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Pisco Sour

Monster-WG
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10.09.2014
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Pisco Sour

Wir kennen uns nicht. Doch wir sehen uns. Flüchtig nur, weil wir Reisende sind.
Dann kommt die nächste Bucht, wir verlieren uns aus den Augen. Durch weißbeschissene Inselchen manövrieren wir, gehen vor Anker und warten auf Fracht. Zeit, den Pelikanen zuzuschauen. Wie sie im Sturzflug fischen, weiterziehen in strenger Formation, der Chef allen voran. Irgendwann tauchen Schaluppen auf, wir machen die Ladebäume klar.
Die Straße weiter oben macht einen Schlenker ins Hinterland, kehrt aber, sobald die Felsen es gestatten, zur Küste zurück – stets auf der Höh‘, um einen Unterschied zu wahren, sich abzugrenzen vom profanen Leben unten am Meer. So bietet sie ihren Nutzern Fernblick und erhabene Gefühle, wie sich das für eine Traumstraße gehört.

Ja, guckt nur auf uns. Wir haben einen Traumberuf. Sammeln an dieser tristen Küste alles ein, was stinkt, doch in Europa viel Geld bringt, das nicht stinkt. Das landet leider nicht in unseren Taschen. Wir kriegen nur soviel, dass es für die Mädchen reicht und für einen guten Schluck.
Doch wir verdienen uns etwas dazu.

Die oben an der Panamericana haben ihre Sauf- und Fickschuppen, die sich ‚Bar‘ und ‚Cafè‘ nennen, und deren Schein nachts wie falsches Nordlicht am Himmel steht. Wir am Hafen haben Ähnliches, nicht ganz so strahlend, und auf ‚Bar‘ und ‚Café‘ wird verzichtet.
Das sind zwei Welten: Wir hier unten im Blaumann, mit der ‚Havelland‘, dem breitarschigsten Dampfer der Welt, kurz vor der Verschrottung. Gerade noch gut genug für Fischmehl und Vogelscheiße, pardon: Guano klingt besser – und dort die Harleys und Motoguzzis, Lederjacken und Cowboystiefel.
Hin und wieder begegnen wir uns in den größten Bordellen der Küste, geredet haben wir noch nie miteinander.
Mich stört, dass die keiner geregelten Arbeit nachgehen und trotzdem ein Luxusleben führen. Brettern durch die Gegend, scheren sich um nix. Sind vielleicht mit dem goldenen Löffel im Mund geboren, oder Kriminelle, durch einen geglückten Bruch zu Geld gekommen. Oder Lebenskünstler.
Vielleicht sollten wir mal raus aus dem Hafendunst und bei den Herrschaften dort oben ein Bier trinken?

Antofax, eigentlich Antofagasta. Wir machen fest. Wie immer endlose Reihen gestapelter Weizensäcke auf der Pier, unter freiem Himmel. Hier regnet es nie.
Als es dunkelt, taucht eine schmucke Barkasse auf, ‚Aduana‘, der Zoll. Bruno in seiner Funktion als Zahlmeister und ich, der Bootsmann, gehen den uniformierten Herren entgegen und bitten an Bord. Die sind schon seit Jahren unsere besten Kunden. Sie zahlen weniger, doch bei Geschäften mit ihnen gibt es kein mulmiges Gefühl, der ganze Laden könne auffliegen.
Kräftige Jungens werfen einander die Kartons zu, Marlboro und Johnnie Walker. Die wandern wie bei einem Förderband von der Havelland zur Aduana. Die Herren zahlen mit Dollars, echten und falschen.
Aber die werden wir beim Goldkauf in Peru wieder los. Müssen nur schauen, dass man uns nicht bescheißt.

Nachdem wir uns schöngemacht haben, turnen wir die Gangway hinab ins Vergnügen.
Erst mal Vorglühen bei Arnoldo.
Wir hocken uns an den Tresen. „Dos Pisco Sour, por favor.“ Hier gibt‘s den besten: Süß, sauer und berauschend wie das Leben, sagen die Chilenen.
Arnoldo ist groß und hager, ergraut und gebeugt. Komischer Kauz, lässt sich nicht anmerken, dass er uns seit Jahren kennt. Er füllt den Shaker mit Traubenbrand, Rohrzucker und Limette und beginnt zu schütteln. Während alle Welt das elektrisch macht, zappelt er hinter seiner Theke und shakt und shakt. Wir bekommen unsere Drinks, auf den Schaum etwas Angostura, und Arnoldo schüttelt immer weiter, ohne Shaker. Nur wenn er sitzt, gibt dieser Tick Ruhe.
Wir bleiben nicht lange, wollen oben mal einen Blick riskieren.

Trotz unnötiger Raserei kommen wir gut an und der Taxista bekommt seine dreißig Escudos – sechzig hat er gefordert.
Alles hell und grell, Ami-Style, Neon statt Sterne, ein Laden neben dem anderen.
Es röhrt und ballert; ein Burnout will Aufmerksamkeit. Schwarzer Qualm zieht ab zum Ozean, es stinkt nach verschmortem Gummi. Alles ist in Bewegung, fetzige Klänge aus jeder Jukebox. Man lässt die Motoren brüllen, dreht eine Runde, trinkt weiter.

Im ‚Cactus de la Reina‘, mit einer nackten Gekrönten, die genussvoll auf einem Kaktus sitzt, trinken wir zwei schlichte Bier. Die Kundschaft ist männlich, sehr männlich mit allem, was dazu gehört. Die drehen ihren eigenen Film. Wir bestellen noch zwei, mokieren uns über Sonnenbrillen bei Nacht, Winnetou-Lederkostüme mit Fransen, schwarze Schlapphüte.
Asphalt-Cowboys halt. Nicht unsere Welt.

Wir wechseln das Lokal, gehen dahin, wo die meisten Leute reingehen – ins Atacama-Café. „Coño!“, sagt Bruno, „Wo sind wir denn hier gelandet?“ und streckt wie ein Fremdenführer beide Arme aus, um mir all das zu zeigen, was er zum ersten Mal sieht: Kreuze aus Holz, Hunderte, wenn nicht Tausende – auf sandfarbenen Wänden und Decken, überall, wohin man schaut. Die Bedienung ist als Skelett geschminkt.
„Hör mal“, ich knuffe Bruno in die Seite: „Ist das als Anmache gedacht, von wegen ‚Habt noch ‘n bisschen Spaß, ist eh bald vorbei?‘“ Doch der ist woanders:
„Eh“, sagt er, „die Weiber sind echt hübscher als bei uns unten.“
„Die werden auch andere Preise haben“, gebe ich zu bedenken.
„Ist mir heute egal, ich krall mir eine. Mensch, die da drüben in Schwarz – da flipp ich aus.“

Sie hat seine Kopfbewegung richtig gedeutet und kommt zu uns. Jetzt gehen auch mir die Augen über. „Allmächtiger, was für ein Weib!“, entfährt es mir. Eine Schönheit, ungelogen. Und zu haben, echt. Ich brauche etwas zu trinken. „Bruno, ich hab Brand. Und du?“
„Bin am Verdorren. Ob unsere Schöne auch …?“ Da hält sie uns schon die Hand hin: “Selma.“
Bruno sagt „Bruno“ und ich sage „Rudi.“
Sie möchte Champagner. „Okay“, Bruno winkt dem Barmann: „Two beers and a glass of champagne!“
Ich bin noch dabei, Selma zu scannen, da sagt sie: „We better should have a bottle of champagne because we are three.“
„Fine idea. Was meinst du, Bruno?“
„Das ist eher eine Scheißidee. Guck mal, was da steht!“ Er zeigt auf die Wandtafel über der Theke. Ich muss meine Augen von Selma lösen – und lese ‚Botella de Champagne 495 Escudos‘.
Bruno sagt: „Lass uns mal abhauen, die sollen es sich selbst machen. Bin doch nicht verrückt. Fünfhundert Eier für Wein mit Sprudel. Am Arsch lecken.“
Während seiner kernigen Rede schiebt er mich zur Tür, ich nuschle: „Sorry, Selma, too expensive.“
Sie nimmt‘s leicht und erwidert: „Cheap things no good.“
Trotzdem kriege ich unten für fünfhundert Piepen zehn Weiber.

Wir trinken uns durch einige Läden, doch irgendwie ist uns der Sinn auf einen flotten Abend abhanden gekommen. Viel Volk schiebt sich über die heiße Meile, alle möglichen Typen, vom versteinerten Schotten in Inkatracht und hackevoll, bis zu Mister Galloway, dem Büffelhörner gewachsen sind, der aber auch Quechua spricht. Trotzdem spüren wir, nicht dazuzugehören. Diese Leute sind auf einem anderen Trip. Und statt dich anzuschauen, blicken sie durch dich hindurch. Bruno meint: „Reisen scheint deren Religion zu sein. Die ewig Suchenden. Das muss man sich aber leisten können. Suchen kostet.“
„Familie auch“, kontere ich.

