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Punk’s not dead

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25.08.2007
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Punk’s not dead

Meier ging entschlossen und mit festem Schritt auf die zwei Burschen zu, die sich mit Bier und Zigaretten am Brunnen niedergelassen hatten. Der eine hatte rot gefärbte, der andere blaue Haare, Unfrisuren trugen sie beide. Ebenso dreckige Parkas mit diversen Aufnähern und zerfledderte Jeans an dürren, langen Beinen, die in klobige Stiefel mit bunten Schnürsenkeln mündeten.
Meier baute sich vor ihnen auf und sagte: „He, ihr da!“. Er erhielt keine Reaktion, also wurde sein Ton etwas schärfer: „He, ihr zwei! Ich rede mit euch!“ Jetzt hatten sie ihn registriert und blickten ihn an. Und er blickte in ihre Gesichter. Picklig, nichtssagend. Picklige, nichtssagende Kindergesichter.

„Jä?“, meinte der mit den blauen Haaren. „Hört mal her,“ war nun Meier wieder an der Reihe, „ich möchte, dass ihr von hier verschwindet. Aber schnell!“ Die zwei glotzten erstaunt. Erstaunt und blöde. „Was is‘?“, raunzte der Rothaarige schließlich nach ein paar Sekunden.
„Ihr sollt von hier verschwinden. Typen wie euch kann ich hier nicht brauchen. Ihr schadet meinem Geschäft. Ihr vergrault mir die Kundschaft!“
Der Rote zog an seiner Kippe, dafür schaltete sich der Blaue wieder ein: „He Moment mal, wir können doch wohl hier sitzen wie wir wollen. Was soll’n ...“ Meier ließ ihn nicht ausreden: „Jetzt hört mal zu: Entweder ihr haut ab, und zwar auf der Stelle, oder ich ruf die Polizei!“ Meier gönnte sich eine kurze Pause. Sah den Spruch, den der Rotgefärbte auf seinem T-Shirt stehen hatte: „Zahme Vögel singen von Freiheit, wilde Vögel fliegen.“ Er dachte nicht lange über diese Botschaft nach, sondern fuhr fort: „Ihr beide seid doch garantiert noch keine 16. Die Polizei wird sich freuen, wenn sie solche wie euch mit Bier und Zigaretten erwischt. Und mit wer weiß was sonst noch ...“

„Hey, geht’s noch? Wir tun Ihnen doch nichts. Was woll’n Sie eigentlich? Wir werden ja wohl noch ...“, wollte der Blaue gerade ansetzen, aber erneut ließ Meier ihn nicht zum Zug kommen: „Okay, wir können das Ganze auch so regeln: Ich kenn da ein paar Jungs. Die sind nicht gerade zimperlich. Und auf so Typen wie euch nicht unbedingt gut zu sprechen. Die brauch ich bloß anrufen, und dann kommen die hier her und machen euch rund. Aber so richtig. Die sind dann ganz zufällig hier vorbeigekommen und ihr habt sie blöd angemacht und dann hat sich einfach eine kleine Auseinandersetzung ergeben. Könnt dann ja ruhig zur Polizei gehen wenn ihr meint, dass die euch glaubt. Oder dass irgendwer ...“ – er blickte kurz auf und sich um – „... von den Leuten hier für euch aussagt.“ Meier setzte nun plötzlich ein Grinsen auf: „Ja, ihr könnt’s ja mal ausprobieren. Viel Glück.“

