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Posts aus Thailand

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01.09.2005
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Posts aus Thailand

Eine Freundschaftsanfrage von Onkel Johann, Facebook ist auch Rentnerparadies inzwischen. Bestätigen.

Posts aus Thailand, immer so drei am Tag. Golf spielen, Street Food, die Außenküche ist fertig. Kartoffelsalat mit Würstchen, kennen die gar nicht. Einmal mit nacktem Oberkörper, da sind Schmetterlinge tätowiert auf Brüste, die von seinen Schultern hängen wie Jacken am Kleiderhaken.

Manchmal ist eine Frau dabei, eine von da. Sie ist jünger, aber keine zwanzig und keine dreißig. So ein dicker Fisch war er nicht bei der Bank.

Als mein Vater gehen musste, weil die Holländer den Laden geschluckt hatten, hat Onkel Johann gesagt, gib mir die Abfindung und guck, was passiert. Dann hat er immer am Wochenende angerufen und berichtet, wie die Aktien nach oben gehen. Irgendwann hat das Telefon nicht mehr geklingelt. Mein Vater und Onkel Johann haben dann gar nicht mehr gesprochen, weder am Telefon noch sonst irgendwo.

Thomas plays 45 NP. I have only 35. Ich weiß nicht genau, was das heißt, nicht auf Englisch und nicht auf Deutsch, aber der Thomas spielt wohl besser. Ein Foto vom Platz voller Makaken, die klauen wie die Sau, Thomas’ Schirmmütze ist weg. Ein Foto mit der Frau, netten Caddy gehabt. Noch ein Foto mit der Frau, am Tisch der Außenküche diesmal. Drauf stehen zwei kalte Tiger-Bier, die Tropfen des Kondenswassers spiegeln die brüllende Thai-Sonne. Ein Foto von einer roten Suppe in der Schüssel, HOT, dann Chilischoten-Emojis, acht Stück. Ein Foto von Onkel Johanns Golfklamotten, die draußen über der Leine hängen. Da frage ich mich, wie das geht, wegen Jule. Vor Pattaya hat er quasi bei ihr auf dem Friedhof gewohnt. Wahrscheinlich sind die Wäscheleinen in Thailand ganz andere und du musst nicht dran denken, dass man sich die auch um den Hals binden kann.

Ein Foto vom Tisch der Außenküche, darauf ein Schreiben mit Schnörkel, so ein Asien-Fantasievogel, als hätte Onkel Johann die 36 Kammern der Shaolin geschafft. Gestern Termin beim Konsul gehabt, Jahresvisum eingetütet. Gefällt mir.

 

Hallo @Proof

Nur kurz: Hat mir gefallen, das Teil.

Einmal mit nacktem Oberkörper, da sind Schmetterlinge tätowiert auf Brüste, die von seinen Schultern hängen wie Jacken am Kleiderhaken.
Geiler Satz, echt jetzt :thumbsup:

Manchmal ist eine Frau dabei, eine von da.
Wieso nicht 'eine Thai'?

Ein Foto vom Platz voller Makaken, die klauen wie die Sau, Thomas’ Schirmmütze ist weg.
Würde da ein 'die' streichen.

Drauf stehen zwei kalte Bier von da, die Tropfen des Kondenswassers spiegeln die brüllende Thai-Sonne.
Zwei kalte Bier von da ... Mmmh, wieso nicht 'Drauf stehen zwei kalte Singha, die Tropfen [...]'? Der kann das Label bestimmt erkennen auf dem Foto. Vielleicht andeuten: Drauf stehen zwei Bier, goldene Löwen auf den Etiketten' oder so. Glaube, Singha ist so mit das bekannteste Bier aus Thailand. Auch wenn man vielleicht nicht unbedingt Markennamen nennen sollte, finde ich, könnte das noch stärker verortet werden dadurch. Das die Bier kalt sind, könnte man streichen, das ergibt sich wegen des Kondenswassers sowieso.

Ja, finde ich kurz, knackig und gut.

d-m

 

Hallo @Proof,

ich hatte gar nicht auf die Tags geschaut und deshalb gewartet, wann den der Horror aus der Geschichte sichtbar wird. :rolleyes: Soviel zum Thema falsche Erwartungen.

