auf dem Stuhl. Marsu hatte seine Arme und Beine ans Möbel gefesselt und stand still lächelnd hinter ihm. "Der fette schwarze Mann wurde zum edlen Wilden", kommentierte Lami. Marsu reagierte mit einem kaum sichtbaren Höherziehen der Mundwinkel.
"Folgender Verbrechen wirst du angeklagt", las Pi, "des fortgesetzten Hedonismus, der Überheblichkeit im Angesicht Schwächerer, dem Übermut, allgemeiner Nichtsnutzigkeit, der Wahl des falschen Styles, der Verwendung grob despektierlicher und vor allem völlig unorigineller Schimpfwörter. Strafverschärfend wirkt hier der Reichtum deiner Eltern, für den du zugegebenermaßen nichts kannst. Tja, Pech gehabt, sag ich mal... Lami, deine kreativen Fähigkeiten sind gefragt", sagte er.

"Du hier?", fragte Schweinebacke. Konsterniert glotzte er Lami an.
"Ja, dein Facebook-Schnuckelchen", lächelte sie, "eine der geilen Tussis, wie du so schön sagst, du Poet, deren Besteigung du dich fälschlicherweise vor deinen fünfhundert Facebook-Freunden brüstest."
"Oh, wie sie lächelt!", rief Marsu. "Mein Schwesterchen! Da schrumpeln dir die Eier. Scheiße, bin ich stolz auf das Mädchen!"
Lami nahm ihren Schminkkoffer, zog einen Stuhl dicht an Schweinebackes Stuhl und begann konzentriert sein Gesicht zu bepinseln. Schweinebacke versuchte auszuweichen, bis sie ihm etwas ins Ohr flüsterte. Da erbleichte er und hielt still.
Kurze Zeit später hatte Schweinebacke eine zu seinem Namen passende Schweineschnauze bekommen. "Wow, wie machst du das?", fragte Marsu.
"Das war leicht. Ich habe nur hervorgehoben, was ohnehin da ist,", sagte Lami, "ohne die nötige Physiognomie wäre ich machtlos."
"Wir haben die Liste deiner Verfehlungen simplifizieren müssen, damit auch der dümmste deiner sogenannten Freunde begreift, was du gestehen wirst. Die Anklagepunkte derart zu vereinfachen ohne den Sinngehalt zu schmälern war freilich das schwierigste an der ganzen Operation", sagte Pi und hielt Schweinebacke einen Zettel hin. "Sprich deine Bekenntnisse in diese Kamera und grunze nach jedem Punkt. Das wird dich von deinen Sünden nicht reinwaschen, aber Freund und Feind gleichermaßen amüsieren", sagte Pi, "was uns einem gerechten Ausgleich als nächstes scheint... wenn du es nicht tust, wird Lami ihre Kreativität an dir ausleben..."
"Bitte, weigere dich", sagte Lami lächelnd.
Der Angesprochene schluckte, schüttelte den Kopf und begann den Text zu lesen. "Ich, Schweinebacke", sagte er, "sitze hier, ich kann nicht anders..."
Zehn Minuten später war alles im Kasten. Lami lud das Video auf YouTube, loggte sich als Schnuggelchen in ihren gefakten Facebook-Account und postete den Link zu Schweinebackes Geständnis auf seiner Wall.

Schweinebacke wurde am nächsten Morgen entdeckt. Butterblume begegnete der kopfüber hängenden Schweineschnauze auf ihrer täglichen Alsterrunde. Er war nur mit Socken bekleidet, und mit einem Tau, das um die Knöchel geschlungen war, an einem starken Ast aufgehängt worden. An dem Baum waren mehrere Schilder montiert worden. Auf den Schildern stand Seht das Kapitalistenferkel / Die Schweine von heute sind die Schinken von morgen und Luxusschinken - 4,99€ das Kilo.

 
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Moi Kubus,

:rotfl: Wie lustig ist das denn? Toll gemacht, wirklich. Mir fällt immer wieder auf, daß es wenige Texte mit angenehmer politischer Aussage gibt, die nicht so elend pc daherkommen.

Einzig die Einstiegspassage finde ich arg verquast, danach liest es sich sehr flüssig. Vllt magst Du das was ent-drehen (vllt einen Punkt setzen oder Reihenfolge/Bezugskette umstellen), ohne den Inhalt zu ändern.