„Hey, jetzt ... also bitte, was ...", versuchte es der Rote nun wieder und warf seine nur fast zu Ende gerauchte Zigarette auf den Boden, aber da packte ihn schon der Blauhaarige am Ärmel und meinte: „Komm, lass gut sein ...“ Der Rote wollte es aber noch nicht gut sein lassen, er ließ ein paar Bemerkungen fallen wie „Spießerarsch“ und „Scheißkapitalist“, und er wurde dabei etwas lauter und ein paar Passanten fingen an, herzusehen, aber Meier blieb jetzt ruhig und grinste nur vor sich hin, und schließlich und endlich hatte der Blaue den Roten lang genug am Arm gepackt und weggezogen, und die zwei räumten mit ihrem Bier und ihren Zigaretten das Feld, mit ihren Pickeln und ihren Kindergesichtern. Als sie sich einigermaßen entfernt hatten, drehte sich der Rote noch einmal um und zeigte Meier den Finger; Meier stand einfach nur da und grinste immer noch, und als beide schließlich außer Sicht waren, machte er sich auf den kurzen Weg dorthin zurück, wo er hergekommen war. Auch die Passanten gingen nun wieder unbeirrt ihrer Wege.

Später am Abend saß Meier zu Hause auf seiner Designer-Couch und blätterte in einem Fotoalbum. Die Bilder, die er betrachtete, waren über zwei Jahrzehnte alt. Sie zeigten einen jungen Mann mit Irokesen-Haarschnitt in einer schweren, nietenbeschlagenen und beschmierten Lederjacke, der komische Grimassen schnitt. Auf manchen der Fotos war er alleine zu sehen, auf manchen inmitten anderer, ähnlich merkwürdiger Gestalten. „Mein Gott“, kicherte Meier leise vor sich hin. „Mein Gott, wie peinlich. Was war ich doch für ein Idiot. Was war ich für ein peinlicher Idiot ...“

Er ließ seine Gedanken schweifen. Dachte an seine gut aussehende Ehefrau, die sich gerade im Bad frisch für das bevorstehende Nachtprogramm machte und der diese neue, scharfe Reizwäsche wirklich hervorragend stand. Dachte an seine noch besser aussehende junge Geliebte, mit der er sich morgen wieder beschäftigen würde, während er offiziell einen Geschäftstermin hatte. An seinen Mercedes in der Garage, sein gut gefülltes Konto, sein florierendes Schmuckgeschäft. Und an die beiden Burschen von heute Nachmittag. Die würden es auch noch lernen. Und wenn nicht, dann wäre es auch nicht weiter schade um sie.

Er klappte das Fotoalbum zusammen, verstaute es wieder an seinem angestammten, sicheren Platz und konnte sich dabei ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen. Er wollte es sich auch nicht verkneifen. Seine Frau würde nun bestimmt nicht mehr lange brauchen und ihm bald in dieser neuen, scharfen, dieser verdammt scharfen Reizwäsche zu Diensten sein. In seiner Hose regte sich spürbar die Vorfreude. Es fühlte sich gut an. Ziemlich gut.

 

So Leute,

nu isses soweit: Zum ersten Mal in meinem Leben werde ich eine von mir verfasste Story en Detail erläutern. Angesichts der Tatsache, dass es hier mittlerweile drunter und drüber geht und inzwischen Dinge aus dieser Story rausgelesen werden, die ich auch unter dem von mir normalerweise stets betonten Gesichtspunkt des Rechts auf freie Interpretation nicht unkommentiert stehen lassen kann und will, sehe ich mich dazu veranlasst. Vielleicht tut's mir morgen schon wieder Leid, aber was soll's:

Die beiden namenlosen Gestalten in dieser Geschichte stehen weder für Punk noch für Punks im allgemeinen, sondern dafür, was aus Punk in meinen Augen zu nicht wenigen Teilen geworden ist: Ein recht blasses Klischee, das viele nur zu gerne erfüllen und das vor allem mit der ursprünglichen Power und Provokation, dass diese "Bewegung" mal auszeichnete oder zumindest auszeichnen sollte, nicht mehr viel zu tun hat.
Die zwei provozieren nicht, sie werden provoziert - und sie lassen es sich gefallen. Wären die beiden das, was ich unter Punks verstehe (ich weiß, dass ich jetzt auch in die Klischeekiste greife, aber egal - mir jedenfalls), würden sie sich von diesem Herrn Meier entweder fett am Arsch lecken lassen oder ihm gleich eine aufs Maul hauen. Sie sind, wie bereits irgendwo hier angemerkt, tatsächlich keine wilden Vögel. Ihre Wildheit beschränkt sich darauf, dass einer einen abgelutschten Hippiespruch zur Schau trägt, dem weder er noch sein "Kollege" gerecht wird.

