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Regen in meinem Kopf
Aus den Weiten des Himmels und der darin schwebenden Wolken löste sich ein Tropfen von vielen und fiel gen Erden. Er suchte sich seinen Weg aus dem feinen Netz seiner Mutter; der Wolke, die ihren Körper einem dichten Nebel gleich über das Bild der Welt legte.
Der Tropfen fiel herab und die schneidende Luft legte sich um ihn herum, um ihn in die Form zu zwingen, welche die Gesetze der Natur für ihn vorgesehen hatten.
Er fiel immer weiter - tiefer und die Erde rückte näher, bis sein Fall jäh endete. Er schlug auf und zerbarst in unzählige kleine Tropfen, die in ihrer Konsistenz die Transparenz des Fensters benetzten. Es waren die Kinder des einen Tropfens, die sich den Weg ihrer Brüder und Schwestern suchten und in den vorgegebenen Bahnen herunterliefen um sich am Ende des Fensters wieder zu vereinen. Ein Bündnis von Vielen, die sich vorher nicht kannten, obwohl sie die gleiche Mutter hatten, um gemeinsam den Weg in die Erde anzutreten. Dort würden sie warten und Reise um Reise unternehmen, bis sie eines Tages wieder in den Himmel emporschweben würden und alles wieder seinen Anfang nahm.
Mein Blick folgte dem Schauspiel der Regentropfen, die unablässig gegen das Fenster des Flurs prasselten, doch so sehr ich versuchte meine Gedanken zu sortieren und etwas Ruhe zu finden, desto mehr ergriff mich das Gefühl der Angst. Angst um meine Anna und Angst dieses Zimmer mit der schwarzen Tür zu betreten, die sich unheilvoll vor mir aufbaute. Doch es war Anna, die darin lag und so kämpfte ich mit aller Macht gegen meine Angst an, umschloss den Griff der Türe mit meiner Hand, öffnete sie und ging hinein.
Ich war in ihrem Kinderzimmer. Ihre Heimat, bevor die kalten und sterilen Wände der Klinik zu dieser wurden und ein Hauch von Erinnerungen umfasste mich und entführte mich an den Ort, an dem wir uns das erste mal begegneten. Doch das kurze Glück des Vergangenen wehrte nicht lange, denn Annas klanglose Stimme drang zu mir herüber.
„Woran denkst du gerade?“
Sie lag in ihrem Krankenbett. Ein hölzernes Gestell auf dem sich Streben aus Metall in kunstvollen Verzierungen wanden und so dem strahlenden, weißen Lack einen rustikalen Stich gaben. Weiße Bettlaken bedeckten ihren geschunden Leib und schützten sie vor der Kälte. Doch sie zitterte und nichts vermochte sie vor dem Frost zu schützen, denn sie fror aus dem Inneren ihres Körpers heraus.
„Ich denke an dich. An uns.“
Ich hielt nun ihre Hand in der meinen. Schon seit Wochen fühlte ich ihre Haut auf meiner, denn seit sich ihr Zustand verschlechtert hatte, war ich nicht von ihrer Seite gewichen. Immer wieder kam ich zu ihr, wenn ich überhaupt einmal ging. Dann nahm ich den Platz neben ihrem Bett ein. Auf diesem alten Stuhl, der mein Gewicht nur unter Wehklagen zu tragen vermochte.
„Es ist der Regen, der mich an dich erinnert. Ich glaube, ich habe noch nie jemanden gesehen, der so nass war wie du.“
Anna drehte ihr blasses Gesicht zum Fenster und starrte mit klagenden Augen hinaus. Ihr Gesicht blieb hart und unberührt.
„Als du in den Bus stiegst, warst du von oben bis unten durchnässt. Der Fahrer hatte schon Angst in der Enge seines Cockpits zu ertrinken, so hast du getropft.“
Annas Augen strebten wieder an die Decke und das Klagen wich einer Leere, die mir das Herz zeriss. Wie sie da lag - Sie hatte aufgegeben und sich mit ihrem Schicksal abgefunden.
