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Rührei

Monster-WG
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04.03.2018
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Rührei

»Ich üb noch'n bisschen Hochhalten.« Rick ist zur Tür raus. Draußen auf den Platten höre ich die Stollen. Klack, klack, umpf, der Ball dazwischen, klack, klack, umpf … Hochhalten. Super Idee find ich, so ganz grundsätzlich. Gibt so einiges, was mir dazu einfallen würde, außer Bällen jetzt, die Möpse von'ner Yvonne oder die Katze vom ollen Stinker aus'm Zweiten, am Kragen übers Dach halten und loslassen. Oder die Fahne nach dem Spiel, auch wenn die linke Socke von gegenüber meckert. Scheiß drauf.
Das Gebrutzel vom Bauchspeck ist was Feines, ich riech das gerne, eins neunundneunzig die Packung. Noch'n Klebchen drauf, von Montag bis Mittwoch minus fuffzehn Prozent! Der dicke Sven sagt immer, wenn das Fett richtig ausgebraten ist, macht das nicht dick. Er muss es wissen, hat Koch gelernt, da wo er war, als er weg war. Am Bauchspeck hat's dann wohl nicht gelegen.
Anfang der Siebziger bei uns auf'm Garagenhof war er der schreckliche Sven. Da war er noch 'ne Bohnenstange und ist mit seinen Gummistiefeln auf die roten Schnecken drauf, dass das Gelbe an den Seiten rausspritzte. Er fand das toll, dass es uns den Hals hochkam, aber wegschauen konnte auch keiner. Ameisen verkohlen mit 'nem langen Streichholz, bis die fiepten, so einer war das.
So, umdrehen und ordentlich Pfeffer drauf. Schön kross und krebserregend. Was solls, einen Tod musste sterben, hehe, aber nicht heute. Noch drei Eier dazu und nicht zu viel drin rumkrosen, sonst wirds krümelig. Vier Scheiben Toast auf Stufe drei, gleich satt Butter drauf schmelzen lassen – ein Träumchen.
Soll mal einer sagen, ich wär faul; hab den ganzen Tag zu tun. Ist ja nicht nur das Brutzeln und Einkaufen und alles. Ich muss auch gucken, dass hier sonst keiner Bockmist baut, Falschparken und so. Möbel runterschmeißen gab's auch schon mal und dann die Seuche mit den Kack-Wochenblättern. Immer auf die Stufen, da liegen die dann 'ne Woche, vierzig Stück, wenn das Erdgeschoss nicht aufräumt. Also ich.
Neulich hat einer so 'ne dunkle Tüte unter meinen Balkon geschmissen. Hübsch zugeknotet. Ich durch'n Flur raus und wollte den erwischen. Leider konnte der schneller laufen als ich werfen. Hab mir den gemerkt. Mal im Ernst, wo sind wir denn hier? Mann, war ich sickig.
Echt lecker sieht das aus. Bisschen Petersilie aus'm Eisfach drüber und Muskat noch und mit dem Deckel drauf stocken lassen. Fünf Minuten.
Ja, die schwarze Tüte. Der Rick war Ostern vor zwei Jahren bei'n Inselaffen. Probetraining. Irgendso'n Wichtel von drüben hat den gesehen, bei der C-Jugend vom FC. Die tun zum Ei Tomaten, Bohnen und so kleine Würstchen, mehr sag ich jetzt nicht. Hat mir Fotos gezeigt. Von allem. Dem Rick hat's geschmeckt da drüben, sagt er, aber er wollte auch fest zum Verein. Träum weiter, hab ich gesagt. Ist auch nix geworden, war ja klar. Fußball jedenfalls können die da drüben.
Der Sven hat übrigens auch'n Köter, so'n kleiner Mischköttel. Mit dem Sprit muss der aber früher angefangen haben, der Sven jetzt. Als er wiederkam, war der schon im Training. Es gibt welche, die haben 'nen Schaden, auch wenn du nix Genaues weißt. Beim Alten vom Sven wusste das jeder.
Nicht nur der Köter ist so, der Sven ist auch so einer. Das sind so welche, die ducken sich, wenn du nur'n bisschen laut wirst. So Leute, wo du dich erschreckst, wenn du die lange nicht gesehen hast. Nicht nur, dass der Sven jetzt doppelt so breit ist, da ist noch was anderes. Schatten um die Augen und die Fresse, die der immer zieht. Dabei so'ne Gleichgültigkeit, als würd den nix mehr jucken. Könntest meinen, der hätt seinen älteren Bruder geschickt. Und der ältere Bruder riecht 'nen Kilometer gegen den Wind, als käme ihm das Zeug aus den Poren.
Auf jeden Fall ist der schreckliche Sven jetzt der dicke Sven, weil der Sven nicht nur pausenlos gespachtelt hat, als er weg war, muss so. Der hatte auch keinen Biss mehr als er wiederkam, keine Kraft, mampfte alles nur noch in sich rein. Das Kochen im Bau hat ihm jedenfalls nicht gut getan.
So, Toast ist fertig, hab auch schon Butter draufgekratzt, die gute Frau Antje, jetzt zwei Daumen dick Rührei drauf, noch'n Spritzer Maggi in die Mitte und Kiefer aufklappen.
Klack, klack ..., kein Umpf. Schlüssel. Fußmatte. Zwei Stufen, Pause, braver Rick! Mit den Schuhen an der Hand steht er in der Tür, hat sich 'ne blutige Nase geholt. Will nix essen und verpisst sich gleich ins Zimmer. Erstmal lassen, denk ich. Spaß haben können wir später noch.
Rührei musst du essen, solang das dampft. Überhaupt musste futtern, wenn was da ist, alles so nehmen, wie es kommt. Das weiß der Sven bestimmt auch und es war wohl meistens was zu futtern da für den Herrn Koch. Aber könnte schwören, obwohl der Koch ist, so'n leckeres Rührei wie meins war bestimmt nicht dabei, da wo der war.

