Porno
Man fand ihn am nächsten Morgen im Badezimmer, vorm Klo. Er hatte sich eine Spritze gesetzt. Eine zu viel. Zuvor hatte er gekotzt. Und keiner hatte was mitbekommen. Keiner auf der Party. Die Party war eine Orgie gewesen. Und der stickige Partykeller war mit schweren Bässen und schrillen Schreien erfüllt gewesen. Wie soll man da was mitbekommen?
Jetzt folgt: er, als Liebhaber - ein paar Stunden zuvor:
„Los, zieh dich aus! Runter damit!“
Sie zieht sich aus, legt sich aufs Bett, wartet. Wartet, auf dass er wieder zustößt. Auf dass er seinen fetten Schwanz wieder in ihrer glitschigen, kleinen Fotze da unten zwischen den Beinen verschwinden lässt. Und zustößt.
Aber nichts geschieht. Heute ist etwas anders. Er hält seinen steifen, prallen Schwanz direkt vor ihr süßes Näschen. Sie riecht den scharfen, ätzenden Geruch den er verströmt, der Gestank von Krankheit und Ratten und Pest.
Und sie versteht. Sie nimmt seinen kleinen, stickenden Schwanz in den Mund, saugt und lutscht daran. Als er in ihren Mund rein spritzt, laufen Tränen ihre Wangen herunter.
„Danke, bis bald,“ sagt er. Zieht sich an und geht.
Sie liegt noch lange auf ihrem Bett.
„Dummes Mädchen,“ flüstert sie. Immer und immer wieder: „Dummes, dummes Mädchen!“
Da ist so ein Druck in ihrem Kopf. Es ist ihr, als würde der Druck ihren ganzen Körper fest umklammern, ihre Gedanken lähmen, so dass sie keinen Finger mehr rühren kann. Oder auch nur spüren. Oder überhaupt von ihnen wissen.
Sie starrt auf die Decke.
„Wie lange ist es schon her...“
Sie denkt an ihre Tränen. Nicht an seinen Gestank.
„...dass ich ihn geliebt habe?“
Und sie denkt und wartet und starrt und liegt einfach so da.
Showtime! Bass dröhnt und kracht und brennt alles nieder, Alkohol fließt und fließt und Flasche für Flasche zerspringt auf dem Boden.
Es ist schon spät, er hockt auf dem Sofa, er ist abgefüllt, sein Kopf ist cremig geworden und er weis von der Gefahr aufzustehen. Es ist ihm, als wenn er durch einen milchigen Schleier sehen würde, während er die seltsam langsam bewegenen Körper der Menschen vor ihm beobachtet. Die Zeit ist so... verzerrt.
Schnitt! Aus! Vorbei – jetzt ist sie dran! Sie rast durch die Menge, sie reißt ihre Kleider vom Leib, sie keucht und schreit und stürzt auf ihn zu.
„Meine Fotze ist total glitschig und nass!“ schreit sie und lacht.
„Komm! Lass uns ficken!“
Er scheint verwirrt, ist erschrocken. Was will die Frau da von ihm? Langsam erst macht es Klick, ihre Brüste kreisen vor ihm und ihre Augen glänzen so komisch.
„Komm du elender Bastard! Jetzt will ich dich ficken! Oder hast du etwa Angst vor den ganzen Leuten – Ficken vor der Vollversammlung, eh? Du wirst doch eine arme, gierige Fotze befriedigen können, ich brauch es jetzt einfach! Zeig das du ein Mann bist, zeig ihnen dein Prachtexemplar von Schwanz!“
Ihre Finger tasten drängend über seine Hose.
Er versucht aufzustehen, versucht aufrecht zu stehen, er wankt stark und schwebt halb in der Luft. Sie lacht. Er zieht sich langsam aus. Die Menge johlt. Er hört es nicht.
„Komm schon! Kann dein Fridolin etwa nicht?“
Nein, er kann nicht. Er hängt schlaff und runzelig herunter.
Unterbrechung! In Großaufnahme: Lachende Gesichter, bestürzte Gesichter – und von überall her: gierige Augen. Weiter geht’s im Text:
Es läuft hier irgendwas falsch. Dieser Gedanke kämpft sich noch zu ihr durch. Sie fühlt nichts mehr. Alles dreht sich, sie dreht sich mit, immer im Kreis dreht sie sich. Sie lacht schrill. Hände schießen aus der Masse hervor. Eine Frau will sie wegziehen, ihr einen Mantel über die Schultern legen. Sie könnte jetzt eine Dornenkrone gebrauchen - dann wäre das Bild perfekt.
Entweder: Schreit eure Gedanken durch die Gegend! Also: Das ist eine Verrückte! Geile Tussi! Eine Geisteskranke! Was für eine Fotze! Bringt sie ins Sanatorium und verpasst ihr Stromstöße! Rette sie doch einer, schütze sie einer vor sich selbst! Hast dir wohl ein bisschen zu viel gespritzt, was du kleine Schlampe?
Stopp! Danke! Hört auf zu kreischen! So - damit geht es nun weiter: sie bricht zusammen, wird rausgeschafft.
Oder: Achtung! Es folgt: das große Rudelbumsen! Alle Böcke auf sie rauf! Fickt sie in ihren Bauch, na los! Spritzt sie voll – das passt zu dem weißen Schaum vor ihrem Mund...
Oder: wir machen beides!
Es geht jedenfalls damit weiter: Das erbärmliche, nackte Männlein beachtet kaum einer mehr. Es kriecht auf dem Boden durch den Raum. Man könnte erwarten, dass es eine Schleimspur hinter sich herziehen würde. Tut es aber nicht. Das Männlein schafft es zum Klo, zieht sich an der Schüssel hoch. Kotzt sein scheiß dreckiges Leben aus seinem scheiß ausgedorrten Körper raus. Die scharfe Krankenschwester kommt angerannt und lacht, reicht ihm die Spritze. Es folgt das schon bekannte Ende: siehe ganz weit oben.