Die georgianischen Asphaltratten
Wenn das keine Wirtschaftsflüchtlinge aus dem US-Bundesstaat Georgia sind, mach besser mal georgische draus. ;)

Erbsen:

Ja, die ganze Welt ist Bühne, zitierte sie amüsiert.
Entweder fehlen "" für wörtliche Rede, oder kursiv für Gedanken.

Überall wo verwendet: Vor und nach ... ein Leerzeichen. (Wenn nicht im Wort abgebrochen werden soll, wie bei Schei...)

in Pastelltönen, türkis, rosa und blau;
Farben hier alle groß
Hier zeigten sich die Früchte der umfassenden Selbstausbildung des siebten Sohnes durch Bond- und Bourne-Filme, Tom Clancy- und Splintercell-Spiele.
Geschmacksache: Bei Bourne und Bond muß ich natürlich lachen, doch dann geht der Satz noch mit Beispielen weiter - ich finde, die letzten beiden (so passend sie auch sind), verwässern den Witz. Ich denk dann 'ach so hm nochwas' und vergesse, daß ich grad am lachen war.
..........

Aber: tolle Dialoge, schönes Tempo, wunderschöne Einfälle. Nie bemüht. Albern, schöner slapstick, ohne zu kippen, das finde ich sehr schwierig, aufrechtzuerhalten. Die Ampelsache and ich auch mit am lustigsten, allerdings sind in die - ansonsten flotte - "Flucht"szene so viele geckige Kleinigkeiten eingebaut, daß man hier noch viel länger aufzählen könnte. Zudem eine bösartige Satire auf das Deutschland der späten 70er, und hübscher Brückenschlag - so ganz im Hintergrund - zw. Alt- und Jungnazis.

Feindliches Headquarter bezeichnete das Haus seines Vaters. Über die Büsche und Bäume hatte er geschrieben: mögliche Scharfschützennester.
:lol:
Marsu imitierte den angestrengten Gesichtsausdruck von jemandem, der eine Beleidigung ignoriert.
Schön beobachtet.
"Wir haben die Liste deiner Verfehlungen simplifizieren müssen, damit auch der dümmste deiner sogenannten Freunde begreift, was du gestehen wirst. Die Anklagepunkte derart zu vereinfachen ohne den Sinngehalt zu schmälern war freilich das schwierigste an der ganzen Operation", sagte Pi
Auch totlustig - nicht neu, aber schön eigenwillig verwendet.
"Ich, Schweinebacke", sagte er, "sitze hier, ich kann nicht anders..."
Kreisch! Ehrlich gesagt hab ich die Referenz vergessen, aber lustig verbraten.

@Jynx: Wie, was Gesellschaft sind die Guten? Nix da! Wie verschieben? Da haben wir hier mal einen bissigen Text ... nein, argh, niemals, nur über meine tote Leiche!
(Quatsch, nimm, wenn Kubus mag.)

Herzlichst,
Katla

 
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Vielen Dank für Lob, Erbsen und Anmerkungen. Vor allem freuen mich die Lacher, schön, dass die Geschichte unterhalten konnte.
Hey Katla,

Einzig die Einstiegspassage finde ich arg verquast, danach liest es sich sehr flüssig.
Den Einstiegssatz hab ich aus irgendeinem Grund im Editor nochmal geändert, vorher warn das zwei Sätze. Ich check das ein weiteres Mal ab.
Ehrlich gesagt hab ich die Referenz vergessen, aber lustig verbraten.
Wird Luther zugeschrieben. Einem ungefesselten, nehm ich an. :D

Die meisten anderen Anmerkungen klingen plausibel. Ich schau später rüber, das sind ja Kleinigkeiten, die ich fix anpassen kann oder nicht. Nicht wie bei Zombies, Zombies, wo es tief ins Inhaltliche ging. Übrigens hab ich mir Shaun of the Dead reingezogen und autsch, den kannt ich doch schon. Konnte mich jedenfalls bisher nicht überwinden, die Geschichte zu überarbeiten. Das mit den Auslassungspunkten wusst ich nicht. Echt'n Leerzeichen davor?!

Wie, was Gesellschaft sind die Guten?
Tja, Katla. Jetzt haste schon unterschrieben. Da kommste so schnell nicht raus. ;)

PS: Ich hab glaub ich all deine Anmerkungen übernommen. Klangen alle miteinander plausibel und der Duden klärte mich auch über seine Empfehlung betreff der Auslassungszeichen auf. An die Duden-Epfehlungen halte ich mich normalerweise.

