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Referat 313
Die vorgegebenen Woerter waren Universität, hassen, blutig, Spiegel,und Kaugummi.
Die Luft ist so heiss, dass sie flimmert. Torben fuehlt sich muede und schwach. Die Sonne wird von den Scheiben reflektiert und blendet ihn. Das elektrische Summen der Tueren heisst endlich Erloesung, dennoch betritt Torben das Universitaetsgebaeude nur zoegerlich und mit gesenktem Haupt. Vom Topf in die Pfanne. Er schaut kurz auf, ob jemand Bekanntes in der Halle steht, entscheidet sich jedoch anders und guckt schnell wieder zu Boden. Er koennte jetzt eh keine vernuenftige Konversation fuehren. Sein Hirn kocht. Er schlurft zum schwarzen Brett rueber und studiert es eingehend, als ob dort tatsaechlich etwas Interessantes stehen koennte. Routinen abfahren. Zeit gewinnen. Vielleicht faellt das Seminar ja aus. Nichts.
Torben wendet sich ab und schlurft den Gang zum B-Block runter. An Tagen, an denen er Vortraege halten muss, fuehlt er sich immer klein, mies und verletzlich. Seine Koerperhaltung verraet das. Er geht sehr langsam. Eine eilige Studentin rempelt ihn an und seine Tasche faellt ihm aus der Hand. Schlampe. Er atmet einen Moment ganz tief ein und hebt dann ruhig die Tasche auf. Er dreht sich um, geht ein paar Schritte zurueck und durch die Tuer zur Herrentoilette. Dort ist es kuehl. Er muss zwar nicht, stellt sich aber trotzdem ans Pissoir. Es beruhigt ihn. Bis jemand sich neben ihn stellt. Arsch. Jetzt koennte er ohnehin nicht mehr, und Torben packt rasch ein. Am Waschbecken waescht er sich gruendlich und professionell die Haende, mit kaltem Wasser, und wartet am Foehn sogar so lange, bis sie trocken sind. Er sieht dabei in den Spiegel und stellt fest, dass er ein hochrotes Gesicht hat. Im ist heiss; Schweissperlen rinnen unter seinen Locken hervor und die Wange runter. Weggewischt. Er fuehlt sich fiebrig.
Torben verlaesst die Toilette und zwingt sich, in etwas rascherem und sichererem Schritt zum Seminarraum zu gehen. Er ist schneller dort, als im lieb ist. Der Raum ist bereits brechend voll, kein freier Sitzplatz mehr. Einige Leute draengen sich an ihm vorbei durch die Tuer, mit Stuehlen, die sie aus den Raeumen nebenan geholt haben. Saecke. Es ist heiss. Die Luft steht. Jemand spuelt eine Kaffeetasse im Waschbecken aus. Tische werden gerueckt. Torben ist schwindelig. Er schliesst kurz die Augen und glaubt er faellt. Einen Moment sind Raunen und Stimmengemurmel wie ein Malstrom, der ihn in die Tiefe zieht. Er macht die Augen wieder auf und geht schnell zum Pult. Er bemueht sich krampfhaft, sich nicht weiter im Raum umzublicken, sondern konzentriert sich ganz auf seine Materialien. Mit zittrigen Fingern sortiert er die Folien (zum x-ten mal), die handouts, seine Karteikaertchen mit Stichpunkten. Es wird stiller. Heisser.
Alle sehen ihn an. Sie sehen, dass im zwei Karteikaertchen hingefallen sind. Sie sehen, dass das eine handout auf der falschen Seite zusammengetackert ist. Sie sehen, wie Torben schwitzt. Torben ist knallrot, und versucht, nicht aufzusehen. Er moechte sterben. Das Stimmengemurmel bricht ab, die Tuer knallt und jemand drueckt den Lichtschalter. Zusammen mit dem Neonroehrenflackern geht ein Stoehnen durch den Raum, und der Dozent sagt guten morgen zusammen. Er geht am Pult vorbei, setzt sich auf das Fenstersims und schaut Torben erwartungsvoll an. Vielen Dank denkt Torben fuer die freundliche Einleitung, dass macht es mir leichter. Torben hasst Dozenten, die nur fordern und selbst nichts bringen, nicht kompetent sind. Wichser.