Wir gehen noch paar hundert Meter, vorbei an aufgedonnerten Motorrädern und Jeeps, die Sinne zugeschmiert von zuckenden Lichtern, Radau, affektiertem Gehabe und Dröhnmusik.
Wir pflegen unsere Zerknirschung, auf diesem Pflaster haben wir nichts verloren.
Ein Taxi zu finden, ist schwierig; unser Freund ist der einzige, der momentan zur Verfügung steht. Er will die sechzig Escudos im Voraus.

Unten hängt Brackwasser und Plumpsklo in der Luft. Wie klebriger Atem legt sich das auf die Haut, heute auch auf die Stimmung.
Die meisten Kneipen sind schon zu, nur ‚Arnoldo‘ und ‚Taifun-Maria‘ haben noch offen. Gehen wir also zu Maria.
„Ruudii!“, schreit Maria ganz außerm Häuschen, ein Glas klimpert, sie schwebt um den Tresen herum auf mich zu. Ich weiß gottverdammt nicht, warum ich immer bei ihr lande.
Aber ich hab‘s nötig. Kann an nichts anderes denken. Ob ich ficken will oder muss, weiß ich nicht. Mit Sofia, Belinda, Rosalia – auch scheißegal. Jedenfalls komm ich bei Maria immer auf meine Kosten. Fast wie zuhause. Nein, Blödsinn, ich liebe meine Frau. Aber verdammt, ich bin vierzig!
Ein Vierteljahr an Bord, die Waschfrau von Laboe grüßt von der Wand, unten ohne.
Was hat denn das mit Untreue zu tun? Ich bin doch eher ein Hund, und wenn ich an Land gehe, sind alle Hündinnen bereit. Ja, sicher muss ich sie bezahlen, man muss immer bezahlen, verdammt noch mal. Wie soll ich das alles klar kriegen, mit diesem Druck, der blockiert das Denken – und dem Verlangen, das zur Gier wird, zum Muss. Vielleicht noch zur Sünde … - Aber ich bin doch nur ein ganz normaler … Unbeherrschter, würde ein Pfaffe sagen.
‚Nein!!‘, würde ich ihn anschreien. ‘Ich bin nicht unbeherrscht! Dieser Trieb beherrscht mich – und ich habe ihn mir nicht gewünscht.‘ Sollen sich an die eigene Nase fassen.

Maria bugsiert mich zur Treppe, wir verschwinden nach oben. Bruno ist eingenickt. Good fellow. Ich lege mich auf sie, sie hält dagegen. Schöne Titten hat sie, immer noch, nach all den Jahren.
Ich muss mich richtig abstrampeln, der verdammte Abend hätte ganz anders anfangen sollen.
Sonnenbrillen bei Nacht! Guano ein Leben lang. Ein Gecko an der Wand.
Bin verschwitzt, die Dusche funktioniert nicht. Ich lege das Geld auf den Nachttisch, schmatze ihr einen Freundschaftskuss auf die Wange und ziehe die Tür hinter mir zu.
Unten packe ich Bruno, der lammfromm mit mir kommt und sagt, dass er ganz trockene Lippen habe.

Wir stolpern über gerissenen Beton, gehen Richtung Pier, im bläulichen Licht der Gaslaternen atmen wir Schwaden von Schweröl und Fischabfällen.
„Hola“, sagt jemand. Wir drehen uns um.
„Dinero, Dollares!“
Wir sind zu verdattert, um zu reagieren.
„Venga, venga!“, drängen sie, „ Àndale!“ Sie sind zu dritt. „Todo el dinero!“
Ich bekomme einen Schlag von der Seite und gehe zu Boden. Der zweite Schlag trifft mich auf die Stirn. Auch Bruno stöhnt. Wir hören Motorradlärm, der schnell näher kommt.
Ich verspüre hastige Griffe in meine Jacke, jemand will den Brustbeutel abreißen, das Kettchen hält, doch es würgt mich. Flüche, ein, zwei Tritte, jetzt voll im Scheinwerferlicht. Bremsen quietschen, die Ganoven verschwinden im Dunkeln.
Halb rappeln wir uns wieder hoch, halb helfen uns die beiden Ledermänner auf die Beine.
Sie holen Verbandszeug und verarzten uns, so gut es eben geht.
„Oh, Scheiße. War echt knapp.“
„Haben sie bei uns auch schon versucht, wir sind aber alle vernetzt, da klappt das nicht so einfach.“
„Auf jeden Fall besten Dank, das war wirklich Hilfe im allerletzten Augenblick.“
Ich schaue beide an: „Ihr wart doch im 'Atacama'?“
„Ja, waren wir. Ihr wart ja auch da. Irgendwann hatte Raymond die Idee, mal runter zum Hafen zu düsen. Bei ‚Arnoldo‘ sind wir dann bisschen versackt. Ich hab noch nie jemand so zappeln gesehen.“

„Und ihr fahrt die Panam hoch und runter?“, fragt Bruno etwas übergangslos.
„Bloß runter bis Punta Arenas, dann ab in den Flieger.“
Raymond fügt hinzu: „Dann muss wieder Geld verdient werden.“
„Und was macht ihr so?“
„Piero hat ein Zahnlabor, ich bin im IT-Geschäft.“
„Aha.“ Ich muss passen, Bruno beantwortet seine Frage selbst: „Klingt nach guten Einkünften?“
„Es geht. Wir geben zu viel für Reisen aus, aber das ist unser Ding.“
„Bei uns ist es umgekehrt: Wir reisen, um bisschen was zu verdienen.“
Wir tauschen noch ein paar Belanglosigkeiten, Raymond zeigt auf die Havelland am Ende der Pier: „Ist das euer Schiff?“
„Ja“, sagt Bruno, „ist es nicht wunderschön?“
„Keine Frage, wahrhaftig eine Schönheit“, antwortet Raymond – Piero fügt hinzu: „Mit paar Sommersprossen“, und zeigt auf den Sozius. „Ich würde sagen, wir fahren euch!“
Wir zieren uns nicht, es war eine lange Nacht.

Hundemüde hangeln wir uns die Gangway hoch. „Mensch, Bruno, das hätte ich mir nicht träumen lassen, dass wir mal mit denen spazierenfahren.“
Irgendeine Sirene geht los, lächerlich angesichts des Pazifik, der eins mit dem Himmel ist.
Pazifisch gesehen habe ich schwer einen im Kahn. Die ganze Nacht um die Ohren geschlagen – für beinahe nichts. Nur der Not gehorchend, oh Mann.

Da kommen sie wieder an: Der Commandante geht mal hoch, mal runter – und der ganze Verein fliegt brav hinterher in Ernst und Würde. Vielleicht sollte man Menschen so betrachten: belustigt, aber respektvoll. Wenn ich je mit besoffnem Kopp in eine Tattoo-Bude gerate, lass ich mir einen Pelikan stechen.

 

Hallo @josefelipe ,

gut lesbares Chile-Schmankerl lieferst du da ab. War gut zu lesen und hat mir gefallen.

Eigentlich hat mich der Titel animiert, weil Pisco sour eines meiner Sommer-Lieblingscocktails ist.
Ich bereite ihn allerdings komplett anders zu. Egal, ich nehme deinen beiden Figuren sofort ab, dass er ihnen schmeckt und er für sie der beste ist, dort vor Ort.

Was mir nicht so ganz klar geworden ist, ist die Funktion der Schaluppen, was wird da von a nach b umgeladen? Nein, ich weiß es natürlich, Guano, aber ist es die Mannschaft der Schaluppe, die das Guano "erntet" oder sind es deine Protas?

Klassse fand ich den Anfang und das Ende, nämlich die Erwähnung der Pelikane mit ihrem sog. Chef vorneweg. Herrliches Bild!

Ansonsten verläuft die Geschichte in etwa so harmlos wie eine Reisebeschreibung von Matrosen, die Landgang haben: es wird unweit des Hafens getrunken, gev...und irgendwo dazwischen der Rausch ausgeschlafen bzw. sich der Erschöpfung von der körperlich ja zweifelsohne anstrengenden Arbeit hingegeben. Das Übliche.

Danke für den Zwischendurch-Happen.


Lieben Gruß

lakita

 

Salü, Commandante,

neulich in Chile. Liest sich runter wie nix, dein Text. Mein erster Gedanke war: Spiel nicht mit den Schmuddelkindern, sing nicht ihre Lieder. Geh doch in die Oberstadt ...
Dann fragte ich mich: War das noch zu Pinochets Zeiten? Dann tauchten die beiden im Jeep auf und das assoziierte ich mit Ché, der als Arzt durch die Gegend reiste, bevor er sich in die Revolution aufmachte.