Hehe, Jynx, ich würd der Fairness wegen sagen, dass Marsu die Sportskanone den tollen Schweif hat, da Pi ja schon mit nem Superbrain ausgestattet und Lami eine Frau ist. Aber eigentlich müsst er dann Lami heißen, schließlich sitzt der Schweif ja hinten... :Pfeif:

karmagesteuerten Dreifaltigkeit
ja, cool. schließlich sind sie eine comichafte Dreifaltigkeit. Wie ihr Gesamtnamentliches (?) Vorbild - sehr selten und superheldenstark.

Ja, na ja. Satire? Stells halt rüber. Jynx hat zuerst gefragt. :dozey:

Grüße
Kubus

 

Hey Kubus,

doch, schön! Hat sehr viel Spaß gemacht. Warum und weshalb ... da würde ich jetzt nur wiederholen.

Kleinkrams:

Doch steht die bösartige Absicht hinter diesen außer Frage. Schweinebackes Tonfall und diverse Gesten ließen praktisch keinen Interpretationsspielraum."

Die wörtlich Rede endet hinter: außer Frage, oder?

Sie bewegte ihre Lippen in einem komplizierten Rhytmus, ...

Rhythmus

"Nein, nein", sagte Pi, "schon wieder eine schneeweiße Jugendstilvilla per Spraydose zum Kunstwerk aufwerten(Komma) hielte ich für einfallslos.

aufzuwerten - sagt mein Bauch, der sich auch gern mal irrt
"Was soll'n der Scheiß von wegen Orginalität", fragte Lami, "biste dem Zeitgeist aufgesessen oder was?"

Originalität

"Nein... ja, kann schon sein", sagte Pi, "aber in dem Fall hätte der Zeitgeist ausnahmsweise Recht."

Ja, wo Du Katla und dem Duden Recht gibst, kannste die Leerzeichen auch einfügen ;).

Vor knapp einer Stunde hatte der siebte Sohn der Kelek-Familie angerufen, ...

siebte Sohn? durchsiebt? Versteh ich nicht.

Die angekündigten Bilder blinkten wenige Minuten später In Pi's Mail-Account.

in - klein

Hier zeigten sich die Früchte der umfassenden Selbstausbildung des siebten Sohnes durch Bond- und Bourne-Filme. Er hatte die Gesellschaft fotografiert.

:lol: (und wieder der durchsiebte Sohn, den ich nicht raffe)

Einer wollte noch eins drauf setzen, und schrie am lautesten. "Fotze!!!"(, rief er.)

Logisch, er schrie es ja ;).

Um das zu verhindern, schlug er nebenbei auf den Ampelsummer, so dass es Grün war, als die Meute ihrerseits die Straße überquerte.

:D, so umsichtig und bedacht - sehr Sympathieverdächtig

Und noch so viel Zeugs, wo ich echt dachte, ne oder? Wie kommt man auf son Scheiß? Schöner Scheiß, will ich anmerken.

Danke für die vergnügliche Zeit.
Beste Grüße Fliege

 

Hi Kubus

Pi, Lami und Marsu oder doch eher Marsupilami?
Ein bisschen comicmäßig wirkt Deine Geschichte ja schon. Wenngleich ich erstmal an „die drei ?“ denken musste. Gewisse Ähnlichkeiten sind ja vorhanden: Justus Jonas, der Clever in Gestalt von Pi. Peter, der Sportliche, hier Marsu und Bob, alias Lami, der (die) für den Rest verantwortlich ist.
Witzig, oder gar boshaft im Sinne einer Satire fand ich die Geschichte jedoch leider nicht. Aber Geschmack ist nun mal eine Sache und Humor noch mal eine ganz andere.
Interessant fand ich, dass Pi, Lami und Marsu als narzisstische, hedonistische Version der drei Fragezeichen sich als Rächer der Gesellschaft aufspielen und ein paar Snobs in die Zange nehmen, um sie auf den Boden der Realität zurückzuholen. Dass all ihre Vorwürfe auch auf sie angewendet werden könnten, erkennen sie interessanterweise nicht. Damit verkommt das hehre Ziel eine Gruppe von Menschen zu bessern zur Scheinheiligkeit. Statt Multikulti zu proklamieren, heißt es: alle sind cool, bis auf die weißen Snobs. Das ist natürlich tragisch und irgendwie komisch. Lachen oder Schmunzeln konnte ich dennoch nicht.