Torben blinzelt im grellen Oberlicht. Scheisse. Also sagt er ohne aufzusehen ich halte heute ein Referat ueber die durch die Vermischung von konkurrenz- und konkordanzdemokratischen Elementen bedingte strukturelle Verwerfung zwischen Bundestag und Bundesrat und die daraus resultierende Gefahr der Politkblockade in der Bundesrepublik Deutschland. Das lief ja schon mal ganz gut denkt Torben und legt seine erste Folie auf. Er fuehlt das Licht des Projektors auf seiner Stirn. Jemand hustet. Torben raeuspert sich und erlaeutert die Gliederung seines Vortrages. Niemand widerspricht, und der Dozent macht sich mit neutralem Gesicht Notizen. Torbens anfaengliche Nervoesitaet baut sich langsam ab, und er holpert durch die ersten drei Unterpunkte ohne sich zu sehr zu verheddern. Er streut sogar ein kleines Wortspiel ein. Jemand lacht und Torben fuehlt sich motiviert. Er legt Schritt fuer Schritt alle Hemmugen ab. Er flutscht ohne Schwierigkeiten durch die naechtsen fuenf Unterpunkte, redet immer schneller und begeisterter, und ist ganz in der Sache vertieft. Er geleitet. Er treibt. Die Hitze ist jetzt fast angenehm.
Torben denkt an sein Fazit, und der Gedanke befluegelt ihn noch um so mehr. Die werden baff sein wenn ihnen klar wird, was Torben rausgefunden hat. Den Fehler im System, samt Loesung. Torben redet sich in Rage, die Folien fliegen nur so ueber den Projektor und der Dozent kommt mit den Notizen kaum noch hinterher. Angespannte Stille. Auf dem Hoehepunkt seines Redeflusses ist Torben jetzt sogar soweit, dass er aufsehen kann. Er macht kurz Pause und hebt ruckartig den Kopf.
Ein Fehler. Mitten im Satz. Er bricht. Ab. Er starrt. Er hat vergessen. Die handouts. Niemand hoert ihm. Zu. Drei Studentinnen schminken sich. Eine andere versteckt sich hinter dem SPIEGEL. Ein weiterer hinter einer Kaugummi-Blase. Die meisten schauen aus dem Fenster oder auf ihre Handys. Mindestens die hinterste Reihe schlaeft. Niemand sieht. Ihn an. Torben schaut. Zum. Dozenten. Der schreibt immer noch wie ein Bessessener auf seinem Notizblock. Zeile fuer Zeile. Seite fuer Seite. In Windeseile und starrt auf das Papier. Irgendetwas stimmt nicht. Mit. Torben. s Augen explodieren. Er schliesst sie und sinkt. Faellt - ein Knall - *hart!*. Schnelle Schritte.
Torben machte die Augen auf. Zwei Maenner hatten den Raum betreten. In ihren weissen (*weiss!*)Ledermaenteln und silbernen Zylindern durchquerten sie ihn. Sie gingen zum Dozenten und praesentierten ihm ein Dokument. Bundesnachrichtendienst, Referat 313 - Struktursicherung. Ihre Quittung. Der Dozent sah mit gehetztem Blick auf, nickte hastig (*Bewegung*!) und unterschrieb. Er wandte sich wieder seinen Notizen zu. Einer der Maenner leckte seinen Zeigefinger (*feucht!*) an und riss einen Durchschlag ab (*scharf!*). Er hielt ihm dem anderen Mann hin, der ein Benzinfeuerzeug oeffnete und den Durchschlag in Brand (*heiss!*) setzte. Sie liessen das brennende Papier fallen (*sinken*!), drehten (*schwindelig!*) sich um. Sie kamen auf Torben zu. Torben (*oder wer?*) kreischte. Die Maenner zogen ein blutiges (*nass!*) Tuch aus der Tasche, breiteten es aus und warfen es ueber Torbens Kopf. Die Schreie wurden erstickt und sie trugen Torben aus dem Raum. Ein Wind wehte und es lag Schnee.
[editiert nach Barbaras Rechtschreibvorschlaegen.]