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Robbenjagd

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09.08.2005
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Robbenjagd

Knirschend und kratzend zieht der Eisbrecher durch die Zentimeterdicken Eisschichten.
Stück für Stück durchbricht der Kollos die Grenze zu einem Reich, welches nicht ihm gehört. Und er kommt nicht in Frieden.
An Bord ist ein kleiner Junge und eine Gruppe skrupelloser Robbenjäger.
Der Junge steht regungslos neben dem Kapitän, welcher ihm mit Begeisterung erzählt, wozu das Robbenfell doch alles gut ist.
Doch die Worte erreichen den Jungen nicht. Wie eine Mauer steht er da. Seine eiskalten Augen starr über die Weiten der Nord-ost-Küste Kanadas gerichtet.
Sein Gesicht ist steif und regungslos. Sein braunes Haar ist streng nach hinten gekämmt. Er spricht nicht. Er hat bisher nie gesprochen, und er wird auch nicht sprechen. Hinter ihm standen zwei Männer - Robbenjäger.
Der eine ist von großer und Kräftiger Statur. Mit verschränkten Armen und geschwollener Brust sieht er stolz zum Jungen.
Der andere, etwas kleiner und schmächtiger, wendet sich zu ihm:
"Warum hast du eigentlich deinen Sohn mitgenommen?"
"Damit er endlich zum Mann wird! Zu Hause verweichtlicht er!" sagt der Vater streng.
"Findest du das richtig?" fängt der andere wieder an.
"Ich meine, dass ein siebenjähriger sich diese Schlachterei direkt vor Augen ansehen muss! Verstehst du? Wir hatten vielleicht keine andere Wahl, aber dieser Junge..."
Doch er wird wütend von seinem Gegenüber unterbrochen:
"Diese Viecher da draußen sind nur Gegenstände! Es sind keine Menschen! Sie sind nicht würdig zu leben!" Mit einem verachtenden Blick wendet er sich von seinem Kollegen ab und geht.