Meine Güte, da gab es schon ein paar außergewöhnliche Ereignisse, Situationen und Menschen auf der Welt. Parallel zu unserem Leben. Positiv wie negativ. Die meisten von uns lebten einfach daran vorbei, ohne auch nur gedanklich oder empathisch daran teilzunehmen.

Obwohl man deine Geschichte durchaus als Ausschnitt eines Reiseberichtes betrachten kann, ist dahinter noch einiges mehr. Vor allem Träume. Geträumte und verlorene Hoffnungen, schon in der staubigen Ablage vergessenes Dasein; egal wo du dich auf der Welt befindest. Ob in Antofagasta, Punta Arenas oder Hodenhagen.

Die Schönheit der Welt ergibt noch keinen Lebenssinn. Man kann überall verloren sein.

Sehr gerne gelesen und traurig, dass es so kurz ist.

Bis bald und gesund bleiben.
Morphin

 

Hola @lakita,

ich war einer der vier Glücklichen, die gestern einen Komm von Dir bekamen. Effizienz ist eine Tugend, in der schnelllebigen Zeit ganz besonders :D.

Eigentlich lese ich gerne etwas Positives, ...

lakita: … gut lesbares Chile-Schmankerl lieferst du da ab. War gut zu lesen …
... oh Mann! Das scheint mir doch vom Schreibroboter getippt. Dem ist egal, was er schreibt.
Ich bin altmodisch und nehme mir Zeit – so bekommt jeder Adressat einen sehr individuellen Kommentar.

lakita: Was mir nicht so ganz klar geworden ist, ist die Funktion der Schaluppen, was wird da von a nach b umgeladen? Nein, ich weiß es natürlich, Guano, aber ist es die Mannschaft der Schaluppe, die das Guano "erntet" oder sind es deine Protas?
Tolle Fragen. Die Antworten kann der Leser dem Text entnehmen, sollte er wirklich daran interessiert sein.

Dein säuerliches Resümee zeigt, dass der Inhalt der Geschichte spurlos an Dir vorbeigegangen ist:

Ansonsten verläuft die Geschichte in etwa so harmlos wie eine Reisebeschreibung von Matrosen, die Landgang haben: es wird unweit des Hafens getrunken, gev...und irgendwo dazwischen der Rausch ausgeschlafen bzw. sich der Erschöpfung von der körperlich ja zweifelsohne anstrengenden Arbeit hingegeben. Das Übliche.
Wenn das alles ist, was Du der Geschichte entnimmst, dann tut‘s mit leid.
Ich hab keine Veranlassung, Dir irgendetwas zu erklären. Das wäre total sinnlos.

Danke für den Zwischendurch-Happen.
Wenn ich Zwischendurch-Happen schreibe, dann unter Flash Fiction. Beim vorliegenden Text handelt es sich um eine Kurzgeschichte.

Der Unterton Deines ‚Kommentars‘ ist unangenehm. Ist wohl die späte Rache für meine ‚Widerworte‘ bei „Hallo Reeperbahn“. Wir sollten in Zukunft auf weiteren ‚Austausch‘ verzichten.

 

Moin, moin lieber @josefelipe,

kennst Du das? Lust und vor allem Zeit einen Kommentar zu schreiben und dann sind da Romantik und Horror am Start, echt nicht bzw. nur bei ausgewählten Autoren. Und nicht weitersagen, ich bin bei beidem ein Rohrkrepierer, was konstruktive Kommentare angeht. Also nochmal geschaut und dann kommst Du. Super! Bei Dir weiß ich nie ganz genau, was mich erwartet, da finde ich mega spannt.

Pisco Sour Wir kennen uns nicht. Doch wir sehen uns. Flüchtig nur, weil wir Reisende sind.
Also der Titel war es nicht, der mich lockte, ich vertrage einfach so gut wie nichts an Alkhol, kann daher nicht mitreden. Aber dümmer gemacht hat mich das googeln auch nicht. Dafür mag ich die ersten Sätze. Seltsam eigentlich, denn ich hänge imme rnoch stark an der "Lehrmeinung", vonwegen Verortung, Protagnisten einführen und solch theoretisches Zeugs. Und dann kommst Du! Aber es funktioniert bei mir, macht mich neugierig, und irgendwie auch Bild.

Durch weißbeschissene Inselchen manövrieren wir
Hier hattest Du mich, also für dies Geschichte. Das ist so ein toller Widerspruch, ich mag die Formulierung. Der Ehrlichkeit halber sei gesagt, das ich das Guano-Ernsten erst danach gecheckt habe, aber das stört mich nicht, ich entdecke die Bedeutungen gerne im Laufe der Geschichte.

Wir kriegen nur soviel, dass es reicht für die Mädchen und einen guten Schluck.
Doch wir verdienen uns etwas dazu.

Hier habe ich eine ehrliche Frage (grins nicht). Soll das so "gebrochen" klingen, also im Sinne von Nicht-Muttersprahcler, nicht oberste soziale Schicht oder ist das eher eine Stelle für Feinschliff? Ich tendiere beim ersten Lesen zu: "... soviel, dass für die Mädchen und eine guten Schluck reicht." Aber eigentlich gefällt es mir genauso, wie es dort steht. Ich würde also nur wissen wollen, ob es Absicht ist ...

Wir am Hafen haben Ähnliches, nicht ganz so strahlend, und auf ‚Bar‘ und ‚Café‘ wird verzichtet.
Grins! Wie jetzt, da steht dan Fick- und Saufbude dran? Klasse! Ich mag den Humor, so nach dem Motto "dann erst recht"

Trotz unnötiger Raserei kommen wir gut an und der Taxista bekommt seine dreißig Escudos – sechzig hat er gefordert.
Oh! Das sind harte Sitten, wenn die Kundschaft entscheidet, was sie zahlt. Heißt das dann, das der Taxifahrer aus der besseren Schicht stammt? Oder ist es so hart auch im selben Haifischbecken? Südamerika ist ein Land völlig außerhalb meines eigenen Erlebnisbereiches ...

„Das ist eher eine Scheißidee. Guck mal, was da steht!“ Er zeigt auf die Wandtafel über der Theke. Ich muss meine Augen von Selma lösen – und lese ‚Botella de Champagne 495 Escudos‘.
Da hatte ich mit Erinnerung an die Zustände auf dem Hamburger Kiez schon vorher den Kopf geschüttelt. genau - Scheißidee!

Bruno meint: „Reisen scheint deren Religion zu sein. Die ewig Suchenden. Das muss man sich aber leisten können. Suchen kostet.“
„Familie auch“, kontere ich.
Grins! Hier hab ich geguckt, ob Du philosophisches getagtet hast? Ne, war mir klar, das Du das nicht machst, aber die beiden geben durchaus ein paar Lebensweisheiten von sich. Ich nicke durchaus mit dem Kopf!

Er will die sechzig Escudos im Voraus, dieses Mal hat er den längeren Hebel.
Haha! Man sieht sich immer zweimal im Leben. Schön nochmal aufgegriffen.

Unten hängt Brackwasser und Plumpsklo in der Luft. Wie klebriger Atem legt sich das auf die Haut, heute auch auf die Stimmung.
Hier sag ich mal Dankeschön! Hätte ich mich nie getraut, höre schon die Bemerkung: Unkorrekt, physikalischer Mumpitz. Aber ich hab sofort Bild, leider mit Geruch. Bitte beim nächsten Mal hinterher war nettes, zur Erholung. Das ist glaube ich meine Lieblingssatz, seltsam!

Aber ich hab‘s nötig. Kann an nichts anderes denken. Ob ich ficken will oder muss, weiß ich nicht. Mit Sofia, Belinda, Rosalia – auch scheißegal. Jedenfalls komm ich bei Maria immer auf meine Kosten. Fast wie zuhause. Nein, Blödsinn, ich liebe meine Frau. Aber verdammt, ich bin vierzig!
Okay, hie rbin ich dann raus! Soviel weibliche Gene hab ich ann doch, das ich bei solchen Begründungen nur am Kopfschütteln bist. Aber Du erreichst schon was, ich hab ein bestimmtes Bild vor Augen, ein wöchentliches Ritual, eine Standardausrede. Ja, macht Kopfkino.

Aber ich bin doch nur ein ganz normaler … Unbeherrschter, würde ein Pfaffe sagen.
‚Nein!!‘, würde ich ihn anschreien. ‘Ich bin nicht unbeherrscht! Dieser Trieb beherrscht mich – und ich habe ihn mir nicht gewünscht.‘ Sollen sich an die eigene Nase fassen.
Muss ich jetzt noch gucken, ob mit Gesellschaft getagtet ist? Cool mit eingebaut, so ganz lässig nebenbei.

