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Referat 313

.K.

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03.05.2003
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Referat 313

Die vorgegebenen Woerter waren Universität, hassen, blutig, Spiegel,und Kaugummi.

Die Luft ist so heiss, dass sie flimmert. Torben fuehlt sich muede und schwach. Die Sonne wird von den Scheiben reflektiert und blendet ihn. Das elektrische Summen der Tueren heisst endlich Erloesung, dennoch betritt Torben das Universitaetsgebaeude nur zoegerlich und mit gesenktem Haupt. Vom Topf in die Pfanne. Er schaut kurz auf, ob jemand Bekanntes in der Halle steht, entscheidet sich jedoch anders und guckt schnell wieder zu Boden. Er koennte jetzt eh keine vernuenftige Konversation fuehren. Sein Hirn kocht. Er schlurft zum schwarzen Brett rueber und studiert es eingehend, als ob dort tatsaechlich etwas Interessantes stehen koennte. Routinen abfahren. Zeit gewinnen. Vielleicht faellt das Seminar ja aus. Nichts.

Torben wendet sich ab und schlurft den Gang zum B-Block runter. An Tagen, an denen er Vortraege halten muss, fuehlt er sich immer klein, mies und verletzlich. Seine Koerperhaltung verraet das. Er geht sehr langsam. Eine eilige Studentin rempelt ihn an und seine Tasche faellt ihm aus der Hand. Schlampe. Er atmet einen Moment ganz tief ein und hebt dann ruhig die Tasche auf. Er dreht sich um, geht ein paar Schritte zurueck und durch die Tuer zur Herrentoilette. Dort ist es kuehl. Er muss zwar nicht, stellt sich aber trotzdem ans Pissoir. Es beruhigt ihn. Bis jemand sich neben ihn stellt. Arsch. Jetzt koennte er ohnehin nicht mehr, und Torben packt rasch ein. Am Waschbecken waescht er sich gruendlich und professionell die Haende, mit kaltem Wasser, und wartet am Foehn sogar so lange, bis sie trocken sind. Er sieht dabei in den Spiegel und stellt fest, dass er ein hochrotes Gesicht hat. Im ist heiss; Schweissperlen rinnen unter seinen Locken hervor und die Wange runter. Weggewischt. Er fuehlt sich fiebrig.

Torben verlaesst die Toilette und zwingt sich, in etwas rascherem und sichererem Schritt zum Seminarraum zu gehen. Er ist schneller dort, als im lieb ist. Der Raum ist bereits brechend voll, kein freier Sitzplatz mehr. Einige Leute draengen sich an ihm vorbei durch die Tuer, mit Stuehlen, die sie aus den Raeumen nebenan geholt haben. Saecke. Es ist heiss. Die Luft steht. Jemand spuelt eine Kaffeetasse im Waschbecken aus. Tische werden gerueckt. Torben ist schwindelig. Er schliesst kurz die Augen und glaubt er faellt. Einen Moment sind Raunen und Stimmengemurmel wie ein Malstrom, der ihn in die Tiefe zieht. Er macht die Augen wieder auf und geht schnell zum Pult. Er bemueht sich krampfhaft, sich nicht weiter im Raum umzublicken, sondern konzentriert sich ganz auf seine Materialien. Mit zittrigen Fingern sortiert er die Folien (zum x-ten mal), die handouts, seine Karteikaertchen mit Stichpunkten. Es wird stiller. Heisser.

Alle sehen ihn an. Sie sehen, dass im zwei Karteikaertchen hingefallen sind. Sie sehen, dass das eine handout auf der falschen Seite zusammengetackert ist. Sie sehen, wie Torben schwitzt. Torben ist knallrot, und versucht, nicht aufzusehen. Er moechte sterben. Das Stimmengemurmel bricht ab, die Tuer knallt und jemand drueckt den Lichtschalter. Zusammen mit dem Neonroehrenflackern geht ein Stoehnen durch den Raum, und der Dozent sagt guten morgen zusammen. Er geht am Pult vorbei, setzt sich auf das Fenstersims und schaut Torben erwartungsvoll an. Vielen Dank denkt Torben fuer die freundliche Einleitung, dass macht es mir leichter. Torben hasst Dozenten, die nur fordern und selbst nichts bringen, nicht kompetent sind. Wichser.