Und besagter Herr Meier steht für mich sinnbildlich für die Myriaden von Leuten, die eine ach so wilde Jugend hatten, in dieser wahrscheinlich auch noch auf "angepasstere" Altersgenossen herabblickten und über diese herzogen, und mittlerweile "voll im Leben" angekommen sind und mit Wissen über ihre ach so wilde Jugend erpresst werden könnten. Gerade Ex-Punks, die diesen Weg gegangen sind gibt es zur Genüge. Sehr passend dazu ein wörtliches Zitat aus einem Punkforum(!):
"Im Übrigen wimmelt es in Werbeagenturen und Immobilienbuden von Expunks,manche haben tatsächlich nur die Kutten getauscht und die Haare abgeschnitten,in der Werbung sind die Punkeinflüsse jedenfalls deutlich sichtbar.Und die Kanaren sind von Immobilienhaien übervölkert die in den 80ern bei jeder Strassenschlacht vorneweg waren oder solchen die morgens regelmässig in ihrer Kotze aufwachten."

Dass es dieser Meier ist, der sich in der in dieser Story gezeigten Situation durchsetzt, der Stärkere ist, sollte für meine Begiffe verdeutlichen, dass sich in dieser Welt (zumindest oft und gern) das größere Arschloch und die Skrupellosigkeit durchsetzt (dass dieser Meier ein skrupelloser Hund ist, sollte zu erkennen wohl kein Problem darstellen).

Dass er letztendlich nicht nur derjenige ist, der sich durchsetzt, sondern, wie ebenfalls bereits hier in einem Beitrag angesprochen, auch macht was er (mittlerweile) will, damit durchkommt und sich auch noch toll dabei fühlt, verleiht dem Titel für meine Begriffe einen besonderen Dreh. Außerdem sollte "Punk's not dead" ein ironisches Statement über die beiden dargestellten Bunthaarigen sein. Sie sehen so aus wie Punks oder zumindest so wie für "die Gesellschaft" Punks eben aussehen (und es gibt auch viele, die ganz genau so aussehen wie die beiden beschrieben wurden, die sind bestimmt nicht frei erfunden), signalisieren damit also also nach außen, dass Punk immer noch da ist. Andererseits werden sie eben nicht mal ihem eigenen Anspruch an ihr eigenes "Punkdasein" (der durch den T-Shirt-Spruch mit den "Wilden Vögeln" verdeutlicht werden sollte) gerecht. Die "pickligen, nichtssagenden Kindergesichter" sollten ihre Harmlosigkeit und ihr Luschentum unterstreichen. Hierzu noch ein weiteres Zitat aus dem Netz, entnommen dem Text eines "Altpunks"(!) über seine Sicht auf den "heutigen Zustand des Punk":
"Frierende Punks, zusammen mit einer Handvoll Penner, wärmen sich an einer Schnapsflasche. Irgendwie sehen sie genauso aus, wie sich viele Punkbands heute anhören: langweilig und abgedroschen. Die letzten Reste der Punkbewegung? Auch sie ein Abfallprodukt? Punk ist out. Drop-outs zu drop-outs. Die Gesellschaft sortiert aus. Wer sind die nächsten?"

Ich könnte noch einiges mehr dazu schreiben, habe aber das Gefühl, bereits viel zu viel abgelassen und erklärt zu haben.