 

Hurra, eine Geschichte auf die ich Lust habe, wo kommentieren wahrscheinlich Spaß macht und der Autor sogar reagiert - sorry, ich finde es hier gerade sehr ... seltsam?!
Moin, moin @linktofink , ich hab eschon gefrühstückt, also werde ich wohl klarkommen ...

»Ich üb noch'n bisschen Hochhalten.« Rick ist zur Tür raus. Draußen auf den Platten höre ich die Stollen. Klack, klack, umpf, der Ball dazwischen, klack, klack, umpf … Hochhalten.
Wir wissen beide, dass ich Deine Detailverliebtheit unheimlich mag. Also passt der Einstieg für mich. Ich bin ein bisschen hin und hergerissen, ob ich vielleicht doch wissen möchte, wer der/die Erzählerin ist, aber irgendwo ist es auch tatsächlich egal.

Gibt so einiges, was mir dazu einfallen würde, außer Bällen jetzt, die Möpse von'ner Yvonne oder die Katze vom ollen Stinker aus'm Zweiten,
Okay, es ist wohl doch ein Mann, Frau lieben Katzen :-)

Er muss es wissen, hat Koch gelernt, da wo er war, als er weg war.
So gut gemacht, diese gedrehten Gedanken.

Am Bauchspeck hat's dann wohl nicht gelegen, dass er so aussieht.
da fehlt mir noch ein Dreh, das habe ich als Leserin ja auch ohne Dich kapiert. Irgendwas, was ihm geschneckt hat, oder wohl eher die psychische Ebene im Bau?

der schreckliche Sven. Da war er noch 'ne Bohnenstange und ist mit seinen Gummistiefeln auf die roten Schnecken drauf,
Brr, jetzt bereue ich, schon gefrühstückt zu haben, auf das Bild der Schneckeninnereien hätte ich gut verzichten können (aber es ist gut, lass es bloss drin) Und ich würde ihn ja den schnecklichen Sven nennen :-)

Ameisen verkohlen mit 'nem langen Streichholz, bis die fiepten, so einer war das.
Oh man, jetzt ploppt bei mir die Erinnerung an eine Musterschüler hoch, der immer Frösche aufgeblasen hat. Ich kann jetzt noch mein Entsetzen und Ungläubigkeit über soviel Arroganz und Brutalität spüren.

So, umdrehen und ordentlich Pfeffer drauf. Schön kross und krebserregend. Was solls, einen Tod musste sterben, hehe, aber nicht heute. Noch drei Eier dazu und nicht zu viel drin rumkrosen, sonst wirds krümelig. Satt viermal Toast auf drei,
Ja, dass Kochen als durchgängiges Element ist gut. Zum Teil kann ich ihm nicht folgen, dass macht der regionale Slang, aber es passt. Der letzte Satz sagt mir nur bedingt was ...

Neulich hat einer so 'ne dunkle Tüte unter meinen Balkon geschmissen. Hübsch zugeknotet. Ich durch'n Flur raus und wollte den erwischen. Leider konnte der schneller laufen als ich werfen.
Ich würde hier eher vermuten, dass er nicht "dunkle Tüte", sondern Hundkackbeutel oder ähnliches denkt.

Bisschen Petersilie aus'm Eis
Hier musst ich echt zweimal lesen. Klar jetzt, was Du meinst, aber in meinem Kopf war es Petersilie aus einem "magnum" oder ähnlichem. Sehr irritierend, aber wahrscheinlich auch regional. Lass man.

sagt er, aber er wollte auch fest zum Verein. Träum weiter, hab ich gesagt. Ist auch nix geworden, war ja klar. Fußball jedenfalls können die da drüben.
Das ist mir zu verschwurbelt. Also rein inhaltlich! Der ist einfach so nach England gefahren, um sich bei einem verein zu bewerben? Muss er dafür nicht richtig, richtig gut sein? Den letzten Satz könnte ich mir als Erklärung vorstellen, aber dann müsste es ja irgendwie eher Richtung "Können die besser" gehen. Bin gespannt, was Du Dir gedacht hast, dann kapiere ich es sicherlich auch.

Das weiß der Sven bestimmt auch und es war wohl meistens was da, als er weg war.
Vielleicht, es war meistens was warmes da? Der lezte Teil irritiert, denn das Essen war ja dort, wo auch Sven war. Davor gab es noch diese Stelle, wo der sven sich geändert hat. Du sagst, ihm fehlt jetzt der Biss, er duckt sich, so wie sein Hund. Dann sagst Du aber wiederum, es wäre, als ob er seinen älteren Bruder geschickt hat, un dder röche scharf aus dem Hals. Beides: älterer Bruder, und scharf riechen verknüpfe ich aber mit - härter, größer, Gewalt. - was habe ich falsch verstanden?

