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Raus

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15.12.2004
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Raus

"Tap Tap“ Ihre Füße bewegen ihren Körper. „Tap Tap“ Sie gleitet über das Parkett. „Tap Tap“ Sie ist ein Schlepper auf dem melodischen Meer und zieht mich, das hilflose, nicht wendige Schiff, hinter sich her. Das ist kein Vergnügen, das ist ein Tango. Mittendrin ich. Raus aus dem Alltag, rein ins Leben, rauf auf die Tanzfläche, auf in den Kampf. Mittendrin ich. Zwischen Gelackten, Gefärbten, Geschminkten, Gebräunten, Geliebten. Die Menge tobt. Sie will Spiele, hatte schon das Brot.
Ich im Rausch der fein säuberlich geglättet, gebügelt, geschneiderten Kleider vergiftet; verliere mich und mein Vergnügen in diesen oberflächlich versteckten, innerlich verletzten und verkümmerten Seelen der nur äußerlich harmlos arrogant erscheinenden Selbstbeweihräucherung; Verlierer von den im Suff ertränkten letzten Resten persönlicher Würde, verblieben und vertrieben in diese dreckig feuchten halbhellen Lichter in vergammelt und verkommen Räumen, hinein in ein Dasein aus als Lüge und Verrat.
Ich runter von der Tanzfläche. Raus aus dem Rausch, rauf auf die Toilette, auf in den Nächsten und rein damit in die Nase. Draußen spielt die Band unaufhörlich weiter. Ein echter Fünfziger in meiner Hand, 50 falsche tanzen draußen. Es kribbelt in der Nase, es krabbelt durch die Blutbahnen, bahnt sich seinen Weg durch die Schaltkreise, von der Peripherie ins Zentrum. Knallt wie ein Laster ohne Bremsen in meinen Kopf hinein. Ich knie nieder vor diesem Gefühl und gehe zu Boden. Nein, nein, ich versinke nicht darin, denn meine Rettung bahnt sich an:
„Tap Tap“ macht es in meinem Kopf. „Tap Tap“ Nein, es klopft nur an der Tür. „Klack“ macht es, dann ist das Schloss der Toilette wieder geöffnet. „Tap Tap“ meine Arme bewegen ihren Körper. „Tap Tap“ meine Füße gleiten mit ihr über den glatten Boden. „Klack“ macht die Türklinke des Notausgangs. „Tap Tap“ ich ziehe sie nach draußen. Sie, die Rettung. Sie, mein Schlepper aus dem Meer aus falschen 50ern. „Tap Tap“ das Koks hämmert meinen Kopf nach vorn, „Tap Tap“ es presst meinen Mund auf ihren. „Tapp Tapp“ Sie tanzt mit. Raus aus dem Alltag, rein in ihren Mund. Das ist kein Drogentrip, das ist das Leben.

 

Hallo Jack K.

Leider nur ein gleiner Aufriss, den du da beschreibst. Rein in das Gedröhne, Rein in den Kick, das ist das Leben.
Du versuchst, eine Transzparenz über diesen Einwurf hinaus zu gestalten, das kommt durchaus an. Auch greifst stilistisch durchaus gekonnt und passend zum Stakato hingeschleuderter fabulierungsreicher Stichwörter. Es liest sich dadurch durchaus rund für mich. Und doch bleibt der Text für mich unbefriedigend, vielleicht weil ich das Lebensgefühl nicht kenne und es nur theoretisch erfassen kann. Diese Lücke kann dein Text nicht schließen. Auch erzählt er mir persönlich zu wenig Geschichte. Alles bleibt anonym, alles bleibt angerissen und dadurch alles so vordergründig wie der Trip.
Eine Art Poptext mir Referenz auf die Drogenzeit der Siebziger? Retrolook als Geschichte in Anlehnung an Filme wie "Velvet Goldmine?" Die konnten mir aber die Faszination besser vermitteln.
Für mich bestenfalls ein Ausschnitt einer Geschichte.

Lieben Gruß, sim

 

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