„Lache mit mir. Oder lache wenigstens über mich!“ Ich kniff ihr leicht in den Arm und ihre blutleeren Lippen verzogen sich zu einem schmalen Lächeln.
„Du weißt gar nicht wie hübsch du bist, wenn du lachst.“
Anna hob leicht ihren Kopf, so weit wie es ihr möglich war und sah mich an. Ich drückte ihre Hand fester und lies sie meine Liebe spüren. Ich hoffte, dass sie in meinen Augen las, was ich empfand, doch die Hoffnung blieb nicht lang bei mir, denn schnell sackte sie wieder zusammen und trieb von mir weg.
Tränen liefen meine Wangen herunter und ich vermochte nicht sie aufzuhalten. Immer weiter flossen sie über mein Gesicht, bis die Tropfen sich langsam in kleine Bäche verwandelten.
„Ich kam zu dir und reichte dir ein Taschentuch. Trockne dich doch erst mal ab, sonst erkältest du dich noch, sagte ich. Und du nahmst mir das Tempo aus der Hand und wischtest dir nur über die Schuhe. Neu! Lachtest du mir entgegen und strahltest mich an.“
„Und schon damals war ich krank.“
„Und du zeigtest nicht den kleinsten Hauch davon,“ antwortete ich ihr. Unsere ganze erste Zeit, merkte ich nichts von deiner Krankheit, so stark warst du.“
Anna wurde lebendiger, während ihr Atem stoßweise hervordrang. „Doch. Du wusstest es. Ich weiß, dass dich meine Eltern zu sich holten und mit dir sprachen. Sie erzählten dir nach unserem zweiten Treffen, das ich nicht mehr lang zu leben habe und sie rieten dir ab, mich weiterhin zu treffen, weil du dir den Schmerz nicht aufladen solltest. Und doch trafst du dich mit mir. Du hast dich für mich entschieden und für den Schmerz und nun siehst du ja, was du davon hast, du Dummkopf.“
Das Sprechen kostete sie Kraft. Anna keuchte und rang nach Luft, während ich schockiert darüber nachdachte, dass sie von diesem Gespräch wusste.
„Nun schau nicht so. Ich habe damals gelauscht und als du sagtest, dass du dich trotz allem mit mir treffen willst, hatte ich den glücklichsten Moment meines Lebens. Ironie des Schicksals, dass ich erst schreckliches erleben muss, um Schönheit zu erleben.
Jetzt fühle ich mich schuldig, dass ich es nicht war, die dich fern gehalten hat. Ich sehe dich neben mir und ich sehe, wie du mit mir zerfällst. Es ist meine Schuld, dass du das alles mit ansehen musst.“
Ich lies ihre Hand los und sprang von meinem Stuhl auf, dem ein Bein abbrach, als er auf den Boden fiel.
Finster und ernst blickte ich ihr tief in die Augen.
„Wenn ich nur könnte, würde ich dich Ohrfeigen. Ich würde dich schlagen, für das, was du gerade gesagt hast. Die Zeit mit dir war die schönste in meinem Leben und du willst, dass sie nie stattgefunden hat. Du gibst dir die Schuld für...was weiß ich eigentlich. Nie mehr will ich so was hören! Ist das klar!“
Ich setzte mich zu ihr auf das Bett und nahm ihre Hand wieder in meine. Ich spürte ihren Puls, den Herzschlag, der zeigte, dass sie noch nicht tot war, dass sie noch immer in meinem Leben existierte. Die Tränen versiegten nicht und ich wollte schreien. Die Welt anklagen, als sei sie die Schuldige. Mir wurde schlechter, mit jedem Augenblick den ich bei ihr saß und doch konnte ich mich nicht losreißen. Liebe tut weh, hieß es immer. Wie sehr erfuhr ich am eigenen Leib, als ich auf meine Anna niederblickte und ihr Leben sah, wie es langsam aus ihr hinausfuhr.