Aber im Ernst, dieser Kurze Text von Dir hat mir gut gefallen. Du hast für mich in wenigen Sätzen über facebook-Posts ein Leben zusammen gefasst. Melancholisch, irgendwie banal und doch mit kleinen Glücksmomenten. Sehr gut.

Mein Vater und Onkel Johann haben dann gar nicht mehr gesprochen, weder am Telefon noch sonst irgendwo.
Sehr schön. In einem Satz ein ganzes Familiendrama beschrieben.

Wahrscheinlich sind die Wäscheleinen in Thailand ganz andere und du musst nicht dran denken, dass man sich die auch um den Hals binden kann.
Und hier auch. Kurz angedeutet, weil der Protagonist ja weiß, was los war. (Wir ahnen es.)
Golfklamotten - Wäscheleine - Erinnerung an Jule. Zack.

Und alles über Facebook-Posts. Hut ab.

Gruß
Gerald

Nachtrag: Die drei Anregungen von @deserted-monkey gefallen mir gut.

 

Hi Proof,
Nur zufällig über den Text gestolpert: Großes Kompliment: Mit so wenigen Sätzen oder besser Posts eine ganze Lebensgeschichte erzählt. Fad ich durchwegs gelungen.

Eine Freundschaftsanfrage von Onkel Johann, Facebook ist auch Rentnerparadies inzwischen. Bestätigen.
Mehr Info im erste Satz wie woanders im ersten Absatz, das hat mich in den Text gezogen

lg
Bernhard

 

Hallo @Proof,
auch mir gefällt, wie es dir in sehr verknappter Form gelingt, dem Leser Onkel Johann näher zu bringen, dabei immer schön im Wechselspiel zwischen den Postings des Onkels und den Gedanken des Ich-Erzählers dazu, teilweise mit originellen Formulierungen:

da sind Schmetterlinge tätowiert auf Brüste, die von seinen Schultern hängen wie Jacken am Kleiderhaken.
:thumbsup:

Vor Pattaya hat er quasi bei ihr auf dem Friedhof gewohnt.
:thumbsup:
als hätte Onkel Johann die 36 Kammern der Shaolin geschafft.
:thumbsup:

Und zwischen den dürren Worten schimmern die Dramen hindurch, die sich früher in der Familie abgespielt haben müssen.
Nur mit dem Ende bin ich nicht ganz zufrieden. Die Geschichte läuft einfach so aus. Er hat also offenbar ein Jahresvisum erhalten. Ja, gut für ihn … Und weiter? Hat der Erzähler vielleicht auch mal etwas mehr in Onkel Johanns Profil gepostet? Auf die Vergangenheit angespielt? Da gäbe es doch noch Potential, oder?

Grüße
Sturek

 

Hallo Leute,


@deserted-monkey:

Hat mir gefallen, das Teil.
Danke!

Wieso nicht 'eine Thai'?
Ich mag den umgangssprachlichen Sound von „von da“ in diesem Zusammenhang, er scheint mir runder. Er trinkt Bier von da mit ner Frau von da.

wieso nicht 'Drauf stehen zwei kalte Singha,
Wie gesagt ...

Das die Bier kalt sind, könnte man streichen, das ergibt sich wegen des Kondenswassers sowieso.
Das könnte ein Punkt sein. Aber man könnte auch sagen: Woher weiß der vom Foto, dass die Bier kalt sind? Ach so …


@C. Gerald Gerdsen:

ich hatte gar nicht auf die Tags geschaut und deshalb gewartet, wann den der Horror aus der Geschichte sichtbar wird.
Hab öfter mal andere Sachen gemacht, aber natürlich gibt es da eine klare Tendenz.

Aber im Ernst, dieser Kurze Text von Dir hat mir gut gefallen.
Vielen Dank!

Du hast für mich in wenigen Sätzen über facebook-Posts ein Leben zusammen gefasst.
Das war das Ziel!


@Bernhard:

Großes Kompliment: Mit so wenigen Sätzen oder besser Posts eine ganze Lebensgeschichte erzählt.
Danke!


@Sturek:

immer schön im Wechselspiel zwischen den Postings des Onkels und den Gedanken des Ich-Erzählers dazu, teilweise mit originellen Formulierungen:
Auch dir vielen Dank!

