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Radio Sehnsucht

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17.12.2005
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Radio Sehnsucht

Hallo liebe Freunde, hier bin ich wieder, eure Freundin vom Radio Sehnsucht!

Ich glaube, ich werde langsam verrückt!! Da ihr sowieso eingeschaltet habt und ich mich nicht mit großen Vorreden abplagen und euch im gleichen Atemzug den Magen verderben möchte, erzähle ich euch jetzt einfach, was mit mir passiert.
Meine Gefühle sind außer Kontrolle geraten! Ich kenne dieses halb hysterische, halb niederschmetternde Gefühl schon sehr lange, eigentlich, seitdem ich angefangen habe, über größere Zusammenhänge nachzudenken. Die Begleiterscheinungen sind manisch-depressive Regungen. Wenn man Pech hat, bleibt der Zustand irgendwann bei absolut depressiv stecken. Dann ist man müde und lustlos und unerträglich für seine Umwelt, selbst wenn man sich noch Mühe gibt, das Gröbste zu verbergen.
Ich würde diesen Beitrag lieber in Form eines überromantisierten, lyrischen Singgedichts verfassen, aber das würde meinem Herzen noch größere Schmerzen bereiten. Ich berufe mich und meine Hoffnung dieses Mal lieber auf den gesunden und weniger verzerrenden Kontakt zu der Außenwelt, also zu euch. Vielleicht seid ihr gerade müde und habt lange Gesichter, die Haare hängen euch fettig und wirr im Gesicht herum, um euch herum ranzt das Leben schläfrig dahin. Ihr seid von nun an mein geliebtes, aber auch gefordertes Publikum. Aber was rede ich da, jetzt bin ich doch dabei, mich in einer real-dramatischen Vorrede zu verlieren.
Ich erkläre euch jetzt ohne Umschweife meinen Zustand.
Also zurück zu meinen Gefühlen.
Es gibt da so einen Jungen- "toll", werdet ihr denken, die übliche Leier: Liebeskummer bis zum Abwinken- und alle um einen herum heben gähnend die Augäpfel an, die innerhalb der Liebeserzählung von fiesen blauen Adern erobert wurden-Müdigkeit.
So einfach ist es nicht, werde ich euch sagen und ihr werdet weiter lauschen, oder mich für eine egozentrische Spinnerin halten, was dieser Radiobeitrag beweisen sollte, oder aber ihr schaltet einfach ab.
Es gibt also diesen Jungen. Er ist wunderschön, seine Augen scheinen aus meinen Träumen gewebt,
die Spiegel seiner inneren Schönheit. Seine Statur ist in meinen Augen perfekt, er hat etwas dunklere Haut und sehr weiße Zähne. Ich mag es, ihn anzuschauen, ich mag es nicht nur, ich liebe es. Wie selten habe ich es wirklich geliebt, jemanden einfach nur anzuschauen! Wenn ich ihn kurz anschaue, dann sehe ich wie durch ein Fernrohr alle mir nur denkbaren Welten in mir und um mich herum. Würde ich ihn länger und wirklich anschauen, so würde er mir eine Brücke schlagen in Welten, von denen ich nichts ahnen kann.
Jetzt könnt ihr seufzen. Ja, ich habe euch ein wenig zugesülzt.
Dieser Junge ist anders als ich. Normal, denkt ihr. Aber es ist gravierender. Ich sage es direkt.
Er klaut, er möchte nicht arbeiten, er hat eine schwierige Kindheit hinter sich, er eckt an, wo es nur geht in unserer runden Gesellschaft. Und dann bin da ich. Ich mag es lieber, den Menschen ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern, als sie zu verärgern. Ich spiele gern die Fee und erfreue die Menschen mit schönen, gut inszenierten Bildern. Er ist so anders. Die Menschen mißtrauen ihm, sehen ihn böse und vorwurfsvoll an. Das tut mir immer weh! Ich mag ihn doch so! Und manchmal schäme ich mich auch...
So dachte ich gleich, wir könnten nicht beieinander sein, Mutter Vernunft.
Aber ich sehne mich nach ihm. Er mag mich sehr. Er ist sanft und leicht und wenn ich mit ihm bin, hebt alles sich auf, nur er tanzt als großer Schatten fröhlich vor meinen Augen und mein Herz schlägt ruhig und froh, als wäre es zu Hause. Er liest mir oft etwas vor. Er ist auch sehr klug, ich freue mich über seine Gedanken, die er mir offenbart. Er hat mir auch seine Gefühle offenbart, aber ich konnte damit nicht umgehen und so schwieg ich still in der Hoffnung, alles würde sich legen. Ich darf ihn ja nicht lieben.
Dann haben wir uns gedrückt, schüchtern, einmalig. Ich hatte Angst, dass es ihn umhauen würde. Stattdessen fiel ich in einen tiefen See der Angst, der Ungewißheit, der unterdrückten Gefühle, der Sehnsucht. Ich will ihn bei mir, Kostenpunkt ist eigentlich egal, die Welt ist schal genug.
Und jetzt kann ich ihn nicht erreichen, sein Telefon ist ausgeschaltet. Ich bin bei meinen Eltern und es waltet der Unfriede in mir, ich will ihm jetzt sagen, dass er mir fehlt, aber ich kann ihn nicht erreichen. Ich darf mich nicht wahnsinnig machen, aber könnte es schon zu spät sein?
Er hat mir gezeigt, wo die Krähen nachts schlafen. Ich liebe Krähen.
Und ich möchte es wagen, ihn anzublicken, lange.
Jetzt kennt ihr so ungefähr meine Geschichte.
Jetzt könnt ihr seufzen und ausschalten.
Vieles von dem, was passiert ist, habe ich euch natürlich nicht erzählt, zum Beispiel davon, wie wir uns kennenlernten, er und ich, die unterschiedlichen Wesen.
Aber hier geht es vielmehr darum, meinen inneren Schweinehund bloßzustellen. Was ist mir das Leben, wenn ich nicht mit einem Menschen sein kann, den ich liebe- aus falschem Anstand???Pfui! Ist die Welt so? Sie macht mir alles möglich, wundersam, habe ich das verdient? Ich habe doch nur Angst!
Drückt mir die Daumen, dass ich es nicht wieder vermassele! Er ist ein Prinz!
Eure niedergedrückte Nachtschwärmerin schaltet ab! Schlaft gut, Freunde mit den langen Gesichtern!