Aber könnte schwören, obwohl der Koch ist, so'n leckeres Rührei wie meins war nicht dabei.
Ja, immer noch das Rührei als roter Faden, passt. Aber dem letzten Satz fehlt meiner Meinung nach die Verbindung "Er ist Koch" und "War nicht dabei". Da würde ich nochmal schauen.

Nette Studie, ich hatte gut Bild und konnte es riechen. Vorallem aber das Leben des Typen vor mir sehen und weiterdenken. Das wäre dann auch meine Kritik, etwas mehr Butter bei de Fische zu seinem Leben (da ist nur: nicht faul, räumt auf, Spaß haben) würde mir gefallen, reicht ja in dieser verkürzte Form. Aber was will er, oder ist er glücklich hätte mich schon interessiert. Aber Du weißt ja, die Leser wollen meist was anderes als der Autor.
Auf alle Fälle habe ich mich gefreut, etwas aus Deiner Feder/Tastatur zu lesen
Schönen Sonntag
witch

 
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Dann reagiere ich mal, liebe @greenwich, :D

boah, so schnell, danke dir, hab direkt einige Sachen geändert, ist ja immer wichtig, wo noch was fehlt.

Ich bin ein bisschen hin und hergerissen, ob ich vielleicht doch wissen möchte, wer der/die Erzählerin ist, aber irgendwo ist es auch tatsächlich egal.
So ungeduldig, tse (^^) ... Im Ernst, das geht doch schon schnell mit der Aufklärung, oder?
Okay, es ist wohl doch ein Mann, Frau lieben Katzen :-)
Hee, manche Männer auch.
Er muss es wissen, hat Koch gelernt, da wo er war, als er weg war.
So gut gemacht, diese gedrehten Gedanken.
Ja, da hätte ich auch gerne mehr von im Text.
Am Bauchspeck hat's dann wohl nicht gelegen, dass er so aussieht.
da fehlt mir noch ein Dreh, das habe ich als Leserin ja auch ohne Dich kapiert. Irgendwas, was ihm geschneckt hat, oder wohl eher die psychische Ebene im Bau?
Oder konkret das, was er dort erlebt hat. Ich kann mir das nur vorstellen, was das mit einem macht. Es heißt ja, viele werden erst im Knast zu Kriminellen, andere knicken ein, werden gebrochen. Der Sven gehört zu den Letzteren, ich weiß aber nicht, ob es wirklich nötig ist, das konkret festzumachen und anhand von irgendwas zu zeigen. Da warte ich mal noch, ob dieses Antippen genügt.
der schreckliche Sven. Da war er noch 'ne Bohnenstange und ist mit seinen Gummistiefeln auf die roten Schnecken drauf,
Brr, jetzt bereue ich, schon gefrühstückt zu haben, auf das Bild der Schneckeninnereien hätte ich gut verzichten können (aber es ist gut, lass es bloss drin) Und ich würde ihn ja den schnecklichen Sven nennen :-)
Der schneckliche Sven, herrlich! Ist vllt zu albern? :sealed:
Ameisen verkohlen mit 'nem langen Streichholz, bis die fiepten, so einer war das.
Oh man, jetzt ploppt bei mir die Erinnerung an eine Musterschüler hoch, der immer Frösche aufgeblasen hat. Ich kann jetzt noch mein Entsetzen und Ungläubigkeit über soviel Arroganz und Brutalität spüren.
Ja, wenn die Erwachsenennormen noch nicht installiert sind. Kann mich da auch an manche Dinge erinnern, für die ich heute im Boden versinken wollen würde.
So, umdrehen und ordentlich Pfeffer drauf. Schön kross und krebserregend. Was solls, einen Tod musste sterben, hehe, aber nicht heute. Noch drei Eier dazu und nicht zu viel drin rumkrosen, sonst wirds krümelig. Satt viermal Toast auf drei,
Ja, dass Kochen als durchgängiges Element ist gut. Zum Teil kann ich ihm nicht folgen, dass macht der regionale Slang, aber es passt. Der letzte Satz sagt mir nur bedingt was ...
krosen=rühren, drin rumwerken. Satt viermal Toast auf drei = Vier Scheiben Toast auf Stufe drei toasten. Spreche ich denn so kraus, grmpf? :Pfeif:
Neulich hat einer so 'ne dunkle Tüte unter meinen Balkon geschmissen. Hübsch zugeknotet. Ich durch'n Flur raus und wollte den erwischen. Leider konnte der schneller laufen als ich werfen.
Ich würde hier eher vermuten, dass er nicht "dunkle Tüte", sondern Hundkackbeutel oder ähnliches denkt.
Ja, das ist schon gemeint, denke aber, das versteht jeder ...
Bisschen Petersilie aus'm Eis
Hier musst ich echt zweimal lesen. Klar jetzt, was Du meinst, aber in meinem Kopf war es Petersilie aus einem "magnum" oder ähnlichem. Sehr irritierend, aber wahrscheinlich auch regional. Lass man.
Magnum Petersilie, bäh. Bei uns geläufig, was ausm Eis holen. Ich hole mal was aus dem Tiefkühlschrank, die Mühe macht sich bei uns keiner, wir maulfaulen Rheinländer.
Edit: Hab jetzt Eisfach, der Einfachheit halber. :D
sagt er, aber er wollte auch fest zum Verein. Träum weiter, hab ich gesagt. Ist auch nix geworden, war ja klar. Fußball jedenfalls können die da drüben.
Das ist mir zu verschwurbelt. Also rein inhaltlich! Der ist einfach so nach England gefahren, um sich bei einem verein zu bewerben? Muss er dafür nicht richtig, richtig gut sein? Den letzten Satz könnte ich mir als Erklärung vorstellen, aber dann müsste es ja irgendwie eher Richtung "Können die besser" gehen. Bin gespannt, was Du Dir gedacht hast, dann kapiere ich es sicherlich auch.
Danke für den Hinweis, hab die Stelle geändert und ein wenig beigefüttert.
Das weiß der Sven bestimmt auch und es war wohl meistens was da, als er weg war.
Vielleicht, es war meistens was warmes da? Der lezte Teil irritiert, denn das Essen war ja dort, wo auch Sven war. Davor gab es noch diese Stelle, wo der sven sich geändert hat. Du sagst, ihm fehlt jetzt der Biss, er duckt sich, so wie sein Hund. Dann sagst Du aber wiederum, es wäre, als ob er seinen älteren Bruder geschickt hat, un dder röche scharf aus dem Hals. Beides: älterer Bruder, und scharf riechen verknüpfe ich aber mit - härter, größer, Gewalt. - was habe ich falsch verstanden?
Das mit dem älteren Bruder habe ich ebenfalls angepasst, damit es klarer ist, dass er einfach verbraucht wirkt. Das Es war wohl meistens was da, als er weg war, das ist als Hinweis gedacht, dass der Erzähler das nicht genau weiß, denke mal der Sven erzählt auch nix. Also schlussfolgert er.
Aber könnte schwören, obwohl der Koch ist, so'n leckeres Rührei wie meins war nicht dabei.
Ja, immer noch das Rührei als roter Faden, passt. Aber dem letzten Satz fehlt meiner Meinung nach die Verbindung "Er ist Koch" und "War nicht dabei". Da würde ich nochmal schauen.
Ja, danke, auch angepasst.
Nette Studie, ich hatte gut Bild und konnte es riechen. Vorallem aber das Leben des Typen vor mir sehen und weiterdenken. Das wäre dann auch meine Kritik, etwas mehr Butter bei de Fische zu seinem Leben (da ist nur: nicht faul, räumt auf, Spaß haben) würde mir gefallen, reicht ja in dieser verkürzte Form. Aber was will er, oder ist er glücklich hätte mich schon interessiert. Aber Du weißt ja, die Leser wollen meist was anderes als der Autor.
Klar beifüttern geht immer, bloß irgendwann ist es keine FF mehr, Ich bin da etwas vorsichtig. Es soll ja nur eine kleine Szene sein, ein Miniausschnitt aus seinem Leben. Seine Motive, das was ihn umtreibt, woran er denkt, wird in der Kürze schon sichtbar, denke ich. Ob das reicht? Da warte ich mal auf weitere Rückmeldungen.