Endlich am Ziel angekommen, ruft der Vater den Jungen:
"Sohn! Komm her!" Der Sohn gehorcht und stellt sich zu seinem Vater.
Gemeinsam gehen sie vom Deck auf das meterdicke Eis.
Kalte Luft zieht an ihnen vorbei. Kalt. Kälter als jede negative Energie. Kalt. Kälter als der Tod.
"Jetzt werde ich dir zeigen, was richtige Männerarbeit ist!" sagt der Vater mit stolzer und blutrünstiger Stimme. Sein Kollege, der dies hört, streift ihn mit einem unverständlichen Blick von der Seite, geht dann aber weiter.
Der Junge sieht seinen Vater nicht an. Er hat seine kalten, toten Augen nach vorne gerichtet. Diese eiskalten blauen Augen!
Und er bleibt neben seinem Vater ständig mit ihm im Schritt.
Ständig auf gleicher Höhe, direkt nebeneinander.
So marschierten Vater und Sohn, direkt auf eine Robbenmutter mit ihrem Jungtier zu.
Als der Vater knüppelschwingend auf das Tier zurennt, erhebt dieses den Kopf, um ein letztes mal mit seinen glänzenden Augen zum Himmel hinauf zu sehen. Der Himmel, der ihrer Seele unendliche Freiheit verspricht.
Ein dumpfer Schlag. Ein Jaulen durchschallt den Himmel. Ein Schrei des tiefsten Schmerzes. Noch ein Schlag. Nur noch ein Winzeln, ein Flehen nach Gnade. Noch ein Schlag. Die eben noch so glänzenden Augen ertrinken jetzt im dunklen Rot. Ruhe. Totenstille.
Der Sohn steht daneben, verzieht keine Miene. Er verfolgt jede Bewegung des Vaters mit seinen kalten Augen.
Instinktiv versucht das Robbenjunge, sich im weißen Schnee zu verstecken.
Doch dies nützt nichts.
Ein kräftiger Schlag, ein kurzer Schrei des kurzen Lebens.
Das Blut spritzt in alle Richtungen, wie die Lava eines explodierenden Vulkans.
Rote Tropfen springen dem Vater ins Gesicht.
Als er einen tiefen und langen Schnitt in den Bauch des Robbenbabies zieht, quellen die Gedärme pulsierend heraus. Das Herz schlägt noch im vergeblichen Kampf.
"Sieh dir das an." sagt der Vater, reißt das kleine Herz heraus und wirft es weg. Der schwere süßliche Geruch des Blutes verbreitet sich in der Luft.
Der Sohn sieht dem Vater zu, während dieser das weiße Fell abzieht.
Das Blut der Robben klebt an der Kleidung des Robbenjägers.
Mit der Beute in der Hand gehen sie weiter um nach neuen Opfern zu suchen.
"Seid verflucht!" haucht eine trockene, kühle und leise Stimme plötzlich hinter dem Rücken des Vaters. Ruckartig bleibt dieser stehen und dreht sich ganz langsam um.
Dort steht ein alter Mann mit einem langen, weißen Bart und einem flatternden weißem Gewand. Sein stechender Blick spießt den Vater auf. Seine grauen Augen halten ihn förmlich gefangen. Seine Erscheinung wirkte geisterhaft.
Der Junge fixiert den Alten, als könne er ihn durchschauen.
Wütend sieht der Greis den Vater an und deutet mit dem Finger auf ihn.
"Die sinnlosen Morde, die ihr begeht, werden gerächt! Die höhere Macht wird sie rächen! Alle Morde! Ihr seid alle verflucht!"
Der Vater schließt die Augen und bricht in ein hallendes höhnisches Gelächter aus. Die Fratze des Teufels! Das Lachen des Teufels! Skrupellos, blutrünstig, wahnsinnig, egoistisch, verachtend!
"Du armer Irrer!" gröhlt er. Doch als er die Augen wieder öffnet, ist der Alte verschwunden.
"Wo?...Wie?..." stammelt er, während er sich suchend nach dem alten geisterhaften Mann umsieht.
Dann schüttelt er den Kopf, als wolle er seine verwirrten Gedanken ordnen.
"Komm Sohn. Gehen wir."
Doch als er merkt, dass sein Sohn diesmal nicht seiner Aufforderung folgt, dreht er sich um und wird leichenstarr vor Schreck.
Er spürt, wie sein Blut sich aus seinem Gesicht nach unten zieht. Sein Herz hämmert so stark, als würde es aus seinem Körper herrausspringen wollen.
Da steht sein Sohn, den Knüppel zum Schlag angehoben!
Aus seinem Gesicht spricht das Leid, die Trauer, der Schmerz, der Verlust und die Wut, die die Robbenjäger gebracht haben.
Rote Tränen triefen aus seinen Augen. Das Blut der Robben!
Dem Vater schießen die Worte des Alten durch den Kopf.
Verflucht! Verflucht! Rache! Rache! Rache!
Der Geruch des Blutes kriecht seine Nase hoch, immer höher, bis er sich in seinem Gehirn fest verwurzelt hat. Ekel packt ihn.
Ihm wird übel. Er muss würgen und krümmt sich wie ein verletztes, schwaches Tier. Wie ein Raubtier stürmt der Junge auf ihn los.
Ein dumpfer Schlag. Ein Jaulen des Grauens erhallt den Himmel.
Noch ein Schlag. Der Vater fällt auf die Knie, den Blick gen Himmel gerichtet. Wimmernd. Die höhere Macht! Ein letzter Schlag ertönt über der eisigen Landschaft.

Zurück an Bord, entlasten sich die Männer ihrer Beute.
"Wo bleibt denn John mit seinem Kleinen?" fragt der Schmächtige.
"Die müssten doch schon längst hier sein."
"Keine Ahnung. Warten wir halt noch ein bisschen." gibt ein stämmiger Kollege zu Antwort.
Doch die Zeit vergeht, ohne ein Spur von den beiden.
"Wir müssen sie suchen!" rief der Schmächtige.
Die Männer teilen sich in drei Gruppen auf. Einer bleibt am Schiff.
Die Gruppe mit dem Schmächtigen finden kurze Zeit später die Überreste des Vaters.
"Oh Gott" stöhnte der Schmächtige von Abscheu erfasst.
Sein Magen verkrampft sich beim Anblick.
Das Blut ist schon vollkommen im Schnee versickert. Wie eine Wahrnung sticht es direkt ins Auge. Gedärme und Knochen liegen überall verstreut, als hätte sie jemand wie ein Orkan herumgewirbelt.
Ein Schlachtfeld! Man hat ihn abgeschlachtet, wie er zuvor die Robben abgeschlachtet hat.
Der Schmächtige musste sich nach vorne beugen, um sich zu übergeben.
Er ist bleich und blass.
Geschockt rennen die Männer vollkommen durcheinander zurück. Aufgeregtes Geschrei. Vollkommen unvorbereitet, auf das, was sie noch erwartet, rennen sie total aufgelöst verängstigt und panisch zurück. Ahnungslos von dem Anblick, der sich ihnen vor dem Schiff bietet.
Dort steht der Junge!
Bekleidet mit der Haut des Vaters. Er trägt sie wie einen langen Mantel, die Kopf- und Gesichtshaut als Kapuze.
Er hat eine lange rote Spur hinter sich gezogen. Wie ein endlos langer Schleier.
Die Männer standen, wie zu Statuen versteinert, um den Jungen. Voller Angst! Voller purer panischer Angst!
Das Blut rinnt dem Jungen über`s Gesicht. Es tropft von seiner Nasenspitze.
Es herscht eine unheimliche Ruhe. Man kann das Blut tropfen hören.
Angst!
Was würde mit ihnen geschehen?
Nun, alle Morde werden gerächt, hat der alte Mann gesagt.
Alle!

