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Regen
Er zuckte mit den Schultern, drehte sich um und ging. Ungläubig blieb sie im Regen auf der menschenleeren Straße stehen. Tränen kullerten ihre Wangen hinunter. Trotz dickem Pelzmantel wurde ihr furchtbar kalt. Ihre grünen Augen schauten ihm geistesabwesend nach. Sie war alleine an diesem kalten Novembertag. Er blieb nicht stehen, drehte sich nicht um, kehrte nicht zu ihr zurück.
Langsam verschwand er im Regen. Sein Bild wurde immer undeutlicher, bis sie nur noch einen schwarzen Punkt in der Ferne erkennen konnte. Sie fühlte sich verlassen und kraftlos.
Das Dokument, das sie fest zwischen den Fingern hielt, glitt ihr förmlich aus der Hand und fiel auf den grauen, nassen Asphalt. Ausdruckslos betrachtete sie, wie das billige Papier das Regenwasser aufsog. Die Tinte verschwam von den Regentropfen und damit verschwanden die Sätze. Jedoch nicht der Teil von ihm in ihrem Bauch...
Nadine Hassan