Hola“, sagt jemand. Wir drehen uns um.
„Dinero, Dollares!“
Wir sind zu verdattert, um zu reagieren.
„Venga, venga!“, drängen sie, „ Àndale!“ Sie sind zu dritt. „Todo el dinero!“
Nee! Echt jetzt? Da lassen sich die beiden "Einheimischen", "unten Zuhause sein"-Typen überfallen? Lese ich das Falsch? Okay, Du bereitest hier den Dialog der beiden Schichten/Blasen/Typen (nenns wie Du willst) vor, aber so recht glauben mag ich es nicht.

„Oh, Scheiße. War echt knapp.“
„Haben sie bei uns auch schon versucht, wir sind aber alle vernetzt, da klappt das nicht so einfach.“
Und die Bessersituierten, die Reichen, die von oben wissen es zu verhindern? Oder hab ich etwas falsch verstanden. Okay, ich lese nachher nochmal.

Da kommen sie wieder an: Der Commandante geht mal hoch, mal runter – und der ganze Verein fliegt brav hinterher in Ernst und Würde.
Die Klammer mit den Pelikanen ist prima, hier gefiel mir, das ich mir erschließen muss, aber auch kann, wovon Du sprichst
Wenn ich je mit besoffnem Kopp in eine Tattoo-Bude gerate, lass ich mir einen Pelikan stechen.
Und der Satz hat durchaus auch Chancen zu meinen Lieblingen zu zählen.

Also, zugegeben komme ich mit Deinen Texten nicht immer klar, heute passt es.
Die beiden Lebensbereiche berühren sich, werden ein bisschenbesser verstanden und lösen sich wieder voneinander. Aber es bleibt etwas.
Lass bitte mal hören, ob ich völlig daneben liege. Aber auf alle Fälle Dankeschön fürs Lesen- und Kommentieren lassen, nun bin ich auch wieder bereit, mich am Willkommen hier zu beteiligen.
Beste Grüße aus dem gestapelten Wasser (die drohen zum Wochenende mit 50cm Neuschnee)
witch

 

Hallo josefelipe,
mal ganz ohne zu bewerten - es liest sich wie geschnitten Brot, der Film läuft ab und jede Kamera-Einstellung zoomt immer genau bis kurz vor die Mitte, um dann haarscharf vorbei zu schrammen. Tolle Technik, ich ziehe den Hut. War noch nie dort an der Pazifikküste, aber ihr Duft in Deiner Story war deutlich und markant anwesend. Grüße - Detlev

 

Hallo @josefelipe

ich habe jetzt schon einige Texte von Dir gelesen und war gleich neugierig, als ich Pisco Sour entdeckt hab. Allerdings gehört dieser Text nicht zu meinen Favoriten? Warum? Schwer zu sagen. Ich persönlich mag es generell nicht, wenn der Anfang nicht aus der Sicht von einer Personen beschrieben wird. Da fällt es schwer, Kopfkino zu entwickeln. Erst im Verlauf der Story wird das Bild Deiner Protas klarer. Positiv finde ich die Beschreibungen der Locations, der kulturellen Eigenheiten und ich mag es, dass bei Deinen Storys immer ein wenig spanisch gesprochen wird. Das kommt gut rüber. Hier und da könnte es noch detaillierter sein. Die Aussage der Geschichte? Finde ich ein wenig unspektakulär. Sie erkennen, dass die Biker doch keine totale Idioten sind. Naja. Ist mir ein weng zu nichtssagend. Hab die Kommentare der anderen gelesen und bin immer wieder überrascht, wie unterschiedlich Geschichten auf die verschiedenen Leser wirken :)

Hier ein paar Anmerkungen:

Durch weißbeschissene Inselchen manövrieren wir, gehen vor Anker und warten auf Fracht.

Unter weißbeschissenen Inselchen kann ich mir nichts vorstellen.
Du beginnst Deine Geschichte aus der "Wir" Perspektive. Ich hab da generell nen Problem mit. Kann mir dann erstmal nicht wirklich was vorstellen. Ich finde es schöner, wenns um eine Person geht oder, wenn schon um mehrere, wenn die dann gleich klar definiert werden, um das Kopfkino anzukurbeln.

Ja, guckt nur auf uns. Wir haben einen Traumberuf. Sammeln an dieser tristen Küste alles ein, was stinkt, doch in Europa viel Geld bringt, das nicht stinkt. Das landet leider nicht in unseren Taschen. Wir kriegen nur soviel, dass es für die Mädchen reicht und für einen guten Schluck.
Doch wir verdienen uns etwas dazu.

Hier stell ich mir erstmal ne ganze Horde Seeleute vor :D

Als es dunkelt, taucht eine schmucke Barkasse auf, ‚Aduana‘, der Zoll.

Als es dunkel wird / Als die Dämmerung hereinbricht / Als die Nacht sich über die Stadt legt etc.

Bruno in seiner Funktion als Zahlmeister und ich, der Bootsmann, gehen den uniformierten Herren entgegen und bitten an Bord.

Endlich erfahre ich, wer der Prota, bzw. sein Begleiter ist :thumbsup:

Während alle Welt das elektrisch macht, zappelt er hinter seiner Theke und shakt und shakt.

shaked?

Die Mädchen sind amerikanisch geschminkt.

Benutzen Amerikanerinnen Make-up anders, als Nichtamerikanerinnen? Und nicht vergessen, Amerika ist ja total Multi-Kulti. Was für ein Bild möchtest Du hier transportieren?

„Bruno, ich hab Brand. Und Du?“

du

Unten hängt Brackwasser und Plumpsklo in der Luft.

der Duft von ...

Hundemüde hangeln wir uns die Gangway hoch. „Mensch, Bruno, das hätte ich mir nicht träumen lassen, dass wir mal mit denen spazierenfahren.“

Hier dann die große Erkenntnis, dass die Biker doch ganz in Ordnung sind.

Hoffe, mein Feedback ist okay und ich freu mich schon auf weitere Geschichten von Dir.

Ganz liebe Grüße und einen schönen Tag,
Silvita

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola Hodenhagen – hier spricht Antofax! Jemand zu Hause?
Ah, da ist er ja! Hola @Morphin,

will mich für Deine Zuschrift bedanken. Dass Du gleich an Degenhardt gedacht hast, finde ich klasse; immerhin gibt‘s in meinem Text auch eine Oberstadt mit gefühltem höheren Anspruch.

War das noch zu Pinochets Zeiten?
Nein, vorher – 1965-70.

Dann tauchten die beiden im Jeep auf …
No, Señor – eso no es del todo correcto:
Wir hören Motorradlärm, der schnell näher kommt.

Obwohl man deine Geschichte durchaus als Ausschnitt eines Reiseberichtes betrachten kann, ist dahinter noch einiges mehr.
Du sagst es. Man schaut den Leuten und den Pelikanen zu, wie jeder sein Programm abspult. Beim Blick in den Rasierspiegel schließt sich der Kreis :sconf: .
Und diese vorgefasste Meinung über Leute - die Biker sind nur Beispiel - von denen man gar keine Ahnung hat, ist ja allgegenwärtig.
Zum anderen - und das sollte der Kern der Story sein - ist die Rede von Seeleuten und ihrer Sexualität. Im katholischen Südamerika geht man damit locker um und entspannt - Ursache Klima & Mentalität: fatalistische Fügung des Schicksals + Fügung Gottes - bei uns eher verkniffen bis prüde.

Morphin: Die Schönheit der Welt ergibt noch keinen Lebenssinn. Man kann überall verloren sein.
Das bleibt unwidersprochen, mein lieber Philosoph.
Nur einige mit ordentlich was aum Konto versuchen, sich aus diesem Elend herauszukonsumieren. Viele haben sogar Spaß dabei. Tsts.

Sehr gerne gelesen
Darauf kam‘s mir an, vielen Dank.

traurig, dass es so kurz ist.
Anfangs war es beredter und damit länger. Ich meine, dass dieser kurze, prägnante Stil nicht optimal wäre für einen längeren Text – da müsste eine andere Atemtechnik her.

Lieber Morphin, hab Dank für Deine Meinung zur Sache
und bleibe negativ!

