Hej, und Willkommen hier!
Was mich als erstes an deinem Text irgendwie so ein wenig stört ist die Formatierung. Zwischen den Absätzen ist wirklich sehr viel Platz. Damit ist das auch schwierig zu lesen und ich musst ein wenig zu viel scrollen auf meinem kleinem Laptop.
Nun, hier meine Gedanken, so wie sie mir in den Kopf schießen.
Dieses Geräusch von aufschäumender Milch. Sie mochte das kleine Kaffee in Schöneberg, in dem sie gerade auf ihren Café au Lait wartete.
Oh, wer ist "sie"? Aber "sie" mag also Kaffee!
Nele direkt am Nollendorfplatz, zwischen Edeka und dem riesigen Sex Shop.
Schön, einfach schön

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den die kleine Portugiesin jetzt vor ihr auf den Tresen stellte
Oh .. oh! Die kleine Portugiesin kommt einfach so aus dem nichts, etwa mit Lichtgeschwindlichkeit?
Es war Kaffee und Milchschaum, er kostete 2,50 € und einen Keks gab es nicht.
Nein, ... nein! Ohne Keks, und das am Nollendorfplatz! Was für eine Frechheit ist denn das bitte?
Aber schön beschrieben. Die Aussage hat so einen hauch Zynismus gemischt mit ein wenig Abstraktion .. so etwas minimalistisches. Gefällt mir auf jeden Fall

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Zwei Männer stritten sich am Tisch vor dem Fenster.
Verdammt .. es geht los ..
Es sah aber mehr wie ein Vorspiel aus.
Oh .. oh .. warte, Vorspiel? Verdammt, ich will Bilder sehen, zeige mir das Vorspiel! Nicht beschreiben, sondern zeigen bitte!
Ihre Gesten herrlich akzentuiert und ein Funkeln im Augenwinkel.
Welche Gesten? Welche Akzente? Du gönnst mir aber auch gar nichts

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Hier hättest du das "show" wählen müssen!
Eine ergraute Lady mit Dackel las die Vogue und trank einen Wein, direkt auf der Bank neben ihr.
Ehm .. warte, von hotten Boys zur kalten "ergrauten Lady mit Dackel"?
Ich will das jetzt mal als künstlerische Freiheit durchgehen lassen, aber verdammt, was ist jetzt mit den Jungs?
Als sich eine Hand in ihren Nacken legte fügte sich diese Berührung so passend in den Moment, wie die Musik von Nouvelle Vague in die Cafégeräusche.
Das muss ja echt hartes Zeug sein bei der kleinen Portugiesin. Jeder normale Mensch hätte sich vermutlich ziemlich erschreckt, wenn da einem so eine fremde Hand im Nacken angrabbelt. Das ist eindeutig sexuelle Belästigung beim Kaffeetrinken! Aber nein, deine Protagonistin bleibt völlig cool und genießt jede Sekunde.
Sie stellte die Tasse zu schnell ab und er schwappte in einer Woge auf ein paar Flyer vom Brautmodengeschäft und vom Christopher Street Day.
Oh, doch erschreckt?
Sie musste sich nicht umdrehen. Aus dem Augenwinkel sah sie eine ihr vor Jahren so vertraute Gestalt (...)
Wen sieht sie? Wer ist da? Warum so mystisch, kann sie sich nicht mehr an den Namen der Gestalt erinnern?
Darf ich?“ er deutete auf den Hocker neben ihr und setzte sich während er die Frage stellte.
Wie unhöflich! Aber hier hätten wir dann wohl unseren Antagonisten mit einem relativ klarem Charakterzug.
„Ich ruf Dich später an.“
Schon wieder, einfach unhöflich! Die arme Begleitung! Unser Antagonist ist also ein Arsch wie er im Buch steht?
Blonde schaute einen langen Moment zu Boden, bevor sie wortlos das Café verließ.
So fügsam? Und das in Berlin? Ganz schön merkwürdige Menschen gibt es. Ich finde es berührend, aber unrealistisch. Jedes normale Mädel aus Schöneberg hätte dem Arsch vermutlich ordentlich eine geklatscht!
Als sie mit ihm das Café verließ stand die rauchblaue Tasse noch immer voll und dampfend dort, wo sie sie nach nur einem Schluck abgestellt hatte.
Ein Schluck, das war ja mal wieder typisch. Ein teurer Schluck, so für zwei Euro und fünfzig. Die kleine Portugiesin sollte vielleicht nächstes Mal doch nicht am Keks sparen!
Er fasste mit bestimmendem Griff ihren Oberarm und unweigerlich senkte sie bei dieser Berührung den Blick so wie seine blonde Begleitung, dessen Platz sie nun einnahm.
Das war vorhersehbar. Obwohl ich diese Andeutung zum leichten Sadomasochismus irgendwie merkwürdig finde. Wo sind ihre Gefühle? Mich wundert, dass die Protagonisten so überhaupt kein Problem damit hat. Müsstest du mir jetzt nicht eigentlich einen (inneren) Konflikt bieten?
Und an diese zwei Sätze erinnerte sie sich nun nicht mehr. Darüber wunderte sie sich.
What? Darüber wundert sie sich also. Aber die Hand im Nacken so ganz aus dem Nichts ist vollkommen in Ordnung? Irgendwie werde ich nicht warm damit

