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Psycho in Berlin
- Fahrt von Augsburg nach Schwetzingen: Es herrscht schlechte Stimmung. J ist nervig und aggressiv, S und K genervt. Die Fahrt nach Berlin steht auf wackeligen Füßen.
- Nach anstrengenden Gartenarbeiten beim Zwischenstopp in Schwetzingen liegen die Nerven blank und S geht nur mit, weil K sagt, sie bringe sich mit J gegenseitig um, wenn sie nur zu zweit fahren.
1. Tag:
Mit Ju ist alles klar und ausgemacht. Kurz vorm Losfahren merken J, S und K, dass sie garnix zum übernachten haben und dass es vielleicht ratsam wäre etwas zu buchen. Sie entschließen sich nach langem Hin und Her für das „GENERATOR“, eine Jugendherberge im Discostil. Die Fahrt ist auf der Autobahn angenehm, da sie frei ist, doch J fährt, wie eine gesenkte Sau. K sitzt vorne und dirigiert. S sitzt oder schläft hinten – ihr ist schlecht und sie ist stinkig, wie ein alter Schuh. J ist immer noch aggro, was man auch an seinem Fahrstil bemerkt. K ist verwirrt und versucht sich nur auf Musik und Straße zu konzentrieren.
Die Autobahn wird immer freier bis sie nach Berlin reinkommen. K hat noch etwas Orientierungsschwierigkeiten, findet sich dann aber schnell zurecht. S muss ganz dringend mitten in Berlin auf’ s Klo. K zum Glück nicht. J stellt sich einfach mal irgendwo hin. S sucht panisch nach einer Toilette oder wenigstens einem Platz zum pinkeln und wird dadurch auch aggressiv und noch schlechter drauf. Sie halten aber auch an einer Stelle an der Charité, wo man nirgendwo reinkommt. Auf jeden Fall wird S eine halbe Stunde nicht gesehen, bis sie sichtlich erleichtert wieder auftaucht und es weitergehen kann.
Mittlerweile ist es schon sehr dämmrig. 20 Minuten später sind sie am „Generator“ angelangt und sind sich noch nicht so recht schlüssig, wie das darin noch werden wird. Während den 20 Minuten hat K mit Ju ausgemacht, dass man sich trifft. Aber erst wird eingecheckt, was nach 5 Minuten geschehen ist.
Ihr Zimmer hat die Grundfarben rot, blau und weiß, Ikeaplastikstahlbetten, riesige Fenster, ein winziges Bad, das irgendwie nur aus einem Teil besteht, praktisch, wie eine Duschkabine integriert mit Waschbecken und Klo. Alle sind begeistert, so muss es sein. Wer hätte überhaupt gedacht, dass es ein Bad auf dem Zimmer gibt? Es wird erstmal kurz das Zimmer unordentlich gemacht, bevor sie sich unten die Bar anschauen, die auch ganz passabel wirkt, aber noch etwas fremdartig ist, was sich schnell ändern wird.
Und los geht’ s zur U-Bahnstation. Alle drei stehen erstmal, wie blöd, da. Keine Ahnung von nichts. Wohin, wie rum? Die Metro in Paris ist da doch übersichtlicher. Nach ein paar Minuten Diskussion und „ich weiß es besser“ und „Alter du bisch ja soo bleed“, haben sie begriffen, das U-Bahnnetz geht durch ganz Berlin im Kreis.
Kurzer Informationsaustausch mit Ju, dann steigen sie in die U-Bahn ein und fahren, aber nur bis zur Hälfte der Strecke. Wohin jetzt? Kurzer Infoaustausch mit Ju.
Sollen sie laufen oder fahren? Ein paar Strecken sind gesperrt, laufen ist zu weit. Doch nach ein paar Kippen geht es weiter.
Arschkalt ist es. Endlich treffen sie auf Ju. Begrüßung! Hunger!
Die vier gehen ins White Trash. Das White Trash ist ein Rockschuppen. Von außen sieht er aus, wie ein altes Kino. Es gibt zwei Eingänge, sie gehen in den rein, aus dem die Musik herkommt, eine Treppe runter in den Keller. Irgendwie gibt’ s Probleme und man versteht sein eigenes Wort nicht mehr, weil die Musik soo laut ist.
Hunger! Essen!
Ju diskutiert mit dem Mann an der Kasse. Irgendetwas klappt nicht.
Egaal! HUNGER!
O.K. dann gehen sie halt in den zweiten Eingang. Also wieder nach oben. Da sieht’s aus wie eine stinknormale Kneipe, vollgestopft mit Leuten. Es geht dauernd ein paar Treppen hoch und wieder runter, um die Ecke in den Gang an der Bar vorbei, zweiter Stock, alles zu voll, wieder runter. Der Laden ist nicht besonders groß, aber durch das, dass er so verwinkelt ist, weiß bald keiner mehr, wo man ist. Im hintersten Eck ist noch ein Platz frei. Sie sitzen!
Hunger! Bedienung? Hier sind definitiv zu viele Leute. Die Musik vom Konzert im Keller ist so laut, dass man sich auch hier nur schreiend unterhalten kann.
Bedienung? Ah! Bestellung. Aber sie versteht kein Wort. Only English. O.K., das Englisch wird ausgepackt und Bier kommt sofort.
S, J und K sind noch etwas verstrahlt von der Autofahrt und den neuen Eindrücken, die Berlin so langsam von sich zeigt. Aber Ju stört das nicht. Sie schreit munter drauf los und hält ihnen einen Monolog, wie schön es hier doch sei und wie gut die Entscheidung, hier zu wohnen und zu studieren.
Mittlerweile kommt das Essen. Ein paar fettische Burger. Genau das richtige.
Und das nächste Bier.
Die Bedienung stellt noch ein paar Tortillachips auf den Tisch. J isst weiter. Der Burger war wohl doch noch nicht genug.
Ju ist immer noch bei ihrem Monolog, der recht interessant wird, weil sie gerade erzählt, wie sie umgezogen ist. Allein in einem Riesenvan, keine Ahnung, wo’s überhaupt lang geht.
Das nächste Bier.
Und beim zweiten Mal hinfahren, mit ihrem alten Käfer, ist sie dann kurz vor Berlin stehen geblieben. BlaBlaBla……
Und noch n Bier.
J schaut so komisch, fummelt mit seiner Zunge in seinem Mund rum und verschwindet plötzlich auf’ s Klo. S versucht auch mal, was zu schreien, schafft es auch, oder? Ja doch. K nuckelt am Bier, schreit auch kurze Brocken in die Runde. J kommt wieder: „He Fuck! Mir fehlt ein Backenzahn!“
HÄÄ?! Er hat sich wohl mit Chips ein Zahn ausgebissen. Kurze Diskussion und Unverständnis.