José

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola @greenwich,

besten Dank für Deinen freundlichen Kommentar. Ich werde gewissenhaft alle Punkte beackern.

gw: … ich hänge imme rnoch stark an der "Lehrmeinung", vonwegen Verortung, Protagnisten einführen und solch theoretisches Zeugs.
Ist ja auch nicht verkehrt. Nicht verkehrt ist es auch, sich ab und zu davon zu lösen :) .

gw: Der Ehrlichkeit halber sei gesagt, das ich das Guano-Ernsten erst danach gecheckt habe, …
Na, ich gehe davon aus, dass Guano für Deinen Beruf ähnlich wichtig ist wie Salz und Pfeffer für meinen;).
José: Wir kriegen nur soviel, dass es reicht für die Mädchen und einen guten Schluck.
Doch wir verdienen uns etwas dazu.
gw: Hier habe ich eine ehrliche Frage (grins nicht). Soll das so "gebrochen" klingen, also im Sinne von Nicht-Muttersprahcler, nicht oberste soziale Schicht oder ist das eher eine Stelle für Feinschliff? Ich tendiere beim ersten Lesen zu: "... soviel, dass für die Mädchen und eine guten Schluck reicht." Aber eigentlich gefällt es mir genauso, wie es dort steht. Ich würde also nur wissen wollen, ob es Absicht ist ...
Hast völlig recht – das Fette trifft zu. Hab‘s verbesssert.

Wir am Hafen haben Ähnliches, nicht ganz so strahlend, und auf ‚Bar‘ und ‚Café‘ wird verzichtet.
gw: Grins! Wie jetzt, da steht dan Fick- und Saufbude dran? Klasse! Ich mag den Humor, so nach dem Motto "dann erst recht"
Räusper. Ganz so deftig wollte ich nicht rangehen. Ich schreibe auch für Damen:pah:.

gw: Das sind harte Sitten, wenn die Kundschaft entscheidet, was sie zahlt.
Es sei denn, die Kundschaft kennt den Preis …

gw: Hier hab ich geguckt, ob Du philosophisches getagtet hast? Ne, war mir klar, das Du das nicht machst, aber die beiden geben durchaus ein paar Lebensweisheiten von sich.
Das sind liebe Kerle, machen halt das beste aus ihren Möglichkeiten. Sind keineswegs auf den Kopf gefallen.

José: Unten hängt Brackwasser und Plumpsklo in der Luft. Wie klebriger Atem legt sich das auf die Haut, heute auch auf die Stimmung.
gw: Hier sag ich mal Dankeschön! Hätte ich mich nie getraut, höre schon die Bemerkung: Unkorrekt, physikalischer Mumpitz. Aber ich hab sofort Bild, leider mit Geruch. Bitte beim nächsten Mal hinterher war nettes, zur Erholung. Das ist glaube ich meine Lieblingssatz, seltsam!
Wer auf das Fette pocht, hat selbstverständlich recht. Und grammatikalisch richtig wäre:
Unten hängen Brackwasser und Plumpsklo … aber das klingt bescheuert. Hauptsache, Du kommst damit klar.

Dann kommt die Stelle mit Rudis pragmatischen Überlegungen zu Hund und Hündin:

José: Aber ich hab‘s nötig. Kann an nichts anderes denken. Ob ich ficken will oder muss, weiß ich nicht.
… und Du sagst:
gw: Okay, hie rbin ich dann raus! Soviel weibliche Gene hab ich ann doch, das ich bei solchen Begründungen nur am Kopfschütteln bist.
Dieser Abschnitt hat mich wohl einige Sympathien gekostet. Vielleicht hätte ich in der Antike anfangen sollen, da war Hurerei schon stark verbreitet:hmm:.

José: Aber ich bin doch nur ein ganz normaler … Unbeherrschter, würde ein Pfaffe sagen.
‚Nein!!‘, würde ich ihn anschreien. ‘Ich bin nicht unbeherrscht! Dieser Trieb beherrscht mich – und ich habe ihn mir nicht gewünscht.‘ Sollen sich an die eigene Nase fassen.
gw Muss ich jetzt noch gucken, ob mit Gesellschaft getagtet ist? Cool mit eingebaut, so ganz lässig nebenbei.
Musste sein:D.

Dann kommt der Überfall. Du schreibst:

gw: Nee! Echt jetzt? Da lassen sich die beiden "Einheimischen", "unten Zuhause sein"-Typen überfallen? Lese ich das Falsch? Okay, Du bereitest hier den Dialog der beiden Schichten/Blasen/Typen (nenns wie Du willst) vor, aber so recht glauben mag ich es nicht.
Hab nur gedacht: Drei gegen Zwei macht Eins zu Null für die Drei. Aber Rettung naht - aus Zwei werden Vier:schiel:.

gw: Die Klammer mit den Pelikanen ist prima, …
Ja, liebe greenwich, ich wollte Dich erfreuen. Pelikane sind Sympathieträger.

José: Wenn ich je mit besoffnem Kopp in eine Tattoo-Bude gerate, lass ich mir einen Pelikan stechen.
gw: Und der Satz hat durchaus auch Chancen zu meinen Lieblingen zu zählen.
Zu meinen auch:).

Dein Resümee gefällt mir:

gw: Die beiden Lebensbereiche berühren sich, werden ein bisschenbesser verstanden und lösen sich wieder voneinander. Aber es bleibt etwas.
Haste wunderbar gesagt: Es bleibt etwas! Hoffen wir, dass es die Toleranz ist.
gw: Lass bitte mal hören, ob ich völlig daneben liege.
Wie kommst Du denn darauf? Passt doch alles. Ganz im Gegenteil bin ich froh, dass Du meinen Text nicht zerrissen hast.

gw: Aber auf alle Fälle Dankeschön fürs Lesen- und Kommentieren lassen, …
Der Dank ist ganz meinerseits! Auch wenn in Greenfairyhausen zur Zeit alles ein wenig langsamer vonstatten gehen mag, danke ich Dir für die aufgewendete Zeit.
gw: Beste Grüße aus dem gestapelten Wasser (die drohen zum Wochenende mit 50cm Neuschnee)
Ja, aber was redest Du denn da? Ich hab in kurzen Hosen ein herrliches Schokoladeneis geschleckert – auf der Gartenbank, im prallen Sonnenschein. Wenn schon Klimaerwärmung, dann bitte so!

Liebe greenwich, danke nochmals und beste Grüße!
José

 

Hola @Detlev,

freut mich sehr, von Dir zu hören. Bei Deinem Nick denke ich an Deine Geschichte, in der der Wert der Arbeit und ihr Sinn im Mittelpunkt standen, ich muss mal nachblättern – ah, genau! ‚Der Weinberg‘ hieß die. Ich sehe auch, dass ich trotz meines Vorsatzes nicht kommentiert habe, was schade ist, denn – ich hab sie gleich noch mal gelesen – sie gefällt mir auch heute noch.

Was mir auch gut gefällt, ist Deine Beurteilung meines Textes:

… es liest sich wie geschnitten Brot, der Film läuft ab und jede Kamera-Einstellung zoomt immer genau bis kurz vor die Mitte, um dann haarscharf vorbei zu schrammen.
Reiner Balsam! Danke sehr.

War noch nie dort an der Pazifikküste, …
Die ist hässlich – da wäre das Geld weiter oben, an Mexikos Stränden, besser angelegt.

Vielleicht sieht man sich dort (nach Corona, und falls wir das tatsächlich überleben:shy:).
Bis dahin schöne Grüße!
José

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola @Silvita,
diesen Anfang mag ich gar nicht:

Allerdings gehört dieser Text nicht zu meinen Favoriten …
Sehr schade, kamma nix machn.
Andrerseits kein Wunder bei der Unterschiedlichkeit der Leser und allen möglichen Tags. Immerhin sehen wir das ähnlich:
Si: Hab die Kommentare der anderen gelesen und bin immer wieder überrascht, wie unterschiedlich Geschichten auf die verschiedenen Leser wirken.

Ich persönlich mag es generell nicht, wenn der Anfang nicht aus der Sicht von einer Personen beschrieben wird. Da fällt es schwer, Kopfkino zu entwickeln.
Tja, da bist Du festgelegt. Ist wirklich private Ansicht, wie ein Text anzufangen hat. Ich kann da nichts planen; wenn mich der Hafer sticht, geht‘s einfach los ohne irgendwelche Erwägungen.
Aber Du hast ja noch ein Bild zusammenbekommen:
Erst im Verlauf der Story wird das Bild Deiner Protas klarer.
Das langsame Herausschälen ist allerdings beabsichtigt.

Hier und da könnte es noch detaillierter sein.
Ja, auch das Wetter könnte besser sein.
Aber ernsthaft: Das ist ein schmaler Grat – hier detailliert, dort geschwätzigredundant.

