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Projektarbeit

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19.03.2003
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Projektarbeit

Es ist noch früh am Morgen. Ich bin ein wenig aufgeregt. Im Wochenblatt habe ich gestern endlich ein passendes Stellenangebot gefunden.
Danach wird eine engagierte, kreative Mitarbeiterin gesucht. Hauptsächlich fürs Telefon. Die einzigen Voraussetzungen sind Verhandlungsgeschick und Einfühlungsvermögen.
Ich bin eine alleinerziehende, in den Augen anderer sehr blutjunge, Mutter. Meine zwei Kinder halten mich auf Trab und daher beherrsche ich diese Fähigkeiten, spreche ich mir Mut zu. Auch wenn ich bisher keine Ausbildung machen konnte, bräuchte ich mein Licht nicht unter den Scheffel zu stellen. Seit mein Mann Volker die Kinder und mich sitzen gelassen hat, bin ich ganz gut zu Recht gekommen. Wenn nur das liebe Geld nicht wäre. Volker zahlt keinen Unterhalt und der Vorschuss des Jugendamtes reicht für das Nötigste. Aber ich möchte für die Kinder mehr als nur Second Hand. Ich befürchte, sie könnten abrutschen. Deshalb muss ich Ihnen ein Vorbild sein und sie aus dieser Gegend raus schaffen. Die Kinder hier stehen in den dunklen Hauseingängen, rauchen, trinken irgendeinen Fusel. Das eine Mädchen kenne ich. Sie wohnt nebenan, ist noch nicht einmal elf Jahre alt. Ihre Augen blicken stumpf. Ich mache ihr keinen Vorwurf. Was soll sie denn tun, als ihren arbeitslosen Eltern nachzueifern. Vielleicht bekommt sie noch eine Chance, schafft es trotzdem, nicht ebenso arbeitsscheu zu werden. Aber ich habe gehört, dass der Jugendtreff schließen muss. So werden die Kinder statt eines warmen Mittagessen im Treff wieder nur Chips und Cola von den Eltern vorgesetzt bekommen. Meine Kinder, Nico und Sarah, haben Besseres verdient.

„Sie scheinen die allerbesten Voraussetzungen mitzubringen.“
Der Mann mustert mich von oben bis unten. Seine Blicke sind mir unangenehm. Was sieht er?
„Was allerdings von Ihnen erwartet wird, ist höchste Diskretion.“
„Ich kann sehr gut schweigen, wenn es um Geschäftsgeheimnisse geht“, antworte ich. Ich bin bis zum Vorstellungsgespräch gekommen, jetzt will ich es nicht vermasseln. Unruhig rutsche ich auf meinem Stuhl hin und her. Herr Martens umrundet mich, umfasst mich von hinten an den Schultern. Er beugt sein Gesicht zu mir herunter und flüstert mir ins linke Ohr.
„Wie gesagt. Die Ihnen gestellte Aufgabe ist sehr delikat.“
Ich rieche sein After Shave. Für einen kurzen Moment schließe ich die Augen. Es duftet kostbar. Schwer. Kein klarer Gedanke. Nur:
Was will er von mir? Was ich von ihm? Einen Job.
Ich straffe meine Schultern. „Wie viel zahlen Sie?“, frage ich.
„Genug“, antwortet er, den Blick von oben auf mich herab gerichtet. „Wenn auch befristet. Machen Sie ihre Sache gut, sind Sie beim nächsten Projekt wieder dabei.“