Ja, gut für ihn … Und weiter? Hat der Erzähler vielleicht auch mal etwas mehr in Onkel Johanns Profil gepostet? Auf die Vergangenheit angespielt? Da gäbe es doch noch Potential, oder?
Bestimmt. Aber für mich war hier gesagt, was ich sagen wollte.


Vielen Dank nochmal euch allen!

Beste Grüße
JC

 

Er trinkt Bier von da mit ner Frau von da.

Wa’ ma’ vor Jah' und Tach mit ner Freundin hier vor Ort beim Thai auf’m Schlackenberg der eisenverarbeitenden Industrie, den „Monte Schlacko“ des Volksmundes und eines jeden guten Geo-/Fotografen -, eben dem „Auswurf“, den Holländer als „Einlage“ zur Verlandung ihrer „Südsee“ gebrauch(t)en - aus Neugier (und immer empfänglich für Neues) in einem „Thailändischen“-Restaurant und die Zunge merkt es immer noch an … Da muss wohl ’ne Glasnudel zugeschnitten oder einen Splitter verloren … oder ich hatte das Rezept nicht als Rasierklingen übersetzen können,

bester Proof,

Auf gelungenes Schräges will ich den zitierten Satz mal leise in einer lautschriftlichen Überhöhung enden lassen

"Er trinkt Bier von da mit ner Frau fon’da:."

Tschüss & schöne 5. Woche 23

fri:dl

 
Zuletzt bearbeitet:

Dear @Proof ,

hehe, ich gehöre auch zu denen, die nicht auf die tags geschaut haben und wartete, welches Thai-Monster den Onkel Johann holen kommt ... ? Dann erinnerte ich mich, dass du auch reinen Realismus schreibst. Meine Anmerkungen beziehen sich aufs zweite Lesen.

An sich hat mir der Text durch die Ruhe sehr gut gefallen (die sonst vllt. nicht so stark mit SoMe assoziiert wird), und die persönliche, no-nonsense Betrachtung, aus der sich nach und nach ein - von mir jedenfalls nach dem Intro nicht unbedingt erwartetes - Drama entwickelt. Durch die knappen Formulierungen wird mir keine Empathie aufgezwungen, ich kann meine Haltung zu den Personen (und dem Erzähler, der ja nahezu vollständig hinter seinen Aussagen verschwindet) selbst bestimmen. Sowas mag ich jedenfalls sehr gern.

Nicht ganz so gut gefällt mir die starke kindliche Naivität des Erzählers, weil ich davon ausgehe, dass es mindestens ein Teenager, wenn nicht Erwachsener erzählen wird. Naiv erscheinen mir nicht nur die Schlichtheit des Vokabulars und des Satzbaus, sondern auch Betrachtungen selbst - möglicherweise hast du das so konzipiert, um nicht volle Kanne Emotionen / Tragik auspacken zu müssen, aber der Ausschlag geht für mein Lese-Empfinden nun zu extrem in die andere Richtung. Dazu unten mehr ...

