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14.10.2009
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Sie war die Beste. Das wusste sie. Sie war schön, Mitte 20, hatte feingliedrige Hände und Füße und ein anmutiges Gesicht. Sie saß an ihrem Schminktisch. Das Lampenlicht schimmerte auf dem polierten Ebenholz des Tisches. Sie blickte in den Spiegel. Ihre blauen Augen glänzten. Sie griff nach ihrer Puderdose. Es war ein wertvolles Stück. Sie öffnete sie und verteilte gekonnt das Puder auf ihren Wangen. Sie sah auf die Uhr in einer halben Stunde müsste sie aufbrechen. Sie legte vorsichtig die Puderdose weg, griff nach ihrem Lippenstift und trug ihn auf. Während sie das tat, dachte sie über ihren Verdienst nach. Auch an diesem Tag würde sie 1 € pro Minute machen. Sie würde wie immer 180 € in drei Stunden verdienen. Sie rückte ihr schwarzes Kleid zurecht, legte ihr großes, schwarzes Tuch um und zog ihre schwarzen Handschuhe an. Sie blickte wieder in den Spiegel. Sie war zufrieden. Sie stand auf und drehte ihren graziösen Körper. Ihr Rock flog leicht in die Höhe. Sie lächelte, dabei blitzen ihre strahlend weißen Zähne hervor. Sie knipste das Licht aus und verschwand durch die Tür.
Ein kleiner Junge zerrte an der Hand der Mutter. Ihr Gesicht lag in Falten. Der Junge wollte Zuckerwatte. Auf der anderen Seite des überfüllten Platzes stand ein rosa Wagen. Sein Besitzer verkaufte Zuckerwatte an die Kinder. Der süße Duft umhüllte den ganzen Platz. Der Junge bahnte sich den Weg zu der Süßigkeit. Die Mutter war genervt, der Sohn war quengelig. Plötzlich hielt der Bub inne, zeigt mit einem Finger der freien Hand auf eine, mit einem schwarzen Tuch vermummte Frau, die an einer Mauer angelehnt, um Geld bettelte. Sie zitterte am ganzen Körper und blickte ununterbrochen auf den Boden. Der Junge riss an der Hand der Mutter und sagte ihr, sie solle der alten, hässlichen Frau Geld geben. Die Mutter sah widerwillig auf die Bettlerin herab. Ihr Blick war voll Abscheu. Verächtlich warf sie einen 10 € Schein in die Dose der alten Frau. Der Junge zog die Mutter schon wieder weiter. Er wollte Zuckerwatte.
Die Bettlerin holte die 10 € aus der Dose, sie hob ihren Kopf und lächelte, wobei sie ihre schönen Zähne entblößte und ihre blauen Augen glänzten.
Sie war die Beste. Das wusste sie.

 

Hallo lilaluftballon,

und herzlich Willkommen hier auf kg.de.

Ich bin sehr zwiegespalten, was deine Geschichte betrifft. Einerseits greifst du ein gesellschaftliches relevantes Thema auf (Betteln auf der Straße), andererseits verarbeitest du es zu plakativ und unrealistisch.

Es gibt viele Bettler, die organisiert betteln müssen - das aber leider nicht in die eigene Tasche, sondern in die von skrupellosen Menschen, die die Hilflosigkeit erbarmungslos ausnutzen. Da werden die "Mitarbeiter" morgens an einer Straßenecke ausgesetzt, abends wieder eingesammelt, das Geld abgeknöpft und dafür bekommen sie vielleicht Kost und Logis unter einfachsten Umständen.

Dieses aufzuzeigen wäre eine inhaltlich hochwertige KG für die Rubrik Gesellschaft.

Völlig daneben ist die Szene mit der Mutter und dem Jungen. Nur weil ein Kind quengelt, dass die Mutter der hässlichen, alten Frau Geld geben sollte, schmeißt die ihr doch keine 10 Euro in hin. Wer verachtet (Mutters Blick), spendet nichts. Der Junge müsste auch eher von der alten, armen Frau sprechen.

Im Übrigen frage ich mich, wieso sich die junge Frau denn so schminkt, wenn sie sowieso mit dem Tuch vermummt ist?

Tut mir leid, deine Geschichte konnte mich überhaupt nicht überzeugen. Auch solltest du auf die vielen Wiederholungen bei den Satzanfängen achten (Sie ...).

Probiers mal mit einem Thema, bei dem du dich auskennst, dann wird der Inhalt auch realistischer, der Leser "kauft" dir das dann auch ab und somit wird eine KG stimmiger.

Viele Grüße
bernadette

 

Hi lilaluftballon!
Ich schließe mich Bernadettes Kritik an. Ich möchte aber noch hinzufügen, dass ich es auch unlogisch finde, dass eine so stolze Frau nicht davor zurück schreckt zu betteln! Kann ich mir irgendwie nicht vorstellen.
Auch das mit den 180 Euro in drei Stunden glaub ich nicht ganz. Ich seh immer nur frierende Bettler und Passanten die irgendwie etwas von "keinem Kleingeld" brummeln.

sie solle der alten, hässlichen Frau Geld geben
Woran macht der Junge fest, dass die Frau alt und hässlich ist, wenn sie vermummt ist??
Was ist die Aussage deiner Geschichte: "Gebt den Bettlern kein Geld, sie tun's nur aus Spaß und sind reicher als wir alle" ? Anders kann ich das kaum interpretieren.
Ich hoffe meine Kritik hilft dir irgendwie weiter!
Sonnige Grüße
Cathy

 

Ich kann mich meinen Vorrednern weitestgehend anschließen. Achte auf die redundanten Satzanfänge und die unlogische Auflösung. Ein detailierter Vorschlag: "Sie griff nach der Puderdose. Es war ein wertvolles Stück." könntest du insoweit abändern, dass man den zweiten Satz nicht gleich zuordnen kann und er im weiteren Verlauf der Geschichte zu einer Vorausdeutung wird, etwa: "Sie griff nach der Puderdose. Ein wertvolles Stück." Damit wird der zweite Satz ein wenig zweideutig, weil sie sich auch selbst mit "wertvolles Stück" meinen könnte. Dass würde auch den Trugschluss unterstreichen, dass sie womöglich eine Prostituierte ist. Und den Leser anfangs auf diese Fährte zu führen, halte ich für gelungen.

 

Hallo lilaluftballon,

Ich finde die Grundidee gut.
Ich bin nicht wirklich ein fan von diesem "kurze Sätze Stil", aber das ist halt mein persönlicher Geschmack.
Versuche vielleicht die Geschichte etwas auszubauen.
Der Wechsel von der Frau zu dem kleinen Buben kam etwas plötzlich und verwirrend.

Liebe Grüße,

f.

 

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