Unerbittlich schlugen die Zeiger der Uhr ihre Sekunden und die Bilder an den Wänden schienen alle Farben verloren zu haben. Unaufhörlich prasselte der Regen gegen die Scheibe und nur wenige Strahlen der Sonne drangen durch das Glas. Doch jene, die ihren Weg in das Innere fanden, als seien sie mit einem Lineal gezogen, spendeten Wärme und Behaglichkeit.
Dann geschah es. Die Krankheit, die ihr noch junges Leben so zeichnete, ergriff die Kontrolle über ihren Körper. Annas Muskeln wollten ihrem Willen nicht mehr gehorchen und ein Zittern durchlief sie, bevor sich die letzte Kraft, die ihr verblieben war in einem Anfall entlud. Ihre Brust schlug auf und nieder, ihre Augen rollten sich nach oben, so dass nur noch ihr fahles Weiß zu sehen war und ein wimmernder Schrei entrang sich ihrer Kehle. Es war der Schrei eines kleinen Kindes, dass all die Schmerzen, die es auf dieser Welt gab mit einem Mal erleben - ertragen musste. Unkontrolliert trat sie aus und während ihr Kopf von einer Seite auf die andere schlug, zeichneten ihre Arme wilde Kreise in die Luft. Ihre linke Hand traf mich genau an der Schläfe und für einen kurzen Augenblick lang wurde alles um mich herum schwarz und ich nahm nur noch meinen eigenen, pochenden Herzschlag und ihren Schrei wahr. Den Ausdruck ihrer Schmerzen. Ich hörte diesen Schrei nicht nur, sondern ich fühlte ihn auch. Er drang in mein Ohr und in meinen Kopf, aber es war nicht seine Lautstärke, die mich innerlich zerriss, sondern seine Herkunft und alles, was damit in Verbindung stand.
Sobald ich die Welt um mich herum wieder wahrnahm, warf ich meinen Körper auf den ihren und versuchte, ihre Arme und ihren Kopf still zu halten, damit sie sich nicht selbst verletzte. Zu schwer lasteten die Erinnerungen auf mir, wie sie sich das letzte Mal ihren Kopf verletzt hatte und all das Blut in die weißen Laken sickerte. Ich hatte Mühe sie zu halten und immer wieder trat sie mich. Doch egal wo sie mich traf und wie weh es tat, ich blieb bei ihr, nur darum bemüht, dass sie sich selbst nichts tat.
Mit meiner linken Hand griff ich zum Nachttisch hinüber und tastete nach der Spritze, die der Arzt dagelassen hatte. Mit besorgtem Gesichtsausdruck hatte er mir damals erklärt, wie ich sie zu gebrauchen hatte, nur war mir damals nicht klar gewesen, wie sehr ich unter dem Anblick dieser Spritze einmal zu leiden haben würde. Denn ihr Aussehen hatte sich im Verlauf der Krankheit in meinem Kopf zu einem Bildnis eben dieser manifestiert. Und wenn ich sie sah, dann war es als würde ich dem Siechtum, der meine Anna von mir nahm, direkt ins Gesicht schauen. Und ich spürte Hass. Unbändigen Zorn auf diese Krankheit, auf diese Welt und auf diesen Gott, der all das verschuldete. Aber ich spürte auch Hass auf mich selbst, denn die Hilflosigkeit, mit der ich dem Ganzen gegenüberstand verzehrte mich innerlich. Ich konnte nichts für sie tun. Ich konnte nur da sein und hoffen, dass meine Anwesenheit ihr die letzten Stunden im Leben etwas angenehmer machten.
Ich drückte ihren Arm mit all meiner Kraft nach unten, während mich ein weitere Schlag ihrer zur Faust gekrümmten Hand traf und führte die Nadel in die Vene auf ihrem Arm. Sie war leicht zu finden, denn überall auf ihrem abgezehrtem Körper malten sich die blauen Linien ab. Im Augenwinkel sah ich, wie die klare Flüssigkeit vom Inneren der Spritze langsam in ihrem Körper verschwand und als ich die Nadel herauszog und die Krämpfe fast augenblicklich verschwanden, war da nur ein weiteres Loch in ihrem Arm, was daran erinnerte wie viel Schmerz sie erneut durchleiden musste.
