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Porno
„Hey, kennt ihr diese Amateurpornos im Zug, wo sie es während der Fahrt treiben?“
„Ja, ja, kenn ich. So guerillamäßig ... voll geil.“
„Und jetzt stell dir mal vor, du bist Schaffner und du erwischt sie.“
„Ich würde mich totlachen.“
„Ich würde nach der Fahrkarte fragen.“
„Ich würde fragen, ob ich ihn mal reinstecken darf.“
„Ach, laber doch keinen Scheiß!“
„Doch natürlich, wieso nicht? Nimm mal an, sie sagen ja, und das Video erscheint dann im Netz. Das würde der Porno des Jahres werden! Ich meine, scheiß drauf, du bist eh nur Schaffner, was soll’s?“
Wir saßen zu dritt in einem Sechserabteil und quatschten mal wieder über Pornos. Zwischen uns hatten wir auf dem Bistrotisch einen Schrein an Bier, Süßigkeiten und Chips aufgebaut, dem wir mit Hingabe huldigten. Unsere letzten Nebensitzer waren bereits in Mannheim ausgestiegen, und seitdem hatte es niemand gewagt, die freien Plätze neben uns in Anspruch zu nehmen. Und das war uns auch recht. Wir fühlten uns gerade so richtig pudelwohl in unserer kleinen, abgekapselten Welt – draußen regnete es in Strömen – und das Letzte, was wir jetzt brauchten, war ein älteres Ehepaar, oder schlimmer noch, irgendwelche oberwichtigen, mit dem Handy wedelnden, anzugtragenden, kurz vor dem ersten Herzinfarkt stehenden Managertypen, die meinten, dies sei ein öffentlicher Zug und ihr Gesprächspartner der wichtigste Mann der Welt. Ergo: Könntet ihr ein bißchen leiser sein?
Eine Weile verstrich, und dann öffnete eine junge Frau die Glasschiebetür, schenkte uns ein strahlendes Lächeln, und fragte, ob noch ein Platz frei sei.
Keiner brachte es hin, den Mund aufzumachen, so groß war unser Schock. Achterbahnkurven, Porzellanpuppengesicht, strahlend blondes Haar, und dann dieses unfassbar schöne Lächeln, das jetzt aber – mein Herz setzte einen Schlag aus – verschwand.
„Also ich kann auch woanders...“
„Nein, nein!“
„Ja, klar, setz dich!“
„Harry, rutsch mal!
„Danke schön.“
Sie legte Handtasche und Mantel auf einen Sitz und versuchte dann unter größter Anstrengung ihre große Reisetasche oben zu verstauen.
Es war eine Situation, die geradezu danach schrie, dass einer von uns aufstand und ihr dabei half, die Tasche nach oben zu hieven, aber wir waren alle zu sehr damit beschäftigt, fasziniert zuzusehen, wie sie auf die Zehenspitze ging und sich streckte. Ihre feinen, schlanken Beine spannten sich an, ihr Hintern – so rund und prall und fleischig wie die reifste Frucht im Garten Eden – platzte geradezu aus ihrer Jeanshose, und ihr gelbes Top rutschte ein Stück weit nach oben und entblößte einen straffen Frauenbauch und weiße Unterwäsche. Und dann diese Titten! Als sie sich leicht nach vorne bückte, schwebte ihr Top einfach in der Luft wie eine Fahne, so groß war der Abstand des Stoffes zu ihrem Bauch, der von den zwei Wölbungen im Brustbereich aushing.
Sie kicherte verlegen. „Könnt ihr mir vielleicht ...“
Harry rührte sich nicht von der Stelle, er blinzelte nicht einmal, aber Tim und ich sprangen sofort auf die Füße. Für einen Augenblick wollten wir uns glaub gegenseitig die Köpfe einschlagen, so groß war der Wunsch, der schönen Frau unsere Muskelkraft zu leihen.
Ich gab am Ende nach, weil ich am Fenster saß und Tim einfach besser plaziert war. Sie schenkte ihm wieder dieses sagenhafte Lächeln, setzte sich neben Harry – gegenüber von Tim und mir – und nahm dann plötzlich einen Kamm aus ihrer Jackentasche und begann ihr blondes Haar zu kämmen, einfach so, als würde sie zuhause vor einem Spiegel stehen.
Darauf folgte ein kurzer angespannter Augenblick, in der wir alle nach den richtigen Worten suchten.
