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relativ du
relativ Du
Wenn du den Raum betrittst,
vergess ich alles. All das Licht und noch viel mehr scheinst du in dich aufzusaugen. Da ist keine Lampe mehr, kein offenes Fenster, keine Sonne. Da bist du. Du allein. Da sind keine andren mehr, der Raum war vorher voll. Voll von Menschen und traurigen Minen, von Gerüchen und Geräuschen. Eine wahre Sinnesflut. Die Lichter, Gerüche und Geräusche. Doch die sind jetzt weg, du saugst sie in dich auf oder du vertreibst sie. Das spielt keine Rolle, denn sie sind weg. Vorher war da eine Uhr an der Wand. Tik und Tak hat sie gemacht, und das ohne Pause und auch ohne Ausweg. Dabei suchen diesen doch so viele. Tik und Tak und Tik und Tak und Tik und Tak und da bist du und es ist still. Die Uhr ist weg wie auch die Wand. Die war sehr weiß und hell vom Licht aus dem Fenster oder aus der Lampe. Jetzt bist du die Wand und auch das Licht und auch die Lampe. Du riechst zwar nicht, doch bist du die Gerüche. Du sagst erst nichts, doch bist du die Geräusche. Vielleicht lebst du ja auch nicht, doch bist du das Leben. Und da waren Probleme in der Luft, viele Probleme. Die Probleme der ganzen Welt und Menschen lagen in der Luft. Man hätte nur die Hand ausstrecken müssen, man hätte sie greifen können, sich seinen Weg durch sie schlagen können und auch müssen. Aber jetzt bist du da, der Magnet, der alles in sich absorbiert. Wie kannst du all das aushalten, musst du das nicht verarbeiten.
Ich will, dass du mich zu dir ziehst, nehm mich auf in dich. Ein Teil von allem will ich sein. Vor allem ein Teil von dir. Und du von mir. In Ewigkeit, Amen. Auf dass nicht mal der Tod uns scheidet. Soll er ruhig persönlich kommen, mit seiner Sense und seinem Mantel, du wirst ihn in dich aufsaugen und er wird verschwinden. So soll es geschrieben stehen.
Ich habe zwei Gesichter. Ich bin zwei Welten und in dir werd ich eins. Eins mit dir und eins mit mir. Und mit der Welt. Die ist zwar jetzt bedeutungslos geworden, denn du bist sie. Und deswegen hat sie doch Bedeutung. Du stehst da und schlägst deine Augen auf. Du wirfst dein Haar zurück. Das ist nur ein Augenblick, wie ich glaube. Doch der bedeutet mehr als all die Stunden, Tage, Monate, all das andere, was existiert. Ich schaue unter mich und sehe keinen Boden mehr und über mir ist keine Decke. Keine weiße Decke und keine weißen Wände. Und vor allem kein Tik Tak. Keine Sorgen, kein Problem und keine schlechten Minen. Das muss der Himmel sein und du bist Gott. Und ich bin erbärmlich und ich liebe dich. Falls ich dessen würdig bin.
Da ist sie, die erste Sorge. Bohrt sich in mein Herz, ganz tief, und hört nicht auf und bohrt und bohrt. Die erste Sorge nach dem Augenblick. Das ist die schlimmste. Mir wird ganz schlecht, wenn ich mich selber sehen könnte, würde ich bestimmt sehen, dass ich ganz bleich werde. Merkst du das etwa nicht, du stehst immer noch genauso da und deine Augen öffnen sich immer noch wie auch dein Haar noch immer im Winde weht, der durch das offene Fenster kommt. Da ist das Fenster auf einmal wieder. Jetzt machst du einen Schritt vorwärts, jetzt, nach dieser unendlichlangen Zeit. Und du gehst nicht zu mir, du gehst zu einer Reihe vor mir. Da sitzt wieder einer mit einer traurigen Miene. Und auf einmal redest du. „Ist da noch was frei“ fragst du, ohne die Augen aufzuschlagen. Er sagt :“Ja“ steht auf und macht das Fenster zu. Da ist die Wand, die Decke und der Boden. Und in meinem Kopf macht es Tik Tak.