Aber wenn ich schon beim Erklären bin: Ich will jetzt nicht als beleidigte Leberwurst rüberkommen, und letzten Endes finde ich es ja interessant und gut, dass sich so viele mit dieser Geschichte beschäftigt haben. Ich hätte mit einer solchen Menge an und auch so intensiven Reaktionen nie gerechnet.

Und damit von meiner Warte aus Schluss (fürs Erste zumindest).

Grüße,
Hardcore13

 

He!

@Hardcore13:
Es sollte dir heute schon Leid tun. Denn solche Erkläungsversuche sind, meiner Erfahrung nach, zum Scheitern verurteilt. Aber es musste raus. Gut. Versteh ich.

@sim:
Vielleicht bin ich ein wenig übers Ziel hinaus geschossen. Dafür bitte ich um Entschuldigung. Aber - nur fürs Protokoll - ich habe nie behauptet, dass du dumm bist. Das fiele mir im Traum nicht ein. Und - auch nur fürs Protokoll - ich habe deiner Kritik an Hardcores Text in keiner Weise die Berechtigung abgesprochen. Ich habe ihr widersprochen. Aber den Unterschied muss ich dir ja nicht erklären.

Wie dem auch sei. Damit ist von meiner Seite alles er- und geklärt.

Ta!

AZ

 

Das erinnert mich jetzt an eine Situation, wo Eltern sich streiten, ob Fernsehverbot eine angemessene Strafe ode eine viel zu harte Strafe für das kleine Blag ist oder nicht und dabei die völlig aus den Augen verlieren, dass der kleine Scheißer nur eine Drei in der Deutscharbeit hatte und nicht den Dritten Weltkrieg verursacht hat.
Es ist 7 Uhr...ich bin von der Party am Vortag noch etwas angeheitert und finde trotzdem, man sollte ie Bälle ein wenig flacher halten.
Hast Du Kummer mit die Deinen, trink Dich einen.

 

Hallo Hardcore,

zunächst einmal vielen Dank für die Erläuterungen.
Die Einstellung, die eigenen Geschichten nicht zu erläutern, höre ich natürlich häufiger und ich kann sie durchaus nachvollziehen.
Andererseits ist Austausch darüber, wo Missverständnisse auftauchen durchaus ratsam. Und wenn wir alle so gut schreiben könnten, dass diese Missverständnisse ausgeschlossen sind, würden wir wahrscheinlich nicht hier veröffentlichen.
Bei Büchern hingegen hat die Auseinandersetzung darüber, was ein Autor ausdrücken will und was er ausdrückt möglicherweise im Vorfeld schon stattgefunden.
Vielleicht schreibst du so gut, dich nie erklären zu müssen. Ich könnte das von mir nicht behaupten.
Dein Prinzipienbruch gibt uns die Möglichkeit, zu sehen, wo Missverständisse auftauchen, wo etwas unklar ist, wo etwas erreicht wird oder etwas nicht erreicht wird.