Dann ist aber auch schon spät und man beschließt wieder aufzubrechen. Sie bemerken, dass die Band unter ihnen aufgehört hat zu spielen, denn man kann sich wieder normal unterhalten. Trotzdem gehen sie. Vor der Tür tragen die Rowdies das ganze Equipment der Band in riesige Busse. K stolpert fast über eine große Lache Kotze. Ein Taxi muss her! Jetzt noch U-Bahn fahren? Nee, looß. Verabschiedung Ju. Weiterfahrt ins „Generator“.
Mein Gott, jetzt kann man ja auch noch schauen, was die Bar so hergibt. Nichtmehr so viel los, aber n’ Bierchen geht scho noch. Hm, immer noch etwas fremdartig. Sieht so aus, als ob die auch zu machen wollen. S, J u K sind auch total fertig.
Alles klar, mit Musikbegleitung auf den Gängen geht’s ins Zimmer und ins kuschelige Bett.
2.Tag:
K ist als erste wach.
Frühstück (Gedankenblase).
Wann und wie lange gibt’s eigentlich Frühstück?
Sie kruschtelt von ihrem Bett aus in irgendwelchen Papieren, die sie beim Einchecken bekommen haben. Vielleicht steht da ja was drauf?!
Ah, J bewegt sich. Frage? Keine Antwort.
Scheißegal, K dreht sich auch wieder um und döst noch mal ein. Doch nach und nach wachen alle auf.
3mal Zähneputzen plus Duschen und dann runter in die umgebaute Bar, die jetzt ein Frühstücksraum ist, frühstücken.
Ob’s jetzt noch was gibt? Ja. Aber es sind alle noch zu verschlafen, um sich zurecht zu finden. Wo sind denn die Semmeln, die Wurst, der Kaffee? Alles sehr durcheinander und viel zu viele Leute, so früh am Morgen.
Endlich alles gefunden, am Tisch und nach den ersten paar Schlucke Kaffee, sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.
Es wird beratschlagt, was am heutigen Tag so anliegt. S äußert zum ersten Mal ihr Verlangen, ein Stadtteil in Berlin zu besichtigen, in dem es Plattenbauten gibt, und zwar große und viele. Sie hat die Bilder von Christiane F.’ s „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ im Kopf und will das auch in echt sehen.
Aber alle sind sich einig, erst das ganz normale Innenstadtprogramm.
J ist entschieden dagegen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Nach kurzem Protest von K (S hält sich raus) "da sieht man doch viel mehr", wird doch mit dem Auto gefahren.
Beim Einsteigen entsteht eine kurze Diskussion zwischen S und K, wer vorne sitzt. Aber wer vorne sitzt, muss die Karte lesen und sagen wo’s lang geht. Also setzt sich S nach hinten, denn sie will sich von J nicht blöd anmachen.
So, und auf geht’s in die weite Welt Berlins: vorbei an riesigen Fabriken, Hochhäusern, fetten Firmensitzen, alten Renaissancebauten führt sie der Weg an den Kurfürstendamm.
K fühlt sich im Recht, weil hier gibt’s ja nirgendwo Parkplätze.
J fährt ins Parkhaus. Na gut, es gibt ja auch noch Parkhäuser.
Eigentlich ist schon wieder Hunger angesagt, sind sich alle einig. Und so ne fettische Currywurst mit Pommes gibt’s hier ja an jeder Ecke. Sie suchen sich die Wurstbude mit Blick auf die Gedächtniskirche aus.
Fettig, aber saugeil, noch ne Cola dazu.
Es ist scheiß Wetter, so ne Kacke, es regnet und ist arschkalt. Das drückt die Stimmung etwas. Sie wollten ja eigentlich den Kurfürstendamm entlang laufen.
Tja, dann bleibt nichts anderes als: „SHOPPING“! 5 „H&M’ s“ fast nebeneinander, immer mal ein anderer Laden dazwischen, aber nein, da kann man auch zu Hause rein gehen.
Sie müssen erst das KaDeWe finden. Da kann man zwar nichts kaufen, bis auf ein paar Bonbons und n’ Kaffee, aber dafür viele schöne und auch hässliche Sachen sehen.
Irgendwie weiß aber in Berlin doch nicht jeder, wo das KaDeWe genau ist. Sie werden immer nur in eine ungefähre Richtung geschickt. Als das Kaufhaus dann im Blickfeld der drei zu sehen ist, wundert sich K, weil sie es ganz anders in Erinnerung hat.
Sie gehen in einen Eingang von vielen hinein und sind schon bei Gucci & Co. gelandet. Es werden Taschen bestaunt und J überlegt sich, wie er sie am besten nach näht. Über die Stoffe und Muster mancher Sachen wird sich mal nicht gestritten. Sie sind definitiv absolut hässlich.
Oh, Sonnenbrillen und Kameras, ein Fahrstuhl aus Glas. Dann fahren sie eben nach ganz oben. In die Fressabteilung.
Schon wieder essen? Nein, aber n’ Kaffee oder doch lieber einen Saft?
Hm, das Essen sieht schon superlecker aus. Also, Kaffee und Saft. Sie sitzen, haben sich aber nicht wirklich was zu sagen.
„Gib ma mol die Kamera!“ J an K und somit fängt ein lustiges Fotoshooting an, bei dem jeder von jedem geknipst wird.
Mit Blitz, ohne, lachend, ernst, von oben, von der Seite – Ende.
Und weiter geht’s.
Aber wohin? Einfach mal loslaufen – ein Platz mit Brunnen, viele Straßen, Autos, Menschen, Antiquitätenläden, es ist arschkalt, eine Frau mit Bart, Bahnhof.
Aha, sie stehen direkt am Bahnhof Zoo und haben es gar nicht so mitbekommen. Es ist Zeit für einen weiteren Kaffee. Sie laufen in ein sehr dunkles Café gegenüber vom Zooeingang.
Es ist mollig warm und voll. Ein Bartisch am Fenster ist noch frei. K legt erstmal den Stadtplan auf den Tisch. J und S tun so, als ob sie wissen, wo sie sind und wo sie hinwollen.
Die Kaffees kommen. J will wieder fotografieren und K auch, ja, und S nimmt die Kamera dann auch in die Hand. Danach sind die Menschen draußen interessant. Manche eilen zu ihrem Zug oder werden gerade abgeholt. Ein paar laufen eine Weile einfach nur hin und her. Die drei fangen an zu lästern und machen sich über die Leute lustig. Manchmal sehen S und K aber auch eine schöne Tasche oder Schuhe oder einen Mantel, da wird dann ein positives Wort verloren. Auf jeden Fall sind die drei so beschäftigt mit den anderen Menschen, dass sie nicht aufeinander losgehen.