Mein Kopf war leer.
Als sie endlich die Stille brach, und ihren Kamm neben einer Chipstüte auf den Tisch legte, waren wir alle erleichtert.
„Wohin geht ihr denn?“, fragte sie.
„Nach Berlin!“, japste Harry, als hätte er gerade beim Bingo gewonnen.
„Das neue Jahr feiern?“
„Genau“, sagte Tim, „ich wohne dort, die beiden sind bei mir zu Besuch.“
„Schön.“
Wieder eine Pause.
„Und was machst du?“, fragte ich.
Sie zuckte mit den Achseln und lächelte unbefangen. Ihre Stimme war hell und fröhlich, beinah kindlich. „Ich weiß nicht so genau.“
„Du weißt es nicht?“
„Nein, ich“ – sie griff nach einer Chipstüte mit einem fragenden Blick, den wir alle mit ermunterndem Nicken erwiderten – „ich weiß nicht.“
Ich schaute gebannt zu, wie sie die fettigen Kalorienbomben wie Al Bundy in ihren makellosen Körper warf – hatte ich je etwas Widersprüchlicheres gesehen? – und versuchte aus ihrer Antwort schlau zu werden.
„Du fährst also nach Berlin ... weißt aber nicht, was du dort machst?“
„Nein“, sagte sie und schmatzte.
„Hast du ... irgendeinen Plan?“
Sie zuckte mit den Achseln. „Ich glaube, ich schaue mir einfach die Menschen an. In Berlin gibt es ziemlich viele, habe ich gehört. Viele verschiedene auch.“
Harry kicherte.
Ich runzelte die Stirn. „Aber wo kommst du denn her?“
„Hui! Gute Frage ... ziemlich weit weg!“
„Und was heißt das genau?“
„Vom einem anderen Stern, Beta Silia um genau zu sein.“
Wir zögerten kurz, und dann lachte Tim laut los.
„Ha, ha, der ist gut“, sagte er euphorisch, als hätte er nie etwas Witzigeres gehört.
„Aber das ist wahr“, erwiderte die Frau, „ich komme wirklich von einem anderen Stern. Ich bin hier auf Urlaub, und ich möchte von euch lernen.“
Ihre Augen waren groß und rund und blau und blondinenhaft, aber jetzt wurden sie ernst, Tiefe und Überzeugung traten in ihren Blick.
„Krass“, sagte Harry, heftig den Kopf schüttelnd. „Ist ja verschickt! Wow! Also wenn du willst, kann ich dir Berlin zeigen.“
Sie warf einen weiteren Chip in ihren süßen, kleinen Mund, lächelte und fasste ihn am Arm.
„Das wäre aber toll!“
Harry grinste. „Cool.“
„Super“, sagte sie, „dann hätte ich ja einen Verführer! Äm... Führer meine ich.“
Harry grunzte etwas Unverständliches, verschluckte sich beim Kauen und rutschte auf seinem Platz unsicher hin und her. Für mich klar erkennbar: er hatte einen Steifen.
Die Frau gähnte mit offenem Mund.
„Ich bin übrigens Xylophina, und wie heißt ihr?“
„Ich bin Tim, und das ist Harry, und er ist Julius.“
„Tim, Harry, und Julius, schöne Namen.“ Sie gähnte wieder. „Ich bin jetzt müde, kann ich hier schlafen, ist das okay?“
„Natürlich!“
„Klar!“
„Nur zu!“
Harry sprang auf und setzte sich neben uns, damit Phina alle drei Plätze auf der anderen Seite des Abteils alleine für sich hatte. Daraufhin zog sie ihre Schuhe aus – kleine weiße Chucks –, quetschte ihre Jacke in eine Ecke und legte sich quer hin.
„Danke schön“, sagte sie noch und schloss dann die Augen.
Sie schlief den Rest der Strecke bis nach Berlin, ganze drei Stunden, und wir beobachteten sie jede Sekunde.
Es war faszinierend. Sie winkelte ihre Beine nicht an, zog ihre Arme nicht ein, und drehte uns auch nicht den Rücken zu, nein, das vielleicht schönste Wesen, das wir je zu Gesicht bekommen hatten, lag einfach vor uns ausgebreitet da, keinen Katzensprung von uns entfernt, und schlief wie ein Alkoholiker: Auf dem Rücken liegend, Mund offen, Arm locker vom Sitz herunterhängend – und schnarchend!