Torben blinzelt im grellen Oberlicht. Scheisse. Also sagt er ohne aufzusehen ich halte heute ein Referat ueber die durch die Vermischung von konkurrenz- und konkordanzdemokratischen Elementen bedingte strukturelle Verwerfung zwischen Bundestag und Bundesrat und die daraus resultierende Gefahr der Politkblockade in der Bundesrepublik Deutschland. Das lief ja schon mal ganz gut denkt Torben und legt seine erste Folie auf. Er fuehlt das Licht des Projektors auf seiner Stirn. Jemand hustet. Torben raeuspert sich und erlaeutert die Gliederung seines Vortrages. Niemand widerspricht, und der Dozent macht sich mit neutralem Gesicht Notizen. Torbens anfaengliche Nervoesitaet baut sich langsam ab, und er holpert durch die ersten drei Unterpunkte ohne sich zu sehr zu verheddern. Er streut sogar ein kleines Wortspiel ein. Jemand lacht und Torben fuehlt sich motiviert. Er legt Schritt fuer Schritt alle Hemmugen ab. Er flutscht ohne Schwierigkeiten durch die naechtsen fuenf Unterpunkte, redet immer schneller und begeisterter, und ist ganz in der Sache vertieft. Er geleitet. Er treibt. Die Hitze ist jetzt fast angenehm.

Torben denkt an sein Fazit, und der Gedanke befluegelt ihn noch um so mehr. Die werden baff sein wenn ihnen klar wird, was Torben rausgefunden hat. Den Fehler im System, samt Loesung. Torben redet sich in Rage, die Folien fliegen nur so ueber den Projektor und der Dozent kommt mit den Notizen kaum noch hinterher. Angespannte Stille. Auf dem Hoehepunkt seines Redeflusses ist Torben jetzt sogar soweit, dass er aufsehen kann. Er macht kurz Pause und hebt ruckartig den Kopf.

Ein Fehler. Mitten im Satz. Er bricht. Ab. Er starrt. Er hat vergessen. Die handouts. Niemand hoert ihm. Zu. Drei Studentinnen schminken sich. Eine andere versteckt sich hinter dem SPIEGEL. Ein weiterer hinter einer Kaugummi-Blase. Die meisten schauen aus dem Fenster oder auf ihre Handys. Mindestens die hinterste Reihe schlaeft. Niemand sieht. Ihn an. Torben schaut. Zum. Dozenten. Der schreibt immer noch wie ein Bessessener auf seinem Notizblock. Zeile fuer Zeile. Seite fuer Seite. In Windeseile und starrt auf das Papier. Irgendetwas stimmt nicht. Mit. Torben. s Augen explodieren. Er schliesst sie und sinkt. Faellt - ein Knall - *hart!*. Schnelle Schritte.

Torben machte die Augen auf. Zwei Maenner hatten den Raum betreten. In ihren weissen (*weiss!*)Ledermaenteln und silbernen Zylindern durchquerten sie ihn. Sie gingen zum Dozenten und praesentierten ihm ein Dokument. Bundesnachrichtendienst, Referat 313 - Struktursicherung. Ihre Quittung. Der Dozent sah mit gehetztem Blick auf, nickte hastig (*Bewegung*!) und unterschrieb. Er wandte sich wieder seinen Notizen zu. Einer der Maenner leckte seinen Zeigefinger (*feucht!*) an und riss einen Durchschlag ab (*scharf!*). Er hielt ihm dem anderen Mann hin, der ein Benzinfeuerzeug oeffnete und den Durchschlag in Brand (*heiss!*) setzte. Sie liessen das brennende Papier fallen (*sinken*!), drehten (*schwindelig!*) sich um. Sie kamen auf Torben zu. Torben (*oder wer?*) kreischte. Die Maenner zogen ein blutiges (*nass!*) Tuch aus der Tasche, breiteten es aus und warfen es ueber Torbens Kopf. Die Schreie wurden erstickt und sie trugen Torben aus dem Raum. Ein Wind wehte und es lag Schnee.

[editiert nach Barbaras Rechtschreibvorschlaegen.]

 

Aha, interessante Geschichte, man merkt sehr gut wie es sich gegen Ende zuspitzt

 

Hi .K.,

Du hast es geschafft, dass ich mit Torben mitleide und immer weiter lese, weil ich wissen will, was ihm wohl noch geschehen wird. Wird er es schaffen seinen Vortrag zu halten? Oder wird er versagen? Irgendwie ist die Atmosphäre so beklemmend, dass man die ganze Zeit weiß, es kann nicht gut gehen.

Sehr schön beschrieben ist die Stelle, an der Torben den Fehler macht und Du seine Panik, sein Stocken und Zögern sogar auf dem Papier (Bildschirm) sichtbar machst, indem Du Die Worte abgehackt durch Punkte trennst, gegen jede Grammatikregel.

Den Schluß Deiner Geschichte allerdings habe ich nicht verstanden und ich befürchte, Du wirst ihn mir nicht erklären, wie Du es schon bei Deiner ersten Wörterbörse - Geschichte nicht getan hast. Was bedeuten die vielen von Sternchen eingefassten, eingeschobenen Worte? Hat Torben in seiner Arbeit etwas Staatsfeindliches herausgefunden? Stirbt Torben? Was bedeutet der Wind und der Schnee?

Ich hoffe, dass andere Leser den Sinn Deiner Geschichte verstehen und ihn mir vielleicht erklären.