Dir auch einen schönen Sonntag noch, l2f.

ps. das mit dem Nehmen und Geben wird wohl ewig Thema bleiben, weil es so viele Leute nicht kapieren. Wenn ich sehe, dass jemand gar nicht fremd kommentiert, gebe ich mir die Mühe auch nicht mehr.

 

Hallo @linktofink
wo fange ich an? Habe deinen Text jetzt zwei Mal gelesen und ich mochte ihn. Ein Text, der sich für mich nicht direkt offenbart, der sich nicht einfach runterlesen lässt. Viele Sätze musste ich mehrfach beginnen, um einigermaßen zu verstehen, was da steht. Aber auch jetzt, nach zweimaliger Lektüre, erschließt sich mir deine Geschichte nicht so ganz. Ich vermute mal, dass das auch beabsichtigt ist? Oder liegt es an mir und meiner eventuell mangelhaft vorhandenen Aufmerksamkeit? Ich weiß es nicht.
Was ich sagen möchte, es hat mich jedenfalls nicht gestört. Im Gegenteil, in der Sperrigkeit liegt für mich gewissermaßen der Reiz. Gepaart mit guten Formulierungen und einer schönen Sprache ist dir was Gutes gelungen, wie ich finde. Eine gewisse Stimmung kam bei mir auf jeden Fall an. Ich werde ihn auch sicherlich noch mal lesen.

Falls mich aber nun wer fragen sollte: Sag mal, der Text, den du da vorhin gelesen hast, worum gings da noch mal?" Nun, dann müsste ich wohl erst nachdenken und würde irgendwann sagen: "Lies ihn am besten selbst."

Gerne gelesen
Habentus

Unten noch ein paar Anmerkungen:

Der dicke Sven sagt immer, wenn das Fett richtig ausgebraten ist, macht das nicht dick.
Ein guter Satz.
dass uns der Hals hochkam
Ist das eine Formulierung? Dass einem der Hals hochkommt? Hab ich so noch nie gehört :)
Satt viermal Toast auf drei, gleich Butter drauf schmelzen lassen
Hast du ja in deinem Kommentar oben erklärt. Aber ich habs beim Lesen überhaupt nicht verstanden, was damit gemeint sein könnte.
Ja, die schwarze Tüte. Der Rick war Ostern vor zwei Jahren bei'n Inselaffen.
Auch wieder ein Satz, den ich nicht verstanden habe. Klar Rick ist nach England zum Probetraining. Aber was hat die schwarze Tüte damit zu tun? Oder geht es einfach noch um die Tüte von vorhin, die sie unter den Balkon geworfen haben? Und das sind dann so Gedankensprünge?
Mit dem Sprit muss der aber früher angefangen haben, der Sven jetzt. Als er wiederkam, war der schon im Training.
Fand ich schön. Auch mit dem Training in diesem Zusammenhang.
noch'n Spritzer Maggi in die Mitte
Hier mal keine Nachfrage oder inhaltliche Anmerkung, sondern rein geschmacklicher Protest: Maggi und Ei in Kombination sind ein Verbrechen am eigenen Gaumen.
Mit den Schuhen an der Hand steht er in der Tür, hat sich 'ne blutige Nase geholt. Will nix essen und verpisst sich gleich ins Zimmer. Erstmal lassen, denk ich. Spaß haben können wir später noch.
Tja, hier war ich wieder ratlos. Was ist denn da jetzt passiert? Hat er draußen eine abbekommen? Und was soll: Spaß haben können wir später noch?
Rührei muss du essen
Fehlt da ein t bei musst?

 

Lieber @linktofink !
Ich hab mir jetzt schon drei mal deine Begleittiere-Geschichte durchgelesen und tue mir so schwer, sie zu kommentieren.

"Rührei" hab ich in einem Rutsch durchgelesenn und mag sie wirklich sehr gerne. Nicht nur, weil es auch ein bißchen Maggi ans Ei gibt:)

Ein paar kleine Sachen (wie immer ohne Verstand-nur aus dem Bauch;)):

Noch'n Klebchen drauf, von Montag bis Mittwoch minus fuffzehn Prozent!
Ich kenn das bei uns in den Läden nur so, dass -15 Prozent Aufkleber drauf sind, wenn die Sachen nicht mehr lange haltbar sind. Aber nicht von Montag bis Mittwoch. Oder ist da was anderes gemeint?
Der dicke Sven sagt immer, wenn das Fett richtig ausgebraten ist, macht das nicht dick. Er muss es wissen, hat Koch gelernt, da wo er war, als er weg war. Am Bauchspeck hat's dann wohl nicht gelegen, dass er so aussieht.
Ich würde den letzten Satz weglassen. Ich finde er macht die beiden davor schwächer. Oder nur: Am Bauchspeck hat`s dann wohl nicht gelegen.
Ameisen verkohlen mit 'nem langen Streichholz, bis die fiepten, so einer war das.
Stark. Als ob man mit einem Satz beschreiben könnte, was das für einer ist ...
Mist. Man kann das.
Satt viermal Toast auf drei,
Du schreibst das ist regional gefärbt, gell? Ok. Also 4 Toast auf Stufe 3 getoastet. Aber das "Satt" verstehe ich immer noch nicht.
Immer auf die Stufen, da liegen die dann 'ne Woche, vierzig Stück, wenn das Erdgeschoss, also ich, nicht aufräumt.
Ich find hier bist du ein bißchen aus deiner Erzählsprache gefallen. Vielleicht:
.... wenn das Erdgeschoss nicht aufräumt. Also ich.
Die tun zum Ei Tomaten, Bohnen und so kleinen Würsten, mehr sag ich jetzt nicht.
Auch wieder so stark. Liegt auf keinen Fall aber daran, dass er gar nicht mehr über die weiß!
Es gibt welche, die haben 'nen Schaden, auch wenn du nix Genaues weißt.
Die Diagnosen von Nachbarn sind eben immer noch die Fundiertesten.
Nicht nur, dass der Sven jetzt doppelt so breit ist, da ist noch was anderes. Der Schatten um die Augen, die Miene und so'ne Gleichgültigkeit.
Das find ich fast ein bißchen zu empathisch. Oder vielleicht derber formulieren?
noch'n Spritzer Maggi
:)

Mir hat`s Spass gemacht zu lesen.
Ganz liebe Grüße vom Lotterlieschen!

 

Hallo @Habentus,
oh ein unerwarteter Nachmittagsbesuch.