Viel interessanter oder boshafter hätte ich es gefunden, wenn der Fall umgedreht gewesen wäre. Wenn also die Bande reicher Muttersöhnchen sich irgendeinen farbigen Multikulti geschnappt hätten um ihn in die deutsche Gesellschaft zu migrieren. Sprich ein Türke, der im Park seine Lateinhausaufgaben macht, wird überwältigt und in das Domizil der Muttersöhnchen verschleppt. Dort bringt man ihm bei, was es heißt cool zu sein, wie man Bier mit einem Feuerzeug öffnet, welche Songs angesagt sind, und wie man sich gegenüber kessen Schnecken zu verhalten hat.
Was wäre wohl das Ergebnis von so einer Migrationsmaßnahme?
Wandelt sich der fleißig lernende Lateinbüffler in einen Goldkettchentragenden Snob? Wird er gar zu einem Ey-Krass-Alda?
Statt jedenfalls Grenzen oder Tabus anzutasten oder gar zu brechen; statt mit gesellschaftlichen Vorurteilen zu spielen, habe ich den Eindruck, dass der Text sicher alle gefahrvollen Gebiete umschifft. Da weht kein Wind, da wackelt nichts. Nicht einmal denkt man sich als Leser (ich): Oho, das hat er jetzt nicht gesagt, oder? Oder doch? Meine Fresse!
Das hätte ich als Satire verstanden bzw. bei einer erwartet. So aber weiß ich nicht wirklich was der Text von mir will.

Viele Grüße

Mothman

 

Grüß dich, Kubus!

Ich schreib mal mit.

"Schweinebacke auf dem Balkon des elterlichen Anwesens", sagte Pi und ließ den beiden einen Moment Zeit, das Bild zu betrachten, bevor er zum nächsten klickte.

Das musste ich zwei, drei Mal lesen, bis ich mir irgendwie das Setting vorstellen konnte - also, wer die zwei anderen da sind, denen er die Bilder zeigt. Hab dann den Titel nochmal gelesen und mir einfach mal vorgestellt, dass das wohl Lami und Marsu sein müssen.

Außerdem muss ich an Kinder denken, die Detektiv spielen. :)

Ein Foto nach dem anderen füllte den Bildschirm, Pi's Kommentare die Ohren seiner beiden Zuhörer.

Hmmm ... das mit dem zwei Mal "füllen" fand ich nicht soooo ideal da.

Endlich kniff Marsu die Augen zusammen und näherte sich dem Fall vorsichtig per Bildbeschreibung.

Was macht er da?

Sie zog Rotz die Nase hoch - mit dem unverwechselbaren Geräusch, das ihre Ma verlässlich zur Weißglut trieb – und spuckte aus dem offenen Fenster.

Ha! Ich hatte recht mit den Kindern. :o) Sehr gut.

Die zuckte ihre braunen Schultern und zündete einen Spliff an.

Einen was?

Aus dem Qualm formte sich ein nackter Rauchmann. Auf seinem durchtrainierten Oberkörper glitzerten Wasserperlen.

Okay, doch keine Kinder ... jetzt werd ich neugierig.

Über die Büsche und Bäume hatte er geschrieben: mögliche Scharfschützennester.

*grins* wie geil. :)

Pi hatte die Fotos gesichtet, mit der Faust auf den Tisch geschlagen und

... die Fotos auf den Tisch geschlagen?

"Der ist geliefert!!!", schrie einer und setzte, "die Fotze!!!" hinterher.

Zu viel !!!!

Auf der anderen Seite der Langen Reihe begann ein anderes Sankt Georg. Das Licht war hier etwas schummriger, die Lichtquellen weiter voneinander entfernt. Es waren weniger Menschen unterwegs und zu dieser Uhrzeit vor allem welche, denen nicht jeder unbedingt begegnen wollte. Marsu hätte kein Problem damit, einem von ihnen zu begegnen. Er kannte sie alle.

Das gefällt mir sehr gut.

So, fertig. Hübsche Geschichte, auch wenn ich am Anfang ein paar Probleme mit der Umgebung hatte.

Der Aufbau ist gut, man hat im ersten Teil Zeit, sich an die Figuren zu gewöhnen und kann nachvollziehen, warum sie draußen "Feide" haben. Dann eben klassisch: Die Verfolgungsjagt, die Falle, die Erpressung, die Demütigung.