Einmal mit nacktem Oberkörper, da sind Schmetterlinge tätowiert auf Brüste, die von seinen Schultern hängen wie Jacken am Kleiderhaken.
Nenn mich blond, aber ich stehe volle Kanne auf dem Schlauch: Der nackte Oberkörper ist der des Onkels, korrekt? Er hat Schmetterlinge tätowiert - aber beim Mann sagt man doch Brust (auch, wenn die manchmal durchaus 'Brüste' haben). Und die Brüste hängen von seinen Schultern? Häh, WTF?
Manchmal ist eine Frau dabei, eine von da. Sie ist jünger, aber keine zwanzig und keine dreißig.
Also hier wirkt der Erzähler etwas minderbemittelt, sorry. 'Eine von da' gebongt. Aber er hat null Plan, wie alt sie ist? Wenn keine 30 mehr, ist sie über 40 - und das ist doch schon weit von 20 entfernt, warum beginnt er so niedrig? Und was ist denn eigentlich seine Einordnung in 'jung'? Ist sie nicht eher im mittleren Alter?
Unter 20 kann sie ja nicht sein, denn der Erzähler sagt, so eine Minderjährige kann sich der Onkel nicht leisten. (Dann hat er sie also von einem Menschenhändler gekauft. Aber so leben sie recht gleichberechtigt zusammen, oder sehe ich das falsch?)
Also: Die Altersangabe würde ich weniger verklausuliert besser finden.
Als mein Vater gehen musste, weil die Holländer den Laden geschluckt hatten, hat Onkel Johann gesagt,
'sagte' ist dir vermutlich zu hochgestochen, aber das sind ganz schön viele Hilfsverben. Man würde bei einem gesprochenen Satz im RL sicher nicht stolpern, aber selbst unter der Prämisse der Authentizität (der Erzähler denkt wie er sprechen würde, wobei ich nicht unbedingt mitgehe, dass das so passiert) ist grad das hatten / hat unschön. Vllt. nachdem ... schluckten, hat ... ?
Dann hat er immer am Wochenende angerufen und berichtet, wie die Aktien nach oben gehen.
gingen (gegangen sind, wenn du es umgangssprachlicher willst, aber dann ist da noch ein weiteres Hilfsverb).
Thomas plays 45 NP. I have only 35. Ich weiß nicht genau, was das heißt, nicht auf Englisch und nicht auf Deutsch, aber der Thomas spielt wohl besser.
Ich weiß ebenfalls nicht, was das heißt. :lol: Der Onkel veröffentlicht einen Gamestatus auf seiner Timeline?
Drauf stehen zwei kalte Bier von da,
Das hast du oben ja schon mit der Frau (bei der es passt), aber hier würde ich das dem Leser überlassen (ich meine, soweit ist genug Lokalkolorit drin, um das gewünschte Bild auszulösen). Hier klingt das wie ein Vierjähriger, dein Erzähler wird da doch irgendwie geeignete Worte finden, oder?
Da frage ich mich, wie das geht, wegen Jule. Vor Pattaya hat er quasi bei ihr auf dem Friedhof gewohnt. Wahrscheinlich sind die Wäscheleinen in Thailand ganz andere und du musst nicht dran denken, dass man sich die auch um den Hals binden kann.
Hier wäre mein Hauptkritikpunkt, was die starke Naivität / Beschränktheit angeht. Das klingt imO einfach unglaubwürdig unbedarft, tatsächlich so verdreht um das Thema geredet, dass ich es auch nicht als Verdrängung unangenehmer Themen o.ä. lesen kann.
Statt 'wie das geht' vielleicht eher in der Richtung 'er hat es geschafft' und den Satzteil mit den 'anderen Wäscheleinen' rate ich zu kicken. Das mit dem um-den-Hals-Binden ist doch ausreichend und zeigt ja genau, dass der Erzähler das alles schnallt.
Weiß nicht, ob das hier als show, don't tell gedacht war, aber das Prinzip sollte nicht zu solchen Verrenkungen führen.
Ein Foto vom Tisch der Außenküche, darauf ein Schreiben mit Schnörkel, so ein Asien-Fantasievogel, als hätte Onkel Johann die 36 Kammern der Shaolin geschafft. Gestern Termin beim Konsul gehabt, Jahresvisum eingetütet. Gefällt mir.
Das mit den Chillischoten und hier den Bildern/Design hat mir sehr gut gefallen, da hab ich sofort alles vor Augen, passt. Im allerersten Moment dachte ich, dass der letzte Satz bedeuten soll, der Erzähler habe sich inspirieren lassen und sich selbst ein Jahresvisum geholt - das 'gefällt mir' macht die Leseweise aber doch nicht möglich (da hab ich dann umgedacht, weil ich davon ausgegangen war, dass der Onkel die Thai-Lady aus Einfachheitsgründen bereits geheiratet hätte, das ist wohl nicht der Fall).

Verstehe, es ist ein kurzer Text, aber die ersten Sätze folgen ja eigentlich genau aufeinander, von Zeit, Kontext, Aussage, Setting und Erzählstimme her - da würde ich die beiden Sätze nicht so allein auf weite Flur stellen. Eher:

Eine Freundschaftsanfrage von Onkel Johann, Facebook ist auch Rentnerparadies inzwischen. Bestätigen.
Posts aus Thailand, immer so drei am Tag. Golf spielen, Street Food, die Außenküche ist fertig. Kartoffelsalat mit Würstchen, kennen die gar nicht. Einmal mit nacktem Oberkörper, da sind Schmetterlinge tätowiert auf Brüste, die von seinen Schultern hängen wie Jacken am Kleiderhaken. Manchmal ist eine Frau dabei, eine von da. Sie ist jünger, aber keine zwanzig und keine dreißig. So ein dicker Fisch war er nicht bei der Bank.

