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Rot
Der Alte hob mit dem Messer den Deckel vom roten Farbeimer ab. Dann nahm er einen Stock und rührte mit ihm die dickflüssige Masse um. Nach einiger Zeit legte er den Stock zur Seite und tauchte einen Pinsel in die Farbe. Mit unerschütterbarer Geduld und Gleichmäßigkeit strich er die rote Farbe auf das Holz des Zaunes, welcher sein Grundstück einzäunte.
Es war ein schönes Grundstück gewesen mit einem wunderschönen Haus und einem noch viel schönerem Garten. Seine Frau und er hatten Hängematten im Garten gehabt, in denen sie oft gelegen und das Leben genossen hatten. Seit dem Beginn des Krieges war es nicht mehr so schön. Der größte Teil der Stadt wurde durch Bombenangriffe zerstört. Und die meisten Leute geflohen.
Ein Panzer fuhr durch die Straße. Auf ihm saß ein Soldat und Scannte, mit seiner Maschinenpistole im Anschlag, die Gegend ab.
Der Alte strich unbekümmert seinen Zaun weiter. Er fand, es sei ein wunderschönes Rot.
Der Panzer hielt bei dem Alten.
„Was machen Sie noch hier?“ Der Alte antwortete nicht.
„Sie sollten hier verschwinden.“ Der Alte achtete nicht auf den Soldaten.
„Sind Sie taub man? Das ist Gefährlich hier sie sollten sich schnellstens aus dem Staub machen.“, schrie der Soldat. Der Alte hielt inne. Dann trat er, seinen Blick immer noch auf den Zaun gerichtet, einen Schritt zurück und betrachte sein Werk. „Es ist ein wunderschönes Rot, nicht wahr?“
Der Soldat schüttelte den Kopf. „Was ist mit Ihrer Familie?“
„Ich finde es wunderschön.“
Der Soldat stieg von dem Panzer.
„Sie müssen hier Weg. Es ist zu gefährlich hier.“
„Warten Sie.“ Der Alte ging in ein Zelt das er sich vor seinem zerstörten Haus aufgebaut hatte. Als er wieder raus kam, hielt er zwei Tassen und eine Kaffeekanne in der Hand. Der Soldat lag Tot auf der Straße und der Panzer brannte. Der Alte zuckte mit den Schultern, trank seinen Kaffe und strich seinen Zaun weiter. Es war wirklich ein wunderschönes Rot.