Wir waren, bis auf Tim, sprachlos.
„Das gibt’s einfach nicht“, sagte er immer wieder , „das gibt’s doch nicht...“
Sie kam mit uns. Wir stiegen zusammen am Ostbahnhof aus, nahmen ein Taxi und fuhren zusammen zu Tims Wohnung in Kreuzberg. Sie wirkte so natürlich und unüberlegt, als sie auf unser Angebot einging, dass wir uns gar nicht so viel dabei dachten, bzw. uns nichts Neues dabei dachten. Sie hatte uns bereits vor Stunden auf voller Linie geschockt, und was auch immer jetzt passierte – so dachten wir zumindest – uns würde nichts mehr so schnell aus der Fassung bringen.
Nachdem wir unsere Sachen in Tims Wohnung verstaut hatten und Phina auf das Klo verschwunden war, trafen wir uns schnell in der Küche für eine kleine Gesprächsrunde.
„Sie ist ein Alien“, sagte Harry lässig mit einer Banane in der Hand, und zuckte dann mit den Achseln, als wäre die Sache damit erledigt, „hat sie doch gesagt...“
Harry war der Geisteswissenschaftler unter uns. Schulterlanges Haar, androgyne Gesichtszüge, enge schwarze Jeans, leicht unterernährtes Erscheinungsbild, Ipod voller unbekannter Indie Bands, und zu logischem Denken vollkommen unfähig. Soziologe auf voller Linie.
„Alter“, sagte Tim, und rückte seine Brille zurecht. „Weißt du überhaupt, was du da redest? Weißt du, wie unwahrscheinlich das ist? Ein Alien? Und sie sieht genauso aus wie wir, oder wie? Ein Alien?“
Tim ist Informatiker.
Harry zuckte mit den Achseln. „Hey, bei Species war das doch genau –„ seine Augen weiteten sich jetzt, als hätten sie einen Geist gesehen. Er senkte seine Stimme. „Scheiße, ich glaub, sie will uns killen, Jungs. Sie will nur unser Sperma, und dann killt sie uns!“
Tim runzelte die Stirn. „Harry, denke mal kurz darüber nach, denke mal, versuche es einfach, ja? Meinst du wirklich, dass die großartigste Entdeckung der jüngsten Weltgeschichte, ein Wesen von einer anderen Welt, hier bei mir auf dem Klo hockt? Sie scherzt einfach, das ist alles.“
Harry hörte nicht zu. „Sie will uns killen, Jungs, ich weiß es einfach, sie wird uns fertig machen, ich meine ... Armeisen zum Beispiel! Kümmern wir uns um Armeisen?“
Harry sah mich an, als stecke hinter dieser rhetorischen Frage eine tiefgreifende Weisheit. „Nein, wir zerquetschen Ameisen, und bei Aliens ist es genauso, sie zerquetschen uns, weil sie uns als etwas Niederes ansehen! Wir sind für sie wie Ameisen!“
Ist diesem Augenblick betrat Phina die Küche und verschlug uns mit ihrem Lächeln mal wieder den Atem. In ihrer Hand hielt sie ihre weiße Daunenjacke.
„Harry, zeigst du mir jetzt Berlin?“
Harry schluckte tief. „Also, ich denke ... also ... ich meine ...“
In Phinas Blick trat die Enttäuschung.
Harry seufzte. „Ja ... okay, wir gehen ein wenig raus.“
„Super! Komm, gehen wir!“ Sie nahm ihn an der Hand und zog ihn aus der Küche, und bevor wir auch nur einen Wort zum Abschied murmeln konnten, waren sie schon aus der Tür.