Insgesamt finde ich solche Texte durchaus spannend, mit mehr Humor und ganz anderer Prämisse hatte Horni sowas in der Anfangszeit des Forums gemacht, den Text liebe ich total: *Glück such*.

Dir noch einen schönen Sonntag, alles Liebe,
Katla

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo ihr zwei,

@Friedrichard:
Ich mag das, wenn’s richtig brennt. Danke!


@Katla:

die nicht auf die tags geschaut haben
Vllt probiere ich demnächst was mit Genre in dieser Kategorie, mache ich ja bei Reddit auch.

Sowas mag ich jedenfalls sehr gern.
Danke!

Nicht ganz so gut gefällt mir die starke kindliche Naivität des Erzählers, weil ich davon ausgehe, dass es mindestens ein Teenager, wenn nicht Erwachsener erzählen wird.
Interessanter Punkt. Ich habe das, jo, relativ bewusst gemacht, um maximal emotionslos schreiben zu können, damit so eben das Inhaltliche durch die eigentlich unangemessene Sprache reinhaut, ohne ins Melodramatische abzudriften. Mir war das gar nicht bewusst, dass man das so lesen kann: Dass sich da jemand bewusst dumm bzw. jung stellt, um den gewünschten Effekt zu erzielen.

(auch, wenn die manchmal durchaus 'Brüste' haben). Und die Brüste hängen von seinen Schultern? Häh, WTF?
Männerbrüste. Entweder von zu viel lecker Essen oder wenn altersbedingt die Schwerkraft zuschlägt.

und das ist doch schon weit von 20 entfernt, warum beginnt er so niedrig?
Weil Thailand da einen Ruf hat. Ich hatte erst einen Satz im Kopf, der in etwa so klingen sollte: Ich denke, es ist einigermaßen okay, klar, sie ist jünger, aber keine … Dann habe ich mich gegen diese Wertung entschieden, um, jo, den Erzähler noch ein bisschen mehr verschwinden zu lassen.

Dann hat er sie also von einem Menschenhändler gekauft.
Das ist alles nicht fein und sicherlich ein Symptom des Kapitalismus, aber das muss nicht zwangsläufig auf der ganz finsteren Ebene laufen. Es kann auch reichen, wenn du dich finanziell um die Familie kümmerst oder so.

'sagte' ist dir vermutlich zu hochgestochen, aber das sind ganz schön viele Hilfsverben.
Ich will diesen Klang hier. Auch das wirklich Falsche, auch das, was für einige holprig klingen mag.

Ich weiß ebenfalls nicht, was das heißt. Der Onkel veröffentlicht einen Gamestatus auf seiner Timeline?
Jupp.

Das hast du oben ja schon mit der Frau (bei der es passt), aber hier würde ich das dem Leser überlassen (ich meine, soweit ist genug Lokalkolorit drin, um das gewünschte Bild auszulösen).
„Von da“ ist Umgangssprache, aber ich würde das nicht zwangsläufig einem Kind zuordnen. Es ist natürlich eine auffällige Formulierung, das stimmt, insofern ist 2x auf so engem Raum wohl wirklich zu viel.

Hier wäre mein Hauptkritikpunkt, was die starke Naivität / Beschränktheit angeht.
Ich verstehe das, auch wie du das danach erklärst.

Weiß nicht, ob das hier als show, don't tell gedacht war, aber das Prinzip sollte nicht zu solchen Verrenkungen führen.
Das ist auch gut auf den Punkt, aber irgendwie empfinde ich das einfach aktuell nicht so. Mal schauen, wie es in ein paar Wochen aussieht. Jimmysalaryman hatte mir unter meine vorangegangene FF-Story einen Vorschlag gepostet, den habe ich auch erst einen Monat oder so später umgesetzt, weil er mit da erst einleuchtete. Da habe ich den dann gefühlt, wie man ja inzwischen sagt.