Mir gefällt der Ton, in dem du erzählst. Die drei märchenhaften Rächer, denen man nicht zutraut, dass sie wirklich jemandem etwas Böses tun könnten, alles ein wenig flauschig und so.
Dabei geht natürlich die Realität verloren. In Wirklichkeit würde es so nicht passieren - zumindest denke ich mir das. Da fehlt, dass was schief geht, da fehlt der Fall und all das. So, wie du es hast, ist es schön und rund und man schmunzelt über den Wortwitz und denkt sich: Ja, wenn ich groß bin, will ich auch mal ein Rächer sein.

Es ist eine harmlose Geschichte, die wird nicht viel anrichten, aber auch nichts ausrichten, aber das passt schon - sie ist mit einem zwinkernden Auge erzählt, und man liest sie mit einem zuckenden Mundwinkel.

Danke für die Unterhaltung!

yours

Edit:

Mothman schrieb:
Pi, Lami und Marsu oder doch eher Marsupilami?

Ja, das dachte ich auch, aber ich hab den Zusammenhang nicht verstanden. :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Moi Kubus,
Schön, daß Du mit den Erbsen was anfangen konntest.

Ja, na ja. Satire? Stells halt rüber. Jynx hat zuerst gefragt.
Naja, kommt aber drauf an, wo Du es haben möchtest, richtig falsch steht es ja nicht. (Hätte gefragt, aber wie kann ich das wissen, wenn Du hier zuerst postet? :lol:) Na? Should I stay or should I go?
(If I stay it will be trouble, if I go it would be double ... geht es glaube ich weiter.)
Tja, Katla. Jetzt haste schon unterschrieben. Da kommste so schnell nicht raus.
Mit meinem Blut - wenn Du wüßtest, wie es hier zugeht!

 

>Die Schweine von heute sind die Schinken von morgen< ist ein trefflich’ Wort,

lieber Kubus,

und doch hättestu fürs >Ich und die Gerechtigkeit wissen das sehr zu schätzen< zu der Zeit, da meine Altvorderen noch wähnten, mich zu beherrschen, mit den Worten „Ich und der Dussel nennen sich immer zu erst!“, galt es dazumal doch als unhöflich, dass Sprecher und Schreiber sich zu erst nannten. Heutigentags scheinen aber die Fürstenhöfe abgeschafft zu sein und mit ihnen Höflichkeit (hüvesceit), dass – der Rede-, pardon, Schreibfluss verräts – ich meinen Spaß hatte. Um mit dem Ende zu beginnen, es trifft zu >"Ich, Schweinebacke, …, sitze hier, ich kann nicht anders..."<, welches dem legendären Lutherwort entspricht, das er zum Abschluss des Verhörs im Angesicht der Elite(n) aufm Reichstag zu Worms anno 1521 gesagt haben soll:"Hier stehe ich und kann nicht anders! Gott helfe mir, Amen!", und weil's ein Gerücht ist, versage ich mir, es im Lutherdeutsch wiederzugeben - was ja wieder keiner verstünde.

Bissken Kleinkram ohne Gewehr:

>Pi's Kommentare< Genitiv im Deutschen ohne Apostroph

> …, sagte Pi, "Leider ist der Schweinepriester …< leider

>Und, nach einer Kunstpause: …< Warum das Komma? Regieanweisung/Atemschnappen?

Verein zur Bestrafung Falschdenkender / drei sind die einzigen Mitglieder = messerscharfer Schluss von mir: kein e. V., oder doch?

Gönn dem >Rhythmus< noch’n h.

>Die georgianischen Asphaltratten …< erinnerte automatisch an „gregorianische“, was auch schön wäre als Wortspiel. Tatsächlich – wenn kein Wortspiel beabsichtigt ist – reicht „georgische“ Asphaltratten, claro este!

> … später In Pi's Mail-Account …< in / Pis (s. o.)

>"das ist die Gelegenheit!!"< / >"Fotze!!!", …< usw. Warum die Vermehrung des Ausrufezeichen?

> … seine Kumpels …< Kumpel ist üblicherweise Ein- und Mehrzahl. Die Jungs im Bergbau und nicht die Bergbauern hängten für die Mehrzahls ein s an. Umgangssprache also.

>Aber das war die GelegenheitKOMMA sie auf seine Spur zu locken.< Komma, weil der Infinitiv vom Substantiv abhängig ist. K >110, Duden Bd. 1, und direkt dahinter

>Marsu machte ihnen einen Angebot, …< kannstu ein Endungs –en in den Urlaub schicken.

