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Pinke Ballerina-Chucks
Noch jede Menge Zeit, bis die S-Bahn kommt.
Also schlenderte ich gemütlich über die Königstraße, schaute mal hier, mal dort in die Geschäfte, um die Zeit bis zum Eintreffen der Bahn tot zu schlagen.
Plötzlich sah ich sie. So anmutig schön und genau mein Geschmack. Schon lange suchte ich nach ihnen und jetzt standen sie plötzlich vor mir: Ballerina-Chucks in Pink! Mein Herz klopfte wie wild und ich musste sofort in den Laden hinein. Nein, hier gab es keine Selbstbedienung. Eine nette Verkäuferin brachte mir die Schuhe und ich versuchte, sie anzuprobieren. Leider zu klein. "Ob wir die noch größer haben?", sagte die Verkäuferin und ging nachschauen. Sie brauchte ewig dafür. Ich hoffte und betete, dass sie sie bald finden möge. Endlich kam sie mit einem Karton zurück.
Ja! Innerlich jubilierte ich schon.
"Wir haben sie nur noch in blau in Ihrer Größe", sagte die Verkäuferin.
"Nein!", entfuhr es meinem Mund. "Das gibt es doch nicht! Seit Monaten suchte ich nach genau diesen Ballerinas, hier lagen sie vor mir und waren nur eine Nummer zu klein."
"Das kann doch nur ein schlechter Traum sein", dachte ich. "Sicherlich wachte ich gleich auf."
Lieber die Schuhe nie finden als sie hier vor der Nase zu haben in einer Nummer zu klein.
"So ein Scheiß! Ich hasse meine Füße! Nie passen mir Schuhe!"
Aber ich wollte die Schuhe haben.
Die Verkäuferin wendete sich einer anderen Kundin zu, doch ich konnte den Laden nicht verlassen. Hier standen noch immer meine Traumschuhe und die konnte ich doch nicht einfach zurück lassen, jetzt, da ich sie endlich gefunden hatte. Nein, das ging nun wirklich nicht.
Als die Kundin ihre Schuhe bezahlt hatte und aus dem Geschäft gegangen war, wendete sich die nette Verkäuferin wieder mir zu. Sicherlich konnte man mir meine Verzweiflung ansehen. Und da ich auch keine Anstalten machte, das Geschäft zu verlassen, bot sie mir an, in einer anderen Filiale nach den Schuhen zu fragen.
Gleich ging es mir besser. Ich fing wieder an zu hoffen. Die nette Frau kramte nach der Telefonnummer und wählte. Ich war vielleicht nervös.
"Habt ihr vielleicht noch diese pinken Ballerina-Chucks in Größe 42 bei euch im Lager?", fragte sie.
Stille. Warten.
"Nein", muss wohl der Gesprächspartner gesagt haben. Sie wandte sich mir zu und schüttelte den Kopf. Frustriert setzte ich mich auf den Hocker. Was sollte ich jetzt nur tun?
Draußen begann es, dunkel zu werden. In dem Moment wurde mir bewusst, wie viel Zeit ich in dem Laden verbracht haben musste. Also bedankte ich mich für die Mühe und wollte den Laden verlassen. Schon fast zur Tür draußen, klingelte das Telefon. Die nette Verkäuferin rief "Moment noch!", telefonierte noch kurz und sagte dann: "Mein Kollege in der anderen Filiale hatte eben auf dem Kartonstapel der Preis reduzierten Ware einen entdeckt, in dem Ballerina-Chucks in Pink in Größe 42 waren. Da es sich um Ware aus der letzten Saison handelte, wurde die bereits aussortiert."
Ja! Ich sprang in die Luft. Fast hätte ich die Verkäuferin umarmt. Sie erklärte mir, wo die Filiale war. Günstigerweise lag die Straße nicht weit von meiner S-Bahn-Haltestelle weg und ich machte mich sofort auf den Weg. Natürlich nicht ohne mich zu bedanken und mich zu verabschieden.
Tatsächlich waren genau die Schuhe, die ich gesucht hatte, dort in meiner Größe vorhanden. Total nervös schlüpfte ich hinein und – ja – sie passten. Ich war überglücklich. Aber es kam noch besser. Da es sich um ein Vorjahresmodell handelte, musste ich nur die Hälfte des regulären Verkaufspreises bezahlen. Mehr Geld hätte ich auch nicht dabei gehabt.
Der Verkäufer schmunzelte vor sich hin doch das war mir egal.
Ich hatte meine Traumschuhe und fuhr mit der nächsten Bahn nach Hause.
Meine Mutter war weniger erfreut, aber das ist eine andere Geschichte.