Nach einer Weile müssen sie aber auch dieses kuschelig, warme Café verlassen und wieder raus in die Kälte. Sie suchen den Eingang zum Bahnhof Zoo, haben aber so wenig Motivation, dass sie die Straße einfach weiterlaufen. K sieht ein Schild auf dem Fotomuseum draufsteht. Da will sie hin. S ist einverstanden, J weniger, aber sie laufen trotzdem in die Richtung.
Gefühlte Stunden, aber gelebte 10 Minuten später, haben sie ihr Ziel immer noch nicht erreicht und J wird es langsam zu blöd.
„Wir müssen jetzt gehen, sofort!“ K versteht nicht, sie haben doch eh kein anderes Ziel. Aber S ist es auch schweinekalt, deswegen beschließen sie doch wieder zurück zum Auto zu laufen.
Irgendwann zwischen dem schönen alten Gebäude der Universität und einer wahnsinnig aufwendigen, verschnörkelten Tür eines alten Hauses, fängt ein Streit an. Da sind die drei nicht mehr zu dritt, sondern zwei und eins. J will jetzt sofort gehen, zum Auto, ohne Unterbrechung. Er fährt auch ohne S und K. K will aber noch weiter fotografieren, schauen und bewundern. Man muss dazu sagen, ihr ist als einzige nicht so kalt. Das ist eine typische Situation von „man hockt zu langen zu eng aufeinander und will jetzt endlich mal wieder das machen, was man selbst will, ohne Kompromisse“.
S ist etwas verwirrt. Sie würde auch noch gerne schauen und außerdem ist sie genervt von J, aber ihr ist arschkalt.
Kurz bevor die Situation zu eskalieren droht, raufen sich die drei wieder zusammen und flüchten in das nächste rettende Kaufhaus. S und J beschließen sich einfach eine warme Jacke zum unterziehen zu kaufen. Super Sache! Alle sind wieder zufrieden.
Als sie das Kaufhaus verlassen, ist es schon dämmrig und warme Jacke hin oder her, sie gehen zurück zum Auto, um wieder in die Jugendherberge zu fahren. Beim Rückweg fängt’ s auch noch an zu regnen. So ein scheiß, also mit dem Wetter haben sie wirklich kein Glück.
Im „Generator“ angekommen gehen sie erstmal auf ihr Zimmer, zum ausruhen. Von so viel Kaffee trinken und blödes Zeug labern, kann man ja nur müde werden. Also hauen die drei sich erstmal in ihre Betten. Aber an schlafen ist nicht zu denken. Sie sind ziemlich aufgekratzt und folgen dem Motto des Tages „Ich kann blöderes Zeug reden, als du!“ Am Ende des Urlaubs stellt sich raus, dass das das Motto des ganzen Urlaubs ist, nein eigentlich immer wenn die drei aufeinander sitzen.
Also gut, man könnte sich ja an die Bar hocken und ein Bierchen trinken. Gesagt, getan. Es ist voll, aber an der Theke sind noch drei Plätze frei. Es wird Pils bestellt, das sie von einem komischen Barkeeper, der etwas fülliger ist, eine Brille trägt und Berliner Dialekt spricht, serviert bekommen. Man muss dazu sagen, er bringt Stimmung, wahrscheinlich weil er selbst immer wieder ein Schlückchen Alkohol zu sich nimmt.
S sitzt in der Mitte der drei und unterhält sich abwechselnd mit J und K. Als sie sich mal wieder zu J wendet, hat K gleich einen Typen an ihr kleben. Wie sich rausstellt, ist er Däne, sieht kacke aus und man kann sich natürlich nur auf englisch mit ihm unterhalten. K ist etwas genervt „Mein Gott, jetzt muss ich schon wieder mein schlechtes Englisch auspacken.“ Aber er ist hartnäckig.
S muss auf die Toilette und J klingt sich in das holprige englische Gespräch mit ein. K trinkt ihr zweites Bier und bemerkt, dass es mit dem Englisch auf einmal viel besser läuft und auch noch Spaß macht. Je mehr sie trinkt, desto mehr fällt ihr auf Englisch ein. Oder bildet sie sich das nur ein? Naja, zwischendrin muss sie dann S und J fragen, was eigentlich „ruhig“ heißt und langt sich dann an den Kopf, weil es ihr nicht eingefallen ist.
Auf einmal steht ein Schnaps vor ihr. Sie schaut zu S und J. Also S sieht definitiv nicht mehr so fit aus. Da waren schon einige Schnäpse im Spiel. Sie fängt auch an mit dem Barkeeper zu flirten, der ihr immer wieder ein Jägermeister ausgibt. Hat sie nicht vor kurzem noch gesagt, dass sie keine Kurzen mehr trinken kann und schon gar nicht Jägermeister, geschweige denn doppelte?
J ist auch schon gut dabei und klingt sich wieder in das Gespräch von K und dem Dänen ein. K ist darüber sichtlich froh. Sie will diesen langweiligen, dummen Dänen endlich loshaben. Sie ergreift die Chance und lässt die zwei alleine weiter reden.
K geht auf’ s Klo. Sie schiebt sich durch die Menschenmassen, die johlend, singend und tanzend, alle verfügbaren Plätze und Ecken in der ganzen Bar und einige im Café besetzen. Sie trifft Leute in ihrem Alter und junge, unter zwanzig, die so voll sind, dass einer von ihnen unverschämt wird und ihr an den Arsch grabscht, den sie aber wieder mit einem wahrscheinlich nicht sehr originellen, da besoffen, Spruch zurückdrängt und geradewegs ins Klo reinmarschiert.
Was für eine Ruhe, die Toilette ist leer.
Mittlerweile sitzt S schon bedeutlich schräger auf dem Barhocker. Ein zweiter Barkeeper ist dazu gekommen und sie wird von beiden belabert, dem sie aber gut dagegen halten kann. K kommt wieder an und bekommt gerade noch mit, dass S sich überreden lassen hat (für ein Bier) auf der Theke zu tanzen. Sie prustet hinaus, sie hätte das schon oft gemacht in ihrer 8jährigen Bedienungslaufbahn.
K sieht ein geeignetes Fotomotiv voraus und zieht die Kamera aus der Tasche. Schwups, schon steht S auf der Theke und tanzt. KLICK!
Man muss sagen, auch wenn die Barkeeper beide schon voll sind. Sie achten darauf, dass S vor lauter, lauter nicht noch von der Theke fällt und helfen ihr gentlemanlike von ihr herunter.
KLICK!
K ist froh die Beweisfotos gemacht zu haben. J schaut belustigt zu, auch schon genervt vom Dänen.