 

Hi Kraehe,

willkommen auf kg.de! :)

Knirschend und kratzend zieht der Eisbrecher durch die zentimeterdicken Eisschichten.

An Bord ist ein kleiner Junge und eine Gruppe skrupelloser Robbenjäger.

Klassischer Fall von "show don't tell". Zeig dem Leser durch Beschreibung der Vorgänge an Bord, durch Dialoge usw. was das für Menschen sind und was sie planen. Dass sie skrupellos sind, kann der Leser dann selbst beurteilen..

Der Junge steht regungslos neben dem Kapitän, welcher ihm mit Begeisterung erzählt, wozu das Robbenfell doch alles gut ist.

Wie gesagt, mE wär es der Geschichte zuträglich, wenn du solche Dinge in Dialogform packen würdest.

Hinter ihm stehen zwei Männer

Der eine ist von großer und kräftiger Statur.

Damit er endlich zum Mann wird! Zu Hause verweichtlicht er," sagt der Vater streng.

Der Fehler kommt häufiger vor.

"Diese Viecher da draußen sind nur Gegenstände! Es sind keine Menschen! Sie sind nicht würdig zu leben!"

Finde ich ein wenig plakativ und übertrieben. Sicher, der Kerl ist das Arschloch vom Dienst, aber trotzdem denke ich, dass Robbenjäger andere Motivationen haben, als Verachtung gegenüber Robben...

"Jetzt werde ich dir zeigen, was richtige Männerarbeit ist!" sagt der Vater mit stolzer und blutrünstiger Stimme

Blutrünstige Stimme? Hört sich komisch an...

Und er bleibt neben seinem Vater, hält ständig mit ihm im Schritt.
Ständig auf gleicher Höhe, direkt nebeneinander.

Den zweiten Satz halte ich für unnötig, da er das selbe aussagt wie der Vorhergehende.

So marschieren Vater und Sohn, direkt auf eine Robbenmutter mit ihrem Jungtier zu.

Als der Vater knüppelschwingend auf das Tier zurennt, erhebt dieses den Kopf, um ein letztes Mal mit seinen glänzenden Augen zum Himmel hinauf zu sehen. Der Himmel, der ihrer Seele unendliche Freiheit verspricht.
Ein dumpfer Schlag. Ein Jaulen durchschallt den Himmel. Ein Schrei des tiefsten Schmerzes. Noch ein Schlag. Nur noch ein Winseln, ein Flehen nach Gnade. Noch ein Schlag. Die eben noch so glänzenden Augen ertrinken jetzt im dunklen Rot. Ruhe

Puh, das halte ich für viel zu dick aufgetragen, insbesondere die Sache mit dem Himmel und der Seele. Klar, du wolltest Mitleid für die Robbe wecken und ein bisschen Pathos ist da vielleicht nicht verkehrt, aber du hast es damit leider übertrieben.

Das Blut spritzt in alle Richtungen, wie die Lava eines explodierenden Vulkans.

Das Bild halte ich persönlich ebenfalls für etwas zu "groß".

Seine Erscheinung wirkt geisterhaft.

Der Vater schließt die Augen und bricht in ein hallendes höhnisches Gelächter aus. Die Fratze des Teufels! Das Lachen des Teufels! Skrupellos, blutrünstig, wahnsinnig, egoistisch, verachtend!