Viele Sätze musste ich mehrfach beginnen, um einigermaßen zu verstehen, was da steht. Aber auch jetzt, nach zweimaliger Lektüre, erschließt sich mir deine Geschichte nicht so ganz. Ich vermute mal, dass das auch beabsichtigt ist?
Nee, eigentlich wollte ich mal was Einfaches schreiben und wundere mich ein wenig (^^). Da steckt nicht so viel Intention hinter, der Text will nirgendwo hin.
Was ich sagen möchte, es hat mich jedenfalls nicht gestört. Im Gegenteil, in der Sperrigkeit liegt für mich gewissermaßen der Reiz. Gepaart mit guten Formulierungen und einer schönen Sprache ist dir was Gutes gelungen, wie ich finde. Eine gewisse Stimmung kam bei mir auf jeden Fall an.
Das ist ja eine kleine Charakterstudie, wo der Leser selbst eine Menge reinlegen kann. So konkret wird vieles ja nicht erzählt, sondern verbleibt so im Stadium des Rumors, gerade was den Sven und auch Rick angeht. Das ist alles subjektive Sicht mit begrenzter Reichweite.
Falls mich aber nun wer fragen sollte: Sag mal, der Text, den du da vorhin gelesen hast, worum gings da noch mal?" Nun, dann müsste ich wohl erst nachdenken und würde irgendwann sagen: "Lies ihn am besten selbst."
Ja, ein wenig schwer zu greifen, was ist das Zentrum: der Prota brät Rührei? Wohl eher seine Gedanken und auch die Weltsicht, die er dabei offenbart. Da mag es manche Effekte geben von Wiedererkennen bis hin zur Ablehnung und zum Stereotypalarm. Selbst lesen hilft auf jeden Fall. :D
dass uns der Hals hochkam
Ist das eine Formulierung? Dass einem der Hals hochkommt? Hab ich so noch nie gehört :)
Deswegen hab ich einen (geschwollenen) Hals, ... es ist mir den Hals hochgekommen, ... hab einen Frosch im Hals, ... ich hab den Hals voll. Das sind alles Redewendungen, die beschreiben, dass irgendetwas den Hals nicht runtergeht, nicht geschluckt werden kann oder wieder zurückwill. Deswegen habe ich mir da was Kreatives erlaubt ^^, im Vertrauen darauf, dass es richtig verstanden wird.
Satt viermal Toast auf drei, gleich Butter drauf schmelzen lassen
Hast du ja in deinem Kommentar oben erklärt. Aber ich habs beim Lesen überhaupt nicht verstanden, was damit gemeint sein könnte.
Hab das jetzt geändert und ausgeführt, danke für den Hinweis.
Ja, die schwarze Tüte. Der Rick war Ostern vor zwei Jahren bei'n Inselaffen.
Auch wieder ein Satz, den ich nicht verstanden habe. Klar Rick ist nach England zum Probetraining. Aber was hat die schwarze Tüte damit zu tun? Oder geht es einfach noch um die Tüte von vorhin, die sie unter den Balkon geworfen haben? Und das sind dann so Gedankensprünge?
Ich bin ja in der Gedankenwelt des Autors und da ergibt ein Gedanke den nächsten, das eine folgt aus dem anderen, dunkle Tüte > Würstchen > Hund vom Sven. Gibt noch mehr davon.
Mit dem Sprit muss der aber früher angefangen haben, der Sven jetzt. Als er wiederkam, war der schon im Training.
Fand ich schön. Auch mit dem Training in diesem Zusammenhang.
Ja, das Training ist wieder ein Gedankensprung direkt nach dem Probetraining.
noch'n Spritzer Maggi in die Mitte
Hier mal keine Nachfrage oder inhaltliche Anmerkung, sondern rein geschmacklicher Protest: Maggi und Ei in Kombination sind ein Verbrechen am eigenen Gaumen.
Ist eine Frage der Sozialisation (:D). Bin auch ohne aufgewachsen, aber meine Frau kommt aus dem Bergischen Richtung Pott, da ist das Usus. (Und ja, das mit dem Verbrechen kenne ich, aber es schmeckt).
Mit den Schuhen an der Hand steht er in der Tür, hat sich 'ne blutige Nase geholt. Will nix essen und verpisst sich gleich ins Zimmer. Erstmal lassen, denk ich. Spaß haben können wir später noch.
Tja, hier war ich wieder ratlos. Was ist denn da jetzt passiert? Hat er draußen eine abbekommen? Und was soll: Spaß haben können wir später noch?
Ja, es gab eins auf die Nase und der Ball ist weg. Zu dem Rest, dem Spaß, das ist deutungsoffen, was Prota unter Spaß versteht.
Rührei muss du essen
Fehlt da ein t bei musst?
Ja, musst muss da hin.

Danke für deinen Kommentar, Habentus, l2f.

 

Lieber @linktofink

ich tue mich sehr schwer damit, ganze Texte einzeln aufzudröseln. Und das ist bei Deinem auch gar nicht nötig, denn er hat mich sehr schnell in sich rein gezogen, drin behalten und zufrieden wieder ausgespuckt.

Ich mag diese Art Sprachsog oder Sprachflow sehr gerne. Ist wie ein guter Spaziergang durch Landschaft.

Und bitte werte meinen kurzen Kommentar zu diesem Text nicht als "Bestechungsversuch" Dich mit meinem zu beschäftigen. Das soll jeder halten wie er mag und Zeit und Muße dazu hat.