Tim blieb ein paar Sekunden lang fassunglos stehen, nahm langsam seine Brille ab und wandte sich mir zu. „Ich wohne in Berlin, ich lad sie zu mir ein, ich biete ihr einen Schlafplatz an, und wer darf ihr die Stadt zeigen? Der Tourist, der sie für ein Alien hält und Angst vor ihr hat!“
Er schüttelte den Kopf. „Was mach ich falsch?“
„Harry hat es ihr angeboten, du nicht.“
„Ja, toll... und warum hast du nichts gesagt?“
Ich zuckte mit den Achseln. „Ich weiß nicht, ich dachte irgendwie nicht daran...“
„Scheiße gelaufen.“
„Ja, Mann, scheiße gelaufen.“
Tim und ich widmeten uns in den nächsten Stunden unserem allabendlichen Ritual. Wir aßen Kühlschrankreste, surften herum im Netz (jeder verschwand kurz mit dem Laptop aufs Klo), erzählten der ganzen Welt auf Facebook in ausrufezeichenbeladener Sprache, was für tolle und spannende Tage wir mal wieder verbrachten. (Tim: Endlich wieder in Berlin City!!!!! Morgen Abend geht’s in die Arena !!! Fette DJ’s am Start!!! Ich: Bei Tim zu Besuch in Berlin!!!! Die Party kann starten!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!) und legten uns dann deprimiert auf Tims Bett und zogen uns einen dieser amerikanischen Collegefilme auf Kino.to rein, in dem wahnsinnig schöne Frauen in Unterwäsche durch die Gänge im Studentenheim laufen und auch der größte Loser zum Schluss noch eine abkriegt.
„Weißt du, manchmal habe ich das Gefühl, uns wird hier was vorgegaukelt ...“, sagte Tim mit tiefen Falten auf der Stirn.
Ich nickte.
Tim schnarchte bereits, als sie wiederkamen. Phina hatten wir die große Couch im Wohnzimmer angeboten, das kleine Sofa in Tims Zimmer war für Harry gedacht. So war das Ganze jedenfalls geplant. Ich ging aber davon aus, dass sich Harry nicht mehr so schnell bei uns einfinden würde.
Da irrte ich mich. Zehn Minuten nach Ankunft kam er rein, ließ das Licht aus, legte sich auf das Sofa und schlüpfte leise unter die Decke.
Er sagte kein Wort und auch Tim schlief weiter vor sich hin. In der Wohnung war es plötzlich ganz still. Ich hörte nichts, keinen Ton.
Und wieso denn auch? Phina war sicher im Wohnzimmer, da lag sie unter einer Decke mit geschlossenen Augen, ihre langen blonden Haare wild auf dem Kissen verstreut, der Brustkorb sich leise hebend und senkend, das süße Gesicht ganz reglos und entspannt.
Ja, so war es ganz sicher, aber man könnte trotzdem mal nachschauen, oder? Und außerdem, musste ich nicht aufs Klo?
Ich kroch ganz leise in Boxershorts und T-Shirt aus dem Bett, trat auf den Flur und schielte dann um die Ecke ins Wohnzimmer. Die Tür war halb offen, das Licht noch an.
Mein Puls stieg rasant an.
Sie schlief also nicht ...
Gut, aber was wollte ich jetzt? Ich konnte doch nicht einfach mitten in der Nacht anklopfen und fragen, wie es ihr geht...
Oder vielleicht doch?
Also in den Collegefilmen ...
Ich versuchte gleichmäßiger zu atmen. Mein Herzschlag donnerte in meinen Ohren.
Entspann dich. Alles ganz easy. Entspann dich.
„Harry? Bist du das?“, ertönte Phinas Zimmer aus dem Wohnzimmer.
Ich erstarrte, und im selben Moment zog mein ganzes Leben an mir vorbei: Hosenscheißer, Mamakind, Möchtegernskater, Schmalspurkiffer, Langhaarschlamper, Youpornjunkie, Zu-früh-Kommer (oder one-minute-man , wie meine Ex-Freundin mich damals in der 11. Klasse so liebevoll nannte), Zitterjohnny, Tanzpanne, Hypochonder, Sportskanonenfutter, Bedienungsanleitungsleser, Wochenendheimfahrer, Schwabe und jetzt auch noch Spanner.
Wie erbärmlich. Ich wollte mit einem Satz zurück zu Tim ins Bett springen, meinen Kopf in ein Kissen vergraben und mich für alle Ewigkeit fürchterlich schämen, aber sie stand bereits in der Tür und starrte mich mit großen Augen an.
„Julius? Was machst du da?“
„Ich ... ich ... aufs Klo, ich muss aufs Klo ...“
„Die Toilette ist dahinten.“
Sie zeigte auf die Tür auf der anderen Seite vom Flur.
„Ja ... natürlich ...“ Ich grinste verlegen. „Es ist dunkel, hab mich wohl ...“
Sie zuckte mit den Achseln. „Willst du reinkommen?“
„Ich? Also ...“
Sie hob die Brauen.
