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Rot

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05.07.2005
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Rot

Der Alte hob mit dem Messer den Deckel vom roten Farbeimer ab. Dann nahm er einen Stock und rührte mit ihm die dickflüssige Masse um. Nach einiger Zeit legte er den Stock zur Seite und tauchte einen Pinsel in die Farbe. Mit unerschütterbarer Geduld und Gleichmäßigkeit strich er die rote Farbe auf das Holz des Zaunes, welcher sein Grundstück einzäunte.
Es war ein schönes Grundstück gewesen mit einem wunderschönen Haus und einem noch viel schönerem Garten. Seine Frau und er hatten Hängematten im Garten gehabt, in denen sie oft gelegen und das Leben genossen hatten. Seit dem Beginn des Krieges war es nicht mehr so schön. Der größte Teil der Stadt wurde durch Bombenangriffe zerstört. Und die meisten Leute geflohen.
Ein Panzer fuhr durch die Straße. Auf ihm saß ein Soldat und Scannte, mit seiner Maschinenpistole im Anschlag, die Gegend ab.
Der Alte strich unbekümmert seinen Zaun weiter. Er fand, es sei ein wunderschönes Rot.
Der Panzer hielt bei dem Alten.
„Was machen Sie noch hier?“ Der Alte antwortete nicht.
„Sie sollten hier verschwinden.“ Der Alte achtete nicht auf den Soldaten.
„Sind Sie taub man? Das ist Gefährlich hier sie sollten sich schnellstens aus dem Staub machen.“, schrie der Soldat. Der Alte hielt inne. Dann trat er, seinen Blick immer noch auf den Zaun gerichtet, einen Schritt zurück und betrachte sein Werk. „Es ist ein wunderschönes Rot, nicht wahr?“
Der Soldat schüttelte den Kopf. „Was ist mit Ihrer Familie?“
„Ich finde es wunderschön.“
Der Soldat stieg von dem Panzer.
„Sie müssen hier Weg. Es ist zu gefährlich hier.“
„Warten Sie.“ Der Alte ging in ein Zelt das er sich vor seinem zerstörten Haus aufgebaut hatte. Als er wieder raus kam, hielt er zwei Tassen und eine Kaffeekanne in der Hand. Der Soldat lag Tot auf der Straße und der Panzer brannte. Der Alte zuckte mit den Schultern, trank seinen Kaffe und strich seinen Zaun weiter. Es war wirklich ein wunderschönes Rot.

 

Hallo Tarzan,

eine kurze, aber ansprechende Geschichte: Eine gewisse (auch stilistisch dargestellte) Schlichtheit (um nicht Naivität zu sagen), wird der Gewalt gegenübergestellt.
Die Unmittelbarkeit und unvermittelt auftretenden Gewalt ist gut erfasst, wie nah Tod und Kaffeetrinken beieinander liegen wird deutlich.

„Seit dem Beginn des Krieges war es nicht mehr so schön“

- Passt gut - diese Untertreibung …

„Es ist ein wunderschönes Rot, nicht war?“
Der Soldat schüttelte den Kopf. „Was ist mit Ihrer Familie?“
„Ich finde es wunderschön.“

- Fast ein Missverständnis zwischen den Beiden. Der Alte ist total gefangen in seiner engen, aber den Seelenfrieden rettenden Perspektive.

Änderungsvorschläge:

„Und die meisten Leute geflohen.“

- waren geflohen

„und Scannte, mit seiner Maschinenpistole im Anschlag, die Gegend ab.“

- scannte


„SIND SIE TAUB MAN. DAS IST GEFÄHRLICH HIER SIE SOLLTEN SICH SCHLEUNIGST AUS DEM STAUB MACHEN.“

- Manche Leute meinen, man sollte bei so etwas ohne Großbuchstaben auskommen. Also: Der Panzerschütze (wie immer die heißen, „Soldat“ kommt bald wieder) schimpfte laut: Sind sie taub, Mann? Das … hier,

„Sie müssen hier Weg

- weg


„Der Alte ging in ein Zelt das“

- Zelt, das

„Der Alte zuckte mit den Schultern Trank seinen Kaffe“


- Wiederholung „Alte“. Schultern, trank … Kaffee.

L G,

Woltochinon

 

Vielen Dank für deine Kritik. Es war mein erster Versuch eine Kurzgeschichte zu schreiben.

 

Hallo Tarzan,

und herzlich willkommen auf kg.de.

Soso, Dein Erstling... Für einen solchen finde ich ihn gelungen, Du bringst in dieser kurzen Szene gut die Gegensätze zueinander und damit eine der wahnsinnigen Fratzen im Krieg kurz auch zu mir in die 15,4"-Realität. Schlich dargeboten und auch inhaltlich überschaubar, gefällt sie mir als Miniatur sehr gut, flüssig zu lesen und in gewisser Weise brachial.
Dabei beweist Du hier vor allem in der Auswahl des Themas und der Szene ein glückliches Händchen, nur weiter so.
Die Kommasetzungsregeln würde ich Dir jedoch noch zum Studium empfehlen, für einen kurzen Text sind wirklich viele drin (und damit meine ich nur die, die mir auffallen und die ich daher unten anführe).

Grüße,
C. Seltsem

Seine Frau und er hatten Hängematten im Garten gehabt in denen sie oft gelegen und das Leben genossen hatten.
gehabtKOMMA und die Dopplung solltest Du durch Umformulieren rausnehmen.
Er fand es sei ein wunderschönes Rot.
fandKOMMA
„Sie sollten hier verschwinden.“ Der Alte rührte sich nicht.
Rührt der Alte sich wirklich nicht, ist also bewegungslos, oder streicht er seinen Zaun weiter ?!
SIND SIE TAUB MAN.
sollte da nicht ein Fragezeichen stehen ?
„Es ist ein wunderschönes Rot, nicht war?“
wahr
Als er wieder raus kam hielt er zwei Tassen und eine Kaffeekanne in der Hand.
kamKOMMA
Der Alte zuckte mit den Schultern Trank seinen Kaffe und strich seinen Zaun weiter.
SchulternKOMMA trank

 

Hallo Tarzan,

kann mich den lobenden Worten anschließen. Die Gegenüberstellung ist dir gelungen, allerdings finde ich die Gleichgültigkeit am Ende doch etwas zu überspitzt. Aber das ist wohl, wie so vieles, geschmackssache.
Auf jeden Fall solltest du jedoch die Mängel von wolti & seltsem beherzigen und dich ans Ausbessern machen!
Den großgeschriebenen Teil würde ich klein schreiben und dafür kursiv setzen, das macht sich von der Optik wesentlich besser. Großschreibung würde ich erst dann einsetzen, wenn selbst kursiv noch getoppt werden muss. Das muss es aber eben in diesem Falle nicht.

grüßlichst
weltenläufer

 

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