Moikka Mia,
ganz so harsch will ich es gar nicht ausdrücken: Dein Sprachrhythmus ist nicht uninteressant. Das Timing ist nicht so schlecht - und ja, es gibt so kurze Stücke, die nichts von dem haben, und außerdem keine Szene beschreiben, sondern nur wirres bla sind.
Du sagst ja selbst, daß Dir klar geworden sei, daß es zu wenig ist - es ist ein Unterschied, ob der Autor dem Leser Freiheit für die Phantasie läßt, oder Beliebigkeit produziert. In dieser Kürze ist es noch Beliebigkeit, und daher kann man absolut nichts damit anfangen. Schöner ist es zu versuchen, in relativer Kürze (sagen wir, mindestens vier kleine solcher Absätze) auf eine Situation eindeutig hinzuarbeiten - den Leser damit anzustupsen, zu zeigen, was genau erzählt werden will, und dann mit einem eleganten Schlußpunkt den Leser wieder in seine eigenen Gedanken dazu zu entlassen.
Aber man möchte schon zwei Dinge aus einem Text - egal wie kurz oder wie knapp, hart - herauslesen: das Thema und die Haltung dazu. Es muß nicht die 'private' Haltung des Autoren sein, es reicht, wenn eine bestimmte Perspektive auf ein Thema gewählt wird. Aber diese muß erkennbar sein. Und dann ist es noch toll, wenn die Form und der Stil darauf abgestimmt wurden.
Wozu soll ich mir sonst Gedanken machen? Das hier kann eine miese Beziehung sein, oder das Ende einer solchen, eine Eltern/Kind-Situation im Erwachsenenalter, eine gewalttätige Beziehung, eine langweilig gewordene, eine psychische Störung, sie ist ein Alien ... Und genau sowas ist zu viel an Offenheit. Wir wollen nachdenken, aber nicht rätselraten.
So machst Du es Dir als Autorin zu einfach. "Leser soll zwischen den Zeilen lesen" ist eine der schlechtesten Ausreden dafür, daß der Verfasser den eigenen Text nicht im Griff hatte.
Also, leg nach! Ich denke, vom sprachlichen Stil her sind doch Ansätze da.
Moi moi,
Katla