„Ja, klar.“
Als ich das Zimmer betrat, strömte mir ihr Duft entgegen. Nagellackentferner, Parfum, Fönschaum, Lipgloss, Deo, Gummibären, Schokolade, Lingeries, sämtliche Cremes dieser Welt. Auf den Tisch vor der Couch hatte sie Blumen gestellt. Der olfaktorische Kontrast zu Tims Stinksocken und gammeligen T-Shirts war so groß, dass ich Gänsehaut bekam. Ich hatte das Gefühl, eine neue Dimension zu betreten, in der alle Stimuli auf meine Wellenlänge eingestellt waren. Mein Herz flatterte in meiner Brust herum wie ein faustgroßes Insekt.
Phina trug ein übergroßes T-Shirt, das gerade noch lang genug war, um ihre Pobacken zu verhüllen. Zwei steife Brustwarzen ragten durch den Stoff.
Auf dem Weg zur Couch drehte sie sich kurz um und lächelte mir zu, und ich grinste zurück, ein breites dämliches Grinsen, als wäre ich mit Antidepressiva vollgepumpt.
Wir setzten uns hin.
„Hast du einen schönen Abend gehabt?“, fragte sie.
„Oh... ja. Tim und ich haben einen Film angeschaut.“
„Wirklich, was für einen?“
„Einen Collegefilm.“
„War’s gut?“
„Ganz okay ... war ein wenig unrealistisch.“
„Unrealistisch? Wirklich? Erzähl mal, das interessiert mich. Ich finde es nämlich super schwer zu unterscheiden, was realistisch und was unrealistisch ist, ist alles so neu für mich, weißt du?“
Sie lächelte.
„Ja, also... na ja...“
„Jetzt erzähl schon!“
„Also die Frauen in den Filmen, die sind immer super schön, und sie gehen immer mit den Studenten ins Bett, und na ja ..."
„Na ja, was?“
„So läuft das normalerweise nicht."
„Ich weiß genau, was du meinst! So einfach ist das gar nicht mit euch Menschen. Ich habe genau die gleiche Erfahrung gemacht. Es will einfach niemand mit mir schlafen? Kannst du mir da vielleicht irgendwelche Tips geben?“
Ich runzelte die Stirn. „Hä?“
Sie sah mich an. „Wie hä?“
„Du findest niemand, der mit dir Sex haben will?“
„Nein! Ich habe den netten Herr im Zug gefragt, der meine Fahrkarte haben wollte, dann noch ein paar Verkäufer, und auf Harry habe ich mich wirklich geschmissen, aber sie hatten alle Angst vor mir.“ Sie zuckte mit den Achseln. „Ich kann doch nicht hier auf Erden Urlaub machen und kein Sex haben, ich meine, was soll ich denn meine Freundinnen erzählen, das wäre doch schrecklich!“
Das Blut rauschte in meinen Schwanz.
„Findest du mich nicht attraktiv?“ fragte sie.
Ich sah sie mir jetzt ganz unverschämt an, die perfekten Beine, nackt und ungekreuzt, die harten Nippel, die durch den Stoff sprangen wie kleine Steine.
„Doch, natürlich.“
„Willst du vielleicht mit mir Sex haben?“
Ich rutschte auf der Couch hin und her, um mir ein wenig Platz in der Hose zu verschaffen.
„Klar“, brachte ich gerade so hervor, als wäre ich hundert Jahre alt. Ich war so erregt, dass mir schwindelig wurde.
Sie legte jetzt eine Hand auf meinen Oberschenkel, und ich zuckte unwillkürlich zusammen.
„Du brauchst keine Angst haben“, sagte sie, während ihre Hand langsam Richtung Hosenladen rutschte. „Ich weiß nichts über eure Art der Liebe. Ich will doch nur von euch lernen. Warum seid ihr Menschen immer so aufgeregt, das verstehe ich nicht. Ist alles okay?“
Sie lehnte sich jetzt nach vorne und machte sich mit beiden Händen an meinem Gürtel zu schaffen. Ich ließ mich nach hinten fallen, und sie rutschte weiter nach vorn.
„Alles okay“, sagte ich, was aber nicht ganz stimmte. One-minute-man hin oder her, zumindest mal reinstecken musste ich ihn doch!