„Hallo, ja hier Krebs.“ Die Stimme klingt unbeholfen.
„Oma, ich bin`s!“, rufe ich in die Sprechmuschel.
„Nadine? Kind, ich hör dich so schlecht.“
Volltreffer.
„Oma, ja ich bin`s, die Nadine.“
„Geht´s dir gut mien Dirn?“
„`türlich, Oma, du kennst mich doch. Hör mal, kannst du mir einen kleinen Gefallen tun? Mein Auto ist kaputt. Ich brauche ein bisschen Geld. Kannst du mir etwas bis nächsten Monat borgen?“
„Du fährst Auto?“
„Ja, du bist doch schon mitgefahren. Weißt du nicht mehr?“ Ich höre die Frau schnaufen.
„Nadine, ich kann mich nicht erinnern. Aber, wie viel brauchst du denn?“ Sie wird kurzatmig. Ein Zeichen, dass sie aufgeregt ist.
Ich überlege kurz. Die Anschrift im Telefonbuch hat mir verraten, dass die Frau in einer guten Wohngegend wohnt. Aber, hat sie auch genug Bargeld im Haus?
„Ist nicht so schlimm, Omi. Eintausend“, sage ich fest. Meine Stimme soll zuversichtlich klingen.
„Kind, das ist zuviel. Ich kann dir siebenhundert geben.“ Die brüchige Stimme klingt ein wenig vorwurfsvoll, so beeile ich mich, sie zu beschwichtigen.
„Okay, Omi, das wird schon reichen. Ein Freund von mir leiht mir den Rest. Er wird auch zu dir kommen, das Geld holen. Er bringt es mir in die Werkstatt.“
„Kenne ich den jungen Mann denn?“ Sie darf nicht misstrauisch werden.
„Oma, der ist mit im Auto gefahren. Du weißt doch, der große Blonde!“
Gut, dass die alten Frauen ungern zugeben, wie vergesslich sie sind. Tatsächlich. Die Rechnung geht auf. Nach einem kurzen Zögern antwortet Nadines Oma.
„Gut, Nadine. Wann bringst du mir das Geld zurück?“
„Nächsten Monat, Oma. Ich versprech`s. Aber das bleibt unser Geheimnis.“
Die Masche soll noch ein wenig länger funktionieren.
„Nadine, deine Eltern mögen es nicht, wenn man Geheimnisse vor ihnen hat“ , rügt die alte Frau. Man hört, sie hat Oberwasser bekommen. Das ist gut. Dann fühlt sie sich auf der sicheren Seite.
„Omilein“, flöte ich zuckersüß, „ich habe dich lieb.“ Dann lege ich auf.

Mindestens dreißig Opfer muss ich täglich abzocken, damit es rentabel wird, sagt Herr Martens, mein Chef. Er macht die Kalkulation. Nach einem erfolgreichen Telefongespräch habe ich außerdem die Kollegen zu instruieren, wie das Telefonat abgelaufen ist, damit die alten Menschen bei der Geldübergabe nicht misstrauisch werden.

Meine Kinder freuen sich, dass ich Arbeit gefunden habe. Nico und Sarah sind stolz auf ihre erfolgreiche Mutter. Sarah kann endlich zur musikalischen Früherziehung. Sie hat Talent. Nico spielt neuerdings begeistert Fußball. Seine Ausstattung ist kostspielig, aber wenn es ihn glücklich macht?
Nach der Probezeit hat mir Herr Martens gratuliert. Er hat meine Hand fest gedrückt, was mir sehr unangenehm gewesen ist. Sarah möchte doch Klavier lernen, es wäre doch schade um ihre zarte kleine Hand, hat er gemeint, als ich einen Schmerzensschrei nicht mehr unterdrücken konnte. Seitdem bemühe ich mich, noch effizienter zu arbeiten. Doch der Erfolg hat auch seine Schattenseiten.
Nachts wache ich manchmal auf, weil mein Herz rast. Ich habe wieder geträumt. Nadines Oma hat mit dem Finger auf mich gezeigt. Sie wirkte verhärmt. Ihre Lippen haben gezittert. Dann griff sie sich an die Brust.
Ich sitze wie von einer Tarantel gestochen in meinem schönen weichen Bett, das ich mir schon für eine neue Wohnung gekauft habe. Sehe mein fahles Gesicht im Spiegelschrank. Das Mondlicht ist schuld. Ich sollte mir angewöhnen, die Vorhänge zu schließen, damit ich besser schlafen kann.

