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Provokation
18.06.2007
Das Wochenende war wieder mal viel zu kurz. Ich stehe Montag früh lustlos auf um den Wochenstart mit einem müden Gähnen zu zelebrieren!
Seit kurzem ist mein Auto abgemeldet und ich bin gezwungen jeden morgen mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. Einen Tag nach dem mein Auto abgemeldet war, fing es an zu regnen. Es sind inzwischen fünf Wochen her und es regnet immer noch.
Ohne große Lust mache ich mich also fertig und fahre auf meinem Fahrrad meine Arbeitsstätte entgegen. Ich versuche stets in letzter Minute aus dem Haus zu gehen, so dass ich keine Zeit zu verlieren habe und immer ordentlich mit Bleifuß auf meinem Gefährt unterwegs bin. Es gibt jedoch Radfahrer, denen es gar nicht passt schnell überholt zu werden und daher immer einen dummen Spruch reißen, wenn ich mit Lichtgeschwindigkeit an ihnen vorbei rase.
Auch an diesem Montag früh fahre ich zügig und mit gesenktem Haupt und überhole nichts ahnend einen in eine Militärregenjacke gekleideten Radfahrer. Kaum habe ich mich einen Meter von ihm entfernt, klingelt er. Ich deute sein Klingeln als „Du kannst dich wenigstens bemerkbar machen, wenn du an mir vorbei fährst, sonst mach ich mir in die Hose vor Schreck!“
Ich ignoriere das Ganze, da ich sonst zu spät komme würde. Es klingelt ein weiteres Mal. Es fühlt sich an wie eine Peitsche, die gegen meine Schläfen knallt, doch immer noch drehe ich mich nicht um, da die Dinge sonst außer Kontrolle geraten würden. Plötzlich höre ich ein lang gezogenes „Eyyyyyyyyy“.
Dieses „Ey“ ist wie ein brennendes Streichholz, das man in ein Pulverfass schmeißt! In mir fängt sofort ein Feuer an zu lodern und ich kenne nur noch ein Ziel:
Mich dem Kampf stellen und dem Radfahrer hinter mir Schmerzen zufügen!
Ich vergesse in diesem Moment die Müdigkeit, den Regen und die Arbeit, denn im Moment gilt es den Energieüberschuss in Form von Wutschreien und evtl. Schlägen an dem Provokateur auszulassen. Ich greife zur Bremse und lege eine so spektakuläre Vollbremsung hin, wie es einem Radfahrer nur möglich ist. Das Rad dreht sich quer über dem Radweg und es kommt etwa 20 Meter vor dem potentiellen Schwerverletzten mit Quietschen und Krachen zum Stillstand. Ich springe ab und drehe mich ruckartig um, mit einem hasserfüllten Blick und die äußerste Form von Bereitschaft für den unausweichlichen Kampf. Unsere Blicke treffen sich. Wie im Traumzustand höre ich seine Stimme: Guhden Morrrrrgen, XXX!“
Es ist mein russischer Mitarbeiter Alexander, der mit mir zusammen zu Arbeit fahren will.