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Robby

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24.11.2007
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Robby

Robby

Vier Grad unter null. Gerade eben war ich bei meinem Frisör, dem ich nun schon seit zwanzig Jahren die Treue halte.
Ich bin zu Fuß unterwegs in der Stadt. Mein neues, künstliches Hüftgelenk schreit nach Bewegung, der Weg in die Innenstadt wird mir gut tun. Zwanzig Minuten hin, zwanzig Minuten zurück, das Minimalpensum wäre für diesen Tag geschafft, mein Gewissen würde Ruhe geben.

Ich laufe den Unteren Graben entlang, hinüber zur City-Galerie, will dort einen Kaffee trinken und meine Kontoauszüge aus dem Automaten herauslassen.
Links und rechts der Strasse am Unteren Graben parken die Autos, dicht an dicht.
Es fielen wenige Zentimeter Neuschnee vergangene Nacht, die Windschutzscheiben der Anliegerparker tragen eine dünne Schneehaube.
Erstmalig fällt mir auf, dass eines der geparkten Fahrzeuge in Scheibenhöhe eine Schrift aufweist: „ROBBY“, ich werde neugierig.
Der nächste geparkte Wagen ein übergroßes Herz, darin ein klein gezeichnetes, rechts außen: „Robby“
Der dritte geparkte Wagen: I –Herz – LOVE YOU!“
Der vierte Wagen: „Charly – fuck you!“
Auf dem fünften: „“ROBBY- I NEED YOU!“
Der sechste: „ROBBY-MY DARLING
Ich beginne zu schmunzeln, lese die Botschaften nacheinander, laufe, vergesse meine kleinen Stiche in der Hüfte, versuche herauszufinden, wer sie ist, die Schreiberin der herzzerreißenden kleinen Botschaften die sich über vierzig, fünfzig geparkte Autos hinweg fortsetzen.
Sie ist verliebt, sie ist über beide Ohren verliebt in den imaginären Robby.

Ich erreiche das letzte der beschrifteten Fahrzeuge. Ein windschutzscheibengroßer rechtwinkeliger Pfeil: „COME TO ME!“
Der Pfeil zeigt auf einen Hauseingang nach dem Bürgersteig. Ich bleibe für einen Moment stehen und sinniere.
Ob er es geschafft hat, der ROBBY?
Oder werden die Mittagstemperaturen den sehnsüchtigen Wunsch eines jungen Herzens zu Wasser zerfließen lassen.
Ich bin seltsam berührt von den Zeichen dieser Nacht und gehe weiter......


© GRIFFEL 2009

 

Hallo Griffel,

dein Geschichtenwinzling hat mich enttäuscht zurück gelassen. Grad an der Stelle, an welcher die eigentliche Geschichte beginnt, hörst du mit "..."auf.
Keine Lust mehr gehabt?

Der Text ist nur der Vorspann zur eigentlichen Geschichte, aus der man allerdings sehr viel machen könnte. Z.B. könnte der Protagonist nach einem Zögern auf die Idee kommen, dort zu klingeln, weil er die Person gerne kennen lernen möchte, die sich so viel Mühe gibt.
Er könnte, nachdem er beschlossen hat, herauszufinden, wer die Frau ist, erstmal Probleme haben, überhaupt in dem Haus die richtige zu finden. Das könnte zu Missverständnissen führen und erstmal ein kleines oder großes Hindernis sein, das er überwinden muss. Er könnte aber je schwieriger es sich für ihn gestaltet, um so fester entschlossen sein, die Person zu finden.

Er könnte bass erstaunt darüber rüber sein, dass die verliebte Person keine Frau, sondern ein Mann ist, denn offensichtlich scheint für den Protagonisten klar zu sein, dass es unbedingt nur eine Frau sein kann, die alles auf die Fahrzeuge geschrieben hat.

Da steckt viel drin, was noch alles erzählt werden könnte.