S ist schon ziemlich am Ende und kann sich kaum noch auf dem Stuhl halten, noch dazu ist ihr übel, aber es macht einfach noch zu viel Spaß.
K wird von der Theke abgedrängt und fängt ein Gespräch mit einer Spanierin an, die noch ein schlechteres Englisch spricht, wie sie. Sie unterhalten sich kurz über ihre Kulturen und das ein Ausländer doch oft andere Vorstellungen von dem fremden Land und den fremden Leuten hat.
Der Spanierin ist K wohl symphatisch, denn sie preist gleich mal 2 Freunde von ihr an, die K gerne haben könne, wenn sie wolle. K schaut noch etwas irritiert, da kommt schon J, der gleich gesehen hat, dass das eine hübsche Spanierin ist. Irgendwie reist das Gespräch ab. Es ist aber auch voll hier drin.
J und K stehen wieder bei S an der Theke, die als erste abkackt: „Ich muss ins Bett.“
J sticht hinter ihr her. K bleibt noch sitzen, weil sie gerade ein interessantes Gespräch mit den Barkeepern hat, über Ost und West und wie sie das damals empfunden haben, denn sie sind beide Ossis: „Und was mich am meisten aufregt, dass die Leute immer denken wir hätten keine Bananen gehabt. Wir hatten sie vielleicht nicht immer, aber wir hatten sie.“
Die Bar wird stetig leerer und das Gespräch unter den drei geht immer mehr in ein, wie war es anders zu erwarten, sexuelles Thema über.
Unterdessen sind S und J in Richtung Zimmer getorkelt und wollen unbedingt noch einen blotzen. Was sehr tödlich wirkt, da S sich übergeben muss. Und nicht nur einmal. Sie liegt paralysiert auf ihrem Hochbett. Keine Ahnung, wie sie da rauf gekommen ist und konzentriert sich nicht nochmal zu kotzen. J macht sich einen Spaß draus, holt die Kamera aus Ks Tasche und klettert auch auf das Hochbett. Bekommt aber im vollen Zustand nur ein wirres, fast schon künstlerisches Bild hin, aber nur fast. S macht immer noch Atemübungen und fühlt sich gestört und wird sauer. J räumt das Feld und denkt kurz daran, dass K ja noch unten in der Bar hockt und beschließt kurzer Hand nach unten zu tingeln und nach ihr zu schauen. Mit S geht jetzt eh nixmehr.
Er kommt gerade an der Bar an, als es sich um Analverkehr dreht. Wie war es anders zu erwarten? J macht sich noch ein bisschen lustig und geht dann wieder. Nach einer Weile hat K dann auch genug und macht sich auch auf den Weg nach oben, ins Zimmer. Yahoo, jetzt nur noch ins Bett und schlafen. S atmet immer noch fleißig und konzentriert. J hat Langeweile und ist weiterhin am nerven. Irgendwann fallen aber alle ins Bett und schlafen, um dem Rausch und der Müdigkeit ein Ende zu bereiten.
3.Tag:
Irgendwann einmal geht auch die längste „Nacht“ vorbei und man muss auch mal wieder aufstehen. S, J und K quälen sich aber immer noch im Bett rum.
Kopfweh, Schwindelgefühle, Überempfindlichkeit was Geräusche angeht?
Ja, ja, ja, von jedem etwas, aber J stellt fest, dass es ihm erschreckend gut nach gestern Abend geht. Was hat das wohl zu bedeuten?
Es hilft nichts… los, raus aus den Betten…, aber es ist so schön kuschelig warm und weich und…, na gut, aber schön nacheinander, dann haben die anderen zwei noch ein wenig Zeit.
S gibt sich als erste den Ruck und wankt verplanterweise ins Bad. Vielleicht geht’ s ihr ja nach der Duscherei und dem Zähneputzen wieder besser, denn ihr geht’s definitiv am schlechtesten. Kein Wunder, wenn man so viel Alkoholika ausgegeben bekommt, auf der Theke tanzt und dann überraschenderweise auf’ s Klo zum Kotzen muss. Upps, da wird ihr gleich nochmal etwas schwindlig.
Nachdem S wieder einigermaßen fit ist und mit Hungergefühl aus dem Bad kommt, ärgert sich K, da J schneller ist und ihr den 2. Badplatz vor der Nase wegschnappt.
Nachdem sich dann doch alle gewaschen haben, stellen sie fest, sie packen es heute nicht mehr zum Frühstück. Aber unten gibt es wenigstens ein Kaffeeautomat, in den jeder n’ Euro reinschmeißt und den Kaffee schlürft. S und K: Mit viel Zucker, das geht bei dem nämlich nicht anders.
Und jetzt muss noch was zum Essen her, dann wird halt mal um die Jugendherberge rum gelaufen. Da war doch irgendwo etwas.
Aha, ein Dönerman. S stürzt sofort rein und kauft sich einen Lamacun für 1 Euro und J hinterher. K ist noch etwas unentschlossen, dann geht sie aber doch rein.
Man sieht, dass sie grübelt, Lamacun oder Döner, Döner oder Lamacun? Immer diese Entscheidungen!
S und J haben den Lamacun schon fast vertilgt, da bekommt K endlich ihren.
Schmatzend- (J nicht, er ist allergisch auf’ s Schmatzen) und kauenderweise beratschlagen die drei, was sie den Tag über tun werden. Doch sie einigen sich sehr schnell, dass heute ein guter Tag für den Besuch bei J und Ks Cousine Si ist und zwar in Potsdam. Sie haben Si und ihre 3 Kinder schon lange nicht mehr gesehen und halten das für eine gute Gelegenheit. S ist auch einverstanden.
Nach dem ekligen Frühstückslamacun, der aber nach solch einer Nacht Tote wieder aufweckt, weil er so schön fettig ist, laufen die drei zum Auto und treten die Kurzreise nach Potsdam an.
Irgendwie ist Potsdam dann doch am ganz anderen Ende von Berlin, und noch weiter, denn es dauert. Sie fahren erstmal an den Gebäuden und Straßen vorbei, die sie gestern schon gesehen haben und fühlen sich scho a bisserl heimelich. Ach ja, hups, da ist ja dann auch schon die Siegessäule. Und immer geradeaus. Und noch weiter geradeaus.
J: „Jetzt müssen wir doch auch mal abbiegen.“
K: „Des dauert noch. Ich sag’ s dir dann.“
S schaut gedankenverloren aus dem Fenster. Es wird ein Hauch ländlicher, auch nicht mehr so schmutzig, fabriklastig. Mein Gott, jetzt fahren sie sogar an einem Wald vorbei, zwar nicht grün, aber es ist ja erst frühes Frühjahr. Eine Brücke – ein See. Welcher See ist das denn jetzt? Ist das schon der Wannsee oder kommt der noch?