Die Aussage der Geschichte? Finde ich ein wenig unspektakulär. Sie erkennen, dass die Biker doch keine totale Idioten sind. Naja.
Ich zitiere mich mal selbst aus meiner Antwort an Morphin:
Man schaut den Leuten und den Pelikanen zu, wie jeder sein Programm abspult. Beim Blick in den Rasierspiegel schließt sich der Kreis .
Und diese vorgefasste Meinung über Leute - die Biker sind nur Beispiel - von denen man gar keine Ahnung hat, ist ja allgegenwärtig.
Zum anderen - und das sollte der Kern der Story sein - ist die Rede von Seeleuten und ihrer Sexualität. Im katholischen Südamerika geht man damit locker um und entspannt - Ursache Klima & Mentalität: fatalistische Fügung des Schicksals + Fügung Gottes - bei uns eher verkniffen bis prüde.

Unter weißbeschissenen Inselchen kann ich mir nichts vorstellen.
Aber das ist doch allerfeinstes Deutsch!
Das sind kleine Inseln, mit weißer Vogelkacke (Guano) bekleckert:cool:.

Si: Du beginnst Deine Geschichte aus der "Wir" Perspektive. Ich hab da generell nen Problem mit. Kann mir dann erstmal nicht wirklich was vorstellen. Ich finde es schöner, wenns um eine Person geht oder, wenn schon um mehrere, wenn die dann gleich klar definiert werden, um das Kopfkino anzukurbeln.
Das verstehe ich. Andere Varianten werden trotzdem geduldet oder eher nicht?

Hier stell ich mir erstmal ne ganze Horde Seeleute vor
Ja, stimmt – die Mannschaft eben oder ein Teil davon;).

José: Als es dunkelt, taucht eine schmucke Barkasse auf, ‚Aduana‘, der Zoll.
Si: Als es dunkel wird / Als die Dämmerung hereinbricht /
Sind Deine Vorschläge als Verbesserung gedacht? Ich erkenne keinen Mehrwert bei einer Änderung ‚als es dunkel wird‘ gegen ‚als es dunkelt‘. ‚Es dunkelt‘ ist korrektes Deutsch.

Deinen dritten Vorschlag muss ich verwerfen:

Als die Nacht sich über die Stadt legt
Wir sind am Hafen.

José: Bruno in seiner Funktion als Zahlmeister und ich, der Bootsmann, gehen den uniformierten Herren entgegen und bitten an Bord.
Si: Endlich erfahre ich, wer der Prota, bzw. sein Begleiter ist
Na bitte! Alles zu seiner Zeit.

José: Die Mädchen sind amerikanisch geschminkt.

Si: Benutzen Amerikanerinnen Make-up anders, als Nichtamerikanerinnen? Und nicht vergessen, Amerika ist ja total Multi-Kulti. Was für ein Bild möchtest Du hier transportieren?
Ich habe den Satz rausgenommen, mit dem hatte ich auch ein Problem. Brauchte nur einen freundlichen Tritt …
Ich hätte zu viel erklären müssen. Dass Latinas aufs Blondieren verzichten, andere Farben
wählen - im Gegensatz zu den Atacama-Mädchen … würde zu beredt.

Und nicht vergessen, Amerika ist ja total Multi-Kulti.
Danke für die Info:D.

Unten hängt Brackwasser und Plumpsklo in der Luft.
Si: der Duft von ...
Du willst mich auf den Arm nehmen? Der Duft von Plumpsklo?
Hier dann die große Erkenntnis, dass die Biker doch ganz in Ordnung sind.

Hoffe, mein Feedback ist okay


Ach ja. Doch. Schon. Wenn man davon absieht, dass – wie oben zitiert – die
‚Message‘ meines Textes bei Dir nicht angekommen scheint. Das Problem für Männer in den besten Jahren, für längere Zeit ohne Frau zu sein – und das Problem der dritten Welt, reguläre Frauenarbeit mies zu bezahlen und damit …

Beinahe putzig, dass sich kein Kommentator an diesem Satz gestoßen hat:

Trotzdem kriege ich unten für fünfhundert Piepen zehn Weiber.
Nicht von Interesse, wir zählen lieber Kommas.

Vielleicht sollte ich über KatzenMeerschweinchen schreiben:hmm:.

Viele Grüße!
José

 

Nur der Ehrenrettung wegen ...

Beinahe putzig, dass sich kein Kommentator an diesem Satz gestoßen hat:
Trotzdem kriege ich unten für fünfhundert Piepen zehn Weiber.
dass pass sosehr in Deinen bisherigen Stil in der Geschichte, dass ich mich daran einfach nicht stoßen kann. Ist so ein : ist-halt-so-Ding, kein Bruch, nichts was mich aufhorchen lässt, das war ja vorher schon geschehen, das große Kopfschütteln.

Nicht von Interesse, wir zählen lieber Kommas.
Na komm. so schlecht sind wir allesamt als Kommentatoren nicht. Und wenn mir die katholische Offenheit entgangen ist, dann vielleicht ja auch, weil ich durch katholische Kirchenleute und seltsames Überfallverhalten abgelenkt war.

Vielleicht sollte ich über KatzenMeerschweinchen schreiben:hmm:.
Ne, bleib mal bei Deinen Themen, ich bin ihnen nicht immer gewachsen, aber wie war das mit dem Wachsen an den Aufgaben?

Schönen Sonntag - Gibt es in Südungarn Schnee? Und was ich schon immer mal wissen wollte, hattet Ihr in Pécs mal ein Schwimmbad mit ganz moorigem/brauen Wasser?
Liebe Grüße
witch

 

Hallo @josefelipe

Sehr schade, kamma nix machn.
Andrerseits kein Wunder bei der Unterschiedlichkeit der Leser und allen möglichen Tags. Immerhin sehen wir das ähnlich:

Ja, das sehen wir ähnlich - und wäre ja auch seltsam, wenn alle Texte gleich wirken würden

Tja, da bist Du festgelegt. Ist wirklich private Ansicht, wie ein Text anzufangen hat. Ich kann da nichts planen; wenn mich der Hafer sticht, geht‘s einfach los ohne irgendwelche Erwägungen.
Aber Du hast ja noch ein Bild zusammenbekommen:

Das stimmt. Ich schildere ja auch nur meinen persönlichen Eindruck beim Lesen.
Ja klar - ein Bild hab ich zusammenbekommen :D

Das langsame Herausschälen ist allerdings beabsichtigt.

Dann ist das ja gut.

Ja, auch das Wetter könnte besser sein.
Aber ernsthaft: Das ist ein schmaler Grat – hier detailliert, dort geschwätzigredundant.

Wohl wahr. Alles persönlicher Geschmack.

Ich zitiere mich mal selbst aus meiner Antwort an Morphin:
Man schaut den Leuten und den Pelikanen zu, wie jeder sein Programm abspult. Beim Blick in den Rasierspiegel schließt sich der Kreis .
Und diese vorgefasste Meinung über Leute - die Biker sind nur Beispiel - von denen man gar keine Ahnung hat, ist ja allgegenwärtig.
Zum anderen - und das sollte der Kern der Story sein - ist die Rede von Seeleuten und ihrer Sexualität. Im katholischen Südamerika geht man damit locker um und entspannt - Ursache Klima & Mentalität: fatalistische Fügung des Schicksals + Fügung Gottes - bei uns eher verkniffen bis prüde.

Danke für die Erklärung.

Aber das ist doch allerfeinstes Deutsch!
Das sind kleine Inseln, mit weißer Vogelkacke (Guano) bekleckert

Lol :D Okay. Vielleicht kann ich mir das nicht vorstellen, weil ich das selbst noch nie gesehen hab.

Das verstehe ich. Andere Varianten werden trotzdem geduldet oder eher nicht?

Das ist schön.
Was meinst Du mit anderen Varianten?

Sind Deine Vorschläge als Verbesserung gedacht? Ich erkenne keinen Mehrwert bei einer Änderung ‚als es dunkel wird‘ gegen ‚als es dunkelt‘. ‚Es dunkelt‘ ist korrektes Deutsch.

Ja, das sollten Vorschläge sein.
Klar, ist das korrektes Deutsch, hab ja nix anderes behauptet. Klingt nur nicht besonders poetisch.

Wir sind am Hafen.

Okay.

Ich habe den Satz rausgenommen, mit dem hatte ich auch ein Problem. Brauchte nur einen freundlichen Tritt …
Ich hätte zu viel erklären müssen. Dass Latinas aufs Blondieren verzichten, andere Farben
wählen - im Gegensatz zu den Atacama-Mädchen … würde zu beredt.

Ah ok. Danke für die Info. Das wusste ich nicht.
Ja, das hättest Du dann echt erklären müssen. Das wissen dann wohl nur die Insider.

Du willst mich auf den Arm nehmen? Der Duft von Plumpsklo?

Lol :D Der Gestank?