Herzlichst

*H*

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @Lotterlieschen,

"Rührei" hab ich in einem Rutsch durchgelesenn und mag sie wirklich sehr gerne. Nicht nur, weil es auch ein bißchen Maggi ans Ei gibt:)
Bist ein Homie, gell? :D
Ein paar kleine Sachen (wie immer ohne Verstand-nur aus dem Bauch;)):
Den Bauchverstand nicht unterschätzen, passt schon, für so kleine Sachen allemal. ^^
Der dicke Sven sagt immer, wenn das Fett richtig ausgebraten ist, macht das nicht dick. Er muss es wissen, hat Koch gelernt, da wo er war, als er weg war. Am Bauchspeck hat's dann wohl nicht gelegen, dass er so aussieht.
Ich würde den letzten Satz weglassen. Ich finde er macht die beiden davor schwächer. Oder nur: Am Bauchspeck hat`s dann wohl nicht gelegen.
Entscheide mich fürs Weglassen vom Halbsatz ...
Ameisen verkohlen mit 'nem langen Streichholz, bis die fiepten, so einer war das.
Stark. Als ob man mit einem Satz beschreiben könnte, was das für einer ist ...
Mist. Man kann das.
Merci.
Satt viermal Toast auf drei,
Du schreibst das ist regional gefärbt, gell? Ok. Also 4 Toast auf Stufe 3 getoastet. Aber das "Satt" verstehe ich immer noch nicht.
Ja, zu regional, das satt ist weg, sollte heißen, viel Toast, eine satte oder feiste Portion, wie man hier sagt. Hab auch Scheiben und Stufe jetzt geschrieben, ihr habt mich überzeugt, ihr alle.
Immer auf die Stufen, da liegen die dann 'ne Woche, vierzig Stück, wenn das Erdgeschoss, also ich, nicht aufräumt.
Ich find hier bist du ein bißchen aus deiner Erzählsprache gefallen. Vielleicht:
.... wenn das Erdgeschoss nicht aufräumt. Also ich.
Jep, irgendwas war da nicht sauber, done.
Die tun zum Ei Tomaten, Bohnen und so kleinen Würsten, mehr sag ich jetzt nicht.
Auch wieder so stark. Liegt auf keinen Fall aber daran, dass er gar nicht mehr über die weiß!
Vornehme Zurückhaltung ...
Es gibt welche, die haben 'nen Schaden, auch wenn du nix Genaues weißt.
Die Diagnosen von Nachbarn sind eben immer noch die Fundiertesten.
Vor allem, weil sie nix Genaues wissen und das tierisch wurmt.
Nicht nur, dass der Sven jetzt doppelt so breit ist, da ist noch was anderes. Der Schatten um die Augen, die Miene und so'ne Gleichgültigkeit.
Das find ich fast ein bißchen zu empathisch. Oder vielleicht derber formulieren?
Hast recht, ist zu weich für ihn, hab das jetzt härter gemacht.
noch'n Spritzer Maggi
:)
Ich sag's ja, Homie!
Mir hat`s Spass gemacht zu lesen.
Mir auch. Bis bald, l2f.

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Hey @Paror,

ich tue mich sehr schwer damit, ganze Texte einzeln aufzudröseln. Und das ist bei Deinem auch gar nicht nötig, denn er hat mich sehr schnell in sich rein gezogen, drin behalten und zufrieden wieder ausgespuckt.
Ich mag diese Art Sprachsog oder Sprachflow sehr gerne. Ist wie ein guter Spaziergang durch Landschaft.
Spricht dafür, dass der Text bei dir funzt, was ich gerne lese. Sprachflow, eingesogen, drinbehalten, schön.
Peace, l2f

 

Hallo @linktofink,

deine Geschichte ist sehr dicht, was bei mir dafür gesorgt hat, dass ich sehr konzentriert gelesen habe, um alles mitzubekommen. Du schilderst den Gedankenfluss deines Protas während er sich ein Rührei auf seine eigene Weise macht. Dabei denkt er über den schrecklichen Sven nach, der damals berüchtigt war und dann nach seiner Zeit im Gefängnis dick geworden ist und seine innere Kraft verloren hat, wenn ich das so ausdrücken kann.

Ich finde es sehr gelungen, wie du so viel sagen kannst bei so einem kurzen Text. Für mich ist Sven lebendig geworden, ich hatte ein gutes Bild von ihm im Kopf und darüber hinaus konnte ich deinen Prota auch sehr gut greifen. Das liegt vor allem an einigen feinen Beobachtungen. Dabei hat mir ganz besonders die Stelle mit dem Kack-Wochenblatt gefallen; das hat sich wie aus dem Leben gegriffen angefühlt und ich musste da an eigene Erlebnisse zurückdenken. :D

Interessant finde ich auch die Art und Weise, wie sich dein Prota sein Rührei zubereitet. Das gibt mir die Möglichkeit als Leser, meine eigenen Schlüsse zu ziehen und ihn in ein bestimmtes Milieu einzuordnen. Ich glaube, dass gerade durch solche Details, die Charaktere für mich zum Leben erweckt werden. Finde ich beeindruckend gemacht.

»Ich üb noch'n bisschen Hochhalten.« Rick ist zur Tür raus.
Du steigst mit einem Dialog ein und ich bin sofort in einer Szene verordnet. Das ist mir bei dir schon ein paar Mal aufgefallen und ich mag diese Technik. Da gibt es keine lange Vorrede, sondern es geht sofort los.

Das Gebrutzel vom Bauchspeck ist was Feines, ich riech das gerne, eins neunundneunzig die Packung. Noch'n Klebchen drauf, von Montag bis Mittwoch minus fuffzehn Prozent!
Das ist in meinen Augen eine sehr gelungene Charakterzeichnung in wenigen Worten; davon würde ich mir gerne eine Scheibe abschneiden. Ich weiß, dass der Prota höchstwahrscheinlich nicht so viel Geld zur Verfügung hat, sonst würde er wohl nicht den Preis so betonen und den Rabatt. Darüber hinaus sagt es ja auch etwas über ihn aus, dass er Bauchspeck als etwas Feines ansieht; das ist auch eine gute Vorbereitung, wenn du später darauf eingehst, dass ihm eine gesunde Ernährung nicht so wichtig ist.

Anfang der Siebziger bei uns auf'm Garagenhof war er der schreckliche Sven. Da war er noch 'ne Bohnenstange und ist mit seinen Gummistiefeln auf die roten Schnecken drauf, dass das Gelbe an den Seiten rausspritzte.
Dein Prota erinnert sich über die Zubereitung des Rühreis an Sven, den Koch und kommt dann zu einer Erinnerung aus vergangenen Tagen. Zudem habe ich wieder mit wenigen Worten ein glasklares Bild von Svens Charakter und das ist es, was deinen Text so dicht macht. Finde ich sehr gelungen.