Nach einer Ewigkeit fahren sie dann durch die „Pforten“ von Potsdam. Erstmal auf gut Glück, irgendwohin.
Wohin?
Vielleicht… K will ins „Holländische Viertel“, aber das steht nicht auf der Karte. Das muss irgendwo in der Mitte der Stadt sein. Also erst rechts fahren und dann n’ paar Mal links.
K: „Hier waren wir doch schon mal.“
J nimmt sich das zu Herzen und sticht einfach die nächste Straße rechts rein. Sieht so ähnlich aus, wie eine Seitenstraße einer Fußgängerzone mit ein paar Läden, Restaurants und Wohnhäusern.
O.K. PARKEN!
S und K jammern: „He, der Alte, der fährt, also mir ist schon ganz schlecht von seinem Fahrstil!“
Man kann nicht leugnen, dass Potsdam Flair hat, obwohl das Wetter düster ist und sich schon wieder Regen ankündigt. Ja, diese kleinen Sträßchen und Lädchen, schön geschmückte Balkone und liebevoll dekorierte Schaufenster, irgendwie heile Welt und zufälligerweise stehen sie im „Holländischen Viertel“, das mit Cafés übersäht ist.
Da fängt’ s schon an zu regnen. Bei den vielen Cafés kann man sich gar nicht entscheiden, welches das beste sein könnte. Nach einem Hin und Her von „Mir gefällt aber das besser…“, einigen sie sich auf eins, das aussieht, als ob es von einer Kette sei und noch nicht ganz fertig gebaut ist. Aber es ist ganz gemütlich.
J, S und K sitzen am Tisch: Kaffee Latte, Kaffee Latte, Cappuccino.
Die Stimmung ist nicht gerade der Renner. Jeder ist genervt von jedem. S rührt gedankenverloren mit dem Löffel in ihrem Kaffee herum und zieht ab und zu an ihrer Zigarette. K fällt ein, sie könne ja langsam mal ihre Cousine Si anrufen. Dann hätten die drei auch endlich einen Puffer und würden sich nicht mehr gegenseitig verrückt machen, im wahrsten Sinne des Wortes. Doch leider ist nur der Anrufbeantworter dran.
Da kommt die Kellnerin und J fragt, ob er ein Zettel und ein Stift haben könne und den zweiten Kaffee.
S und K fangen mal wieder an sich gegenseitig zu fotografieren und über J herzuziehen, der irgendetwas auf diesen Zettel kritzelt.
Aha, ein Kopf.
S zu J, mit einem gewissen sarkastischen Unterton in der Stimme: „Sieht dir ähnlich.“ K schmunzelt.
Alle beugen sich über das Bild und verfolgen mit, wie es entsteht. Am Schluss wird es zu einem Kopf mit undefinierbaren Punkten im Gesicht und statt eines Körpers, einen riesigen Penis mit Haaren bis an die Eichel hat.
J gibt dem ganzen auch noch einen Namen: „SCHWANZMAN“. J lacht sich halb krank.
S und K dagegen tippen sich nur mit dem Finger auf die Stirn und schütteln den Kopf.
Dem noch nicht genug, fängt J an das Batman - Lied zu summen: Dedededededededededededede Schwanzman!
Jetzt können sich auch S und K nicht mehr halten und bekommen fast keine Luft mehr, vor Lachen.
Immer wieder fängt jemand anderes an, das Lied zu singen und immer wieder müssen alle drei lachen.
J bestellt sich noch einen Kaffee.
K versucht zwischendurch nochmal bei Si anzurufen, …vergeblich. Sie spricht ihr auf den AB, dass Si wenigstens weiß, dass sie da waren.
S baut sich die nächste Zigarette. K empfindet das als ansteckend und muss sich auch noch eine basteln.
J bestellt den 4. oder 5. Kaffee und kritzelt noch mal etwas auf den Zettel. Es ist eine Telefonnummer aus seinem Handy und drunter steht „SEX FOR FREE“.
S kann nur noch sagen: „Ey Alter, bist du panne.“ J lässt den Zettel im Sitz verschwinden.
Der Kellner kommt.
Der Kellner?
Ah, wahrscheinlich Schichtwechsel. Sitzen sie schon so lange hier. Er bringt einen weiteren Cappuccino, stellt ihn mit einem breiten Grinsen vor J hin und geht wieder.
J schaut auf die Tasse, sieht etwas geschockt aus. S und K lachen sich schief, denn auf dem Milchschaum ist ein Kakaopulverherz, das bei der Bedienung vorhin noch nicht oben drauf war.
J: „Wir müssen jetzt gehen, sofort!“
Gesagt, getan, stehen sie wieder vorm Café. Sie fangen an die Straße in Richtung Auto entlang zu laufen. Da merken die drei plötzlich, dass sie ein gutes Essen vertragen könnten. Da es schon wieder regnet und sie gerade an einem netten Italiener vorbeischlendern, beschließen sie kurzerhand, darin etwas zu sich zu nehmen.
Es ist wirklich eine ganz nette Atmosphäre und das Essen ist superlecker.
S fängt an wieder über den besagten Zettel zu reden: „Zeig ihn noch mal.“ Aber J hat ihn ja in den Sitz rein gesteckt, teilt er, mit Beilage eines dreckigen Lachens, mit.
S daraufhin: „Hoffentlich findet ihn der Kellner.“ Ebenso mit fiesem Lachen untermalt.
K kann ihr Lachen nicht mehr halten und spuckt fast eine Nudel wieder raus. J schaut kurz noch mal geschockt, lenkt aber mit seiner Theorie ab, wenn der Zettel erst in ein paar Jahren gefunden werden sollte, was dann wohl passiere und überhaupt wäre es sehr interessant dabei zu sein, wenn es jemand fände. Aber darüber könne man wohl nur spekulieren.
Kurz vorm Zahlen fragt der Kellner, ob sie noch einen Grappa oder Ramazotti trinken möchten.
J und K schütteln dankend, aber auch angewidert den Kopf.
S grinst und sagt: „Also ja, ich nehm einen Grappa.“
J und K bekommen große Augen und wissen gar nicht, was sie sagen sollen. Doch dann haben sie den richtigen Namen für S gefunden: „Alkoholika“.
S versucht sich, währenddessen sie den Schnaps trinkt, noch zu wehren, aber sie kann nichts mehr dagegen machen.
Als sie gezahlt haben, laufen sie zum Auto. Jetzt müssen sie nur noch zur Maybachstrasse fahren: Familienwurzelbesichtigung. J und Ks Papa ist nämlich gebürtiger Potsdamer und kurz vorm Mauerbau geflüchtet.
Rumlaufen, alles anschauen, ein paar Fotos – fertig!