>"Was denn mit dem Nigger los", fragte einer, …< Wird das sein in all seinen Varianten umgangen? Ignoriert? Nee. Fehlt’n ist.

Hat Spaß gemacht – obwohl die Rechte ja inzwischen auf intellektuellen Glanz setzt (keine Bange, ich ruf nicht nach Heidegger oder Carlchen Schmitt!)

Gruß

Friedel

 

He Kubus,

dieser Text hat mir Freude bereitet. Gekonnt führst du durch diese herrlich überzogene Landschaft aus Deppen und Deppenverfolger. Bis zuletzt ist man gespant, wie die ganze Sache aufgelöst wird. Gut, das EInstellen war klar, was aber, wollte man unbedingt wissen. Weswegen allerdings das Marsupilami herhalten musste, verstehe ich nicht. :confused: Schweinebacke passt hingegen wunderbar. Auch ein schönes Bild am Endemit den Schildern.
Den Club würde ich in kursiver Schrift hervorheben, sonst geht das etwas unter.

Kurze Zeit später hatte Schweinebacke eine zu seinem Namen passende Schweineschnauze bekommen. "Wow, wie machst du das?", fragte Marsu.
"Das war leicht. Ich habe nur hervorgehoben, was ohnehin da ist,", sagte Lami, "ohne die nötige Physiognomie wäre ich machtlos."
:lol:

grüßlichst
weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Ja Servus miteinander!
@weltenläufer:

dieser Text hat mir Freude bereitet. Gekonnt führst du durch diese herrlich überzogene Landschaft aus Deppen und Deppenverfolger.
Freut mich und danke!
Auch ein schönes Bild am Endemit den Schildern.
Den Club würde ich in kursiver Schrift hervorheben, sonst geht das etwas unter.
Da konnte ich einfach die Sprüche der Leute sampeln, mit denen ich zuletzt um die Häuser zog. Hehe. Aber ich will den Verein nicht auch noch ins Kursive setzen. Die Bildüberschriften sind kursiv, die sind für sich ne Besonderheit, okay. Und die Gedanken kursiv, ja, damit man sieht, dass es Gedanken sind und keine wörtliche Rede. Aber Verein jetzt auch noch!? Da bestünde Inflationsgefahr.
@Friedrichard:
>Die Schweine von heute sind die Schinken von morgen< ist ein trefflich’ Wort
Ja, fand ich auch gut. Das hat der Herr Verleger vor kurzem durch die Nacht posaunt. Passte hier gut rein. Der Luxusschinken-Spruch stammt von meinem Mitbewohner ...
„Ich und der Dussel nennen sich immer zu erst!“,
Klar. Der Spruch wurd mir so ähnlich auch beigebracht. Find ich an der Stelle aber ganz passend, dass Pi sich dort an den Anfang setzt. Er ist halt so ein selbstherrlicher, siebengescheiter Spaßguerillero.
kein e. V., oder doch?
Ich dachte eigentlich schon an nen e.V. Drei Mitglieder reichen doch.
>"Was denn mit dem Nigger los", fragte einer, …< Wird das sein in all seinen Varianten umgangen? Ignoriert? Nee. Fehlt’n ist.
He, das war Absicht! Wie in der Umgangssprache eben mal was verschluckt oder weggelassen wird. A U T H E N T I Z I T Ä T.
>"das ist die Gelegenheit!!"< / >"Fotze!!!", …< usw. Warum die Vermehrung des Ausrufezeichen?
Hm, wegen des Comic-Styles? Klar, Comic-Authentizität.
Die andern Stellen waren aber nicht so gewollt. Das ändere ich, auch die Kumpels, schließlich sinds keine Bergbauern. ;) Und das mit den gregorianischen lass ich wohl besser, keene Ahnung worauf ich da anspielen würde ... lässt sich ja auch schlecht von Sankt Georg ableiten.
Dank Dir! (Und dass du auf das Gewehr verzichtetest - sehr verbunden.)
@Katla:
Naja, kommt aber drauf an, wo Du es haben möchtest, richtig falsch steht es ja nicht.
Von mir aus kanns bleiben. Ich hab den Text jetzt nicht auf Merkmale durchstöbert, aber vom Gefühl her würd ich sagen, ists eher ne humoristische Geschichte. Für ne Satire wohl zu brav. Kannst aber auch rüberschieben. Das find ich nicht soooo wichtig. :schiel:
@yours:
Das musste ich zwei, drei Mal lesen, bis ich mir irgendwie das Setting vorstellen konnte - also, wer die zwei anderen da sind, denen er die Bilder zeigt. Hab dann den Titel nochmal gelesen und mir einfach mal vorgestellt, dass das wohl Lami und Marsu sein müssen.