So, umdrehen und ordentlich Pfeffer drauf. Schön kross und krebserregend. Was solls, einen Tod musste sterben, hehe, aber nicht heute. Noch drei Eier dazu und nicht zu viel drin rumkrosen, sonst wirds krümelig.
Hier ist dann das mit dem krebserregend, was ich weiter oben meinte und wieder gibt mir das als Leser die Möglichkeit, mir selbst Schlussfolgerungen über den Charakter deines Protas zu ziehen. Die Technik möchte ich selbst ausprobieren, ist ziemlich inspirierend, mit so wenig Worte so viel zu sagen.

Möbel runterschmeißen gab's auch schon mal und dann die Seuche mit den Kack-Wochenblättern. Immer auf die Stufen, da liegen die dann 'ne Woche, vierzig Stück, wenn das Erdgeschoss nicht aufräumt. Also ich.
Ja, die Wochenblätter; die nerven mich auch und bei uns liegen die immer auf dem Briefkasten rum, bis sich dann jemand erbarmt und die Dinger wegschmeißt. :D Demnach konnte ich mich damit identifizieren und das gibt deinem Text eine wahrhaftige Note in meinen Augen. Hat mir gefallen.

Mann, war ich sickig.
Das Wort "sickig" kannte ich nicht und habe es gegoogelt; kommt laut Google aus dem Rheinländischen und bedeutet so etwas wie verärgert oder sauer und durch ein kleines Wort kann ich deinen Prota jetzt verorten.

Echt lecker sieht das aus. Bisschen Petersilie aus'm Eisfach drüber und Muskat noch und mit dem Deckel drauf stocken lassen. Fünf Minuten.
Er genehmigt sich etwas Muskat, was mich gewundert hat. Wäre nicht auf die Idee gekommen, Rührei mit Muskat zu essen und das sorgt in meinen Augen für einen kleinen Bruch im Charakter deines Protas: Für mich ist das ein Zeichen, dass er komplex ist und ich ihn als Leser nicht einfach in eine bestimmte Kategorie stecken darf.

Es gibt welche, die haben 'nen Schaden, auch wenn du nix Genaues weißt. Beim Alten vom Sven wusste das jeder.
Nicht nur der Köter ist so, der Sven ist auch so einer. Das sind so welche, die ducken sich, wenn du nur'n bisschen laut wirst. So Leute, wo du dich erschreckst, wenn du die lange nicht gesehen hast.
Der hatte auch keinen Biss mehr als er wiederkam, keine Kraft, mampfte alles nur noch in sich rein. Das Kochen im Bau hat ihm jedenfalls nicht gut getan.
Das Bild von Sven wird für mich immer deutlicher und ich wiederhole mich: Das fand ich hohe Kunst, das würde ich auch gerne können, in so wenigen Worten einen Charakter so zu zeichnen, mit Leben zu füllen. Ich frage mich auch, wieso das genau für mich funktioniert. Es ist ja schon irgendwo eine Behauptung von deinem Prota und ich muss ihn da glauben, also ich kann es nicht selbst anhand einer Szene schlussfolgern. Denke allerdings, dass dein Prota eine gewisse Autorität hat und vielleicht liegt das auch an Ausdrücken wie "wusste das jeder", "so Leute, wo". Ich konnte es jedenfalls kaufen und für mich hat das funktioniert.

Rührei musst du essen, solang das dampft. Überhaupt musste futtern, wenn was da ist, alles so nehmen, wie es kommt.
Hier lese oder höre ich wieder diese Autorität raus und ich glaube, dass dieser Effekt dafür sorgt, dass ich deinem Prota alles abgenommen habe. Er kommt mir wie eine ehrliche Haut vor, der das Leben kennt und der glaubwürdig ist.

Finde ich einen gelungen und zugleich sehr dichten Text, der mich zum Nachdenken bringt und für Inspiration sorgt, was meine eigene Charakterzeichnung angeht.

Beste Grüße
MRG

 

Lieber @MRG,
bitte um Entschuldigung, dass ich jetzt erst antworte, ich weiß, das gehört sich nicht, aber ich hatte keinen Kopf für Kommentare hier. Der Text ist tatsächlich der erste, den ich als FF gefasst habe und deshalb freut es mich, dass von den Charakteren einiges zu Dir durchgedrungen ist. Ich finde, gerade bei so banalen, alltäglichen Dingen ist auch schnell eine Einordnung ins eigene Koordinatensystem möglich, wie Du schon sagst: die Wochenblätter oder die Zubereitung mit oder ohne Muskat. Kleinigkeiten, das kennt man aus dem eigenen Alltag und kann dann mitgehen, oder sich wundern. Vllt. entsteht daraus das, was du die "wahrhaftige Note" nennst.
Das war auch das Ziel, dass sich im Monolog durch die Beschreibungen und Beobachtungen ein Bild dieser beiden Menschen zusammensetzt. Kurz reinzoomen und nach einem Rührei wieder raus. Deshalb ist schön zu lesen, wenn Du schreibst, dass die Figuren für Dich auch mit wenigen Worten zum Leben erweckt wurden. Und auch das Ableiten aus den gereichten Infos, die Rückschlüsse auf die Person (ehrliche Haut, Autorität), die Verortung in einem Milieu, das scheint alles bei Dir anzukommen. Schön das. Danke für Deinen Kommentar und Deine Geduld.

Peace, l2f

 

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