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Rache ist süß
Der Beat von „Jingle Bells“ hämmert auf mich ein, während ich durch die Regale streife. Ein paar Meter vor mir geht der Weihnachtsmann. Müsste der nicht jetzt am Nordpol sein und sich um seine Rentiere kümmern? Als mich in der Tiefkühlabteilung von hinten ein Einkaufswagen rammt, ist meine Laune auf dem Nullpunkt. Um mich herum überall verkniffene Gesichter mit gehetztem Blick. Die Leute sind im Jagdmodus auf der Suche nach letzten Kleinigkeiten für das Fest. Vor einem Wühltisch streiten sich zwei Frauen. Es geht um eine verbilligte Weihnachtsdecke. Eine Frau schnauzt ihren Mann an: „Mensch, hör uff zu singen! Wenne keene Ahnung hast, loof einfach mit mir mit.“
So nicht, möchte ich am liebsten rufen. Weihnachten ist doch ein Fest der Liebe und der Versöhnung!
Dann sehe ich ihn und alles ist gut. Er trägt eine rote Zipfelmütze und eine gleichfalls rote Weste, sonst nichts, bis auf die großen Filzpantoffel, in denen seine Storchenbeine stecken. Das Elchgeweih ist reichlich zerknittert und hängt schlaff herunter. Das I-Tüpfelchen aber sind die Glubschaugen mit dem leichten Silberblick. Ich spüre, wie sich meine Lippen zu einem Grinsen verziehen, während der Weihnachtselch in meinen Wagen wandert. Das wird die perfekte Rache für den Gartenzwerg sein, den mir meine Schwägerin zum Geburtstag überreicht hat.