Es dämmert schon, aber sie finden doch wieder aus Potsdam raus, mit ein paar Mal falsch abbiegen. Ju hat Kontakt mit K aufgenommen. Sie würde heute Abend gerne mit den drei was trinken gehen und K sagt zu.
Im „Generator“ wieder angekommen, wird sich ein wenig schick gemacht. Danach fahren die drei mit dem Fahrstuhl nach unten und laufen in Richtung Bar. Man könnte dort schon vorglühen, mit einem Bier. J und S haben schon wieder einen guten Zug drauf. Nur K nuckelt noch ungenüsslich an der Flasche.
„Es läuft net.“
Immer wieder in Kontakt mit Ju, da sie sich doch noch nicht so einig sind, wo und wann sie sich treffen sollen. Aber irgendwann ist alles klar. Sie müssen nur um 11 in eine bestimmte Straße kommen.
TAXI!
Raus aus dem „Generator“ und auf die Straße.
Ob sie hier ein Taxi bekommen, ohne Vorbestellung? Oh, da fährt schon eins vorbei.
K hebt ihre Hand und ruft: „Taxi!“
Es hält. K setzt sich nach vorne, die zwei anderen nach hinten.
Es sitzt ein original Berliner am Steuer, der auch gleich anfängt mit seinem tollen Berliner Dialekt loszulabern. Er sei nicht aus der Ecke von Berlin und kenne sich demnach nicht in der Gegend aus.
K sagt dazwischen: „Hier müssen sie nach rechts fahren.“
Er dialektelt weiter, es sei ja kein Wunder, man könne sich gar nicht in ganz Berlin auskennen und er mache den Job jetzt schon seit 30 Jahren, Berlin habe 100 km Durchmesser…
„Sind wa noch richtich?“ fragt der Fahrer zwischen seinem Monolog „ik weeß wirklich nischt, wo wa lang müssen.“
K hat schon ganz feuchte Hände, weil sie eigentlich nicht 100% weiß, ob sie richtig sind.
S und J sind auch gespannt: „Also K, wenn wir wirklich da ankommen, wo wir hin wollen, dann geb ich dir einen aus.“
Und tatsächlich, sie kommen an. K freut sich, wie ein Schnitzel: Ohne Karte, zwei Tage hier und im Dunkeln.
Die Freude lässt nach, denn sie müssen schon wieder eine Entscheidung treffen. Sie stehen an einer Kreuzung mit mehreren Kneipen. Ju ist weit und breit nicht zu sehen.
In welches Etablissement sollen sie jetzt rein gehen und auf Ju warten? Denn es ist arschkalt. Sie suchen sich, wie war es anders zu erwarten, mal wieder die „beste“ Kneipe aus. Kneipe? Nein.
Also, man kann indisch essen. Der Wirt ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Inder. Es stehen und hängen auch ein paar indische Accessoires herum, aber grundsätzlich ist es eine gutbürgerliche, deutsche Ausstattung.
Die unheimliche Inderkneipe ist etwas strange, aber die drei nehmen Platz und bestellen sich jeder ein Bier. Nein, K trinkt erst mal eine Apfelschorle, weil sie sich immer noch nicht mit dem Bier anfreunden kann. Komische Stimmung, irgendwie etwas unangenehm hier.
J scheint sich trotzdem zu amüsieren.
S baut sich erst mal eine Zigarette.
Doch alle drei warten auf Ju, dass sie wieder weiterziehen können. Und da ist sie schon. Scheiße, jetzt müssen die Getränke aber erst mal leer werden. Und dann aber raus.
Sichtlich erleichtert laufen die vier die Straße entlang. Ju hat einen Plan. Sie hat entschieden, dass sie ins „Zu dir oder zu mir“ gehen. Das ist ein kleiner, schnuckeliger Club mit Sofas und Teppichen überall. Er ist im 70er Jahre – Look durchgestylt, von den Bildern an der Wand bis zu den Lampen. Aber viel erkennt man trotzdem nicht, weil sich so viele Leute in dem „kleinen“ Raum dicht an dicht zusammen drängen.
Ju, S, J und K gehen an die Bar und bestellen Bier. Sie drücken sich weiter durch die Massen und ergattern ein paar Sitzgelegenheiten und sogar ein halbes Sofa. Sie sitzen zwar ungünstig, weil es ein Durchgang ist, aber sie sitzen.
Es wird erzählt, geraucht und getrunken. Gelacht, verarscht und mal ein Schnäpschen zwischendurch. Einen Augenblick lang kann man an der Bar bestimmt 5 Leute sehen, die alle einen schwarz/weiß gestreiften Pulli anhaben, was aussieht, als hätten sie sich abgesprochen. Es würde niemanden wundern, wenn die Pullis alle vom H&M sind. Komisch, das mit der Mode: erst beachtet es niemand und auf einmal wollen und haben es dann auch alle.
S muss auf die Toilette. Als sie wieder kommt, sagt sie zu K, sie solle auch unbedingt mal gehen, es sei ein Highlight. Und wirklich, das Klo ist etwas ungewöhnlich. Es hat nur eine Eingangstür und es gibt auch nur ein Klo. Neben dem Klo steht ein supergemütlicher Sessel, auf dem Zeitschriften liegen. Der Raum ist mit 70er Jahre Tapeten verkleidet und das Waschbecken steht gegenüber. Es ist ein großer Raum. Hier hätten bestimmt 10 Mädels Platz.
Nur, wozu ist der Automat an dem man sich Slips kaufen kann? Egal.
Es wird etwas leerer und langsam wird es Zeit weiter zu ziehen.
Jus nächste Idee heißt „Wohnzimmer“. Sie laufen lachend, rufend und erzählend los, jetzt schon etwas angeschickert.
Doch Ju bleibt plötzlich stehen, sie weiß nicht mehr genau, wo sie entlang müssen. Sie schaut auf ihren Stadtplan, sie wohnt ja auch noch nicht lange hier.
„Ich glaub wir müssen da lang.“
Die vier laufen einen großen Bogen und kommen auch schon wieder an der gleichen Stelle an.
Hm, aber oh Wunder, da ist es ja. Ju hat es vorher einfach nicht erkannt.
Die Kneipe sieht noch stranger aus, als die davor. Sie hat schon ihren eigenen Stil. Im hinteren Raum stehen überall edle Sofas und Recamiers, mit ebenso edlen Stoffen bezogen, aber der Rest des Zimmers sieht unfertig aus. Die Wände sind halb tapeziert und halb nackt. Irgendwo an der Wand hängt ein Wasserhahn mit Waschbecken und nochmal irgendwo steht eine Bar.
Das Bier fließt zwischen Zigarettenrauch und Gelächter. Diesmal muss K als erste auf die Toilette. Sie muss durch den ganzen Laden gehen.