Die beiden namenlosen Gestalten in dieser Geschichte stehen weder für Punk noch für Punks im allgemeinen, sondern dafür, was aus Punk in meinen Augen zu nicht wenigen Teilen geworden ist:
Das ist in sofern richtig, dass du, außer im Titel, Punk als Bezeichnung auch nicht verwendest. Der Titel macht natürlich trotzdem klar, hier sind Punks gemeint.
Dann möchtest du eine Differenzierung erreichen, die mE kaum funktionieren kann, weil der Gegenentwurf fehlt. Deine Punks stehen nicht für Punk im Allgemeinem, sondern für das, was Punk deiner Meinung nach inzwischen geworden ist. So, wie sie dargestellt sind, könnte man sagen: Natürlich. Woher soll ich als Leser aber wissen, hier wird gerade nicht Punkkritik im Sinne von "Die sind alle ungewaschen, haben gefärbte Haare und lungern in der Gegend herum" geübt wird, sondern im von dir intendierten Sinne? Durch Überschrift und Gestaltung dieser Punks als den einzigen der Geschichte stehen sie mE zwangsläufig für den Punk im Allgemeinen. Das verklebt den Zeilenzwischenraum, in dem ich die gewünschte Bedeutung sehen könnte.
Also: In der Charakterisierung sind die beiden tatsächlich nur das blasse Abbild dessen, was Punk mal gewesen sein mag, da stimme ich dir zu, durch den gesetzten Kontext werden sie aber eben auch zu Punks im Allgemeinen.
Die zwei provozieren nicht, sie werden provoziert - und sie lassen es sich gefallen.
Jain, denn sie müssen nichts tun, um zu provozieren. Sie sind anders und lungern herum. Das recht Meier immerhin, um auf sie zuzugehen und sie anzumachen. Auch so manch "richtiger" Punk (auch wenn ich diese Klassifizierung innerhalb einer Bewegung immer als anmaßend empfinde) dürfte die Erfahrung gemacht haben, dass es durchaus reicht, friedlich am Brunnen zu sitzen, um jemanden zu provozieren. Inhaltlich kann natürlich auch bloße Verweigerung eine Form von Protest oder auch Punk sein. Was die bürgerliche Grunderziehung deiner beiden trotzdem gut verrät, ist deren Versuch der Rechtfertigung: "Wir tun doch gar nichts". Aber nicht einmal bürgerliche Herkunft würde ich einem Punk negativ auslegen wollen. Die hat schließlich fast jeder in diesem Land. Und niemand kann sie so einfach ablegen. Die spezielle Provokation, die die beiden zusätzlich für Meier darstellen könnten, lasse ich hier mal beiseite, da die erst zum Ende der Geschichte angedeutet wird.
Und besagter Herr Meier steht für mich sinnbildlich für die Myriaden von Leuten, die eine ach so wilde Jugend hatten, in dieser wahrscheinlich auch noch auf "angepasstere" Altersgenossen herabblickten und über diese herzogen, und mittlerweile "voll im Leben" angekommen sind und mit Wissen über ihre ach so wilde Jugend erpresst werden könnten.
Ich denke, selbst meinem Kommentar ist anzumerken, dass dies ja auch bei jedem so angekommen ist. Auch, dass viele Ex-Punks diesen Weg gegangen sind, bestreite ich nicht. Ich würde sogar das Ex davor streichen, denn ich kenne genügend Punks in den Vorstandsetagen, die an Wochenenden zu "Ärzte"-Konzerten gehen und am Montag Gehälter kürzen und Mitarbeiter entlassen. Ich bestreite also auch nicht die "Kommerzialisierung des Widerstands".
Das Missverständnis besteht hier nur in der Bewertung dessen durch die Geschichte.
Dass er letztendlich nicht nur derjenige ist, der sich durchsetzt
... ist letztlich natürlich konsequent. Denn in der Verweigerung und im Protest zu siegen, würde heißen, autonom ohne das System überleben zu können. Das hat bisher keine Protestbewegung erreicht. Selbst wenn ich keine Karriere mache, muss ich mich soweit anpassen, dass ich zu essen habe, wenn ich mich nicht so weit anpasse, bin ich auf die "Sozialleistungen" dieses Systems angewiesen. Natürlich kann es auch eine Form des Protests sein, dieses Sozialsystem wissentlich auszubeuten, es bleibt aber natürlich der unauflösbare Widerspruch, sich damit immer innerhalb des Systems zu befinden, ihm gegenüber in Rechenschaftsdruck zu geraten.
sondern, wie ebenfalls bereits hier in einem Beitrag angesprochen, auch macht was er (mittlerweile) will, damit durchkommt und sich auch noch toll dabei fühlt, verleiht dem Titel für meine Begriffe einen besonderen Dreh.
genau in diesem Kniff steckt für mich aber eben die Aussage: "Kapitalismus ist der ware Punk", sozusagen die Umkehrung von Bölls Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral.
Dass es dieser Meier ist, der sich in der in dieser Story gezeigten Situation durchsetzt, der Stärkere ist, sollte für meine Begiffe verdeutlichen, dass sich in dieser Welt (zumindest oft und gern) das größere Arschloch und die Skrupellosigkeit durchsetzt (dass dieser Meier ein skrupelloser Hund ist, sollte zu erkennen wohl kein Problem darstellen).
Nein, natürlich stellt es kein Problem dar. Und ja, oft setzt sich die größere Skrupellosigkeit durch.
Nun hat Meier ganz bestimmt nicht alles, was Punk sich wünscht. Geld, Luxus, Geliebte, Ehefrau mögen dem gemeinen Punk nichts bedeuten, es mögen gar nicht dessen Lebensziele sein, hier aber fehlt mir der gegenteilige Lebensentwurf.