Sie keuchte und ich spürte den schwachen und kalten Atem, der wie Wasser in mein Gesicht schlug. Ich selber atmete schwer und zitterte am ganzen Leib. Langsam zog ich mich zurück und mein Blick war nicht mehr länger nur auf ihr Gesicht begrenzt. Auf dieses Gesicht, dass einst so schön war. Und wenn ich meine Augen schloss und an die glücklichen Zeiten dachte, da sah ich es immer noch vor mir, wie die zierlichen Konturen ihres Antlitzes von ihrem langen, blonden Haar umfasst wurden. Ein Rahmen für das schönste Bild. Aber auch jetzt, steckte hinter all dem Leid, hinter all der Qual und hinter all der Pein, die ihre Spuren darin hinterlassen hatten, noch immer die absolute Schönheit, wie ich sie in meinen Augen empfand.
Sie hatte Ruhe gefunden. Oberflächliche Ruhe, denn ihr Körper lag still da. Während ihres Anfalls konnte man sehen, wie sie die Kraft verlies. Es war der Anblick eines Schlauchbootes, dass in wenigen Sekunden durch ein großes Loch an Luft verlor. Und genauso mutete ihr Anblick an. Ihr Körper war nur noch eine Hülle, eine weit entfernte Erinnerung an das, was er einmal war.
Ganz fest umschloss ich ihre Hand und das Bedürfnis sie ebenso fest in meine Arme zu nehmen war so machtvoll, wie der Hass und die Trauer, die ich empfand. Doch ich durfte nicht. Ich konnte sie nicht an mich drücken, denn diese Enge hätte ihr dir Luft genommen und eine weiterer Anfall wäre über sie gekommen, wie ein wildes Tier, dass durch unbestimmte Scheu mit Aggression reagierte.
Wieder wollte ich schreien, aber kein Laut kam über meine Lippen. Es war, als würde auch meine Kraft mit der ihren schwinden. Aber etwas tat sich. Etwas, mit dem ich nicht gerechnet hätte. Sie begann zu sprechen und in ihrem Gesicht konnte man sehen, wie schwer es ihr fiel, ihre Gedanken in Worte zu fassen. Ihre Lippen formten bereits die Worte, doch es dauerte fast eine Ewigkeit, bis ihr leises Flüstern zu mir herüberwehte. Und als ich begann, ihre Worte nach und nach zusammenzusetzen, da war es, als würde der Regen direkt in meinem Kopf fallen, denn ich hörte, wie die Tropfen in mir zerbarsten und an den Innenseiten meiner Augen herunterliefen, denn mein Blick verschwamm zu einem undefinierten Bild der Trauer, der Angst, der Liebe und des Hasses. Niemals zuvor in meinem Leben musste ich etwas schrecklicheres hören und als mein Ohr fast ihre Lippen berührte und die letzten Worte gesprochen waren, da offenbarte sich mein Schicksal in all seiner Grausamkeit, denn wie konnte ich meine Liebe gegen meinen Verstand und die damit verbundene Moral verbergen.
Annas Stimme liegt mir noch immer in den Ohren. Sie bettelte und berief sich auf meine Gefühle – auf unsere Gefühle.
Ich bebte. Ich erbrach mich fast aus Angst und Kummer und ich drohte unter der Bürde unserer Liebe zu zerbrechen. Hilf mir hatte sie geflüstert. Entführ mich aus dieser Welt und beende das Ganze. Ich will nicht mehr. Ich will einfach nicht mehr. Soviel hast du schon für mich getan. Nun tu auch das. Und dann deutete sie mit einem Nicken auf die leere Spritze und ich verstand. Weitere Worte waren nicht nötig, denn durch den Schleier meiner verregneten Augen hindurch, konnte ich den größten Wunsch ihres Lebens in ihren Augen lesen. Ich sollte ihren Schmerz und damit ihr Leben beenden.