 

Hallo Goldene Dame,

Volker zahlt keinen Unterhalt und der Vorschuss des Jugendamtes reicht für das Nötigste. Aber ich möchte für die Kinder mehr als nur Second Hand. Ich befürchte, sie könnten abrutschen. Deshalb muss ich Ihnen ein Vorbild sein und sie aus dieser Gegend raus schaffen.
Immerhin reicht es für das Nötigste. Leider hat die Mutter nicht begriffen, dass sie den Kindern das Beste umsonst geben könnte: ZEIT. Wenn sie sich um sie liebevoll kümmert, verzichten die Kinder gerne auf das neueste T-Shirt.
Aber der Mutter geht es ja nicht um das Wohl der Kinder, sondern um das Ansehen, das sie in der Gesellschaft hat oder auch nicht.

Die Masche soll noch ein wenig länger funktionieren.
1. Woher weiß die Prot, dass es sich bei ihren Anrufen um ältere Menschen handelt? Ruft sie eine Nummer nach der anderen durch?
2. So ein Glück auch, dass der Namen fällt und die Angerufene noch schwerhörig ist.
3. Ein noch größeres Glück, dass sie 700 Euro daheim hat.
4. Dann willigt Oma auch noch ein, dass ein anderer das Geld holt.
Puhh...30 Mal soll das klappen? Da bin ich äußerst skeptisch :shy:
Ich glaube einfach nicht, dass es noch soviele alte, unbeholfene Menschen gibt. Nicht jeden Tag 30-fach.
„Mindestens dreißig Opfer muss ich täglich abzocken, damit es rentabel wird.
Wieso denn? Es gibt doch keine Fixkosten in ihrem Betrieb, sie wird sicher auch nach Provision bezahlt.
Gehen wir mal von einer durchschnittlichen Abzocke von 200 Euro aus.
Macht 6000 am Tag. Sie bekommt viellleicht 10 Prozent. Das wären 600 für sie. Täglich. Da ist doch eine einmalige Fußballausrüstung und der monatliche Beitrag der musikalischen Früherziehung ein Klacks.
Ich will damit nur andeuten, dass ich nicht ganz stimmig finde, wie wenig sie dann tatsächlich verdient, auch wenn sie zudem noch ein neues Bett hat ;).

Er hat meine Hand so fest gedrückt, dass ich mir den kleinen Finger gebrochen habe.
Diese Szene verstehe ich - wie andere Kritiker - auch nicht, weil sie für mich keinen Sinn macht.

Im letzten Absatz wird mir nicht ganz klar, ob sie nun Angst vor ihrem Arbeitgeber hat oder sie das schlechte Gewissen unruhig macht.

Ich kann mir generell schon vorstellen, dass eine Mutter so reagieren kann. Leider. Daher fand ich die Geschichte inhaltlich interessant, mal von den Details abgesehen, die ich moniert habe. Ich finde auch gut, dass du so konsequent dahinter stehst.

Lieber Gruß
bernadette

 

Er hat meine Hand so fest gedrückt, dass ich mir den kleinen Finger gebrochen habe.
Merkst du was? ;) Vorschlag >> Sein Händedruck hat mir den kleinen Finger gebrochen.

Tut mir leid. Die Geschichte kam sehr unglaubwürdig für mich rüber. Es geht nicht in meinen Kopf, dass sich die Hauptfigur einerseits ganz natürlich mütterlich um ihre Kinder sorgt ...