Mir scheint als Problem, dass sich Kritik an der Punkbewegung und meinetwegen Kapitalismuskritik hier gegenseitig nicht ergänzen, sondern konterkarieren und so zu der missverständlichen Interpretation führen. Es ist ja alles richtig, was du schreibst, nur durch die Struktur der Geschichte entsteht der Eindruck, es wäre auch in Ordnung so. Der Lauf der Welt wäre nun einmal zwangsläufig so, dass man erst später erkennt, dass das, was man ablehnt in Wahrheit doch gut für einen ist.
Das in Meier durchaus vorhandene Agressionspotential könnte natürlich in die Richtung ausgelegt werden, in seinem Unterbewusstsein wäre er doch nicht glücklich über diese Entwicklung. Aber das wäre doch sehr weit hergeholt, findest du nicht?

und inzwischen Dinge aus dieser Story rausgelesen werden, die ich auch unter dem von mir normalerweise stets betonten Gesichtspunkt des Rechts auf freie Interpretation nicht unkommentiert stehen lassen kann und will
war das nicht schon spätestens bei der Antwort von lea victoria so?

@A.Z.: Widersprochen indem du die Gründe für meine Interpretation in mir suchst?
Natürlich ist niemand frei davon, eigene Erfahrungen in einen Text zu lesen. Schließlich kann man den eigenen Hintergrund nicht ausschalten. Aber für mich zersetzt Meier das System ja nicht mehr, stellt auch nicht die Spielregeln auf den Kopf, sondern nutzt sie halt für sich. Das sei ihm ja ach gegönnt, wenn es ihn glücklich macht.;)

Angrynowaka, ich dachte, du weißt, dass ich Antialkoholiker bin. ;)

Lieben Gruß, sim

 

Okay, also doch noch einen.

@A. Zissinger:

Es sollte dir heute schon Leid tun. Denn solche Erkläungsversuche sind, meiner Erfahrung nach, zum Scheitern verurteilt.

Nö, mir tut's immer noch nicht Leid. Denn, wie du auch angemerkt hast: Da musste was raus. Und es hat gut getan.

@sim:
Glaub's oder nicht: Ich finde es (im positiven Sinne) bemerkenswert, dass du dich so ausführlich mit dieser Geschichte auseinandersetzt. Aber wir kommen hier auf keinen grünen Zweig mehr. Nie und nimmer. Also lass gut sein, ich tue es jetzt nämlich auch.

@Alle:
Finde es wirklich cool, dass dieses kleine Geschichtchen für so rege Diskussionen gesorgt hat, trotzdem ihr die meisten hier entweder nur mindere oder gar keine Qualität zuerkennen wollten. Das kann ich mir glatt als Leistung verbuchen.

Und wenn mir nun noch etwas Werbung in eigener Sache gestattet ist: Ich habe unter "Sonstiges" eine neue Story gepostet, die noch auf Missverständnisse und Verrisse wartet. Oder auch schlicht auf Kommentare und Meinungen.

Und damit tschüss und fertig,
Hardcore13

 

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