Bei der Verwendung der vorgegebenen Worte bin ich mir nicht sicher, ob man auch zusammengesetzte Worte verwenden darf (Universitätsgebäude?, Kaugummiblase?), aber ich vermute mal, dass es zulässig ist. Die Worte hast Du alle so eingebaut, dass sie sich unauffällig in den Ablauf der Geschichte einfügen. Bis auf das Wort blutig, dessen Sinn mir vollkommen unklar ist (s.o.).

Ein paar stilistische Dinge sind mir noch aufgefallen:

„Er schaut kurz auf, ob jemand Bekanntes in der Halle steht, entscheidet sich jedoch anders.“ Du meinst sicher, dass er sich entscheidet, doch nicht aufzuschauen, aber so wie Du es schreibst, denkt man, er entscheidet einfach, dass niemand Bekanntes in der Halle steht und das ist sinnlos.

Mehrmals hast Du „im“ geschrieben, wo es „ihm“ heißen muß.

„Schweißperlen rollt“ rollen, allerdings finde ich diesen Ausdruck seltsam, bei rollen denkt man an große Kugeln, Autos, etc., wie wäre es mit rinnen oder laufen?

Ab und zu schreibst Du „runter“ statt „herunter“, in der wörtlichen Rede fände ich das okay, ansonsten ist es mir zu umgangssprachlich.

„Kaffetasse“ Kaffeetasse

„Torbens anfängliche Nervosität baut langsam ab“ Was baut sie ab? Es muß heißen „baut sich langsam ab“

Da ich die zentrale Aussage Deiner Geschichte leider nicht verstanden habe – was natürlich auch an mir liegen kann – kann ich nicht sagen, dass ich die Geschichte richtig gut fand.

Liebe Grüße
Barbara

 

Hallo Barbara,

Danke fuer die Kritik.

Ich weiss nicht, wie ihr hier auf kg.de ueblicherweise verfahrt: soll ich die von Dir aufgedeckten Rechtschreib- und Grammatikfehler im Originaltext korrigieren? Kann ich machen, danke fuers Korrekturlesen.

Ich vermute, dass wir beide als Autor-Leser-Gespann nie ganz zusammenfinden werden. Wir haben offensichtlich viele Differenzen bezueglich Literatur, im Kleinen (ich finde z.B. Umgangssprache vollkommen ok, warum soll ich mich in meinen Texten verstellen, anders "sprechen" als auch sonst?) wie im Grossen ("Aussage" einer Geschichte).

Da ich die zentrale Aussage Deiner Geschichte leider nicht verstanden habe [...] kann ich nicht sagen, dass ich die Geschichte richtig gut fand.

Diese Aussage kann ich nicht nachvollziehen. Abgesehen davon, dass keine Geschichte ("die") eine zentrale Aussage hat, frag ich mich, warum Du nicht auf Dein eigenes Urteil und Deine Gefuehle bei der Lektuere vertraust, um einen Text zu beurteilen?

Vergleiche mit der Aussage: "Da ich meinen Freund nicht hundertprozentig durchschaue/verstehe, kann ich nicht sagen, ob mir unsere Beziehung gefaellt."

Ich will nicht persoenlich werden, dass soll nur als Analogie/Denkanstoss dienen.

Ich hoffe trotzdem, dass Du auch in Zukunft meine Geschichten liest und evaluierst. :)

Gruesse
K.

 

Hi .K.

nur ganz schnell: Ja, eigentlich ist es hier üblich, Korrekturvorschläge, die man als Autor einsieht, in dem Originlatext vorzunehmen.

Gruß
Barbara

 

Hallo .K.,

ich frage mich gerade, ob Du in einem Land ohne Umlaute lebst, leider ist das aus Deinem Profil nicht zu erkennen.
Wenn nicht, möchte ich Dich bitten, Deinen Text der in Deutschland gültigen Rechtschreibung anzupassen, also ä statt ae, ö statt oe ü statt ue und ß nach langen vokalen und Diphthongen. Es liest sich einfach sehr viel angenehmer, wenn die Umlaute als solche geschrieben sind!

Zum Text: Du steigerst kontinuierlich das Tempo, was mir sehr gut gefällt, bringst kleine, kurze Gedanken Torbens direkt mit in den Text rein, was mir auch gefällt und schreibst insgesamt in einer ansprechenden Sprache. Auch die ungewöhnlichen Stilmitten haben mir gefallen, da sie größtenteils in den Text passen.

Nicht so gut gefallen hat mir der Schluss, da er unverständlich bleibt. Ist torben durchgeknallt? Oder hat er mit seinem Referat etwas aufgestöbert, das im Verborgenen hätte bleiben müssen, und wird nun deshalb vom Geheimdienst abgeholt? Da wünsche ich mir ein wenig mehr hinweise, und seien sie auch noch so versteckt!

An manchen Stellen steht immer noch "im" statt "ihm", außerdem sind nicht alle ss/ß korrekt gesetzt.

Liebe Grüße

chaosqueen

 

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