Dann habe ich noch inhaltlich zwei kleine Anmerkungen: ich hatte beim ersten Lesen Probleme mir vorzustellen, dass in den Schnee geschrieben wurde. Das wäre mit drei vier kleinen Worten aber klarzumachen. Am Ende wunderte ich mich nämlich über die Bemerkung, dass der Schnee bald schmelzen könnte und die Schrift dann verschwindet.

Sodann fand ich es übertrieben, dass vierzig bis fünfzig Autos beschriftet worden sein sollten. Das ist irre viel und wenn es so bleiben soll, dann wäre dies kaum glaubwürdig, wenn du es so ganz nebenbei erwähnst. Überlege doch mal, was soll man denn alles auf 50 Fahrzeuge schreiben? Wenn auf so vielen Fahrzeugen etwas steht, dann wäre es doch höflich gegenüber dem Leser, ihm zu erzählen, was alles so drauf stand, entweder immer dasselbe oder immer was anderes.

Noch ein bisschen Textkram

Erstmalig fällt mir auf,
"Erstmalig" ist ansich Blödsinn, denn klar gibt es immer ein erstes Mal, wenn einem etwas auffällt, das geht logischwerweise nicht anders. Also reicht es, wenn du schreibst, dass es dem Protagonisten auffällt.

Ich bin seltsam berührt von den Zeichen dieser Nacht und gehe weiter......
"seltsam berührt" das ist so ein Begriff, da darf sich jeder Leser nun aussuchen, was den Protagonisten nun berührt. Da mogelst du dich um das Innenleben des Protagonisten herum, indem du vermeidest, den Leser mit in sein Innerstes zu nehmen. Was berührt ihn seltsam? Die Art wie jemand seinen Liebe zeigt? Die Tatsache, dass jemand so offen zu tage geht damit? Was ist seltsam ? Dass jemand in den Schnee schreibt, kann es wohl kaum sein. Seltsam wäre es, wenn es mit Schokolade auf die Windschutzscheiben geschrieben wäre oder der Schnee blutrot eingefärbt wäre als Schriftzug.
Ich hoffe, du verstehst, was ich kritisiere. Ich denke, es ist kein guter Schreibstil, den Leser mit allgemeinen Begriffen abzuspeisen, wie schön, wunderbar, hübsch, seltsam, grandios, bunt und so weiter.

Sodann hab ich noch Inhaltliches anzumerken zu diesem Satz. Wieso glaubt dein Protagonist, dass alles in der Nacht passiert ist? Dafür gibt es keinen Anhaltspunkt in der Geschichte. Du schreibst zwar, dass über Nacht Neuschnee fiel, aber die Schrift könnte auch bei Tage geschrieben worden sein, nicht wahr? Du müsstest daraufhin weisen, dass die Wagen der Anwohner noch alle unberührt in Schneekleid dort parken und auf ihren ersten Tageseinsatz warten. Du müsstest deutlich machen, dass eben grad das erste Tageslicht kommt, dann wäre deine Schlussfolgerung richtig, dass die Schrift über Nacht vermutlich geschrieben wurde.
So kleine Ungenauigkeiten mögen vielleicht vielen Lesern wurscht sein, aber es gibt auch Vertreter, die auf solche Dinge achten.

Lass dich aber durch meine Kritikpunkte nicht gänzlich entmutigen.

Lieben Gruß
lakita

 

Liebe Lakita,
ich sehe, es wird mir sehr konsequent auf die Finger geschaut.
Vielen Dank für die Mühe, die Du Dir mit der Antwort auf meine kleine Episode gemacht hast. (Sie hat ja fast mehr Umfang, wie die KG selbst).
Mit dem "Schnee" tust Du mir Unrecht:" Es fielen wenige zentimeter Schnee....., die Windschutzscheiben der Anliegerparker tragen eine dünne Schneehaube...!"
Da hast Du etwas überlesen.
Natürlich lässt sich die Geschichte ausbauen, ich wollte aber gerade dass diese kleine Verrücktheit des "Indenschneeschreibens" im Vordergrund bleibt.
Danke für das Lesen und den Kommentar.
Gruß
GRIFFEL

 

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