Ich befürchte, sie könnten abrutschen. Deshalb muss ich Ihnen ein Vorbild sein und sie aus dieser Gegend raus schaffen. Die Kinder hier stehen in den dunklen Hauseingängen, rauchen, trinken irgendeinen Fusel. Das eine Mädchen kenne ich. Sie wohnt nebenan, ist noch nicht einmal elf Jahre alt. Ihre Augen blicken stumpf. Ich mache ihr keinen Vorwurf. Was soll sie denn tun, als ihren arbeitslosen Eltern nachzueifern. Vielleicht bekommt sie noch eine Chance, schafft es trotzdem, nicht ebenso arbeitsscheu zu werden. Aber ich habe gehört, dass der Jugendtreff schließen muss. So werden die Kinder statt eines warmen Mittagessen im Treff wieder nur Chips und Cola von den Eltern vorgesetzt bekommen. Meine Kinder, Nico und Sarah, haben Besseres verdient.
... andererseits aber so blind und gewissenlos gegenüber sich, anderen Menschen (ihren Opfern), und ihrem Chef - bei dessen Verhalten und gesundem Menschenverstand eigentlich sehr laut die Alarmglocken schrillen müssten - zu solchen kriminellen Handlungen hinreißen lässt.
Deine mehrmals verlautbarte Intention, dem Leser vor Augen führen zu wollen, wie Kriminalität den Alltag infiltriert, konntest du in meinen Augen leider nicht befriedigend umsetzen. Aber vielleicht mache ich mir auch nur zuviele Illusionen über die Welt, kann auch sein.
Vielleicht gelingt es dir, indem du es vermeidest, die Mutter als einfühlsam, alles nur für ihre Kinder wollend darzustellen, oder zumindest so, dass es genausogut die Unwahrheit sein könnte (sie sich etwa bloß im Vorstellungsgespräch so darstellt). Oder indem du die Protagonistin seit längerem alle Skrupel verloren haben lässt, weil ihr die Not wirklich die Lebensgrundlage raubt, selbst Second-hand-Kleidung zu teuer zu werden droht.

FLoH.

 
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Hallo bernadette

Zitat:
Die Masche soll noch ein wenig länger funktionieren.

1. Woher weiß die Prot, dass es sich bei ihren Anrufen um ältere Menschen handelt? Ruft sie eine Nummer nach der anderen durch?
2. So ein Glück auch, dass der Namen fällt und die Angerufene noch schwerhörig ist.
3. Ein noch größeres Glück, dass sie 700 Euro daheim hat.
4. Dann willigt Oma auch noch ein, dass ein anderer das Geld holt.
Puhh...30 Mal soll das klappen? Da bin ich äußerst skeptisch
Ich glaube einfach nicht, dass es noch soviele alte, unbeholfene Menschen gibt. Nicht jeden Tag 30-fach.


Ich habe mir die Masche mit dem Enkeltrick nicht aus den Fingern gesogen, sondern letztes Jahr einen Bericht im Fernsehen gesehen.
Quelle 1

Quelle 2

Senioren haben im Lauf ihres Lebens häufig beträchtliche Ersparnisse angesammelt. Gleichzeitig sind sie körperlich nicht mehr so fit und deshalb leichte Opfer. Für Trickbetrüger ist es nicht schwer, die Gewohnheiten dieser Menschen auszuforschen. Wann gehen sie zum Einkaufen? Welche Besuche empfangen sie? Gehen sie regelmäßig in die Kirche? Wer es darauf anlegt, findet die Lebensgewohnheiten schnell heraus. Ein paar Kontrollanrufe per Telefon geben Gewissheit. Stimmt dann noch das Umfeld, die Wohngegend, das Haus, so wird das Ziel geradezu unwiderstehlich.
Der "Enkel-Trick"
"Großmutter, rate mal, wer am Telefon ist". "Weiß ich nicht. Ich erkenne die Stimme nicht. Bist du es, Hans?" "Genau. Ich rufe dich vom Autotelefon an, die Verbindung ist schlecht". Der Anrufer macht eine bedeutungsvolle Pause und fährt sehr eindringlich fort: "Du, ich habe ein Problem. Aber ich möchte, dass keiner davon etwas erfährt. Ich brauche deine Hilfe."