Meine Agonie begann. Ich zerfiel, denn ich wusste, dass ich ihre Bitte nicht mit Missachtung strafen konnte. Ich fühlte mit ihr. Ich fühlte sie und ich wusste ebenso, dass dies alles, was ich wie sie empfand nur ein Bruchteil des Ganzen war. Ihr Leid war für mich unermessbar. Doch eins konnte ich ermessen. Meinen Hass, der sich mit einem Mal entlud und wie ein wilder Fluss durch meine Adern rauschte und meinen gesamten Körper und mein gesamtes Denken beherrschte, so als existierte nur diese Form der Emotion auf dieser Welt. Nicht länger ließen sich meine Gedanken kontrollieren.
Ich hasse den kleinbürgerlichen Spießer, der sein Heil in Strebergärtenfesten findet.
Der sich und die Seinen über alles andere stellt und der meint, sein Weg wäre der Richtige.
Ich hasse den schmierigen, kettentragenden Angeber, der sich über jede Frau hermacht. Der sich wie Gott auf dieser Welt aufführt und der alle anderen verdrängt, selbst wenn sie am Rande stehen.
Ich hasse die geschminkte Schlampe, die sich wie eine Hure durch tausend Betten schläft. Die mit Männern, wie mit einem Hund spielt und die dann über die Leere ihres Lebens heult.
Ich scheiße auf all die Menschen, die denken, sie wären was Besseres.
Ich scheiße auf all die Menschen, die anderen ans Bein pissen, um sich selbst besser zu fühlen.
Ich scheiße auf die Menschen, die nur an sich selbst denken und den Arsch zusammenkneifen, wenn es wirklich um was geht.
Wie kann ich in einer Welt leben, die all das ermöglicht. Die all diesen widerlichen Kreaturen einen Weg ermöglicht. Kreaturen, die wie Geschmeiß aus dreckigen, kleinen Löchern, die sie ihre Mütter nennen, hervorgekrochen kommen und sich wie Scheiße über diese Welt ergießen.
Ich verachte den fanatischen Vater, der seinem Kind die Regeln einschlägt.
Ich verachte die naive Jugend, welche die Erfüllung ihrer Träume in den Medien sieht.
Ich verachte diese ganze Welt, die sich gegen mich und alles was ich liebe stellt.
Diese Welt erstickt in Schmutz und Abfall. Und ich will nicht länger unter diesem Dreck leben, der mir die Luft zum atmen nimmt. Ich kann sie nicht alle von dieser Welt tilgen, also muss ich diese Welt verlassen. Keine ekelhafte Hand soll mich noch einmal anfassen. Kein stinkender Mund soll noch einmal seine Worte an mich richten und nie mehr soll eins dieser blinden Augen auf mich blicken.
Ich begann zu verstehen, denn mein Hass war auch der ihre und als die Tiraden in meinem Kopf verebbten und hinter einem undurchsichtigen Schleier aus Regen und Nebel zurückblieben, da hielt ich schon die Spritze in meiner Hand, drückte meine Lippen auf die ihren und versuchte dieses Gefühl auf Ewig in mir zu binden.
Die Spritze stach durch ihre dünne Haut, verletzte sie nun zum letzten Mal und mein Daumen bewegte sich. Und noch in dieser Bewegung verlies das Leben meinen Kopf und lies eine Leere zurück, die bis auf den Regen darin alles verschlang.
Die Luft, die ich atmete drang nun in ihren Körper. Beben durchliefen ihn und ich schrie nach Gott, den ich so sehr hasste. Ich schrie nach ihr, doch ich wusste, dass mich niemand von beiden hören würde. Ich konnte den Schmerz nicht mehr ertragen. So viel Leid. So viel Qual. Worte genügen nicht, um die Pein zu beschreiben, aber als Anna wieder still da lag, ohne zu atmen, ohne zu leben, da wich die Unerträglichkeit einer Lethargie, die noch viel schlimmer war.
Es regnete nicht mehr. Nicht mehr dort draußen, sondern nur hier drin. Ganz tief im Inneren.
Ihr Kinderzimmer war nun leer. Dort war nichts, außer zwei leeren, menschlichen Hüllen.