Vorne sieht es nicht so nackig aus. Es ist alles mit dunklem Holz verkleidet. Es stehen Tische und Stühle rum und noch eine Theke. Als K wieder zurückkommt, sagt sie: „Du, also des Klo toppt des andere nochmal.“
Und wirklich die Wände des Toilettenraums sind aus Glasbausteinen, die mit buntem Licht angestrahlt werden, dass man nicht hineinsehen kann. Die Klobrillen sind durchsichtig und innen mit Rosen und Stacheldraht verziert. Auf jeden Fall sind die Klos vor allem im betrunkenen Zustand sehr flashig und die vier sind mittlerweile ziemlich voll, denn zwischen den Biers wurde auch immer mal wieder ein Schnäpsl bestellt – für den Magen natürlich.
Das „Wohnzimmer“ ist jetzt fast leer, aber die Gespräche und die Rumalberei reißt bei den vier nicht ab. Bis die Bedienung zum putzen anfängt. Immerhin ist es schon 5 Uhr. Sie bestellen ein Taxi und der Fahrer weiß sogar wo’s lang geht. Als sie im Generator ankommen, ist es da sogar schon still. Alle drei sind fix und fertig und hauen sich sofort in die Betten.
4.Tag:
Es ist schon hell, aber keine Regung in den Betten.
Um 12 werden das erste Mal die Augen aufgemacht, aber keine Frage von Aufstehen – umdrehen und weiterschlafen!
1 Uhr, halb 2.
K macht die Augen ein weiteres Mal auf. Wieviel Uhr ist denn eigentlich? Scheiße, fast 2.
Das Frühstück haben sie mal wieder verpasst. K torkelt erstmal schlaftrunken auf’ s Klo, kratzt sich verschlafen am Bein und am Kopf, merkt das ihr Geschmack im Mund ganz furchtbar ist und das ihre Lunge weh tut, viel zu viel geraucht. Also Zähne putzen und gleich noch ne’ Dusche hinterher. Als sie frisch wieder aus dem Bad kommt, liegen die zwei anderen immer noch in ihren Betten und pennen. „Hallo? Wir wollten heute noch ein bisschen von Berlin sehen, wollt ihr nicht langsam mal aufstehen?“
Aus dem Hochbett kommt ein Stöhnen. S versucht sich zu bewegen, ihr geht’ s richtig scheiße. Vielleicht hilft ja ein bisschen Strecken. Nein, viel zu anstrengend. J liegt auch noch im Bett, soll der doch zu erst aufstehen.
J rührt sich gar nicht.
K setzt sich wieder auf’ s Bett, kramt ein Buch aus ihrem Haufen und fängt an zu lesen. Irgendwann stehen J und S dann doch auf. Waschen sich und ziehen sich an.
Kurze Zeit später stehen sie wieder unten. War da gestern neben dem Dönerladen nicht auch noch eine Bäckerei? Genau.
Ss Augen wandern von einem Laden zum anderen, sie entscheidet sich dann doch für den 1,- Euro Döner zum Frühstück, das ja eigentlich schon spätes Mittagessen ist.
J und K gehen zum Bäcker und holen sich jeder eine belegte Schrippe und ein Kaffee.
Heute ist das Wetter schön. Es ist zwar nicht viel wärmer, aber die Sonne scheint und die drei setzen sich draußen auf die Stühle und genießen die Sonnenstrahlen. Sie philosophieren über den gestrigen Abend und über das fette, undefinierbare und leere Gebäude, das direkt vor ihnen steht und ihnen gestern schon aufgefallen ist. Es werden ein paar Fotos gemacht, bevor sie ein Stück weiterlaufen.
J kauft sich zur Berieselung die Bildzeitung. S und K schütteln, wie so oft, den Kopf.
Sie kommen an Treppen vorbei, die sich ein paar hundert Meter weit entlang ziehen und setzen sich drauf, nachdem K noch ein paar Fotos geschossen hat.
J ist in seine Zeitung vertieft.
S fängt an die letzten Tage zu analysieren: „Also, ich sag euch, wir sind schon ganzschön psycho. Wäre hier noch jemand anderes bei uns dabei gewesen, der wäre vermutlich danach reif für die Klapse gewesen.“
Daraufhin K: „Ich weiß nicht, wenn wir noch jemanden mitgenommen hätten, dann wäre das bestimmt ein guter Puffer gewesen und es wäre zwischen uns nicht so ausgeartet.“
S: „Auf jeden Fall könnte man ein Comic aus diesem Berlintrip machen.“
J schaut von seiner Zeitung hoch: „Genau, Psycho in Berlin.“
K lachend: „Ja und die Namen für die Hauptdarsteller haben wir auch schon. S ist definitiv „Alkoholika“ und …“
S: „…und J ist definitiv „Schwanzman“ und K, K ist…“
J: „K ist Karl, der Computer, wie bei TKKG, weil sie Berlin nach 3 Tagen schon besser kennt, als der Taxifahrer nach 30 Jahren.“
S: „Und dann bekommt jeder noch so ein Superheldkostüm.“
K: „Genau, mit fetten Buchstaben vorne drauf. Bei J ist es dann SM, bei S ist es Alk und bei mir KDC.“
Die drei fangen an zu lachen und spinnen das ganze noch ein bisschen weiter.
Danach überlegen sie sich, was sie heute noch anschauen wollen.
Alk will unbedingt noch in ein Plattenbautenviertel und hat extra gestern zwei Leute im „Zu mir oder zu dir“ gefragt, welcher Stadtteil da am besten ist. Es ist Mazarn und SM fährt gelangweilt in diese Richtung.
Alk regt sich etwas auf, weil die anderen zwei nicht auch so begeistert sind, wie sie, die gewaltigen Bauten, die eine nach der anderen dastehen, zu sehen. Doch als sie ankommen, ist auch sie etwas enttäuscht. Die Gebäude sind nicht, so wie bei Christiane F., schwarz, grau und düster. Nein, sie sind lustig in den lieblichen Farben rosa, hellblau und gelb gestrichen und einfach anders, als sich die drei vorgestellt haben.
Alk will trotzdem weiter rein, doch SM und KDC wollen nicht mitziehen. Und alleine? Die Frau von gestern, die ihr von dem Stadtteil erzählt hat, hat ihr auch ans Herz gelegt, bloß nicht alleine dort rein zu gehen. Es könnte nämlich unter Umständen auch etwas gefährlicher zugehen, vor allen Dingen, wenn sie mit einer fetten Nikonspiegelreflexdigitalkamera herumläuft.
Also gut, dann geht’s wieder zurück in die Innenstadt mit der etwas säuerlichen Alk hinten im Auto.