 

hallo du fließende, ist ja ein ungewöhnliches stück literatur, dieser als radiosendung getarnte tagebucheintrag. hm, ich mag poetische bilder und habe keine angst vor der empfindsamkeit wenns gut gemacht ist und hier - na ja einzeln genommen hat mich nichts umgehauen aber insgesamt ist es doch eine hübsche momentaufnahme inneren erlebens geworden. also daumen hoch für die nächste übertragung sag ich mal.

und falls es dich interessiert - noch n paar anmerkungen:

ich werde langsam verrückt!!
ein ausrufezeichen oder drei wenn dus besonders betont haben möchtest. zwei ist meines wissens ziemlich ungebräuchlich. wobei ich eher dafür bin den leser durch den satzinhalt aufzurütteln und nicht durch zeichenexzesse. aber das ist logisch ansichtssache.

Ich würde diesen Beitrag lieber in Form eines überromantisierten, lyrischen Singgedichts verfassen
wtf? ich bin ganz begeistert - das hab ich beim ersten mal wohl überlesen. nette vorstellung.

um euch herum ranzt das Leben schläfrig dahin
und um euch ranzt schläfrig das leben könnt man hier kürzen. na ja ist vllt auch bisschen kleinkariert von mir. siehs als vorschlag.

Jungen- "toll"
Jungen - toll / wie hieß der gleich? ah ja gedankenstrich - also, quelle wiki: "Der Gedankenstrich ist immer durch ein Leerzeichen vom umgebenden Text zu trennen." haste irgendwo später nochmal.

ah ja da fällt mir ein dass mir deine protagonistin sympathisch ist. sie scheint im begriff zu sein eine richtige aber unkluge entscheidung zu treffen.

grüße
Kubus

 

nur eine kurze Anmerkung:

liest sich gut, sprachlich eigentlich eine ganz runde Sache.

Stilistisch ist mir eines aufgestoßen, was man positiv und negativ betrachten kann:

du schaffst es, dass man nicht aufhört zu lesen, bei mir hast du es jedenfalls geschaft. Und zwar indem ich die Hoffnung hatte, dass es um etwas anderes geht, als ein normales Stück Liebesprosa. Und zwar durch solche Stellen:

So einfach ist es nicht, werde ich euch sagen und ihr werdet weiter lauschen, oder mich für eine egozentrische Spinnerin halten, was dieser Radiobeitrag beweisen sollte, oder aber ihr schaltet einfach ab.

Jetzt könnt ihr seufzen. Ja, ich habe euch ein wenig zugesülzt.
Dieser Junge ist anders als ich. Normal, denkt ihr. Aber es ist gravierender. Ich sage es direkt.

Aber es ist irgendwie nichts ganz anders, nichts ganz besonderes an dem ganzen Text. Außer vielleicht der Form der Liebesmitteilung... keine Überraschung, Nichts.

Das enttäuscht, so frage ich mich, warum ich das gelesen habe. Und warum du Lust auf eine nicht vorhandene 'Pointe' machst.

Grüße, Palle

 

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