Im allerersten Moment dachte ich, dass der letzte Satz bedeuten soll, der Erzähler habe sich inspirieren lassen und sich selbst ein Jahresvisum geholt
Das kommt sicherlich wegen null Formatierung. Ich hatte eingangs überlegt, die FB-Interaktionen und Post-Zitate alle kursiv zu schreiben, aber dann fand ich es so doch besser.

Ich steh auf dem Schlauch, was hast du denn da geändert?


Vielen Dank für diese ausführliche Auseinandersetzung mit dem Text!

Grüße euch und schönes Wochenende!

 
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Ich steh auf dem Schlauch, was hast du denn da geändert?
Dear Proof,

nur Abstände (zwei doppelte Zeilenschaltungen) rausgeholt.

Das mit den Männerbrüsten finde ich auch nach der Erklärung etwas zu schräg / zu weit hergeholt beschrieben, ehrlich gesagt. Aber wir mögen da einfach etwas unterschiedliche Tonfälle im Ohr haben. :-)
EDIT: Ich glaube, das liegt an den Schultern, weil Brüste ja wenn schon von / an den Rippen runterhängen: die Schultern sind als Bezugspunkt zu weit entfernt, man sagt ja auch nicht, dass Brüste unter'm Hals hängen und der beginnt ja auf Höhe der Schultern - verstehst?

Dir eine angenehme Woche, ganz herzlich,
Katla

 

Kartoffelsalat mit Würstchen, kennen die gar nicht.

Ist ein sehr guter Text. Das klingt so locker flockig geschrieben, ist aber zwischen den Zeilen bitterböse. Da steckt so alles drin, finde ich, die Sicht auf die Anderen, Exotismus, auch in dem oben zitierten Satz, der so gewöhnlich daherkommt, aber fein ziseliert auch eine gewisse Wertung mit reinbringt.

Manchmal ist eine Frau dabei, eine von da. Sie ist jünger, aber keine zwanzig und keine dreißig. So ein dicker Fisch war er nicht bei der Bank.
Auch hier, Geld bringt die besten Miezen. Das ist einfach gut gemacht, ich kann ihn sehen, wie er das sagt: SOOO ein dicker Fisch war der nicht. Fies gut.

Mein Vater und Onkel Johann haben dann gar nicht mehr gesprochen, weder am Telefon noch sonst irgendwo.
Das ist der einzige Punkt, den ich nicht verstanden habe, so ganz: Warum reden die nicht mehr? Oder ist das kein zuverlässiger Erzähler und die Aktien sind gar nicht nach oben gegangen, oder ist er gar beschissen worden? Das habe ich nicht ganz geblickt, aber vielleicht bin auch einfach noch zu unterkoffeiniert.

Ja, ein slice of life Text, wie die Amis sagen würden, und das beste an Flash was ich in der letzten Zeit gelesen habe, nicht nur hier.

Gruss, Jimmy

 
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@Katla

Abstände
Ach für die Absätze, ich habe erst die ganze Zeit geguckt, wo die doppelten Leerschläge sind. Die leere Zeile soll da tatsächlich sein, das ist so daran angepasst, wie Texte im Netz gelesen werden, und ich will da auch diese kurze Pause, wenn man sich das jetzt laut gelesen vorstellt: Bestätigen … Posts etc. Oder meinst du noch was anderes?

@jimmysalaryman

und das beste an Flash was ich in der letzten Zeit gelesen habe, nicht nur hier
Danke, das bedeutet mir was. Nach dem, was man von dir zum Thema liest, scheinst du dich recht viel mit FF zu beschäftigen.

Das ist der einzige Punkt, den ich nicht verstanden habe, so ganz: Warum reden die nicht mehr? Oder ist das kein zuverlässiger Erzähler und die Aktien sind gar nicht nach oben gegangen, oder ist er gar beschissen worden?
Das Telefon klingelt nicht mehr, weil’s keinen Erfolg zu vermelden gibt. Mutmaßlich sogar das Gegenteil. Aktien sind ja eher für was für die herrschende Klasse, Otto Normal verbrennt sich regelmäßig die Finger daran. Zu viel offengelassen?


Vielen Dank und viele Grüße!
JC

 

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