Ach ja. Doch. Schon. Wenn man davon absieht, dass – wie oben zitiert – die
‚Message‘ meines Textes bei Dir nicht angekommen scheint. Das Problem für Männer in den besten Jahren, für längere Zeit ohne Frau zu sein – und das Problem der dritten Welt, reguläre Frauenarbeit mies zu bezahlen und damit …

Ja, irgendwie hat es bei mir da nicht klick gemacht. Liegt bestimmt nicht an Deiner Geschichte.

Nicht von Interesse, wir zählen lieber Kommas.

Mmh. Das ist jetzt gemein. Ich zähle sicherlich nicht nur Kommas, sonderen markiere, was mir halt so auffällt und schildere meinen Leseeindruck.

Beinahe putzig, dass sich kein Kommentator an diesem Satz gestoßen hat: Trotzdem kriege ich da unten für 500 Piepen zehn Weiber

An dem Satz fand ich nichts Verwerfliches.

Vielleicht sollte ich über KatzenMeerschweinchen schreiben

Lol :D Ich mag sowohl Katzen, als auch Meerschweinchen.
Aber ernsthaft, Du hast ja ne sehr breite Bandbreite an Texten und viele davon gefallen mir sehr gut. Und ich hab ja auch Positives kommentiert.

Ganz liebe Grüße,
Silvita

 

Vor zwei Damen mach ich einen besonders tiefen Bückling:
Hola@greenwich! Hola@Sivita!

Kleine Nachlese:
Ja, liebe greenwich, hier verstehe ich Deinen Blickwinkel:

José: Trotzdem kriege ich unten für fünfhundert Piepen zehn Weiber.
gw: ... dass pass sosehr in Deinen bisherigen Stil in der Geschichte, dass ich mich daran einfach nicht stoßen kann. Ist so ein : ist-halt-so-Ding, kein Bruch, nichts was mich aufhorchen lässt, das war ja vorher schon geschehen, das große Kopfschütteln.
Allerdings finde ich das Kopfschütteln einer modernen Frau, die mitten im Leben steht, als Reaktion auf die Beschreibung eines gewöhnlichen Landgangs als, nun, wie soll ich sagen – verblüffend. Eine solche Reaktion hätte ich eher bei meiner Mutter erwartet.

Nicht von Interesse, wir zählen lieber Kommas.
gw: Na komm. so schlecht sind wir allesamt als Kommentatoren nicht.
Ganz im Gegenteil! Die WK-Kommentatoren sind klasse! Schließlich wechsle ich auch bisweilen die Seite.

gw: Und wenn mir die katholische Offenheit entgangen ist, dann vielleicht ja auch, weil ich durch katholische Kirchenleute und seltsames Überfallverhalten abgelenkt war.

Die Unklarheit ist meine Schuld, vielleicht ein kleines Missverständnis. Ich jedenfalls habe von katholischer Offenheit noch nichts gehört, aber sehr oft vom Gegenteil:sealed:.

gw: Gibt es in Südungarn Schnee?
Nein. Aber Sorbet.

gw: Und was ich schon immer mal wissen wollte, hattet Ihr in Pécs mal ein Schwimmbad mit ganz moorigem/brauen Wasser?
Stimmt. Ursache waren defekte Filter und mangelnde Reinigung/Sauberkeit. War deshalb einige Zeit als Moorbad deklariert. Ist jetzt wieder spiegelblank und kristallklar. Man hat mit Geld aus Brüssel neue Wasserfilter besorgt und die Chlormenge um das Siebenfache erhöht. Die roten Augen sind am nächsten Tag wie weggeblasen.

Du willst mich auf den Arm nehmen? Der Duft von Plumpsklo?
Si: Lol Der Gestank?
Bin zerrissen zwischen Duft und Gestank.

Vielleicht sollte ich über KatzenMeerschweinchen schreiben
Si: Lol Ich mag sowohl Katzen, als auch Meerschweinchen.
Liebe Silvita, um Dir nicht zu nahe zu treten, hatte ich ‚Katzen‘ gestrichen. Und warum?
Ich muss zum Optiker! Habe das Hündchen auf Deinem Avatar als Katze angesehen:hmm:.

Si: Du hast ja ne sehr breite Bandbreite an Texten und viele davon gefallen mir sehr gut. Und ich hab ja auch Positives kommentiert.
Und dafür meinen besten Dank.

Liebe greenwich, liebe Silvita – ich grüße Euch und verspreche, weiterhin an meinem Charakter zu arbeiten (im Sinne einer Verbesserung;)).

José

 

Sorry, ich schramme jetzt mal haarscharf an Textarbeit vorbei. Nun will ich aber doch wissen, ob das jetzt echt altmodisch ist?

Aber ich hab‘s nötig. Kann an nichts anderes denken. Ob ich ficken will oder muss, weiß ich nicht. Mit Sofia, Belinda, Rosalia – auch scheißegal. Jedenfalls komm ich bei Maria immer auf meine Kosten. Fast wie zuhause. Nein, Blödsinn, ich liebe meine Frau. Aber verdammt, ich bin vierzig!
Okay, hie rbin ich dann raus! Soviel weibliche Gene hab ich ann doch, das ich bei solchen Begründungen nur am Kopfschütteln bist. Aber Du erreichst schon was, ich hab ein bestimmtes Bild vor Augen, ein wöchentliches Ritual, eine Standardausrede. Ja, macht Kopfkino.
Das Problem was ich hier habe bezieht sich ja nicht darauf, das er Lust auf Sex hat, sondern darauf, dass der Trieb als Ausrede dafür genommen wird, dass er nicht bis zu Hause warten kann. Weil ich lese hier kein: "Und in meiner Abwesenheit darf meine frau auch gerne mal den Nachbarn empfangen".
Allerdings finde ich das Kopfschütteln einer modernen Frau, die mitten im Leben steht, als Reaktion auf die Beschreibung eines gewöhnlichen Landgangs als, nun, wie soll ich sagen – verblüffend. Eine solche Reaktion hätte ich eher bei meiner Mutter erwartet.
Ja, so läuft es wohl tatsächlich im wahren Leben, auch hier in HH und Umgebung haben die Frauen des Gewerbes ja genau aus diesem Grund ein "gutes" Auskommen, aber ich kann nicht sehen, wo die beschriebene lateinamerikanische Art weniger scheinheilig ist, als die europäische, nur eine andere Form bzw. noch sexistischer. Aber mein Kopfschütteln basierte nicht auf dem Umstand, das es um Sex geht oder menschliche Bedürfnisse.

Ach, und wenn ich schon neben der Textspur bin. Wenn Euer Schwimmbad früher braunes Wasser hatte, der Kirchturm bei einem Erdbeben mal Risse bekam und es eine landwirtschaftliche Berufsschule gibt/gab, dann habe ich in Pécs schonmal ein, zwei Wochen Sommerferien im Schüleraustausch verbracht - vor gut 35 Jahren.

Beste Wünsche aus dem wunderschön zart verschneiten Norden
witch

 

Hallo @josefelipe

Danke fürs Mitnehmen nach Chile. Es hat mir gefallen, du schreibst ja
super gut.
Es ist beruhigend dass es überall auf der Welt gleich ist. Es gibt Vorteile gegen die Privilegierten und sie können abgebaut werden. Männer brauchen Sex und können ihn kaufen.
Das du das Ganze gekonnt in einen anderen Kontinent packst, mit einer Geschichte, die kunstvoll ein Milieu beschreibt, dass mir bisher fremd war,
fand ich spannend und toll erzählt.

Lieber Gruß
CoK

 

Hola @CoK,

Danke fürs Mitnehmen nach Chile.
Aber gerne doch! Es reist sich angenehmer in Gesellschaft:).

CoK: Es gibt Vorteile gegen die Privilegierten und sie können abgebaut werden.
Vorteile oder Vorurteile? Aber eigentlich passt beides.

Dass du das Ganze gekonnt in einen anderen Kontinent packst, mit einer Geschichte, die kunstvoll ein Milieu beschreibt, das mir bisher fremd war,
fand ich spannend und toll erzählt.
Freut mich sehr, dass es Dir gefallen hat, zumal das über fünfzig Jahre zurückliegt und autobiografisch ist.

Danke für‘s Lob und schöne Grüße!
José

Hola @greenwich,

gw: Das Problem was ich hier habe bezieht sich ja nicht darauf, das er Lust auf Sex hat, sondern darauf, dass der Trieb als Ausrede dafür genommen wird, dass er nicht bis zu Hause warten kann.
Der Trieb als Ausrede – hm. Immerhin drei Monate ohne, Moment: Zwölf Wochen klingt noch dramatischer.