Außerdem muss ich an Kinder denken, die Detektiv spielen.

Aber wenn man weiterliest, müsst sich das klären. Die Namen werden doch bald genannt. Ja, Detektivgeschichte. Ich fühlte mich während des Schreibens auch an eine Kinder- oder Jugendgeschichte erinnert. Bis auf die Kifferei freilich ... ich hab grad nochmal nachgelesen - Lami wird recht spät genannt, stimmt. Aber da gibts ja den Titel und bisher warn da sonst keine Irritationen.

Hmmm ... das mit dem zwei Mal "füllen" fand ich nicht soooo ideal da.

Hm, stimmt. Jetzt, wo dus sagst - wirkt bisschen unbeholfen. Haste nen Vorschlag?

Was macht er da?
Na, so wie man sich einem Text kommentierend annähern kann, wenn man nicht genau weiß, worauf der Autor hinaus will.

Spliff = kleiner Joint.

Fotze!!! -> "Zu viel !!!!" -> das Gefühl hatte ich während des Schreibens auch. Überlegte auch, ob ichs abschwächen soll. Aber genau das passt zu dem Vollpfosten. Eine völlig übertriebene Beleidigung, hundertpro am Subjekt vorbei. Tut mir auch weh.

Dann eben klassisch: Die Verfolgungsjagt, die Falle, die Erpressung, die Demütigung ... Dabei geht natürlich die Realität verloren. In Wirklichkeit würde es so nicht passieren - zumindest denke ich mir das. Da fehlt, dass was schief geht, da fehlt der Fall und all das.
Ja, stimmt, das ist alles sauber und rund. Hätt ich vllt a u t h e n t i z i t ä t doch nicht in Großbuchstaben setzen sollen oder es am besten ganz weglassen? Hm, na ja - das Schreiben hat Spaß gemacht und ich hab immerhin versucht, dem klassischen Thema ein neues Gewand umzuhängen. Wenns Dir Spaß gemacht hat, freuts mich. Dann ist die Mission gelungen. Danke fürs Feedback. :)

@Mothman:

Pi, Lami und Marsu oder doch eher Marsupilami?
Ein bisschen comicmäßig wirkt Deine Geschichte ja schon. Wenngleich ich erstmal an „die drei ?“ denken musste. Gewisse Ähnlichkeiten sind ja vorhanden: Justus Jonas, der Clever in Gestalt von Pi. Peter, der Sportliche, hier Marsu und Bob, alias Lami, der (die) für den Rest verantwortlich ist.

Ja, wie bei yours geschrieben. Da kamen wohl die Kinderbücher bei mir durch. Und warum Marsupilami? Die Frage tauchte ja schon öfter auf. Na, es ist sehr selten, wehrhaft, superheldenstark und hat einen geheimnisvollen Bauchnabel.
Außerdem reicht sein Name für drei.

Witzig, oder gar boshaft im Sinne einer Satire fand ich die Geschichte jedoch leider nicht. Aber Geschmack ist nun mal eine Sache und Humor noch mal eine ganz andere.

Jo.

Statt Multikulti zu proklamieren, heißt es: alle sind cool, bis auf die weißen Snobs. Das ist natürlich tragisch und irgendwie komisch.

Fiel mir auch auf, wie yours ja sagte: ist alles sehr rund, mit den märchenhaften Rächern, dem Flauschigen -> die Figuren sind entweder supercool und gut oder superdämlich und fies.
Das Tragische kann ich aber in der Geschichte nur finden, wenn ich, na ja, bewusst psychologisch da ran gehe.

Deine Idee find ich super! Eine schöne Umstellung des üblichen Klischees. Dumme deutsche Kinder, von den Migrationsdebatten, die sie so am Rande oder per Bild mitkriegen, aufgestachelt, entführen einen türkischen Musterschüler und versuchen ihn zu einem der ihren zu machen! Yes. Das wär wirklich pfiffiger, auf jeden Fall unterhaltsam, sag ich mal. Das ist ja auch nur das, was der Text hier will: Unterhalten. Zumindest, so weit ich ihn kenne. :)

Statt jedenfalls Grenzen oder Tabus anzutasten oder gar zu brechen; statt mit gesellschaftlichen Vorurteilen zu spielen, habe ich den Eindruck, dass der Text sicher alle gefahrvollen Gebiete umschifft. Da weht kein Wind, da wackelt nichts. Nicht einmal denkt man sich als Leser (ich): Oho, das hat er jetzt nicht gesagt, oder? Oder doch? Meine Fresse!