Weiter habe ich folgendes recherchiert:
Brennpunkt Großstadt
Insbesondere sind die deutschen Metropolen Schauplatz von Gewalt und Verbrechen. Frankfurt ist mit mehr als 18.100 erfassten Delikten pro 100.000 Einwohner wie bereits im vergangenen Jahr die Großstadt mit der höchsten Kriminalitätsbelastung. Es folgen Berlin (15.928), Bremen (15.781), Hamburg (15.067), Düsseldorf (14.484), Köln (14.307), Dortmund (12.105) und Essen (9783). Von der Belastung pro 100.000 Einwohner ausgehend ist München mit 9090 Fällen die statistisch "sicherste" Stadt.

Hamburg hat ca. 1.738.000 Einwohner, 23% davon sind über 60 Jahre alt, das sind 399.740 alte Menschen. Um jeden in einem Jahr anzurufen, muss man täglich 1095,17 Anrufe tätigen.


Lieben Gruß, Goldene Dame

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Floh,

Zitat:
Er hat meine Hand so fest gedrückt, dass ich mir den kleinen Finger gebrochen habe.

Merkst du was? Vorschlag >> Sein Händedruck hat mir den kleinen Finger gebrochen.


Der Satz sollte genau so dort stehen, weil er die Protagonistin auch charakterisieren sollte. Das ist wohl nicht deutlich geworden. Daher habe ich eine Änderung vorgenommen.

Vielleicht gelingt es dir, indem du es vermeidest, die Mutter als einfühlsam, alles nur für ihre Kinder wollend darzustellen,

Die Protagonistin ist einfühlsam. Gerade diese Fähigkeit hilft ihr schauspielerisch die alten Menschen zu betrügen. Sie ist auch nicht unfähig, das Unrecht zu erkennen. Sie erkennt nur ansatzweise das Unrecht, da sie in der Traumszene einen Anflug schlechten Gewissens hat. Bevor es offen ausbricht, verdrängt sie es, als ob sie sich die Tätigkeit schönreden müsste, vielleicht weil sie glaubt in einer Ellenbogengesellschaft keine anderen Möglichkeiten zu haben.

Tut mir leid, wenn ich dich nicht überzeugen konnte.

@bernadette

Zitat:
„Mindestens dreißig Opfer muss ich täglich abzocken, damit es rentabel wird.

Wieso denn? Es gibt doch keine Fixkosten in ihrem Betrieb, sie wird sicher auch nach Provision bezahlt.
Gehen wir mal von einer durchschnittlichen Abzocke von 200 Euro aus.
Macht 6000 am Tag. Sie bekommt viellleicht 10 Prozent. Das wären 600 für sie. Täglich. Da ist doch eine einmalige Fußballausrüstung und der monatliche Beitrag der musikalischen Früherziehung ein Klacks.
Ich will damit nur andeuten, dass ich nicht ganz stimmig finde, wie wenig sie dann tatsächlich verdient, auch wenn sie zudem noch ein neues Bett hat .


Die Protagonistin ist zu naiv, um eine Vorstellung dessen zu haben, was als Rendite für die Firma herauskommt. Die wenigsten Menschen wissen, was ihre Firma abwirft oder haben Ahnung von Kalkulation. Sie interressiert nur, was auf dem Gehaltsstreifen steht. Ich habe zum Textverständnis diesen Aspekt noch angeführt.

Lieben Gruß, Goldene Dame

 

Hallo Goldene Dame,

wie schön, wenn man Recherche-Quellen vorgelegt bekommt. Das nenne ich saubere Arbeit *dichlob*.

Den Satz mit dem kalkulierenden Chef erklärt auch diesbezüglich die Naivität der Prot. Das ist für mich nun stimmiger.

 

Hallo nochmal,

Sie ist auch nicht unfähig, das Unrecht zu erkennen. Sie erkennt nur ansatzweise das Unrecht, da sie in der Traumszene einen Anflug schlechten Gewissens hat. Bevor es offen ausbricht, verdrängt sie es,
:confused: Was man erkennt, muss man doch nicht mehr verdrängen ...
Unter verdrängen verstehe ich jedenfalls "nicht erkennen wollen", "vor einer unangenehmen Erkenntnis Schutz suchen".