Sie einigen sich auf den Potsdamer Platz, wo in der Nähe auch das Sony–Center steht, dass beim vorbeifahren schon immer sehr interessant ausgesehen hat.
Doch erstmal besteht wieder das Parkplatzproblem.
KDC dreht sich zu Alk um: „Und das nur, weil die Oschel nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren will.“
Alk: „Du meinst den Alten?“ KDC nickt und verdreht die Augen.
SM ist das wurscht. Er sticht geradewegs in das am teuersten aussehende Parkhaus von einem exklusiven Hotel am Potsdamer Platz.
Als sie geparkt haben, überlegen sie, ob man hier überhaupt parken darf, machen sich aber dann doch auf den Weg nach oben, an die frische Luft. Dort steht ein Brunnen mit einer riesigen Skulptur, die KDC ablichtet. Dann wird von jedem blöd ein Centstück in den Brunnen geworfen und sich was gewünscht, bevor sie sich auf den Weg in Richtung Sony–Center machen.
Dort angekommen wird das Gebäude erstmal von innen und von außen bestaunt, aber leider sind viel zu viele Leute hier.
SM will sich die neuesten Techniken im Sony-Shop anschauen, Alk will eine Zigarette rauchen und KDC entscheidet sich nach ein paar Fotos auch für den Sony-Shop, in den Alk dann auch nachkommt.
Im Shop sehen sie ein paar witzige, interessante und erstaunliche Sachen, die sie aber schnell wieder vergessen, da sie langsam Hungergefühle plagen. Sie haben alle drei keinen Bock auf viele Leute, deswegen suchen sie sich ein Café/Bar/Restaurant aus, in dem nur wenige sitzen.
Es ist auch besser so, den ihre Nerven liegen schon so blank, dass sie nur noch dummes Zeug reden und so viel Quatsch machen, dass sich das Pärchen, das in der Nähe sitzt und alles mitbekommt, fast wegsetzt. Bei den drei geht es die meiste Zeit um, wie man auf unterschiedliche Weise die Toilette benutzt, was es alles für verschiedene Schissarten gibt und auf welchem Klo man am besten gescheit auf’ s Klo gehen kann. Zwischendrin wird dann aber auch immer wieder fotografiert und gegessen.
Es gibt ein Kino im Center und sie schauen genau drauf. Ein riesiges Plakat vom Film „Sakrileg“ hängt über dem Eingang. SM, Alk und KDC sind sich einig in den Film zu gehen, wenn er endlich anläuft. Sie sind ganz schön fertig und müde. Kino wäre da eigentlich ein super Ausklang des Tages. Aber das können sie auch zu Hause machen. Außerdem ist es ja immer noch hell und KDC will unbedingt noch ans Brandenburger Tor. Sie zahlen und brechen auf.
SM und Alk laufen gemütlich in Richtung Auto, doch KDC kommt nicht nach. Sie ist viel zu sehr in das Fotografieren vertieft und auf einmal sind Alk und SM weg. Sie wollen sich noch das „Marriott Hotel“ von innen anschauen, was schnell geschehen ist und die drei sich am Auto wieder treffen. KDC etwas pissi, weil sie auf einmal alleine dastand.
Die Befürchtungen, dass das ein überteuertes Parkhaus ist, waren unbegründet, es kostet nämlich nicht mehr als die anderen auch.
Auf dem Weg Richtung Brandenburger Tor fahren die drei an den verschiedensten Botschaften vorbei, bei denen ein Gebäude größer, schöner, pompöser und teurer ist, als das andere.
O.K. und jetzt zum Tor, aber wo parken? Sie fahren immer wieder in eine andere oder doch dann wieder in die gleiche Straße rein, bis sie einen geeigneten Parkplatz finden. Ein relativ kurzer Spaziergang von einer Nebenstraße, in Blickweite das Bundestagsgebäude, an der Straße des 14. Julis entlang bis zum Brandenburger Tor an dem auch nochmal gewaltige Botschaften und Bankgebäude stehen.
Alles klar, ein paar Fotos, Staunen, Pflichtprogramm erledigt. Jetzt können sie beruhigt in die Jugendherberge fahren.
Was bringt der Abend?
Ju hat sich gemeldet.
Weggehen!? Erstmal Hunger!
Um die Ecke entdecken sie einen kleinen schnuckeligen Italiener.
SM ist bedenklich ruhig, schlingt sein Essen runter und sagt: „Also, ich kann heut nichtmehr weggehen, morgen früh aufstehen und den halben Tag fahren, ich geh schon mal ins Zimmer.“ Und geht.
Alk und KDC schauen sich fragend an. KDC hat mit Ju schon so gut wie ausgemacht, sich zu treffen.
Ratlosigkeit.
Was sollen sie tun?
Sie durchlaufen ihren Kurzurlaub in Gedanken und stellen fest, wie kacke SM an vielen Stellen war und eigentlich sollten sie ihn allein auf dem Zimmer versauern lassen, denn sie müssen ja morgen früh nicht Auto fahren. Aber im Grunde genommen war der Trip ein voller Erfolg und deswegen beschließen die beiden sich noch ein Bier an der Bar zu genehmigen und dann auch auf’ s Zimmer zu gehen.
Doch als SM erfährt, das Alk und KDC nicht weggehen, taucht er wieder unten auf und nimmt auch noch ein Bier zu sich.
In der Bar steht ein klappriger Plastikbillardtisch, der viel zu klein geraten ist. Die Queues dazu sind kürzer als normal und aus einem undefinierbaren Material. Es gibt keine Kreide und die Kugeln haben schon überall Dellen und Macken.
SM, der das Billardspielen im Blut hat, hat schon den ganzen Urlaub über immer wieder auf den Tisch schielen müssen. Ist doch wurscht, ob der so gut wie kaputt ist, hauptsache spielen!
SM ergreift seine Gelegenheit, denn die Australier, die noch an dem Tisch die Kugeln stossen, wären gerne dazu bereit ein Doppel mit zwei von ihnen zu spielen.
Eine Weile spielen die sechs (Alk, SM und KDC und die drei Australier)dann auch immer wieder abwechselnd miteinander, doch nach einer Weile wird klar: Des geht net! Der Tisch mit allem drum und dran ist einfach zu scheiße.
Also, noch ein Bier und dann doch rauf auf’ s Zimmer. Ein eher ruhiger Abschlussabend in Berlin.
5.Tag:
Der Morgen graut. Es ist trotz des ruhigen Abends zu früh aufzustehen. Aber alles hat mal ein Ende und so auch der „Psycho in Berlin“ – Trip.
Die drei packen ihre Sachen zusammen und frühstücken noch ein letztes Mal im „Generator“.
Ab ins Auto und wieder zurück in den Alltag.