Hier schießt du wieder über das Ziel hinaus. Ich denke, jeder sollte mittlerweile wissen, dass der Kerl fies und herzlos ist. Du prügelst dem Leser hier quasi mit dem Holzhammer ein, dass der Robbenjäger so ziemlich die böseste Person ist, die je ihren Fuß auf das ewige Eis gesetzt hast und übertreibst dabei wieder. Auch hier gilt: knalle dem Leser nicht einfach Charaktereigenschaften vor den Latz, sondern stelle sie mit Handlungen dar...

"Wo?...Wie?..." stammelt er, während er sich suchend nach dem alten geisterhaften Mann umsieht.

Er hat kein Problem damit, dass plötzlich ein alter, geisterhafter Mann auftaucht und das moralische Gewissen der Tierwelt spielt, wird aber aus der Fassung gebracht, als dieser wieder verschwindet?

"Oh Gott" stöhnt der Schmächtige von Abscheu erfasst.

Vielleicht besser: "voller Abscheu."

Der Schmächtige musst sich nach vorne beugen, um sich zu übergeben.

Er ist bleich und blass.

Bleich und blass sagen praktsich das selbe aus... eins von beiden reicht.

rennen sie total aufgelöst verängstigt und panisch zurück.

"total aufgelöst" würde ich streichen.

Die Männer stehen wie zu Statuen versteinert, um den Jungen.

Voller Angst! Voller purer panischer Angst!

Der zweite Satz ist einer zu viel. Außerdem würde ich die Angst in den vorhergehenden Satz einbauen.

Dann noch eine formale Anmerkung: ich weiß nicht, ob du dir dabei was gedacht hast, aber ich würde nicht nach jedem Satz eine neue Zeile beginnen.


Wie du meinen Anmerkungen sicherlich schon entnehmen konntest, denke ich, dass es an deiner Geschichte viel zu verbessern gibt. Neben einiger Zeit -und Zeichenfehler liegt die größte Schwäche der Story in deinem Erzähstil. Sage nicht einfach, jemand ist böse, skrupellos, gemein, panisch oder angsterfüllt, sondern zeige es durch Handlungen, Mimik, Gestik, Dialog usw... Das würde deiner Geschichte sicherlich mehr Leben einhauchen, Atmosphäre schaffen.
Grundsätzlich halte ich die Idee der Geschichte für ganz gut: skrupellose Robbenjäger, die von ihren Taten eingeholt und im übertragenen Sinne selber zu Robben werden. Aber meiner Meinung nach schwingst du die Moralkeule teilweise ein wenig zu heftig und driftest ins Pathetische und Plakative ab. Weniger wäre hier ganz einfach mehr gewesen.
Alles in allem keine gute, aber durchaus ausbaubare Story. Lass dich nicht entmutigen und schreibe weiter, wenn es dir Spaß macht. Man lernt aus seinen Fehlern und ich bin überzeugt, hier bald bessere Geschichten von dir zu lesen. :)

Gruß, Tobias

 

Hallo Kraehe und willkommen auf kg.de!

Also erstens finde ich, die Geschichte passt irgendwie nicht zum Thema Horror/Grusel. Das ist natürlich schlimm, was da mit den Robben und Menschen passiert, aber gruselig ist es nicht. Ich würde die Geschichte eher aus den psychologischen Aspekten betrachten. Was veranlasst die Menschen so was zu tun? Empfindet der Vater, vielleicht Spaß, Befriedigung beim Töten? Was geht im Kopf des Jungen vor, als er seinen vater töten sieht. Dazu würden mir innere Monologe oder Gedankenströme gefallen. Mit solchen inneren Beschreibungen würde die Geschichte viel an Tiefe und Substanz gewinnen. Außerdem schließe ich mich der Kritik von MrPotato an: mehr show, weniger tell.

Zitat:
Kalte Luft zieht an ihnen vorbei. Kalt. Kälter als jede negative Energie. Kalt. Kälter als der Tod.
"Jetzt werde ich dir zeigen, was richtige Männerarbeit ist!" sagt der Vater mit stolzer und blutrünstiger Stimme. Sein Kollege, der dies hört, streift ihn mit einem unverständlichen Blick von der Seite, geht dann aber weiter.
Der Junge sieht seinen Vater nicht an. Er hat seine kalten, toten Augen nach vorne gerichtet. Diese eiskalten blauen Augen!

Für meinen Geschmack kommt da "kalt" öfter als nötig vor.


Gruß
Roland

 

Hallo!
Vielen Dank für Eure Kritiken!
Ich habe sie mir zu Herzen genommen und werde sie mir für das nächste mal im Sinn behalten.
Lieben Gruß, Kraehe

 

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