„Warte“, sagte ich, „warte kurz.“
Ich richtete mich auf und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Das geht zu schnell.“
„Ja? Tut mir Leid, ich kann das noch nicht so gut. Ich bin so heiß, ich will halt, dass es endlich losgeht.“
Ich atmete tief durch. „Ist schon okay.“
„Was machen wir jetzt? Soll ich das ausziehen?“ Sie fasste unten an ihr T-Shirt.
„Also ... das ist vielleicht nicht ... ach scheiß drauf ... zieh’s aus.“
Sie zog das T-Shirt aus und schmiss es selbstironisch über ihren Kopf nach hinten.
Sie lächelte. „Das habe ich im Film gesehen.“
Ich erwiderte ihr Lächeln, sah ihr aber nicht in die Augen.
„Sind sie echt?“, fragte ich.
„Was meinst du, die hier?“ Sie nahm ihre Titten in die Hände und schaukelte sie auf und ab wie beim Melonenabwiegen in der Gemüseabteilung. „Aber natürlich, wieso, gefallen sie dir nicht?“
„Doch klar.“
Sie hielt kurz inne und sah mich an. Ihre Augen funkelten vor Ungeduld. „Na, warum fasst du sie dann nicht an? Ich will, dass man sie endlich anfasst!“ Ihre Unterlippe schob sich nach vorn und sie sah jetzt traurig aus, fast schon enttäuscht, und plötzlich wurde mir bewusst, dass ich jetzt in Aktion treten musste. Jetzt war meine Chance, jetzt musste ich agieren, oder es für immer bereuen.
Tu endlich was!
Ich nahm meine rechte Hand und presste sie langsam gegen ihre linke Brust. An sich war es keine besonders erotische Bewegung, eher wie ein Stammesgruß unter Indianern als eine Anmache, aber es schien zu funktionieren. Sie schloß die Augen, ein geschmeidiges Mmmmmh entwich ihrer Kehle, und sie öffnete ihren Mund.
In diesem Augenblick brannten bei mir alle Sicherungen durch. Scham, Angst und Zweifel verflogen augenblicklich, und auf einmal war da nur noch ein tiefes atavistisches Gefühl der Männlichkeit und des Ficken-Wollens. Ich ergriff die Initiative, legte mich auf sie und presste meine Lippen gegen ihre. Sie konnte überhaupt nicht küssen, aber ihre ungezügelte Leidenschaft machte alle technischen Mängel wett, machte sie sogar geil. Sie schmatzte und leckte und züngelte und knabberte und saugte an allem, was ihren Lippen in die Nähe kam, und als mir dies bewußte wurde, als ich merkte, wie sehr sie mir gehörte, tat ich etwas, das mir normalerweise nie in den Sinn gekommen wäre. Ich griff beim Küssen nach unten, zog meine Hose runter, rutschte mit meinem Schwanz in der Hand nach vorn (noch immer beim Küssen wohlgemerkt), und machte dann kurz fliegenden Wechsel.
Meine Aktion wurde mit einem lauten Stöhnen erwidert, und ich musste ihn bereits nach wenigen Sekunden wieder rausziehen aus Angst, meinem alten Ruf alle Ehre zu machen.
Sie riss ihre blauen Augen auf. „Alles okay?“
Ich nickte, worauf sie mir ein Lächeln schenkte, ihre Beine hoch über ihren Kopf warf, ihr Höschen auszog und ihre Beine dann beim Runterkommen wie eine Turnerin aufspreizte.
Jetzt konnte ich mich nicht mehr halten. Ich lehnte mich vor, drang in sie ein, spürte ihre Wärme, und versuchte sofort an etwas anderes zu denken: Horrorfilme, Geschlechtskrankheiten, Marcel Reif, Franck Ribery ... es nutzte nichts. Das Gefühl war zu intensiv, zu göttlich, ich fühlte mich schwach, ohnmächtig, zum Sterben bereit. Ein paar Sekunden konnte ich vielleicht noch, nein, ach was, nie im Leben, nicht um alles auf der Welt.
Ich kam so heftig, dass ich die Orientierung verlor. Als ich wieder zu mir kam, lag Phina noch unter mir. Mein Kopf lag auf ihrer Brust. Ich richtete mich langsam auf und sah ihr in die Augen.
„War’s das schon?“, fragte sie mit großen Augen.
Ich zuckte mit den Achseln. „Das war’s.“