Realitätsprinzip2 oder Was es ist...
Realitätsprinzip2 oder Was es ist...(Zwei, die für einander bestimmt sind, finden sich trotzdem).
Was ist Liebe? Und wenn Liebe die Antwort ist, was war die Frage?
Vier Wände hat ihr Zimmer.Weiße Wände. Die Distanz zwischen den einzelnen ist groß und dennoch hat sie das Gefühl, dass sie nicht genug Platz hat, um zu atmen. Wenn sie die weiße Wand anschaut, oder die sporadisch zu sehenden Flecken zwischen den Postern und Bildern, scheint es ihr, als sehe sie ihre Zukunft. Weiß. Verklebt, so, dass sie durch einige Dinge unkenntlich geworden ist. Und durch die Decke, die allmählich beginnt, porös zu werden, bricht tagtäglich ein Regen von Gedankenmüll und Angt zu ihr hindurch.
Hunger tut weh. Lieben kostet zu viel. Hat sie zu viele Fehler gemacht? Was ist falsch?
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Sie sitzt auf der weichen Decke ihres Bettes, auf dem Elefanten picknicken. Die Federn sind ganz leise und bieten ihr den nötigen Halt, sich nicht zu verlieren.
In ihren kalt gewordenen Händen liegen deine Karten. Mit blauer Tinte sind sie in krakeliger Jungenschrift beschrieben. Das ‘N’, wie ein ‘U’, das ‘M’, wie ein ‘W’. Die Buchstaben und Wörter fließen ineinander über und deine Worte klingen nach mehrerem Lesen nach einem Wortfluss, der viele Gefahren birgt.
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Sehe alles, als ein Teil vom Ganzen. Deine Worte. Alles steht im Zusammenhang miteinander.
Punkt. Immer noch deine Worte. Ist das philosophisch? Ist das Leben? Schmeckt nach Bonbon.
Wenn sie deine Worte liest hat sie einen Menschen vor sich, der es verdient hat, geliebt zu werden. Wenn sie sie hört, einen, den man gerne in der Luft zerreißen möchte, weil er mehr verletzt, denn tröstet. Zwei Jahre sind eine lange Zeit. Sie machen uns älter. Vielleicht schöner. Vielleicht trauriger. Aber vielleicht gehen sie auch an uns vorüber, ohne ihre Spuren zu hinterlassen. Reine Kalkulation. Profane Utopie.
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Eigentlich kennt sie dich nicht. Um bei der Wahrheit zu bleiben. Sie kennt dich ganz sicher nicht. Natürlich denkt sie das noch. Natürlich denkt sie, dass du denkst, wie sie; dass du liebst, wie sie und, dass du fühlst, wie sie. Doch du denkst, wie du, liebst, wie du und fühlst langsam, dass sie dich mehr und mehr einengt und dir Angst macht. Dazu benötigt sie keine Vorwürfe oder Drohungen, viel mehr sind es ihre Gedanken, ihre
Angst, die dich zerfressen könnten. Hält dir einen Zerrspiegel vor und lässt dich mit deinem bruchhaften Ebenbild alleine. Hast du vielleicht Angst, dass sie am Ende doch Recht behält und du wirklich so denkst, wie sie. Könnte sie dich doch kennen? Und ist es nicht möglich, dass du dich nicht kennst?
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Um dich noch einmal zu zitieren. ‘‘Stelle dir bitte folgende Situation vor: (allzu bekannter Satz, gerne in Klausuren verwendet-kann man Liebe mit einer Matheaufgabe vergleichen?) Wir verabreden uns in einem Café, wir trinken Eiscafé, essen Himbeertorte und wissen sehr viel voneinander, können uns aber nicht unterhalten...’’
Sie hat gelacht, als sie diese, schon so miniziös ausgemalten Zeilen das erste mal gelesen hat. Jetzt lacht sie nicht mehr. Und der Hauch von Liebe, der sie berührt, scheint komplexer zu sein, als sie ihn sich ausgemalt hat. Glücklich ist, wer seine Wunschvorstellungen vergisst...
Froh darüber sein, zu leben? Nunja, quod erat demonstrandum.
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Vor fünf Minuten hat ihre Großmutter angerufen. Wollte nur mal fragen, wie es so mit dir läuft. Verläuft. Zerläuft. Wegfließt. Bald weg ist? Schade.
Sie erzählt ihr etwas vom Wetter und deiner letzten Mail. Es war nur ein Satz:
’’Hey Suesse, schenke uns Vertrauen, wenn unsere Zeit gekommen ist, geht es weiter
mit uns.’’ Besser: Vielleicht im nächsten Leben. ’’ Pah! Wenn unsere Zeit gekommen ist’’!
Welche Zeit muss denn kommen? Aber, wie gesagt, sie ist sich gar nicht sicher, ob dort überhaupt auch Gefühle sind, wo sie welche haben will oder denkt, welche zu haben. Denke nie, gedacht zu haben. Placeboliebe. Klingt nach Lakritze, die im Zahn hängen geblieben ist. Plump gesagt.
Was ist das für ein Leben, in dem es nur Verwirrung und Unzufriedenheit gibt?
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Sie schafft es aber dennoch; es ist nämlich nicht irgendein Leben, auch nicht ihres im Ganzen, es ist wohl einfach das Leben. Das eine, das wir haben, hier und jetzt und uns durch Schmerz zu echten Menschen macht. Dankeschön. Kein Mann ist das wert. Danke Granny. Die Frage ist eher, ob sie sich das wert ist...ist sie sich das? Sie weiß noch nicht. Manchmal kann man vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen. Und manchmal vor lauter Wald die Bäume nicht. Paradoxerweise geht diese Rechnung (nicht)auf.
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Was jedoch aufgehen kann und vielleicht wird, vielleicht auch muss, ist nicht der Verstand, nicht die Angst und auch nicht das Wahrscheinliche , sondern etwas anderes. Etwas im Bauch. Etwas im Kopf. Etwas in euch. Etwas in uns allen. Denn es ist, ''was es ist-sagt die Liebe.''
hier nun vollständig...in Demut über die Peinlichkeit des letzten Versuches...;-) daher kommt der Titel ganz angebracht. Also: Realitätsprinzip, die Zweite.
(in Hoffnung, dass es diesmal geklappt hat.)