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Elf Jahre war ihre letzte Begegnung her.
Elf Jahre, wow, was für eine lange Zeit. Aber trotzend folgt deine Protagonisten dem Antagonist ohne auch nur darüber nach zu denken? Ganz dünnes Eis!
Sie hatte an ihn gedacht und an die, die sie mit ihm gewesen war. Und wenn sie dies getan hatte, wusste sie, auch er erinnerte sich. Mit einer Selbstverständlichkeit, die sie nicht begründen konnte, hatte sie die gemeinsame Zeit aus ihrer, wie auch aus seiner Sicht betrachten können. Und diese zwei Sichtweisen trugen eine Sicherheit mit sich – sie waren verbunden. Verbunden durch die Rollen, die sie miteinander eingenommen hatten.
Hier konnte ich das erste Mal so richtig gut folgen. Das ist aber auch deutlich ausbaufähig. Ich hätte mir diese Gedanken bzw. Gefühle früher gewünscht.
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Ach, ich musste herrlich lächeln und bekam etwas Heimweh. Gibt es am Nollendorfplatz eigentlich immer noch dieses wunderbare Frühstücklokal, "Eckstein" glaube ich, mit dieser coolen Frühstückskarte aus aller Welt? Das Oslo Frühstück war da echt nicht schlecht .. man ich war schon seid Jahren nicht mehr in Berlin
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Zum Thema:
Setting und Szene fand ich gut. Da ich die Umgebung selbst gut kenne (mit der Hochbahn und so), konnte ich mich da natürlich sofort heimisch fühlen in der MultiKulti Szene von Schöneberg, genauer in einem kleinem Café. Mehr Worte als die deine brauchte es nicht!
Was mich inhaltlich stört, fängt bereits mit der Distanz zu deiner Protagonisten an. Gebe ihr doch einen Namen! Dein Erzähler ist deutlich ausbaufähig. Ich will Nähe und ich will mitfühlen. Ich will die Welt durch sie sehen. An vielen Stellen hättest du mehr zeigen können, stattdessen hast du eben nur beschrieben, so empfand ich es jedenfalls. "Show, don't tell" solltest du dir nochmal vornehmen.
Eine Kurzgeschichte besteht meistens aus wenigen Figuren. Es gibt ein oder mehrere Protagonisten die ein Konflikt oder Problem bearbeiten. Dann gibt es einen oder mehrere Antagonisten, die das verhindern wollen oder selbst Gegenstand des Konfliktes sind. Ein roter Faden würde demnach klassisch so aussehen, dass der Konflikt zu Anfang der Geschichte vermittelt wird, dein Protagonist alles gibt im Mittelteil um den Konflikt zu lösen und schließlich am Ende eine Wendung, wenn es zur Konfliktlösung kommt, oder eben nicht.
Bei dir hatte ich irgendwie das Gefühl, so einen hauch Mittelteil erahnen zu können. War das vielleicht alles nur eine Einleitung? Einen direkten roten Faden habe ich nicht vor Augen. Es war einmal deine Protagonisten, sitzend im Café und beobachtet das Geschehen. Ein alter Bekannter kommt zufällig vorbei und geht unterwürfig und gefügig mit ihm mit. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Da geht mehr!
Grüße aus der vom Starkregen geplagten Regenstadt Norwegens,
Tio