Na, so einen Text, wie du ihn beschreibst, hätt ich ehrlich gesagt auch lieber geschrieben. Aber das ist auch viel schwieriger. Dauert wohl noch n bisschen bis ich so was hinkriege.

Danke fürs kritische und ehrliche Feedback!

@Fliege:

Die wörtlich Rede endet hinter: außer Frage, oder?
Ne, das sagt er noch.
Vor knapp einer Stunde hatte der siebte Sohn der Kelek-Familie angerufen, ...
siebte Sohn? durchsiebt? Versteh ich nicht.

Oh. Na, der wurde nach Murat, dem sechsten Sohn geboren. Leicht überzeichnet. ;)

aufzuwerten - sagt mein Bauch, der sich auch gern mal irrt

Ich denke beides geht. Hm, das lass ich so. Die andern Sachen arbeite ich um. Vielen Dank für den genauen Blick!

Viele Grüße in die Runde!

 

Da bin ich doch nochenemal,

lieber Kubus!

>Ich dachte eigentlich schon an nen e.V. Drei Mitglieder reichen doch.<

Nach der Gründung, ja. Aber wo sind die vier andern Gründungsmitglieder? Bereits ausgetreten oder in der Gegenfraktion?

Tschüss & schönes Spiel heut abend und noch besseres Wochenend!

Friedel

 

Klar, Friedrichard, Schweinebacke und drei seiner Novizen waren Gründungsmitglieder. Bevor sie auf die dunkle also gegenüberliegende Alster-Seite wechselten. ;)
Deinem Scharfsinn entging natürlich auch diese bis zur Nichtvorhandenheit unterschwellige Ebene der Story nicht.
Tschüss zurück!

 

Jippie Eyeh, Schweinebacke!!!
Danke Jynx, das war wohl getan ... :D
Bestes zurück!

 

Okeh, ich nehme alles zurueck, was ich vorhin schrieb. Das hier ist viel, viel besser. Weil es boese und niedlich ist. Eine hervorragende Mischung. Einen Detektiv-Dialog wie den am Anfang muss man erstmal hinbekommen. Dialoge sind eh schon schwierig genug. Dieser ist gandios.
Auch die Verfolgungsjagd ist sehr anschaulich beschrieben. (Die Ampel, hehe)

Und ich habe so gelacht:

"Gebt uns Schweinebacke, den Häuptling der Muttikinder, und wir lassen den Rest der Bande unehrenhaft ziehen", proklamierte Pi.
"Wer zum Teufel soll Schweinebacke sein", fragte Schweinebacke.
Zielperson stand am Ende eines Pfeiles, der zu Schweinebacke führte.
Wahrscheinlich begeistert mich vor allem der Name "Schweinebacke", manchmal bin ich simpel. Uebrigens sind Pi, Lami und Marsu fuer mich ebenso wichtig - fuer den entscheidenden Niedlichkeitsfaktor.

Dieses mit dem Kapitalismus am Ende lese ich natuierlich als Witz, um mir die Geschichte nicht von echter Politik oder Botschaft verderben zu lassen.

Ich unterschreibe die Empfehlung,
fiz

 

Hehe, das freut mich natürlich alles ganz ungemein. Anscheinend lässt sich die Geschichte so amüsant lesen wie ich Spaß beim Schreiben hatte. Ich hab die reichen Kids letztens wirklich in diese zwei Stretchlimousinen steigen sehen und danach die Geschichte schreiben müssen. Sie haben auch diese bescheuerten Schimpfworte verwendet. Idiotisch, aber eben auch Stoff für diese pubertäre Bestrafungsfantasie mit bescheinigter Flauschigkeit und Niedlichkeitsfaktor. ;) Nja, zumindest bei dem einen Schild mit "hängt die Kapitalistenschweine" habe ich auch das Gefühl, es könnte zuviel und zu derb für die Geschichte sein. Obwohl das im Rahmen dieser überzeichneten Geschichte hoffentlich ohnehin nicht als Versuch einer Systemkritik verstanden wird.

kubische Grüße!

 

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