Weil ich lese hier kein: "Und in meiner Abwesenheit darf meine frau auch gerne mal den Nachbarn empfangen".
Wenn er das sagte, wäre er ein Trottel. In Seemannsehen ist ‚Schwamm drüwwer‘ praktizierte Diplomatie. Er würde es eh nicht verhindern können – man kennt ja die Frauen :D .

gw: … ich kann nicht sehen, wo die beschriebene lateinamerikanische Art weniger scheinheilig ist, als die europäische, nur eine andere Form bzw. noch sexistischer.
Hast natürlich recht, es ist und bleibt ein Scheißgeschäft. Trotzdem fester Bestandteil menschlichen Zusammenlebens – Angebot und Nachfrage mit Milliardenumsätzen.


gw: Wenn Euer Schwimmbad früher braunes Wasser hatte, der Kirchturm bei einem Erdbeben mal Risse bekam und es eine landwirtschaftliche Berufsschule gibt/gab, dann habe ich in Pécs schonmal ein, zwei Wochen Sommerferien im Schüleraustausch verbracht - vor gut 35 Jahren.
Das ist gut möglich. Ich bin mit meiner Frau erst zwanzig Jahre hier, die Antwort muss ich deshalb schuldig bleiben. Vom gerissenen Kirchturm weiß ich nichts – die größte Kirche ist der Dom mit sage und schreibe vier Kirchtürmen. Aber lass uns mal davon ausgehen, dass Du hier warst und eine gute Zeit hattest:).

Alles Gute und viele Grüße!
José

 

Hallo @josefelipe,

long time, no see. Ich hatte vor einer Weile überlegt, dich privat anzuschreiben. Ich wollte dich fragen, ob man in Ungarn noch von Andor Endre Gelléri spricht. Wenn nicht, bin ich enttäuscht, und wenn du Interesse an ungarischer Literatur hast, dann empfehle ich dir, dir unbedingt "Stromern" zu besorgen, eine Kurzgeschichtensammlung von eben jenem Andor Endre Gelléri, und mir dann zu berichten, wie sehr du es liebst.

Aber genug Ungarn, ab nach Chile jetzt. Zu den weißbeschissenen Inseln, die keine Zweifel lassen: Hier schreibt der José.

Ich weiß nur nicht so ganz, wie ich deine Geschichte jetzt kommentieren soll. Ich könnte jede Menge zitierwürdige Stellen rausschreiben, so zum Beispiel:

Bruno in seiner Funktion als Zahlmeister und ich, der Bootsmann, gehen den uniformierten Herren entgegen und bitten an Bord. Die sind schon seit Jahren unsere besten Kunden. Sie zahlen weniger, doch bei Geschäften mit ihnen gibt es kein mulmiges Gefühl, der ganze Laden könne auffliegen.

Während alle Welt das elektrisch macht, zappelt er hinter seiner Theke und shakt und shakt. Wir bekommen unsere Drinks, auf den Schaum etwas Angostura, und Arnoldo schüttelt immer weiter, ohne Shaker. Nur wenn er sitzt, gibt dieser Tick Ruhe.

Bruno sagt „Bruno“ und ich sage „Rudi.“

Pazifisch gesehen habe ich schwer einen im Kahn.

Ein Erzähler auf seinem Höhepunkt. Wie lang eigentlich schon? Der hat sich da wohl festgebissen. Ob Sturheit da eine Rolle spielt? Ob man sich das aneignen kann?

Oder ich könnte erwähnen, wie gut du es verstehst, mit ein paar Kommas und dazwischengepressten Wörtern Atmosphäre zu erzeugen:

Wir gehen noch paar hundert Meter, vorbei an aufgedonnerten Motorrädern und Jeeps, die Sinne zugeschmiert von zuckenden Lichtern, Radau, affektiertem Gehabe und Dröhnmusik.

Wir stolpern über gerissenen Beton, gehen Richtung Pier, im bläulichen Licht der Gaslaternen atmen wir Schwaden von Schweröl und Fischabfällen.

Und wie ich die ganze Szene dann so wunderbar bildhaft vor mir sehe, als wäre ich selbst da.

Oder ich suche die paar wenigen Stolperer raus:

Nachdem wir uns schön gemacht

schöngemacht


Gecko

Ja, du siehst, ich habe keine Ahnung mehr, wie ein "guter Kommentar" funktioniert. Eigentlich wollen wir doch auch nur, dass jemand was zum Inhalt sagt. Da könnte ich dann noch anmerken: Der Inhalt war super. Oder: Ich meine auch, einen doppelten Boden ausgemacht zu haben, nämlich sehe ich da eine Kritik an den Zerstreuungen, die das Leben so bietet, wobei, weniger eine Kritik, mehr einen Überdruss, und der kommt bei mir toll rüber. Blinkelichter überall, aber die irgendwann gehen die ja auch wieder aus, und was dann? Da passt dann auch der Titel, sour, oder doch bitter oder bittersüßsauer oder ... Ich geb's auf. Aber nur für heute. Wollte mir ja was von dieser Sturheit aneignen.

Danke für die tolle Geschichte!

 

Hallo @josefelipe

sajnálom, sollte natürlich Vorurteile heißen.

Vorteile oder Vorurteile? Aber eigentlich passt beides.
Nur Vorteile will man ja nicht abbauen.
Wobei du zweifelsohne recht hast, dass es auch Vorteile hat, nicht
privilegiert zu sein.

Ich wünsche dir einen schönen Nachmittag
Lieber Grüße
CoK

 

Hola @Bas,

Bas: … long time, no see.
Indeed. Aber Du hast ja Neuigkeiten für mich:
Bas: Ich wollte dich fragen, ob man in Ungarn noch von Andor Endre Gelléri spricht. Wenn nicht, bin ich enttäuscht, und wenn du Interesse an ungarischer Literatur hast, dann empfehle ich dir, dir unbedingt "Stromern" zu besorgen, eine Kurzgeschichtensammlung von eben jenem Andor Endre Gelléri, und mir dann zu berichten, wie sehr du es liebst.
Das ist ja schon reine Nötigung – und dann noch einen Abschlussbericht einfordern! Also, Zeiten sind das:rolleyes:. Aber ich lass mich breitschlagen, allerdings kann ich nicht versprechen, ob und ‚wie sehr‘ ich diese Lektüre lieben gelernt habe.

Besten Dank jedenfalls, lieber Bas, und natürlich auch für Deinen wohlwollenden Kommentar.

Bas: Ein Erzähler auf seinem Höhepunkt.
Hoho, haste‘s nich ‘ne Nummer kleiner? Obwohl ich es mit freudigem Erstaunen lese.

Wie lang eigentlich schon?
Dann und wann ist ein Text weniger überarbeitungsbedürftig (nach dem Einstellen:cool:), das ist alles.

Der hat sich da wohl festgebissen. Ob Sturheit da eine Rolle spielt?
Ich und stur? Glaube ich nicht. Der Text soll gut sein – das auf jeden Fall, aber festbeißen?
Ich nehme mir lediglich mehr Zeit und werfe mehr weg, als in bewegteren Zeiten.

… du siehst, ich habe keine Ahnung mehr, wie ein "guter Kommentar" funktioniert.
Du Ärmster, hattu vergessen? Ich jedenfalls bin mit Deinem Komm sehr zufrieden, danke schön.

Der Inhalt war super. Oder: Ich meine auch, einen doppelten Boden ausgemacht zu haben, nämlich sehe ich da eine Kritik an den Zerstreuungen, die das Leben so bietet, wobei, weniger eine Kritik, mehr einen Überdruss, und der kommt bei mir toll rüber.
Volltreffer! Dieses Wort ist mit leider nicht eingefallen, das ist genau der Punkt!
Junge Kerle fahren einige Jahre zur See und werden danach an Land seßhaft und glücklich oder nicht. Die tragischen Figuren sind diejenigen mit einer gehobeneren Position, die sie an Land nicht einnehmen könnten – und deshalb bis zum Sanktnimmerleinstag an Bord bleiben (müssen). Da trifft ‚Überdruss‘ ins Schwarze.
(Andererseits gibt‘s genug tragische Figuren, die einen Überdruss an der Routine des Alltags empfinden, sowohl zu Lande wie zu Wasser).

Bas: Da passt dann auch der Titel, sour, oder doch bitter oder bittersüßsauer oder ...
Ja, genau! Das Bittere fehlt, obwohl es dazugehört.
Ich würde es gern mit hineinpacken, hätte dann aber vier Adjektive; das liest sich nicht gut, mMn.
Schade, zumal Angostura ein Bitter ist.

Bas: Wollte mir ja was von dieser Sturheit aneignen.
Quäle Dich nicht. Dazu müsstest Du erst mal aus der Haut fahren oder schlüpfen.


Für heute sag ich besten Dank, mein Lieber; eine Leseprobe von Gelléri ist im Anmarsch.
Bis zur Berichterstattung!

José

 

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