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Reportage eines Morgens
Für gewöhnlich stehe ich nicht vor zehn Uhr auf. Sollte ich es doch tun, so liegt das mit Sicherheit am falschen Buchstaben vor einem englischen "m". Falsch aber auch nur deswegen, weil es schwer ist einen geöffneten Laden zu finden, und überhaupt, weil der Mensch kein Nachttier ist.
Alle Menschen?
Sicher, es gibt die Nachtschwärmer, es gibt auch Leute die behaupten, nachts wären sie kreativer und einfach bessere Menschen. Alle Menschen.
Man hält es eine Zeit lang nachts aus, manch einer sogar Jahre. So einen Menschen schonmal gesehen?
An diesem Tag stieg ich wie gewöhnlich nicht vor zehn aus dem Bett. Nach zehn wachte ich also auf, um festzustellen, dass es vor zwei war. Ein guter Anfang, ganz ohne falsche Bescheidenheit. Der guten Nachricht folgte die schechte auf dem Fuße: Ich war nicht plötzlich reich geworden. Eigentlich habe ich mich daran gewöhnt, aber ab und an versetzt es mir wieder einen kleinen Stich: niemals, sticht es.
Flugs eine Zigarette gedreht, ab auf den Balkon, ab wieder rein, es ist immer noch nicht Sommer. Mit dem Mantel wieder raus, wieder rein, mit dem Feuerzeug wieder raus, wo ist die Zigarette, ah sicher, endlich rauchen!
Nun muss ich sagen, das war schon ein ungewöhnlicher Morgen, so vergesslich bin ich sonst nicht.
Wieder rein, diesmal nicht aufgrund meiner Vergesslichkeit sondern aufgrund der Kälte des deutschen Winters. Jacke ausziehen, drinnen ist' s warm, Kühlschrank auf. Kühlschrank zu. Kühlschrank auf. Schrank auf. Kühlschrank zu, ganz selbstständig ohne meine Hilfe zu benötigen. Er kennt meine Gewohnheiten, die treue Seele! Schrank zu. Kühlschrank auf. Nächster Schrank auf, Glas raus, Schrank offen, Kühlschrank offen, Milch ins Glas. Eier aus Kühlschrank, abstellen, lecker, Orangensaft, ins Glas. Milch mit Orangensaft in die Spüle. Das hat mich ein wenig wacher gemacht, den Rest der Aufführung eines Frühstücks schaffe ich ohne weitere Fehler. Bis ich das Besteck in die Geschirrspülmaschine stelle, dann werde ich schmerzhaft daran erinnert, das die Schranktür noch offen war. Gewusst? Armer, vergesslicher Kopf.
Ich begebe mich ins Wohnzimmer. Meine geliebte Schreibmaschine lächelt mich sehnsuchtsvoll an, aber ich würdige sie kaum eines Blickes und gehe ihr mit dem MacBook fremd. Die Verführungskraft dieses kleinen Dinges ist unwahrscheinlich.
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