Die Protagonistin ist einfühlsam. Gerade diese Fähigkeit hilft ihr schauspielerisch die alten Menschen zu betrügen.
Ich war bisher im Glauben, dass echte Einfühlsamkeit mit Nächstenliebe einhergeht und von daher Betrugsabsichten verhindert. Davon, dass dies anders sein sollte, konnte mich Deine Geschichte in der Tat nicht überzeugen.

FLoH.

 

Hallo Floh

Ich war bisher im Glauben, dass echte Einfühlsamkeit mit Nächstenliebe einhergeht und von daher Betrugsabsichten verhindert.
Was verstehst du unter echt? :lol: Einfühlsam, ist jemand, wenn er sich in die Lage seines Gegenübers hineinversetzen kann. Welchen Nutzen er daraus zieht.....ist doch, sagen wir es mal salopp, typbedingt. Der eine wird Arzt, der andere Pastor und der nächste ein Trickdieb. ;)

Was man erkennt, muss man doch nicht mehr verdrängen ...
Unter verdrängen verstehe ich jedenfalls "nicht erkennen wollen", "vor einer unangenehmen Erkenntnis Schutz suchen".

Ich glaube wir reden aneinander vorbei, obwohl wir dasselbe meinen. Psychologisch ist die Verdrängung eine Schutzfunktion aus dem Lebenserhaltungstrieb. Bei "Gefahr" kappt das Gehirn die Leitungen zu den Bereichen, in denen sozial erlernte Wertvorstellungen verankert sind.

@bernadette

Das nenne ich saubere Arbeit *dichlob*.
*Freu*
Danke für deine Kritik, die hat ja auch zu Tage gefördert, was am Text zu verbessern ist.
Lieben Gruß, Goldene Dame

 

Hallo Goldene Dame,

gewohnt gekonnt geschrieben und eine gesellschaftlich sehr relevante Thematik: Moral geht den Bach runter, es gibt immer mehr alte Leute, sprich potentielle `Kunden´. Das Abzockergespräch ist punktgenau geschrieben, war wohl eine Mitschrift - natürlich aus einer Polizeiakte ;)

Auch das ist gut getroffen - sympathisch wirkt dieser Antatscher nicht:

„Unruhig rutsche ich auf meinem Stuhl hin und her. Herr Martens umrundet mich, umfasst mich von hinten an den Schultern. Er beugt sein Gesicht zu mir herunter und flüstert mir ins linke Ohr“

Der Schluss hätte natürlich auch böse sein können - warum mit Herrn Martens teilen?

„Ich kann sehr gut schweigen, wenn es um Geschäftsgeheimnisse geht“, antworte ich. Ich bin bis zum“

- „ich“ vermeiden.

„Sarah möchte doch Klavier lernen, es wäre doch schade um ihre zarte kleine Hand, hat er gemeint, als ich einen Schmerzensschrei nicht mehr unterdrücken konnte. Seitdem bemühe ich mich, noch effizienter zu arbeiten. Doch der Erfolg hat auch seine Schattenseiten.“

- „doch“ vermeiden.

Ach ja - nachträglich betrachtet schön zynischer Titel...


Alles Gute,

tschüß… Woltochinon

 

Hallo Woltochinon

eine gesellschaftlich sehr relevante Thematik: Moral geht den Bach runter, es gibt immer mehr alte Leute, sprich potentielle `Kunden

Ja, das sehe ich auch so und es gibt immer mehr Zündstoff...Das Migrantenproblem und die Lösungsansätze einer Generation, die darin nicht steckt.... die wenigen Kinder auf deren Schultern gelastet wird, was nicht dahin gehört, die unwissend bleiben weil das Bildungssystem versagt, die vorgelebt bekommen, dass das eigene Hemd näher ist als....

Der Schluss hätte natürlich auch böse sein können - warum mit Herrn Martens teilen?

Meine Intention wollte den Silberstreif am Horizont noch sehen :D
Ach ja - nachträglich betrachtet schön zynischer Titel...
wie wahr....

Danke dir

Lieben Gruß, Goldene Dame

 

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